„Hände weg von Langtaufers!“

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Was kommt mit 5G auf uns zu? „Alle haben Smartphones, Antennen aber will keiner.“ Luca Verdi: „Es herrscht noch viel Unsicherheit.“ SCHLANDERS - Eines schickte

Bürgermeister Dieter Pinggera beim Info-Abend zum Thema Mobilfunk und 5G am 9. Dezember in der Aula Magna der WFO in aller Deutlichkeit voraus: „Es liegt derzeit kein Antrag für eine 5G-Antenne in Schlanders auf.“ Sehr wohl aber werde über dieses Thema viel diskutiert. Es seien mehrere Stellungnahmen im Rathaus eingegangen. Zusätzlich dazu laufe eine landesweite Petition. Obwohl es derzeit keinen konkreten Anlass gebe, sei im Ausschuss vereinbart worden, die Bevölkerung möglichst objektiv und sachlich zu informieren. Auch die Gemeindereferentin Dunja Tassiello bestätigte, dass in der Gemeinde viel über 5G bzw. die Strahlungen, die von diesem neuen Standard für mobiles Internet und Mobiltelefonie ausgehen, geredet wird. Luca Verdi, der Amtsdirektor des Landeslabors für Luftanalysen und Strahlenschutz, eröffnete seinen Vortrag mit der Feststellung, dass so gut wie alle ein Smartphone haben, aber neue Antennen wolle keiner. Bezüglich der 5G-Technologie herrsche viel Unsicherheit, räumte Verdi ein. Er holte weit aus und informierte über natürliche und künstliche Strahlungen. Wie schon bei den Standards 2G, 3G und 4G wolle man auch mit 5G versuchen, dass Daten möglichst überall und vor allem schnell übertragen werden können. Damit das technisch möglich ist, braucht es entsprechende Antennen. Was die Strahlenbelastung betrifft, so sei zu beachten, „dass 5G dazu kommt und die Strahlungen, die bereits von den Technologien von 2G bis 4G ausgehen, nicht sofort verschwinden, sondern nur sukzessive abgebaut werden.“ An und für sich sei 5G umweltfreundlicher und weniger belastend als 2G, 3G oder 4G. „Dies deshalb, weil 5G hohe bis sehr hohe Frequenzen im Gigahertz-Bereich nutzen bzw. besetzen wird, wobei die Strahlung bei 16

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Verdi bestehende Antennen bzw. Masten aufgerüstet bzw. neue errichtet werden, speziell in Städten und Ballungszentren. Strahlung und nicht nur

100 Megahertz am schädlichsten ist.“ Was die Strahlenbelastung insgesamt angeht, so seien die zugelassenen Grenzwerte in Italien mit Abstand niedriger als jene in vielen anderen Ländern Europas oder in den USA. Liegt der Elektrosmog-Grenzwert in Italien für alle Frequenzbereichen bei 6 Volt pro Meter, so liegt er etwa in Deutschland im 100 MHz-Bereich bei fast 30 V/m und im 2.500 MHz-Bereich bei über 60 V/m. „Erhöhtes Krebsrisiko nicht nachgewiesen“ Luca Verdi wartete auch mit wissenschaftlichen Ergebnissen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Deutschland zu gesundheitlichen Wirkungen hochfrequenter Felder auf. So sei etwa ein erhöhtes Krebsrisiko nicht nachgewiesen. Das BfS geht auch davon aus, dass bei Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte keine negativen gesundheitlichen

Auswirkungen durch hochfrequente elektromagnetische Felder von Mobiltelefonen zu erwarten seien. „Und dabei sind die Grenzwerte in Deutschland deutlich höher“, ergänzte Verdi. Laut dem BfS seien auch in den 5G Frequenzbereichen unterhalb der bestehenden Grenzwerte keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten. Dennoch sei beim Betrieb von bestehenden sowie bei der Entwicklung neuer drahtloser Kommunikationstechniken weiterhin auf eine vorsorgliche Minimierung der Exposition der Nutzer und der Bevölkerung zu achten. Bezüglich der Elektrosensibilität hätten viele bisher durchgeführte Studien ergeben, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und den Beschwerden elektrosensibler Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden könne. Sollte die 5G-Technologie in Südtirol Einzug halten, dürften laut Luca

In den Bildern (v.l.): Dunja Tassiello, Dieter Pinggera und Luca Verdi

Schlimmer als die Strahlung schätzt der Amtsdirektor die sozialen Auswirkungen und weitere Folgen der Mobiltelefonie ein. Die direkte Kommunikation zwischen den Menschen schwinde und viele Verkehrsunfälle passieren wegen Unachtsamkeit, weil man mit dem Smartphone beschäftigt ist. Auch mit konkreten Tipps, wie man sich vor Strahlungen schützen kann, wartete Verdi auf. So sollten Smartphones während der Nacht ausgeschaltet werden. Wichtig ist auch, nur bei gutem Empfang zu telefonieren und das Handys vom Körper und vom Kopf fernzuhalten, „denn schon ein Abstand von 30 Zentimetern senkt die Belastung um das Tausendfache.“ Starke Wirtschaftsinteressen Bei der Diskussion wurde u.a. eingeworfen, dass hinter der 5G-Technologie starke Wirtschaftsinteressen stecken, dass die Auswirkungen auf die Gesundheit nicht ausreichend erforscht seien und dass bisherige Studien zum Teil nicht „neutral“ seien. Zur Frage, wie es sich verhält, wenn neue Antennen aufgestellt werden, meinte der Amtsdirektor, dass es dafür bestimmte Regeln gibt. Werden diese sowie auch die Grenzwerte eingehalten, kann ein Aufstellen laut Staatsgesetz nicht verhindert werden. Bürgermeister Dieter Pinggera gab sich überzeugt, dass ein „5G-Verbot“, für das sich zum Beispiel der Gemeinderat von Mals ausgesprochen hat, einem Rekurs nicht standhalten dürfte. Pinggera zeigte sich abschließend mit den „doch beruhigenden und objektiven“ Informationen von Luca Verdi zufrieden. SEPP


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