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Nr.1 MITTEILUNGEN MITTEILUNGEN UND UND NACHRICHTEN NACHRICHTEN AUS AUSMOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN
15. Jahrgang – Nr. 35 MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN
Vor 130 Jahren in Moos Erlebnisse zweier Wiener Professoren
In dem Buche »Leben des Grafen Erasmus von Deroy« 1855 steht ein interessanter Bericht »lrn Passeiertal« Darin beschreibt der Wiener Professor Anton Heilmann ausführlich Erlebnisse und Eindrücke einer Wanderung mit einem Freund von Meran ins Ötztal, Die zwei vornehmen Wiener zogen in der Früh des Jakobitages (Bauernfeiertag) in Meran los. In Riffian erlebten sie die Festlichkeit einer Primiz. Sie bereuten, ab Saltaus nicht einen Führer genommen zu haben, da sie an der Passer nicht weiterkamen und um Hilfe rufen mußten. Am Sandhof kehrten sie ein und zogen dann über St. Leonhard ins Hinterpasseier. Über das am Zoll zu zahlende Weggeld waren sie sehr erstaunt. Gegen Abend kamen sie endlich in Moos an. Die Erlebnisse in Moos beschreibt Heilmann wie folgt: »Glücklich und wohlbehalten langten wir gegen Abend in Moos an, und so einfach und ländlich auch unser Nachtquartier war, so fanden wir doch alles, was ein hungriger und ermüdeter Fußwanderer in einem öden AIpendorfe erwarten kann. Die Dorfbewohner hatten sich um den Tisch gesetzt und sprachen dem sauren Weine oder dem scharfen Branntwein tüchtig zu. Die meisten
von ihnen führten einen Dialekt, der uns nicht weniger verständlich war, als hätten sie in irgendeiner Sprache Afrikas gesprochen; einige andere jedoch, die den größten Teil des Jahres in der Fremde verkehren, akkommodierten sich im Gespräche mit uns insoweit, daß es uns nicht eben schwerfiel, sie zu verstehen. Das Passeiertal kann natürlich seine Bewohner nicht völlig durch sich selbst ernähren, und darum geht ein Teil mit Obst, das sie in dem gesegneten südlichen Etschtale kaufen, nach Norden und beglückt besonders die Bewohner Bayerns mit den gesuchten Tiroler Birnen, Pflaumen und Aprikosen; oder sie erhandeln in Italien und Südtirol mageres Vieh, lassen es auf ihren gesunden und kräuterreichen Almen weiden und führen es dann auf die Märkte von Meran und dessen Umgebung, und noch andere holen
März 1988
September 2002 2. Jahrgang
aus dem flachsreichen Ötztale Stoff für den heimischen Webstuhl. Diese Reisenden, welche die Schranken ihres Talstreifens überschreiten, sind natürlich auch in geistiger Hinsicht weniger beschränkt, als die jahraus, jahrein an der Scholle klebenden; daß aber diese letzteren selbst nicht einmal die Stufe des untergeordnetsten Wissens zu erreichen vermochten, das wurde uns hinlänglich klar, nachdem wir Gelegenheit gehabt hatten, einen Blick auf den Stand des hiesigen Volksschulwesens zu werfen. Schon die Art und Weise war eigentümlich, wodurch wir auf die Schule geführt wurden. Wir fragten nämlich, ob es hier keinen Barbier gebe, wir möchten gern rasiert ins Ötztal wandern. ,,0 doch", erwiderten gleichzeitig mehrere Stimmen, "da müssen Sie zum Schulmeister gehen". Unser Befremden, das wir darüber äußerten, befremdete, wie es schien, die Leute noch weit mehr; denn sie schauten uns darauf mit einem Blicke an, mit dem wir einen Bauernknaben fixieren, (Fortsetzung auf Seite 2)