DE_TVR_2025

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DER VEGOCRACY-REPORT 25

WAS BRINGT UNS MORGEN DAZU, UNS GESUNDER ZU ERNÄHREN?

Ein internationaler Bericht über die entscheidenden Faktoren, die erschwingliches, zugängliches und leckeres Essen für eine gesündere Zukunft gestalten.

INHALT

GESUND ESSEN KANN NICHT WARTEN – DIE ZUKUNFT IST JETZT

WORUM GEHT ES IN DIESER STUDIE?

SNACKS FÜR AKTIVE

WISSEN IST MACHT – IST ES AUCH DAS REZEPT FÜR GESÜNDERES ESSEN?

Schluck das, Lebensmittelindustrie!

DEUTSCHE WOLLEN BESSER ESSEN – ABER DAS SYSTEM SAGT NEIN

IST GESUNDHEIT UNERREICHBAR?

GESUNDHEIT – EIN PRIVILEG DER WOHLHABENDEN?

Hey Entscheidungsträger! Lebenslange Gewohnheiten beginnen im Kindesalter

MACHT GESUNDES ESSEN ZUM NEUEN HYPE!

Zucker stiehlt die Show, Gesundheit bleibt backstage

HOLEN WIR UNS RAT VON DEN WELTWEITEN EXPERTEN

Mehr als nur Geschmack

Neu denken: Geschmack, Nachhaltigkeit und Wohlbefinden der nächsten Generation

Wie Innovation die Zukunft der Ernährung neu definiert

GESUND ESSEN KANN NICHT WARTEN DIE ZUKUNFT IST JETZT

Die Frage nach den treibenden Kräften gesunder Ernährungsgewohnheiten der Zukunft ist eine der dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit. Mit 75 % der weltweiten Todesfälle durch Zivilisationskrankheiten, wie Herzkrankheiten und Diabetes, ist Veränderung dringend nötig. Diese Krise überschreitet Grenzen und Kulturen und erfordert gemeinsames Handeln von Branchen, Politik und Gesellschaft.

Gleichzeitig zeigt der Vegocracy-Bericht 2025 das Ausmaß des Problems auf: Nur 11 % der Generation Z erreichen die von der WHO empfohlenen 400 g Obst- und Gemüseaufnahme pro Tag, während fast die Hälfte befürchtet, dass ihre Ernährung mehr schadet als nutzt. Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit eines Wandels in unserem Umgang mit Lebensmitteln – denn gesunde Ernährung ist nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern eine gesamtgesellschaftliche Gesundheitspriorität.

Um voranzukommen, müssen wir Hindernisse für gesündere Gewohnheiten angehen. Erschwinglichkeit bleibt dabei ein wichtiger Faktor, da nahrhafte Lebensmittel oft als Luxus empfunden werden. Bequemlichkeit ist ebenfalls wichtig, denn auch schnelle Lebensstile brauchen einfache, gesunde Lösungen. Und vielleicht am wichtigsten: Gesunde Lebensmittel müssen mehr sein als nur eine Verpflichtung – sie müssen etwas sein, nach dem die Menschen aktiv verlangen. Obst und Gemüse sollten genauso spannend und genussvoll sein wie andere Lebensmittel.

Echte Veränderung erfordert überall mutiges Handeln. Die

Lebensmittelindustrie muss tätig werden, um gesündere Optionen erschwinglicher, bequemer und attraktiver zu machen. Politische Entscheidungsträger, Anbieter und Communities müssen kooperieren, um die wirtschaftlichen und logistischen Hindernisse zu beseitigen, die den Zugang zu besserer Ernährung verhindern. Wichtig ist auch, die Wahrnehmung gesunder Ernährung zu verändern – weg von Verzicht, hin zu etwas erstrebenswertem, genussvollem und mühelosen.

Die gesünderen Ernährungsentscheidungen von morgen werden auf Zusammenarbeit, Kreativität und Engagement basieren. Der Vegocracy-Bericht 2025 beleuchtet nicht nur die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, sondern dient auch als klarer Aufruf zum Handeln. Indem wir uns auf Erschwinglichkeit, Zugänglichkeit und Attraktivität konzentrieren, können wir die Denkweise der Menschen über Lebensmittel neu gestalten – und eine Zukunft schaffen, in der gesunde Ernährung die einfachste und attraktivste Wahl für alle ist.

Die Herausforderung ist klar. Die Chance ist da. Lassen wir es Wirklichkeit werden.

WORUM GEHT ES IN DIESER STUDIE?

Der jährliche Vegocracy-Bericht basiert auf einer Ipsos-Umfrage mit über 12.000 Interviews in sieben Ländern, durchgeführt zwischen November 2024 und Januar 2025, und erfasst Perspektiven von 18bis 65-Jährigen.

WARUM DAS WICHTIG IST

Die Lebensmittel, die wir heute essen, formen die Welt von morgen. Über 75 % aller weltweiten Todesfälle stehen im Zusammenhang mit vermeidbaren Zivilisationskrankheiten, wie Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Diabetes*. Die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit.

Diese Probleme sind global und vereinen uns über Grenzen, Kulturen, politische Meinungen und sozioökonomische Bedingungen hinweg. In einer Welt des Klimawandels, der Ungleichheit und belasteten Lebensmittelsysteme wird deutlich, dass wir gesündere und nachhaltigere Ernährungsweisen brauchen. Und wir brauchen sie jetzt.

Dies bietet auch die Chance für einen globalen Wandel zum Nutzen von Umwelt und Gesundheit. Picadeli ist ein innovatives Unternehmen im Bereich gesunder Lebensmitteltechnologie, das sich der Revolutionierung der Fast-FoodIndustrie widmet und frische Lebensmittel für alle zugänglich, erschwinglich und schmackhaft machen will. Wir glauben, dass die gesünderen Ernährungsentscheidungen von morgen durch gemeinsames Handeln, Innovation und die Bereitschaft, unsere heutigen Essgewohnheiten zu überdenken, geprägt werden. Gemeinsam können wir den Wandel vorantreiben, den die Welt so dringend braucht – und er beginnt jetzt.

*WHO, 2024

SNACKS F R AKTIVE

Appetit auf frische Einblicke? Entdecke unsere wichtigsten Erkenntnisse, kompakt für Liebhaber schneller, knackiger Infos. Lass dich von den vielschichtigen Aromen des kompletten Berichts inspirieren. Guten Lese-Appetit!

20% der Menschen essen nicht nach Ernährungs-Empfehlungen, weil ihnen der Zugang zu frischem Obst und Gemüse fehlt.

86 % würden mehr Obst und Gemüse kaufen, wenn es günstiger wäre. Bei Gen Z sind es 90 %.

Mehr als jede fünfte Person gibt an, keinen Zugang zu erschwinglichen, gesunden Mahlzeiten in ihrem lokalen Supermarkt zu haben. 88 % von ihnen würden gesündere Mahlzeiten wählen, wenn diese leichter zugänglich wären.

1. GESCHMACK45%

2. PREIS 21%

3. GESUNDHEIT 18%

4. ZEIT 12%

5. UMWELT2%

ERREICHEN DIE EMPFOHLENE TÄGLICHE AUFNAHME AN OBST UND GEM SE.

SUPERFOOD - SUPERFLOP

KEINE ZEIT FÜR DIE GEMÜSEABTEILUNG

Zu wenig Zeit: Die tägliche Empfehlung von 400 g Obst und Gemüse wird häufiger verfehlt – von 17 % (2024) auf 26 % .

ALLGEMEIN BEKANNT? NICHT GANZ.

45 % der 45- bis 65-Jährigen und 41 % der Gen Z kennen die WHOErnährungsempfehlungen zu Obst und Gemüse nicht.

IST GESUNDES ESSEN EIN LUXUS?

29 % geben an, sich nicht täglich 400g Obst oder Gemüse nicht leisten zu können. Bei Arbeitslosen verdoppelt sich dieser Anteil fast – auf unglaubliche 52 %.

Geschmack bleibt der wichtigste Faktor bei der Wahl unserer Lebensmittel, und die Umwelt spielt eine geringere Rolle denn je bei der Gestaltung unserer Essgewohnheiten.

96 % WASSER – HMMM!

GURKE IST DAS BELIEBTESTE GEM SE DER GENERATION Z IN ALLEN LÄNDERN (29 %). MÖHREN LANDEN BEI DEN JUNGEN LEUTEN AUF PLATZ ZWEI (27 %).

TENNIS, WER IST DABEI?

DIE EMPFEHLUNG VON 400 G OBST UND GEM SE TÄGLICH ENTSPRICHT F NF PORTIONEN À 80 G, JEWEILS SO GROSS WIE EIN TENNISBALL.

ESSEN NACH LAUNE!

ESSEN GES NDER, WENN SIE GL CKLICH SIND.

27% 22% 34% 3O%

VERLIEREN DEN APPETIT, WENN SIE ÄNGSTLICH SIND,

WOLLEN IN STIMMUNGSTIEFS COMFORT FOOD

GREIFEN ZU S SSIGKEITEN, WENN SIE M DE SIND.

41 % DER FRAUEN SEHNEN SICH NACH COMFORT FOOD, WENN SIE SICH NIEDERGESCHLAGEN F HLEN. BEI MÄNNERN SIND ES NUR 28 %.

GL CKLICH IN PARIS? 18 % DER FRANZOSEN ESSEN TÄGLICH 400 G OBST UND GEM SE – VERGLICHEN MIT NUR 8 % IN FINNLAND.

81 % GLAUBEN, DASS GESUNDE ERNÄHRUNG IHR LEBEN VERBESSERN

KÖNNTE, INDEM SIE ZU EINER BESSEREN KÖRPERLICHEN GESUNDHEIT F HRT.

WÄHLEN BEI HEKTIK SCHNELLE, LEICHTE KOST.

26% 49%

NASCHEN BEI STRESS GEDANKENLOS.

ZUR CK IN DIE ZUKUNFT MIT DER GENERATION Z

DIESE DATEN STAMMEN AUS EINER UMFRAGE UNTER 18- BIS 29-JÄHRIGEN.

Fast die Hälfte (47 %) der Jüngeren sorgt sich, dass ihre Ernährung der Gesundheit schadet.

92 % glauben, gesunde Ernährung könnte ihr Leben verbessern.

Nur 11 % halten sich an die WHOEmpfehlung von 400 g Obst oder Gemüse pro Tag.

90% SAGEN, SIE W RDEN MEHR OBST UND GEM SE KAUFEN, WENN ES G NSTIGER WÄRE.

41 % haben keinen Zugang zu erschwinglichen, gesunden Mittagessen in der Nähe ihrer Schule oder ihres Arbeitsplatzes.

92 % sind der Meinung, dass kostenloses Obst und Gemüse in Schulen von klein auf gesündere Essgewohnheiten fördern würde.

63 % DER GENERATION Z GLAUBEN, DASS SOZIALE MEDIEN IHRE WAHRNEHMUNG VON GESUNDER ERNÄHRUNG BEEINFLUSSEN.

85 % glauben, dass eine Steuerbefreiung von Obst und Gemüse sie dazu ermutigen würde, gesündere Lebensmittel zu wählen.

77  % meinen, Instagram beeinflusst ihre Sicht auf gesunde Ernährung am meisten; 48  % holen sich dort auch die meisten Rezeptideen.

WISSEN: REZEPT F R GES NDERE ERNÄHRUNG?

Auch wenn wir oft annehmen, dass mehr Informationen zu besseren Entscheidungen führen, haben 42 % der Befragten in der Studie noch nie von den WHO-Richtlinien gehört – was eine klare Lücke zwischen verfügbarem Wissen und öffentlichem Bewusstsein aufzeigt. Wissen ist zweifellos Macht, aber reicht es aus, Einstellungen zu ändern und Menschen zu einem gesünderen Essverhalten anzuregen? Was bedeutet „gesundes Essen“ und verändert Social Media unsere Sicht auf gesundes Essen?

F.: Welches Wort beschreibt gesundes Essen deiner Meinung nach am besten? (Mehrfachauswahl)

AUSGEWOGEN

(33%)

FRISCH

PFLANZLICH (5%)

LANGWEILIG (0%)

TEUER (4%)

(9%)

NAHRHAFT

NULL LANGEWEILE, WARUM SWIPEN DIE LEUTE NACH LINKS?

Gesundes Essen bedeutet für jeden etwas anderes, aber niemand findet es langweilig. Die häufigsten Assoziationen sind „ausgewogen“ (33 %) und „nahrhaft“ (33 %), mit ähnlichen Trends in allen Altersgruppen.

Das Bewusstsein für gesunde Ernährungsrichtlinien bleibt niedrig. Nur 43  % haben von den WHO-Richtlinien gehört (45 % im Jahr 2024), und lediglich 13  % befolgen sie täglich, ein leichter Rückgang von 16 % im Vorjahr. 8  % erreichen nie die empfohlene Menge.

Bei der Obst- und Gemüseaufnahme gemäß den WHOErnährungsrichtlinien führen Großbritannien, Frankreich und Belgien, während Finnland, die USA und Schweden hinterherhinken.

F.: Glaubst du, dass gesundes Essen dein Leben verbessern könnte?

Ja Nein

LECKER (4%)

BIO (8%)

(33%) KALORIENARM (4%)

DIE FEHLENDEN ZUTATEN FÜR 400G

Wenn es um Gründe geht, die Ernährungsrichtlinien nicht einzuhalten, steht fehlende Inspiration bei der Zubereitung von Essen an erster Stelle (31 %), gefolgt von „Ich kann es mir nicht leisten“ (29 %). 20 % geben den fehlenden Zugang zu frischem Obst und Gemüse als Grund an, die Ernährungsrichtlinien nicht zu befolgen. In der Gen Z liegt der Anteil sogar bei 22 %. Der Mangel an erschwinglichen gesunden Mittagsoptionen in der Nähe von Schule oder Arbeitsplatz ist in den meisten Ländern hoch, mit 51 % in Schweden, 53 % in Belgien und 57 % in Deutschland.

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Mehr Informationen und Wissen für die Menschen, ‚auf den Punkt gebracht‘ und leicht verständlich präsentiert.“

Männlich, 22, Schweden

„Das Bewusstsein, dass meine Ernährung meine Gesundheit beeinflusst.“

Weiblich, 24, Belgien

GESCHMACK REGIERT, GESUNDHEIT LÄUFT NEBENHER

45 % geben an, dass der Geschmack der wichtigste Faktor bei der Auswahl ihrer Mahlzeit ist, jedoch ist dies für 45- bis 65-Jährige (49 %) wichtiger und für 18- bis 34-Jährige (41 %) weniger entscheidend. 21 % priorisieren den Preis, während 18 % nach Gesundheitsaspekten wählen, was sie essen.

Gesundheitsbedenken sind weit verbreitet; fast die Hälfte fürchtet sich vor negativen Auswirkungen ihrer Ernährung. Frauen und jüngere Altersgruppen machen sich die meisten Gedanken, während 45- bis 65-Jährige am wenigsten darüber nachdenken. In Großbritannien, den USA und Frankreich ist die Besorgnis am größten, während sie in Schweden und Finnland am geringsten ausfällt. Trotzdem glauben 88 %, dass gesunde Ernährung ihr Leben verbessern könnte, und über die Hälfte sieht einen Zusammenhang mit dem psychischen Wohlbefinden.

42 % sind der Meinung, dass Social Media unsere Wahrnehmung von gesunder Ernährung prägt, wobei die Gen Z (63 %) am stärksten beeinflusst wird. Hier liegt Instagram mit 78 % vorn, gefolgt von TikTok (66 %) und YouTube (47 %).

TASTE IS KING CRAVING IS KING KONG

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Gesunde Alternativen zu Fast Food, die genauso gut schmecken.“

Weiblich, 25, Deutschland

F.: Befürchtest du, dass deine Ernährung sich negativ auf deine Gesundheit auswirkt?

Gen Z (18-29)

Gen X/Boomer (45–65)

F.: Isst du täglich 400 g Obst oder Gemüse? (Mehrfachauswahl)

Ja, täglich Nein, nie

SCHLUCK DAS, LEBENSMITTELINDUSTRIE

Es ist Zeit, etwas zu tun. Gesunde Ernährung ist nicht nur ein Konsumentenwunsch – sie ist eine Forderung nach Veränderung. Macht gesunde Optionen erschwinglich, zugänglich und unwiderstehlich. Reißt die Mauern aus Kosten und Zugang ein und macht aus Wunschträumen alltägliche Realität. Die Zukunft des Essens beginnt bei uns – indem wir gesündere Entscheidungen fördern, intelligentere Lieferketten schaffen und beweisen, dass gesunde Ernährung sowohl ein wirtschaftlicher Gewinn als auch ein gesellschaftlicher Wendepunkt sein kann. Lasst uns diese Revolution gemeinsam vorantreiben, Bissen für Bissen.

DEUTSCHE WOLLEN BESSER ESSEN –ABER DAS SYSTEM SAGT NEIN

Die Essgewohnheiten in Deutschland werden von Kosten, Zugang und Tradition geprägt. Das erschwert gesunde Entscheidungen.

F.: Haben Sie Zugang zu erschwinglichen und gesunden

Mittagessen in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes/Ihrer Schule?

No

RHEIN-RUHR

BERLINBRANDENBURG

FRANKFURT/ RHEIN-MAIN

57% 48%

Gesamtbevölkerung Gen Z

DAVON W RDEN 84 % DER

DEUTSCHEN GEN Z HÄUFIGER

GESUNDE MITTAGESSEN

WÄHLEN, WENN DER ZUGANG

EINFACHER WÄRE. F R DIE

GESAMTBEVÖLKERUNG LIEGT

DIE ZAHL BEI 70 %.

In Berlin-Brandenburg sagt jeder Vierte (24 %), dass erschwingliche gesunde Optionen in ihren lokalen Geschäften fehlen. Im RheinRuhr-Gebiet gilt dies für 18 %, und in Frankfurt/ Rhein-Main sagen 20 % dasselbe.

1. KOSTEN 37%

2. ZEITMANGEL 34%

3. BEGRENZTE AUSWAHLEN 29%

Warum überspringen Menschen ein gesundes Mittagessen? Die Kosten, Zeitmangel und begrenzte ausgewogene Optionen machen es nahezu unmöglich.

DER EINFLUSS VON SOZIALEN MEDIEN AUF GESUNDE ERNÄHRUNG

Erdrückende 77 % der jungen Erwachsenen geben zu, dass soziale Medien ihre Sichtweise auf gesundes Essen beeinflussen – weit mehr als die insgesamt 55 %. Instagram (82 %), TikTok (64 %) und YouTube (61 %) dominieren als die Plattformen, die den größten Einfluss darauf haben, wie junge Erwachsene gesundes Essen wahrnehmen.

LIEBLINGS-GEM SE DER DEUTSCHEN GENERATION Z

DER EINFLUSS DER POLITIK AUF GESUNDE ERNÄHRUNG

Eine signifikante Zahl von 87 % der jüngeren Generation würde mehr Obst und Gemüse kaufen, wenn sie erschwinglicher wären.

Fast 70 % glauben, dass eine höhere Steuer auf Junkfood sie zu gesünderen Entscheidungen bewegen würde – weit über den insgesamt 55,2 %

Für zwei Drittel der Generation Z (66 %) erschwert die Lebenshaltungskostenkrise den Konsum von Obst und Gemüse.

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema und niedrigere Preise für gesundes und höhere für ungesundes Essen.“ „Günstigere Preise und schnellere Zubereitung.“

Männlich, 22, Deutchland

Weiblich, 26, Deutchland

FAST DIE HÄLFTE DER DEUTSCHEN MACHT SICH SORGEN, DASS IHRE ERNÄHRUNG NEGATIVE AUSWIRKUNGEN AUF IHRE GESUNDHEIT HAT.

GLEICHZEITIG GLAUBEN 89 % (!) DASS GESUNDES ESSEN IHR LEBEN VERBESSERN KÖNNTE.

IST GESUNDHEIT UNERREICHBAR?

Die Diskussion über gesünderes Essen wird typischerweise als Frage persönlicher Entscheidungen dargestellt – kaufe frische Produkte, iss fünf Portionen Gemüse, meide Süßigkeiten. Doch die Studie zeigt, dass es auch entscheidend ist, überhaupt Zugang zu gesunden Optionen zu haben. Aber der Zugang ist oftmals das fehlende Bindeglied, und Bequemlichkeit ist der Schlüssel zur Veränderung. Es ist an der Zeit, dafür zu sorgen, dass gesündere Optionen für alle und überall erreichbar sind.

F.: Gibt es erschwingliche, gesunde Mittagessen in der Nähe deines Arbeitsplatzes/deiner Schule?

DAVON W RDEN 3 VON 4 HÄUFIGER GESUNDE MITTAGSMAHLZEITEN WÄHLEN, WENN SIE EINFACHER ZUGÄNGLICH WÄREN.

UNERREICHBAR?

ACHTUNG EINZELHANDEL! GESÜNDERE MAHLZEITEN

BEGINNEN BEIM ZUGANG

Unter denjenigen, die die von der WHO empfohlenen 400 Gramm Obst und Gemüse pro Tag nicht erreichen, nennt einer von fünf den fehlenden Zugang als Hauptbarriere. Bei der Generation Z steigt diese Zahl auf fast ein Viertel (22 %).

Fast 9 von 10 (88 %) würden häufiger erschwingliche gesunde Mahlzeiten wählen, wenn diese einfacher zugänglich wären. Das zeigt, wie wichtig es ist, nahrhafte Lebensmittel verfügbar und erschwinglich zu machen, um echte Veränderungen zu erreichen.

Gesunde Ernährung sollte kein Privileg sein, doch einer von fünf Menschen sagt, dass erschwingliche gesunde Optionen in seinen lokalen Geschäften fehlen. Dieser fehlende Zugang ist in einigen Regionen noch ausgeprägter – Frankreich steht mit 26 % an der Spitze, gefolgt von Finnland und Belgien mit jeweils 25 %. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit, überall gesunde Optionen verfügbar und erschwinglich zu machen.

GESUNDE MITTAGSOPTIONEN FEHLEN AUF DER KARTE

Für fast die Hälfte der Befragten sind leistbare, gesunde Mittagessen in der Nähe ihrer Schule oder ihres Arbeitsplatzes nicht erhältlich, was eine signifikante Lücke darstellt. Während jüngere Generationen eher Zugang dazu haben, sind die Unterschiede erheblich. In Deutschland fehlt er 57 % der Menschen, in Belgien 53 %. Drei von vier Personen, die derzeit darauf verzichten müssen, würden sich häufiger für gesunde Mittagessen entscheiden, wenn diese einfacher erhältlich wären. In den USA wären es sogar 85 %, und in Großbritannien 81 %. Auch die jüngeren Gruppen würden im Vergleich zum Durchschnitt deutlich häufiger gesündere Optionen wählen, wenn diese einfacher zugänglich wären.

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Gesündere Angebote sind wünschenswert, aber in den Läden, in denen ich einkaufe, nehmen ungesunde Optionen gefühlt mehr Platz ein als Gemüse und nahrhafte Lebensmittel.“

Weiblich, 22, Schweden

GESUNDHEIT — EIN PRIVILEG DER REICHEN?

6 von 10 Befragten geben an, dass die Krise der Lebenshaltungskosten es ihnen erschwert, so oft wie gewünscht Obst und Gemüse zu kaufen. Die finanzielle Belastung ist besonders bei Arbeitslosen offensichtlich, von denen 52 % angeben, die WHO-Ernährungsrichtlinien nicht einzuhalten, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten können.

F.: Macht die Krise der Lebenshaltungskosten es dir schwerer, so oft wie gewünscht, Obst und Gemüse zu kaufen?

Ja Nein

GÜNSTIGES GRÜNZEUG, GLOBALE GEWINNE

75 % der weltweiten Todesfälle sind auf Zivilisationskrankheiten, wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Diabetes, zurückzuführen, ein Problem, das Grenzen und Kulturen überschreitet. Erschwinglichkeit ist ein weiterer universeller Treiber für gesündere Essgewohnheiten. Ganze 86 % geben an, sie würden mehr Obst und Gemüse kaufen und essen, wenn diese erschwinglicher wären. Diese Zahl steigt bei jüngeren Generationen auf 90 %. In jedem untersuchten Land gibt eine signifikante Mehrheit – von 80 % in Deutschland bis zu 89 % in Großbritannien, den USA und Frankreich – an, dass niedrigere Kosten für Gemüse sie dazu ermutigen würden, mehr davon zu kaufen und zu essen. Diese Zahlen unterstreichen die Macht der Erschwinglichkeit als Katalysator für Veränderung.

29

% GEBEN AN, DER GRUND, WARUM SIE NICHT DIE EMPFOHLENEN 400 G

OBST

UND GEM

SE AM TAG ESSEN,

SEI, DASS SIE ES SICH NICHT LEISTEN KÖNNEN.

DIE HOHEN LEBENSMITTELPREISE VON HEUTE – DAS GROSSE PROBLEM VON MORGEN?

Nur 13 % erreichen täglich die WHO-Empfehlung an Obst und Gemüse (gegenüber 16 % im letzten Jahr), 8 % schaffen es nie. Fast jeder Dritte nennt Erschwinglichkeit als Hauptgrund – in Großbritannien 21 %, in Schweden 31 %.

Der zunehmende Druck auf Lebensmittelsysteme durch Klimawandel, Bevölkerungsverschiebungen und Ungleichheit erschwert den Zugang zu erschwinglicher Ernährung zusätzlich. Diese Herausforderung zu bewältigen wird nicht einfach sein, aber für eine gesündere Zukunft ist es notwendig.

F.: Würdest du mehr Obst und Gemüse kaufen/ essen, wenn es günstiger wären?

„Wären gesündere Lebensmittel preiswert, könnten sich auch Menschen mit geringem Einkommen gesund ernähren – derzeit sind sie zu teuer.“

Weiblich, 28, Finnland

„Gesunde und günstige Lebensmittel, gut präsentiert. Mir fehlen jedoch Ideen für preiswerte, gesunde Mahlzeiten mit hochwertigen Zutaten.“

Männlich, 20, Frankreich

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

HEY ENTSCHEIDUNGSTRÄGER!

GEWOHNHEITEN BEGINNEN IM KINDESALTER

Gewaltige 92 % stimmen zu: Kostenloses Obst und Gemüse in Schulen von klein auf ist nicht nur ein Vorteil, sondern eine frühe Lektion in gesundheitsfördernden Gewohnheiten. Gute Entscheidungen beginnen früh, und wenn gesunde Ernährung Teil des Lehrplans ist, wird sie zur zweiten Natur.

F.: Denkst du, dass kostenloses Obst und Gemüse in Schulen von klein auf gesündere Essgewohnheiten fördern würde?

Ja Nein

STEUERSENKUNGEN KÖNNTEN GESUND FÜR GELDBÖRSEN UND MENSCHEN SEIN

Fast 4 von 5 Menschen glauben, dass die Abschaffung der Steuern auf Obst und Gemüse gesündere Entscheidungen begünstigt. 85 % der Gen Z fordern damit eine Zukunft, in der nahrhafte Lebensmittel für alle bezahlbar sind.

EINE STEUERLÖSUNG FÜR GESÜNDERE GEWOHNHEITEN

Mehr als die Hälfte meint, dass eine höhere Junk-Food-Steuer gesündere Entscheidungen anregt. Die Gen Z zeigt mit 57 % Zustimmung, ebenso Großbritannien (55 %) und Frankreich (58 %), ein starkes Interesse an solchen Maßnahmen.

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Wenn gesunde Lebensmittel günstiger und weniger gesunde Lebensmittel teurer wären.“

Männlich, 22, Großbritannien

„Essgewohnheiten sollten bereits in der Kindheit gesund sein, damit sie ein Leben lang beibehalten werden.“

Männlich, 22, Finnland

„Mehr Aufklärung über die negativen Auswirkungen von Zucker. Zucker ist eine legale Droge, ohne Kontrolle über die Menge, die Kindern gegeben wird – ein großes Problem.“

Weiblich, 29, Großbritannien

F.: Würde eine Steuerbefreiung für Obst und Gemüse dich dazu animieren, gesündere Lebensmittelentscheidungen zu treffen? BER ALLE MÄRKTE HINWEG BESTEHT

EINIGKEIT: FR HE GEWÖHNUNG PRÄGT UNSER ESSVERHALTEN, UND

GES NDERE ESSGEWOHNHEITEN FÖRDERN.

MACHT GESUNDES ESSEN ZUM NEUEN HYPE!

Geschmack ist der wichtigste Faktor hinter unseren Essgewohnheiten, doch oft fehlt es gesundem Essen an Genuss und Spannung. Diese Studie zeigt: Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit sind ausschlaggebend für zukünftige gesunde Ernährungsentscheidungen. Doch das Esserlebnis wird darüber entscheiden, ob wir die gesunden Alternativen annehmen, die die Zukunft bietet. Es ist Zeit, die Lücke zu schließen und Esserlebnisse zu schaffen, die gesündere Entscheidungen ebenso befriedigend und begehrenswert machen, wie sie sein sollten.

F.: Was ist euer Lieblingsgemüse? (Mehrfachauswahl)

MAIS IST IN DEN USA EIN STAR, WO IHN 24 % ALS FAVORIT NENNEN. IN BELGIEN, SAGEN NUR 2 %, DASS ER IHRE ERSTE WAHL IST.

GESUND UND LECKER – NOCH KEIN DREAMTEAM

Nur 4 % verbinden gesundes Essen mit „lecker“, und diese Diskrepanz zeigt sich in allen Märkten und Generationen. Gleichzeitig sagen 45 %, dass Geschmack der wichtigste Faktor bei der Auswahl von Lebensmitteln ist. Diese Meinung ist in Deutschland (51 %) und Schweden (48 %) noch ausgeprägter.

Um Menschen dazu zu bringen, ein nicht Salat-basiertes Mittagessen gegen einen Salat einzutauschen, sind günstige Preise (52  %) entscheidend. Wichtig sind zudem schmackhafte Aromen (34 %), sättigende Optionen (34 %) und die schnelle, bequeme Verfügbarkeit von Salaten (30  %). Salate müssen also erschwinglich, sättigend und zugänglich sein.

AUCH FREUNDSCHAFT GEHT DURCH DEN MAGEN

Inspiration für Essen kommt nicht nur vom Teller, sondern auch von Freunden. Die USA und Finnland führen mit fast der Hälfte (43 %) der Menschen, die sich in ihrem Freundeskreis inspirieren lassen. Jüngere Generationen wenden sich inzwischen der digitalen Welt zu, wo Instagram-Feeds, TikTok-Trends und YouTube als Inspirationsquellen dominieren.

F.: Woher holt ihr euch eure Food Inspiration?

(Mehrfachauswahl)

Gen Z (18-29) Gen X/Boomer (45-65)

HEY GEN Z! WAS GLAUBT IHR, WÜRDE UNS IN ZUKUNFT MOTIVIEREN, GESÜNDER ZU ESSEN?

„Gesundes, leckeres Essen, das dafür sorgt, dass wir nicht mehr nach Junkfood verlangen.“

Männlich, 19, USA

„Mit wachsendem Wissen über Gesundheit und Ernährung achten Menschen stärker auf deren Auswirkungen und wählen gesündere Lebensmittel.“

Männlich, 24, Deutschland

ERBSEN AN DIE MACHT!

Das Aussehen ist entscheidend: 32 % sagen, es beeinflusst ihre Entscheidung, neue Lebensmittel auszuprobieren – in Deutschland sind es nur 17 %. Kostenloses Essen beeinflusst 24 % (in Deutschland 36 %), etwas zu probieren, das sie noch nie gegessen haben. Dabei würden 20 % etwas Neues ausprobieren – wenn es etwas enthält, das sie kennen und mögen.

ZUCKER STIEHLT DIE SHOW

GESUNDHEIT STEHT HINTEN AN

Gelüste geben bei Essensentscheidungen den Ton an, – Süßigkeiten gewinnen, Comfort Food beruhigt, und salzige Snacks machen zufrieden. Scharfe Aromen wecken Interesse, aber gesunde Optionen kämpfen immer noch um das Rampenlicht. Die Frage ist: Wie machen wir gesunde Gelüste zur verlockendsten Wahl?

BOHNSOIR! GR NE BOHNEN ERLEBEN IN FRANKREICH IHRE GLANZZEIT, WO 38 % SIE ALS FAVORITEN NENNEN. IN DEUTSCHLAND STIMMEN DA NUR 2 % ZU.

SÜSSIGKEITEN GEWINNEN DAS GELÜSTE-RENNEN

Wenn es um unwiderstehliche Gelüste geht, dominieren

Süßigkeiten mit 37 % (mit einem Höchststand in Finnland von 41 %). Comfort Food wie Mac & Cheese oder Pizza folgt mit 23 % (30 % in den USA, aber nur 18 % in Schweden). Salzige Snacks (18 %) behaupten ihre Position, während scharfe Gerichte (12 %) in Schweden etwas mehr Zuneigung erfahren (15 %).

Gesunde Gelüste hinken mit 10 % hinterher, mit dem größten Interesse in den USA (15 %) und dem geringsten in Finnland (5 %).

FAST JEDER DRITTE AMERIKANER GIBT AN, DASS

ES AM SCHWIERIGSTEN IST, DEM VERLANGEN NACH

FOOD“ (WIE PIZZA) ZU WIDERSTEHEN. NUR

18 % DER SCHWEDEN EMPFINDEN DAS GENAUSO.

F.: Wie beeinflusst deine Stimmung deine Essenswahl?

(Mehrfachauswahl)

Ich sehne mich bei Niedergeschlagenheit nach Comfort Food.

Bei Müdigkeit greife ich zu Süßigkeiten.

VON GEFÜHLEN ANGETRIEBEN: WIE UNSERE EMOTIONEN DIE AUSWAHL UNSERES ESSENS BEEINFLUSSEN

Wie wir uns fühlen, bestimmt, was wir essen – 83 % sagen, ihre Entscheidungen seien stimmungsabhängig. Frauen lassen sich stärker von Emotionen beeinflussen als Männer, und jüngere Generationen sind weitaus stärker betroffen als ältere.

Enge Zeitpläne stehen an erster Stelle: Fast die Hälfte (49 %) entscheidet sich für schnelles und einfaches Essen, wenn sie beschäftigt sind – Finnland liegt hier mit 62 % an der Spitze. Das Verlangen nach Comfort Food folgt dicht dahinter: 34 % gönnen sich dieses, wenn sie sich schlecht fühlen – besonders in Frankreich (40 %). 30 % greifen bei Müdigkeit zu Süßigkeiten.

DER FINNEN GREIFEN ZU S SSIGKEITEN, WENN SIE M DE SIND. 40%

Bin ich glücklich, esse ich gesünder.

Meine Stimmung beeinflusst meine Essenswahl nicht.

HOLEN WIR UNS RAT VON DEN WELTWEITEN EXPERTEN

Gesundheit und Wohlbefinden sind verbunden, doch der Druck, alles richtig zu machen, belastet. Hier ist die gute Nachricht: Gesünderes Essen muss nicht kompliziert sein. Es muss funktionieren. Es geht darum, es erschwinglich, zugänglich und ansprechend zu machen, damit jeder Bissen ein Schritt in Richtung besserer Gesundheit wird. Jetzt und in der Zukunft. Was sagen die weltweiten Experten?

RUTZLER JOHAN SWAHN

Hanni Rützler zählt zu Europas führenden Lebensmittelexpertinnen und leitet das FutureFoodStudio in Wien. Ihre prägnanten Einsichten in Ess- und Konsumkultur machen ihren jährlichen Food Report zur zentralen Stimme und einem Leitfaden für Entscheidungsträger der Branche.

HENRY COUTINHO-MASON

Henry Coutinho-Mason ist ein internationaler Redner und preisgekrönter Autor. Er hält inspirierende und optimistische Vorträge über Zukunftstrends und branchenübergreifende Innovationen, die er auch in seinem Buch „The Future Normal: How We Will Live, Work & Thrive In The Coming Decade“ teilt.

Johan Swahn, Doktor der Sensorik und Gründer der Agentur The Taste Lab – sensory and consumer research, spezialisiert sich auf Sensorik. Sein Ziel ist es, die Branche zu inspirieren und zu schulen. Er betont, dass nachhaltige Lebensmittelauswahl vom optimalen Geschmack abhängt.

HANNI

MEHR ALS NUR GESCHMACK

„LOUD

FOOD“ – DIE NÄCHSTE GENERATION DES ESS-ERLEBNISSES

HANNI RÜTZLER: Jüngere Generationen wollen, wie in diesem Bericht gezeigt, nicht nur gesündere Lebensmittel, sondern auch intensives „Loud Food“ mit kühnen, sinnlichen Erlebnissen.

Die Nachfrage verlagert sich von Problemen zu Lösungen – von weniger Zucker und weniger Salz hin zu mehr Obst, Gemüse und Nüssen, beispielsweise Produkte mit natürlichem Zucker wie Datteln oder neuen künstlichen Zuckerkombinationen. Die Idee von „Loud Food“ deutet darauf hin, dass Menschen sich nach Lösungen, neuen intensiven Aromen, starken Texturen und Lebensmitteln sehnen, die alle Sinne ansprechen. Wie werden Marken darauf reagieren? Klare Gesundheits- und Umweltversprechen, mehr Informationen und neue Rezepte mit Gewürzen, Fermentation und unerwarteten Zutatenkombinationen könnten die Lösung sein.

„Die wissenschaftliche Ernährungsforschung entwickelt sich überraschend schnell – wie die kürzlich aktualisierten Empfehlungen der Ernährungsorganisationen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Finnland, Dänemark und den Niederlanden zeigen, ein Prozess, der früher Jahre dauerte.“

Hanni Rützler

DIE ROLLE DER GENETIK

JOHAN SWAHN: Warum schmeckt dasselbe Lebensmittel für verschiedene Menschen unterschiedlich? Genetik spielt eine zentrale Rolle. Einige Menschen – sogenannte Supertaster – sind besonders empfindlich gegenüber Bitterkeit. Tatsächlich trägt einer von vier Erwachsenen eine Genvariation, die sie besonders empfindlich gegenüber bitteren Geschmacksrichtungen wie Brokkoli, Grünkohl und Blumenkohl macht. Für diese Personen kann dasselbe Lebensmittel deutlich anders schmecken als für andere.

Bitteres Gemüse wird durch andere Zubereitungsmethoden oft angenehmer. So betont das Rösten von Brokkoli seine natürliche Süße und Umami-Noten. Das Kombinieren von Zutaten, um bittere, süße und Umami-Geschmacksrichtungen auszugleichen, kann auch traditionell „weniger ansprechende“ Lebensmittel angenehmer machen.

WELLNESS ALS STATUSSYMBOL

HENRY COUTINHO-MASON: Social Media verstärkt gesunde Trends wie reduzierten Alkoholkonsum und nachhaltige Lebensstile, übt dabei aber zugleich Druck aus und setzt unrealistische Ideale. Diese doppelte Wirkung – eine „positive Strebsamkeitsspirale“ –stellt Gen Z vor komplexe Herausforderungen zwischen gesundem Selbstverhalten und dem Streben nach Perfektion.

Dies hat zu einer erheblichen Lücke zwischen Zielvorstellungen und Realität geführt, die durch die performative Kultur der sozialen Medien beeinflusst wird, in der gesund zu sein zunehmend als Statussymbol wahrgenommen wird. Die Verwirklichung dieser idealisierten Lebensstile ist jedoch aufgrund von Hürden wie Erschwinglichkeit und Bequemlichkeit nicht immer realistisch. Die Diskrepanz zwischen dem, was sich junge Menschen wünschen, und dem, was sie tatsächlich tun, ist offensichtlich, wie dieser Bericht auch zeigt. Fast-Fashion-Marken verdeutlichen diesen Konflikt, da Nachhaltigkeit grundsätzlich geschätzt wird, jedoch Kosten und Zugänglichkeit häufig die realen Entscheidungen beeinflussen. Dies beleuchtet die komplexe Spannung zwischen Idealen und Praktikabilität in der heutigen Wellnesskultur.

NEU DENKEN: GESCHMACK, NACHHALTIGKEIT UND WOHLBEFINDEN DER NÄCHSTEN GENERATION

VON DER PROBLEMLÖSUNG ZUM AUFBAU

VON GESUNDHEIT

HANNI RÜTZLER: Die Zukunft der Gesundheit bedeutet mehr als die Heilung von Krankheiten – sie zielt darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern. Früher wartete man reaktiv auf Symptome und suchte erst dann den Arzt auf. Dieser Ansatz behandelte Gesundheitsprobleme erst nach deren Auftreten. Heute zeichnet sich ein präventiver Trend ab, der ein proaktiveres Konsumverhalten fördert. Menschen managen ihre Gesundheit aktiv, verfolgen ihre Schritte, analysieren ihre Ernährung und treffen Entscheidungen, bevor Probleme auftreten. Dieser Wandel schafft ein frühzeitiges Bewusstsein und führt zu Anpassungen im Lebensstil, sodass Einzelpersonen potenziellen Gesundheitsrisiken vorbeugen können, anstatt nur darauf zu reagieren.

Insbesondere jüngere Generationen betrachten Lebensmittel aus einer anderen Perspektive und priorisieren gesunde Ernährungsentscheidungen und Lebensstile als Instrumente für langfristiges Wohlbefinden, anstatt sie nur als Mittel gegen bestehende Probleme zu sehen. Infolgedessen erlebt die Interaktion von Lebensmittel-, Gesundheits- und Wellnessmarken mit Verbrauchern einen erheblichen Wandel.

DER AUSGLEICH VON NACHHALTIGKEIT, ERSCHWINGLICHKEIT UND MARKTKRÄFTEN

HENRY COUTINHO-MASON: Der Klimawandel beeinflusst die Lebensmittelpreise erheblich – wie die kalifornischen Waldbrände zeigen. Großflächige Landwirtschaft (z. B. Mandelund Avocadoanbau) belastet die Umwelt und erhöht die Kosten. Während klimatische Störungen künftig Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit beeinträchtigen könnten, zeigt diese Studie, dass Nachhaltigkeit kaum eine Rolle spielt: Nur 2 % nennen die Umwelt als wichtigsten Faktor bei der Mahlzeitenauswahl, während 45 % den Geschmack hervorheben. Dies deutet darauf hin, dass Verbraucher keine Kompromisse eingehen wollen –sie erwarten, dass Marken sowohl geschmackvolle als auch nachhaltige Produkte bieten.

Gleichzeitig wird die „natürliche Wirtschaft“ für Unternehmen immer wichtiger, da eine tiefe gegenseitige Abhängigkeit zwischen der Lebensmittelindustrie und dem natürlichen Ökosystem besteht. Unternehmen können sich nicht einfach vom Einfluss der Natur loslösen. Obwohl viele Unternehmen versuchen, kohlenstoffneutral zu werden, kann man ein Geschäft nicht von der Natur entfremden – die Erhaltung der natürlichen Wirtschaft ist unerlässlich für nachhaltige Geschäftsabläufe.

Das Gleichgewicht zwischen Regulierung und marktorientierten Initiativen ist entscheidend, um gesunde Ernährung zugänglicher und erschwinglicher zu machen. Dies erfordert erfolgreiche Kostensenkungspraktiken, technologische Fortschritte und Innovationen. Ein harmonisierter Ansatz mit Regulierung, Marktkräften und Umweltverantwortung ist nötig für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem.

In der Studie zeigt sich, dass fast zwei Drittel der Gen Z (63 %) glauben, dass Social Media ihre Wahrnehmung gesunder Ernährung beeinflusst – digitale Zugänglichkeit ist ebenso wichtig wie physischer und wirtschaftlicher Zugang.

„Die Studie zeigt, dass 45 % den Geschmack als wichtigsten Faktor bei der Mahlzeitenwahl ansehen, aber nur 4 % ihn mit gesunder Ernährung verbinden. Es gibt eine große Geschmacks-Lücke, die geschlossen werden muss, um gesunde Ernährung attraktiver zu machen.“

VERSTEHEN, WIE GESCHMACK GEFORMT WIRD

JOHAN SWAHN: Verständnis für die Geschmacksverarbeitung im Gehirn kann die Wahrnehmung gesunder Ernährung attraktiver machen. Geschmack ist mehr als Zutaten – er wird von Geräuschen, Erwartungen und der Umgebung beeinflusst.

Ein Schlüsselfaktor ist Marketing und Branding, wobei Namen und Beschreibungen eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie wir Geschmack antizipieren – positive Assoziationen können ein Gericht luxuriöser erscheinen lassen. Auch die Präsentation ist wichtig, und Forschung zeigt, dass Essen in Schüsseln oft als gesünder wahrgenommen wird als Essen auf Tellern, insbesondere von Frauen. Das Essenserlebnis selbst beeinflusst auch die Geschmackswahrnehmung. Schwereres Besteck, zum Beispiel, verstärkt das Gefühl von Qualität und lässt eine Mahlzeit luxuriöser erscheinen.

Andere Studien zeigen, dass tiefe Töne die Bitterkeit verstärken, während hohe Töne den Geschmack von Speisen süßer erscheinen lassen. Das erklärt, warum Flugzeugessen oft fade erscheint – konstante tieffrequente Geräusche dämpfen unsere Geschmackswahrnehmung. Um dem entgegenzuwirken, setzen Fluggesellschaften verstärkt auf umami-reiche Zutaten und knusprige Texturen, um den Geschmack wiederherzustellen.

Indem wir diese Elemente verstehen und nutzen, können wir gesunde Ernährung neu definieren und ihre Attraktivität erhöhen, ohne die grundlegenden Zutaten zu verändern.

WIE INNOVATION

DIE ZUKUNFT DER ERNÄHRUNG

NEU DEFINIERT

DER EINSATZ MULTISENSORISCHER TECHNIKEN ZUR VERBESSERUNG DES GESCHMACKS

JOHAN SWAHN: Technologie wird unser Esserlebnis revolutionieren, indem KI und virtuelle Umgebungen die Geschmackswahrnehmung formen. Spannende Entwicklungen sind von KI erzeugte Geschmackskombinationen, die Lebensmittel personalisieren.

Virtuelle Esserlebnisse nutzen KI-gestützte Umgebungen, um durch Manipulation von visuellen Eindrücken, Geräuschen und Texturen Geschmacksnoten zu verstärken. Dieses multisensorische FoodHacking verändert, wie wir Geschmack wahrnehmen.

In der Zukunft könnte es möglich sein, eine gesündere Variante deiner Lieblingspizza in einer virtuellen Umgebung zu genießen, die das Erlebnis des Originals repliziert. Durch die Einbindung der Sinne in einer streng kontrollierten Umgebung könnte das Gehirn dazu gebracht werden, denselben Grad an Geschmack, Textur und Zufriedenheit wahrzunehmen.

Wenn wir verstehen, wie externe Faktoren die Geschmackswahrnehmung beeinflussen, und die Art und Weise verbessern, wie wir Essen erleben, können wir gesündere Ernährungsgewohnheiten schaffen und die Einhaltung der WHORichtlinien fördern.

EIN ZUKUNFTSGERICHTETES LEBENSMITTELSYSTEM

HANNI RÜTZLER: Innovation verändert die Zukunft von Ernährung und Gesundheit grundlegend, indem sie ganze Systeme transformiert. Ein kultureller Wandel ist nötig, um von reaktiven zu proaktiven Präventionsmodellen überzugehen. Eine zukunftsorientierte Vision muss Nachhaltigkeit, Industrie und Lebensmittelproduktion mit langfristigen Gesundheitszielen verbinden. Dies macht es erforderlich, das Lebensmittelsystem umfassend neu zu denken – nicht nur bessere Produkte herzustellen. Digitalisierung und KI verändern Ernährung und Produktion, machen personalisierte Gesundheitsfürsorge und intelligentere Lebensmittel-Lösungen möglich. Von intelligenten Gesundheitszentren, die Prävention in den Fokus rücken, bis hin zur digitalen menschlichen Versorgung: Technologie macht Wohlbefinden persönlicher, proaktiver und ganzheitlicher. Um also echten Wandel voranzutreiben, müssen wir Innovation annehmen, Technologie nutzen und unsere Herangehensweise an Ernährung und Gesundheit überdenken. Mit KI, Digitalisierung und wissenschaftlichen Fortschritten, die in einem beispiellosen Tempo voranschreiten, gibt es eine einzigartige Gelegenheit, Gesundheit und Technologie auf bisher nie dagewesene Weise zu integrieren.

LEBENSMITTELSYSTEME DER ZUKUNFT GESTALTEN

HENRY COUTINHO-MASON: Da Nachhaltigkeit entscheidend ist, formen Vordenker abseits herkömmlicher Systeme die Zukunft der Ernährung. Die nächste Welle der Lebensmittelinnovation wird von Technologie und kleinen Nationen vorangetrieben, die sich der Ernährungssicherung direkt stellen. Ein Beispiel ist Solein, ein von der NASA inspiriertes Protein, das Sonnenlicht und Wasser nutzt. KI-Assistenten wie Googles Project Astra (ab 2025 in Smart Glasses) könnten Kochfähigkeiten verbessern und das Kochen zu Hause vereinfachen.

Diese könnten zwar noch frühe und nischige Innovationen sein, aber sie bieten uns einen Einblick in eine zukünftige Normalität für Lebensmittel und Wohlbefinden, die intelligenter, nachhaltiger und zugänglicher ist als je zuvor.

DECKEL DRAUF

Die Daten sind eindeutig. Gesunde Ernährung ist nicht nur eine persönliche Entscheidung – es geht darum, Barrieren zu überwinden und Zugang, Kosten und Prioritäten neu zu überdenken.

Die begrenzte Verfügbarkeit frischer Produkte erschwert das Erreichen der WHO-Empfehlung von täglich 400 Gramm Obst und Gemüse. Fast 9 von 10 Menschen, die keine erschwinglichen, gesunden Mahlzeiten bekommen können, würden diese häufiger wählen, wenn sie leichter erhältlich wären.

Die Nachfrage nach gesünderen Optionen ist klar, und die jüngeren Generationen führen die Bewegung an, indem sie Veränderungen durch Technologie, politische Maßnahmen und Bildung fordern. Mit 92 %, die kostenloses Obst und Gemüse in Schulen fordern, und 85 %, die angeben, dass Steuerfreiheit von Obst und Gemüse sie dazu ermutigen würden, gesündere Entscheidungen zu treffen, ist die Zukunft eine Schüssel kollektiven Handelns.

Es ist an der Zeit, das Blatt zu wenden und gesünderes Essen zu einer täglichen Gewohnheit zu machen, nicht zu einem seltenen Luxus. Indem wir Barrieren wie Kosten, Zugänglichkeit und Essensgewohnheiten abbauen, können wir gute Vorsätze in alltägliche Realitäten verwandeln. Lasst uns die Zukunft neu definieren – eine, in der gesundes Essen unwiderstehlich lecker, universell zugänglich und wirklich erschwinglich ist. Für alle.

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