Lust&Leben 1 18

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ie Smoking Gun zählt nicht zu Albert Trummers bevorzugten Gerätschaften an der Bar. Wenn schon Feuer, dann richtig. Deshalb ist Trummer auch ein gebranntes Kind, wenngleich weder ihm noch einem seiner Gäste etwas passiert ist. Vor sechs Jahren wurde er in seinem Lokal von Zivilpolizisten verhaftet, als er wieder einmal den Marmortresen der Apotheke theatralisch unter Flammen setzte. Diese zuvor schon öfter zelebrierte Show war nur eines der Highlights, mit denen Trummer – stets im Apothekermantel gekleidet – in seiner Speakeasy-Bar in Chinatown für Furore sorgte. Das macht er in seiner neuen Bar Sanatorium jetzt nicht mehr, denn bei versuchter Brandstiftung kennen die New Yorker Behörden keinen Spaß, wie Trummer heute weiß. Anstatt – wie zunächst vermutet – mit einer belanglosen Geldstrafe für eine Verwaltungsübertretung davonzukommen, zog sich die Verhandlung monatelang hin – sogar eine strafrechtliche Verurteilung wegen Brandstiftung drohte. Heute raucht es bei Trummer nur mehr im Keller des Sanatoriums. Angesichts dieser ungewissen Zukunft verkaufte Trummer die Apotheke und ging nach Miami, wo er zwei Jahre lang eine Bar namens Drogerie führte. Auch dort reüssierte er, doch schlussendlich zog es ihn zurück nach New York, wo er so viele Höhen erlebt hat und auch ein Gutteil seines Freundeskreises lebt. Nachdem er sich vom Apotheker zum Drogeristen entwickelt hatte, war ihm klar, dass seine nächste Station ein Sanatorium sein wird.

Beim legendären Danube-Kochbuch „East of Paris“ wirkte neben David Bouley und Albert Trummer auch Mario Lohninger mit, der damals Danube-Küchenchef war.

Worte schaffen Wirklichkeiten Dass Trummer schon ein paar Jahre im Geschäft ist, zeigt sich unter anderem daran, dass ihm heute sein Sohn Jakob hinter dem Tresen hilft. Aber auch wenn er über Entwicklungen und Trends in der Barwelt spricht, merkt man, dass er schon einiges erlebt hat. Als er 2000 gemeinsam mit dem Sternekoch David Bouley und seinem Landsmann Mario Lohninger das Buch „East of Paris“ veröffentlichte, war es das erste Mal, dass feines Essen und gepflegte Cocktails gemeinsam präsentiert wurden. Das Buch, das übrigens von Thomas Schauer, der so wie Trummer aus dem steirischen Wildon stammt, fotografiert wurde, ist eine Hymne an die Küche aus dem Donauraum und eine sehr persönliche Liebeserklärung von David Bouley an Österreich.

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