Es wird konkret

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Gedenktafel für Johann Pircher Erinnerung an einen Vinschger Widerstandskämpfer. LAAS - „Er war nicht auf der Sonnenseite des Lebens“, betonte Peter Tappeiner am 1. Februar. Es war der 100. Geburtstag von Johann Pircher. Geboren am 1. Februar 1924 in Laas, gestorben am 10. Juli 2002 in Vetzan. Zu diesem Anlass wurde auf dem Laaser Friedhof eine Gedenktafel enthüllt. Pircher war Widerstandskämpfer und „Opfer eines Justizskandals“, wie Tappeiner als Mitorganisator der Gedenkfeier erinnerte. Pircher, ein Deserteur, der sich später den Passeirer Partisanen anschloss, Nationalsozialismus und Faschismus be- Eine Gedenktafel für den kämpfte, war 1966 inhaftiert und Widerstandskämpfer. 1975 begnadigt worden. Leben zu retten. Er stellte sich nach seiner Flucht in die Schweiz Mut bewiesen als Kurier zur Verfügung und Der Vinschger, der von der diente den Partisanen. Er bewies Wehrmacht eingezogen wurde, damit erneut großen Mut und desertierte im Jahr 1944. „An arbeitete für ein größeres Ziel“, der Front kann man sterben, als so Steurer. Pircher habe viel für Deserteur muss man sterben“, den Frieden getan, und dafür, zitierte der Historiker Leopold dass in Südtirol wieder das demoSteurer Adolf Hitler. Schon al- kratische Leben beginnen konnte. lein dies mache klar, „welchen Für die Alliierten sei es nämlich Mut es damals brauchte, aus der wichtig gewesen, zu wissen, „dass totalitären Wehr zu fliehen“, so es hier solche Menschen gibt“. Steurer. Er habe sich lange mit der Menschen, die sich gegen den Desertion beschäftigt und 1993 Nationalsozialismus stellen. Pirein Buch über den Widerstand cher war Mitglied der Partisanengegen den Nationalsozialismus gruppe um Hans Egarter. veröffentlicht. Johann Pircher Nach dem Krieg wurden er habe er oft besucht. „Er bewies und weitere Deserteure gerichtmit der Desertion Mut. Es ging lich verurteilt, „ein faschistischer ihm aber nie nur darum, sein Staatsanwalt“ habe dabei die

Leopold Steurer (links) und Peter Tappeiner.

Bürgermeisterin Verena Tröger gedachte des Verstorbenen.

Hände im Spiel gehabt, wie es bei der Gedenkfeier hieß. Leopold Steurer erinnerte auch daran, dass das Thema der Desertion und des Widerstands rund um Hans Pircher in Südtirol über Jahrzehnte hinweg tabu gewesen sei. Pircher sei nicht nur ein Opfer eines Justizirrtums gewesen, sondern auch „Opfer einer falschen Erinnerungskultur“. Vor allem dem Einsatz des antifaschistischen Italiens sei es zu verdanken gewesen, dass Pircher begnadigt wurde – in Südtirol habe die Causa „kaum interessiert“. „Sein Handeln ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Wir können Werte, die wir glauben, gewonnen zu haben, auch wieder

verlieren, wenn es nicht Menschen gibt, die sich immer wieder für unsere Werte einsetzen“, so Leopold Steurer. Auch die Laaser Bürgermeisterin Verena Tröger fand in ihrer Ansprache klare Worte: „Hans Pircher lebte in einer finsteren Zeit, wo ihm viel Unrecht widerfahren ist. Die Gedenkfeier soll uns dies in Erinnerung rufen. Danke an alle, die hinter dieser Aktion standen“. Musiker Ernst Thomas sorgte mit Antikriegsliedern für die passende Umrahmung. Irmgard Platter sprach ein Segensgebet, Claudia Daniel, eine Verwandte von Hans Pircher, entzündete an der Gedenktafel eine Kerze. MICHAEL ANDRES

Wohin führt die Klimakrise? LATSCH - Auch im Vorstand des Kiwanis Club Vinschgau ist man über die extremen Wetterereignisse besorgt: „Die Klimakrise hat begonnen, wo führt sie hin?“ Eine brandaktuelle Frage zu einem brandaktuellen Thema. Erste Hinweise auf das Auslösen irreversibler Veränderungen machen sich in der Zwischenzeit bereits alarmierend bemerkbar. Auch in Südtirol. Gleichzeitig werden die

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zeitlichen Handlungsfenster trotz der bekannten Handlungsoptionen immer kleiner. Antworten auf drängende Fragen in Sachen Klima kann in Südtirol vor allem Professor Georg Kaser geben. Der emeritierte Professor für Klima- und Kryosphärenforschung (erforscht das Wasser in festem Zustand) hat an 3 Berichtszyklen Georg Kaser aus Meran und des Weltklimarates der Verein- als Wahl-Vinschger in Karthaus, ten Nationen mitgeschrieben. Schnals, wohnhaft.

Der Kiwanis Club Vinschgau hat den Professor für einen Vortrag am 19. Februar 2024, um 19.30 Uhr im Bildungshaus Schloss Goldrain gewinnen können. Aus organisatorischen Gründen ist eine Voranmeldung unter der Telefonnummer 335 31 94 44 oder über E-Mail an g.fuchs47@gmail. com erbeten. GÜNTHER SCHÖPF


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