Tristan und Isolde

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Arbeit – der Walküre für Ham­­­burg – wurde das Team Guth/Schmidt mit den ersten Auswir­kungen die­ser vor der Welt geheim gehaltenen Liebe konfrontiert, verraten doch zahlreiche von Wagner in diese Partitur eingeschriebenen Kürzel Hinweise auf seine Gefühle für Mathilde. Es reizte sie, diesen Spuren im Tristan zu folgen und dieses Drama der unerlösten Gefühle gleichsam zu erden. So wie Wagner und Mathilde diese Oper als Ventil ihrer Emotionen nutzten, so wollen auch Claus Guth und Christian Schmidt auf Bilder zurückgreifen, die die Be­ dingungen der Entstehung dieses Kunstwerkes vor Augen führt: intime Räume statt der grossen Metaphern von Meer, Schiff und Inseln schaffen. Ganz konkret sind es Räume, wie sie in der Villa Wesendonck existiert haben könnten, diese aber nicht histo­risch getreu nachgebaut, sondern nachempfunden und mit At­ mosphäre aufgeheizt – im «Treibhaus» der Gefühle, um jenes Gedicht zu zitie­ ren, das Mathilde Wagner von der Villa ins «Asyl» übersandte und das er als «Vorstudie» zu seinem Tristan vertonte. Mathilde war eigentlich auf den Namen Agnes getauft worden, aber nach ihrer Eheschliessung mit Otto Wesendonck nannte dieser sie mit dem Namen seiner ersten, früh verstorbe­nen Frau. Wagner erkannte in ihr, die sich ganz auf seine künstlerischen Visionen einliess, ihn bestärkte und unendlich beflügelte, eine Muse par excellence. Zugleich war er sich der Unmöglichkeit dieser Liebe bewusst, die bald schon zum Stadtgespräch werden sollte. An Franz Liszt schreibt er 1854: «Da ich nun aber doch im Leben nie das eigentliche Glück der Liebe genossen habe, so will ich diesem schönsten aller Träume ein Denkmal setzen, in dem von Anfang bis Ende diese Liebe sich einmal so recht sättigen soll.» Dennoch – immer häufiger werden die gemeinsam verbrachten Stunden, immer leiden­­schaft­licher die Grussbotschaften, die zwischen ihnen hin- und herfliegen, immer enger rücken sie aneinander, bis sie schliesslich ab dem 22. August 1857 Tür an Tür wohnen; sie in der Villa mit Otto, der sich häufig auf Geschäftsreisen in Amerika befindet, er mit Min­na im «Asyl», die er häufig auf Kuren schickt. «Hochbeglückt /schmerzentrückt, / frei und rein /ewig Dein –/ Was sie sich klagten / und versagten, / Tristan und Isolde, / in keuscher Töne Gol­de, / ihr Weinen und ihr Küssen / leg’ ich zu deinen Füssen, / dass sie den Engel lo­ ben, / der mich so hoch erhoben!» lautet die Widmung, mit der Wagner Ma­thilde

Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben


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