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Die Erfahrung machen wir nicht, sie macht uns
Nach einem abgesagten Erasmus Jahr ließ mir Corona wenigstens die Option, mich noch vor meinem Abschluss auszuprobieren. Bevor es richtig ernst wird, wollte ich noch ein paar Erfahrungen sammeln – auf gut Deutsch: den Lebenslauf befüllen. Am Ende des Tages hat es mir dann aber weitere Türen geöffnet!
Autorin: Christiane Hörmann / Fotos: Freepik.com
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Als Umpa Lumpa stelle ich mir mindestens einmal im Monat die Frage, wo ich mit meinem Studium eines Tages landen werde. Anders als beim Lehramt der Lehrer oder bei Jus die Anwältin gibt‘s bei UBRM nicht DEN einen Job, auf den ich hinarbeiten könnte – zumindest solange Weltretterin und professioneller Bäumeumarmer noch keine Job Description sind. Man kann von überall ein bisschen was aber dann doch nicht so ganz. Dass ich einmal bei einem Großkonzern landen würde, der nachhaltige Verkehrsinfrastruktur bereitstellt, war dann Teil einer glücklichen Fügung. Und penetrantes Engagement. Eines sei vorweg gesagt: Sich während dem Studium ein Netzwerk aufzubauen ist im Umweltsektor auf jeden Fall von Vorteil!
„Jetzt rück‘ doch mit der Sprache raus, was machst du jetzt eigentlich?“ Na gut, wenn ihr es ja unbedingt wissen wollt: Vor gut einem Jahr habe ich als Werkstudentin in der „EHS-Abteilung“ eines U-Bahn Herstellers angefangen. „EHS“ ist die englische Abkürzung für Umwelt-, Gesundheits- u. Arbeitsschutz, wir kümmern uns also darum, dass diese Aspekte firmenintern nicht zu kurz kommen. Darunter fällt auch die Einhaltung von „bindenden Verpflichtungen“ wie beispielsweise die ISO 14001 (Umweltmanagementsystem), die dann regelmäßig auditiert werden. In meiner Rolle als Werkstudent*in, wo ich über die Dauer meines Studium angestellt bin, unterstütze ich überwiegend meine „regulären“ Kolleg*innen bei administrativen Aufgaben. So kann ich ihnen, neben Excellisten ausfüllen, über die Schulter schauen, ohne dabei allzu große Verantwortung zu übernehmen. Wenn deine Arbeitgeber*innen mit dir zufrieden sind, versuchen sie dich auch nach deinem Studium fix anzustellen. So war es bei mir der Fall.
„Und wie war jetzt dieser Job? Was hast du gemacht?“ Per se fiel das Thema Umweltschutz aufgrund von Corona und fehlendem Personal beim Health Management leider unter dem Tisch, was schade war, da ich ja wegen dem „E“ hier war. Stattdessen verdiene ich meine Brötchen mit Reporten neuer Covid-Fälle in der Firma und stelle als Projektleiterin eine Gesundheitsinitiative auf die Beine, die auf psychosoziale (Arbeits-)Belastungen eingeht. Insbesondere die Folgen des Lockdowns haben die Menschen für die Mental Health Themen sensibilisiert, weswegen auch die Firma viel Geld in die Hand genommen hat, um den allgegenwärtigen Herausforderungen entgegenzuwirken. Im heutigen Repertoire dieser Initiative liegen eine kostenlose Anlaufstelle bei einer externen Burnout-Präventionsexpertin sowie hunderte Workshops, wo Mitarbeiter*innen ihre Arbeitsbelastungen aufzeigen konnten und Maßnahmenvorschläge zur Reduktion dieser der Führungskraft unterbreiteten. Das klingt jetzt sehr simplifiziert aber alle, die schon einmal etwas Ähnliches organisiert haben, wissen, wie viel Schweiß und Blut da reinfließt. Rückblickend betrachtet verhalf mir dieses Engagement schlussendlich zu meinem jetzigen Job im Umweltmanagement – alle Wege führen irgendwie dann doch ans Ziel. Auch wenn ich wider Erwarten woanders gelandet bin, zeigte es ja doch, wie vielseitig die Umpa Lumpas einsetzbar sind. Der Vorteil an unserem Studium ist und bleibt, dass wir uns sehr leicht in verschiedene Gebiete einlesen und dann aus verschiedenen Aspekten betrachten können. Niemals würde ich behaupten, Expertin für Health Themen zu sein aber der Überblick darüber verhalf mir die Aufgaben zu meistern und in die richtigen Hände zu legen. Angekommen beim Umweltmanagement nehme ich sehr viel Generalwissen vom Studium mit und weiß jetzt genau, wo noch Luft nach oben ist. Erst der Job an sich trainiert mich für die Position, die ich innehabe. Weil so wie ich viele meiner Kolleg*innen am Ende des Masters mit der Frage struggeln, ob sie denn schon bereit sind für den Arbeitsmarkt, sage ich eines: Du kannst noch so viel studieren, was du möchtest, du wirst es nie wirklich sein! Man kann nicht erwarten, dass du am 1. Arbeitstag Bescheid weißt, wie der Laden läuft. Das kommt alles erst mit der Zeit. Was mir persönlich geholfen hat war, viele Praktika u. Nebenjobs zu machen sowie Freiwilligenarbeit zu leisten. Den Fuß in der Tür zu haben ist und bleibt eben ein sehr guter Ratschlag!