Freie Presse – 16-Jähriger gründet seine eigene Firma

LESESTOFF: JAN MICHAEL HORSTMANN VERABSCHIEDET SICH KLANGVOLL | KULTUR

FreiePresse FREIBERGER ZEITUNG

Freitag, 12. Juli 2013

Valentino Rossi begeistert Fans am Sachsenring

LOKALES BRAND-ERBISDORF

16-Jähriger grßndet seine eigene Firma

Die Hauptattraktion der gestrigen Autogrammstunde in der Boxengasse des Sachsenrings war Valentino Rossi. Der Superstar aus Italien, der erst vor zwei Wochen mit seinem Sieg beim Grand Prix der Niederlande fĂźr Furore gesorgt hatte, schrieb geduldig Autogramme und lieĂ&#x; sich mit den Fans fotografieren.

Allein wegen seines Siegs in Assen war der Kartenvorverkauf sprunghaft angestiegen. Mehr als 150.000 Tickets wurden bisher verkauft. Der neunfache Weltmeister will mit UnterstĂźtzung der Fans am Sonntag seinen Siegeszug auf dem Sachsenring fortsetzen. Rossis grĂśĂ&#x;ter Konkurrent ist beim achten WM-Lauf des Jahres der Spanier Dani Pedrosa, der zuletzt dreimal in Folge auf dem sächsischen Traditionskurs bei Hohenstein-Ernstthal erfolgreich war.

Das erste Training beginnt heute, 9 Uhr. Rennbeginn ist am Sonntag, FOTO: ANDREAS KRETSCHEL 11 Uhr.

Patrik Phan ist 16 Jahre alt und hat sein erstes Internet-Unternehmen gegrĂźndet – als Minderjähriger mit Genehmigung des Familiengerichtes. Der MittelschĂźler, der jetzt seinen Zehnerabschluss in der Tasche hat, will Webauftritte gestalten. „Desgintoasty“ heiĂ&#x;t seine Firma. „Internetseiten sind so bunt wie auch ein Toastbrot bestrichen werden kann – fruchtig rot, nussig braun und buttrig gelb“, erklärt der Jungunternehmer den Firmennamen. Seit dem siebten Lebensjahr sitzt Patrik am Computer, gestaltet Seiten seit langem. Weil sich die Anfragen von Interessenten häuften, kam er auf die Idee, eine Firma zu grĂźnSeite 9 den. (ar) ANZEIGE

Seite Sport: Berichte

Bundesländer rangeln um Ferientermine im Juli und August

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IN DIESER AUSGABE Sachsen Beim Volksbund gibt es Streit um Posten und die Umbettung von Toten Sport Deutsche FuĂ&#x;ballFrauen starten mit Nullnummer in die EM 2013 Ratgeber Urlaub auf der Autobahn – wenn Baustellen zu Staustellen werden

Obwohl in Deutschland die Sommerferien auf 90 Tage verteilt werden kĂśnnen, wird dieser Zeitraum kaum ausgeschĂśpft. Kritik gibt es von vielen Seiten.

VON GABI THIEME CHEMNITZ — Zum Beginn der Ferien

in Sachsen ist eine Debatte um die Sommerferientermine bis 2024 entbrannt. Während Dauer und Zeitraum bis 2017 fßr jedes Bundesland feststehen, muss die Kultusministerkonferenz nun die Termine fßr weitere sieben Jahre festschreiben.

Dabei zeichnet sich ein Wettlauf auf die sechs Wochen zwischen Anfang Juli und Mitte August ab. „Fast alle Länder wollen ihre Ferien in diese Zeit legen“, sagt Ute Pfeil, Referatsleiterin in Sachsens Kultusministerium und Beauftragte der Kultusmi-

nisterkonferenz fĂźr Sommerferien.

Laut Gesetz kĂśnnen die Ferien in Deutschland zwischen den 15. Juni und 15. September gelegt werden.

Bayern und Baden-WĂźrttemberg sind die einzigen Länder, die dank zwei Wochen Pfingstferien und durch die Nähe zum Mittelmeer immer in den letzten sechs Wochen Sommerferien machen wollen. In Sachsen sei so ein später Termin mit Verweis auf die kĂźrzer und kĂźhler werdenden Tage immer abgelehnt worden, so Pfeil. „Auch mit einem zeitigen Ferienbeginn tun sich viele schwer. Keiner will schon im August wieder zur Schule gehen.“ 2016 und 2017 wird das aber in Sachsen so kommen. Zwischen 2018 und 2024 sind drei Jahre mit einem Ferienstart im Juni vorgeschlagen.

Der Landestourismusverband (LTV) und der ADAC Sachsen haben gefordert, die in Deutschland infrage kommenden 90 Sommerferientage voll auszuschĂśpfen. Zwischen 2013 und 2017 seien durchweg mindestens eine, 2014 sogar zweiein-

halb Wochen „verschenkt“ worden.

Die Schrumpfung dieses Korridors fßhre dazu, dass in der Hochsaison die Preise weiter klettern und in der Zeit davor und danach zunehmend Betten leer blieben, beklagt LTV-Präsident Andreas Lämmel.

Bei der Feriengestaltung mehr den wirtschaftlichen Aspekt zu berĂźcksichtigen, mahnt auch der Deutsche Tourismusverband an. Jeder Tag, der nicht als Reise- oder Urlaubstag genutzt wird, fĂźhre bei Hotels, Pensionen, Museen und im Ein-

zelhandel bundesweit zu UmsatzeinbuĂ&#x;en von bis zu 120 Millionen Euro. Der ADAC will, dass auch verkehrspolitische Gesichtspunkte bedacht werden. Die vollständige Ausnutzung der Ferienzeit fĂźhre zu einer Entflechtung der Megastaus. Zugleich sollten Ferien nicht durchweg montags starten und freitags enden. „Samstag-auf-Samstag-Buchungen sind längst nicht mehr die Regel“, sagte ein Sprecher. Immer Ăśfter wĂźrden verkehrsärmere Tage fĂźr An- und Abreise genutzt.

Um den Ansturm auf die Urlaubszentren und damit auf StraĂ&#x;en und FlĂźge zu entflechten, wurden aus den 16 Bundesländern fĂźnf Ländergruppen gebildet. Diese mĂźssen sich jeweils auf einen gemeinsamen Sommerferientermin einigen. Sachsen gehĂśrt zu einer Ländergruppe mit Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und ThĂźringen. Ferienbeginn und -ende dĂźrfen lediglich um drei Tage dif-

WETTER VOR ORT 6 Uhr 10 Uhr 14 Uhr 18 Uhr 12°

16°

Morgen 21° 9°

20°

17°

Ăœbermorgen 22° 11°

AusfĂźhrliches Wetter: Ratgeber 50028

Tillich äuĂ&#x;ert Verständnis fĂźr CDU-Fraktionschef DRESDEN — CDU-Fraktionschef Stef-

fen Flath will sich nach der Landtagswahl 2014 aus der aktiven Politik zurßckziehen und im kommenden Jahr nicht wieder fßr das Parlament kandidieren. Darßber informierte der Politiker gestern seine Fraktionskollegen. „Es ist eine rein

Steffen Flath CDU-Fraktionschef

Sachsens Kultusministerin Brunhild Kurth hat in einem Antwortschreiben an den Landestourismusverband Sachsen zugesichert, dass neben pädagogischen Gesichtspunkten kßnftig auch tourismuspolitische Erwägungen bei der Terminfestlegung Berßcksichtigung finden sollen. (gt)

Es gibt sie seit ungefähr 600 Millionen Jahren. Sie leben hauptsächlich auf dem Meeresgrund rund um die Antarktis und ernähren sich von

Dieser Fisch nutzt den Glasschwamm FOTOS: THOMAS LUNDĂ„LV als Versteck.

Zwei Haarsterne haben sich auf einem Schwamm niedergelassen.

persĂśnliche Entscheidung“, erklärte der 56-Jährige, der seit 2008 die Fraktion fĂźhrt. In dieser Funktion wolle er weiter tätig sein und alles dafĂźr tun, dass Stanislaw Tillich Ministerpräsident bleibe. Zu seinen Zukunftsplänen sagte Flath gestern nichts. Tillich äuĂ&#x;erte Verständnis fĂźr die Entscheidung des Erzgebirgers und nannte ihn einen „politischen und persĂśnlichen Freund“, der viel fĂźr die sächsische Politik geleistet habe. (tz mit dpa) Porträt und Bericht: Seiten 3 und 4

Glasschwämme in der Antarktis vermehren sich rasant sender auf klimabedingte Veränderungen als bisher angenommen.

Glasschwämme gehÜren zu den ältesten mehrzelligen Lebewesen.

FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA

ferieren. Auch Bayern und BadenWĂźrttemberg bilden so eine Gruppe.

Babyboom am Meeresgrund Auf dem Meeresboden nahe der Antarktis haben Forscher eine Art Babyboom beobachtet. Seit dem Zerfall und Abbruch von Schelfeis im westlichen Weddellmeer vermehren sich antarktische Glasschwämme rasant. Das berichten Biologen des Alfred-Wegener-Instituts. Sie hatten Proben eines Unterwasserroboters aus den Jahren 2007 und 2011 verglichen, die in 140 Metern Tiefe genommen worden waren.

Ohne den dicken Eispanzer, der Teile der Wasseroberfläche bedeckte, konnten die Tiere erstaunlich schnell wachsen und sogar Nahrungskonkurrenten verdrängen.

Damit reagierten die Meeresbewohner deutlich schneller und umfas-

Steffen Flath zieht sich aus Politik zurĂźck

Termine werden auf fßnf Ländergruppen zugeschnitten

Sinn fßr Sitzgelegenheiten Wer im Stuhlbau-Museum im sächsischen Rabenau war, wird sich nicht mehr einfach so hinsetzen. In der Wochenendbeilage lesen Sie, wie die älteste Stuhlbauerstadt Deutschlands den Sinn fßr Sitzgelegenheiten schärft.

Einzelpreis 1,00 Euro

REISE BUSSE

kleinstem Plankton. Mit ihren bis zu zwei Meter groĂ&#x;en vasenähnlichen KĂśrpern bieten sie gute RĂźckzugsmĂśglichkeiten fĂźr Fische und andere Meeresbewohner.

Nach den Beobachtungen der Biologen hat sich die Anzahl der Schwämme zwischen 2007 und 2011 verdreifacht – trotz Wassertemperaturen von minus 2 Grad.

Nach dem Verschwinden des Hunderte Meter dicken Schelfeisdeckels spielt dabei wohl vor allem Licht eine Rolle. Wo zuvor Kälte, Dunkelheit und Futterknappheit herrschten, wächst nun Plankton in den oberen Wasserschichten und rieselt später als Nahrung zum Meeresboden herab. (dpa) Helen Hoffmann

Experten fordern mehr Brandschutz CHEMNITZ — Der Brandschutz in deutschen Linien- und Reisebussen ist nach Ansicht des Bundesamtes fßr Materialforschung und -prßfung nicht ausreichend. Insbesondere die Textil- und Kunststoffteile im Innenraum seien leicht entzßndlich und damit eine Gefahr fßr die Passagiere, sagte gestern Anja Hofmann vom Arbeitsbereich Brandszenarien und Brandanalytik. Vor kurzem hat das Amt Empfehlungen zu neuen Regularien erarbeitet. Am Mittwoch war ein mit Schßlern besetzter Reisebus auf der A72 bei Pirk ausgeSeite 4: Bericht brannt. (uz)

4 190932 201005 Die Zeitung im Internet: www.freiepresse.de

51. Jahrgang, Nr. 160, VERLAG UND REDAKTION: 09111 Chemnitz, BrĂźckenstraĂ&#x;e 15, Tel. 0371 6560

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Stolze Dachse: Eintrag ins Silberne Buch

GLÜCK AUF

Irrflug nach Hause Die Krähe, die gestern dank ihres

Gastspiels auf einem Hilbersdorfer Hof zum Zeitungsstar avancierte, ist identifiziert. Aber verschollen. Eine Frau aus Müdisdorf, gute 15 km von Hilbersdorf entfernt, erkannte das zahme Tier, das sie mit der Hand aufgezogen hat. Inzwischen hatte sich aber ein Tierschützer des Vogels angenommen und diesen in Zug (etwa 8 km von Müdisdorf entfernt) frei gelassen. Immerhin ist die Krähe somit der Heimat schon näher. (tre)

Die „Dachse“, die A-Jugendlichen

der HSG Freiberg, haben sich durchgebissen und blicken stolz auf ihre Erfolge in der vergangenen Saison zurück. Sie haben den Klassenerhalt gepackt und dürfen in der kommenden Spielzeit zum zweiten Mal in der Bundesliga antreten. An diese große Leistung soll das Silberne Buch der Stadt Freiberg erinnern, in das sich die Spieler gestern in der Ernst-Grube-Halle eintragen durften. Kapitän Eric Bolomsky (links neben Oberbürgermeister Bernd-Erwin Schramm) war einer der Leistungsträger, die dafür sorgten, dass sich das Team gegen die bundesweit besten Nachwuchsmannschaften behaupten konnte. Das Silberne Buch ist im vergangenen Jahr angelegt worden. Die Jugendhandballer sind die Siebenten, die sich dort verewigen durften. (juerg)

NACHRICHTEN NOTRUF

Polizei holt Mann vom Dach FREIBERG — Ein mysteriöser Notruf

hat die Polizei am Mittwochmittag erreicht. Ein Anwohner (54) der Freiberger Petersstraße hatte die Beamten gerufen, weil er vom Balkon seiner Wohnung aus beobachtete, wie ein Mann auf dem Spitzdach des gegenüberliegenden Wohnhauses „hing“ und sich in etwa zehn Metern Höhe an einem Fenster zu schaffen machte. Angeblich wollte er einen Freund besuchen. Als die Beamten eintrafen, war jedoch keine Rede mehr davon. Jetzt erklärte der 29-Jährige, dass er das Fenster bewache, damit dort nichts passiert. Wegen Verdachts des versuchten Einbruchs wurde der Mann mit zum Revier genommen. Dort wurde ein Drogentest durchgeführt.

Der verlief laut Polizei positiv auf Amphetamine und Metamphetamine. Der 29-Jährige wurde nach der Vernehmung entlassen. (bk)

FOTO: ECKARDT MILDNER

Mittelsachsens jüngster Chef gestaltet Internetseiten Der 16-jährige Brand-Erbisdorfer Patrik Phan steigt mit einem eigenen Unternehmen in die Geschäftswelt ein.

VON ASTRID RING

TU BERGAKADEMIE

62 Stipendien an Studenten vergeben FREIBERG/DRESDEN — Die 62 enga-

giertesten Studenten der Uni Freiberg haben gestern in Dresden ihre Urkunde für ein Deutschlandstipendium erhalten. Im Sommersemester 2013 bekommen sie nun 300 Euro monatlich. Die eine Hälfte davon zahlt der Bund, die andere übernehmen private Förderer. Im Unterschied zu anderen Stipendienprogrammen steht beim Deutschlandstipendium an der TU aber vor allem auch das Miteinander der Stipendiaten und ihrer Förderer im Mittelpunkt. Dafür bieten Veranstaltungen und Unternehmungen die Grundlage zur Begegnung. Stipendiatin Anne Taubert, die an der Ressourcenuniversität Werkstoffwissenschaften im sechsten Semester studiert, unterstreicht die gute Beziehung zu ihrem Förderer, einem Unternehmen aus Gröditz. „Die Schmiedewerke engagieren sich sehr, und man kann sich jederzeit an sie wenden, wenn man ein Problem oder eine Frage hat“, sagt sie. Im kommenden Semester werde sie im Unternehmen ein Praktikum absolvieren. (juerg)

BRAND-ERBISDORF — Wenn seine Planungen aufgehen, will Patrik Phan am 22. Juli mit einer eigenen Firma auf dem freien Markt starten. Gerade hat der 16-jährige sein Abschlusszeugnis der 10. Klasse erhalten. Nun fasst er den nächsten Schritt fest in den Blick: „Ich möchte mit ,Designtoasty‘ in die Geschäftswelt eintauchen. Das Motto ist ,Designs aus dem Toaster‘ und die Idee dahinter: Webdesigns für alle“, sagt er selbstbewusst.

Patrik Phan will Internet-Seiten auf Kundenwunsch gestalten. Er spricht von einem Grund-Design, das auf den Nutzer zugeschnitten wird. „Und ich will individuelle Lösungen anbieten“, beschreibt der Jugendliche, der vietnamesische Vorfahren hat, sein Geschäftsmodell.

Warum Desgintoasty? „Es gibt viele Varianten, ein Toastbrot zu bestreichen – fruchtig rot, nussig braun, buttrig gelb. So viele Möglichkeiten gibt es auch für das Design einer Seite“, erklärt der 16-Jährige. Außerdem lasse sich mit dem Namen gut spielen. Konzentrieren will er sich vorerst auf Blogs und Foren privater Nutzer. Mit Kontaktformular und Angeboten auf dem eigenen Server wirbt er für seine Firma. Seinen ersten Kunden präsentiert er auch: „Es

ist ein 19-jähriger Hamburger, der selbst erste Erfahrungen mit der Existenzgründung macht.“ Der Norddeutsche biete – mit Design von Patrik – im Internet an, eigene Schokocremes zu kreieren. Für ein Telefonspaßportal hat Patrik zudem Anfang des Jahres ein neues Design erstellt. „Mit dem Geschäftsführer stehe ich seit mehr als sechs Jahren im Kontakt. Er hat mich auch zu den Planungen beraten“, sagt der angehende Jungunternehmer.

Seit seinem siebten Lebensjahr sind Computer seine Leidenschaft. „Ein Musterschüler bin ich nicht, aber es ist schon gut gelaufen“, sagt Patrik. Damit er nun in die Geschäftswelt eintauchen kann, hat er einen zwei Jahre dauernden Weg durch behördliche Instanzen gemeistert. Den ersten Antrag auf Firmengründung hatte er 2011 an das

Freiberger Amtsgericht gestellt, wie sich dessen Direktor Jochen Sell erinnert. Als Minderjähriger benötige Patrik die gesetzliche Genehmigung, da er als Geschäftsmann alle Rechte eines Erwachsenen in Anspruch nehmen kann. „Ich wusste von der Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch“, begründet Patrik. Seine Eltern tragen die Entscheidung ihres Sohnes mit.

Und mit seinem Unternehmenskonzept konnte der 16-Jährige auch bei den Behörden punkten. Er hat eine Info-Broschüre dazu erarbeitet, sich mit Urheber- und Finanzrecht befasst. Ein Geschäftskonto will Patrik demnächst eröffnen, einen Steuerberater und einen Anwalt hat der Jungunternehmer schon an seiner Seite, wie er sagt: „Schließlich habe ich Rückfragen und brauche vielleicht auch mal rechtliche Hilfe.“

Weder beim Amtsgericht noch beim Jugendamt des Landkreises Mittelsachsen sei jüngst ein weiterer Antrag eines Minderjährigen auf Unternehmensgründung eingegangen. „Das Gericht ist der Überzeugung, dass der Betroffene das bewusste Verhalten zeigt, im Geschäftsleben wie ein Volljähriger aufzutreten“, befürwortete das Gericht Patriks Ansinnen.

Jetzt arbeitet er in einer Freiberger Werbeagentur. 599media-Chef Jens Engelmann bescheinigt ihm Talent: „Er sammelt Erfahrungen, die andere erst im Berufsalltag bekommen.“ Weil es aber ohne Abschluss nicht geht, will Patrik nach den Ferien erneut die Schulbank drücken, Abitur machen und dann Fachinformatik für Anwendungsentwicklung studieren. Er sagt: „Die Firma muss nebenbei laufen.“

Familiengericht entscheidet

Patrik Phan hat durch sein Talent am PC schon manches erreicht. Er beurteilte beim Filmfestival „Goldener Spatz“ Kinder-Internetseiten und erhielt 2010 einen Förderpreis während der Visionale-Messe in Leipzig. FOTO: ECKARDT MILDNER

Nach Paragraph 112 des Bürgerlichen Gesetzbuches kann ein Minderjähriger den Antrag stellen, einem Erwachsenen gleichgestellt ein Unternehmen zu gründen. Mit dem 2009 geänderten Familienverfahrensrecht ist die Genehmigung dafür laut Jugendamt des Landkreises als Angelegenheit der elterlichen Sorge zugeordnet worden. Das Familiengericht trifft letztlich die Entscheidung, ob der Minderjährige eine Firma gründen kann – reif genug ist. Denn er wird damit uneingeschränkt haftbar für den Geschäftsbetrieb. Das Jugendamt unterrichtet das Familiengericht nach Gesprächen über erzieherische und soziale Gesichtspunkte zur Entwicklung des Antragstellers. (ar)

Mindestens 26 Freiberger waren Euthanasie-Opfer Historiker fordern: Dieses schreckliche Kapitel der Nazizeit muss endlich aufgearbeitet werden.

FREIBERG — Am 80. Jahrestag des

„Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wird am Sonntag der Opfer der nationalsozialistischen Geschichte gedacht. „Neben den sterilisierten behinderten Menschen ist die Zahl der etwa 300.000 Getöteten der noch größere Skandal“, betont Michael Düsing, der sich in Freiberg federführend mit

dem Schicksal von Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt. Zu wenig sei in Freiberg bisher zur geschichtlichen Aufarbeitung dieser Zeit getan worden, findet Düsing.

Nun soll sie bei einem Vortrag am 8. November im Rahmen der Freiberger Geschichtsstunden thematisiert werden. „Inzwischen weiß man, dass mindestens 26 Menschen in Freiberg diesen Gräueltaten der Nazis zum Opfer fielen“, erklärt Düsing. Die Aktion T4 – benannt nach einer Berliner Villa in der Tiergartenstraße 4, wo sich während der Nazizeit die Zentrale für die Leitung

der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich befand – ist eine erst nach 1945 gebräuchliche Bezeichnung.

Sie steht für die systematische Ermordung von über 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen 1940 bis 1941.

Das „beschleunigte“ Sterben der sogenannten Euthanasie-Opfer begann in vielen deutschen Heil-und Pflegeanstalten 1938, im Sommer 1939 folgte eine zentral gesteuerte Mordaktion. Laut Nachforschungen des Chemnitzer Historikers Jürgen Nitsche sollen die Freiberger Opfer vor allem in Anstalten in Pirna-Son-

nenstein und in Hartheim in Oberösterreich umgekommen sein. „Von der Zentrale in Berlin wurden Angehörigen Totenscheine mit Krankheiten geschickt, die es gar nicht gab, weil ihre Lieben vergast wurden“, erklärt Nitsche, der sich wünscht, dass dieses Thema auch in Freiberg restlos aufgeklärt wird.

Hilfreich dafür könnte ein Opfer-Gedenkbuch werden, das mit seiner Hilfe bis 2015 von der Anstalt in Pirna-Sonnenstein erarbeitet wird, wo sich heute eine Gedenkstätte befindet. Eine Exkursion dorthin plant die Geschichts-Arbeitsgemeinschaft des Geschwister-Scholl-Gymnasi-

ums, wie Ulrich Thiel, einer der Leiter, ankündigt. Eigentlich sollte das Euthanasie-Projekt dort schon viel weiter sein. „Regelmäßige Treffen sind aufgrund der vielen Aufgaben der Schüler schwierig“, erklärt Thiel, der aber die Arbeit am Projekt nächstes Schuljahr forcieren will. Thiel fürchtet aber zugleich, dass das die Schüler psychisch sehr belastet. Das weiß auch Maria-Gabriele Lippmann. Die Lehrerin am Berufsschulzentrum „Julius Weisbach“ war in Hartheim, einer Euthanasie-Anstalt der Aktion T4. Nun schiebt sie ein Projekt mit Zwölftklässlern des BSZ an. (gfl)

„Wir werben für den Bootsbau“ Bebottaverein will neuen Schwung für die Regatta FREIBERG — Um die Betonbootregatta ist es ruhiger geworden.

Warum das so ist, und welche Ideen es für eine Belebung gibt, darüber sprach Gabriele Fleischer mit Robby Krause, Chef des Bebottavereins.

Freie Presse: Ein städtischer Höhepunkt war die 11. Auflage der Regatta ja nicht gerade ...

Robby Krause: Unser Angebot hat sich noch nie als der Höhepunkt im Veranstaltungskalender gesehen.

Das geht in Freiberg mit dem eine Woche vorher stattfindenden Bergstadtfest gar nicht. Dass das Interesse nicht mehr da ist, kann ich aber nicht sagen. Es kamen viele Besucher, der weiteste aus Newcastle in Großbritannien. Wir bieten immer noch Einmaliges. Eine solche Veranstaltung gibt es meines Wissens nach nirgends sonst in Deutschland.

Robby Krause Chef Bebottaverein Freiberg

FOTO: ECKARDT MILDNER/ARCHIV

Trotzdem fehlen neue Ideen und engagierte Bootsbauer.

Es ist nicht einfach, eine Gaudiveranstaltung über elf Jahre hinweg auf hohem Niveau am Leben zu halten.

Es ist immer schwieriger, Leute zu animieren. Die Liste der Ausreden wird länger. Auch im „Pi-Haus“ lässt man uns hängen, obwohl die Akteure dort ja für neue Ideen im Kinderund Jugendbereich stehen sollten.

Trotz aller Widrigkeiten hat sich die 2003 entstandene Idee, die im Bebottaverein mündete, etabliert.

Aber auch das abendliche Rahmenprogramm ist vor drei Jahren weggefallen.

Da hatten sich drei oder vier Freiberger beschwert. Das war ein entscheidender Grund. Auch die Standortbedingungen lassen solche Veranstaltungen für einen gemeinnützigen Verein eigentlich nicht zu.

Wie geht es nun weiter?

Wir treten an Jugendklubs, freiwillige Feuerwehren und Schulen heran und werben für den Bau eines neuen Bootes. Wahrscheinlich bekommen wir im September eine Halle, in der das ganze Jahr gebaut werden kann, und wo die Boote sicher unterzustellen sind. Auch Ideen für ein neues Tagesprogramm gibt es.