2 minute read

Objektiv: Melodien für Millionen 2002

Objektiv

Subjektive Eindrücke aus dem Darmstädter Musikkosmos

Advertisement

FOTO + TEXT: MATHIAS KNUHR

Objekt: DANKE bei „Melodien für Millionen“ Datum: 21. Dezember 2002 Ort: Bessunger Knabenschule (Halle) Fotograf: Mathias Knuhr

Hintergrund: „Immer am letzten Wochenende vor Heiligabend brannte die Halle der Bessunger Knabenschule lichterloh. Im musikalischen Sinne. Wundervoll vernebelte Erinnerungen an unglaubliche Coverversionen und Shows und das Wiedersehen von tollen Lieblingsmenschen bei Haselnussschnaps und den besten Nudeln mit Tomaten- und Käse-Sahne-Soße! Und der Hoffnung, dass das ,Melodien für Millionen’-Festival in diesem Jahr endlich in die 27. Runde gehen kann. Heimweh.“

IN DER NEBLIGEN ZWISCHENZONE

Reden wir über Integration in Darmstadt, Folge 3: Die Sache mit der Aufenthaltserlaubnis

TEXT: MELANIE LIPINSKI | FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI.CO

Manchmal hat man an einem Ort direkt das Gefühl, dass man willkommen ist. So war es für mich, als ich 2010 aus Kanada für ein Auslandssemester nach Darmstadt kam. Aus diesem einen Semester ist ein Studium geworden – und mittlerweile ist Darmstadt mein Zuhause. Als Ausländerin will ich mich in meiner Stadt zugehörig fühlen, unabhängig davon, wo ich herkomme oder wie lange ich vielleicht bleiben werde. Als Leiterin von Integrationskursen frage ich mich, was es eigentlich heißt, integriert zu sein. Integration ist schließlich kein Ziel, das erreicht werden kann, sondern vielmehr ein Prozess – ein Prozess in Richtung einer vielfältigeren, multikulturellen Gesellschaft. Dazu beitragen könnten – auch in Darmstadt – die Behörden. Könnten ...

Ich schreibe diese Zeilen aus dem verschneiten kanadischen Westen, wo die Außentemperatur gerade -38 Grad Celsius beträgt, bei blauem Himmel und Sonnenschein. Herrlich. In einer Woche, Mitte Januar, fliege ich von zu Hause (aus der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin), nach Hause – nach Darmstadt, wo meine Wohnung und meine Freunde sind, meine Arbeit, der Kindergarten meiner (deutschen) Kinder ... mein Leben. Wenn ich in Frankfurt mit meinem kanadischen Pass wieder die Grenze überquere, werde ich gefragt, was ich in Deutschland vorhabe. Und ich werde antworten: „Na ja, ich lebe hier.“ immer nervös und befürchte, jemand könnte mir sagen, dass ich wieder „nach Hause“ gehen müsse. Wo doch alle meine Sachen in Darmstadt sind! Der Flughafen ist einer dieser Zwischenräume, wo Menschen, die wie ich in mehreren Staaten heimisch sind, viel Zeit verbringen. Nachdem ein gültiges Visum (beziehungsweise meine privilegierte Staatsbürgerschaft) mir die Einreise ermöglicht hat, waltet die Ausländerbehörde über meine ausländerischen Aktivitäten, während ich mich in Deutschland aufhalte (also immer). Das Spiel muss man spielen – und frau kann sich mit allem arrangieren. Schließlich ist ein Termin alle drei Jahre nicht die Welt.

Beziehungsweise ... das letzte Mal wurden es vier. Ich habe nämlich ein Jahr auf einen Termin gewartet. Ich schätze, amtliche Meldungen lösen selten solche Freude aus wie die dreizeilige E-Mail mit Terminvorschlag, die Ende September 2021 meine Inbox erreichte. Ich jubelte. Wie viele Menschen in Darmstadt, die seit der Pandemie ihren Aufenthaltstitel verlängern wollten oder auf sonstige Dienste der Ausländerbehörde angewiesen waren, hatte ich bereits viele Monate lang innerhalb Deutschlands in der nebligen Ausländerzwischenzone verweilt.

2021 war für alle ein Jahr des Wartens, des Frusts, der Geduld. Umso mehr, wenn das Leben wegen eines fehlenden Visums oder ausbleibenden Termins zusätzlich eingeschränkt wird. Im Frühjahr des vergangenen Jahres berichtete die „Hessenschau“ von einer „heillosen Überforderung“ der Behörde in der Darmstädter Grafenstraße. Aufgrund der Corona-Ein-

This article is from: