pflichtlektüre 02/2011

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Praktikum mit Perspektive Schluss mit Ausbeute: Praktikanten machen längst mehr als Kaffee kochen und kopieren. Viele Unternehmen bieten mittlerweile gezielte Förderprogramme für Studenten an. Damit kann das Praktikum der erste Schritt zum Traumjob sein.

TEXTSARAH HINDERER, JULIAN JAKUBIAK, DOMINIK MERCKS ILLUSTRATIONMAREIKE ENGELKE

Westfalen bieten solche Programme inzwischen an. Auch wenn jedes Programm anders funktioniert, ist das Grundmodell bei allen gleich: Praktikanten, die während ihrer Praktikumszeit besonders überzeugt haben, werden in ein firmeneigenes Förderprogramm aufgenommen. Sie nehmen dann – je nach Unternehmen – an Workshops und Ausflügen teil, werden zu Info-Veranstaltungen und Fortbildungen eingeladen, bekommen Jobs als Werkstudenten, haben Zugang zu Auslandspraktika oder internen Stellenangeboten.

Ob zum Kennenlernen möglicher Berufsfelder, zum Kontakteknüpfen, zum Aufpeppen der Bewerbungsunterlagen oder einfach zur Erfüllung der Studienordnung – wer studiert, kommt an einem Praktikum nicht vorbei. Mehr als die Hälfte der fast zwei Millionen Studenten in Deutschland absolviert pro Jahr mindestens ein Praktikum. Das ergab eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS). 40 Prozent machen nach Abschluss des Studiums weitere Praktika, wie der Arbeitsbereich Absolventenforschung der FU Berlin herausgefunden hat.

Wer überzeugt, wird belohnt

Ohne Praktika geht es also kaum. Gleichzeitig verändert sich der Stellenwert eines Praktikums bei vielen Studenten: Seit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge macht ein Student im Schnitt weniger Praktika – er wählt sorgfältiger aus und erwartet mehr vom Praktikum als Kopieren und Kaffee kochen. Befragungen des HIS zeigen die Hauptgründe für die Suche nach Praktika: Drei Viertel der Studenten wollen ein Berufsfeld kennenlernen, knapp die Hälfte hofft auf bessere Chancen bei der Jobsuche. Auf die Veränderungen bei den Praktikanten stellen sich inzwischen auch viele Unternehmen ein. Ihre Erkenntnis: Sie müssen den Studenten mehr bieten als „nur“ ein Praktikum. Sie müssen von Anfang an – genau wie die Praktikanten – an die Zeit nach dem Praktikum denken. „Es wird immer schwieriger, talentierte, junge Menschen zu finden und im Unternehmen zu halten“, sagt der Personalvorstand der Deutschen Post, Walter Scheurle. „Deswegen müssen wir unseren potenziellen zukünftigen Führungskräften etwas bieten, das den Kontakt zu uns aufrecht erhält.“

Die Plätze in den Förderprogrammen sind allerdings limitiert. Nur wer durch Leistungen im Studium, im Unternehmen und persönlich überzeugt, wird aufgenommen. Maja Schröder, bei Bertelsmann verantwortlich für das „Student Challenge“-Programm, definiert die Anforderungen zur Aufnahme so: „Sehr gute Leistungen im jeweiligen Studienfach sowie ein herausragender Eindruck während des Praktikums.“ Zweimal im Jahr organisiert Bertelsmann für die Gruppe Veranstaltungen – von Vortragsreihen mit Referenten aus dem Unternehmen bis hin zu Workshops zu Themen wie Selbstmarketing oder Karrierespielregeln. Schröder empfiehlt Studenten vor allem, möglichst früh auf das Unternehmen zuzukommen. „Wir verfolgen einen sehr individuellen Ansatz: Mit jedem Teilnehmer erarbeiten wir die nächsten persönlichen Karriereschritte.“ Mit Hilfe eines Mentors sollen möglichst viele Teilnehmer des Förderprogramms schnell für eine feste Stelle vorgeschlagen werden und diese auch bekommen – so die Theorie.

Das Mittel zur Kontaktpflege sollen Praktikantenförderprogramme bieten. Zehn der 15 umsatzstärksten Unternehmen in Nordrhein-

Auch bei Eon baut man auf das Prinzip Mentoring. Mitarbeiter, die engagierte Studenten während eines Praktikums kennenlernen, 20 job


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