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Über Paulownia, Nachhaltigkeit und Surfboards

Der Paulownia Baum ist in Europa stark im Kommen. Investor*innen, Plantagenbesitzer*innen und Forscher*innen steigen ein in den Hype-train. Was genau hat es auf sich mit dieser invasiven Art? Welche Nutzen & Nachteile hat dieser Baum?

Autor & Fotos: Gabriel Dos Santos

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Der Blauglockenbaum wurde um 1800 als Zierbaum in Europa eingeführt. Als Ehre zur Schönheit der russischen Zarentochter Anna Pawlowna wurde er Paulownia benannt, mit seinen wohlduftenden purpurfarbenen Blüten. Die Gattung Paulownia zählt zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) und kommt ursprünglich aus China. Agrarisch relevant sind heute die drei Arten Paulownia tomentosa, p. elongata und p. fortunei (sowie deren Hybride und Dreifachkreuzungen). Paulownia gehört zu den am schnellsten wachsenden Bäumen der Welt, mit bis zu fünf Metern Höhenwachstum pro Jahr unter idealen Bedingungen. Im sonnigen Portugal und Spanien z.B. werden Kurzumtriebsplantagen nach rund 7 Jahren (Stammdurchmesser 30 bis 40 cm) für besonders astfreies und gerades Wertholz geerntet. Zusammen mit dem Götterbaum Ailanthus Altissima gilt Paulownia als invasive Art aufgrund des enormen Wachstums- und Anpassungspotentials (-20°C bis +40°C). Den Blauglockenbaum findet man oft auf Ruderalflächen, zwischen Mauern in der Stadt und an anderen suboptimalen Standorten. Inwieweit heimische Wälder dadurch bedroht sind, bleibt unklar, und erfordert weitere Forschung. Auf jeden Fall wird durch die Klimaerwärmung eine Änderung der Verbreitungszone in nördliche Regionen vermutet.

Verwendungen. Das extrem geringe Holzgewicht (bis zu 200 kg/m³ bei einigen Hybriden) ist vergleichbar mit Balsaholz, bei gleichzeitiger mechanischer Stärke der Harthölzer. Durch die große Zellstruktur saugt das schnell trocknende Holz kaum Wasser auf und verbiegt sich nicht während der Trocknung. Aufgrund des hohen Flammpunkts verwenden es die Japaner seit Jahrhunderten für den Haus- und Tempelbau. Diverse andere Anwendungen finden sich in den Bereichen Tischlerei, Möbelbau, Bootsbau, Surfbretter, Ski & Snowboards und Musikinstrumente.

Agrarökologische Aspekte. Bienen lieben die duftenden Paulownia-Blüten und machen daraus während der Blütezeit (bei uns im Mai) einen qualitativ hochwertigen Honig, vergleichbar mit Akazienhonig. Durch sein tiefes Wurzelsystem konkurriert Paulownia wenig um Wasser und Nährstoffe mit Ackerkulturen, und wird deshalb weltweit (vor allem in China) in Agroforstwirtschaft betrieben. Oft ist zwischen den windbrechenden Baumreihen ein Abstand von 24 Metern, wo flachwurzelnde Kulturen wie z.B. Weizen angebaut werden. Im Sinne einer Mehrfachernte fungieren die etablierten Baumstämme als Aufstiegshilfe für Kletterpflanzen, wie etwea schwarzen Pfeffer in Indien. Auch Mehrfachnutzungen mit Weidegänsen, Schafen, Ziegen und Hühnern werden in Europa betrieben (eng.: Agro-Silvo-Pastoralism). Jedoch muss darauf geachtet werden, dass die Bäume bzw. die Rinden nicht beschädigt werden, falls Tiere den Baum als Nahrungsangebot wahrnehmen. In Deutschland werden viele Kurzumtriebsplantagen zur Biomassegewinnung betrieben, da die Wachstumsraten schneller als die von Pappeln sind. Durch verschiedenste Eigenschaften, wie etwa Bodenverbesserung und hohes Potential zur CO2-Fixierung, ist Paulownia ein beliebter Baum in Agroforstwirtschaft, Permakultur und regenerativer Landwirtschaft.

Surfboards. Der Trend der Gesellschaft zur Dekarbonisierung macht auch vor der Surfboardindustrie nicht Halt. Konventionelle Surfbretter werden aus Erdölderivaten (EPS/Polystyrol Dämmschaum und Polyester Harz) hergestellt. Seit einigen Jahren geht aber der Trend zurück zu Holz, weil es ästhetischer ist und einem erhöhten ökologischen Bewusstsein der Konsumenten*innen entspricht. Normale Boards haben eine durchschnittliche Lebensdauer von einigen Jahren, während die Holzalternative ein Leben lang verwendbar ist. Wasserdicht gemacht werden Holzboards entweder mit Bio-Leinöl oder pflanzenbasiertem Epoxyharz. Holzboards sind im Schnitt 30% schwerer, was mehr Momentum und Geschwindigkeit auf der Welle bedeutet. Eine win-win Situation für Surfer*innen und Planet!

Links

www.plantownia.at https://gdossantos03.wixsite.com/heolsurfboards

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