VINSCHGER KULTUR
„ansichtshalber“ WIEN/VINSCHGAU - Die Welt ist bunt. In allen Dingen zeigt sie ihre Nuancen und Zwischentöne - wenn man denn hinsieht und -hört. Die Erkenntnis, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt, ist untrennbar mit der eigenen Achtsamkeit und Offenheit, sie auch wahrnehmen zu wollen, verbunden. Dominik Plangger, gebürtig aus Stilfser Brücke, ist jemand, der hinsieht, sich seine Gedanken darüber macht und diese meisterhaft in Worte und Musik zu verpacken vermag. In seinem aktuellen Projekt „ansichtshalber“ blickt er durch das Plakative hindurch und hebt den dichten Dunst der Oberflächlich-
keit. Dominik Plangger macht den Blick frei und die Ohren auf für die feinen Zwischentöne und die unhörbaren Worte zwischen den Zeilen. Feinfühlig und einfühlsam. Der Titel „namenlose“, der im Mai 2020 als digitale Single erschienen ist, ist mit „ansichtshalber“ erstmals auf einem Tonträger erhältlich. Dominik hat den Song von Woody Guthrie mit viel Einfühlungsvermögen ins Deutsche übersetzt. „namenlose“ ist ein eindringlicher Song, mit dem er wach rüttelt und uns mahnt, das Leid der Flüchtenden auf der ganzen Welt nicht zu vergessen. Das Elend dieser Menschen ist nicht weniger geworden, nur weil uns
ihr Schicksal nicht mehr tagtäglich vor Augen geführt wird. - Der Youtube-Dauerbrenner „Liebeslied im alten Stil“ im Duett mit Cynthia Nickschas ist ebenso erstmals in dieser Version im
Studio aufgenommen worden und Teil des Albums. Eine besonders schöne Überraschung ist der Titel „Linda“ im Duett mit der Südtiroler Schauspielerin Anna Unterberger. Die elf Titel machen das Album zu einem runden Werk, das nun endlich - dank eines gelungenen Crowdfundings mit Hilfe vieler einzelner Unterstützerinnen und Unterstützer - hinaus in die Welt und seine Wirkung entfalten darf. Die „ansichtshalber“-Tour hat Ende September in Wien begonnen. In Südtirol sind Konzerte in Bruneck (30. November), Brixen (1. Dezember), Algund (2. Dezember), Prad (3. Dezember) und Bozen (4. Dezember) geplant. RED
OBERENGADIN - Die im Engadin le- Abwanderung geprägt ist. Als
bende Theaterautorin und Regisseurin Selma Mahlknecht konnte am 19. November im Theater Zuoz Globe im Oberengadin den dem 15.000 Franken dotierten Preis „Premi Travers Zuoz“ entgegennehmen. Sie erhielt den Preis für ein Stück, das die Bedrohung der Bergdörfer thematisiert. Das Stück trägt den Titel „Üna sbrinzla da spranza per S-chus-ch“, zu Deutsch „Ein Funke Hoffnung für S-chus-ch“. Das Stück wird 2023 im Rahmen des Festivals Travers von professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern in romanischer Sprache uraufgeführt und anschließend durch Graubünden touren. Die Geschichte spielt im fiktiven Bündner Dorf S-chus-ch, das von Armut und
ein anonymer Geschäftsmann dort investieren möchte, stößt er auf großes Interesse. Zu spät merken die Bewohner des Bergdorfs, dass der Milliardär schrittweise das ganze Dorf unter seine Kontrolle bringt, um es in einen gigantischen privaten Schutzbunker gegen die Folgen des Klimawandels, gegen Krieg und soziale Krisen zu verwandeln.
Foto: Naomi Del Simone, 2022
Theaterpreis für Selma Mahlknecht
„Hochaktuelle globale Fragen“ Die aus Theaterfachleuten bestehende Jury hob hervor, dass Mahlknechts Stückentwurf „hochaktuelle globale Fragen, die gleichzeitig aber auch von spezifischer Bedeutung für das Romanische und das Berggebiet sind“, Selma Mahlknecht
mittels Satire reflektiert. Besonders gelobt wurden „biblische und dürrenmatt‘sche Anspielungen“ sowie die Dramaturgie und die prägnanten Dialoge des Werks. Gestiftet wird der Preis von der rätoromanischen Kulturvereinigung Lia Rumantscha und der Gemeinde Zuoz. Selma Mahlknecht wuchs in Plaus auf, besuchte die Mittelschule in Naturns und das Humanistische Gymnasium in Meran. Anschließend absolvierte sie den Studiengang „Dramaturgie und Drehbuch“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Selma Mahlknecht lebt in Zernez und arbeitet an der Academia Engiadina in Samedan sowie auch im Bereich Erwachsenenfortbildung und Theater. RED
Zwei neue CDs von Peter Waldner INNSBRUCK - Der aus Mals stammende Organist, Cembalist und Spezialist für Alte Musik, Peter Waldner, hat kürzlich zwei neue CDs herausgebracht. Die OrgelCD „MANUALITER (Musikmuseum 59)“ präsentiert bedeutende hochbarocke, bis vor kurzem völlig unbekannte und nun erstmals auf CD eingespielte italienische, süddeutsche und
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DER VINSCHGER 21/22
Erschienen ist diese CD in der CD-Reihe „musikmuseum“ der Tiroler Landesmuseen. Eingespielt wurde sie an drei barocken Kleinorgeln in Südtirol. - Die CD „MUSICAL STORYTELTiroler Orgelwerke aus der Es- LING (Tastenfreuden 12)“ ist sack-Handschrift. Diese Hand- Peter Waldners zwölfte CD der schrift hat der Kapellmeister Reihe „Tastenfreuden“. Eingedes Haller Damenstifts, Elias spielt hat er diese CD auf dem de Sylva, um 1700 angefertigt. einzigen spielbaren, origina-
len, zweimanualigen Cembalo (1646) von Ioannes Couchet im Musikinstrumenten-Museum (MIM) in Brüssel. Zu hören sind flämische, niederländische und französische Cembalo-Werke des 17. Jahrhunderts. Die zwei neuen CDs können über die Homepage von Peter Waldner (www.peterwaldner.at) bestellt werden. RED