ÖTK Magazin 5-2018

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Reportage

Es ist eine wilde, urtümliche Gebirgslandschaft, in der der Eissee liegt. Dreiherrenspitze und Rötspitze bestimmen dabei das Panorama.

Zillertaler Alpen

Sechs Tage, drei Länder, ein Traum K

einen Tag nach unserer Rück­ kehr sitze ich in einem Flug über die Alpen und sehe die vergangenen Tage aus 10.000 Meter Höhe nochmals: klein wie Kinderspiel­ zeug und doch großartig in der Anlage. Als hätte der Baumeister seinem Lehr­ ling zeigen wollen: So geht es! So sieht ein Tal aus, so die Seitentäler, so die Gebirgskämme, die dazwischen liegen. Herausgekommen sind nach diesem Bauplan die Zillertaler Alpen: ein schnurgerader Verlauf des Hauptkam­ mes und eine beachtliche Zahl an Sei­ tenkämmen, die im rechten Winkel ab­ streichen. Ein scheinbar simpler Plan, aber so klar umgesetzt, dass man im ganzen Alpenbogen etwas Ähnliches sucht. Drei (Bundes-)Länder haben An­ teil daran: hauptsächlich Tirol, ganz im Osten Salzburg und im Süden auf der italienischen Seite Südtirol. In sechs Tagen geht man auf der Dreilän­

Wilder und ursprünglicher als hier kann Gebirgslandschaft nicht sein. 4

Die Dreiländertour in den Zillertaler Alpen führt in sechs Tagen durch eine der reizvollsten Landschaften, die die Ostalpen aufzuweisen haben. Die Ingredienzien: Seen, Almen, Hütten und luftige Höhen – Wanderer, was willst du mehr? Von Andrea Strauß (Text) und Andreas Strauß (Bilder)

dertour durch eine der reizvollsten Landschaften, die die Ostalpen aufzu­ weisen haben. Sechs Tage, fünf Pässe, drei Länder – für mich in diesem Mo­ ment zusammengefasst in einem Bull­ auge! Nur wenig westlich steht bereits eine dunkle Wolkenwalze: das seit Ta­ gen angekündigte schlechte Wetter.

Farbenspiel über dem Zillergrund Wie wird das erst aussehen, wenn die Birken im Zillergrund leuchtend gelbe Farben tragen, wie sie nur Birken wirk­ lich stehen? Noch hängen an den Him­ beersträuchern saftige Beeren. In den letzten Wochen scheinen nicht beson­ ders viele Gäste zur Plauener Hütte aufgestiegen zu sein. Zumindest nie­

mand mit Beerenhunger. So werden wir es auch in den nächsten Tagen er­ leben: Allenfalls um die Hütten herum treffen wir auf Wanderer, über dem Rest der Reichenspitzgruppe liegt wun­ derbare, fast urzeitliche Stille. Eineinhalb Stunden geht es durch Erlengebüsch und Himbeersträucher, später über den Bach, der in einem Wasserfall aus dem Kar herabbraust, und durch steiles Weidegebiet. Ein paar Kälber blicken uns mit großen Augen an. Sie genießen den Bergsommer auf der Alm. Über 2000 Meter hoch liegt ihr Weidegebiet. In einer großen Ser­ pentine erreichen wir die Plauener Hütte, der riesige Hüttenhund begrüßt uns mit tiefem Bellen. Die meisten Wanderer auf der Drei­ ländertour steigen hier in die Runde ÖTK Magazin 5 | 2018


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