perspektive21 - Heft 30

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[ zwischen familien- und karriereplanung ]

dem ersten Arbeitsmarkt gefunden. Dass weniger weibliche Absolventen das Land verlassen haben, hängt u.a. damit zusammen, dass mehr Frauen als Männer schon wegen einer Ausbildung oder eines Studiums fortgezogen sind. Sie haben ihre Entscheidung zur Abwanderung hinsichtlich ihrer Erwerbsbiografie früher getroffen. Fehlende Ausbildungsplätze für Frauen Ein Mangel an qualifizierten Arbeitsstellen kann nicht als alleinige Ursache für die Abwanderung der Berufsanfänger gesehen werden. Rund 45 Prozent der Absolventen und ausgelernten Auszubildenden haben erst gar nicht versucht, eine Arbeit im Land zu finden. Dabei zeigen sich geringe geschlechtsspezifische Unterschiede. Mit Blick auf die genannten zukunftsträchtigen Berufsfelder und mit der Absicht, junge Frauen in der Region zu halten, fehlt es vor allem an geeigneten Ausbildungsgängen. So wundert es nicht, dass bei dem derzeitigen Angebot, das sich sehr stark auf technische Berufe beschränkt, junge Frauen auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz die Region verlassen. Zumal sie – wenn sie einen technischen Beruf ergreifen – bei der

Arbeitsplatzsuche gegenüber den jungen Männern benachteiligt werden.14 Mit Blick auf die hohe Mobilitäts- und Wanderungsbereitschaft, insbesondere wenn es um die Verfolgung von Ausbildungs- oder Studienabsichten geht, sollte ein Schwerpunkt regionaler (Wirtschafts-) Entwicklung darauf gelegt werden, Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote speziell für junge Frauen auszubauen. Hier könnten sich einzelne Standorte mit geeigneten Bildungsangeboten profilieren sowie mit Hilfe von bewusstseinsbildenden Maßnahmen in Unternehmen und Betrieben zur gleichberechtigten Behandlung von Frauen und Männern bei der Auswahl von Arbeitskräften zur Stärkung des Standorts beitragen. So lässt sich gezielt dem schon jetzt absehbaren Fachkräftemangel entgegen wirken. Wanderungsmotiv Partnerschaft und Familie Bei Betrachtung der Gründe und Motive für Migration zeigt sich, dass in der öffentlichen Diskussion und in der Forschung das berufliche Motiv am stärksten hervorgehoben wird. Das mag zum einen daran liegen, dass das Wanderungsmotiv Arbeitsmigration ohne Zweifel stark ist und weit in die Geschichte zurück reicht. Doch gerade

14 Christiane Dienel, Abwanderung aus Ostdeutschland – vom Wendephänomen zum langfristigen Trend?, in: Tituts Simon / Rainer Hufnagel (Hg.), Problemfall deutsche Einheit. Interdisziplinäre Betrachtungen zu gesamtdeutschen Fragestellungen, Stuttgart 2004, Seite 93 - 110

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