Der Reim - Das Jacobihaus des Künsterverein Malkasten

“Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.” ('History doesn't repeat itself, but it does rhyme.')

MarkTwain

Das Jacobihaus des Künstlerverein Malkasten

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Der Reim Das Jacobihaus des Künstlerverein Malkasten

Ausstellungsidee & Konzeption - Krunoslav Stipešević Kulturgeschichte - Sabine Schroyen Fotografie - Achim Kukulies Wandmalerei - Krunoslav Stipešević Kurator - Dr. Johannes auf der Lake

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Der Reim Das Jacobihaus des Künstlerverein Malkasten

Als ich gegenüber dem Fotografen Achim Kukulies meine Idee über eine gemeinsame Ausstellung in den Räumlichkeiten des Jacobihauses erwähnt habe, antwortete er, es sei keine Kunst, was er im Malkasten gemacht hat, worauf ich erwiderte, ich habe hier auch keine Kunst gemacht.

Die Ausstellung mit dem Hauptthema die Zeit im Raum und der Raum in der Zeit, benötigt eine andere Vorgehensweise und einen anderen Verlauf als gewöhnliche Ausstellungen. Das Ausstellen muss hinterfragt und neu definiert werden, weil diese Ausstellung eine Wechselwirkung von Zeit und Raum darstellt. Die Zeit, ein Zeitabschnitt (20 - 160 - 250 Jahre) und der Raum (der in dieser Zeitspanne - auch definiert durch seine Funktion als „Künstlerverein“- umgebaut, zerstört, neugebaut und renoviert worden ist) beeinflussen sich gegenseitig. Beide Elemente hatten Einfluss auf die Malkasten-Mitglieder/Künstler, die wiederum auf die Veränderungen reagierten und darauf Einfluss nahmen und damit den Raum in der Zeit beeinflussten.

Der Titel der Ausstellung ist „Der Reim“ und sie findet im Jacobihaus des Künstlerverein Malkasten statt.

Die Archivarin des KV Malkasten Sabine Schroyen, der Fotograf Achim Kukulies, der Kunsthistoriker Dr. Johannes auf der Lake und ich, Krunoslav Stipešević, wir vier sind die Autoren dieser Ausstellung.

Die Ausstellung hat drei Teile, die sukzessiv - durch die Zeit - in eine Einheit gebracht werden.

Das dritte Segment ist „der Raum“. Die Ausstellung endet mit leeren Wänden, genauer gesagt, das was zu sehen ist sind die Ausbesserungen an den Wänden, die nach jeder Ausstellung bis heute statt finden.

Technisch bedingt durch mineralische Dispersionsfarbe ist jede Ausbesserung der Wände im Jacobihaus ohne Spuren zu hinterlassen unmöglich. Alle Veränderungen der Farbe, die mal heller mal dunkler (auch vom Licht abhängig) vorkommt, sind heute an der Wänden sichtbar.Die Schichten dieser Ausbes-

serungen haben sich im Zeitraum von 20 Jahren in Surrogaten der Malerei umgewandelt, die durch visuellen Anreiz die Aufmerksamkeit an sich ziehen und die Besucher in Ungewissheit bringen, ob es sich hier um Kunst handelt oder...

Das zweite Segment ist „die Erinnerung“. Die Fotografien der Ausstellungen, die im Jacobihaus stattfanden, ermöglichen eine Verfolgung des Reflexes der Zeit im Raum. Die Vollkommenheit einer fotografischen Aufzeichnung, die alle Details (die unser Erinnerungsvermögen weit überschreiten) objektiv überträgt, initiiert in uns einen Fluss der Bilder. Die Fotografien von Achim Kukulies sind fast wie ein Filmstreifen, wir müssen nur den Film drehen...

Das erste Segment ist „die Zeit“. Der Fluss der Zeit selbst und der Versuch, alles, was passierte, zu umfassen oder sogar zu verstehen, ist unmöglich, kann aber mit den ersten zwei Segmenten minimal definierbar werden. Die Archivarin Sabine Schroyen und ihr Einblick in die Geschichte des KVM ermöglichen uns eine Annährung zu einer anderen Art der objektiven Zeit, vielleicht könnte man sagen, zu einer „subjektiven Objektivität“ der Zeit. Alle drei Segmente sollen in einer Publikation über das Jacobihaus dokumentiert und bei der Finissage präsentiert werden.

Nachdem mich Johannes auf der Lake mehrmals gefragt hat, was genau ich mit dieser Ausstellung erzielen möchte, habe ich mich entschieden diese Erklärung zu schreiben. Vielleicht ist mein Übermalen der Wände keine Kunst, auch das Schreiben und Forschen von Sabine Schroyen ist das nicht, vielleicht sind die Fotos von Achim Kukulies auch keine Kunst, aber das Alles reimt sich. Vielleicht werden die Ausstellungsbesucher, nachdem sie die Ausstellung gesehen und/oder die Publikation durchgeblättert haben, schließlich das Gefühl haben, dass es hier wohl um die Kunst geht.

31. 03. 2015 Krunoslav Stipešević

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DAS JACOBIHAUS DES KÜNSTLERVEREIN MALKASTEN Sabine Schroyen

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Lage des Jacobi‘schen Gartens innerhalb des Düsseldorfer Stadtbildes, 1747

roter Punkt = Jacobihaus 1. Marktplatz 2. St. Lambertus 3. Ratinger Tor (ca. 115 m westlich des heutigen Ratinger Tores, Richtung Mühlengasse) mit Windmühle 4. Andreaskirche 5. Neanderkirche

6. Neustraße 7. Flinger Tor (Heinrich-Heine-Allee/Elberfelder Str.) 8. Jägerhofallee 9. Jacobistraße 10. Schadowstraße (ehemals Flinger Steinweg)

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I

Einführung Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts umgaben Düsseldorf gewaltige Festungsbauten. Im 16. und 17. Jahrhundert war eine moderne Verteidigungsanlage angelegt worden, die als Festungsgürtel mit fünf Bollwerken (Bastionen) um die Stadt verlief.

Vor den „Toren der Stadt“, außerhalb der Verteidigungsanlage, erstreckte sich im 18. Jahrhundert beidseitig des Flinger Steinwegs (Schadowstraße, Plan: Nr. 10) eine dichte Folge von Gärten, die nur durch schmale Wege voneinander getrennt waren. Der Hofgarten neben der Jägerhofallee (Plan: Nr. 8) hob sich durch eine ihn umstehende Hecke als eine zusammenhängende Anlage von diesen privaten Gärten ab. Vor allem in Richtung Pempelfort umgaben die zahlreichen Gartengrundstücke die von der Verteidigungsanlage umschlossene Altstadt Düsseldorfs wie ein Grüngürtel. Hofbeamte und gut situierte Kaufleute verbrachten mit ihren Familien die Sommermonate in ihren Gartenhäusern oder zogen auch für kürzere Aufenthalte in ihre Besitztümer vor der Stadt.

Unmittelbar neben Schloss Jägerhof besaß die wohlhabende Familie Jacobi ein solches Gartengrundstück mit einem Sommerhaus (Plan: Punkt), das einen ca. 20 minütigen Fussweg (1,5 km) von ihrem Wohnsitz in der Düsseldorfer Altstadt entfernt war.

Mehr als ein Jahrhundert, bis 1855, blieb der sog. Jacobi‘sche Garten in Besitz der Familie. Seit 1861 sind das Grundstück und seine Immobilien Eigentum des Künstlervereins Malkasten.

Die wechselvolle Geschichte des Jacobihauses, der „Kernzelle“ des gesamten Besitztums, ist das Thema der folgenden Seiten.

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Blick über einen zwischen Pempelfort und Derendorf gelegenen Garten in Richtung Düsseldorfer Altstadt, um 1780

Johann Conrad Jacobi (1715 - 1788)

Blick von der heutigen Jacobistraße über die Jägerhofallee in Richtung Düsseldorfer Altstadt, 1781

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3. Ratinger Tor (ca. 115 m westlich des heutigen Ratinger Tores) mit Windmühle 8. Jägerhofallee

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II

1742-1770 Sommerhaus und Industriebetrieb Johann Conrad Jacobi, seit 1736 in Düsseldorf ansässiger Kaufmann, später Bankier, Fabrikant und kurfürstlicher Kommerzienrat, erwarb ab 1742 mehrere Parzellen in Pempelfort. Dieses „von den Seiten zu an den Düsselbach anschließende Gütchen mit Haus, Hofgarten und Baumgarten“ (J. C. Jacobi) in unmittelbarer Nähe des kurfürstlichen Hofgartens hatte schließlich eine Gesamtgrundfläche von ca. 38.000 qm. Es diente als krisenfeste und vor allem aber als prestigeträchtige Anlage und wurde als Garten- und Sommersitz der Familie Jacobi genutzt, die in der Marktstr. 11 in der Altstadt wohnte.

Johann Conrad Jacobi war in erster Ehe mit Marie Fahlmer (1713-1746), Tochter eines Düsseldorfer Kaufmanns, in zweiter Ehe mit Marie Lausberg (1728-1763), Tochter eines Elberfelder Weinhändlers, verheiratet. Seit Anfang der 1750er Jahre wurde das Pempelforter Besitztum besonders intensiv genutzt und die Eltern Jacobi verbrachten die warme Jahreszeit zeitweise mit sieben Kindern auf dem Landgut.

Da die älteren Söhne 1758/59 Düsseldorf zur weiteren Ausbildung verließen, hielten sich in den folgenden Jahren hauptsächlich die drei jüngeren Kinder in Pempelfort auf.

Sie wohnten während der Sommermonate in dem langgestreckten, eingeschossigen Gebäude des „Gütchens“, das ursprünglich als Magazin direkt an der Düssel errichtet worden war und bis heute als Jacobihaus bezeichnet wird.

1764 fasste Johann Conrad Jacobi den Entschluss, sein Pempelforter Gartengrundstück auch gewerblich zu nutzen und eine Zucker-Raffinerie anzulegen. Diese erstreckte sich parallel zur heutigen Jacobistraße und wurde als mehrstöckiges Gebäude zwischen Hofgarten und dem Jacobi‘schen Gut errichtet. Gleichzeitig ergab sich die Notwendigkeit, das dortige Sommerhaus umzubauen. Johann Conrad Jacobi ließ „einige Zimmer zur Wohnung einrichten“ und zog schließlich im Frühjahr 1765 mit drei Kindern (Lotte, Lene und Eduard) aus der Stadt nach Pempelfort.

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1. Jacobihaus 2. Küchenhof 3. teilweise mit einem zusätzlichen Stockwerk erweitert 4. eingeschossiger Gebäudeteil

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Schuppen Gärtnerhaus mehrgeschossiges Fabrikgebäude Nebengebäude der Fabrik heute Jacobistraße

Das langgestreckte Jacobihaus (1) bestand aus mehreren Gebäudeteilen. An der Seite zur Düssel bildeten diese einen Küchenhof (2). Um das Jacobihaus für den Wohngebrauch einzurichten, erhielt das eingeschossige Gebäude zwischen dem Hof zur Zuckerfabrik und Küchenhof teilweise ein weiteres Stockwerk mit Mansarddach (3). Der Rest dieses Gebäudeteiles diente als Speicher, ebenso wie die ganze nicht überbaute östliche Hälfte.

In dem kleinen, in den Garten reichenden eingeschossigen Nebenbau (4) war das Hauspersonal untergebracht. Den Hof des Jacobihauses begrenzte zur Fabrik hin ein langer Schuppen (5). An der Südseite der Grundstücksgrenze befand sich, dem Hauptgebäude gegenüberliegend, das Gärtnerhaus (6).

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III

1771-1778 Familienwohnsitz und Refugium

Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819)

Helene Elisabeth (Betty) Jacobi, geb. von Clermont (1743-1784)

1764 Friedrich Heinrich Jacobi kehrte endgültig wieder nach Düsseldorf zurück und heiratete im selben Jahr Helene Elisabeth (Betty) von Clermont, die Tochter einer der reichsten Aachener Tuchhändlerfamilien. Sie wohnten in der Marktstr. 11, dem Haus des Vaters Johann Conrad Jacobi, der 1765 mit seinen eigenen drei Kindern, vor der Geburt des ersten Enkelkindes, dauerhaft sein Haus in Pempelfort bezog.

1772 wurde Friedrich Heinrich Jacobi zum kurfürstlichen Hofkammerrat ernannt und die Familie zog in die Neustr. 16. Das Jacobihaus des Vaters in Pempelfort wurde zum Johann Conrad Jacobi zum Abendessen, sonntags besuchten ihn die Enkelkinder. Johann Georg Jacobi, der älteste Sohn, war nach Düsseldorf zurückgekehrt, lebte und arbeitete als Schriftsteller und Verleger 1774 bis 1784 zeitweise auf dem Jacobi‘schen Anwesen.

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1776 sah sich Johann Conrad Jacobi, der bis 1776 Teilung des Grundstücks und des Jacobihauses zu seinem Tode 1788 in Pempelfort lebte, aus finanziellen Gründen gezwungen, einen Teil des Wohnhauses und Gartens an seinen Sohn Friedrich Heinrich zu veräußern. Das Grundstück und das Jacobihaus erfuhren dadurch eine Teilung. Die Erbschaft nach dem Tod seiner wohlhabenden Schwiegermutter ermöglichte Friedrich Heinrich Jacobi den Ankauf der Immobilie, die er nun als Sommersitz nutzte. Der größte Teil des Anwesens ging an F. H. Jacobi, der Düsselbach bildete weitgehend die natürliche Grenze. Den durch den inneren Küchenhof abgetrennten östlichen Teil des Hauses (2) erhielt der Sohn mit dem entsprechenden Teil des Hofes, den nun eine Mauer (3) bis zur Gärtnerwohnung (4) durchzog.

1. Gebäudeanteil Johann Conrad Jacobis mit dem Garten jenseits der Düssel 2. Gebäudeanteil Friedrich Heinrich Jacobis mit dem Garten diesseits der Düssel 3. Mauer zur Teilung des Hofes 4. Gärtnerhaus

Seit 1777 bewohnte Friedrich Heinrich Jacobi mit seiner Frau und den kleineren Kindern von Frühjahr bis Herbst das Pempelforter Haus. Johann Friedrich und Georg Arnold blieben bei ihrem Erzieher im Stadthaus in der Neustraße und kamen nur sonntags nach Pempelfort. Die Wohnverhältnisse der Familie in Pempelfort wurden allerdings als ungenügend empfunden. Da die beiden einzigen „anständig gestalteten“ Zimmer im Erdgeschoss dem „gemeinen und Gesellschaftsgebrauch“ vorbehalten blieben, nutzte F. H. Jacobi die unteren Räume des Gärtnerhauses als Arbeitszimmer (4).

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IV

1779-1799 Pempelforter Paradies und Gastfreundschaft 1779 war Friedrich Heinrich Jacobi zum Geheimen Rat ernannt worden und in diesem Jahr fand ein erster größerer Umbau des Jacobihauses statt, der neue Formen des familiären Zusammenlebens ermöglichte. Der gesamte östliche Teil des Hauses mit drei Räumen im Erdgeschoss erhielt nun auch ein erstes Stockwerk. Außerdem wurde ein Gebäude für Stall und Wagenraum außerhalb des eigentlichen Grundstücks errichtet und mit einem Stockwerk für mehrere Gästezimmer versehen.

1780 schrieb F. H. Jacobi nach seiner Rückkehr aus Wandsbek nach Pempelfort: „die unendliche Seeligkeit die ich fühle, wieder hier in meinem Pempelfort zu seyn. Als ich zu meinem Hofe herein fuhr, es war, als hätten sich die Thore des Paradieses mir geöffnet.”

1788, nach dem Tode des Vaters Johann Conrad Jacobi, erbten die Geschwister Friedrich Heinrichs kleinere Gartenteile und das Gelände der Zuckerfabrik. Friedrich Heinrich übernahm das Jacobihaus und den größten Teil des Gartengrundstücks. Nach Verkauf des Hauses in der Neustraße bezog er Pempelfort als dauerhaften Wohnsitz und seine Halbschwestern Lotte und Lene versorgten nach dem Tode Betty Jacobis (1784) den Haushalt des Bruders mit seinen jüngsten Kindern.

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1790 fand eine mit hohem finanziellen Aufwand verbundene Erweiterung des Jacobihauses nach Plänen von Friedrich Heinrich Jacobi statt. „Wir fanden wirklich eine Scene der Verwüstung in Haus und Garten .... Jacobi baut sich einen neuen Flügel an, wodurch das alte Haus mit dem neu dazugekauften zusammenhängt, worin wir zwey hübsche Zimmer innehaben. Wenn alles fertig ist, wird das Haus recht bequem und bewohnbar seyn.“ (Georg Forster, 1790) Das Jacobihaus war durch eine Zimmerflucht von drei Räumen und einem Treppenhaus (1) vergrößert worden.

Rechts vom Haupteingang (1) befanden sich drei größere Räume, Säle genannt, von denen der dritte durch eine Nebentür mit dem älteren Gebäudeteil verbunden war.

Von hier aus führte eine Glastür (2) in den Garten. Links neben dem Haupteingang bzw. Treppenhaus lag der größte Raum mit vier Fenstern (3), an dessen hinteren Ausgang schlossen sich zwei größere und zwei kleinere Stuben (4) an.

Parallel zum großen Saal und von diesem durch einen Gang getrennt, erstreckten sich die Küche (5) und weitere Wirtschaftsräume. Das Nebenhaus (6) enthielt jeweils drei Räume im Erd- und Obergeschoss mit schönem Blick in den Garten. Den Übergang vom Haupthaus zum Nebenhaus markierte, wie heute auch, ein offenes Türmchen mit Glocke. Parallel zur heutigen Jacobistraße befand sich eine Stallung für sechs Pferde mit Heuboden und einem Raum für den Kutscher, ebenso Wagenremisen und zwei Speicher mit Dachstube (7). Das Gärtnerhaus wurde aufgegeben.

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Erdgeschossgrundriss des Jacobihauses nach der Erweiterung durch F. H. Jacobi, 1790 1.

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Haupteingang mit dem neuen Treppenhaus (neuer Gebäudeteil) Glastür zum Garten (alter Gebäudeteil) großer Saal Stuben Küche und Wirtschaftsräume Nebenhaus Stallungen

Friedrich Heinrich Jacobi stand durch intensive Briefkontakte und Aufenthalte seiner Korrespondenzpartner in Düsseldorf sowie durch eigene Reisen in engem Austausch mit Mitgliedern zahlreicher philosophischer und literarischer Zirkel im deutschsprachigen Raum. Die Gäste wurden sowohl im Stadthaus F. H. Jacobis (bis zu dessen Verkauf 1788) als auch auf dem Pempelforter Gut empfangen. „Ein ganzer Flügel des Hauses ist für Fremde bestimmt, wo in vier Herrschafts- und ebensoviel Bedientenzimmern alles ist, was zur Bequemlichkeit gehört.“ (G. Forster, 1789)

„Jeder Sonnenblick ward in reinlicher, freier Umgebung genossen; abends oder bei ungünstigem Wetter zog man sich gern in die schönen großen Zimmer zurück, die behaglich, ohne Prunk ausgestattet, eine würdige Szene jeder geistreichen Unterhaltung darboten. Ein großes Speisezimmer, zahlreicher Familie und nie fehlenden Gästen geräumig, heiter und bequem, lud an eine lange Tafel, ...“ (J. W. von Goethe, 1792)

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Zu den Besuchern zählen (Auswahl): 1773 Denis Diderot (1713-1784), französischer Philosoph und Aufklärer, Aufenthalt in Pempelfort

während seiner Reise nach St. Petersburg 1774 Wilhelm Jacob Johann Heinse (1746-1803), mit Johann Georg Jacobi nach Düsseldorf

gekommen, abgesehen von einer Italienreise mehr als ein Jahrzehnt Gast im Stadt- und Land- haus

F. H. Jacobis, Mitherausgeber der Zeitschrift „Iris“ -> Halberstädter Kreis um den Dichter und

Juristen Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) 1774

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war am 21. Juli 1774 morgens in Düsseldorf angekommen und sogleich voll Ungeduld nach Pempelfort geeilt, um Friedrich Heinrich und Johann Georg Jacobi zu besuchen. „…das Haus war leer, die Herrschaft verreist“, schreibt er an die gleichfalls abwesende Betty Jacobi. Tags darauf fand dann die erste Begegnung mit F. H. Jacobi statt, abends fuhren sie gemeinsam nach Pempelfort.

1778 Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (1739-1807) -> Weimarer Klassik,

in Begleitung des Schriftstellers Johann Heinrich Merck (1741-1791) -> Darmstädter Kreis 1778 Georg Forster (1754-1794), Naturforscher und Reiseschriftsteller 1781 Amalie Fürstin von Gallitzin (1748-1806), Inhaberin eines Salons und Wegbereiterin der

katholischen Aufklärung in Münster -> Münsterscher Kreis 1783 Thomas Wizenmann (1759-1787), Theologe und Philosoph, genoss ständiges Gastrecht im

Hause F. H. Jacobis, hielt sich 1785 bis 1787 in Pempelfort auf

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1787 Johann Georg Hamann (1730-1788), Philosoph und Schriftsteller, Wegbereiter des Sturm

und Drang, geistlicher Berater von Amalie Fürstin von Gallitzin -> Münsterscher Kreis 1787 Juliane Gräfin von Reventlow (1762-1816) auf ihrer Rückreise von England

-> Emkendorfer Kreis 1788 Wilhelm von Humboldt (1767-1835), Schriftsteller, Gelehrter und Staatsmann 1791 Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750-1819), Dichter und Jurist -> Emkendorfer Kreis,

-> Münsterscher Kreis 1791 Alexander von Humboldt (1769-1859), Naturforscher 1792 Johann Gottfried Herder (1744-1803), Philosoph, Dichter und Theologe, neben Goethe,

Schiller und Wieland einer der Protagonisten der -> Weimarer Klassik 1792 Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) hielt sich während seiner Rückkehr aus dem

Ersten Koalitionskrieg gegen die französische Revolutionsarmee für vier Wochen auf Pempelfort

auf, Erneuerung der Freundschaft mit Friedrich Heinrich Jacobi 1794 verließ Friedrich Heinrich Jacobi auf der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen Pempelfort und hielt sich zunächst in Hamburg und Holstein auf, bevor er 1805 nach München übersiedelte. Er sah sein Pempelforter „Paradies“ nur noch zweimal, im September 1801 und April 1802.

Auch seine Halbschwestern Lotte und Lene verließen 1794 das Jacobi‘sche Anwesen und kehrten danach lediglich als Besucher zurück.

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V

1800-1845 Wohnhaus, Büro und Künstlertreffpunkt

Louise Jacobi, geb. Brinckmann (1776-1845)

Georg Arnold Jacobi (1768-1845)

Nachdem Friedrich Heinrich Jacobi 1794 Düsseldorf verlassen hatte, wurde das Jacobi‘sche Anwesen von seinen jüngeren Halbgeschwistern, seinem Sohn Georg Arnold und deren Familien während ihrer Besuche in Düsseldorf genutzt. 1799 entschloss sich Friedrich Heinrich, das Pempelforter Besitztum zu einem Preis von 14.000 Thalern zu verkaufen.

Georg Arnold Jacobi galt unter seinen Geschwistern schon seit langem als „Erbe“ des Familienwohnsitzes. Nachdem seine Frau Caroline 1795 an den Folgen der ersten Geburt verstorben war, hatte er 1796 Louise Brinckmann, die Tochter eines der engsten Freunde des Hauses Jacobi, geheiratet. Die Schwiegermutter Georg Arnolds kaufte schließlich das Pempelforter Anwesen und stellte es ihrer Tochter Louise und dem Schwiegersohn unter Anrechnung auf das spätere Erbe zur Verfügung.

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Ende April 1799 zog die Familie Georg Arnolds von Aachen, ihrem bisherigen Wohnsitz, nach Düsseldorf. Das Jacobihaus musste zunächst nach längerem Leerstand und Überschwemmungen im Winter 1798/99, bei denen das Wasser im Erdgeschoss bis zu „8 Fuß“ hoch angestiegen war, renoviert werden. Bis 1818 brachte hier Louise Jacobi fast alle ihrer 13 Kinder zur Welt, von denen zehn das Erwachsenenalter erreichten.

Zusammen mit dem Sohn aus erster Ehe war eine große Kinderschar im Jacobihaus unterzubringen und der Sohn Victor erinnerte sich: „Durch die große Zahl der Geschwister, von welchen ... vorübergehend alle zwölf zu Hause waren, war das weitläufige, 18 Stuben, einen Saal, 10 Kammern, 6 Verschläge, 2 Küchen und vier Böden enthaltende, aus einem Haupt-, einem Neben- und einem Remisen- und Stallgebäude bestehende Elternhaus ein sehr belebtes zu nennen ....“ Ende 1805 wurde Georg Arnold Jacobi als Vertreter des Herzogtums Berg zu Verhandlungen nach Paris delegiert und 1806 zum Staatsrat ernannt. Bis zum Ende der französischen Besatzungszeit war er als Preußischer Regierungsrat tätig. Als Generaldirektor zeichnete er sich für den Straßen- und Wasserbau, als Kurator für das Schulwesen in Düsseldorf verantwortlich. Zeitweise war ein Büro für Land- und Wasserbau mit fünf Beamten in dem großen vierfenstrigen Raum des Jacobihauses untergebracht. Für die Beseitigung der von der französischen Besatzung gesprengten Festungsanlagen war eine „Schleifungskommission“ unter dem Vorsitz von Georg Arnold Jacobi einberufen worden, die für die Umsetzung des städtebaulichen Konzeptes sowie die Neugestaltung und Erweiterung des Düsseldorfer Hofgartens verantwortlich war.

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Unter Georg Arnold Jacobis Ägide entwickelte sich das Jacobi‘sche Gut erneut zu einem Treffpunkt von Dichtern, Philosophen, Künstlern, Kunstliebhabern und Komponisten, u. a. mit dem Königlichen Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe und seinem Sohn Joseph Clemens Weyhe sowie dem Direktor der Königlich Preußischen Kunstakademie Wilhelm von Schadow, außerdem Sulpiz Boisserée, Karl Leberecht Immermann und Felix Mendelssohn Bartholdy, die alle ebenfalls im Hofgärtnerhaus bei der Familie Weyhes verkehrten. Gemeinsam mit Wilhelm von Schadow und den Malern Theodor Hildebrandt, Carl Ferdinand Sohn, Julius Hübner, Carl Friedrich Lessing und Eduard Bendemann u. a. gründete Georg Arnold Jacobi 1829 den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und gehörte auch dessen Vorstand an.

Gartenansicht des Jacobihauses mit dahinterliegendem Gebäude der ehemaligen Zuckerfabrik

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VI

1846-1864 Gedenkstätte und Spekulationsobjekt Da keiner der Nachfahren Georg Arnold Jacobis in der Lage war, das Jacobi‘sche Gut zu unterhalten, bemühte sich sein Sohn Victor, das Anwesen vor der Parzellierung zu bewahren und die preußische Krone zum Kauf zu bewegen. Der habilitierte Agrarökonom wandte sich schriftlich an Prinz Friedrich von Preußen, der als Divisionskommandeur Schloss Jägerhof bewohnte, er möge sich bei seinem Onkel, König Friedrich Wilhelm IV., für den Erhalt des Jacobi‘schen Gutes einsetzen.

Victor Jacobi bat mehrfach darum, dass das gesamte Anwesen an Schloss Jägerhof angegliedert werden möge. Eine Reise nach Berlin von Oktober 1846 bis September 1847 verlief ergebnislos. Im Mai 1848 erfolgte schließlich eine endgültige Absage aus Berlin.

Victor Friedrich Leopold Jacobi (1809-1892)

Plan von dem Hause und Garten des Herrn Staatsrath‘s Jacobi zu Pempelfort, um 1850

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Anzeige in einer Düsseldorfer Tageszeitung, um 1850 1855 wurde das Grundstück schließlich an den Generaldirektor der Düsseldorfer Gasanstalt, Brewer, für 18.000 Thaler veräußert, der einen Weiterverkauf einzelner Parzellen anstrebte.

Im selben Jahr bemühte sich der 1848 gegründete Künstlerverein Malkasten um den Erwerb einer eigenen Immobilie in Düsseldorf, da er bisher auf angemietete Lokale angewiesen war.

Aufgrund der wachsenden Zahl seiner Mitglieder und einem zunehmend anspruchsvolleren Veranstaltungsprogramm erwiesen sich diese jedoch als unkomfortabel. Der Erwerb eines eigenen Vereinshauses oder gar der Bau eines neuen, auf seine Bedürfnisse abgestimmten Gebäudes galt als die Lösung des Problems.

Aufruf zur Rettung des Jacobi‘schen Gutes, u. a. in verschiedenen deutschen Tageszeitungen veröffentlicht: „Wenn irgend ein Fleck deutscher Erde wegen seiner Erinnerungen an die Heroen und Zierden unserer Litteratur ... als klassischer Boden gerühmt werden darf, so ist es der zu Pempelfort bei Düsseldorf gelegene ... Garten und das darin versteckt liegende unscheinbare Haus mit seinen zahlreichen, zum Theil saalartig geräumigen Gemächern, wo einst der edle, freisinnige Denker Friedrich Heinrich Jacobi ... viele Jahre lang auf das gastfreiste Haus hielt. ... Und ein solches Heiligthum des deutschen Volkes sollte parcellirt, zu Hausplätzen und Fabrikanlagen zerstückelt werden?“ 1857 Verkauf des Jacobi‘schen Gutes an den Düsseldorfer Maler Andreas Achenbach und den Wirtschaftspolitiker Alexander von Sybel

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1860 Verkauf des Grundstücks an den „Verein der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe“ 1861 Erwerb des Jacobi‘schen Gartens durch den Künstlerverein Malkasten für 25.000 Thaler Die rund 300 Malkastenmitglieder finanzierten den Kauf durch eine international angelegte Verlosung von Kunstgegenständen, die zahlreiche Künstler zu diesem Zweck stifteten. Eine Wanderausstellung der zur Verfügung stehenden Kunstwerke förderte den Absatz der insgesamt 25.000 Lose. Die preußische Regierung befürwortete den Ankauf des Grundstücks durch den Malkasten. Damit war die Grundlage für die dauerhafte Erinnerung an die Familie Jacobi geschaffen und der Malkasten verpflichtete sich in seinen Statuten, die Erhaltung des Jacobi‘schen Gartens in seiner „durch geschichtliche Erinnerungen bedingten Integrität“ zu garantieren.

Bereits zum Zeitpunkt des Ankaufs musste jedoch festgestellt werden, dass das Jacobi‘sche Wohnhaus für die ca. 300 Vereinsmitglieder und deren Gäste bei Veranstaltungen des Malkasten zu klein und die einzelnen Räumlichkeiten für die unterschiedlichen Aktivitäten, wie Bühnen- und Musikaufführungen, völlig ungeeignet war.

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VII

1865-1880 Künstlerheim: Verpflichtung und Repräsentation

Ferdinand Fagerlin, Blick aus dem Garten auf das Jacobihaus, um 1864

Ferdinand Fagerlin, Interieur im Jacobihaus, 1864

In den frühen 1860er Jahren bewohnte der schwedische Maler Ferdinand Fagerlin mit seiner Familie und seiner Schwägerin Anna Ritter, der Witwe des Malers Henry Ritter, das Jacobihaus.

Seit 1861 konkretisierten sich die Überlegungen des Malkasten zum Bau eines eigenen Vereinsgebäudes auf dem Jacobi‘schen Grundstück. Dabei stellte sich die Frage, ob das Jacobihaus als Einzelbau einer Vermietung zugeführt werden sollte oder ob es in bzw. an den Neubau zu integrieren sei. Offensichtlich stand dabei nicht mehr der Gedanke an den Erhalt der nur wenige Monate zuvor propagierten „edlen Reliquie aus den Tagen reichsten deutschen Geisteslebens“ im Vordergrund. Entwürfe, die den Abriss von mehr als der Hälfte der alten Bausubstanz vorsahen, und die gleichzeitig geäußerte Überzeugung, dass das Jacobihaus dabei benutzt werden würde, wie es der „Einrichtung und dem gegenwärtigen Zustande desselben durchaus angemessen wäre“, standen unvereinbar gegenüber.

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Gartenfassade des neben dem Jacobihaus errichteten Vereinshauses, um 1867

Grundriss von Jacobihaus (1) und des Vereinshauses (2), 1867-1891

Das 1867 eingeweihte Vereinsgebäude des Malkasten schloss in klassizistischen Formen im rechten Winkel an das Wohnhaus Jacobis an und kam dabei der Forderung, eine „möglichst bequeme und nahe Verbindung“ mit der vorhandenen Bausubstanz einzugehen, mehr als nach. Dabei teilte es die Hauptfassade des bisher freistehenden Jacobihauses. Direkt neben der noch erhaltenen Eingangstür schnitt das neue Gesellschaftslokal in den Baukörper des älteren Gebäudes ein und degradierte ihn dadurch zu einem untergeordneten Anbau. Entsprechend wurden dem Jacobihaus keine repräsentativen Funktionen zugeteilt, die allein dem Neubau vorbehalten blieben, sondern es enthielt lediglich Ökonomieräume, Bibliothek, Lese- und Billardzimmer sowie eine Wohnung für den Vereinsdiener.

Die Räume des neuen Gesellschaftshauses wurden aufwendig gestaltet und boten alle Annehmlichkeiten für die geselligen Zusammenkünfte des Malkasten. Das historische Jacobihaus spielte jedoch in dieser Zeit für das Vereinsleben kaum eine Rolle. Es behielt allerdings seinen berühmten Namen bei.

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VIII

1881-1920 Komm ich durch ...

Pflege eines Denkmals?

1740 / 1760

1882

1790

1891

1864 / 1867

Erdgeschossgrundriss des Jacobihauses mit Winterkegelbahn und Vereinshaus, 1912

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Ein weiterer schwerwiegender Eingriff in die historische Bausubstanz des Jacobihauses fand 1882 statt. Im Juli wurde der Bau einer geschlossenen Winterkegelbahn beschlossen, da der Sport bisher als ein reines Sommervergnügen in der offenen Kegelhalle an der Grenze zur Pempelforter Straße ausgeübt wurde. Bereits im November des Jahres konnte die nach Plänen der Architekten August Boldt und Josef Frings fertiggestellte Bahn eingeweiht werden.

Durch einen radikalen Eingriff in die Bausubstanz des Jacobihauses (Grundriss: rot und blau) wurde nun die bisher kaum veränderte, zur Düssel gelegene Fassade des Hauses aufgebrochen und das nahezu 30 m lange Gebäude der Kegelbahn rechtwinklig in das Jacobihaus hineingebaut (Grundriss: grün). Der Blick auf den Grundriss macht deutlich, dass die Raumstrukturen im Inneren noch weiter zerstört wurden, sich die Kegelbahn ganz in das Erdgeschoss des historischen Gebäudes hineinschob und damit auch das kleinere Nebenhaus funktional abtrennte.

Kegelbahn 1885

Kegelbahn 1943

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Gartenansicht von Jacobi- und Vereinshaus, um 1910

Ansichten des Vereinshauses und des Jacobihauses (Illustration in einem StadtfĂźhrer)

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Als 1891 an die Gartenfassade des Vereinshauses (Grundriss: gelb) eine gedeckten Glashalle (Grundriss: violett) angebaut wurde, verlor das Jacobihaus fast vollständig seine Eigenständigkeit. Zwar rückte nun das Hauptgebäude seitlich etwas vom Jacobihaus ab, doch es erhielt gleichzeitig im Vergleich zum historischen Gebäude ein noch größeres Volumen. Die neu angelegte Terrasse schob sich bis auf die Höhe der Gartenfassade des Altbaus vor und verdeckte nun endgültig seinen ehemaligen Hauptzugang.

Mitglieder vor dem Jacobihaus, 1919

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IX

1921-1942 Ein Aufruf in Not: Sanierung Im Frühjahr 1929 richtete der Aufruf „Das alte Jacobihaus des ‘Malkasten’ in Gefahr“ wieder den Blick auf die zu erhaltende Bausubstanz. Eine erste Bauanalyse hatte gezeigt, dass der Haupttragbalken unter dem Fußboden, auf dem die aus dem 18. Jahrhundert stammende große Treppe lastete, zusammen mit Decke, Treppe und Bibliothek einzustürzen drohte und sich das gesamte Haus bereits in Richtung Norden gesenkt hatte.

Bereits im August des Jahres 1929 stellte der Malkasten Pläne für eine Kunstlotterie vor, die zusammen mit Beihilfen des Provinzialausschusses und der Stadtverwaltung die Sanierungskosten decken sollte.

Treppenaufgang im Jacobihaus

Kostümierte Teilnehmer einer Karnevalsveranstaltung auf der Treppe im Jacobihaus, 1926

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Bis zum Februar 1931 wurden Maßnahmen zur Sicherung der Gebäudestatik ergriffen, um die bis zu 10 cm betragenden Bodenunterschiede zu beseitigen, die Raumabfolge im Erdgeschoss teilweise wiederherzustellen und zugemauerte Fenster und Türen zu öffnen. Es bildeten sich dadurch Räume, die eindeutig von der Kegelbahn getrennt waren und den Ausblick in den Park ermöglichten. Im Mai 1935 wurden sie in Erinnerung an seine früheren Bewohner, Jacobi und Goethe, als Gesellschaftszimmer präsentiert.

Die Atmosphäre eines privaten Wohnhauses war wieder zurückgewonnen worden. Unabhängig von den Sanierungsmaßnahmen des Jacobihauses blieb die Vergrößerung der Baulichkeiten ein dringendes Anliegen. Mit zunehmender Zahl der Mitglieder wurde der Handlungsbedarf, auch angesichts größerer Bauschäden am Hauptgebäude immer dringlicher.

Modell der Erweiterung der Malkastengebäude, 1938

1938 veröffentlichte der Malkasten einen kontrovers diskutierten Entwurf des Architekten Peter Dierichsweiler, der ein ganz neues Konzept für die Jacobistraße vorschlug. Das Jacobihaus (siehe roter Punkt) sollte bestehen bleiben, das Vereinsgebäude jedoch abgerissen werden.

An der Jacobistraße war ein 150 m langer Gebäudekomplex mit mehreren Sälen und Höfen vorgesehen, der die Baulichkeiten des Malkasten nicht mehr als Solitär auffasste, sondern städtebaulich einzubinden suchte.

Diese Pläne wurden nicht verwirklicht.

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1943-1945 Zerstörung

Noch im Januar 1943 feierten die Malkastenmitglieder den 200. Geburtstag Friedrich Heinrich Jacobis durch die Einweihung einer lebensgroßen Marmorbüste des Philosophen, die heute im Eingangsbereich vor dem Jacobihaus steht.

Doch der sog. „Pfingstangriff“ in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1943 traf auch die Gebäude und den Malkastenpark außerordentlich schwer. Sämtliche Gebäude, Jacobi- und Vereinshaus, brannten bis auf die Grundmauern nieder.

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1946-1995 Wiederaufbau, Zerfall und Sanierung 1945/46 Enttrümmerung und Aufräumungsarbeiten 1947 Entscheidung, mit dem Wiederaufbau des Jacobihauses auf den Grundmauern des Vorgängerbaues zu beginnen 1948 Gründung eines „Jacobihaus-Bauvereins“ zur Vergabe von „Bausteinen“ im Wert von 3,- DM; Darlehen, Zuschüsse der Stadt Düsseldorf und des Kultusministeriums des Landes NRW für den Neubau des Jacobihauses; Auftragsvergabe an die Architekten Hans Heuser und Helmut Hentrich (1. Vorsitzender 1945-1955) 1949 Richtfest des Jacobihauses, als zentraler Treppenaufgang dient seitdem eine Treppe des 18. Jahrhunderts aus einem Gebäude in der Bilker Straße 1950 Fertigstellung (Gesamtkosten rund 360.000 DM) und Einweihung in Anwesenheit des Bundespräsidenten Theodor Heuss

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1950-1954 Neubau des Vereinshauses (sog. Hentrichhaus) nach Plänen von Helmut Hentrich und Hans Heuser in zwei Bauabschnitten, Finanzierung u. a. durch eine Lotterie im Sommer 1953 1951 erste Karnevalsredoute im Jacobihaus 1952 Änderung der Vereinssatzung: Zweck des Vereins ist Förderung der Kunst ... sowie der Denkmalpflege (durch Erhaltung des Jacobihauses und des dazugehörigen Malkastenparks) 1953 Gründung der „Weinkellerei Malkasten GmbH“ 1952 Bau einer Kegelbahn an der Grundstücksgrenze zur Malkastenstraße 1957 Anbauten an das Jacobihaus: überdachter Gang mit Düssel-Überbrückung zwischen Jacobihaus und Kegelbahn; Eingang mit Glaswindfang zum Parkplatz an der Jacobistraße 1977 Satzungsänderung zur Aufnahme von weiblichen Mitgliedern

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Plan des Malkastengartens mit Jacobi- und Hentrichhaus, um 1960

1 Hentrichhaus 2 Jacobihaus 3 Ăœbergang zur Kegelbahn 4 Kegelbahn

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1982 Jacobi- und Hentrichhaus sowie de Malkastenpark werden mit der Begründung „wegen der außerordentlichen Bedeutung für die überregionale Kulturbedeutung“ in die Denkmalliste der Stadt Düsseldorf eingetragen 1990 Kostenschätzung für die Sanierung des Jacobihauses, der Kegelbahn und des Hentrichhauses mit mehr als 4 Mio. DM

seit 1990 verschiedene Finanzierungskonzepte, die z. T. auch den Abriss des Hentrichhauses und die Bebauung des Parks beinhalteten, haben kontroverse Diskussionen zur Folge 1991 Gründung der „Initiative zur Rettung des Malkasten“ (Förderverein Rettet den Malkasten) 1993 mit Klaus Rinke als 1. Vorsitzenden entschied sich der Malkasten für eine Grundsanierung mit Investitionsbeteiligung des neuen Pächters.

Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist, dass das Jacobihaus nicht mehr, wie in der Vergangenheit, dem Pächter zur Verfügung gestellt wird und die Vermietung seiner Räume allein durch die Weinkellerei Malkasten GmbH erfolgt. bis 1995 behutsame, denkmalgerechte Sanierung des Jacobihauses, Neumöblierung, Abriss des Überganges zur Kegelbahn und des Windfangs an der Seite zum Parkplatz. In der ehemaligen Pächterwohnung befinden sich nun das Sekretariat und die Büroräume der Weinkellerei Malkasten GmbH. 1995 Öffnung des Jacobihauses für Malkastenmitglieder und ihre Gäste

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Seit 1996 Der Reim Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Sommer 1995 begann das Ausstellungsprogramm im Jacobihaus im Frühjahr 1997 mit Konrad Klaphecks großformatiger Vorzeichnung zu „Der Erfolg und sein Preis“ (1993) auf der Hauptwand des Treppenhauses. Seit 2000 finden regelmäßig bis zu sieben Ausstellungen im Jacobihaus statt. Durch die Umgestaltung der Bibliotheksschränke in beleuchtete Vitrinen bieten sich seit 2008 weitere Möglichkeiten, Kunstwerke und andere Exponate zu präsentieren. Bis August 2016 wurden hier im Jacobihaus Fotografien von Achim Kukulies gezeigt, die die ca. 100 Ausstellugen der vergangenen 20 Jahre dokumentieren. Diese von Krunoslav Stipešević initiierte Ausstellung zeigte anschaulich die Verbindung von Zeit im Raum und Raum in der Zeit und ermöglicht eine neue, andere Sichtweise auf das Jacobihaus.

Ein solches ambitioniertes Ausstellungsprogramm machte erst der Wechsel des Pächters vor der Sanierung zu Beginn der 1990er Jahre möglich. Zuvor gehörte das Jacobihaus zum Pachtobjekt und die Malkastenmitglieder hatten ausschließlich Dienstags uneingeschränkten Zutritt. Heute verwaltet und vermietet der Malkasten das Jacobihaus über die Weinkellerei Malkasten GmbH. Die Veranstaltungen dort zeichnen sich durch eine besondere Intimität aus, da das Gebäude den Charakter eines Wohnhauses beibehalten hat. Dass während der Veranstaltungen in der Regel auch Ausstellungen zu sehen sind, verleiht ihnen besonderen Reiz und Attraktivität. Zwischen 1995 und 2000 fanden noch die meisten Veranstaltungen des Malkasten im Theatersaal des Hentrichhauses statt, das Jacobihaus wurde nur selten für Vereinsaktivitäten, wie Lesungen, genutzt.

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Seit 2001 haben unter dem Vorsitz von Robert Hartmann ca. 300 Veranstaltungen im Jacobihaus stattgefunden, so zum Beispiel: 1997 - 1999 Jour fix an jedem ersten Sonntag des Monats 1999 Philosophieren im Salon und Garten / Abendliches Philosophieren / Philosophische Gespräche, drei- bis viermal monatlich 2000 - 2004 Forum Architektur, jährlich bis acht Veranstaltungen in Verbindung mit dem Bund Deutscher Architekten BDA 2000 Einweihung der „J. B.‘s Bar“ mit Claus Föttinger 2003 - 2012 WG/3ZI/K/BAR - ein offenes Haus für künstlerInnen.gäste.freunde mit Birgit Jensen und Markus Ambach, jährlich acht bis neun Veranstaltungen im gesamten Jacobihaus 2008 Jan Hoet: Art & Personality (Vortrag); Jenny Watson: Walking the dog, 25 Zeichnungen und Film von Arno Caravell, in Zusammenarbeit mit Galerie Transit und Gaby Kraushaar 2009 Gigantennippes-Sauhirte. Kunst im öffentlichen Raum. Plaudereien ohne Gewehr mit Hans-Peter Feldmann und Kasper König

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2009, 2011, 2012, 2014 Maskenempfang zu Ehren des Düsseldorfer Prinzenpaares 2009 Johannes Stüttgen liest aus „Der ganze Riemen“; Wolfgang Kliege liest aus „Schü r f Stelle“ 2009, 2010 Was ihr wollt? Was wir sollen? Was wir können? Robert Hartmann im Gespräch mit Kay Heymer (Museum Kunstpalast); Die Momente des Kommens-wie-Gehens und der freie Blick in das Weite. Robert Hartmann im Gespräch mit Gunda Luyken (Museum Kunstpalast) 2011 Japan-Spenden-Abend, Hilfsaktion für Tsunami-Opfer in Japan 2012 Halbzeit: Deutschland + Polen, Fußball + Kunst (Lesung zur Ausstellung) 2013, 2014, 2016 PhotoWeekend 2013 Ich gehe mit meiner Laterne ..., Lampionbemalung mit Klaus Richter 2014 Kunst will gesehen werden, Künstler brauchen Publikum, Kunst / Künstlerförderung / Kunst aus NRW, Podiumsdiskussion 2014 Move – Im Gespräch Rita McBride, Elmar Herman, Monita Rajpal, Pharrell Williams

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2014 Amor und Psyche leiden Not, Führungen anlässlich des Tages des offenen Denkmals 2015 Mehr Licht – Goethe, Videoinstallation, Lesung, Lichtskulptur, in Kooperation mit dem Goethe-Museum 2015 Apotheosis of Glasgow High-Rises, Sophie Taeuber-Arps Fluchtlinien, Dialogisches Künstlergespräch Myriam Thyes mit Michael Staab Das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm im Jacobihaus wird von Dr. Johannes auf der Lake, Melanie Richter und Katja Stuke zusammen mit Oliver Sieber kuratiert.

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FOTOGRAFIE Achim Kukulies

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GEREIMTES UND UNGEREIMTES IM JACOBIHAUS 2000 - 2015 Johannes auf der Lake

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Will man die Bilder, Scenen, Erinnerungen und Erlebnisse von Ausstellungen und Aufführungen, Diskussionen, Vorträgen und Lesungen, einer gut fünfzehnjährigen Periode zusammenfügen, so ergibt sich je nach Konzentration, Bedeutung oder persönlicher Betroffenheit ein sicherlich disparates aber nichtsdestoweniger intensives Muster unterschiedlichster Facetten. Manche davon sind formal eindeutig, andere eher verschwommen, wieder andere thematisch noch virulent.

Lautes steht neben Leisem und Vereinzeltes neben Wiederholtem. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird auch etliches Lückenhafte als weißer Fleck oder schwarze Linie das Bild des Feldes der bewußten Erinnerung mit gestalten.

Genau so ist es mir jedenfalls bei dem Versuch ergangen, die Aktionen der letzten Jahre für das Programm im Jacobihaus Revue passieren zu lassen. Manches war sofort präsent, etwa die identische Neuauflage der „andererseits II“ Ausstellung von 2006 mit den Arbeiten von Laurenz Berges, Benjamin Nachtwey und Gregor Russ im darauffolgenden Jahr 2007, oder das eigen für die große Treppenhauswand von Ulrich Erben gefertigte Bildertableau, das „Nie gesehene Bild“. Aber auch der Auftritt von Andreas Techler und seinen Mitstreitern der „Polyfolie“, die 2012 eine Ahnung von Phil Mintons „feral choires“ im Jacobihaus präsentierten. Anderes erwies sich als fragwürdig ( wie war das noch ´mal mit der Droese-Dokumentation zum Container? ) oder falsch erinnert: die Blumen von Hans Peter Feldmann hingen tatsächlich in Bar und Restaurant.

Zur Jahrtausendwende, also im Jahr 2000, hatte Robert Hartmann mich auf seine unwiderstehlich einnehmende Art gebeten, die Arbeit als Kurator für Veranstaltungen im Jacobihaus zu übernehmen und mich mit der Aussicht gelockt, ich könne es ja auch wieder sein lassen…

Daß aus meiner zunächst vorbehaltlichen Zusage dann ein bis heute andauerndes Projekt wurde, liegt nicht zuletzt auch an der fruchtbaren Zusammenarbeit mit den anderen

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„Aktivposten“ des Malkastens, die sich für das Gelingen künstlerischer Veranstaltungen im Jacobihaus stark machen und engagieren. ( Robert Hartmann, Katja Stuke, Melanie Richter ) Außerdem, natürlich, ebenso an Krunoslav Stipešević, der als wahrer Sisyphos seit jeher die Wände des Jacobihauses traktiert: als praktisch-pragmatische Kraft mit Hammer, Bohrer und Pinsel, um Bilder abzuhängen und neue wieder aufzuhängen, um die Grundlagen zu schaffen für ein jederzeit präsentables Erscheinungsbild des Jacobihauses. Unermüdlich verputzt er schadhafte Wandstellen, bohrt neue Löcher, überstreicht die unerwünschten Spuren der Vergangenheit mit neu angepaßtem Strich und gestaltet mit dieser Arbeit ganz praktisch die Flächen, auf denen die jeweiligen Ausstellungen ihr Gesicht zeigen und entfalten können. Keine Kunst, wie er selber sagt, aber bedeutsam als hintergründiges Erscheinungsbild von Kunst.

Auch Achim Kukulies, der seit langem die immer wieder neu arrangierten Wände und Räumlichkeiten im Jacobihaus photographisch-dokumentierend begleitet, weist einen direkten Kunstanspruch für seine Arbeit zurück. Im Kontext der Reim-Ausstellung allerdings zu sehen, wie er optische Schwerpunkte setzt, Ansichtsweisen betont und nonchalant den jeweiligen Raumcharakter ablichtet ( für mich beispielhaft abzulesen an seiner Aufnahme (Foto oben rechts) zur Finissage der Rubinstein-Sammlung im Mai 2015 ), kann einem nur ganz unkünstlerischen Respekt abnötigen.

Da also beide Protagonisten der Reim-Ausstellung einen Kunstanspruch ihrer Arbeit ablehnen, will ich ganz einfach mathematisch argumentieren und daran erinnern, daß Minus mal Minus ein Plus ergibt… Mit anderen Worten: die Präsentation einer bewußten Kombination von fixierender Momentaufnahme und veränderlichem Hintergrund eröffnet ein Assoziations- und Erkenntnisfeld, das mit den zentralen Begriffen unseres künstlerischen und unkünstlerischen Selbstbewußtseins operiert: der Erinnerung und dem Vergessen.

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Daß die Archivarin des Künstlervereins, Sabine Schroyen, mit eigenständig in den Schauvitrinen präsentierten Rechercheergebnissen zur Geschichte des Jacobihauses, gleichsam als historisch fundierender Bestandteil der Ausstellung agiert, ist nur folgerichtig und logisch.

Mit der Reim-Ausstellung wird deutlich, wie facettenreich unsere Verortung verläuft zwischen den Polen der Erinnerung und des Vergessen, zwischen Speichern und Löschen, Werden und Vergehen, Vorstellung und Illusion, Alt und Neu, Beginn und Neubeginn.

Und hält man sich die Gültigkeit der von Robert Burton kolportierten Sentenz vor Augen, daß „unsere Schriften sind wie Speisen, unsere Leser wie Gäste…was dem einen gefällt, das findet der andere so widerwärtig wie die Sau Majoran“(1), dann kann man sich einen Reim machen auf die seit 2000 aufgetischte Menufolge (in lockerer Auswahl) von :

Sieben Kölner finden Düsseldorf, Ars longa - Vita Brevis, Ulrike Zilly, Ruhrpott Vorort: Düsseldorf, Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann, Wie kommt Malewitsch in den Malkasten?, Milivoj Bijelić, Chevalier d´Eon, realismus update, Sehblick, You´ll never walk alone, Verstehen braucht Kontext, Bilder der Sammlung Klinker, andererseits I, Archiv Offen Sichtlich, Der Scheich bin ich - Divan al - Mal Kasten, andererseits II, Schauplatz Neue Sachlichkeit, Kurt Weinhold, Verstehen braucht Kontext II, Ulrich Erben, Das nie gezeigte Bild, andererseits II / II,

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Dicke Freunde, Cordula Güdemann, Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild, Fritz Jacobi und der Malkasten, Hello, hello, I don´t know why you say good bye, I say hello, andererseits III, da war mir seltsam zumute, MAERZ, Johannes Stüttgen, Der ganze Riemen, Celina Jure & Martin Mele, Gestern und Heute, Was Kunst kann! Was kann Kunst?, Martin Kleppe, ChinaMedia, Fotografie und Video, Jürgen Palmtag, eine Nummer auf…, Hermann Abrell, Malerei, Wie Essen zur Kunst wurde, Die Sammlung Carlo Schröter, Was ihr wollt? Was wir sollen? Was wir können?, Ritter, Cave adsum, Erich Reusch, Aufladung, Wolfgang Hambrecht, Floating Island, Wahlgeschenke oder der Kulturauftrag, Werner Reuber, Heringstöpfe, Albert Fürst, Malerei und graphische Arbeiten, Scene Ungarn in NRW, Christoph Knecht, Ken Ding, ANT!FOTO, Foxtrott Whiskey, Hermann Focke, Die Schönheit der Geometrie, Benjamin Nachtwey, two chapters, Hans Walter Kivelitz, Leute von Heute, Edwin Schäfer, Das organische zei23en und seine Ablagerungen, Stefan Ettlinger, Karl Heinz Klein, Plastiken in der Vitrine, Simone Letto, Fernand Roda, Portraits, Comics, Andreas Schön, Sasso in Bocca, Revolutionary Sympathies, Ausgemaltbuch,

Walter Vogel, Deutschland + Polen, Fussball + Kunst, Bernd Mechler, under large trees Jongsuk Yoon, Seelenlandschaften, Vania Petkova und Paul Rosner, Klangzeichen, Fu-Zhu Meng, Musik aus der Mongolei, Misch da Leiden, Mein E-Malkasten, Dong Shubing, Graphiken und Zeichnungen, Jan Kolata, Malerei, Manfred Vogel, ein Vogel, das weiß jeder, läßt so manche Feder, Yang Xiaoyang, Ich habe nichts geschaffen, Shu Yang, Nur die Weisesten und Dümmsten können sich nicht ändern, ANT!FOTO#5 MacDonaldStrand, Aus der Sammlung Kunst aus NRW, ehemalige Reichsabtei Aachen-Kornelimünster, Turn back, Go straight, Aktuelle Kunst aus Österreich, Kunstliefde Utrecht, Da capo al fine, Pixelprojekt Ruhrgebiet, Auswahl 15, Sammlung Rubinstein, Abi Shek, O.I.F, Oliver Sieber & Katja Stuke, Horst Keining, blurred two, Original, Kopie, Originalkopie, Bilder aus der Wüste Gobi, Keiji Uematsu, Invisible Force and Seeing, Krunoslav Stipešević, Der Reim.

Johannes auf der Lake

Anm. 1 Herausgeber Peter Sillem „Melancholie oder Vom Glück, unglücklich zu sein“, München 1997, S. 82

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Bildnachweis Abb. S. 6 auf der Grundlage von „Plann de Düßeldorff“, Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, in: E. Spohr, Düsseldorf, Stadt und Festung, Düsseldorf 1978.

Abb. S. 8 o.r. in A. van Dülmen, Das irdische Paradies, Köln 1999 Abb. S. 8 Mitte in AK C. Wolf, Düsseldorf 2009.

Abb. S. 8 o.l. Goethe-Museum Düsseldorf, Stiftung H. Jacobi, in AK Bewahren durch Entsagen. Das Jacobi-Depositum im Goethe-Museum Düsseldorf, Düsseldorf 1991.

Abb. S. 10 auf der Grundlage eines Planes von Johann Caspar Nosthoffen, 1776, Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, in Düsseldorf im Kartenbild, Düsseldorf, 1998.

Abb. S. 11 F. H. Jacobi o.l. KVM. Abb. S. 11 Helene Elisabeth (Betty) Jacobi o.r. Goethe-Museum Düsseldorf, Stiftung H. Jacobi, in J. Wartenberg, Bonn 2011.

Abb. S. 12 auf der Grundlage eines Planes von Johann Caspar Nosthoffen, 1775, Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, in Düsseldorf im Kartenbild, Düsseldorf, 1998.

Abb. S. 14 KVM Abb. S. 18 o.l. und o.r. in J. Wartenberg, Bonn 2011.

Abb. S. 20 in Hundert Jahre Künstlerverein Malkasten, Düsseldorf 1948.

Abb. S. 21 KVM Abb. S. 21 Victor Friedrich Leopold Jacobi, Deponat im Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf, in Georg Arnold Jacobis Lebenszeugnisse, Düsseldorf 2010.

Abb. S. 24 o.l. Göteborg Konstmuseum, in AK Wahlverwandtschaften, Skandinavien und Deutschland 1800 bis 1914, Berlin 1997.

Abb. S. 25 bis S. 37 KVM

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IMPRESSUM Herausgeber: Künstlerverein Malkasten Ausstellungsidee & Konzeption: Krunoslav Stipešević Ausstellungskurator Jacobihaus: Dr. Johannes auf der Lake Kulturhistorische Recherche und Erläuterungen: Sabine Schroyen Weitere Ausstellungstexte: Krunoslav Stipešević, Dr. Johannes auf der Lake Fotohinweis: Die ausgewählten Fotosegmente von den Ausstellungen aus den letzten 20 Jahren im Jacobihaus wurden von Achim Kukulies zusammengestellt.

Fotonachweis: Achim Kukulies, Krunoslav Stipešević, Nika Špan Grafische Gestaltung: Krunoslav Stipešević Druckvorbereitung: Andreas S. Wünkhaus Druck: B.O.S.S. Druck Goch Diese Publikation erscheint aus Anlass der Ausstellung von Krunoslav Stipešević DER REIM – Das Jacobihaus des Künstlerverein Malkasten Kulturgeschichte - Sabine Schroyen Fotografie – Achim Kukulies Wandmalerei – Krunoslav Stipešević Kurator – Dr. Johannes auf der Lake Musikalische Umrahmung - Thomas Majevszki vom 19. April 2016 – 23. August 2016 im Jacobihaus ©2016 Künstlerverein Malkasten Düsseldorf, Autoren und Fotografen Wir bedanken uns bei Robert Hartmann, Simone Reusch und Andreas Wünkhaus für die Inspiration und Motivation. Bei Dr. Johannes auf der Lake für das langjährige Kuratieren und Initiieren der dargestellten Inhalte. Und wir bedanken uns bei Sabine Schroyen für das unermüdliche Recherchieren und das Zusammentragen der langen Historie.

Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt Düsseldorf

Künstlerverein Malkasten