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Mein Praktikum bei Wien Energie
Diesen Sommer durfte ich zwei Monate bei Wien Energie in der Müllverbrennungsanlage (MVA) Spittelau im Bereich der Betriebssteuerung verbringen und Einblicke in die Abfallbehandlung und Energieerzeugung Wiens bekommen.
Autorin: Fabienne Roblek / Fotos: Pixabay
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Zuerst kurz zum Unternehmen: Wien Energie ist einer der größten Energieversorger und Arbeitgeber Wiens und versorgt dabei unter anderem Industrieanlagen, Wohnhäuser und Krankenhäuser mit Fernwärme, Fernkälte und Strom. Die Energie stammt dabei nicht nur aus den Müllverbrennungsanlagen der Stadt Wien und den Außenwerken, sondern mittlerweile auch zu einem großen Teil aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie.
Eine Besonderheit der MVA Spittelau ist ihre Architektur. Nach einem Brand im Jahr 1987 ist die MVA mit Hilfe des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser in seinem besonderen Stil wieder aufgebaut worden. Ein jede,r der schon einmal zum BOKU-Standort der alten WU musste und dabei bei der U6 oder U4 ausgestiegen ist, hat sie schon einmal gesehen. Auch wenn die MVA Spittelau von außen sehr schön aussieht, bemerkt man spätestens, wenn man sie betritt, dass es sich tatsächlich um einen Ort handelt, an dem Müll behandelt wird. Der Geruch des Bunkers entgeht einem nämlich nicht, wenn man sich auf dem Weg zu den Büros befindet. Aber einen angenehmen Duft nach Rosenblüten sollte man sich in einer MVA auch nicht erwarten.
Am ersten Tag des Praktikums wurden meine Praktikumskolleg*innen und ich herzlich von unseren Vorgesetzten empfangen und mit den Sicherheitsvorkehrungen der Anlage vertraut gemacht. Die Betriebsanlage darf nur mit Stahlkappenschuhen, einem Sicherheitshelm und der Schutzkleidung betreten werden. Es wurde alles zur Verfügung gestellt, und einiges durfte ich schlussendlich auch zur Erinnerung behalten.
In diesen zwei Monaten durfte ich eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen, die Bereiche der Verwaltung, Optimierung und Datenanalyse umfassten. Einen großen Teil meines Praktikums verbrachte ich beispielsweise mit Störquellenanalysen der Feuerung, der Optimierung der Anlieferung und der Recherchen zur Verbesserung von Prozessen. Dazu wurden mir die benötigten Analyseprogramme vorgestellt, die ich dann auch selbstständig nutzen sollte. Learning by doing hieß es dann, denn die Programme waren nicht einfach zu verstehen. Sollte es trotzdem zu Fragen kommen, konnte ich immer meine Vorgesetzten und Kolleg*innen fragen, die mich bei all meinen Tätigkeiten unterstützten.
Durch die unterschiedlichen Aufgaben hatten meine Kolleg*innen und ich auch die Möglichkeit, die anderen Standorte der Wien Energie zu besichtigen und die Anlagen genauer kennenzulernen, wie beispielsweise die MVA Flötzersteig und die Sondermüllverbrennungsanlage Simmeringer Haide. Dabei wurden uns die unterschiedlichen Funktionsweisen der Rostöfen (für Restmüll), Wirbelschichtöfen (für Klärschlämme) und Drehrohröfen (für Sondermüll) sowie die darauffolgenden Prozesse, wie Abgas- und Abwasserreinigung und Nassentschlackung nähergebracht. In den Vorlesungen zur Abfallwirt-
Windpark Glinzendorf
Müllverbrennungsanlage (MVA) Spittelau
schaft im Zuge des UBRM Bachelors und Masters werden einem oft Bilder von Kesseln und Öfen gezeigt, doch ihre gewaltige Größe wird einem erst bewusst, wenn man direkt neben ihnen steht. Auch die immense Menge an Abfällen wird erst deutlich, wenn man täglich eine Vielzahl an vollen Müllwägen zum Bunker fahren sieht. Auf Grund der Revision, in der die Öfen stillstehen und gereinigt werden, konnten meine Kolleg*innen und ich auch den Rost, die Rauchgaswäscher und die Rauchgasrohre von innen betreten. Es war besonders interessant zu sehen, wie die Funktionsweise der einzelnen Anlagenbereiche geprüft wird und wie defekte Einzelteile repariert werden. Ein persönliches Highlight war dabei auch der Aufstieg auf den Kamin, also zur goldenen Kugel, von welcher man die ganze Stadt überblicken konnte. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle noch die gute Organisation innerhalb der Abteilung. Trotz der noch immer andauernden Corona-Situation und Standortwechsel meiner Vorgesetzten konnten wir uns immer über Online-Tools sehen und verständigen. So konnte ich bei Fragen immer jemanden erreichen und meine Arbeit ohne gravierende Unterbrechungen durchführen. Aber auch die gemeinsamen Mittagspausen waren durch meine Kolleg*innen niemals langweilig.

Zusammenfassend war das Praktikum bei Wien Energie sehr lehrreich und hat mir einen guten Einblick in die Müllbehandlung Wiens gegeben. Das Praktikum war alles andere als langweilig, und ich hatte auch das Gefühl, wirklich etwas zu Problemstellungen beitragen zu können und mein Team zu unterstützen. Ich hatte auch großes Glück, dass meine Vorgesetzten sehr engagiert waren und zwischen ihren Terminen versucht haben, uns alles zu zeigen. Allerdings sollte man ein solches Praktikum nicht unterschätzen, denn es wird ein gewisses Maß an Interesse zu technischen Fragestellungen vorausgesetzt. Ich kann ein Praktikum bei Wien Energie nur weiterempfehlen, vor allem, wenn man seine Zukunft in der Abfallwirtschaft sieht.
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MVA Spittelau