Ausgabe 133 (Mai 2021)

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die energischen Nachschüsse prallten vom Abwehr­ bollwerk der Gäste ab, doch die Hoffnung war wieder da. Umso mehr, als mit dem Wiederanpfiff der ersehnte Anschlusstreffer fiel. Uwe (Süd-)Hes­se schlug eine Bogenlampe an den Fünfmeterraum, Kassels Torwart kollidierte mit einem Mitspieler und Henry Onwuzuruike bedankte sich als lachender Dritter per Kopfballtor. Die 98er blieben am Drücker und Oliver Heil jagte zehn Minuten später den Ball von der Strafraumgrenze vehement in die Maschen: 2 zu 2!

Ab auf die Aschenbahn Um den Nachmittag perfekt zu machen, fehlte also nur noch ein Treffer. Doch der wollte und wollte nicht fallen. In der 88. Minute segelte dann ein Freistoß vor das Tor der Gäste. Am Fünfmeterraum kam Abdel­aziz Ahanfouf per Abpraller an den Ball, blieb aber zunächst an einem Gegenspieler hängen. Doch der Angreifer agierte im Fallen gedankenschnell und bugsierte die Pille am verdutzten Keeper vorbei ins Netz. Wenige Momente später lag Ahan­ fouf schon wieder, allerdings vor einem schier aus­­rastenden A-Block im Staub der damals noch vorhandenen Aschenbahn. Über ihm seine Mitspieler. What a feeling! Die nordhessische HNA schrieb nach dem Match: „Ahanfouf, der Neuzugang zur Winterpause. Es schien, als hätten sie ihn nur für dieses eine Tor verpflichtet.“ Nun fast. Ahanfouf erzielte in seinen sieben Partien für die 98er tatsächlich zwei Tore. Aber das gegen Kassel war Gold wert.

mit einer topmodernen Haupttribüne aufwarten wird. Für Hessen Kassel hätte es kaum schlechter weitergehen können. Sie klebten in der Regional­ liga fest, bis eine Schuldenlast und ein damit ver­­bundener Insolvenzantrag sie in die Hessenliga führte. Seit dieser Saison spielen sie immerhin wieder viertklassig. So lässt sich mit Fug und Recht sagen, dass ohne das 3:2 vom 16. April 2011 die Geschichte der 98er anders verlaufen wäre. Nicht zuletzt deshalb sei allen gedankt, die, von Erfolgscoach Kosta Runjaic angeleitet, an jenem Samstag die Lilie auf dem Trikot getragen haben: Jan Zimmermann – Tunay Acar, Cem Islamoglu, Jonas Grüter, Markus Brüdigam (Fouad Brighache) – Uwe Hesse, Yannick Stark, Boris Kolb (Sascha Amstätter), Henry Onwuzuruike – Daniele Toch (Abdelaziz Ahanfouf), Oliver Heil. ❉

Nie mehr 3. Liga! —­ Fr, 07.05., 18.30 Uhr: Hannover 96 – SV Darmstadt 98 So, 16.05., 15.30 Uhr: SV Darmstadt 98 – 1. FC Heidenheim So, 23.05., 15.30 Uhr (letzter Spieltag der Saison 2020/21): Holstein Kiel – SV Darmstadt 98

Die Gäste kassierten in den verbleibenden Mi­nuten zwar kein Tor mehr, dafür aber einen weiteren (Frust-)Platzverweis. Kassels Abwehrspieler Jens Grembowietz gab nach dem Abpfiff zu Protokoll, dass er das Spiel wohl auch ein paar Tage später nicht begreifen würde, während Gästecoach Mirko Dickhaut den Spielverlauf „brutal“ nannte. Für alle Lilien war er dafür umso schöner. Was denkbar schlecht begonnen hatte, wurde dank des frühen Platzver­ weises zu einer erfolgreichen Aufholjagd. Und so ganz nebenbei zu einem Fanal im Saison­endspurt. Während die Lilien nur noch Siege sam­mel­ten, geriet das zuvor so souveräne Hessen Kassel komplett aus der Spur. Der SVD holte noch 18 Punkte, Kassel sieben. Am Ende hatte der SVD den Rivalen um acht Punkte distanziert. Etwas, das vor dem direkten Aufeinandertreffen undenkbar schien.

Neu: Behinderten- und Rehabilitations-­Sportabteilung —­ Der SV Darmstadt 98 bekommt Zuwachs: Seit April 2021 gibt es eine Fußball-Mannschaft für intellektuell beeinträchtigte Personen (Fußball-­ ID). Organisiert wird dieses Team innerhalb einer neu gegründeten Behinderten- und Rehabilitations-Sportabteilung. Teil der neuen Abteilung wird auch ein eigenes eFootball-Team für intellektuell beeinträchtigte Personen sein. Der SV 98 ist der erste deutsche Profifußballklub, der eine solche Mannschaft bei sich integriert. Die Mannschaft wird in der vom Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband e. V. (HBRS) organisierten Hessenliga antreten. Trainieren und spielen wird das Fußball-ID-Team auf dem Vereinsgelände des TSV Eschollbrücken.

Die Wege trennen sich Was dann folgte, ist weithin bekannt: Die Lilien spielten drei Jahre in der 3. Liga und seit 2014 immer mindestens zweitklassig. Ein Ausweis des Aufschwungs ist das Bölle, das im nächsten Sommer nicht nur mit der neuen Gegen-, sondern auch

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