4 minute read

Permakultur – einfach Leben

Autor: Andreas Bertsch / Fotos: Ricarda Schmidt

Permakultur PUR - in all ihren Facetten, erleben die Teilnehmer*innen beim alljährlich stattfindenden ÖH Workshop. Die ganzheitlichen Wirkungsweisen der Permakultur und deren Zusammenhänge, sowie das Leben in einer Gemeinschaft erfahren die Teilnehmer*innen hautnah. Dabei verbringen die Teilnehmer*innen 9 Tage auf dem idyllisch gelegenen Hof Zetmau, umringt von sanften Hügeln nahe des Wörthersees. Jungbauer Johannes Wedenig lebt hier seinen Traum. Er bewirtschaftet seinen Betrieb mit Schafen und Hühnern und betreibt zwei Folientunnel für den Intensiv-Gemüseanbau.

Advertisement

Ricarda Schmidt, Permakultur-Designerin, Organisatorin und Referentin: „Wir können hier einen Raum schaffen, in welchem sich die Menschen wohl fühlen und sich selbst erfahren können. Unser Programm ermöglicht interaktives Lernen mitten in und mit der Natur. Und ganz wichtig, wir möchten allen Teilnehmenden die Möglichkeit bieten, mit Spaß und Freund*innen zu leben“. Begleitet und unterstützt wird das Mastermind von Roland Teufl, einem Agroforst-Spezialisten und Waldgärtner, sowie Andreas Bertsch, Bodenspezialist und Ressourcenmanager. Gemeinsam gestalten und leiten sie das Programm der Woche. Dabei steht Flexibilität und die Integration der Stärken der Teilnehmer*innen am Tagesprogramm.

Jeder Tag beginnt mit einer morgendlichen Body Wake-up Session mit Yoga, Ecstatic-Dance, Atemmeditation oder Naturerfahrung. „Wir wollen Körper, Geist und Seele ansprechen.“, sagt Ricarda und lächelt. Als ausgebildete Bewusstseins-Trainerin ist sie hauptverantwortlich für das Wohlergehen der Gruppe. „Wir arbeiten mit dem Kommunikationstool ‚Gewaltfreie Kommunikation‘. Wir sprechen Konflikte an, lassen einander ausreden und geben unseren Emotionen gewissen Raum. Wir wollen allen Teilnehmer*innen die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren und dabei authentisch zu sein.” Zuerst ist es in der Permakultur wichtig, unsere Umgebung bewusst wahrzunehmen, um ihre spezifischen Eigenschaften zu kennen und zu verstehen. Da heißt es fühlen, hören, riechen, tasten… die Permakultur mit allen Sinnen erleben. Am nächsten Tag heißt es lernen, vernetzen, integrieren… die Permakultur verstehen und begreifen. Und dann widmen wir uns dem Visionieren, Zeichnen und Designen…, die Methoden der Permakultur kreativ umzusetzen.

In der Mitte der Woche vermittelt Roland den Teilnehmer*innen diesen Design-Zyklus der Permakultur. Spielerisch werden Einflussfaktoren auf landwirtschaftliche Grundstücke aufgezeigt, Begriffe wie Sektorierung und Zonierung ausführlich erklärt. “Ökologische Systeme sind sehr komplex, und jedes einzelne Element liefert einen wichtigen Beitrag, um ein Ökosystem zu stabilisieren. Wir können in der Permakultur die Funktionen einzelner Elemente nutzen, um ‚künstlich‘ fruchtbare, stabile Ökosysteme zu erzeugen …”. Die gelernten Methoden werden anschließend bei eigenen Projekten der Teilnehmer*innen angewandt. Dieses Jahr wurden mehrere landwirtschaftliche Betriebe sowie ein Stadtbalkon analysiert, neu gedacht und mit neuen Elementen ausgestattet.

Ein ganzer Tag wird der Ressource Boden gewidmet. Andreas spaziert mit der Gruppe über das Gelände und erklärt, wie sich Boden zusammensetzt. Mit einfachen Methoden kann die Gesundheit und Fruchtbarkeit von Boden eingestuft und seine Eigenschaften bestimmt werden. “Wir verwenden alle fünf Sinne. Wir riechen, tasten, hören, sehen, schmecken Boden. Zu entscheiden, ob mein Boden gesund ist, kann jeder selbst erfahren. Da brauchen wir kein Labor.”, meint Andreas. Ein Hilfsmittel, um Boden zu verbessern, ist Pflanzenkohle. Die wird am Ende des Tages selbst im Kon-Tiki hergestellt. “In der Theorie super simpel.”, meint Andreas. Dazu wird ein Loch gegraben, ein Feuer entzündet und dieses immer weiter mit Holz bedeckt. Dadurch wird Holz unter Sauerstoffausschluss verkohlt und der reine Kohlenstoff bleibt erhalten. “Fertig.”

Auch eine Exkursion steht am Wochenprogramm: Ziel ist das Permakultur-Labor Peintnerhof, wo die Tipps und Tricks der Permakultur zur effizienten Ressourcennutzung praktisch beobachtet werdenkönnen. Alexandra Sacher, Gründerin und Leiterin des Projekts, führt über die Liegenschaft und gewährt einen tiefen Einblick in die Funktions- und Produktionsweise des Betriebs.

Um dem Kopf Zeit zu geben, das neue Wissen zu verdauen, stehen auch praktische Einheiten am Programm. Die Studierenden können flexibel bei verschiedenen Praxisprojekten mit anpacken. “Hände in die Erde, schaufeln, hämmern, basteln.”, meint Roland bei der Gestaltung seines entworfenen Naschgartens. Weiters fleißig mitgeholfen wurde beim Bau eines Heiß-Rotten-Komposts und einem mobilen Hühnerstall. “Wir wollen mit unseren Projekten dem Hof helfen sich weiterzuentwickeln und zu gedeihen. Wir kommen dann nächstes Jahr wieder und sehen hautnah die Fortschritte. Das macht mich glücklich.”, meint Andreas und lacht.

Er freut sich auf nächstes Jahr, mit neuen Studierenden und am Ende der Woche, mit neuen Freund*innen.

Zitat einer Teilnehmerin - was hast du gelernt:

“Besonders viel auf persönlicher Ebene; was brauche ich, um aufzublühen, um mein Wohlbefinden positiv zu beeinflussen; mein Verständnis für den Kreislauf der Natur. Ich denke, das war eine der lehrreichsten Wochen für mich auf so vielen Ebenen. Ich bin gespannt, wie viel Gelerntes mir wieder begegnen wird. Danke euch für diese wunderbare Woche.“

Oben: Projektarbeit im Naschgarten | Unten: Sonnenuntergang am Hof Zetmau Reflexion am Ende der Woche

2 Lernziele des Permakultur-Workshops:

• Designe dein eigenes Grundstück mit Hilfe der Methoden der Permakultur • Lerne, wie du die Prinzipien der

Permakultur in dein tägliches Leben integrieren kannst - Earth Care,

People Care, Fair Share.

Kontakt

Andreas Bertsch

a.bertsch@gmx.at

facebook.com/hofgemeinschaftzetmau

This article is from: