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MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN NACHRICHTEN AUS AUS MOOS, MOOS, SI ST. LEONHARD LEONHARD UND UND SI ST. MARTIN MARTIN MITIEILUNGEN UND 15. Nr. 20 35 11 . Jahrgang Jahrgang -– Nr.

September 2002 Dezem ber 1998

Gedanken zum Weihnachtsfest

Transeamus usque Bethlehem, "auf laßt uns hinübergehen nach Bethlehem", so beginnt ein schönes altes Weihnachtslied. Ich glaube, dieses traseamus usque Bethlehem, dieses Hirtenwort, hat gerade bei uns in Südtirol einen großen Anklang gefunden, wie kaum ein anderes biblisches Wort. In unzähligen Krippen- und Hirtenliedern gelangt dieses Wort der Hirten warm und lebendig bis in unsere Gegenwart. In diesem Wort: "Auf laßt uns nach Bethlehem gehen!" fühlten sich unsere Vorfahren persönlich angesprochen. Es war gen au die Stelle, wo sie sich in das Geschehen in Bethlehem einreihen konnten. Sie waren nicht imstande, große Betrachtungen über den dreifaltigen Gott anzustellen und große wissenschaftliche Werke zu lesen. Aber mit den Hirten konnten sie sich identifizieren, das waren sie selbst; zu dem Gott hin, den sie lieben konnten, weil er in die Welt eingetreten und somit ihnen nahe geworden war. Wir tun uns da heute schon schwerer, auch wenn wir die Lieder immer wieder nachsingen. Von der Einfachheit der Hirten und ihrer Welt sind wir oft noch weit entfernt. Trösten kann uns da vielleicht, daß schließlich auch die Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Krippe gefunden haben, in denen sozusagen dann auch wohl wir vertreten sind. "Bitten wir also", so schreibt der Schriftsteller H. Maier, "daß auch wir heikle Seelen den Stern sehen, die Stimme des Engels vernehmen und den Weg nach Bethlehem finden." Wo verläuft er eigentlich? Schauen wir hinein ins Evangelium der Heiligen Nacht von der

Verkündigung der Geburt des Erlösers der Engel an die Hirten: Die Überlieferung hat hier 2 Teile für wichtig gehalten: Die Hirten lagerten auf freiem Feld und sie waren wach. Die Menschen in den Palästen und Häusern schliefen und hörten die Engel nicht. Auf die Wach-

heit des Herzens, die Fähigkeit sich von Gott ansprechen zu lassen wird Wert gelegt. Sind wir wach und empfänglich? Sind wir nicht oft krank an Snobismus, Halbgebildetheit, Rechthaberei, Neid, Aufgeblähtheit und Egozentrik? Werden wir nicht oft durch fehlende Demut unfähig von unserem hohem Sockel herabzusteigen um die tieferen Wirklichkeiten zu verstehen, ja um den Weg zur Krippe zu finden? Unser Herz ist oft vollgestopft mit Vorurteilen und Besserwisserei. Es ist betäubt durch Geschäftigkeit und Pflichten, gelähmt durch die Hektik. Und deshalb sollten wir die Weihnachtstage nutzen als eine Zeit des Abschaltens und Freiwerdens, des Sin-

gens und Betens, des Feierns in gläubiger Gemeinschaft, damit das Herz wieder sehen, hören und froh sein lernt. Noch ein weiterer Hinweis ist den Kirchenvätern wichtig. Sie legten Wert darauf, daß die Hirten zur Krippe eilen, um den Messias anzubeten: Dabei kommt mir eine jüdische Geschichte in den Sinn. Hier wird erzählt, daß ein Gelehrter, der fürchtete, den Glauben zu verlieren, zu einem Frommen ging, um Rat zu holen. Der Fromme aber ließ sich auf keine philosophische Diskussion ein, er betete nur mehrmals mit diesem gelehrten Zweifelnden und zwar die Gebete, die er in seiner Kindheit auswendig gelernt hatte. Das war alles. Er diskutierte nicht mit dem Zweifelnden, er betete mit ihm. Er betete mit ihm die Gebete seiner Kindheit, in denen das Herz wach geworden war für Gott. Er stärkt das Herz. Genau das möchte die Kirche Weihnachten mit uns tun, was jener Fromme mit dem Zweifelnden tat. Sie betet mit uns, um unser Herz zu stärken, um uns und unsere Familie gesund zu machen an Leib und Seele. Transeamus usque Bethlehem - "auf, kommt nach Bethlehem" und bittet dort den Herrn, daß er uns hilft auf diesem Weg nach Bethlehem zu unserer Gesundung und dass er so eine glückselige Weihnacht schenken möge. Die wäre mein Weihnachtswunsch für uns alle. Pater Theo


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