Special zur US-Wahl 2016

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Mittwoch, 9. November 2016 Stand: 9:00 Uhr

8:31 uhr meZ: hillary Clinton verliert das rennen

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+++ Kommt die mexiKo-mauer? +++ droht handelsKrieg mit China? +++ ZerbriCht die nato? +++


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Wahl

Mittwoch, 9. November 2016

in den USa

Das Duell Clinton–Trump

US-WAHL 2016

Unerwartete Stimmen für Donald Trump In vielen Gruppen hat Donald Trump besser abgeschnitten als es ihm vorhergesagt wurde. Ersten Umfrageergebnissen zufolge halfen ihm fünf Gruppen besonders: Weiße ohne Hochschulabschluss: In dieser Gruppe hat Trump fast 40 Prozent Vorsprung gegenüber Hillary Clinton. Auch bei Weißen mit College-Abschluss lag er um einige Prozentpunkte vorne. Ethnische Minderheiten: Um Trumps Vorsprung bei Weißen aufzuholen, hätte Clinton vie-

le Stimmen von Afro-Amerikanern, Latinos und asiatisch-stämmigen Amerikanern gebraucht. Auch wenn sie insgesamt jede dieser Gruppen gewann: Bei allen dreien schnitt die Demokratin schlechter ab als ihr Vorgänger Barack Obama im Jahr 2012. Evangelikale: Laut „Washington Post“ haben 81 Prozent strenggläubige Christen für Trump gestimmt Frauen: Weibliche Wähler haben sich nicht in dem Maß von Trump abgewandt, wie erwartet. Clinton hat nur etwa 14 Prozent Vorsprung. Der Fernsehsender NBC kommt unter konservativen Frauen sogar auf eine Unterstützung von 78 Prozent für Trump.

Nicht in Trumps Sinne: Ilhan Omar ist gewählt. FotoS: dpa

Muslima aus Somalia in Minnesota gewählt Mit der Wahl einer somalischen Einwandererin ins Abgeordnetenhaus im Bundesstaat Minnesota haben die dortigen Bürger landesweit für Aufsehen gesorgt. Die 33-jährige Demokratin Ilhan Omar, eine Muslima und Kopftuchträgerin, zieht Medienberichten zufolge als erste Politikerin somalischer Herkunft in ein amerikanisches Parlament ein. Noch vor wenigen Tagen hatte der Präsidentschaftskandidat Donald Trump die Einwanderung aus Somalia in den Staat als „Katastrophe“ bezeichnet.

„Das ist unglaublich“:Wie der Rest der Welt, kann auch Donald Trump selbst seinen Triumph in der Wahlnacht kaum fassen.

Foto: dpa

Ein Sieg auf ganzer Linie Der Kongress bleibt konservativ - und Präsident Trump kann durchregieren Von Stefan Koch

Washington. Der Sieger beginnt seine Rede so, wie alle Wahlsieger in den USA ihre Rede beginnen: mit einer Verbeugung vor der Verliererin. Das Land, sagt Donald Trump, stehe „in tiefer Schuld vor Hillary Clinton, die der Nation unermesslich große Dienste erwiesen hat“. 12 Minuten vorher, um 8:31 Uhr deutscher Zeit, hat Hillary Clinton in einem Telefonat mit Trump ihre Niederlage eingeräumt. Wenige Stunden zuvor hatten die Anhänger des Republikaners vor dem New York Hilton Midtown, in dem Trump mit geladenen Gästen feiern wollte, noch skandiert: „Werft sie ins Gefängnis“ – ein Schlachtruf des konservativen Lagers, der den gesamten hässlichen Wahlkampf 2016 begleitet hatte. Dem Außenseiter Donald Trump ist also die Sensation gelungen: Der umstrittene Republikaner hat überraschend und den allermeisten Umfragen zum Hohn die Präsidentschaftswahl in den USA gewonnen. Hillary Clinton sah sich in der Nacht nicht in der Lage, zu ihren enttäuschten Anhängern zu sprechen. Die Sorge vor einem Sieg des Populisten Trump war vor der Wahl groß gewesen, auch in Deutschland. Nun aber wird der Milliardär am 20. Januar als der 45. Präsident ins Weiße Haus einziehen. Die Wahlnacht war über Stunden eine extreme Zitterpartie. Der Unternehmer konnte die besonders umkämpften Staaten Florida,

So haben die USA gewählt Hillary Clinton donald trump noch nicht ausgezählt Stand: 9:00 Uhr

North Carolina, Ohio und Wisconsin für sich entscheiden. Clinton gewann von den sogenannten Swing States (Wechselwählerstaaten) lediglich Nevada, Virginia und Colorado. Ihre Niederlage dürfte das Ende ihrer politischen Karriere bedeuten. Vor allem in mehreren Bundesstaaten im sogenannten Rostgürtel der USA, einer einst florierenden und inzwischen vom wirtschaftlichen Abschwung geprägten Industrieregion, hat die Demokratin nicht Fuß fassen können. Trump hatte mit populistischen Parolen Wahlkampf gemacht. Er wetterte immer wieder gegen Einwanderung, internatio-

nale Handelsabkommen und Globalisierung und machte diese für den Verlust von Arbeitsplätzen in den USA verantwortlich. Seine Stimmungsmache verfing offensichtlich stärker, als es Meinungsforscher vorausgesehen hatten. Der 70-Jährige ist ein politischer Quereinsteiger, ein Amt hatte er nie inne. Seine Qualifikation begründete er auch mit seinen Leistungen als Unternehmer. Die aber sind keineswegs so glorreich, wie er immer wieder behauptet. Innerhalb von 18 Jahren meldeten vier Firmen aus seinem Kasino-Imperium Insolvenz an. Trump ist zum dritten Mal verheiratet und hat fünf Kinder.

Beide Kandidaten hatten sich in den vergangenen Wochen erbitterte Auseinandersetzungen geliefert. Der Wahlkampf gilt als einer der härtesten und schmutzigsten der amerikanischen Geschichte. Er war geprägt von persönlichen Beleidigungen und Schmähungen. Ein Ringen um politisch attraktivere Positionen gab es nicht. Fakten und Inhalte spielten kaum eine Rolle. Noch nie in der Geschichte der US-Wahlen waren zwei Kandidaten so unbeliebt: Trump wegen seiner oft vulgären Art und unbeherrschten Ausfälle, Clinton wegen ihrer Skandale und ihrer Nähe zum Establishment in Wa-

shington. Nun wird Trump so viel Macht in seinen Händen halten wie kaum jemals ein Präsident zuvor. Denn die wirkliche Macht des Präsidenten, keiner weiß das besser als der scheidende Amtsinhaber Barack Obama, hängt entscheidend auch von den Mehrheitsverhältnissen im US-Kongress ab. Dort werde die Republikaner die stärkste Kraft bleiben – und zwar in beiden Kammern. Die Konservativen haben ihre Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses behalten. Ein republikanischer Doppelsieg im Kongress hat große Bedeutung für das künftige Machtgefüge in den USA. Dank dieser Mehrheiten hat Trump eine gute Chance, seine politischen Vorhaben ohne jede Gegenwehr durchzusetzen. An der Seite von Trump zieht sein „Running Mate“ Mike Pence als Vizepräsident ins Weiße Haus ein. Große politische Routine, gute Verbindungen in den Kongress und eine extrem strapazierfähige Loyalität: Das sind die Eigenschaften des Mannes, auf die der Rechtspopulist bauen kann. Der künftige Vizepräsident hat sich bereits im Wahlkampf als verlässlicher und wortgewandter Weggefährte erwiesen. Allerdings werden sich die beiden künftig enger absprechen müssen. Nicht immer lagen Trump und Pence während der Kampagne inhaltlich auf einer Linie. „Ein Christ, ein Konservativer, ein Republikaner, in dieser Reihenfolge“ – so beschreibt Pence sich selbst.

DonalD Trump wirD Der neue präsiDenT Der usa – was beDeuTeT Dieser wahlsieg für sie?

die Wahl von donald trump zum neuen präsidenten der USa ist Ergebnis des freien Wählerwillens der amerikanischen Gesellschaft, und den gilt es zu akzeptieren. Europa muss sich aber im Klaren sein, dass amerika in Zukunft weniger internationales Engagement auf unserem Kontinent zeigen wird. Wir brauchen mehr denn je eine starke EU.“

die schlimmsten träume sind wahr geworden: trump wird präsident der USa. Ein Mann, der keine Regeln des anstands einhält, vor allem aber innen- wie außenpolitisch ebenso unerfahren wie unkalkulierbar ist. Europa muss sich jetzt auf seine Stärken besinnen, um nicht zum Wurmfortsatz der atlantischen partnerschaft zu degenerieren.“

Für uns als international agierendes Unternehmen sind Kontinuität und Stabilität von essentieller Bedeutung. Nach dem Sieg von Herrn trump befürchten wir international eine Verunsicherung der Märkte. diese könnte sich auch auf unsere aktivitäten und ganz direkt auf unsere tochtergesellschaft in den USa auswirken.“

Ich fürchte, die Beziehungen zwischen den USa und dem „Rest der Welt“ werden sich jetzt verschlechtern. trumps Sieg ist für mich nicht nachvollziehbar, und ich frage mich, was in den Köpfen der US-amerikaner vor sich geht. Meine Hoffnungen ruhen jetzt auf Kongress und Senat als Hüter der demokratie.“

Nach verschiedenen aussagen von donald trump zur Flüchtlingspolitik bin ich der ansicht, dass er als präsident für die freie Welt eine Gefahr darstellt. der neue präsident der USa ist von Rassismus und Nationalismus geprägt und in seinem Verhalten unberechenbar.“

Michael Kretschmer, Vizechef der CDU-Bundestagsfraktion

Björn Engholm (SPD), Ex-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein

Otmar Birkner, CEO der AutoGyro Unternehmensgruppe

Donald Bäcker, Meteorologe und ARD-Wetterexperte

Faiza Tahir, Initiatorin von „Kiel hilft Flüchtlingen“


Mittwoch, 9. November 2016

Wahl

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in den USa

Amerika schockt die ganze Welt

Das Duell Clinton–Trump

Dollar gibt nach, Yen legt zu – und der Peso sackt in den Keller New York. Der Wahlsieg von Donald Trump hat die Wirtschaft weltweit ins Trudeln gebracht: Der Deutsche Aktienindex (Dax) startete mit einem Minus von 2,87 Prozent in den Handel, die Londoner Börse verzeichnete zu Handelsbeginn Verluste von 1,87 Prozent, in Paris waren es 2,83 Prozent. Dass künftig dieser Mann im Weißen Haus regieren wird, hat große Irritationen ausgelöst. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte am Mittwoch in Berlin: „Die Verunsicherung ist gerade auch bei den deutschen Unternehmen groß.“ Sie hofften nun darauf, dass wesentliche Säulen der internationalen Zusammenarbeit von der neuen US-Regierung nicht aufs Spiel gesetzt werden: „In Deutschland hängen fast eine Million Arbeitsplätze am Export in die USA.“ Die internationalen Finanzmärkte gerieten am Mittwochmorgen stark unter Druck. In

Was bringt ihnen die Zukunft? Junge Anhänger von Clinton (ganz oben) und Trump durchleben die Wahlnacht sehr unterschiedlich. In Japan brechen derweil die Börsenkurse ein (unten). Fotos: dpa

Asien gingen die Börsen in die Knie. Der japanische Nikkei-Index sank um fast sechs Prozent. Angesichts der Turbulenzen haben die japanische Regierung und die Zentralbank des Landes ein Krisentreffen anberaumt. Das Treffen nach Börsenschluss am Mittwochnachmittag diene dazu, „Informationen über die Märkte auszutauschen“, sagte ein Sprecher der japanischen Notenbank. Der Yen gewann am Morgen im Verhältnis zum US-Dollar um 3,8 Prozent an Wert. Er gilt an den Finanzmärkten als sicherer Hafen. Sinkt das Sicherheitsbedürfnis der Anleger, gibt die Währung tendenziell nach. Umgekehrt legt sie in der Tendenz zu, wenn die Unsicherheit steigt. Auch der Euro stieg. Er baute am Morgen angesichts der jüngsten Entwicklung bei der US-Wahl seine Gewinne deutlich aus. Dagegen verlor der mexikanische Peso im Verhältnis zum USDollar um 13 Prozent an Wert. Ein Dollar kostete am frühen Morgen bis zu 20,7450 Peso. Damit ist der Peso so schwach wie nie zuvor. Aufgrund der Sensibilität des Peso auf die Ereignisse im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen galt die mexikanische Währung an den Finanzmärkten als „Trump-o-Meter“. Weil Trump Mexiko mit einem Handelskrieg und mit dem Bau einer Mauer an der Landesgrenze gedroht hatte, galt: Je deutlicher sich ein Wahlsieg Donald Trumps abzeichnete, desto höher wurde der Druck auf den Peso. Viele Fachleute zogen am Mittwochmorgen Parallelen zwischen der Brexit-Entscheidung der Briten und dem Wahlausgang in den USA. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) etwa erklärte, viele Menschen fühlten sich nicht ernst genommen und protestierten mit ihrer Wählerstimme. „Man muss genau hinhören“, sagte Schulz und sprach von einem Lehrstück. So große Verwerfungen wie in den USA gebe es in Europa allerdings nicht. Die Rechtspopulisten in Europa sehen sich durch den TrumpSieg bestätigt. Louis Aliot, Vizechef des Front National, erklärte, die US-Wähler hätten „einer arroganten Elite den Stinkefinger gezeigt“. Und der frühere Chef der europafeindlichen Partei Ukip, Nigel Farage, schrieb: „Es sieht so aus, als würde 2016 das Jahr von zwei großen politischen Revolutionen.“

US-WAHL 2016

Sieht die Wahl als schlimme Diagnose: Ben Stiller.

Stars sind entsetzt über Zuspruch für Trump Je mehr Stimmen bei Donald Trump landeten, desto größer wurde das Entsetzen bei vielen Hollywood-Stars. „Der Moderator bei CNN ist wie ein Doktor, der eine schlimme Diagnose für mich hat, mich aber nicht total in Panik versetzen will“, meinte etwa Ben Stiller. Rose McGowan beschwor: „Wir können nicht zu Geiseln von Dummheit werden!“ Jamie Lee Curtis forderte ihre Landsleute auf, ruhig zu bleiben und einfach weiter zu atmen. Rob Lowe hatte da so seine Zweifel: „Vielleicht muss man mich wiederbeleben.“

Demoskopen liegen dramatisch daneben Der Sieg für Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl ist eine Niederlage für die Demoskopie. Die meisten Umfragen lagen falsch. Die großen Meinungsforschungsinstitute wie Survey Monkey, Ipsos oder ABC/“Washington Post“ hatten noch Stunden vor der Abstimmung Hillary Clinton mit drei bis sechs Punkten vorne gesehen. Die Gründe, warum die Umfragen falsch lagen, sind vielfältig. Viel wird von einem „ShyTrump-Effekt“ geredet – die Befragten hatten schlicht nicht die Wahrheit gesagt. Zerstörte Hoffnung: Das moderne, weltoffene Amerika der Obama-Ära ist Vergangenheit, der Wahlsieg von Donald Trump stürzt viele US-Bürger in tiefe Verzweiflung. Foto: dpa

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Wahl in den USA

Zeit der Zornigen Von Stefan Koch

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er 45. Präsident der Vereinigten Staaten heißt Donald Trump. Um 8.31 Uhr mitteleuropäischer Zeit rief Hillary Clinton ihren Konkurrenten an und gratulierte ihm zum Wahlsieg. Da hatte sich das Entsetzen über den uneinholbaren Vorsprung des Republikaners schon auf der ganzen Welt verteilt. Auf den Finanzmärkten brach Panik aus, Prominente fluteten SocialMedia-Kanäle mit bissigen Kommentaren über den neuen Präsidenten, und Politiker versuchten in zahllosen Interviews, mit dem Schrecken des Augenblicks halb-

wegs diplomatisch umzugehen. Offenbar hatten zu viele auf die Meinungsumfragen im Vorfeld der Wahl vertraut, die fast sämtlich Clinton vorn sahen – und fast sämtlich danebenlagen. Die Strategen der ClintonWahlkampfmaschine waren sich so sicher, dass ihre Kandidatin allein schon durch die demografische Entwicklung ins Amt getragen wird. Doch was helfen schweigende Mehrheiten, wenn die Bürger am Wahltag daheim bleiben? Dank der stark wachsenden Gruppe der „Hispanics“ hätte Clinton in Staaten wie Florida und North Carolina eigentlich ein leichtes Spiel haben müssen. Nun

aber zeigt sich wie durchschlagsfähig eine politische Bewegung sein kann, die seit Monaten hoch motiviert ist und sich von den Eskapaden ihres „Front Runners“ nicht beeindrucken lässt. Offenbar hat es Trump in den vergangenen Monaten verstanden, richtige Fragen zu stellen und auf die wirtschaftliche Schieflage von früheren Industriearbeitern hinzuweisen. Es sind die Stimmen der Enttäuschten, vor allem aber der Zornigen, die Trump zum Sieg getragen haben. „Ich werde Präsident aller Amerikaner sein“, sagte Trump in seiner Siegesrede. Gewählt hat ihn knapp die Hälfte.

Kein Pappkamerad: Donald Trump formuliert persönlich.

Hier twittert der Chef Donald Trump besteht laut „New York Times“ darauf, dass er seinen Twitter-Account nicht seinen Mitarbeitern überlassen habe. Mehrere US-Medien hatten berichtet, Trumps Wahlkampfteam habe in den vergangenen Tagen das Twitter-Konto des republikanischen Präsidentschaftsanwärters alleine geführt. Präsident Barack Obama hatte daraufhin gesagt: „Wenn jemand nicht mit einem Twitter-Konto umgehen kann, kann er nicht mit den Atomcodes umgehen.“

DonalD Trump wirD Der neue präsiDenT Der usa – was beDeuTeT Dieser wahlsieg für sie?

Wie wohl viele andere habe ich es bis vor Kurzem nicht für möglich gehalten, dass trump wirklich präsident der Usa wird. amerika ist zutiefst gespalten. Mich erschreckt, dass die Regierenden die Wut und abstiegsängste auch aus der Mittelschicht dramatisch unterschätzt haben. der Brexit und trumps Wahlerfolg sind alarmzeichen auch für uns.

Ich halte donald trump für einen unterirdischen typen. Wie kann ein Land wie die Usa solch einen Menschen zum präsidenten wählen? allerdings: Erinnern wir uns, welche Ängste es nach der Wahl des schauspielers Ronald Reagan gab. so schlimm wurde es dann doch nicht. Und unter trump könnten sich Russland und die Usa wieder annähern.“

donald trump ist kein geeigneter präsident. der Mann ist respektlos gegenüber zu vielen Menschen. Er hat zwar Hoffnungen geweckt, dass die Wirtschaft mithilfe niedriger steuern angekurbelt werden kann. Viele Leute glauben daran, weil er selbst ein erfolgreicher Geschäftsmann ist. Für mich ist der Mann aber eine Zumutung und nicht tragbar.“

den Republikanern ist es gelungen, präsident Barack obama politisch einzumauern. aber sie haben es nicht geschafft, den ungewollten donald trump aus dem Verkehr zu ziehen.“

In Zeiten wachsender globaler Unsicherheit ist trumps Wahlsieg ein weiterer großer destabilisierender Faktor. Vieler seiner aussagen im Wahlkampf waren Kampfansagen an Grundprinzipien der globalen ordnung, den Freihandel und die offene Gesellschaft. die spannende Frage wird nun, wie viele dieser aussagen er umsetzen will und kann.“

Werner M. Bahlsen, Chef der Firma Bahlsen

Matthias Platzeck (SPD), Ex-Ministerpräsident von Brandenburg

Lexi Dannemiller, US-Volleyball-Profi beim Schweriner SC

Armin Mueller-Stahl, Schauspieler, Musiker und Autor

Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel


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Wahl

Eine Frau schreibt Geschichte: Fans des Sozialisten Bernie Sanders hatten sich wütend gegen die Favoritin des Establishments gewehrt. Am 27. Juli aber wird Hillary Clinton beim demokratischen Parteitag als erste Frau für das Weiße Haus nominiert. Sie feiert ganz in Weiß – der Farbe der Suffragetten, die vor 100 Jahren das volle Wahlrecht für Frauen in den USA erstritten. Foto: afp

Das FBI als Manipulator? Zehn Tage vor der Wahl wird Hillary Clinton von einem alten Angstgegner eingeholt. Das FBI ermittelt wieder in der E-Mail-Affäre. Als Außenministerin soll die Demokratin einen privaten Server für offizielle Post benutzt haben. FBI-Direktor James Comey, überzeugter Republikaner, kann allerdings keine konkreten Vorwürfe benennen – und muss schließlich zugeben, dass eine Anklage gegen Clinton nicht vertretbar sei. Foto: afp

Abgekupfert: Etwas steif, aber warmherzig tritt Melania Trump beim Parteitag der Republikaner mit einer anrührenden Rede ins Rampenlicht. Der Auftritt endet im Desaster. Die potenzielle First Lady hat weite Passagen aus einer Rede abgeschrieben, die die amtierende First Lady Michelle Obama 2008 gehalten hatte. Das ehemalige Model aus Slowenien tritt erst dreieinhalb Monate später wieder auf – und bedient sich diesmal bei seiner Vorgängerin als Mrs. Trump, Marla Maples. Fotos: afp

Angeschlagen: Ausgerechnet beim Gedenken an die Opfer des 11. September macht die ehemalige Senatorin von New York schlapp. Schwächeanfall, Lungenentzündung. Sofort wuchern Spekulationen: Ist die 69-jährige Clinton nach Jahrzehnten des politischen Arbeitens in mörderischem Tempo noch fit genug zum Regieren? Es ist ein empfindliches Thema, das Clinton Rückhalt kostet. Foto: afp

Mittwoch, 9. November 2016

in den USA

Sie waren einmal befreundet – doch am Ende des Wahlkampfes können Hillary Clinton und Donald Trump einander nicht mehr ausstehen. Bei der dritten im Fernsehen übertragenen Debatte weigern sich die beiden sogar, sich mit Handschlag zu begrüßen. Und Trump lässt offen, ob er das Wahlergebnis anerkennen wird. Auch das ist eine Premiere in der Geschichte der USA. Foto: afp

„Pussy-Gate“: Genug ist genug, befindet das Establishment der republikanischen Partei und geht Anfang Oktober auf Distanz zu Donald Trump. Ein Video aus dem Jahr 2005 taucht auf, in dem der Kandidat vulgär über Frauen spricht und sich sexueller Übergriffe brüstet. Trump spricht von „Gerede im Umkleideraum“, stürzt ab in den Umfragen – und steigt doch wieder auf. Foto: afp

Der aggressivste Wahlkampf aller Zeiten Amerika atmet auf. Sechs Monate war die große alte Demokratie geprägt von Rüpeleien, Lügen, Verleumdungen. Kann irgendjemand unbeschadet aus dieser Schlacht herauskommen? Merkwürdigkeiten des Wahljahrs 2016.

„Es war der Moment, als der Albtraum begann“: So wird es ein Jahr später die sonst eher nüchterne „Washington Post“ beschreiben. Am 16. Juni 2015 trat Donald Trump ganz oben auf die lange Rolltreppe in der vergoldeten Eingangshalle des New Yorker Trump Towers; zehn Minuten dauerte die Fahrt – dann gab der Multimilliardär seine Kandidatur für das Weiße Haus bekannt. Die Comic-Serie „Die Simpsons“ übrigens hat genau diese absurde Szene voraus empfunden (kleines Bild) – im Jahr 2000. Homer Simpson als Prophet oder Donald Trump als selbstironischer Public-Relations-Profi? Fotos: Getty/adi

Eine amerikanische Familie: Beim Parteitag der Demokraten treten Khizr und Ghazala Khan auf. Die aus Pakistan stammenden Eltern des im Irak-Krieg gefallenen Captains Humayun Khan sprechen davon, dass ihr Sohn für Amerika gestorben sei. Sie kritisieren Trump, weil der eine Einreisesperre für Muslime fordert. Trump macht sich lustig über sie. Und empört das ganze Land. Foto: afp

Damenwahl: Trump gerät immer tiefer in Misskredit wegen sexistischer Äußerungen. Er dreht den Spieß um und lädt vier Frauen zu einer Pressekonferenz direkt vor der zweiten TV-Debatte ein. Alle werfen Ex-Präsident Bill Clinton vor, sie missbraucht zu haben. In Gerichtsverfahren hatte keine obsiegt. Trump wirft seiner Konkurrentin vor, die Frauen beleidigt und eingeschüchtert zu haben. Foto: afp

„Sperrt sie ein!“ Es war seit dem Sommer ein beliebter Schlachtruf des Trump-Lagers. „Crooked Hillary“ wird als chronische Lügnerin porträtiert. Trump droht seiner Konkurrentin während der zweiten TV-Debatte, sie ins Gefängnis zu stecken, sobald er Präsident sei. Und einen Sonderstaatsanwalt mit der Aufklärung ihrer E-Mail-Affäre zu beauftragen. Foto: Getty

„Anständige Menschen benehmen sich nicht so.“ Es ist ein altmodischer Satz, aber er sitzt. Gegen ihre Gewohnheit greift First Lady Michelle Obama Mitte Oktober doch noch in den Wahlkampf ein. Weil sie „bis ins Innerste erschüttert“ ist von der Art, in der Trump Frauen herabwürdigt. „Es reicht“, schimpft Obama. Am Tag nach der flammenden Rede wider den Sexismus und wider Trump sind die Kommentarspalten voll mit „Michelle for President“-Rufen. Foto: DPA

„The Donald“ – ein Hitler-Verschnitt? Nicht nur die Schöpfer dieses Plakats ziehen den Vergleich. Dem Republikaner wird vor allem Distanzlosigkeit zum Ku-Klux-Klan, dem rassistischen Club der weißen „Herrenmenschen“ in den USA, und zu Neo-Nazis vorgehalten. Clinton nimmt das zum Anlass für eine grobe Verallgemeinerung: Die Hälfte der Trump-Anhänger seien „bedauernswerte Rassisten, Sexisten, Homophobe, Ausländerfeinde oder Islamfeinde“. Foto: afp


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