Leseprobe Kirchenführer

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KOLLERSCHLAG Pfarrkirche zum hl. Josef


Inhaltsverzeichnis

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1. Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2. Pfarrregulierung . . . . . . . . . . . . . . 3 3. PfarrgrĂźndung . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4. Kirchenbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5. Innenausstattung . . . . . . . . . . . . . . 9 5.1 Altarraum . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5.2 Langhaus . . . . . . . . . . . . . . . . 18 6. AuĂ&#x;enausstattung . . . . . . . . . . . . 37 7. Bisherige Priester . . . . . . . . . . . . 42 8. Literatur/Quellennachweis . . . . 43 9. Grundriss und Lage der einzelnen Elemente . . . . . . . 44

3Bild 2 Statue des hl. Josef, Kirchenpatron der Pfarrkirche Kollerschlag, Ăźber dem Eingang zur Sakristei [6]


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Pfarrkirche zum hl. Josef

Diözese Linz – Dekanat Sarleinsbach

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Oberösterreich

Fotografien: Josef Jungwirth

Herausgeber: Pfarre Kollerschlag


1. Geschichte

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Funde von Steinbeilen (z.B. im nahen Hinterschiffl) beweisen, dass das obere Mühlviertel bereits vor ca. 5.000 Jahren von Jägern durchstreift wurde, die sich schon in den Donauebenen angesiedelt hatten. Die urgeschichtlichen Pfade wurden im Mittelalter als Handelswege für den Salztransport (über den Wasserweg Inn - Donau) nach Böhmen begangen (Schöffgattern, Schöffgasse – „Schöff “ = Schiff). 400 v. Chr. eingewanderte Kelten errichteten das Königreich Noricum. Der Kühstein in der Nähe von Oberpeilstein war vermutlich in vorchristlicher Zeit eine heidnische Opferstätte (auch Kürstein, küren = auswählen, Kiriche = Versammlungsort). Römische Legionäre brachten das Christentum ins heutige Oberösterreich (hl. Florian in Lorch bei Enns).

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Der dichte Nordwald wurde aber erst im 12. Jahrhundert von der Donau her mit einzelnen Rodungsinseln nach und nach besiedelt. Der Name „Kollerschlag“, 1220 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt, leitet sich von Kalhoch von Falkenstein (Kalhoch-Slage) ab, der einem hochfreien Grafengeschlecht (rechtlich gleichgeDer Name „Kollerschlag“, stellt, sodass sie ohne Standesminderung 1220 n. Chr. erstmals untereinander heiraten konnten) angeurkundlich erwähnt, leitet hörte und Ministeriale (im Dienst stesich von Kalhoch von Falkenstein (Kalhoch-Slage) hender Beamter) des Bistums Passau war. ab, der einem hochfreien Er gründete nach 1200 n. Chr. das Kloster Grafengeschlecht angeSchlägl (Slage), vermutlich auch, um sich hörte und Ministeriale des nach damaliger Gepflogenheit der AdeliBistums Passau war. gen sein Seelenheil zu sichern. Das Grenzgebiet wurde wiederholt bedroht (daher Verhaue und Schanzen entlang der Grenze) und durch Truppendurchzüge und Einquartierungen von Soldaten argen Belastungen ausgesetzt (Passauer Kriegsvolk 1609, 30-jähriger Krieg 1618 - 48, Pest in Kollerschlag 1672, Erbfolgekriege 1701 und 1740, Franzosenkriege 1800 - 1809, Juliputsch 1934 - „Kollerschlager Dokument“ (Ermordung des Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß), Kriegsende 1945, Besatzung durch Amerikaner 1945 und Russen 1945 - 1955). 2


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2. Pfarrregulierung

5Bild 3 Südansicht der Pfarrkirche von Raidern aus

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Das Gebiet der Vogtei Altenhof der Grafen von Falkenstein und Salburg (das Wappen der Marktgemeinde Kollerschlag zeigt die Salburglilie) gehörte zum riesigen Bistum Passau, das bis an die ungarische Grenze reichte. Der deutsche Kaiser Heinrich II., der Heilige, hatte am Reichstag zu Regensburg dem Nonnenkloster Niedernburg in Passau das Gebiet zwischen Ilz und Rodl geschenkt (siehe Statue in der Kirche). Die erste Pfarre im weiten Umkreis war Pfarrkirchen im Mühlkreis (Ende 11. Jahrhundert gegründet, ca. 12 km von Kollerschlag entfernt). Der Kirchgang dorthin war lang und gefährlich (Überfälle, wilde Tiere). Unter Reformkaiser Josef II., dem Sohn Maria Theresias, wurden 1783 das Bistum Linz gegründet und viele Pfarreien aus den Mitteln des „Religionsfonds“ errichtet. Finanziert wurde dieser unter anderem aus dem umstrittenen „Klosteraufhebungs-Patent“. Klöster, die nicht der Jugenderziehung, Seelsorge oder Krankenpflege dienten, wurden aufgelöst, um unter anderem mit dem Inventar die neugebauten Pfarrkirchen ausstatten zu können. Die Landesregierung in Linz verfügte, dass das überflüssig gewordene Benefizium (kirchliche Stiftung) für Langhalsen bei Neufelden (heute vom Stausee überflutet) an Kollerschlag zu übertragen sei. 3


3. Pfarrgründung

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Mit den neuen Pfarrgründungen sollte der Gang der Gläubigen zur Kirche grundsätzlich nicht länger als eine Stunde dauern. Schon im 15. Jahrhundert soll an der höchsten Stelle im Dorf (an der Schöffgasse, dem alten Handelsweg) eine hölzerne Kapelle gestanden sein. Mit einem Kirchenneubau, der zugleich mit einem Schulbau errichtet werden sollte, waren die Bewohner der einzelnen Ortschaften wegen der hohen Kosten zunächst nicht einverstanden. Sie waren sogar bereit, die mühsamen Wege zu den inzwischen errichteten Pfarrorten Wegscheid in Bayern, Sarleinsbach und Peilstein weiterhin in Kauf zu nehmen.

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Mit Hofdekret vom 6. März 1784 wurde endgültig die Pfarre Kollerschlag gegründet. Von Wegscheid kamen zur Pfarre die Ortschaften: Kollerschlag, Hanging, Fuchsödt, Mistlberg, Haselbach, Lamprechtswiesen, Mollmannsreith und Schöffgattern (der Rauöckerhof war Jagdhaus der Passauer Bischöfe). Von Sarleinsbach kamen Raschau, Albenödt, Schröck (= Schrank“en“ an der Herrschaftsgrenze) und Stratberg (= Streitberg, wegen verschiedener Herrschaftsansprüche) dazu. Von Peilstein folgten 1788 noch HinterneMit Hofdekret vom 6. März belberg, Stift am Grenzbach, Sauödt und 1784 wurde endgültig Lengau. die Pfarre Kollerschlag

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gegründet.

Die heutige Pfarre zählt 1.950 Seelen. Seit September 2000 ist KsR. Laurenz Neumüller Pfarrer von Kollerschlag. Während seiner Amtszeit wurden zahlreiche Bauprojekte abgewickelt. Ab 2002 wurde das Pfarr­heim neu gebaut und 2004 eröffnet. 2010 erfolgte die Turmsanierung und die Anschaffung von fünf neuen Glocken, die am 6. Juni 2010 geweiht wurden. 2013 wurde die Pfarrkirche außen generalsaniert und das Dach mit Lärchenschindeln neu eingedeckt. Der letzte und mit Abstand aufwendigste Bauabschnitt war von 2015 bis 2016 die Innensanierung der Kirche. Die Weihe des neuen Volksaltars erfolgte am 6. Dezember 2015.

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4. Kirchenbau

5Bild 4 Nordansicht der Pfarrkirche mit Pfarrheim und Friedhof

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Erster Pfarrer wurde 1785 der Exdominikaner P. Engelbert Singer aus Steyr. Da er nur eine zerfallene, offenstehende Kapelle vorfand, veranlasste er zunächst den Bau einer Notkirche. Nun sollten Kirche, Schule und Pfarrhof als feste Gebäude errichtet werden. Es gab aber wegen der Finanzierung Schwierigkeiten, weil man alle Kosten auf den Religionsfond abwälzen wollte. 1787 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Bevölkerung war erst nach verschiedenen Androhungen durch vorgesetzte Stellen bereit, Robot zu leisten. Noch 1787 starb Pfarrer Singer, erst 40-jährig, infolge „andauernden Verdrusses“. Sein Nachfolger, Matthias Winkler, ehemaliger Franziskaner, baute so großzügig drauflos, dass die von der Regierung bewilligten 3.000 Gulden nicht ausreichten. Ein richtiger Turm und die Inneneinrichtung konnten nicht mehr finanziert werden. Das Kircheninventar wurde aus den Beständen verschiedener unter Josef II. aufgelöster Kirchen und Klöster beschafft. Drei Glocken, zwei Seitenaltäre und Kanzel von St. Leonhard bei Sarleinsbach, 5


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zwei Glocken von Losenstein, erste Orgel und vier Statuen im Langhaus vom Bürgerspital (Martinskirche) Linz, die Turmuhr vom Kloster Waldhausen. Der Hochaltar fehlte noch. Auf Betreiben Winklers und nach Vorsprache des Ortsvorstehers bei Kaiser Josef II. in Wien forderte das Mühlviertler Kreisamt in Freistadt den Abt des Stiftes Schlägl, Siard II., auf, den „Josefialtar“ der neuen Pfarrkirche Kollerschlag zu überlassen, da die Stiftskirche ohnehin „mit Altären überhäuffet sey“.

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Da sich Stiftsherren und Bevölkerung heftig wehrten, wurde kurzerhand der „Kollerschlager Landsturm“ (Vorläufer der heutigen Bürgergarde) aufgeboten. Der Altar wurde abgebaut und mit sieben Paaren Ochsen alles abtransportiert, was brauchbar erschien. Da sich der Altar als zu hoch erwies, wurden die Säulen abgeschnitten. Das Schlägler Wappen über dem Altarbild wurde später abgenommen, wohl, um den „Diebstahl“ vergessen zu machen. Es wurde aber bald wieder angebracht. Der Friedhof wurde dort angelegt, wo später die alte Volksschule stand, also auf dem Platz, auf dem sich heute das Gebäude der Raiffeisenbank befindet. Da sich der erste Friedhof bald als zu klein erwies, suchte man ein Grund-

3Bild 5 Blick von der Empore zum Hochaltar [1] und dem neuen Volksaltar [2]


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stück auf dem sogenannten „Leitenschübel“. Er war be- Innenansicht der reits genehmigt und ausgemessen. Dieser Plan wurde Pfarrkirche um 1906 jedoch fallengelassen. 1793 verlegte man den Friedhof auf die jetzige Anlage. Unter Winklers Nachfolger, Ignaz H. Scholz, wurde 1798 der Pfarrhof errichtet. Bis dahin mussten die Priester in verschiedenen Häusern des Dorfes wohnen.

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Die Pfarrkirche wurde von 1787 bis 1800 im spätbarocken Stil erbaut und ist dem hl. Josef geweiht. Sie besteht aus einem einschiffigen, dreijochigen, flachhängekuppel-gewölbten Langhaus und einem eingezogenen, einjochigen, flachhängekuppel-gewölbten Chor mit innen ausgerundetem 3/8 Schluss. Um 1856 wurde der Wandlungsturm errichtet.

Die Pfarrkirche Kollerschlag besteht aus einem einschiffigen, dreijochigen, flachhängekuppel-gewölbten Langhaus und einem eingezogenen, einjochigen, flachhängekuppel-gewölbten Chor mit innen ausgerundetem 3/8 Schluss.

Der Hauptturm war jahrzehntelang nicht viel höher als das Dach. Erst 1875 bekam er die heutige Gestalt (Zwiebelhelm, mit Kreuz 42 m hoch, 1981 erneuert).

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7. Bisherige Priester

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1. Engelbert SINGER (1785 - 1787) 2. Mathias WINKLER (1787 - 1794) 3. Ignaz H. SCHOLZ (1795 - 1806) 4. Josef Alois AMONT (1806 - 1807) 5. Johann BISCHOF (1807 - 1811) 6. Franz HUEBMER (1811 - 1817) 7. David FICHTNER (1817 - 1820) 8. Johann GRÜLL (1820 - 1841) 9. Anton ZAUNMÜLLER (1842-1853) 10. Anton SPIESSBERGER (1853 - 1864) 11. Karl SCHERRER (1865 - 1883) 12. Franz WINTERSBERGER (1894 - 1908) 13. Leopold SCHNITZER (1908 - 1913) 14. Stefan HÖRSCHLÄGER (1913 - 1923) 15. Anton PICHLER (1924 - 1939) 16. Karl KERSCHBAUMMAYR (1940-1947) 17. Johann GRABNER (1947 - 1961) 18. Karl WOHLSCHLAGER (1961 - 2000) 19. Laurenz NEUMÜLLER (seit 2000)

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5Bild 61 Innenansicht 2006


8. Literatur/Quellennachweis

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• Dr. Conrad Lienhardt, Kulturreferat der Diözese Linz: „Inventarverzeichnis der Pfarre Kollerschlag 1995“ • Pfarrchronik Kollerschlag • Pfarrchronik Wegscheid/Bayern • Prof. Fritz Winkler: „Heimatbuch Kollerschlag 1985“ • Franz Saxinger: „Heimatbuch Kollerschlag 1985“ (Kapitel 2.1 bis 2.11) • Kons. Franz Höfler: „Heimatbuch Putzleinsdorf “ • Kons. Vitus Ecker: „450 Jahre Markt Sarleinsbach 1983“ • Isfried H. Pichler: „Aigen-Schlägl, Porträt einer Kulturlandschaft 1979“ • Otto Wimmer: „Kennzeichen und Attribute der Heiligen 1993“ • Wolfgang Braunfels: „Lexikon der christl. Ikonographie 1973“ • Michael Moser: Arbeitsunterlagen • Mühlviertler Nachrichten: „1930, 42. Jg., Nr. 26, 36, 38“ • Pfarre Kollerschlag: „Pfarrkirche zum Hl. Josef “, 1. Auflage • Wikipedia Online Enzyklopedie: de.wikipedia.org • Ökumenisches Heiligenlexikon: heiligenlexikon.de

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Impressum

Herausgeber: Pfarre Kollerschlag, Markt 3, 4154 Kollerschlag Verfasser: Josef Jungwirth, Ernst Eckerstorfer Schriftsatz und Gestaltung: Josef Jungwirth Herstellung: Druckerei Präbst, 94110 Wegscheid 2. Auflage, herausgegeben 2018 Fotos: Josef Jungwirth, Archivfotos Bild 1 (Vorderseite) Westansicht vom Marktplatz aus Bild 25 (Innenseiten) Blick vom Haupteingang zum Hochaltar Bild 63 (Rückseite) Blick vom Hochaltar zum Haupteingang

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9. Grundriss und Lage der einzelnen Elemente

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1 Hochaltar (Seite 6, 9 - 11) 2 Volksaltar (Seite 6, 12 und 13) 3 Ambo (Seite 12 und 13) 4 Jakobus der Ältere – Fenster (Seite 15) 5 hl. Leopold III. – Fenster (Seite 15) 6 hl. Josef, Kirchenpatron – Statue (Umschlag und Seite 17) 7 Sakristei 8 Kanzel (Seite 12 und 14) 9 Hl. Dreifaltigkeit mit Pieta (Seite 14) 10 Marienalter (Seite 18) 11 Herz-Jesu Altar (Seite 19) 12 Kreuzweg – beidseitig, 6 Teilbereiche (Seite 29) 13 Erzengel Michael – Statue (Seite 20) 14 Erzengel Raphael – Statue (Seite 20) 15 Seiteneingang mit Weihwassersteinen (Seite 35) 16 Taufort mit Taufstein, Stele, Osterkerze und

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Weihwasserkessel (Seite 24 und 25)

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17 hl. Heinrich II. – Statue (Seite 21) 18 hl. Kunigunde – Statue (Seite 21) 19 Weihnachtskrippe – nur zur Weihnachtszeit (Seite 29) 20 Kinder Pinnwand Seite (34) 21 hl. Florian – Statue (Seite 31) 22 hl. Barbara von Nikomedien – Statue (Seite 30 und 31) 23 hl. Notburga von Eben am Achensee – Statue (Seite 30) 24 hl. Leonhard von Noblat – Statue (Seite 30) 25 Schriftenstand – beidseitig (Seite 34) 26 Heiliges Grab und Ölberg (Seite 33) 27 Opferkerzenständer (Seite 32) 28 Kasten für Aushänge – beidseitig (Seite 35) 29 Glockentafel – beidseitig (Seite 35) 30 Aufgang zur Empore 31 Opferstock (Seite 35) 32 Beicht- und Ausspracheraum (Seite 35) Bild 624 33 Haupteingang Grundriss der Pfarrkirche Kollerschlag

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