"Schmuggler im Anmarsch"

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VINSCHGER KULTUR

Über 100 Jahre alt. Heute Teil der Sonderausstellung im Klostermuseum.

Klosterfundus ins Licht gerückt Eine Sonderausstellung mit präparierten Tieren, ein restaurierter Manipel und Bildtafeln des Memminger Malers Bernhard Strigel im Kloster Marienberg. SCHLINIG - „Es war auch mein Job, etwas Kurioses auszuprobieren“, so die Replik des Ausstellungsmachers von „Corvus Corax“, Hannes Egger, auf die Aussage von Museumsleiterin Annemarie Schwarz, dass diese Sonderausstellung nicht weniger kurios als die vorhergehende von Egger kuratierte „Res personalis“ sei. Annemarie Schwarz sieht genau in dieser Qualität eine Möglichkeit: In Zeiten rückläufiger Museums­ besuche müsse man auch neue Formen der Ausstellungen probieren. Und so rückt das Licht in schnellem Wechsel von präpariertem Iltis zur Schlange, von Kiebitz zu Hermelin und Gartenschläfer, legt sich auf Affe und Rabe, lässt Geschichten aus Friedrich Nietzsches „Die fröhliche Wissenschaft“ und der Schöpfungsgeschichte, aber auch aus Kulturgeschichte und Naturwissenschaften erzählen. Der Rabe soll der Legende nach das Brot, mit dem Benedikt vergiftet werden sollte, entführt und somit Benedikt geschützt haben. Der kluge Vogel also Hauptakteur, Namensgeber der Sonderaus­stellung und, wie die meisten anderen Tierpräparate, vor über 100 Jahren an-

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DER VINSCHGER 11/17

Kurator der Sonderausstellung „Corvus Corax“, Hannes Egger (links) und Musikdesigner Gerhard Marini, verantwortlich für den Sound.

gefertigt. Tierpräparator Walter Zoderer, der die Exponate entstaubt und teils restauriert hatte, staunte über die Qualität der Objekte: „Sehr professionell angefertigt“, so sein Urteil, auch die Lebendigkeit des ausgestellten Affen sei großartig. Lange ruhten sie im Kloster, seit sie aus dem 1928 geschlossenen Meraner Gymnasium des Klosters zurück in den Obervinschgau kamen. Doch die Sonderausstellung war bei der Eröffnung am 17. März nur ein Teil des Gesamten. Im Rahmen der Restaurierung im Kloster wurde ein aus dem 12. Jahrhundert stammen-

Eine der sechs Bildtafeln von Bernhard Strigel (1460-1528) aus Memmingen im Allgäu; Foto/Quelle: Museum Kloster Marienberg

des Manipel, ein streifenförmiges Tuch, das den linken Arm bzw. die Hand der Diakone be­decken sollte und zum Abwischen von Schweiß erdacht war, gefunden. Die auf Manipeln gezeigten Bildszenen aus dem

Leben Christi sind selten, restauriert wurde das Stück aus Lampasgewebe von der Textilrestauratorin Irene Tomedi. Eines der ältesten Stücke dieser Art befindet sich in der Kathedrahle von Durham in Großbritannien. Das Manipel des Klosters „ist ein sensationeller Fund“, so Abt Markus Spanier. Doch damit nicht genug: Sechs Bildtafeln des Memminger Malers Bernhard Strigel werden nun im Kloster­museum ausgestellt: der Zeitgenosse Albrecht Dürers und Sohn des Bildhauers Ivo Strigel - dessen Altar und Seitenfiguren früher in der Kirche auf dem Tartscher Bichl, heute in einem Nebenraum der Tartscher Pfarrkirche zu finden sind - zeigt in den Gemälden unter anderen den Eremiten Paulus von Theben und die Mönchsväter Antonius und Paulus. Der vor zehn Jahren verstorbene Klosterarchivar Pater Josef Joos ging davon aus, dass die Werke von einem Abt der Benediktinerabtei gekauft wurden. KATHARINA HOHENSTEIN


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