Test AER

Page 1

D u r c h gecheckt

Kraftpaket AER Domino Verstärker Von Andreas Schulz

Das Team von AER nennt sich selbst „the acoustic people“. Tatsächlich ist der Hersteller aus Recklinghausen ganz vorne mit dabei, wenn es um die Verstärkung akustischer Instrumente geht. Mit dem „Domino“ ist nun die neueste Kreation des Hauses bei AKUSTIK GITARRE zum Test eingetroffen.

E

ine Menge Akustikgitarristen und Sänger haben sich beim Anblick der in Größe und Gewicht äußerst zivil dimensionierten AER-Amps gefragt, was aus einer solchen Kiste eigentlich rauskommen kann. Nun, unzählige Gigs sind in den letzten Jahren über die Bühne gegangen, bei denen AERVerstärker verwendet wurden. In der Branche gelten sie als zuverlässig und gut klingend. Der „Domino“ schließt die Lücke zwischen dem Nobelmodell „Acousticube“ und den kleinen „Bingo“- und „Tramp“-Amps, und zwar sowohl in Bezug auf Leistung (100 W) als auch in Sachen Preis und Ausstattung.

Der „Domino“ ist eine handliche Kiste, die mit schwarzem Strukturlack überzogen ist. Bei einer Größe von 42 x 36,5 x 30 cm wiegt er angenehme 14 kg. Dank einer eingelassenen Griffmulde lässt er sich völlig problemlos tragen, sogar locker mit einer Hand – perfekt für mobile Akustikgitarristen, die nur mit Gitarre und Amp bewaffnet von Session zu Session eilen. Ausgeliefert wird er mit einer gut gepolsterten Schutzhülle. Zwei 8-Zoll-Breitbandlautsprecher des spanischen Herstellers Beyma übertragen das Signal. Die eigentliche Verstärkereinheit ist von hinten eingebaut. Die Bedienelemente sind dabei von oben zugänglich, die Anschlüsse sind (gut erreichbar) auf die Rückseite verbannt worden. Ebenfalls an dieser Stelle findet sich der Anschluss für das Kaltgeräte-Netzkabel mit von außen zugänglicher Sicherung. Der erste Eindruck des Gerätes ist Vertrauen erweckend, das Design fällt unter die Marke „sachlich und nüchtern“.

Ausstattung

Der „Domino“ ist als bis zu vierkanaliges System für die unterschiedlichsten Anwendungen ausgelegt. Kanal 1 beginnt mit einer Klinkenbuchse, die über einen High-LowUmschalter in der Eingangsempfindlichkeit angepasst werden kann. „Channel Mute“ schaltet den Kanal still. Der Gain-Regler bestimmt den Eingangspegel. Sollte dieser zu hoch ausfallen und Übersteuerungen provozieren, warnt eine Clip-LED. Als Klangregelung dient ein dreibandiger Equalizer. „Bass“ regelt 100 Hz um +/-8 dB, „Middle“ greift bei 550 Hz mit sanften +/-3 dB und „Treble“ beeinflusst 10 kHz um +/-11 dB. Auch eine

76 AKUSTIK GITARRE 3/00

Anschlussmöglichkeiten in allen Situationen und eine Vielzahl praxisnaher Anwendungen: AER Domino Verstärker

Fotos (2): Schulz

Konstruktion

chen Stereo-Einspielweg (Aux-In, beispielsweise für Playbacks, CDs, Drum-Computer oder Keyboards) verwalten und hörbar machen. Kompliment! Die Master-Sektion bietet die Möglichkeit, eine 24-V-Speisespannung auf die Mikrofoneingänge zu schalten (wird bei Kondensatormikros benötigt). Des Weiteren befindet sich hier das eingebaute Effektgerät – ein recht einfacher Vertreter mit vier fest programmierten Presets, die sich jedem kreativen Eingriff widersetzen. Zur Verfügung stehen: 320 ms Delay, Chorus, kurzer Hall (1,4 Sek.) und langer Hall (1,8 Sek.). Beeinflusst werden kann lediglich der Pegel des Effekts. Der Regler „Aux Return“ bestimmt den Pegel des an Aux-In eingespeisten Signals. „Effect 2 Return“ leistet das Gleiche für ein eingeschliffenes externes Effektgerät. Die

voreingestellte Entzerrung ist vorhanden. Mit „Colour“ wählt man eine Kombination von Mittenabsenkung und Höhenanhebung, laut AER besonders empfohlen für Zupftechniken. Zum Abschluss dieses Kanalzuges finden wir den „Send“-Regler, der festlegt, wie stark das Effektgerät angesteuert wird. Kanal 2 ist fast identisch aufgebaut. Einziger Unterschied: eine XLR-Combi-Buchse, an die wahlweise ein Mikrofon (XLR-male mit symmetrischer Beschaltung) oder ein Klinkenstecker (unsymmetrisch) angeschlossen werden kann. Logischerweise gibt es hier einen Line-Mikrofon-Umschalter zur Anpassung des Eingangssignals. Diese beiden völlig unabhängigen Kanäle, die allein schon ein umfassendes Angebot darstellen, werden nun in Kanal 3 und 4 nochmals in leicht vereinfachter Form dupliziert. Wir finden hier eine weitere XLRKombibuchse mit „Channel Mute“, LineMikrofon-Umschalter und Gain-Regler sowie eine Klinkenbuchse mit selbiger Ausstattung. Diese beiden Eingänge teilen sich eine komplette dreibandige Klangregelung, die schon aus Kanal 1 und 2 bekannt ist, und einen „Effekt Send“-Regler. Mit diesen vier Kanälen ist in der Praxis kaum noch eine Konstellation vorstellbar, die den „Domino“ vor unlösbare Probleme stellt. Beispiele gefällig? Also, zwei akustische Gitarren, bis zu drei Gitarren plus Gesang, 2 x Gitarre plus 2 x Mikrofon usw. Der „Domino“ kann also höchst flexibel bis zu vier Einzelsignale plus einen zusätzli-

Master-Lautstärke ist recht pfiffig gelöst: Der Post-Master (nein, nicht der Postmeister!) ist der eigentliche Gesamt-Lautstärkeregler des Amps. Steuert man mit dem „Domino“ über die Buchsen „R-Out“ und „L-Out“ eine Saalanlage an, kommt der „Pre Master“ ins Spiel. So kann man seinen Amp als unabhängig von der PA zu regelnden Bühnenmonitor einsetzen. Gute Idee! In diesem Fall kann das eingebaute Effektgerät sogar stereo betrieben werden, der Schalter „Stereo Sim“ macht‘s mittels Basisverbreiterung möglich.

Anschlüsse

Diesem Aspekt möchten wir ein eigenes Kapitel widmen. Oft werden die Möglichkeiten des Equipments wegen Unkenntnis oder aus Unsicherheit nicht voll ausgenutzt. Hierzu vergreifen wir uns an der Rückseite des „Domino“ und untersuchen die umfangreichen Anschlussmöglichkeiten. • Rec-Out (Cinch): Hier kann ein beliebiges Aufnahmegerät angeschlossen werden, das ein Signal „Pre Master“ und ohne Effekt erhält. Durch die Auslegung „Pre Master“ ist der Pegel hier unabhängig von der Bühnenlautstärke, die während einer Performance möglicherweise geändert werden muss. • Aux-In (Cinch): Hier kann ein beliebiges Line-Signal eingespeist werden, das über AuxReturn geregelt wird. Mögliche Anwendung: CD, Drum-Computer, Keyboard, externes


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
Test AER by Timezone Records - Issuu