PHANTAST 8: Romantik

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glückselig, als ob sie nur ein Abenteuer für ihn gewesen wäre. Das alles beschäftigte Myriel so sehr, dass die Zeremonie an ihr vorüberging, ohne dass sie viel davon mitbekam. »Tomyn von Mylhiedryn, Ihr dürft die Braut jetzt küssen«, sprach der Hohepriester, worauf in Myriel eine leichte Übelkeit aufstieg. Bitte keine Knollnase, bitte keine Knollnase …, wiederholte sie immer wieder im Geiste und mit zusammengekniffenen Augen die Worte, als sie spürte, wie der Prinz den Schleier anhob. Sie fühlte Tomyns warmen Atem in ihrem Gesicht. »Sieh mich an, Myra«, flüsterte er. Überrascht riss sie die Augen auf. »Tom?« Sie träumte. Ganz sicher konnte das nicht wirklich geschehen! »Eigentlich Tomyn, aber meine Freunde nennen mich Tom, Myriel. Oder darf ich weiterhin Myra zu dir sagen?«

Sein freches Grinsen verriet ihr alles.Ihre Überraschung wich Empörung. »Du hast die ganze Zeit gewusst, wer ich bin?« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Jetzt ist keine Zeit für Diskussionen, meine süße Elfe. Küss mich endlich!« Sie wollte wütend auf ihn sein, wollte ihn schlagen vor Erleichterung und ihn einen »hinterlistigen Troll« schimpfen, doch als er seine Lippen auf die ihren presste und die Menge um sie herum in Jubel ausbrach, vergaß sie alles andere. Mit all der Liebe, die sie für ihn empfand, küsste sie ihren Mann. »Und bevor du es selbst herausfindest«, wisperte er an ihren Lippen, »bitte lösche Luna nicht das Licht aus.« »Was soll das jetzt bedeuten?« Als sie seinen schuldigen Blick sah, wusste sie es. »Ihr beide hattet das geplant?« Leicht biss sie ihn in die Lippe. »Au! Es war nur zum Wohle

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unserer Völker!«, verteidigte er sich. »Und zu unserem. Wenn du fortgelaufen wärst, dann wären wir niemals Mann und Frau geworden.« »Ja, das wäre schade gewesen«, gestand sie. »Wirklich sehr schade, mein süßer Elb!« Sie fiel ihm glücklich um den Hals, knabberte an seinem spitzen Ohr und flüsterte verwegen: »Und heute Nacht kannst du mich so berühren, wie du es damals im Wald gerne gemacht hättest.« »Du verruchtes Wesen«, wisperte er. »Du wirst es niemals bereuen, meine Frau zu sein.« »Das will ich hoffen, Tomyn von Mylhiedryn, sonst zaubere ich dir eine Knollnase und krumme Beine.« Liebevoll blickte er sie an. »Ja, das würdest du tun, du widerspenstiges Ding, und dafür liebe ich dich!« Und gemeinsam stürzten sie sich in die fröhlich-turbulente Hochzeitsgesellschaft.


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