Alarm! Wald in Not

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VINSCHGER GeSellSchaFt

der Kammerabgeordnete albrecht plangger (rechts) mit dem Generaldirektor des amtes für öffentliche Gewässer und einem weiteren Beamten im römischen Umweltministerium; was plangger in der hand hält, sind die historischen akten zum Kraftwerk Graun/ Karlinbach-langtaufers.

Stromstreit: Licht am Ende desTunnels Ein „onorevole“ kann Kraft dieses Amtes viel mehr bewirken als ein Bürgermeister. Fallbeispiel Kraftwerk Graun/Karlinbach-Langtaufers GraUn/VinSchGaU - Die Zeichen

für eine endgültige Lösung des Vinschger Stromstreites stehen auf Grün. Fünf große Themenkreise sind laut dem SVP-Kammerabgeordneten Albrecht Plangger offen: die Konzessionsvergabe beim Kraftwerk Laas/Martell, das seit 1962 bestehende Provisorium Schlinig-, Arunda- und Marienbergbach sowie Haidersee, das Provisorium Graun/Karlinbach-Langtaufers, die Immobiliensteuer bei den Kraftwerksanlagen sowie die eigenständige Stromverteilung im Vinschgau. Es ist anzunehmen, dass die Landesregierung in Kürze einen allumfassenden Beschluss zum Vinschger Stromstreit fällen wird. Dass man als „onorevole“ in Rom viel mehr Gewicht hat als der Bürgermeister irgendeiner entlegenen Gemeinde, hat der ehemalige Grauner Bürgermeister Albrecht Plangger als neuer SVP-Abgeordneter am Beispiel des Provisoriums Kraftwerk Graun/Karlinbach-Langtaufers erlebt. „Hier im Lande ist der Bürgermeister in der Regel effektiv der erste Bürger, in Rom aber ist er nur einer von 8.800“, so Plangger. Als „onorevole“ ist man immerhin ei-

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DER VINSCHGER 34/13

ner von 630. Dass beim Kraftwerk Graun/Langtaufers etwas „faul“ war, habe er schon vor 18 Jahren gemerkt. Das Kraftwerk, erbaut mitten im Dorf und derzeit von der Hydros (Tochtergesellschaft der SEL AG) geführt, wurde seit 1962 auf Grund einer provisorischen Ermächtigung geführt. Plangger: „Eine definitive Wasserkonzession konnte der früheren Betreiberin Edison nie ausgestellt werden, da diese etwas anderes gebaut hatte als genehmigt.“ Das Werk hätte in einer Kaverne errichtet werden müssen und in Grub hätte man kein Speicherbecken bauen dürfen. Weiters seien „falsche“ Bäche abgeleitet worden. Um dem Risiko, bei einem neuerlichen Genehmigungsverfahren Abstriche am Projekt vornehmen zu müssen, zu entgehen, habe Edison auf Zeit gespielt und Gras über die Sache wachsen lassen. Es blieb somit beim Provisorium. Als Plangger 1995 zum Präsidenten des Wassereinzugsgebietes

der Etsch gewählt wurde, hat er schnell gemerkt, dass in Langtaufers nicht alles rechtens ist. Das Staubecken existierte im Kataster ebenso wenig wie fast die gesamte Kraftwerksanlage. Weiters wurden ca. 20% mehr Wasser abgeleitet als genehmigt. Der Uferzins, wie er der Gemeinde dafür hätte entrichtet werden müssen, floss natürlich nicht. „Das Land hat immer brav zugeschaut und mit dem Energiegiganten Edison wollte man sich wegen eines Provisoriums in Langtaufers nicht anlegen“, erinnert sich Plangger. Dem damaligen Bürgermeister gelang es aber mit Hilfe von Rechtsanwälten, die Zahlung des richtigen Uferzinses auch rückwirkend für 5 Jahre zu erwirken. Dann kam die große staatliche Energiereform: Alles, was noch nicht definitiv genehmigt war, sollte verfallen und neu ausgeschrieben werden. Edison bangte um 20 Jahre Konzessionszeit und wurde im Umweltministerium

oft vorstellig, um noch eine definitive Konzession zu erhalten. Plangger roch Lunte und sprach direkt in Rom vor. Er stieß auf zuvorkommende Beamte, „die genau wussten, wie Edison die Gemeinde und ortsansässige Bevölkerung in Graun behandelt hat und dies offensichtlich persönlich nicht gutgeheißen haben.“ Edison blitzte überraschend ab, eine Verlängerung um 49 Jahre und 6 Monate bei gleichzeitiger Potenzierung der Anlage wurde verhindert. Mit 1. Jänner 2000 gingen alle Wasserrechtskompetenzen an das Land über. Plangger: „Dieses hat aber nicht die Konzession für verfallen erklärt und neu ausgeschrieben, sondern wie bei den Kraftwerken Glurns/Kastelbell Verhandlungen mit der Edison aufgenommen.“ Alle Anstrengungen der Gemeinde - auch rechtlicher Art - seien abgeschmettert worden. 2003 wurde sogar eine Durchführungsbestimmung erlassen, um die Edison in Langtaufers zumindest bis 2010 - nicht bis zum normalen Verfallsdatum 2020 - weiterarbeiten zu lassen. Die Gemeinde bekam keinerlei Hilfe, auch nicht, um zumindest die historie zum Kraftwerk in Graun ist jetzt lückenlos dokumentiert. die ausständigen Uferzinsgelder


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