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BETRAYING THE MARTYRS

Foto: quintenquist.com

TABULA RASA. Alles ist neu bei den Franzosen. 2021 verließ Sänger Aaron Matts die Band, um mit TEN56 ein neues Projekt zu starten. BETRAYING THE MARTYRS mussten tiefe Entscheidungen treffen, auch die Auflösung der Band stand zur Debatte. Dass es nicht so weit gekommen ist, liegt am neuen Mann am Mikrofon Rui Martins, wie uns Bassist Val erklärt.

S

ilver Lining“ ist die erste Veröffentlichung mit Rui am Mikrofon – wie hat es sich angefühlt, dass er als Frontmann einer Band beitritt, die es schon so lange gibt und bereits vier Alben veröffentlicht hat? Es fühlte sich an, als ob Rui schon seit Jahren dabei wäre. Der ganze Prozess lief so reibungslos, dass wir es nicht einmal bemerkt haben. Rui ist ein großartiger Sänger und noch viel mehr ein großartiger Mensch. Er ist sehr engagiert und hat uns in gewisser Weise an neue Grenzen gebracht. Ich kann mir vorstellen, dass ein Besetzungswechsel – und gerade im Fall des Frontmanns – für eine Band nicht leicht zu verkraften ist. Besonders während der Pandemie. Wie habt ihr euch in einer Situation gefühlt, in der ihr nicht touren und spielen könnt und in der euch ein Mitglied fehlt, von dem viele sagen werden, dass es nicht einfach zu ersetzen ist? Alles passierte zur gleichen Zeit. Wir hatten das Gefühl zu ertrinken. Es war wirklich hart, wir haben noch nie in unserem Leben so viel Zeit zu Hause verbracht. Normalerweise spielen wir etwa 120 Shows im Jahr. In den letzten drei Jahren waren es nur drei. Wir haben unser Licht ein wenig verloren. Wir fühlten uns ein paar Monate lang wirklich niedergeschlagen, aber jetzt, da sich alles langsam wieder öffnet, fühlt es sich an, als wären wir neu geboren. Die Tatsache, dass die Leute im Moment unglaublich hilfreich sind und wieder zu den Shows gehen, um die Künstler zu unterstützen, ist wirklich herzerwärmend und treibt uns an weiterzumachen. Habt ihr jemals daran gedacht, die Band nicht weiterzuführen? Ja, natürlich. Am Anfang war das definitiv eine Frage, die uns durch den Kopf ging. Einen so charismatischen Frontmann nach zehn Jahren Zusammenarbeit zu verlieren, ließ uns alles infrage stellen. Aber wir haben schnell gemerkt, dass es unser Leben ist, wieder Shows zu spielen und Musik zu schreiben, das, was

unsere Existenz ausmacht, und dass wir das nicht aufgeben und die viele harte Arbeit ignorieren können, auf die wir uns konzentriert haben, seit wir die Band 2008 gegründet haben. Viele andere haben auch schon den Sänger gewechselt und das sehr erfolgreich. Das ist unseren Freunden CHELSEA GRIN, NORTHLANE, BURY TOMORROW­ und LORNA SHORE passiert und sie alle haben dadurch ein neues Level erreicht. Das gab uns einen kleinen Hoffnungsschimmer. Wir hätten diese Reise nicht fortgesetzt, wenn wir uns mit jemandem hätten zufriedengeben müssen, der nicht dieses Niveau hat, aber da kam Rui ins Spiel. Dieser Kerl ist unglaublich, er hat die reinste cleane Gesangsstimme und in seine Begabung für wahnsinnige Tiefen und Schreie haben wir uns sofort verliebt. Seine Bandbreite ist unglaublich und genau das, was wir brauchten, um unser Songwriting zu verbessern und unser Spektrum noch mehr zu erweitern!

EINEN SO CHARISMATISCHEN FRONTMANN NACH ZEHN JAHREN ZUSAMMENARBEIT ZU VERLIEREN, LIESS UNS ALLES INFRAGE STELLEN.

Glaubt ihr, dass die Situation, keine Konzerte spielen zu können, geholfen hat, die Entscheidung nicht zu überstürzen? Die Tatsache, dass alles zur gleichen Zeit passierte, war ein Segen. Aarons Weggang hielt die Band für eine Weile auf, aber dann blieb auch die ganze Welt stehen. Das gab uns Zeit, an neuer Musik zu arbeiten, und wir konnten Rui erst ausgiebig kennen lernen. Letztendlich haben wir das Gefühl, dass es genau das war, was wir brauchten, um stärker denn je zurückzukommen!

Würdest du sagen, dass „Silver Lining“ jetzt eine neue Version von BETRAYING THE MARTYRS darstellt? „Silver Lining“ ist erst der Anfang. Für uns repräsentiert es die Reise, die wir durchgemacht haben. Wir haben so viel aufregendes neues Material, das wir kaum erwarten können, es zu veröffentlichen und der Welt vorzustellen! „Black hole“ war eine sehr gute erste Single, super eingängig und effizient, aber wir haben auch ein bisschen mehr experimentiert und uns beim Schreiben des neuen Materials viel Freiheit genommen. „Swan song“ ist ein gutes Beispiel dafür! Aber wir haben noch viele andere Trümpfe auf der Hand, die wir ausspielen können. Ihr habt auch einen neuen Plattenvertrag mit Out Of Line unterschrieben. Hattet ihr das Gefühl, dass ihr euch in mehr als einer Hinsicht verändern musstet, um neu anzufangen? Wir waren aus unserem Sumerian-Vertrag raus. Wir waren in unseren Zwanzigern, als wir ihn unterschrieben, und uns war nicht wirklich klar, dass wir für zehn Jahre unseres Lebens unterschreiben würden. Zehn Jahre später waren wir raus und wir fragten uns, ob wir zu einem anderen Label gehen oder einfach unabhängig werden wollten. Wir setzten uns mit André, dem Chef von OOL, in Verbindung, und er war gleich begeistert und hat eine riesige Leidenschaft für die Band. Es fühlte sich an wie eine Familie und wir feiern diese Entscheidung bis jetzt! Es ist wirklich erfrischend, mit einem neuen engagierten und motivierten Team zu arbeiten. Ein neues Mitglied, ein neues Label, neue Songs – es gab eine Menge Veränderungen innerhalb der Band. Hat sich auch die Dynamik innerhalb der Band verändert? Zu allem Überfluss sind wir zum ersten Mal auch noch unsere eigenen Manager! Es hat sich also vieles bei der Band verändert, aber wir haben alle das gleiche Ziel, und das ist das Wichtigste! Wir können es kaum erwarten, wieder auf Tour zu gehen und mit unserem neuen portugiesischen Freund die Welt zu bereisen! Dennis Müller 43

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