MAG 13: Faust

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Das Gespenst von Canterville 39

steigern oder aber ganz plötzlich in eine eigentlich harmlose Szene einbrechen. In unserem Stück fällt der Grusel aber relativ schnell in sich zusammen, weil niemand das arme Gespenst so richtig ernst nimmt. JH: Die ersten fünf Minuten sind schon sehr gruselig, und auch später versucht das Gespenst ja immer wieder, die neuen Schlossbewohner zu erschrecken. ML: Der Anfang ist sogar richtig gruselig! Da könnten die Eltern vielleicht denken, das sei zu viel für ihr Kind. Aber ich kann sie beruhigen: Das ändert sich sehr im weiteren Verlauf der Oper. So wie sich ja auch die Erzählung ändert: Am Anfang ist sie sehr ironisch und zeitkritisch, und gegen Ende wird sie sehr anrührend. Da geht die Musik sehr genau mit. Wenn Virginia sich mit dem Gespenst unterhält und seine Lebensgeschichte kennenlernt, wird sie ganz weich. An der Entwicklung von Virginia sieht man die Entwicklung der ganzen Geschichte: am Anfang ist sie ein bisschen hysterisch, versucht, die Mutterrolle in der Familie zu übernehmen, ist genervt, dass der Vater seine Freundin mitbringt und

so weiter. Das Gespenst bringt sie dazu, zu sich selbst zu kommen. Sie wird durch das Gespenst verwandelt – im Gegensatz zu ihrem Vater Dr. Bürkli, der am Schluss der Geschichte immer noch derselbe ist, der er am Anfang war. JH: Virginia verliebt sich in David, den Sohn der Haushälterin, und beschliesst, erst mal im Schloss zu bleiben, als ihre Familie wieder in die Schweiz zurück fährt. Das Gespenst hat ihr einen Spiegel vorgehalten, es sagt: Schau mal, du bist ja genauso wie Frauke, die Freundin ihres Vaters, du zickst hier auch rum und sagst den Zwillingen, was sie tun und was sie lassen sollen. Da erschreckt sich Virginia, denn so nervig und schrecklich wie Frauke möchte sie natürlich auf keinen Fall sein. Kinder haben eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ein Gespenst aussieht, was es kann, wie es die Leute erschreckt. Mit was für einem Gespenst haben wir es in der Oper zu tun? JH: Unser Gespenst hat das Problem, dass es seit 450

«Manchmal fährt der falsche Zug zum richtigen Ort.»

Irrfan KHAN

«Slumdog Millionaire», «Life of Pi»

Nimrat KAUR

a film by Ritesh BATRA

«Ein Feel-Good-Movie, der das Herz berührt» VARIETY

www.filmcoopi.ch

Ab 14. November in den Kinos Riffraff und Bourbaki


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