perspektive21 - Heft 15

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Elitentransformation auf kommunaler Ebene am Beispiel der PDS in Brandenburg

Vordergründig könnte festgestellt werden, dass die PDS die kommunalen Mandatsträger zu einem ganz erheblichen Teil ausgetauscht hat. Immerhin gaben nur 17,6 Prozent der heutigen Mandatsträger (15 Personen) an, früher ein kommunalpolitisches Amt ausgeübt zu haben. Hier kann man dann zwar nicht von einem grundlegenden Bruch reden, gemessen an dem Charakter der SED als Staatspartei wäre dieses aber trotzdem ein signifikanter Hinweis auf einen Wechsel. Nun sind jedoch nicht nur die Funktionen kennzeichnend, sondern hinzu kommen noch die politischen Biographien und die möglicherweise nachhaltige mentale Verankerung der Mandatsträger in der DDR. Alle heutigen Mandatsträger haben die Zeit der DDR bewusst erfahren. 75 Prozent der Befragten gehörten zur Gründer- oder Aufbaugeneration. Über 90 Prozent (77 Personen von insgesamt

85) sind unter „DDR-Bedingungen“ politisch sozialisiert worden. Dieses hinterlässt tiefgreifende Prägungen, was jedoch auch für alle anderen Parteien gilt. Es muss deshalb nach der inneren Einstellung zur DDR gefragt werden, um einen Elitenwechsel auch auf der inhaltlichen Ebene feststellen zu können. In diesem Zusammenhang kann zunächst konstatiert werden, dass über 82 Prozent der befragten Mandatsträger ihre politische Heimat – ausgedrückt durch ihre Mitgliedschaft – in der SED hatten. 43 Personen (50,1 Prozent) hatten innerhalb der Partei eine Leitungsfunktion. Lediglich fünf Personen, die heute für die PDS im Kreisparlament sitzen, waren zwar früher SED-Mitglieder, sind aber heute nicht mehr Mitglied der PDS (ohne dass zu den Motivationen für den Austritt fundierte Aussagen gemacht werden können, siehe oben).

PDS auf kommunaler Ebene weiterhin Repräsentant des überwundenen Gesellschaftssystems Ein weiteres Kennzeichen, um die ideologische Verwurzelung in dem alten SED-Regime zu messen, sind die Mitgliedschaften in den Massenorganisationen. Zwar waren Mitgliedschaften in den Massenorganisationen in der DDR sehr weit verbreitet, aber be-

stimmte Organisationen hatten eine besondere ideologische Nähe zur SED. Hierzu gehörten neben der FDJ als Jugendorganisation vor allem die DSF und die GST. In der DSF waren 73 der Befragten und in der GST immerhin noch 22 Personen.

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