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Oberhessische Presse
Samstag, 8. Oktober 2016
„Die OP – der Opa sagte immer ,Oberhess‘ – muss man täglich lesen, um zu wissen, was hier täglich politisch passiert. Hier lebe ich ja immerhin und will Bescheid wissen...“
„Die Pflichtzeitung in Marburg! Danke für 150 Jahre tagesaktuelle Infos.“
Rainer Dolle, Geschäftsführer, Arbeit und Bildung
Mario Pick, Geschäftsführer Welcome Hotels
„Mein Sohn fragt mich jeden Morgen: Papa wie wird das Wetter heute? Auch dabei hilft mir die OP.“ Reiner Posingies, Bezirksgeschäftsführer Barmer GEK
Etwa 660 Zusteller tragen täglich die OP und regelmäßig Extrablätter des HITZEROTH-Verlages aus
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as Jubiläum hat der HITZEROTH-Verlag auch mit den Menschen gefeiert, die bei Wind und Wetter dafür sorgen, dass die Tageszeitungen und Wochenblätter pünktlich bei den Lesern im Landkreis ankommen. Dazu waren alle Zusteller mit ihren Familien zu einem Fest im Garten des Verlags eingeladen. Bei Kaffee und Kuchen und spä-
ter einem gemütlichen Abendessen feierten Verleger Dr. Wolfram Hitzeroth, seine Frau Dr. Luise Hitzeroth, Geschäftsführerin Ileri Meier, Roger Schneider (Geschäftsführer ZVG Ostkreis), Samuel Kranhold (Geschäftsführender Gesellschafter ZVG Marburg) mit vielen Zustellern ein fröhliches Fest. Zahlreiche Zusteller nutzten außerdem die Gelegenheit, um bei
einer Druckereiführung einmal einen interessanten Blick hinter die Kulissen zu werfen. Dieser Tag ist den Menschen gewidmet, die mit ihrem Engagement ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens sind. Das Fest soll Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für Ausdauer, Einsatzbereitschaft und außergewöhnliche Leistungen sein, waren sich das Ver-
legerehepaar Hitzeroth, Meier, Schneider und Kranhold einig. In ihren Reihen haben die Zeitungsvertriebs-Gesellschaften einige Zusteller, die bereits seit vielen Jahren die OP und andere Titel austragen. Diese wurden für ihre langjährige Betriebszugehörigkeit geehrt. Und im Laufe der Jahre kommen statistisch gesehen beeindruckende Zahlen zusammen.
Die Mitarbeiter der ZVG Marburg haben anlässlich einer Mitarbeiterehrung in der Vergangenheit eine Auswertung des Gewichts der ausgetragenen Zeitungen angestellt. So trägt ein hauptberuflicher Tageszeitungs- und Wochenblattzusteller in 30 Jahren Berufsleben etwa 2,8 Millionen Tageszeitungen aus. Das entspricht mit rund 421 Tonnen
dem Gewicht eines Airbus A380. Wer 40 Jahre lang die OP zustellt, kommt auf rund 1,4 Millionen Zeitungen. Diese Menge entspricht mit rund 206 Tonnen etwa dem Gewicht der Freiheitsstatue bei New York in den USA. Eine Reportage über Zusteller Bernd Noll lesen Sie auf www.op-marburg.de/150
Seit 40 Jahren auf Marburgs Straßen unterwegs Norbert Larsen kennt als Nachtkoordinator jeden Zusteller, jede Straße und jede Hausnummer in Marburg
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Geschichten 40 Jahre igentlich aus wollte Norbert muss alles sehr schnell gehen: selbst austragen muss“, erklärt Vertreter finden, Trägerliste er- er. Sechs Tage die Woche, von 22 Larsen Musik studieren, Zusteller für die OP. spielte in den 1970ern in einer Band. Um sich die teuren Instrumente leisten zu können, fing er 1973 an, die Frankfurter Rundschau auszutragen. „Nach den Konzerten ging ich oft von 2 bis 6 Uhr morgens zum Zeitungaustragen“, erzählt Larsen. Die Musik sollte aber bis heute nur sein Hobby bleiben. Denn nach seiner Schulausbildung bekam er von der Frankfurter Rundschau ein Angebot, das er nicht ausschlagen konnte: Larsen sollte hauptberuflich für die hier ansässige Agentur in verschiedenen Bereichen tätig sein. 2003 machte er sich als Spediteur selbstständig und arbeitet seitdem als Nachtkoordinator für die ZVG Marburg – ohne ihn geht dort nachts nichts mehr. „Ich koordiniere die Träger-Touren für die OP. Wenn sich einer der 86 Träger auf einer der 164 Touren kurzfristig krankmeldet,
stellen und dafür sorgen, dass Liste und Zeitungen zum Vertretungsträger kommen. Die Vertretung muss das Gebiet schon mal getragen haben und alle Zustellbesonderheiten kennen. Stressig wird es, wenn die Zeitung verspätet gedruckt wird. Einmal habe ich mitgezählt, es waren 93 Telefonate, die ich mit Zustellern und Kollegen führte, bis alles geregelt war“, sagt Larsen. „Und das während meiner eigentlichen Aufgabe, nämlich Trägern die Zeitungen anzuliefern“, fügt er hinzu. In so einer Nacht muss er alle Spediteure so koordinieren, dass die meisten Träger ihr Gebiet noch selbst austragen können. Im Notfall springt er selbst ein. Denn nur er kennt jede Tour, jede Straße, jede Hausnummer in Marburg und Umgebung. „Es kann vorkommen, dass ich bis zu vier Gebiete in einer Nacht
Uhr abends bis 6 Uhr morgens – insgesamt hat der 60-Jährige 50 Arbeitsjahre auf dem Konto. In den Urlaub fährt er kaum. „Ich habe in den vergangenen 43 Jahren so viel Erfahrung und Wissen über die Zusteller und Touren gesammelt, kenne jeden Ablageort und jede Eigenheit, das kann ich nicht so schnell weitergeben“, sagt er. Wenn er doch in den Urlaub fährt, wird er von mehreren Kollegen ersetzt. Angst hat er auf Marburgs nächtlichen Straßen nicht. „Ich beobachte aber immer öfter, wie Straßenschilder oder Mülltonnen umgetreten werden. Solche sinnlosen Taten gab es früher nicht“, sagt er nachdenklich. Einen bescheidenen Traum hat er noch. „Bevor ich in Rente gehe, möchte ich einmal den Sonnenaufgang vom Schloss aus beobachten. Das habe ich in den vergangenen 43 Jahren nicht geschafft.“
Spediteur Norbert Larsen mit einem Stapel Zeitungen in der Druckerei der Oberhessischen Presse. Hier beginnen seine Touren an sechs Tagen in der Woche – um zwei Uhr nachts. Foto: Thorsten Richter