Fasziale manipulation zur behandlungs von funktionsstörungen des bewegungsapparates

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LUIGI STECCO ANTONIO STECCO

Fasziale Manipulation zur Behandlung von Funktionsstรถrungen des Bewegungsapparates


FASZIALE MANIPULATION zur Behandlung von Funktionsstรถrungen des Bewegungsapparates



LUIGI STECCO

ANTONIO STECCO

FASZIALE MANIPULATION zur Behandlung von Funktionsstรถrungen des Bewegungsapparates

ร bertragung aus dem Englischen und dem Italienischen von Dominik Moser

Odnova-Med


Titel des Originals: „Fascial Manipulation for musculoskeletal pain“ Aktualisiert gemäß der zweiten italienischen Ausgabe: „Manipolazione Fasciale. Parte teorica” Titel der deutschen Ausgabe (2016): „Fasziale Manipulation zur Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates“ Herausgegeben mit Zustimmung: Piccin Nuova Libraria S.p.A., Italien Übertragung aus dem Englischen und dem Italienischen von Dominik Moser Übersetzungslektorat Błażej Gadziński, Anna Nowak Inhaltliches und stilistisches Lektorat Matthias Schmidt, Ingrid Danneberg, Paweł Poncyljusz, Kristina Kohrt, Alexander Käs, Andreas Haas, Niels Abele Desktop-Publishing Joanna Dubois-Mosora Cover-Design Michał Szałkiewicz ISBN 978-83-939274-7-0 1. Auflage 2016 Copyright © for the german edition by Odnova-Med Paweł Poncyljusz, 2016

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des vorliegenden Werkes darf ohne der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers vervielfältigt oder in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen grafischen, elektronischen oder mechanischen Mitteln genutzt, kopiert, verarbeitet oder über Internet, sonstige Informationsnetzwerke oder Datensammel- und Datensuchsysteme verbreitet werden. Autoren, Redakteure, Herausgeber und Vertreiber sind für Fehler, Flüchtigkeitsfehler oder Folgen der Nutzung der in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen nicht verantwortlich und geben keinerlei ausdrückliche oder mutmaßliche Garantie in Bezug auf den Inhalt dieser Publikation ab. Autoren, Redakteure, Herausgeber und Vertreiber tragen keinerlei Verantwortung für Traumata und Personen- oder Eigentumsschäden, die infolge der Anwendung der dieser Publikation entnommenen Hinweise entstehen. Herausgeber ODNOVA-MED ul. Jana III Sobieskiego 14, 71-228 Stettin, Polen, Tel.: +48914241172 Druck und Aufmachung Polygraphie- und Verlagshaus „ANGRAF” ul. Wojska Polskiego 43, 64-920 Piła, Polen Besuchen Sie uns unter www.faszialemanipulation.com


VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE Die Faszie und deren klinische Erforschung scheinen in zur Wiederherstellung der Faszienbeweglichkeit folgen der medizinischen Welt gerade erst angekommen zu sein. einem schlüssigen Prinzip. Dies wurde und wird durch Seit dem weltweit ersten Faszienkongress 2007 in der wissenschaftliche Forschung und klinische Studien abHarvard Medical School steigt das Interesse unaufhör- gesichert. lich und die Zahl der Publikationen nimmt exponentiell Diese Methode der Faszialen Manipulation wird mittzu. Ebenso groß wie das Interesse an der wachsenden lerweile in großen Teilen der Welt erfolgreich gelehrt Grundlagenforschung zur Faszie ist die Verbreitung von und die Lehrbücher wurden in viele Sprachen übersetzt. neuen Behandlungsmethoden, die sich mit der Faszie als Steccos gut nachvollziehbares Behandlungskonzept und Zielstruktur befassen. sein systematisches Assessment des Patienten ermögliLuigi Stecco darf das freuen, beschäftigt er sich doch chen zudem, dass beispielsweise ein Therapeut in Hong schon seit über 30 Jahren mit der Faszie und musste eini- Kong einem Therapeuten in Berlin den Befund und die ge Hindernisse überwinden, um seine Erkenntnisse und Therapie anhand eines „Assessment Charts“ transparent seine Methode verbreiten zu dürfen. und umfassend verdeutlichen kann. Dieses Buch bringt Ärzten und Therapeuten, die sich Es gibt weltweit über einhundert wissenschaftliche mit dem Bewegungsapparat beschäftigen, eine Fülle von Publikationen zum Thema und mittlerweile auch ebenneuen Erkenntnissen und Zusammenhängen näher und so zahlreiche Belege der klinischen Wirksamkeit bei den eröffnet Ihnen die Möglichkeit, eine neue und hochwirk- üblichen und sehr weit verbreiteten Krankheitsbildern same Therapie zu erlernen. Es ist der erste von drei Bän- der muskuloskelettalen Medizin. den zur Methode „Fascial Manipulation©”. Deutschland ist hierbei einmal nicht der VorreiMan kann ohne Übertreibung feststellen, dass sich ter, weshalb es umso erfreulicher ist, dass Luigi StecLuigi Stecco seinen Hypothesen und deren Beweis so- cos Lehrbuch nun endlich in deutscher Übersetzung erwie seiner Behandlungsmethode mit seinem Leben ver- scheint. Schließlich hat Deutschland hinsichtlich der maschrieben hat. Forschung und Wissenschaft beginnen mit nuellen Therapie und insbesondere auch der FaszienforHypothesenbildung, Modellen und Beobachtung. Darauf schung eine lange Geschichte und Tradition, die mit befolgen wissenschaftliche Studien zum Beweis der Hypo- kannten Namen wie Robert Schleip oder Siegfried Menthesen. Luigi Stecco hat dies alles schon sehr früh begon- se verbunden ist. nen. Er hat andere Behandlungsformen und die EmbryoManualmediziner auf der ganzen Welt kennen aus klilogie intensiv studiert und Analogien daraus abgeleitet. nischer Erfahrung sogenannte myofasziale Verkettungen. Er hat umfangreiche anatomische Forschungen an Luigi Stecco und seinen Kindern Prof. Dr. Carla StecTieren und später auch Dissektionen betrieben. Daraus co und Dr. Antonio Stecco ist es zu verdanken, dass die hat er biomechanische Schlüsse gezogen und konnte so anatomisch-morphologischen Hintergründe und die daauch entfernte funktionell-anatomische Zusammenhän- für ursächlichen „myofaszialen Expansionen“ nun erge erklären. Er hat tausende von Patienten mit Schmer- forscht sind und weiter erforscht werden. Die medizinizen am Bewegungsapparat behandelt. Wenn man ihn sche Fachwelt muss – Jahrzehnte und Jahrhunderte nachheute trifft, erlebt man einen vitalen Mann mit neugieri- dem die Faszie bei Dissektionen „wegpräpariert“ wurgen Augen und großer Erfahrung, der voller Bescheiden- de – feststellen, dass die Faszie bei der Kraftübertragung heit andere von seinem umfangreichen Wissen profitie- und Bewegungskontrolle im menschlichen Körper eine ren lassen möchte. Schlüsselrolle spielt. Die Anatomie, die dazu neigt zu Aus seiner langjährigen Arbeit ist ein klares Konzept „zerschneiden“ und zu „zertrennen“, muss erkennen, dass über die Ursachen von myofaszialen Schmerzen und Faszien über mehrere Gelenk- und Körperregionen mitDysbalancen in unserem Körper und deren Behandlung einander verbunden sind und Kräfte der Agonisten auf entstanden. Das Modell der sogenannten „Densifikatio- die Antagonisten übertragen, was dann ebenfalls für die nen“ (Verdichtungen) mit der verminderten Gleitfähig- Therapie Konsequenzen hat. keit der Faszie in sogenannten „Centers of CoordinatiMuskeln inserieren nicht einfach nur über eine Sehne on“ und auch der wirksame therapeutische Mechanismus an einem Knochen, wie ich es noch vor nicht allzu langer


Zeit in meinem Medizinstudium erlernte. Vermutlich ent- in Richtung von Osteopathen und Physiotherapeuten, die springen oder inserieren ca. 30% der Muskulatur in un- den Bewegungsapparat und die Bewegung an sich ganzseren Faszien. heitlicher betrachten. Wir wissen heute, dass die Faszie reich an NervenreFür alle Therapeuten und Ärzte, die so arbeiten, wird zeptoren und Nervenendigungen ist und daher eine her­ das Buch eine Inspiration und wertvolle Quelle sein, die ausragende Rolle bei der Bewegungskontrolle, aber eben man öfter als einmal zur Hand nehmen wird, insbesondeauch bei deren Störung und bei Schmerzsyndromen re auch im Zusammenhang mit den notwendigen Lehrspielt. Schon seit einigen Jahren kristallisiert sich wis- gängen. senschaftlich die Erkenntnis heraus, dass RückenschmerDafür gebührt Luigi Stecco mein großer Dank und Rezen wohl größtenteils hier ihren Ursprung haben und bei- spekt, habe ich doch lange die bestmögliche Therapie für spielsweise die Fascia thorakolumbalis eine entscheiden- meine Patienten gesucht. Diese Methode ist der Schwerde Rolle spielt. punkt meiner konservativen Therapie geworden und erMeine medizinischen Kollegen spezialisieren sich zu- möglicht mir, komplexe Beschwerden meiner Patienten nehmend auf bestimmte Regionen des Bewegungsappa- zu erklären und noch wirkungsvoller zu behandeln. rats. So gibt es Orthopäden für Kniegelenk und Hüfte, es gibt Orthopäden für Rückenschmerzen, die in diesem BeDr. med. Matthias Schmidt Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, reich mit den Neurochirurgen konkurrieren, und es gibt Lehrassistent für Fascial Manipulation©, die Fuß- und Handchirurgen. Die Patienten sind darüManualmediziner, staatl. geprüfter Masseur, ber nicht immer glücklich. Sie empfinden wohl intuitiv, Instruktor für Manipulativmassage nach Dr. Terrier dass ihre Muskel- und Gelenkschmerzen weiter entfernte Zusammenhänge haben könnten und orientieren sich


VORWORT ZUR ZWEITEN ITALIENISCHEN AUSGABE Die Faszie findet ein wachsendes weltweites Interesse, funktionen unter Anwendung der Methode der Faszialen das sowohl anhand der großen Beteiligung von Wis- Manipulation. senschaftlern und Ärzten aus der ganzen Welt auf den Vor dreißig Jahren erkannte der Physiotherapeut Luletzten zwei Faszienkongressen (International Fascia Re- igi Stecco die Bedeutung des faszialen Systems und lernsearch Cogresses) als auch anhand der gestiegenen An- te durch zahlreiche Sektionen, die er persönlich an Tiezahl von Publikationen, die den Begriff „fascia“ (Faszie) ren durchführte, die Eigenschaften einzelner Faszien und beinhalten und in der Medline Datenbank erfasst wurden, der bestehenden Verbindungen kennen. Die über Jahzu erkennen ist (Findley & Schleip 2007). Hedley (2007) re hinweg durchgeführte ambulante Betreuung machte schlug vor, die Faszie in jeder Hinsicht als ein weiteres die Anwendung der Faszialen Manipulation im Zuge der Organ des menschlichen Körpers zu betrachten und Le- Behandlung von tausenden Patienten mit chronischen, wit (2001) gelang es aufzuzeigen, dass Fazienstörungen wie auch akuten Dysfunktionen des Bewegungsappaeine der Hauptursachen für Dysfunktionen des mensch- rats möglich. Es ist bereits das sechste Buch von Stecco lichen Körpers bilden. Immer mehr Autoren stimmen da- – ein Zeugnis für seine fortwährend geführten Forschunrin überein, dass eine „unbewegliche Faszie“ oder Narbe gen auf diesem Gebiet. Die vorliegende Veröffentlichung eine Ursache für anormale motorische Muster, vor allem sollte ihren Platz im Bücherschrank all jener finden, die für komplexe funktionale Kompensationen sein kann. an der Faszialen Manipulation interessiert sind, wie auch Wir müssen die Entstehung entsprechender Reaktionen derjenigen, die andere manuelle Therapietechniken aninfolge von Verletzungen, Überlastungen oder falscher wenden, bzw. die die Anatomie und die Physiologie des Körperhaltung verstehen lernen. Das Fasziensystem menschlichen Körpers besser verstehen lernen wollen. kann angesichts seiner dreidimensionalen Ausprägung Luigi Stecco konnte mit Hilfe seiner Kinder – Carla als ein Element angesehen werden, in dem die angeführ- und Antonio – die Ärzte und geachtete Wissenschaftler ten Kompensationen stattfinden. sind, auf der Grundlage von Tiersektionen, die im HinAngesichts der Tatsache, dass die Faszie als Gegen- blick auf die menschliche Muskelfaszie durchgeführt stand des wissenschaftlichen Interesses erst vor kurzem wurden, die Anatomie der myofaszialen Sequenzen und entsprechende Bedeutung erfahren hat, können alle Per- Spiralen aufzeigen. Ich bin davon überzeugt, dass in den sonen, die ihre Untersuchungen diesem Themengebiet künftig herausgegebenen Anatomiebüchern die in der gewidmet haben, als Pioniere angesehen werden. Einer vorliegenden Publikation befindlichen Informationen mit von ihnen, dessen Beitrag zur wissenschaftlichen For- Sicherheit Aufnahme finden werden. schung in diesem Bereich als bahnbrechend gilt, ist der Physiotherapeut Luigi Stecco. Das vorliegende Buch beWarren I. Hammer DC, MS, DABCO Postgraduate Faculty, New York Chiropractic College schreibt einen Teil seiner innovativen Ideen in Bezug auf Postgraduate Lecturer Canadian Memorial Chiropractic College das Fasziensystem. Author of “Functional Soft-Tissue Examination & Treatment Seit 40 Jahren praktiziere, unterrichte und schreibe by Manual Methods” ich über manuelle Therapietechniken und obwohl sich viele Techniken bei der Schmerzbehandlung als effektiv Bibliographie: erweisen, so wirken sie lediglich auf lokale Symptome Findley TW, Schleip R: Fascia Research. Elsevier GmbH, ein, ohne die oftmals entfernt liegenden faszialen Verbin- Munich 2007. dungen zu berücksichtigen. Hedley G.: Demonstration of the integrity of human superfiEine Ausnahme dazu bildet das Konzept von Stecco, cial fascia as an autonomous organ, p 134. In: Findley das „myofasziale Sequenzen“ berücksichtigt und eine TW, Schleip R 2007 Fascia Research. Elsevier GmbH, Munich 2007. Schmerzanalyse ermöglicht, die nicht isoliert sondern in Lewit K: Lessons for the future. International Musculoskeletal Anlehnung an die Kontinuität der Faszie vorgenommen Medicine 30(3), 133-140, 2008. wird. Das vorliegende Buch bietet zusätzliche ErkenntHammer W: Functional Soft-Tissue Examination & Treatment nisse über die Faszie und unterstreicht die Bedeutung des by Manual Methods, 3rd ed. Sudbury, Ma, Jones & Bartlett ganzheitlichen Ansatzes bei der Behandlung von Dys- Publishers, 2007.


VORWORT ZUR ENGLISCHEN AUSGABE Trotz meiner geringen Italienischkenntnisse bemerkte ich vor einigen Jahren, dass Luigi Stecco mit Unterstützung der Piccin Nuova Libraria ein herausragendes Werk schuf. Die englischsprachige Ausgabe erschien als nächster Schritt obligatorisch und ich war ihr größter Befürworter. Meine Freude war umso größer, als ich die herausragende Übersetzung gelesen habe, welche den wahren Sinn der Denkweise und der Empfehlungen meines Kollegen wiedergibt. Nicht viele Bücher erfüllen die Erwartungen der Autoren und ihrer Leser. Diesem Buch ist dies gelungen, weil es einen wesentlichen Beitrag in solche Wissenschaftsdiziplinen wie der Biomechanik, der Orthopädie und der Rehabilitation leistet und von

einem zum anderen Thema übergeht, wobei es ein kohärentes Ganzes bildet. Aufgrund meines langjährigen Kontakts mit medizinischer Literatur sehr unterschiedlicher Qualität, kann ich hier konstatieren, dass es sich um ein meisterhaftes Werk handelt. Dieses Buch verdient eine breite Aufnahme durch die Leserschaft und die praktische Umsetzung seiner Inhalte. John V. Basmajian, MD, DSC, LLD

emeritierter Professor für Medizin McMaster University Hamilton, Ontario, Kanada


INHALT

Abkürzungen.....................................................................13 Einführung........................................................................15 Grundlegende Aspekte......................................................17 TEIL I: MYOFASZIALE EINHEITEN

Myofasziale Einheiten der Laterobewegung der oberen Extremität .......................................................60 Myofasziale Einheiten der Intrarotation der oberen Extremität .......................................................61 Myofasziale Einheiten der Extrarotation der oberen Extremität........................................................62

Kapitel 1 – Anatomie der myofaszialen Einheiten.......23 Struktur der myofaszialen Einheit....................................23 Monoartikuläre und biartikuläre Fasern.........................24 Endomysium, Perimysium und Epimysium...................25 Terminologie der myofaszialen Einheit............................29 Myofasziale Einheit: Agonisten und Antagonisten...........31 Kapitel 2 – Evolution der myofaszialen Einheiten.......35 Evolution der Bewegung in drei Ebenen..........................35 Evolution der segmentalen Unabhängigkeit.....................38 Vom Myoseptum zur myofaszialen Einheit......................39 Kapitel 3 – Physiologie der myofaszialen Einheiten..........................................................................43 Koordinations- und Perzeptionszentren............................43 Physiologie der Muskelspindeln.......................................46 Koordinationszentrum und Übertragungsschmerz...........48 Physiologie der Golgi-Sehnenorgane...............................49 Hemmung anhand des Gelenkwinkels...........................50 Hemmung antagonistischer Fasern.................................51 Kapitel 4 – Myofasziale Einheiten der oberen Extremität .......................................................................53 Lokalisierung der Koordinationszentren...........................53 Vergleich von Koordinations- und Fusionszentren mit Punkten anderer Methoden.........................................56 Myofasziale Einheiten der Antebewegung der oberen Extremität .......................................................57 Myofasziale Einheiten der Retrobewegung der oberen Extremität .......................................................58 Myofasziale Einheiten der Mediobewegung der oberen Extremität .......................................................59

Kapitel 5 – Myofasziale Einheiten des Rumpfes.....................................................................63 Myofasziale Einheiten der Antebewegung des Rumpfes......................................................................67 Myofasziale Einheiten der Retrobewegung des Rumpfes......................................................................68 Myofasziale Einheiten der Mediobewegung des Rumpfes......................................................................69 Myofasziale Einheiten der Laterobewegung des Rumpfes......................................................................70 Myofasziale Einheiten der Intrarotation des Rumpfes......................................................................71 Myofasziale Einheiten der Extrarotation des Rumpfes......................................................................72 Kapitel 6 – Myofasziale Einheiten der unteren Extremität........................................................................73 Unterschiede in der Terminologie der Bewegungsbeschreibung............................................73 Myofasziale Sequenzen im Vergleich zu Akupunkturmeridianen..............................................73 Myofasziale Einheiten der Antebewegung der unteren Extremität ......................................................76 Myofasziale Einheiten der Retrobewegung der unteren Extremität ......................................................77 Myofasziale Einheiten der Mediobewegung der unteren Extremität ......................................................78 Myofasziale Einheiten der Laterobewegung der unteren Extremität ......................................................79 Myofasziale Einheiten der Intrarotation der unteren Extremität ......................................................80 Myofasziale Einheiten der Extrarotation der unteren Extremität ......................................................81


Kapitel 7 – Manipulation der myofaszialen Einheiten..........................................................................83

Kapitel 11 – Myofasziale Sequenzen der oberen Extremität...................................................129

Plastizität und Nachgiebigkeit der Faszie.........................83 Ausfüllen der Patientenkarte.............................................86 Daten...............................................................................88 Hypothese.......................................................................90 Untersuchung..................................................................91 Behandlung.....................................................................91 Mögliche Reaktionen nach der Behandlung ...............93 Ergebnis und Prognose ................................................94 Klinische Fälle..................................................................94

Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität........132 Sequenz der Retrobewegung der oberen Extremität.......133 Sequenz der Mediobewegung der oberen Extremität.....134 Sequenz der Laterobewegung der oberen Extremität.....135 Sequenz der Intrarotation der oberen Extremität............136 Sequenz der Extrarotation der oberen Extremität...........137

TEIL II: MYOFASZIALE SEQUENZEN Kapitel 8 – Anatomie der myofaszialen Sequenzen........................................................................99 Struktur der myofaszialen Sequenzen.............................103 Struktur der Extremitätensequenzen.............................103 Struktur der Rumpfsequenzen......................................104 Sequenzen und räumliche Ebenen..................................104 Sequenzen und Regulation der Körperhaltung.............105 Sequenzen und Kompensationen in räumlichen Ebenen..........................................................................105 Sequenzenden an Fingern und Zehen sowie am Kopf....106 Sequenzenden an der oberen Extremität......................107 Sequenzenden an der unteren Extremität.....................107 Sequenzenden am Kopf................................................107 Kapitel 9 – Evolution der myofaszialen Sequenzen......................................................................109 Evolution der tiefen Muskulatur.....................................109 Evolution der oberflächlichen Muskulatur...................... 111 Evolution der räumlichen Wahrnehmung....................... 113 Kapitel 10 – Physiologie der myofaszialen Sequenzen...................................................................... 117 Anspannen der myofaszialen Sequenzen........................ 117 Faszienkompartimente und Bewegungsrichtungen........ 119 Faszienkompartimente des Rumpfes............................ 119 Faszienkompartimente der oberen Extremität.............. 119 Faszienkompartimente der unteren Extremität.............123 Myofasziale Sequenzen und statische Körperhaltung....123 Myofasziale Sequenzen und posturale Kompensation.................................................................126

Kapitel 12 – Myofasziale Sequenzen des Rumpfes....139 Sequenz der Antebewegung des Rumpfes......................142 Sequenz der Retrobewegung des Rumpfes.....................143 Sequenz der Mediobewegung des Rumpfes...................144 Sequenz der Laterobewegung des Rumpfes...................145 Sequenz der Intrarotation des Rumpfes..........................146 Sequenz der Extrarotation des Rumpfes.........................147 Kapitel 13 – Myofasziale Sequenzen der unteren Extremität......................................................................149 Sequenz der Antebewegung der unteren Extremität.......152 Sequenz der Retrobewegung der unteren Extremität......153 Sequenz der Mediobewegung der unteren Extremität....154 Sequenz der Laterobewegung der unteren Extremität....155 Sequenz der Intrarotation der unteren Extremität...........156 Sequenz der Extrarotation der unteren Extremität..........157 Kapitel 14 – Manipulation der myofaszialen Sequenzen......................................................................159 Ausfüllen der Patientenkarte...........................................159 Daten.............................................................................159 Kompensationen und Dekompensationen....................159 Hypothese.....................................................................163 Untersuchung................................................................164 Behandlung...................................................................165 Worauf die Manipulation einwirkt und wie sie funktioniert..................................................165 Klinische Fälle................................................................167 TEIL III: MYOFASZIALE SPIRALEN Kapitel 15 – Anatomie der myofaszialen Spiralen.....171 Segmentale motorische Schemata...................................174 Diagonalen......................................................................176 Spiralen...........................................................................177


Unterschiede zwischen segmentalen Koordinationsund Fusionszentren.........................................................179

Kapitel 20 – Myofasziale Spiralen der unteren Extremität......................................................................225

Kapitel 16 – Evolution der myofaszialen Spiralen.....181

Spirale retro-latero-pes....................................................228 Fusionszentren der Spirale re-la-pe..............................229 Spirale retro-medio-pes...................................................230 Fusionszentren der Spirale re-me-pe............................231 Spirale ante-latero-pes....................................................232 Fusionszentren der Spirale an-la-pe.............................233 Spirale ante-medio-pes....................................................234 Fusionszentren der Spirale an-me-pe...........................235

Bildung des motorischen Schemas.................................181 Evolution des Bewegungsapparats.................................183 Evolution der myofaszialen Spiralen..............................185 Evolution der aufrechten Körperhaltung........................187 Kapitel 17 – Physiologie der myofaszialen Spiralen..........................................................................189 Diagonalen und motorische Schemata ...........................189 Myofasziale Spiralen und Reflexe..................................192 Ganganalyse in Bezug auf die Faszien...........................193 Spiralen und motorische Gesten.....................................195 Spiralen und tendinomuskuläre Meridiane.....................197 Kapitel 18 – Myofasziale Spiralen der oberen Extremität......................................................................201 Spirale retro-latero-digiti................................................204 Fusionszentren der Spirale re-la-di...............................205 Spirale retro-medio-digiti................................................206 Fusionszentren der Spirale re-me-di.............................207 Spirale ante-medio-digiti................................................208 Fusionszentren der Spirale an-me-di............................209 Spirale ante-latero-digiti.................................................210 Fusionszentren der Spirale an-la-di.............................. 211

Kapitel 21 – Manipulation der myofaszialen Spiralen..........................................................................237 Die Faszie ist ein Gewebe, das unterschiedliche Elemente des Bewegungsapparats miteinander verbindet.........................................................................237 Kontraindikationen für die Fasziale Manipulation.........241 Ausfüllen der Patientenkarte...........................................241 Daten.............................................................................241 Hypothese.....................................................................241 Untersuchung................................................................242 Behandlung...................................................................242 Patientenfragen...............................................................243 Klinische Fälle................................................................244 Nachwort.........................................................................247 Übersichtstafeln..............................................................249

Kapitel 19 – Myofasziale Spiralen des Rumpfes........213

Bibliographie...................................................................259

Spirale retro-latero-caput................................................216 Fusionszentren der Spirale re-la-cp..............................216 Spirale retro-medio-caput...............................................218 Fusionszentren der Spirale re-me-cp............................219 Spirale ante-latero-caput.................................................220 Fusionszentren der Spirale an-la-cp.............................221 Spirale ante-medio-caput................................................222 Fusionszentren der Spirale an-me-cp...........................223

Glossar............................................................................261 Alphabetisches Register der anatomischen Präparate.....263 Register...........................................................................265


ABKÜRZUNGEN

1 x Mo.: einmal im Monat 1: minimale Symptomintensität in der VAS-Skala 10: maximale Symptomintensität in der VAS-Skala 3E: Dreifach-Erwärmer an / ante: Antebewegung (Anteriorbewegung, Bewegung nach vorne) an-ca: ante-carpus, Antebewegung des Carpus (Flexion im Handgelenk) an-cl: ante-collum, Antebewegung des Collum (Flexion der HWS) an-cp: ante-caput, Antebewegung des Caput an-cu: ante-cubitus, Antebewegung des Cubitus (Flexion im Ellenbogengelenk) an-cx: ante-coxa, Antebewegung der Coxa (Flexion im Hüftgelenk) an-di: ante-digiti, Antebewegung der Digiti (Flexion des Daumens) an-ge: ante-genu, Antebewegung des Genu (Extension im Kniegelenk) an-hu: ante-humerus, Antebewegung des Humerus (Flexion im Schultergelenk) an-la-cl: motorisches Schema ante-latero-collum an-la-di: motorisches Schema des Handschließens an-lu: ante-lumbi, Antebewegung der Lumbi (Flexion der LWS) an-me: motorisches Schema ante-medio-… an-pe: ante-pes, Antebewegung des Pes (Dorsalflexion des großen Zehs) an-pv: ante-pelvis, Antebewegung der Pelvis (Kippung des Beckens nach hinten) an-sc: ante-scapula, Antebewegung der Scapula (Bewegung des Schulterblatts nach vorne) an-ta: ante-talus, Antebewegung des Talus (Dorsalflexion im Sprunggelenk) an-th: ante-thorax, Antebewegung des Thorax (Flexion der BWS) Begleitschm.: Begleitschmerz/-en bi.: bilateral Bl: Blase BWS: Brustwirbelsäule ca: Carpus (Handwurzel) CC: Koordinationszentrum/-zentren CF: Fusionszentrum/-zentren cl: Collum (Hals)

cp: Caput (Kopf) CP: Perzeptionszentrum/-zentren cu: Cubitus (Ellenbogen) cx: Coxa (Hüfte) Di: Dickdarm di: Digiti (Finger) Dü: Dünndarm er / extra: Extrarotation (Außenrotation) er-ta: extra-talus, Extrarotation des Talus (Bewegung des Fußes nach außen) früh. Schm.: früherer Schmerz Gb: Gallenblase ge: Genu (Knie) He: Herz hu: Humerus (Oberarm) HWS: Halswirbelsäule intern. Stör.: internistische Störungen ir / intra: Intrarotation (Innenrotation) ir-ta: intra-talus, Intrarotation des Talus (Bewegung des Fußes nach innen in der Transversalebene) J.: Jahr KG: Konzeptionsgefäß l.: links la / latero: Laterobewegung (Lateralflexion, Abduktion) la-ca: latero-carpus, Laterobewegung des Carpus (Radialabduktion im Handgelenk) la-cl: latero-collum, Laterobewegung des Collum (Lateralflexion der HWS) la-cp: latero-caput, Laterobewegung des Caput la-cu: latero-cubitus, Laterobewegung des Cubitus (laterale Stabilisierung des Ellenbogens) la-cx: latero-coxa, Laterobewegung der Coxa (Abduktion im Hüftgelenk) la-di: latero-digiti, Laterobewegung der Digiti (Abduktion der Finger) la-ge: latero-genu, Laterobewegung des Genu (laterale Stabilisierung des Kniegelenks) la-hu: latero-humerus, Laterobewegung des Humerus (Abduktion im Schultergelenk) la-lu: latero-lumbi, Laterobewegung der Lumbi (Lateralflexion der LWS) la-pe: latero-pes, Laterobewegung des Pes (Spreizen der Zehen)


la-pv: latero-pelvis, Laterobewegung der Pelvis (laterale Stabilisierung des Beckens) la-sc: latero-scapula, Laterobewegung der Scapula (Elevation des Schultergürtels) la-ta: latero-talus, Laterobewegung des Talus (Hebung des lateralen Fußrandes) la-th: latero-thorax, Laterobewegung des Thorax (Lateralflexion der BWS) Le: Leber LG: Lenkergefäß Lig.: Ligamentum Ligg.: Ligamenta Lok.: Lokalisierung lu: Lumbi (Lenden) Lu: Lungen LWS: Lendenwirbelsäule M.: Musculus Ma: Magen max. Schm.: maximaler Schmerz me / medio: Mediobewegung (Adduktion, Bewegung zur Längsachse hin) me-cl: medio-collum, Mediobewegung des Collum (Halsstellung in der Vertikalachse) me-di: medio-digiti, Mediobewegung der Digiti (Adduktion der Finger) me-hu: medio-humerus, Mediobewegung des Humerus (Adduktion im Schultergelenk) me-ta: medio-talus, Mediobewegung des Talus (Hebung des medialen Fußrandes) mf: myofasziale/-en Mi: Milz Mm.: Musculi Mo.: Monat morg.: morgens n.: nachts N.: Nervus Ni: Niere nm.: nachmittags Pe: Perikard pe: Pes (Fuß) perm.: permanent Proc.: Processus (Sing.) Procc.: Processus (Pl.) pv: Pelvis (Becken)

r.: rechts re / retro: Retrobewegung (Posteriorbewegung, Bewegung nach hinten) re-ca: retro-carpus, Retrobewegung des Carpus (Extension im Handgelenk) re-cl: retro-collum, Retrobewegung des Collum (Extension der HWS) re-cp: retro-caput, Retrobewegung des Caput re-cu: retro-cubitus, Retrobewegung des Cubitus (Extension im Ellenbogengelenk) re-cx: retro-coxa, Retrobewegung der Coxa (Extension im Hüftgelenk) re-di: retro-digiti, Retrobewegung der Digit (Extension der Finger) re-ge: retro-genu, Retrobewegung des Genu (Extension im Kniegelenk) re-hu: retro-humerus, Retrobewegung des Humerus (Extension im Schultergelenk) re-la-…: motorisches Schema retro-latero-… re-la-cl: motorisches Schema retro-latero-collum re-lu: retro-lumbi, Retrobewegung der Lumbi (Extension der LWS) re-me-…: motorisches Schema retro-medio-… re-pe: retro-pes, Retrobewegung des Pes (Plantarflexion des Vorfußes) re-pv: retro-pelvis, Retrobewegung der Pelvis (Kippung des Beckens nach vorne) re-sc: retro-scapula, Retrobewegung der Scapula (Bewegung des Schulterblatts nach hinten) re-ta: retro-talus, Retrobewegung des Talus (Plantarflexion im Sprunggelenk) re-th: retro-thorax, Retrobewegung des Thorax (Extension der BWS) ROM: range of motion (Bewegungsumfang) sc: Scapula (Schulterblatt) schm. Bew.: schmerzhafte Bewegung Schmerzst.: Schmerzstelle Segm.: Segment T.: Tag ta: Talus (Sprungbein) th: Thorax (Brustkorb) TMM: tendinomuskulärer Meridian TP: Trigger point VAS: Visuelle Analogskala Wiederk.: Wiederkehr


EINFÜHRUNG

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Logo der FASZIALEN MANIPULATION

E

S U N

NS E I

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SA P

̶​̶ anatomische Studien, die am Anatomischen Institut der René-Descartes-Universität in Paris durchgeführt wurden; ̶​̶ physikalisch-mathematische Studien der Muskelfasern. Auf Grundlage der genannten Forschungen wurde festgestellt, dass Faszien nicht nur eine einheitliche Membran bilden, welche sich unter der Haut erstreckt und lediglich eine umhüllende Funktion erfüllt, sondern dass sie ebenfalls: ̶​̶ Elemente bilden, die motorische Einheiten, die in der myofaszialen (mf) Einheit gruppiert sind, koordinieren; ̶​̶ Elemente bilden, die unidirektionale Muskelketten (mf Sequenzen) verbinden; ̶​̶ Elemente bilden, die unterschiedliche Körpergelenke über Retinacula (mf Spiralen) verbinden. Diese myofaszialen Strukturen können viele Aspekte der Organisation des Bewegungsapparats erklären, die zuvor dem Zentralnervensystem zugeschrieben wurden. Diese innovativen Hypothesen werden von zahlreichen Autoren in deren anatomischen und physiologischen

S EN

Die Fasziale Manipulation (Fascial Manipulation©) wurde zunächst als neurokonnektive Manipulation bezeichnet: ein therapeutisches Verfahren, das der Behandlung vom Bindegewebe und der Erhöhung seiner Elastizität mit einhergehender Wiederherstellung des physiologischen Umfelds der freien Nervenendigungen dient. Das Bindegewebe ist das einzige Gewebe, das seine Konsistenz unter Druckeinfluss verändert (Plastizität) und in der Lage ist, seine Elastizität zurückzugewinnen, wenn es der Manipulation unterzogen wird (Nachgiebigkeit). Ursprünglich wurde die Manipulation an den Punkten vorgenommen, die sich in den Bereichen befanden, wo sich der Schmerz manifestiert hat, also in der Umgebung der Gelenke. Diese Methode war der Methode von Cyriax sowie der perkutanen Fibrolyse ähnlich. In vielen Fällen konnte die Umgebung der Gelenke aufgrund der Entzündung der periartikulären Weichteile nicht behandelt werden. Man fokussierte sich also auf die auf diese Gelenke einwirkenden Strukturen. Es wurde nach Punkten gesucht, die die Funktion unterschiedlicher Muskeln, welche die schmerzhaften Gelenke bewegten, wieder normalisieren könnten. Pathologien des Bewegungsapparats galten damals noch als isolierte Funktionsstörungen einzelner Körpersegmente. Das Bindegewebe galt als ein Element, das gleichmäßig über den gesamten Körper verteilt ist, wobei in den unterschiedlichen Publikationen darauf hingewiesen wurde, dass es keine formlose Masse bildete, sondern in Faszien organisiert sei, welche die myokinetischen Ketten begleiteten. Dies führte zur Entwicklung der Methode, die auf die Wiederherstellung des globalen Spannungsgleichgewichts der Faszie und nicht auf die Behandlung eines ihrer Punkte abzielt. Das Ziel der vorliegenden Publikation ist die Darstellung der theoretischen Prinzipien in Bezug auf die Behandlung von Körperfaszien (Fasciae corporis). Der Buchumschlag stellt Abbildungen der drei Säulen dar, auf denen sich die Theorie dieser Methode stützt. Sie umfassen: ̶​̶ biologische Studien bezüglich der Histologie von Faszien, die an der Universität in Padua durchgeführt wurden;


16

FASZIALE MANIPULATION

Texten bestätigt. Ferner werden manche Muskelansätze an Faszien, die üblicherweise von den Anatomen beschrieben werden, in diesem Buch aus der Sicht der Physiologie des Bewegungsapparats betrachtet. Um die Erreichbarkeit der Quellentexte zu erleichtern, werden in den Fußnoten Namen der Autoren sowie das Erscheinungsjahr angegeben. Die Fasziale Manipulation stellt eine manuelle Therapie dar, die eines fundierten Wissens aus den Bereichen der Anatomie und Physiologie bedarf. Auf diese Rahmenbedingungen bezieht sich das Motto der Methode „Manus sapiens potens est“ (eine wissende Hand ist mächtig), was bedeuten soll, dass mit Hilfe der Hand des Therapeuten das Problem effektiv gelöst werden kann, wenn dessen Ursache bekannt ist.

Ein optimaler Zustand eines jeden Organs oder Systems hängt vom Gleichgewicht seiner Komponenten ab. Ein harmonisches Gleichgewicht der Körperhaltung weist auf einen gesunden Bewegungsapparat hin. Im Logo der Faszialen Manipulation wird die korrekte Haltung durch den Ausgleich des Kopfes und der Schulterblätter mit den Wirbeln ausgedrückt. Die myofaszialen Sequenzen koordinieren die vertikale Körperhaltung. Wenn Faszien lediglich parallel zur Wirbelsäule angeordnet wären, würde die Stabilität zwar erreicht werden, jedoch käme es zu einer starken Einschränkung der Beweglichkeit. Nur die intrafaszialen Kollagenfasern, welche helikoidal verlaufen (Fasern, die in der Fascia abdominis und der Fascia thoracolumbalis verlaufen und welche eine S-Form aufweisen) erlauben die Umsetzung von Bewegungen ohne Stabilitätsverlust.


Die Bezeichnung der in der vorliegenden Publikation vorgestellten Methode lässt sich in zwei Worte fassen: „Fasziale Manipulation“. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Untersuchungen der Faszie entschieden erhöht. Nach Medline (Finley und Schleip, 2007) hat sich in den letzten 3-4 Jahren die Zahl der Titel und der wissenschaftlichen Zusammenfassungen, die den Begriff „Fascia“ beinhalten, um 600% gegenüber den vorangegangenen 18 Jahren erhöht. In der Enzyklopädie Britannica (Ausgabe von 2008) wird die Faszie als eine Bindegewebsschicht definiert, die unterschiedliche Körperstrukturen bedeckt und verbindet. Im Stedmans Medizinwörterbuch wird die Faszie folgendermaßen definiert: „eine fibröse Bindegewebsschicht, die sich unter der Haut erstreckt und den Körper umgibt; darüber hinaus umgibt sie Muskeln sowie Muskelgruppen und trennt diese in unterschiedliche Schichten“. Nach dieser Definition folgt eine Liste unterschiedlicher Körperfaszien, darunter: die Fascia lata, also die tiefe Oberschenkelfaszie; die Camper-Faszie, also die oberflächliche Faszie der unteren Bauchwand; die Dupuytren-Faszie, also die Palmaraponeurose; die extraperitoneale Faszie (Fascia extraperitonealis), also die Fettgewebsschicht zwischen dem parietalen Blatt und der transversalen Faszie; die Pektoralisfaszie, also das Epimysium des M. pectoralis major; die Fascia rectoprostatica, also das Bindegewebe, das die Prostata umgibt. Der Begriff „Faszie“ findet also in Bezug auf alle Bindegewebsstrukturen Anwendung: das subkutane Bindegewebe, die tiefe Muskelfaszie sowie die internen Faszien. Das Bindegewebe nimmt je nach zu erfüllender Funktion unterschiedliche Form und Konsistenz an. Wenn es sich an Veränderungen der Muskellänge anpassen muss, ist es elastisch (das Epimysium, also die epimysiale Faszie); wenn es die Muskelkraft übertragen soll, nimmt es die Form einer Aponeurose (die aponeurotische Faszie) an; wenn es das Gleiten zwischen unterschiedlichen Elementen erleichtern soll, ist es reich an Fettzellen (die lockere Faszie, also das lockere Bindegewebe). Im vorliegenden Buch finden lediglich die Faszien Berücksichtigung, die mit dem Bewegungsapparat verbunden sind, insbesondere die tiefe Faszie.

O Les dn e ov pro a- be M ed

GRUNDLEGENDE ASPEKTE

Abb. 1 Vorderteil der Oberarmfaszie (Fascia brachii)

Die tiefe Faszie stellt die Kontinuität zwischen unterschiedlichen Bestandteilen des Bewegungsapparats sicher, wie etwa die epimysiale Faszie des M. gluteus maximus, die am Muskelbauch sehr dünn ist und in Richtung ihrer tendinösen Fortsetzung in die Oberschenkelfaszie reicher an Kollagenfasern wird1. Diese Fortsetzung erfüllt nicht dieselbe Funktion wie die Sehne des M. gluteus maximus, die an den Oberschenkelknochen ansetzt. Beim Aufbau der Oberschenkelfaszie sind auch tendinöse Fortsetzungen des M. gluteus medius und des M. tensor fasciae latae beteiligt. Beim Aufbau der Oberarmfaszie sind einige tendinöse Fortsetzungen des M. pectoralis major und des M. latissimus dorsi beteiligt (Abb. 1).

1 Der oberflächliche Teil der Sehne des M. gluteus maximus setzt sich im iliotibialen Band der Oberschenkelfaszie fort und gelangt auf diese Weise bis zum Schienbein; der tiefe Teil setzt am Labium laterale lineae asperae des Oberschenkelknochens an. (G. Chiarugi 1975)


FASZIALE MANIPULATION

Abb. 2 Muskelquerschnitt samt dem Epimysium außen sowie dem Perimysium und dem Endomysium innen

Die Oberschenkelfaszie und die Oberarmfaszie weisen eine andere Konsistenz auf und erfüllen eine andere Funktion als die tiefer verlaufende epimysiale Faszie des M. quadriceps femoris und des M. biceps brachii.

Die epimysiale Faszie besteht hauptsächlich aus elastischen Fasern, wodurch sie sich an Veränderungen der Muskellänge und an Spannungen, die sowohl von außerhalb des Muskels als auch vom Muskelinneren einwirken, anpassen kann. Die epimysiale Faszie bildet in transversaler Richtung eine Kontinuität mit dem Perimysium und dem Endomysium (Abb. 2) und bildet somit das Bindegewebsskelett des Muskels. Dieses Skelett bildet in longitudinaler Richtung eine Kontinuität mit den Sehnen, den Aponeurosen und den tendinösen Erweiterungen. Die aponeurotische Faszie der Extremitäten umgibt zylinderartig die gesamte Extremität, wohingegen die aponeurotische Rumpffaszie flach ist. Im Rumpf verläuft die aponeurotische Faszie nicht parallel zu den tiefer liegenden Muskeln, sondern in Reihe mit den großen Muskeln der oberflächlichen Schicht. Beispielsweise bildet die Fascia thoracolumbalis eine Kontinuität mit den Fasern des M. latissimus dorsi sowie des M. obliquus externus abdominis (Abb. 3). Diese Faszie ist teilweise mit den Procc. spinosi verbunden und ermöglicht den o. g. Muskeln die Erfüllung der motorischen Funktion (Aponoeurosefunktion), wobei sie teilweise die Procc. spinosi überschreitet und eine Kontinuität mit der Faszie des kontralateralen M. gluteus maximus (Faszienfunktion) bildet. An der Bauchwand befindet sich die Scheide des M. rectus abdominis, die eine ähnliche Struktur aufweist wie die Fascia thoracolumbalis. Sie umfasst ineinander gekreuzte Kollagenfasern, die vom M. obliquus externus

O Les dn e ov pro a- be M ed

18

A

Abb. 3 Fascia thoracolumbalis; der M. latissimus dorsi wird vom Anatomen weggezogen, damit die Traktion, die auf die Kollagenfasern der Faszie einwirkt, sichtbar gemacht werden kann

B

Abb. 4 Aponeurotische Faszie der Bauchwand: A) Fasern des M. obliquus externus abdominis; B) Linea alba, die von den Fasern von links und rechts überschritten wird


Die Seiten 19-23 stehen nicht zur VerfĂźgung


1

ANATOMIE DER MYOFASZIALEN EINHEITEN Die myofasziale (mf) Einheit besteht aus Gruppen von motorischen Einheiten, die das entsprechende Körpersegment in eine bestimmte Richtung bewegen, sowie aus der Faszie, die diese Kräfte bzw. Vektoren verbindet. Die myofasziale (mf) Einheit bildet nach der motorischen Einheit die strukturelle Grundlage des Bewegungsapparats. Die Nervenkomponente dieser beiden grundlegenden Elemente (der mf Einheit und der motorischen Einheit) wird im weiteren Verlauf dieses Buchs zusammen mit der Physiologie der neuromyofaszialen Einheit besprochen. Innerhalb der Faszie einer jeden mf Einheit finden wir das Koordinationszentrum (CC), welches die motorischen Vektoren und das Perzeptionszentrum (CP), das die Gelenkbewegungen empfängt, synchronisiert. Diese beiden Punkte (CC und CP) erfüllen die Funktion einer peripheren Informationsquelle für das Nervensystem. Der erste wirkt mit den Muskelspindeln zusammen und der zweite liefert an unterschiedliche Gelenkrezeptoren Informationen über die Ausrichtung einer jeden Bewegung.

1

2 3 4 5 6

AN IR

LA

Struktur der myofaszialen Einheit Die Bewegung jedes Körpersegments wird durch sechs unidirektionale mf Einheiten koordiniert. Jede von ihnen realisiert die Bewegung in einer bestimmten Richtung. So erfolgt beispielsweise die Extension des Knies über die mf Einheit der Antebewegung, die hauptsächlich aus Muskelfasern des M. quadriceps femoris besteht (Abb. 1.1). Die epimysiale Faszie des M. quadriceps femoris umfasst alle motorischen Einheiten, die zusammenarbeiten, um eine Extension (Antebewegung) des Knies auszuführen. Im hinteren Bereich befindet sich die mf Einheit der Retrobewegung (re), die durch die Faszie koordiniert wird, welche die motorischen Einheiten des M. semitendinosus, M. semimembranosus und M. biceps femoris verbindet. Die Faszie (zusammen mit intermuskulären Septen) stellt dank der Kontinuität mit dem Perimysium und Endomysium eine Körperstruktur dar, welche die Funktion der Trennung der antagonistischen Fasern und des Verbindens der synergistischen Fasern erfüllen kann.

ER

ME

RE Abb. 1.1 Querschnitt auf der halben Oberschenkelhöhe. Oben sind Faszienkompartimente dargestellt, die unterschiedliche mf Einheiten umgeben: 1 – myofasziale Einheit der Antebewegung (AN); 2 – myofasziale Einheit der Laterobewegung (LA); 3 – myofasziale Einheit der Intrarotation (IR); 4 – myofasziale Einheit der Extrarotation (ER); 5 – myofasziale Einheit der Mediobewegung (ME); 6 – myofasziale Einheit der Retrobewegung (RE). Die untere Abbildung stellt die Richtungen der motorischen Vektoren dar


24

MYOFASZIALE EINHEITEN

M. biceps brachii

M. triceps brachii

Abb. 1.2 Monoartikuläre und biartikuläre Muskelfasern

In jeder mf Einheit kommen folgende Komponenten vor: –– mono- und biartikuläre Muskelfasern, die frei innerhalb ihrer faszialen Scheiden gleiten können; –– tiefe Muskelfasern, die über das Endomysium, Perimysium und Epimysium ihre Spannung an die weiter oberflächlich liegenden Faszienschichten übertragen; –– einige Muskelfasern der agonistischen mf Einheit, die an die Faszie der antagonistischen mf Einheit angebunden sind. Wir wollen nun auf diese Komponenten im Detail eingehen.

Monoartikuläre und biartikuläre Fasern Zum Verständnis der Physiologie der Muskeln reicht die bloße Analyse ihres äußeren Aufbaus (z. B. dass der M. biceps brachii zwei Köpfe und der M. triceps brachii drei Köpfe aufweist), ohne auf ihre faszialen Verbindungen einzugehen, nicht aus. So ist zum Beispiel der M. biceps brachii ein biartikulärer Muskel, der an der Flexion des Schulter- und des Ellenbogengelenks beteiligt ist, wogegen der M. brachialis ein monoartikulärer Muskel ist, der lediglich an der Flexion des Ellenbogengelenks mitwirkt (Abb. 1.2).

Abb. 1.3 Je besser der Ballon stabilisiert wird, desto kleiner sind seine Oszillationen

Der hintere Teil des Oberarms weist eine ähnliche Struktur auf: der lange Kopf des M. triceps brachii ist biartikulär und an der Extension des Schulter- und des Ellenbogengelenks beteiligt, wogegen der laterale und mediale Kopf dieses Muskels monoartikulär sind und lediglich an der Extension des Ellenbogengelenks mitwirken. Die kurzen Köpfe des M. triceps brachii setzen an intermuskulären Septen des Oberarms an, wo sie ihrem Antagonisten, d. h. dem M. brachialis, gegenüberliegen. Wenn diese Art von anatomischen Strukturen lediglich im Oberarmbereich vorkommen würde, könnte man von einer Zufälligkeit sprechen. Das gleiche Modell wiederholt sich jedoch in allen 84 mf Einheiten. Die Bewegung unterschiedlicher Körperteile wird dank der Anwesenheit von monoartikulären Kurzvektorfasern und biartikulären Langvektorfasern effektiv kontrolliert. Zum besseren Verständnis werden wir das Beispiel eines Ballons anführen, der an ein fahrendes Fahrzeug angebunden ist. Wenn der Ballon lediglich mit einer Schnur angebunden worden wäre, würde er in alle Richtungen oszillieren. Wenn er mit zwei Schnüren angebunden worden wäre, würde er in zwei Richtungen oszillieren. Wenn er mit vier Schnüren angebunden worden wäre, würde er in keine Richtung oszillieren (Abb. 1.3).


Die Seiten 25-29 stehen nicht zur VerfĂźgung


30

MYOFASZIALE EINHEITEN

Tab. 1.3 Bezeichnungen der Körpersegmente Abkürzung

Lateinischer Begriff

Deutscher Begriff

SC

Scapula

Schulterblatt

HU

Humerus

Oberarm

CU

Cubitus

Ellenbogen

CA

Carpus

Handwurzel

DI

Digiti

Finger

CP

Caput

Kopf

CL

Collum

Hals

TH

Thorax

Brustkorb

LU

Lumbi

Lenden

PV

Pelvis

Becken

CX

Coxa

Hüfte

GE

Genu

Knie

TA

Talus

Sprungbein

PE

Pes

Fuß

Auf den Diagrammen, welche die mf Einheiten der Körpervorderseite (Abb. 1.7) und der Körperrückseite (Abb. 1.8) darstellen, sind jeweils 14 Kreise zu sehen. Jeder Kreis umfasst ein bestimmtes Segment und seine Bezeichnung wird durch ein Kürzel wiedergegeben, das jeweils daneben angebracht wurde. So zum Beispiel umfassen Kreise, welche das Segment Pes (pe) umgeben, Fußgelenke und Fußmuskulatur. Unterschiedliche Fußknochen bewegen sich nicht unabhängig voneinander, sondern als eine funktionale Einheit. Bei der Antebewegung oder Retrobewegung des Pes erfolgt eine wechselseitige Adaptation von den Zehen bis zur Ferse. Das gleiche gilt für die kleinen Fußmuskeln, da sie nicht einzeln, sondern in der Gruppe arbeiten. Bei der Antebewegung bzw. der Retrobewegung des Pes verhält sich die Gruppe der kurzen Flexoren bzw. Extensoren als eine funktionale Einheit. Jede Muskelgruppe der Hand oder des Fußes, wie auch jede Gruppe der motorischen Einheiten größerer Muskelmassen, werden durch ein entsprechendes Koordinationszentrum (CC) koordiniert, das für die harmonische Ausführung einer bestimmten Bewegung zuständig ist. Jeder Kreis, der auf der Körpervorderseite markiert wurde, umfasst die Koordinationszentren (CC) der mf Einheiten ante (an), medio (me) und intra (ir). Jeder Kreis, der auf der Körperrückseite markiert wurde, umfasst die Koordinationszentren (CC) der mf Einheiten retro (re), latero (la) und extra (er). Kreise, die um das Segment Talus (ta) herum markiert wurden, umfassen das obere Sprunggelenk sowie alle Muskeln, die das Sprungbein in drei Ebenen bewegen. Myofasziale Einheiten des Segments Genu (ge) erstrecken sich vom mittleren Drittel des Oberschenkels bis zum proximalen Drittel des Unterschenkels. Diese

Einheiten umfassen auch zwei Köpfe des M. gastrocnemius, die an der Retrobewegung des Genu beteiligt sind. Myofasziale Einheiten des Segments Coxa (cx) erstrecken sich vom Lig. inguinale vorne und vom Lig. sacrotuberale hinten und umfassen das proximale Drittel des Oberschenkels. Myofasziale Einheiten des Segments Pelvis (pv) erstrecken sich vom Nabel bis zum Schambein vorne und vom Lig. iliolumbale bis zum Diaphragma urogenitale hinten. Myofasziale Einheiten des Segments Lumbi (lu) erstrecken sich von der unteren Thoraxapertur bis zum Nabel und vom ersten bis zum fünften Lendenwirbel. Myofasziale Einheiten des Segments Thorax (th) umfassen Rippen und Brustwirbel mit Ausnahme jener Muskeln, die das Schulterblatt und den Oberarm bewegen. Myofasziale Einheiten des Segments Collum (cl) erstrecken sich vom siebten Halswirbel bis zum Okziputbereich hinten und bis zum Kinn vorne. Der im Diagramm der Körperrückseite markierte Kreis, der die mf Einheiten des Segments Scapula (sc) aufzeigt, umfasst den medialen Schulterblattrand samt Muskeln (M. trapezius, M. levator scapulae, Mm. rhomboidei), die das Schulterblatt nach hinten (re), nach oben (la) und nach außen (er) bewegen. Der im Diagramm der Körpervorderseite markierte Kreis umfasst das Schlüsselbein mit Muskeln (Mm. pectorales major und minor, M. subclavius), die den Schultergürtel nach vorne (an), nach unten (me) und nach innen (ir) bewegen. Myofasziale Einheiten des Segments Humerus (hu) umfassen das Schultergelenk sowie die Muskulatur des Schulterblatts, der Brust und des proximalen Drittels des Oberarms, die den Oberarm in drei Ebenen bewegen. Die Kreise um das Segment Cubitus (cu) umfassen den größeren Teil des M. biceps brachii (an) und des M. triceps brachii (re) sowie einen Teil des Unterarms mit Muskeln, die den Ellenbogen bei der Laterobewegung (la) und Mediobewegung (me) stabilisieren. Myofasziale Einheiten des Segments Carpus (ca) umfassen die distalen zwei Drittel des Unterarms sowie die proximale Reihe der Handwurzelknochen. Myofasziale Einheiten des Segments Digiti (di) umfassen die weitere Reihe der Handwurzelknochen, die Mittelhand und alle Finger der Hand. Wir können zwar bewusst einen Finger bewegen, jedoch bewegen sich bei Reflexbewegungen alle Finger gleichzeitig. Die Mediobewegung (Adduktion) der letzten vier Finger erfolgt mittels Mm. interossei palmares, die durch die tiefe Palmarfaszie der Hand verbunden sind. Die Laterobewegung (Abduktion) derselben Finger erfolgt mittels Mm. interossei dorsales, die durch die tiefe Dorsalfaszie der Hand verbunden werden. Die beiden Faszien weisen ein Koordinationszentrum (CC) für die beiden motorischen Richtungen auf.


ANATOMIE DER MYOFASZIALEN EINHEITEN

CP

ir

TH

LU PV

CX

GE

ir ir ir

me an an

an an ir

ir anan ir me me an

me

me

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SC

SC

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CU CA

DI me an me ir

me

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PE

me an ir

Abb. 1.7 Myofasziale Einheiten der Körpervorderseite

Myofasziale Einheit: Agonisten und Antagonisten Muskeln, die durch ihre gemeinsame Kontraktion die für die Ausführung der Bewegung erforderliche Kraft generieren, heißen Agonisten. Muskeln, deren Wirkung sich den Agonisten entgegensetzt, heißen Antagonisten. Diese anatomische Anordnung betrifft noch deutlicher die mf Einheiten. Jede mf Einheit, die einen Körperteil in eine bestimmte Richtung und in einer bestimmten Ebene bewegt, weist eine entsprechende mf Einheit auf, die

la er

la re HU er

HU

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CP

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CL

31

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CX

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re

GE

TA PE

Abb. 1.8 Myofasziale Einheiten der Körperrückseite

diesen Körperteil in die entgegengesetzte Richtung derselben Ebene bewegt. Die mf Einheit kann lediglich kontrahieren, daher muss die antagonistische Einheit aktiv sein, damit der entsprechende Körperteil bis zu seiner neutralen Ausgangsstellung zurückbewegt werden kann. Durch die Analyse der Physiologie der mf Einheit wird die Beteiligung der Faszie an der reziproken Hemmung dargestellt. Im ersten Teil werden aus dem anatomischen Gesichtspunkt Faszienverbindungen zwischen


Die Seiten 32-42 stehen nicht zur VerfĂźgung


3

PHYSIOLOGIE DER MYOFASZIALEN EINHEITEN Im Rahmen der Bewegungsorganisation ist das Gehirn ausschließlich für die Programmierung der peripheren Bewegungen zuständig, wogegen sich die Rolle der Muskelfasern auf die Ausführung der Kontraktion beschränkt. Der vom Gehirn gesendete Impuls, der die Bewegung des betreffenden Segments hervorruft, trifft im peripheren System auf eine unendliche Zahl an Variablen. Die Muskelfasern führen Bewegung nur dank der faszialen Umgebung aus, in der sie sich befinden. Wenn es zur Veränderung der Faszienkonsistenz im Koordinationszentrum (CC) kommt, verändert sich der „Bezugsrahmen“ für die Muskelfasern, infolgedessen verändert sich auch der motorische Effekt.

freie Nervenendigungen Golgi-Sehnenorgane innerhalb der Faszie

A

Muskelspindeln CC

Koordinations- und Perzeptionszentren

Alpha- und Gamma Nervenfasern

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nela ind ium Sp tze ys sä m om a nd E

Jahrtausende an Erfahrung offenbarten, dass es im menschlichen Körper Punkte gibt, die bei einer Stimulation mit einem stärkeren Schmerz reagieren als ihre unmittelbare Umgebung. Die angemessene Behandlung dieser Punkte führt zu positiven Ergebnissen. Diese Punkte haben unterschiedliche Bezeichnungen (je nach Schule und Tradition), ihre Lage bleibt jedoch gleich. Wieso sind diese Punkte bei allen Menschen gleich verteilt? Es ist wichtig zu verstehen, in welchem Gewebe sie sich befinden, da unterschiedliche Schulen und Traditionen sie unterschiedlich lokalisieren (z. B. in den Muskeln, im lockeren Bindegewebe, im Periost, in den Sehnen, in den Blutgefäßen, in den Nerven). Allerdings ist die Faszie das Einzige unter diesen Geweben, das die Konsistenz unter äußerer Einwirkung modifiziert. Sie ist plastisch und lässt sich manipulieren, indem sie ihre Konsistenz verändert. All dies begründet hinreichend die Wahl der Faszie als die perfekte Lokalisation für diese Punkte, wobei die Physiologie der myofaszialen (mf) Einheit zusätzlich diese Hypothese stärkt. In jeder mf Einheit gibt es ein Koordinationszentrum (CC), das die Muskelkraft steuert, sowie ein Perzeptionszentrum (CP), das die Gelenkbewegungen empfängt. Die Koordinierung der Spannungskräfte innerhalb einer mf Einheit wird durch die Kontinuität der Faszie bedingt. Die CC befinden sich in der epimysialen Faszie und beinhalten gewellte Kollagenfasern, die sich wiederum innerhalb bestimmter Grenzen verlängern (Abb. 3.1).

en ls er pu ma eff r Im am te n G r vo ase nter er -F ere s as l aff pu Ia-F Im n ter n vo en vo ser r e s eff pul a-Fa Im lph A

Abb. 3.1 Traktionen der Muskelspindeln, die auf die Faszie übertragen werden, sowie Entstehung von CC; A – Muskellängs- und Querschnitt; B – Darstellung der Abhängigkeit zwischen Muskelspindeln und dem Endomysium sowie zwischen Golgi-Sehnenorganen und der Sehne


MYOFASZIALE EINHEITEN

44

2

CC c b

a θ1

θ2

3

O Les dn e ov pro a- be M ed

1

CC

Abb. 3.2 Abbildung des M. triceps surae, welche die Anordnung der Muskelfasern und der Fasern der epimysialen Faszie darstellt

Physiologie der Muskelspindeln: Die obige Abbildung zeigt die Anordnung der Muskelfasern und der Faszienfasern des M. triceps surae: 1 – Fasern beider Muskelköpfe des M. gastrocnemius, die in Richtung des medianen Septums zusammenlaufen; 2 – Verlauf der motorischen Einheiten (welche innerhalb des Muskels verteilt sind), die an der Retrobewegung des Talus (re-ta) beteiligt sind; 3 – Konvergenzpunkt der o. g. Fasern, also das CC re-ta. Vektoren a und b zeigen, wie die effektive Kraft der Muskelfasern sich entlang der Wirkungslinie des Muskels ausbreitet; Vektor c entspricht der Resultante der Kräfte beider Muskelköpfe des M. gastrocnemius. Das CC befindet sich im Konvergenzpunkt der Traktionen der Muskelspindeln an der epimysialen Faszie.


Die Seiten 45-52 stehen nicht zur VerfĂźgung


4

MYOFASZIALE EINHEITEN DER OBEREN EXTREMITÄT In der oberen Extremität gibt es dreißig myofasziale (mf) Einheiten. Von den sechs Einheiten, die auf das jeweilige Hauptgelenk einwirken, arbeiten zwei in der Sagittalebe­ ne (ante und retro), zwei in der Frontalebene (medio und latero) und zwei in der Transversalebene (intra und ex­ tra). Alle weisen ein Koordinationszentrum (CC) und ein Perzeptionszentrum (CP) auf. In diesem Kapitel wird Folgendes besprochen: a) die mono- und biartikulären Muskelfasern; b) der Konver­ genzpunkt der myofaszialen Traktionen bzw. das vekto­ rielle Koordinationszentrum (CC); c) die Superposition der Koordinationszentren mit Punkten bzw. Bereichen, die in anderen Methoden verwendet werden. Die Schulter bildet einen motorischen Komplex, der aus zwei unterschiedlichen Segmenten besteht – der Scapula mit der Clavicula (sc) und dem Humerus (hu). Obwohl diese zwei Segmente oft gemeinsam wirken, weisen sie bestimmte Muskeln auf, die unabhängige Bewegungen ermöglichen. Myofasziale Einheiten, die Aufgaben erfüllen, welche eine größere Kraft erfordern, wie etwa die mf Einheit der Antebewegung des Cubitus (an-cu), weisen eine große Muskelmasse auf; mf Einhei­ ten, die für die Gelenkstabilisierung zuständig sind, wie etwa die mf Einheit der Laterobewegung des Cubitus (la-cu), bestehen vorwiegend aus Faszien und Ligamen­ ten wie auch aus einer kleineren Anzahl von Muskelfa­ sern, welche die Faszie anspannen. Recht häufig wird der Ellenbogen nur aus der Perspektive der Bewegun­ gen in der Sagittalebene (ante und retro) behandelt, er weist jedoch auch eine stabilisierende Komponente (la­ tero und medio) sowie eine rotierende Komponente am Radiuskopf auf. Die Intrarotation des Carpus gilt als eine Kompo­ nente der Pronation, die den distalen Teil des Radius und der Ulna betrifft und durch den M. pronator quad­ ratus durchgeführt wird. Die Laterobewegung des Car­ pus ähnelt der Radialabduktion, wenn sich jedoch der Unterarm in der anatomischen Position befindet, über­ wiegt die Wirkung des M. extensor carpi radialis. Die Mediobewegung des Carpus ähnelt der Ulnarabdukti­ on, in der anatomischen Position jedoch überwiegt die Wirkung des M. flexor carpi ulnaris. Wenn der Unter­

arm sich hingegen in der physiologischen Position be­ findet, wie etwa beim Gehen, stellen die Radialabdukti­ on und die Ulnarabduktion nicht nur eine rein gerichte­ te Bewegung dar, sondern sie werden auch zu einem Teil des motorischen Schemas. Ein ähnliches Prinzip betrifft auch die Antebewegung (an-ca) und die Retrobewegung des Carpus (re-ca) – in der anatomischen Position des Unterarms überwiegt die Wirkung des M. extensor carpi ulnaris sowie des M. flexor carpi radialis, wobei bei all­ täglichen Funktionen die Wirkung des M. extensor digi­ torum und des M. flexor digitorum überwiegt. Im Falle der Hand betrachten wir die fünf Metakar­ palknochen und alle Fingerglieder (Phalangen). Wäh­ rend die acht Handwurzelknochen in Synergie zusam­ menarbeiten, können die einzelnen Fingerglieder unab­ hängig voneinander bewegt werden. Deshalb ist es nicht sinnvoll, den Daumen, den Zeigefinger und die restli­ chen Finger als eine funktionelle Einheit zu betrach­ ten. Die Analyse der Faszie offenbart funktionelle Ver­ bindungen zwischen unterschiedlichen Fingern. Die Ab­ duktion der Finger führen die Mm. interossei dorsales durch, welche die Fascia dorsalis manus profunda ver­ bindet. Dagegen wird die Adduktion der Finger durch die Mm. interossei palmares ausgeführt, die durch die Fascia palmaris manus profunda verbunden werden. Das Schließen der Hand stellt also ein motorisches Schema dar, das aus der Antebewegung und der Intrarotation be­ steht. Das Öffnen der Hand hingegen bildet ein motori­ sches Schema, das aus der Retrobewegung und der Ext­ rarotation besteht. Lokalisierung der Koordinationszentren Koordinationszentren einer jeden mf Einheit werden von unterschiedlichen myofaszialen Vektoren gebildet. Es ist möglich die genauen Verankerungsstellen der Faszie je­ der mf Einheit sowie die Ansätze der oberflächlichen und tieferen Muskelfasern am Perimysium und am Epimy­ sium festzustellen. Die klinische Erfahrung hat gezeigt, dass dem Therapeuten beim praktischen Lokalisieren der Fasziendensifikation eher geholfen ist, wenn anatomi­ sche Bezugspunkte vorgestellt werden.


MYOFASZIALE EINHEITEN

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V. basilica, die sich Vena basilica compresa in der oberflächlichen nella fascia superficiale Faszie befindet

Durch diein Faszie sichtbarer Bicipite brachiale visto trasparenza M. biceps brachii

Membranartige Schicht Strato membranoso dell’ipoderma Hypodermis o fasciader superficiale

Oberflächliche Schicht Strato superficiale del tessuto subkutanen connettivo lasso des sottocutaneo Bindegewebes, o ipoderma also der Hypodermis

Parte membranosa della fascia Membranartiger Teil superficiale uncinata in Faszie fuori der oberflächlichen

L O es dn e ov pro a- be M ed

(oberflächliche Faszie)

Blutgefäße in der Vasi compresi nella fascia superficiale oberflächlichen Faszie

Abb. 4.1 Oberflächliche Faszie des Unterarms

Die Hypodermis besteht aus einer oberflächlichen Schicht, die reich an Fettzellen ist, die durch das Retinaculum cutis superficiale gehalten wird. Von dem oben dargestellten Präparat wurde diese Schicht nahezu gänzlich entfernt, um den membranartigen Teil, also die eigentliche oberflächliche Faszie der Hypodermis sichtbar zu machen.


MYOFASZIALE EINHEITEN DER OBEREN EXTREMITÄT

Epimysiale Faszie des M. biceps brachii Fascia epimisiale

del bicipite brachiale

L O es dn e ov pro a- be M ed

Tiefe Faszie des vorderen Fascia profonda della regione Oberarmbereichs, durchgeschnitten anteriore del braccio, und zur Seite gezogen in fuori uncinata e spostata

M. brachialis, teilweise inserito mit dem Septum Muscolo brachiale intermusculare brachiimediale mediale verbunden in parte sul setto

Parte tendinea bicipitebrachii brachiale Tendinöser Teil desdel M. biceps

Aponeurotischer Teil desdel M.bicipite biceps brachii, Parta aponevrotica welcher die Aponeurose Muskels brachiale che forma ildieses lacertus bildet (Lacertus fibrosus) fibrosus

Abb. 4.2 Tiefe Faszie des Oberarms, durchgeschnitten und geöffnet zur Seite gezogen

Die tiefe Faszie (straffes oder fibröses Bindegewebe) weist eine kompakte Konsistenz auf, weil sie intersegmentale Spannungen übertragen muss; die epimysiale Faszie (lockeres Bindegewebe) ist feiner strukturiert, weil sie sich an die Spannungen, die durch Muskelspindeln ausgeübt werden, anpassen muss.

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MYOFASZIALE EINHEITEN

Die Lokalisierung des Perzeptionszentrums (CP) der mf Einheit kann einfach mittels der Bezeichnung der Einheit erfolgen. So zum Beispiel befindet sich das CP der mf Einheit der Antebewegung des Humerus (an-hu) im vorderen Schulterbereich; das CP der mf Einheit der Antebewegung des Cubitus (an-cu) befindet sich im vorderen Ellenbogenbereich (wenn die Extremität sich in der anatomischen Position befindet) usw. Im Kapi­ tel 7 werden in drei Tabellen die vom Patienten in al­ len Körpersegmenten berichteten Schmerzstellen darge­ stellt. Diese Stellen entsprechen den Perzeptionszentren (CP) der mf Einheiten. Da Schmerz im Zusammenhang mit einer Gelenkbewegung ein Warnsignal ist, das durch den Körper zum Anzeigen einer Funktionsstörung der mf Einheit ausgesendet wird, kann man auf der Grundlage seiner Lokalisation leicht das betroffene Koordinations­ zentrum (CC) bestimmen. So wird zum Beispiel, wenn der Patient über Schmerzen im vorderen Ellenbogenbe­ reich klagt, die Behandlung das CC der mf Einheit der Antebewegung des Cubitus (an-cu) betreffen. Koordi­ nationszentren (CC) befinden sich immer in jenen Be­ reichen, die spontan nicht schmerzempfindlich sind, wie etwa über Muskelbäuchen, wo Nozizeptoren bei Bewe­ gung nicht gedehnt oder gereizt werden.

•• Akupunkturpunkte weisen eine bestimmte Lage auf, die individuell variieren kann2, was die Folge einer Verletzung oder falscher Haltung etc. sein kann. •• Nicht alle Akupunkturpunkte erfüllen die gleiche Funktion und nicht alle sind im Gewebe3 in gleicher Tiefe befindlich. Die über den Muskelbäuchen liegen­ den Punkte entsprechen den segmentalen CC, woge­ gen diejenigen, die über den Sehnen liegen, den CF entsprechen. •• Segmentale CC liegen entweder nahe dem motori­ schen Punkt des Muskels (wo der Nerv in den Muskel eindringt) oder in der Nähe der Endplatte der neuro­ muskulären Verbindung. Diese Platten kommen zahl­ reich in multiartikulären Muskeln vor4. •• In manchen Fällen müssen segmentale CC sowie Fu­ sionszentren (CF) auf der dermalen Ebene behandelt werden, bevor die Behandlung auf der faszialen Ebe­ ne erfolgt. Der tiefe fibrotische Prozess kann Kolla­ genfasern bis zur dermalen Ebene erfassen. •• Fusionszentren (CF) entsprechen den Stellen, die von Cyriax bei der Behandlung von Sehnen und Liga­ menten empfohlen werden. Diese Punkte organisie­ ren Bewegung mittels Retinacula und Golgi-Sehnen­ organen. •• Periostschmerzpunkte5 weisen eigene Schemata von Vergleich von Koordinations- und Übertragungsschmerzen auf, weil das Periost (äußere Fusionszentren mit Punkten anderer Methoden Schicht) eine Kontinuität mit der Faszie bildet. Häu­ fig stimmen diese Punkte mit den CF überein, weil Die Darstellung der Ähnlichkeit zwischen Koordinati­ Retinacula mit dem Periost verbunden sind. onszentren (CC) und entsprechenden Akupunkturpunk­ • • Wenn eine mf Einheit einen Gelenkkomplex (z. B. ten und Triggerpunkten1 bietet eine Hilfestellung für Finger) oder mehrere Gelenke (z. B. Brustwirbel, Therapeuten, die bereits die anderen Punkte kennen. Es Halswirbel) steuert, entspricht ihr CC häufig zwei soll damit gezeigt werden, in welcher Weise die Punk­ oder drei Akupunkturpunkten. In solchen Fällen um­ te der Methode der Faszialen Manipulation mit Erfolg fasst das CC einen kleinen länglichen Bereich. schon seit Jahrtausenden behandelt wurden. In den weiteren Kapiteln dieser Publikation werden neben der Erklärung der Fusionszentren (CF) auch die entspre­ chenden Behandlungszonen vorgestellt, die von Cyriax und Maigne aufgezeigt wurden. Nicht immer stimmen Akupunktur- und Triggerpunkte (Tab. 4.1) mit den Ko­ ordinationszentren (CC) überein. Eine ähnliche fehlen­ 2 Punkte, die mittels Akupunktur behandelt werden, umfassen sehr de Übereinstimmung konnte in anderen Arbeiten, die kleine Körperbereiche, wobei jeder von ihnen eine genau bestimmte diesen Fragestellungen gewidmet waren, festgestellt Lage aufweist. In meiner Praxis habe ich feststellen können, dass die behandelten Bereiche in Wirklichkeit recht weitläufig sein können und werden. In der Akupunktur geht neuen Punkten oft das Präfix Ex voran, weil sie außerhalb der traditionellen eine veränderliche Lage aufweisen können. (F. Mann 1995) 3 Gunn identifizierte vier Typen von Akupunkturpunkten, die auf der Meridianlinie liegen. Art der Nervenstrukturen, die von der Nadel penetriert werden, beruhen.

1 Melzack u. a. erforschten die Korrelation zwischen der Lage der von den Akupunkteuren aufgesuchten schmerzempfindlichen Aku­ punkturpunkten mit der Lage der myofaszialen Triggerpunkte. Bei ei­ ner zugelassenen durchschnittlichen Differenz von 3 cm stellten sie eine 71-prozentige Übereinstimmung fest. (J. Travell 1988)

Es wurden zwei Typen von Punkten gefunden, die für muskuläre moto­ rische Punkte spezifisch sind, und zwei, die für Golgi-Sehnenorgane ei­ gentümlich sind. (J. Travell 1998) 4 Mm. sartorius und gracilis weisen viele motorische Platten auf. (J. Travell 1998) 5 In der periostalen Akupunktur wird die Nadel in gleicher Weise eingeführt, wie es bei der traditionellen Akupunktur der Fall ist. Der Unterschied beruht auf einer tieferen Penetration, die bis zum Periost reicht. Es hat sich gezeigt, dass in Deutschland manche Ärzte die Peri­ ostmassage praktizieren. (F. Mann 1995)


MYOFASZIALE EINHEITEN DER OBEREN EXTREMITÄT

Tab. 4.1 Ähnlichkeiten zwischen der Faszialen Manipulation und anderen Methoden Fasziale Manipulation Andere Methoden Bewegungsapparat Akupunkturpunkte Koordinationszentren (CC) Triggerpunkte Akupunkturmeridiane Myofasziale Sequenzen Myokinetische Ketten Punkte der Behandlung von Fusionszentren (CF) Sehnen und Retinacula nach Cyriax Tendinomuskuläre Meridiane Myofasziale Spiralen Myofasziale Meridiane nach Myers Viszerales System Akupunkturpunkte Shu und Mu Spannungszüge am Rumpf Viszerale Manipulation nach Barral Fußreflexologie Tensoren der Extremitäten Handreflexologie Bindegewebsmassage nach Quadranten der Fascia Dicke superficialis Lymphdrainage

AN-SC AN-HU

AN-CU

AN-CA

Myofasziale Einheiten der Antebewegung der oberen Extremität

Myofasziale Einheit ante-scapula (an-sc) Die Antebewegung der Scapula (Bewegung des Schul­ terblatts nach vorne und nach unten) wird durch mono­ artikuläre Fasern (M. pectoralis minor) und biartikuläre Fasern (M. pectoralis major) durchgeführt. Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem Muskelbauch des M. pectoralis minor, unterhalb des Proc. coracoideus (Abb. 4.3). Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Lu 1 und dem Triggerpunkt des M. pectoralis minor.

Myofasziale Einheit ante-humerus (an-hu) Die Antebewegung des Humerus (Flexion im Schulter­ gelenk bis 90 Grad) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. coracobrachialis und M. deltoideus) sowie biartiku­ läre Fasern (Pars clavicularis des M. pectoralis major, M. biceps brachii). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich im Sulcus zwischen dem M. deltoideus und dem M. pec­ toralis major, auf dem kurzen Bizepskopf. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Lu 2 oder dem Ex 91 und dem Triggerpunkt der Pars clavicularis des M. deltoideus.

Myofasziale Einheit ante-cubitus (an-cu) Die Antebewegung des Cubitus (Flexion im Ellenbogen­ gelenk) wird durch monoartikuläre Fasern (M. brachialis) und biartikuläre Fasern (M. biceps brachii) durchgeführt.

AN-DI

Abb. 4.3 Myofasziale Einheiten der Antebewegung der oberen Extremität

Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem Muskelbauch des M. biceps brachii, auf Höhe des Ansatzes des M. deltoideus. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Lu 4 (ge­ mäß dem Akupunkturatlas von Soulié de Morant) und dem lateralen Triggerpunkt des M. biceps brachii.

Myofasziale Einheit ante-carpus (an-ca) Die Antebewegung des Carpus (Flexion im Handgelenk mit Radialabduktion) wird durch monoartikuläre Fasern (ein Teil des M. flexor carpi radialis, der von der Unter­ armfaszie verläuft) sowie biartikuläre Fasern (ein Teil desselben Muskels, der von dem Epicondylus medialis humeri entspringt) durchgeführt.

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MYOFASZIALE EINHEITEN

RE-SC

des M. abductor pollicis brevis, der den Daumen nach vorne und nicht zur Seite bewegt. Myofasziale Einheiten der Retrobewegung der oberen Extremität

RE-HU

Myofasziale Einheit retro-scapula (re-sc)

RE-CU

Die Retrobewegung der Scapula (Bewegung des Schul­ terblatts nach hinten) wird durch monoartikuläre Fasern (Mm. rhomboidei major und minor) sowie biartikuläre Fasern (M. trapezius) durchgeführt. Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf den Muskelbäuchen der Mm. rhomboidei, in ihrer Kontaktstelle (Abb. 4.4). Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Dü 15 und dem Triggerpunkt des M. rhomboideus minor.

Myofasziale Einheit retro-humerus (re-hu) RE-CA

RE-DI

Die Retrobewegung des Humerus (Extension im Schul­ tergelenk) wird durch monoartikuläre Fasern (M. teres major, Pars spinalis des M. deltoideus) sowie biartikulä­ re Fasern (M. latissimus dorsi, Caput longum des M. tri­ ceps brachii) durchgeführt. Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem Muskelbauch des M. teres major. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Dü 9 und dem lateralen Triggerpunkt des M. teres major.

Myofasziale Einheit retro-cubitus (re-cu)

Abb. 4.4 Myofasziale Einheiten der Retrobewegung der oberen Extremität

Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich im Sulcus zwischen dem M. brachioradialis und dem M. flexor carpi radialis, am Übergang vom proximalen zum mittleren Drittel des Unterarms. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Lu 6 und dem Triggerpunkt des M. flexor carpi radialis.

Myofasziale Einheit ante-digiti (an-di) Die Antebewegung der Digiti (Flexion des Daumens) er­ folgt über monoartikuläre Fasern (M. flexor pollicis bre­ vis und M. abductor pollicis brevis) sowie biartikuläre Fasern (M. flexor pollicis longus). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem lateralen und proximalen Teil des Thenars. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Lu 10 sowie dem Triggerpunkt des M. opponens pollicis und

Die Retrobewegung des Cubitus (Extension im Ellen­ bogengelenk) wird durch monoartikuläre Fasern (Caput laterale und Caput mediale des M. triceps brachii, M. an­ coneus) sowie biartikuläre Fasern (Caput longum des M. triceps brachii) durchgeführt. Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich zwischen dem langen und dem kurzen Trizepskopf, auf Höhe des Ansatzes des M. deltoideus. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt 3E 12 und dem ersten Triggerpunkt des M. triceps brachii.

Myofasziale Einheit retro-carpus (re-ca) Die Retrobewegung des Carpus (Extension im Hand­ gelenk mit Ulnarabduktion) wird durch monoartikuläre Fasern (Fasern des M. extensor carpi ulnaris, die mit der Ulna verbunden sind) sowie biartikuläre Fasern (Fasern desselben Muskels, die mit dem Epicondylus lateralis humeri verbunden sind) durchgeführt. Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem Muskelbauch des M. extensor carpi ulnaris, wo das Caput humerale dieses Muskels mit dem Caput ul­ nae verbunden ist. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Dü 7 und dem Triggerpunkt des M. extensor carpi ulnaris.


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MYOFASZIALE EINHEITEN

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Pars ascendens M. trapezius, Trapeziodes discendente der sich in der tiefen compreso nella fascia Faszie befindet profonda

M. latissimus dorsi, Gran dorsale uncinato der sich in der Spaltung per mostrare come des siaoberflächlichen compreso in Blattes uno der tiefen Faszie befindet sdoppiamento della lamina superficiale della fascia profonda

Hypodermis der Fettschicht Ipoderma conmitstrati adiposi und der Schicht e membranartigen strato membranoso sezionato e asportato

L O es dn e ov pro a- be M ed

Fascia sottospinata Fascia infraspinata

Membranartige Schicht Strato membranoso der Hypodermis, also dell’ipoderma o fascia die oberflächliche superficiale Rumpffaszie, del dorso die vom Körper in weggezogen uncinata alto per wird, um ihre Verbindungen dimostrare la sua unione mit derlatiefen Faszie sichtbar con fascia profonda zu machen

Abb. 5.2 Oberflächliche und tiefe Rumpffaszie (Fascia trunci superficialis und Fascia trunci profunda)

Unter der oberflächlichen Faszie befindet sich das Retinaculum cutis profundum, das diese Faszie mit der tiefen Faszie des M. latissimus dorsi und der Mm. obliqui abdominis verbindet.


MYOFASZIALE EINHEITEN DES RUMPFES

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L O es dn e ov pro a- be M ed

M. Gran latissimus dorsi,compreso der sich dorsale in der tiefen Faszie befindet nella fascia profonda

Strato intermedio Mittlere Schicht der Hypodermis, evidenziato zu dell’ipoderma sehen nach der Entfernung aver tolto lo strato derdopo oberflächlichen superficiale adiposo (Fett-)Schicht

Thorakolumbale Faszie Fascia toracolombare

o lamina superficiale della fascia profonda

Verbindungen zwischen Adesione fra i setti denepimisiali epimysialen delSepten grande desgluteo M. gluteus e la maximus fascia undsuperficiale der oberflächlichen Faszie uncinata (dieinvom Körper weggezogen fuori wird)

gluteo evidenziato M. Grande gluteus maximus, recisa la fascia derdopo nach aver der Entfernung dersuperficiale oberflächlichen Faszie sichtbar wird Abb. 5.3 Oberflächliche und tiefe Faszie des Lenden- und Beckenbereichs

Die oberflächliche Faszie ermöglicht die Kontraktion der Tiefenmuskulatur; dadurch ist die Wirkung der Muskeln auf der Haut nicht zu sehen. Die oberflächliche Faszie mit dem Retinaculum cutis superficiale hält die Haut an ihrer Stelle.


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MYOFASZIALE EINHEITEN DES RUMPFES

AN-CP 1 2 3 AN-CL

Diese Koordinationszentren entsprechen den Akupunkturpunkten Ma 1, 3, 5 und den Triggerpunkten des M. zygomaticus sowie des vorderen Muskelbauchs des M. digastricus.

Myofasziale Einheit ante-collum (an-cl) Die Antebewegung des Collum (Flexion der Halswirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. longus colli) und biartikuläre Fasern (M. sternocleidomastoideus). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem vorderen Rand des M. sternocleidomastoideus, lateral des Schildknorpels (Cartilago thyroidea). Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Ma 9 und dem ersten Triggerpunkt des M. sternocleidomastoideus.

Myofasziale Einheit ante-thorax (an-th)

AN-TH

AN-LU

AN-PV

Abb. 5.4 Myofasziale Einheiten der Antebewegung des Rumpfes

Die Antebewegung des Thorax (Flexion der Brustwirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. sternalis) und biartikuläre Fasern (M. pectoralis major und M. rectus abdominis). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich an der Verbindungsstelle zwischen der Muskelscheide des M. rectus abdominis und dem M. pectoralis major, lateral vom Sternum. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Ma 19 und dem Triggerpunkt der absteigenden Fasern des M. pectoralis major.

Myofasziale Einheit ante-lumbi (an-lu) Die Antebewegung der Lumbi (Flexion der Lendenwirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (Fasern des M. rectus abdominis, die von einer Zwischensehne zur anderen verlaufen) und biartikuläre Fasern (Mm. obliqui abdominis und M. transversus abdominis). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem M. rectus abdominis, lateral des Nabels. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Ma 25 und dem Triggerpunkt des M. rectus abdominis.

Myofasziale Einheit ante-pelvis (an-pv) Myofasziale Einheiten der Antebewegung des Rumpfes

Myofasziale Einheit ante-caput (an-cp) Die Antebewegung des Caput erfolgt über drei Untereinheiten (Abb. 5.4): 1 – M. rectus inferior, das CC befindet sich zwischen dem Augapfel und dem mittleren Punkt des Augenhöhlenrands; 2 – M. zygomaticus, das CC befindet sich lateral vom Nasenflügel; 3 – vorderer Muskelbauch des M. digastricus, das CC befindet sich am unteren Rand des Unterkieferkörpers. Das verbindende Element bildet die Gesichtsfaszie, die vom Platysma gespannt wird.

Die Antebewegung der Pelvis (Kippung des Beckens nach hinten) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. iliopsoas) und biartikuläre Fasern (M. rectus abdominis). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem M. iliacus, medial der Spina iliaca anterior superior. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Mi 14 und dem Triggerpunkt des unteren Quadranten des M. obliquus externus abdominis.

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MYOFASZIALE EINHEITEN

RE-CP 1 2 3

RE-CL

Diese Koordinationszentren entsprechen den Akupunkturpunkten Bl 2, 4, 9 sowie dem dritten Triggerpunkt des M. semispinalis capitis und den Triggerpunkten des M. occipitalis und des M. frontalis.

Myofasziale Einheit retro-collum (re-cl) Die Retrobewegung des Collum (Extension der Halswirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. multifidus cervicis) und biartikuläre Fasern (M. semispinalis cervicis und M. longissimus cervicis). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf der Muskelmasse des M. erector spinae, auf Höhe des sechsten Halswirbels. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Dü 16 und dem ersten Triggerpunkt des M. multifidus cervicis.

Myofasziale Einheit retro-thorax (re-th) RE-TH

RE-LU

RE-PV

Abb. 5.5 Myofasziale Einheiten der Retrobewegung des Rumpfes

Myofasziale Einheiten der Retrobewegung des Rumpfes

Myofasziale Einheit retro-caput (re-cp) Die Retrobewegung des Caput erfolgt über drei Untereinheiten (Abb. 5.5): 1 – M. rectus superior, das CC befindet sich unter dem inneren Augenbrauenende; 2 – M. frontalis, das CC befindet sich im Zentrum dieses Muskels; 3 – M. occipitalis, das CC befindet sich im Bereich zwischen diesem Muskel und dem M. erector spinae. Das Verbindungselement ist die Galea aponeurotica, die durch die o. g. Muskeln angespannt wird.

Die Retrobewegung des Thorax (Extension der Brustwirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. multifidus thoracis) und biartikuläre Fasern (M. longissimus thoracis). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf der Muskelmasse des M. erector spinae, auf Höhe des vierten Brustwirbels. Der Übertragungsschmerz dieses CC manifestiert sich am häufigsten auf Höhe des siebten Halswirbels, wie es auf der Abb. 5.5 zu sehen ist. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 14 und dem Triggerpunkt des M. erector spinae.

Myofasziale Einheit retro-lumbi (re-lu) Die Retrobewegung der Lumbi (Extension der Lendenwirbelsäule) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. multifidus) und biartikuläre Fasern (M. longissimus lumborum). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf der Muskelmasse des M. erector spinae, auf Höhe des ersten Lendenwirbels. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 22 und dem Triggerpunkt des M. longissimus lumborum sowie des M. multifidus.

Myofasziale Einheit retro-pelvis (re-pv) Die Retrobewegung der Pelvis (Kippung des Beckens nach vorne) erfolgt über monoartikuläre Fasern (M. multifidus) und biartikuläre Fasern (M. longissimus lumborum und M. quadratus lumborum). Das Koordinationszentrum dieser Kräfte befindet sich auf dem distalen Teil des Lig. iliolumbale. Dieses CC entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 26 und dem Triggerpunkt des M. multifidus auf Höhe des fünften Lendenwirbels.


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MANIPULATION DER MYOFASZIALEN EINHEITEN Nach der Analyse der Anatomie und Physiologie der myofaszialen (mf) Einheit beschäftigen wir uns nun mit ihren Dysfunktionen und ihren Behandlungsmöglichkeiten. Die pathologische Manifestation einer Dysfunktion in der mf Einheit ist vom Individuum abhängig, es existiert jedoch nur eine Ätiologie der Dysfunktion, und zwar die Densifikation eines Koordinationszentrums (CC). Im Falle der Densifikation ist die Faszie nicht in der Lage sich zu verlängern und an die Spannungen der unter ihr liegenden Muskelfasern anzupassen. Da es nur eine Ursache für die fasziale Dysfunktion (nämlich die Densifikation) gibt, steht auch nur eine Behandlungsform (die Manipulation) zur Verfügung. Eine Schwierigkeit stellt die Festlegung des korrekten Behandlungspunktes dar. Außerdem ist es problematisch herauszufinden, in welcher Form die Gewebeelastizität wiederherzustellen ist. Das Ausfüllen der Patientenkarte wird hierbei empfohlen, weil es hilft die erfassten Daten zu analysieren. Es ermöglicht die Bestimmung der Ursache der Funktionsstörung und somit auch des von der Densifikation betroffenen Punktes. Die fasziale Manipulation ist dann wirksam, wenn ihre Intensität, Dauer und Tiefe je nach Patient und Gewebeart angepasst wird. Plastizität und Nachgiebigkeit der Faszie Zahlreiche Autoren1 schreiben über Überlastungssyndrome, Rheuma von weichem oder extraartikulärem Gewebe und konzentrieren sich auf die Behandlung des Gewebes, das eigentlich für die o. g. Beschwerden nicht verantwortlich ist. Gute Effekte erweisen Operationen an intraartikulärem Gewebe, jedoch haben einige zuletzt vorgenommene Untersuchungen gezeigt, dass sich die 1 Manche Berufsgruppen sind funktionalen Überlastungen ausgesetzt, die aufgrund von repetitiven und langwierigen Bewegungen entstehen, was eine Pathologieursache sein kann, die von den amerikanischen Autoren als Cumulative Trauma Disorders (CTD) bezeichnet wird. Dieser Begriff betrifft grundsätzlich pathologische Fälle unter Einbeziehung der Nerven, Muskeln, Sehnen, Ligamente, Arterien, Adern, Bindegewebe und sporadisch auch Knochenstrukturen (Tennisellenbogen, Karpaltunnelsyndrom, Schnellender Finger, Sehnenscheidenentzündung – Tendovaginitis de Quervain etc.). (M. Cossu 2000)

aus diesen Operationen resultierenden Vorteile aus dem Einschneiden der Faszie und nicht z. B. der Beseitigung eines Bandscheibenvorfalls ergeben2. In manchen Krankenhäusern (Houston, Alexandria) haben Operationen am arthrotischen Knie, die lediglich eine Faszieninzision umfassten, bessere Ergebnisse im Vergleich zu intraartikulären Operationen erzielt. Daher ist die Faszie und nicht ein anderes Gewebe ein häufiger Grund für Schmerzen; es handelt sich dabei nicht um: –– Muskelgewebe, weil es bei Überlastung zu seiner Hypertrophie kommt; –– Knochengewebe oder Knorpelgewebe, weil bei beiden fast keine Nozizeptoren vorkommen; –– Nervenstamm, weil er afferente nozizeptive Impulse vom peripheren Gewebe überträgt; –– vaskuläres Gewebe3, weil es zu Veränderungen in der Vaskularisation im schmerzhaften Bereich nicht kommt. Es kann sich um die Faszie handeln, weil sie ein stark innerviertes Gewebe ist4. Darüber hinaus: –– stellt sie ein elastisches Gewebe dar, weshalb sie Neurorezeptoren stimulieren kann5; 2 Die Hernie tritt infolge eines Defekts der thorakolumbalen Faszie auf. Es scheint, dass eine erhöhte physische Aktivität junger Frauen als ursächlicher Faktor betrachtet werden kann. Neunzehn von zwanzig Hernien wurden mittels chirurgischer Inzision und der Beseitigung des Lendenfasziendefekts behandelt. Die Behandlungsergebnisse waren sehr positiv. (H.C. Light 1983) 3 Bei Patienten mit dem Impingementsyndrom, die mit der Kontrollgruppe verglichen wurden, ist mehr Bindegewebe zwischen den Fasern des M. deltoideus, jedoch kein Unterschied in der Vaskularisation festgestellt worden. (M. Kromberg 1997) 4 Zwei Anatomen der Universität Fribourg fertigten elektronische Mikrofotografien der Unterschenkelfaszie bei 51 Personen an. Zu ihrer Überraschung fanden sie viele unmyelinisierte Nervenfasern und viele sensible Nervenendigungen zwischen Kollagenfasern dieser Faszie. Manuelle Therapeuten, die sich mit der Behandlung von schmerzhaften Fasziensyndromen – häufig mit Erfolg – mittels der mechanischen und /oder thermischen Stimulation beschäftigen, haben nun ein neues Argument zur Begründung ihrer Vorgehensweise. (J. Straubesand 1996) 5 Untersuchungen mit Einsatz eines Elektronenmikroskops haben gezeigt, dass zahlreiche Arten sensibler Nervenendigungen, die mit afferenten Fasern von kleinem Durchmesser verbunden sind, freie Nervenendigungen darstellen. Eine typische Verteilung dieser Endigungen kommt im Muskeln umgebenden Bindegewebe vor. (S. Mense 1993)


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MYOFASZIALE EINHEITEN

–– ist die Faszie in einem bestimmten Umfang elastisch, was ermöglicht, dass sie sich an der motorischen Koordination und der Bewegungsperzeption beteiligt sowie Veränderungen in der Körperhaltung signalisiert6; –– kommen innerhalb von ihr stärker innervierte Bereiche vor – es handelt sich um das Koordinationszentum (CC)7 und das Perzeptionszentrum (CP) jeder mf Einheit. Außerdem, wenn die Faszie einer wiederholten ungeeigneten und nicht ergonomischen Stimulation unterzogen wird, kommt es zur Modifikation ihrer Grundsubstanz. So eine Modifikation kommt nicht bei allen Personen vor, die ihre Faszie übermäßig belasten. Zum Beispiel tritt Epicondylitis lateralis humeri (Tennisellenbogen) nicht bei allen Tennisspielern auf. Zur Densifikation der Faszie und infolgedessen zur Veränderung der Sehnenanspannung kommt es beim Auftreten von Begleitfaktoren, welche die Entwicklung von Dysfunktionen fördern, wie z. B. metabolische Störungen, Funktionsstörungen des vegetativen Systems, Fehlhaltungen, frühere Verletzungen etc. Solche Faktoren treten bei unterschiedlichen Personen mit verschiedener Stärke auf: bei einer Person kann der Umweltfaktor überwiegen, bei der anderen der metabolische Faktor oder der Erbfaktor8 (Abb. 7.1). Beim Patienten A kam es infolge der Überbeanspruchung einer Extremität zur Epicondylitis, weil sein Metabolismus nicht in der Lage war alle Stoffwechselprodukte, die sich infolge der ausgeführten Aktivität angesammelt hatten, abzubauen; beim Patienten B hat der Umweltfaktor (Arbeit, Kälte) zur Entwicklung der Epicondylitis geführt, beim Patienten C überwog seine genetische Veranlagung über die frühere Ellenbogenfraktur. Die Fasziendensifikation tritt nicht großflächig, sondern in begrenzten Bereichen auf. Diese Bereiche werden größtenteils Muskeltraktionen unterworfen und entsprechen den Koordinationszentren (CC) aller mf Einheiten.

6 Im Bindegewebe sind Nervenendigungen unterschiedlicher Art vorzufinden. Sie weisen eine sensorische Innervation auf, welche die Wahrnehmung mechanischer-, termischer- und Schmerzimpulse sicherstellt. (H. Gray 1993) 7 Auf der anderen Seite verweist Heine in Anlehnung an makroskopische und histologische Untersuchungen darauf, dass Akupunkturpunkte über Perforationen innerhalb der Körperfaszien angeordnet sind. Neurovaskuläre Faszikeln verlaufen durch diese Perforationen, bevor sie weiter in die Tiefe gehen. (H. Heine 1988) 8 Leistenbruch und jegliche Schwächungen der transversalen Faszie bilden eine häufig auftretende Pathologie, deren Ursache nicht bekannt ist. Nachhaltige Veränderungen des MMP-2 Niveaus bei Zellkulturen weisen darauf hin, dass die Ursache dieser Pathologie eher ein genetischer Defekt als ein Umweltfaktor ist. (J. Bellon 2001)

70 60 50

Umweltfaktoren

40 30

metabolische Faktoren

20

Erbfaktoren

10 0

Patient A Patient B Patient C

Abb. 7.1 Anteil unterschiedlicher Faktoren bei der Ätiopathogenese der Fasziendensifikation Tab. 7.1 Physiologische und pathologische Reaktion der Faszie auf Überlastung Physiologische Antwort  Densifikation der Grundsubstanz  Wiederherstellung  Reorganisation der Kollagenfasern  Heilung

Pathologische Antwort  Densifikation der Grundsubstanz  Erneute Entzündung  Dysplasie der Kollagenfasern  Hyperplasie der Kollagenfasern

Die Überbeanspruchung ruft eine Wiederherstellungsreaktion hervor, was eine Densifikation der Grundsubstanz der Faszie zur Folge hat (Tab. 7.1). Erholung ermöglicht allgemein betrachtet die Wiederherstellung des Gewebes, die Orientierung der Kollagenfasern und ihre vollständige Heilung. Wenn hingegen der Punkt weiter überlastet wird, verlängert sich die Densifikation der Grundsubstanz, welche sich verfestigt – infolgedessen kommt es zur Korrektur und Modifikation des Kollagenfasernetzes9. Diese Fasern liegen häufig nicht entlang der physiologischen Linien, weil der Schmerz zur veränderten Körperhaltung führte oder die Ruhigstellung des entsprechenden Körperteils erforderlich machte10. 9 Die Widerstandsfähigkeit der Kollagenfasern gegenüber mechanischen Belastungen ist durch die Herausbildung einer Serie von intraund intermolekulären Verbindungen möglich. Eine unzureichende Regelung der Synthese und des Kollagenausstoßes ruft hypertrophische Vernarbung, Fibrose und organische Störungen hervor. Im reifen Gewebe zeichnen sich Fasern durch einen verlangsamten Wechselprozess aus, der rund 30 Tage dauert. Das Kollagen sollte nicht lediglich als ein passives, neutrales Hüllmaterial aufgefasst werden. Das Eiweiß verbindet sich mit den oberflächlichen Zellen und regelt die Morphogenese, die Chemotaxis, die Thrombozytenaggregation sowie die Zellkohäsion. (E. Robin 1993) 10 Die Aktivierung der Triggerpunkte kann die Folge einer langwierigen Ruhigstellung eines Körperteils sein. (J. Travell 1998)


MANIPULATION DER MYOFASZIALEN EINHEITEN

Abb. 7.2 Bei der Palpation wird, auf der Suche nach dem empfindlichsten und von der Densifikation betroffenen Punkt, mit den Fingern zwischen Muskeln und Septen penetriert

Abb. 7.3 Nach der Ermittlung des korrekten Punktes geht man zu dessen Manipulation über. In diesem Fall wird der Knöchel des Zeigefingers verwendet, wodurch man eine Überanstrengung der Finger vermeidet

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MYOFASZIALE EINHEITEN

Normalerweise lösen alle Überlastungs- und Traumastimuli, wie etwa eine Gelenkverstauchung mit Faszienriss, eine lokale Entzündung mit Schwellung aus. Ein Zustrom der Fibroblasten fördert die Heilung, wobei physiologische Bewegungen zur Orientierung der Kollagenfasern (von den Fibroblasten generiert) entlang der Traktionslinien führen. Schließlich verheilt der verletzte Bereich vollständig. Infolge der Fehlhaltung kommt es zur Asymmetrie der Faszienspannungen, was zur allmählichen Entwicklung von Fibrose im betreffenden Körperbereich und anschließenden Schmerzen führt. Im Laufe der Jahre können Faszien ihre Elastizität verlieren, solange dieser Prozess jedoch gleichmäßig zwischen den beiden Körperhälften erfolgt, kommt es zu keinem Ungleichgewicht. Ist eine Faszie in Folge von Überlastungen mit Stoffwechselprodukten gesättigt, kommt es zur Ermüdung des betreffenden Körperteils, zu Krämpfen und zu Juckreiz. Tiere, die solche Symptome verspüren, ruhen sich aus oder greifen mit der Pfote zur betroffenen Stelle, um die Flüssigkeit der Fasziengrundsubstanz wiederherzustellen. Leider wird das Gehirn von vielen äußeren Faktoren abgelenkt, weshalb es eine fasziale Störung erst dann wahrnimmt, wenn die aus ihr anfänglich resultierende Schwellung sich in Azidose und Densifikation mit den daraus resultierenden Schmerzen umwandelt. In der Regel geht eine Densifikation der Fasziengrundsubstanz11 nicht selbständig zurück, weshalb nur ein angemessener Eingriff ihre Konsistenz modifizieren kann. Die Faszie ist plastisch, aber zugleich auch formbar12, was bedeutet, dass sie ihre Konsistenz unter Einwirkung äußerer Stimulation modifiziert. Die Manipula11 Alle Typen von Bindegewebe bestehen aus zwei Hauptkomponenten – dem Zellgewebe und der extrazellulären Matrix. Die extrazelluläre Matrix bestimmt die physischen Eigenschaften aller Bindegewebetypen. Die Grundsubstanz der Faszie hat eine halbflüssige, gelartige Konsistenz. Sie beinhaltet sieben Typen Polysaccharidketten und ein Faserprotein… Fibronektin ist ein Glykoprotein – es kontrolliert die Sekretion und Kollagenorientierung in der extrazellulären Matrix. (P. Wheater 1994) 12 Das Bindegewebe verdankt seine Elastizität der Faseranordnung in der Grundsubstanz. Kollagenfasern an sich sind nicht elastisch, sondern spiralförmig und mit elastischen Fasern verflochten, was eine federnde Hin-und-Her-Bewegung ermöglicht. Wenn diese Fasern dicht zusammengeballt oder nicht entsprechend der Bewegungsrichtung angeordnet sind, geht ihr elastisches Potential verloren… Die extrazelluläre Matrix ist eine Proteinlösung. Zu ihren Haupteigenschaften gehört Reaktionsfähigkeit auf Temperaturveränderungen – Proteinlösungen werden in wärmeren Temperaturen flüssig (Sol) und in kühleren Temperaturen sämig (Gel)… Der Blutkreislauf sorgt für Wärme sowie Nährstoffe und entsorgt Abfallstoffe. Wenn der Kreislauf in den Kapillaren schwächer wird, verändert die kolloidale Matrix ihren Zustand von Sol zu Gel und ihre Konsistenz wird klebriger, indem die Bindegewebsfasern zu einer unbeweglichen zusammengeballten Masse „geschlossen“ werden. Fasern haben die Fähigkeit sich unter Einfluss des Gewebestresses zu mehren. Die entstandene Matrixmasse mit erhöhter Fasermasse kann durch Palpation als eine unbewegliche und schmerzhafte Verdickung ermittelt werden. Diese Veränderung kann durch die

tion nimmt Einfluss auf die Faszie, weil sie ein einfach zugängliches Gewebe ist und sich durch eine hohe Fähigkeit zur Selbstregeneration auszeichnet. Veränderungen in einem CC können außer Gelenkschmerzen (CP) auch eine Gelenkblockierung verursachen. Wenn es sich um eine frische Veränderung handelt, ist eine direkte Behandlung über Gelenkmobilisation möglich. Dank der Gelenkbefreiung werden nozizeptive Afferenzen reduziert und die erhöhte Anspannung der mf Einheit verschwindet. Wenn jedoch ein chronischer Zustand die Densifikation des CC verursacht hat, ist eine direkt auf das CC gerichtete Manipulation erforderlich. Die Manipulation muss auf das von der Densifikation betroffene CC entsprechend lange einwirken, damit eine ausreichende Reibung auf die Faszie ausgeübt und die erforderliche Wärme erzeugt wird. Die Wärme modifiziert die Grundsubstanzkonsistenz und initiiert den Entzündungsvorgang, der für den Wiederherstellungsprozess erforderlich ist. Auf diese Weise beseitigt der Therapeut die Densifikation, welche die korrekte Funktionsweise des CC behindert, anschließend erfolgt der Heilungsprozess, welcher der Faszie den richtigen Elastizitätsgrad wiederverschafft. Die neuen Kollagenfasern orientieren sich wieder entlang der normalen Kräftelinien, jedoch nur im Falle des Spannungsgleichgewichts der Faszie. Deshalb ist es wichtig, den therapeutischen Eingriff nicht nur auf einen einzelnen Punkt zu beschränken, sondern alle eventuellen posturalen Dekompensationen zu berücksichtigen. Ausfüllen der Patientenkarte Die Behandlung des betroffenen CC, das für das Ungleichgewicht verantwortlich ist, bildet den einzigen Weg, um eine sofortige funktionelle Verbesserung zu erreichen. Die Ermittlung dieses CC lediglich durch Palpation ist oft nicht ausreichend – wenn die Extremität sich in einem entzündeten Zustand befindet, reagiert die Faszie des gesamten betroffenen Bereichs häufig überempfindlich. Deshalb ist es wichtig auf der Grundlage der gesammelten Angaben zu ermitteln, welcher Punkt für die Dysfunktion verantwortlich sein kann. Die Behandlung der Faszie ist schmerzhaft, weshalb dies nicht durch Ausprobieren erfolgen kann. Vor der Aufnahme der Behandlung sollte ein therapeutischer Plan erarbeitet werden. Ein sorgfältiges Ausfüllen der Patientenkarte hilft den richtigen Punkt auszuwählen und dokumentiert den Verlauf der Behandlung. Die Patientenkarte beinhaltet persönliche Daten und die Krankheitsgeschichte (Abb. 7.4), eine verkürzte Beschreibung der ursprünglichen SympManipulation wieder abgeschafft werden. Eine direkte Folge davon bildet die physische Modifikation der Matrixkonsistenz. (R. Shultz 1996)


MANIPULATION DER MYOFASZIALEN EINHEITEN

87

Fasziale Manipulation – Patientenkarte für Funktionsstörungen des Bewegungsapparats

A M F

Patientendaten Nachname und Vorname

Alter

Beruf

Adresse

Telefon

Sport

Diagnose

Datenerfassung Segm.

max. Schm.

Lok.

Seite

Dauer Wiederk. VAS

ROM schmerzhafte Bewegung

Hypothese oder Behandlungsplan Welche Sequenz soll überprüft werden?

Ist auch antagonistisches CC beteiligt? Behandlungsziele

Bewegungsprüfung Frontalebene

Sagittalebene

Transversalebene

Palpatorische Untersuchung Frontalebene

Sagittalebene

Transversalebene

Behandlung Datum

behandelte CC und CF

Ergebnis nach 8 T.

Abb. 7.4 Patientenkarte für segmentale Funktionsstörungen des Bewegungsapparats

Die Patientenkarte muss: tome und behandelten Punkte. Ein unerfahrener Therapeut, der sich mit der Faszialen Manipulation beschäf- –– lesbar sein – diese erste Voraussetzung könnte für eine Person, die eine Patientenkarte zur Faszialen Maniputigt, verwendet eine Patientenkarte, in der Platz für die lation zum ersten Mal vor Augen hält, eventuell nicht Eintragung der Hypothese in Bezug auf die zur Behandnachvollziehbar sein; nachdem man sich mit der entlung vorgesehenen Punkte sowie für die Bewegungsprüsprechenden Terminologie vertraut gemacht hat, wird fung und die palpatorische Untersuchung vorhanden ist.


Die Seiten 88-90 stehen nicht zur VerfĂźgung


MANIPULATION DER MYOFASZIALEN EINHEITEN

Untersuchung Die Untersuchung umfasst zwei Teile ‒ die Bewegungsprüfung und die palpatorische Untersuchung. Die Bewegungsprüfung kann folgende Elemente umfassen: –– aktive Untersuchung ‒ der Patient bewegt das schmerzhafte Segment in drei Ebenen; der Therapeut registriert jedwede Gelenkeinschränkung; –– passive Untersuchung ‒ das schmerzhafte Segment wird durch den Therapeuten in drei Ebenen bewegt, was die Wahrnehmung von Kompensationsbewegungen des Patienten zur Schmerzvermeidung ermöglicht; –– Untersuchung gegen Widerstand ‒ der Patient muss sich einem stärkeren Widerstand widersetzen, was die Einschätzung der Muskelkraft ermöglicht; falls möglich, wird ebenfalls die Gegenseite untersucht und die Befunde verglichen. Ziel der Bewegungsprüfung ist die Ermittlung der mf Einheit, die für das artikuläre Ungleichgewicht verantwortlich ist. Damit eine bestimmte Einheit ermittelt werden kann, wird eine Untersuchungstabelle (Tab. 7.7) verwendet – es vereinfacht den Vergleich aller sechs mf Einheiten, die für die Bewegung des betreffenden Segments in drei Ebenen zuständig sind. Die Einheit, welche einen starken Schmerz aufweist, wird mit drei Sternen (***) markiert, im Falle eines mittleren Schmerzes werden zwei Sterne (**) und im Falle eines geringen Schmerzes wird ein Stern (*) zugeordnet. Myofas­ziale Einheiten, die keinerlei Schmerzen aufweisen, dürfen nicht in die Tabelle zur Bewegungsprüfung eingetragen werden. Aus der o. g. Bewegungsprüfung des Segments Humerus (hu) ergibt sich, dass die Laterobewegung am schmerzhaftesten ist (***). Auch im Falle eines geringen Schmerzes, jedoch mit begleitender erheblicher Schwächung der den Arm hebenden Muskeln, kann man drei Sterne eintragen. Aus der dargestellten Tabelle ergibt sich auch, dass ein Schmerz bei der Aktivität der mf Einheiten der Medio- und Antebewegung des Humerus empfunden wird.

Die palpatorische Untersuchung sollte Folgendes offenlegen: –– Schmerzen ‒ manchmal genügt bereits eine sanfte Berührung des CC um Schmerzen auszulösen. Jedoch dieser Parameter alleine ist nicht genügend, weil die Schmerzhaftigkeit des von der Entzündung betroffenen Segments sehr groß sein kann. Die Palpation sollte in den oberflächlichen Schichten beginnen und bei minimaler Druckkraftaufwendung, die zum Erreichen der Faszie erforderlich ist, zu den tieferen Schichten durchdringen. In jedem Fall sollte der Patient nicht nur das Druckgefühl, sondern auch die Stech- oder Einreißwahrnehmung melden; –– Densifikation ‒ mit zunehmender Erfahrung ermittelt der Therapeut immer einfacher und schneller die CC-Stellen. Eine Densifikation erkennt der Therapeut palpatorisch an einer Einschränkung der Gleitfähigkeit des Gewebes. Manchmal tastet er auch kleine knotige Veränderungen, die Granulationsgewebe ähnlich sind; –– Schmerzausstrahlung ‒ häufig tritt die Schmerzausstrahlung, die sich vom CC zum CP ausbreiten kann, nicht sofort auf, sondern nach einer längeren Palpation des CC. Zusammenfassend ist festzustellen, dass, falls das CC von einer Densifikation schmerzhaft betroffen ist und von ihr der Schmerz in Richtung CP ausstrahlt, es sich höchstwahrscheinlich um den korrekten behandlungsbedürftigen Punkt handelt. Dabei sollte eine gewisse Übereinstimmung zwischen dem, was der Therapeut mittels der Palpation ertastet, und der Wahrnehmung des Patienten herrschen. Die Tabelle für die palpatorische Untersuchung deckt sich mit der Tabelle für die Bewegungsprüfung. Je nach Empfindlichkeit des Koordinationszentrums der mf Einheit werden entweder ein, zwei oder drei Sterne zugeordnet. Häufig deckt sich der Befund der palpatorische Untersuchung mit dem Befund der Bewegungsprüfung. Wenn die Befunde unterschiedlich ausfallen, erfolgt die Behandlung anhand der CC, die durch die palpatorische Untersuchung ermittelt wurden.

Tab. 7.7 Tabelle zur Bewegungsprüfung

Behandlung

Frontalebene LA-HU*** ME-HU**

Sagittalebene RE-HU AN-HU**

Transversalebene ER-HU IR-HU

Nach der Ermittlung des adäquaten CC mittels der o. g. Untersuchungsverfahren kann die entsprechende Behandlung aufgenommen werden. Die Therapie kann hinsichtlich ihrer Intensität und der Einwirkungstiefe aus Einen weiteren Schritt bildet die palpatorische Unterfolgenden Gründen unterschiedlich sein: suchung, die es ermöglicht, Veränderungen in den Koor–– oberflächliche Reibung wird angewendet, wenn die dinationszentren (CC) der mf Einheiten, die anhand der Störung der tiefen Faszie auch das subkutane lockeBewegungsprüfung ermittelt wurden, festzulegen. re Bindegewebe erfasst hat (Jarricots Dermographismus, Valleixs Pannikulitis, Dicks Dermographismus);

91


MYOFASZIALE EINHEITEN

92

cc

1 2 3

1) Haut; 2) Hypodermis mit der mittleren Schicht, und zwar mit der oberflächlichen Faszie; 3) tiefe Faszie mit dem CC, das von einer Densifikation betroffen ist

Abb. 7.5 Die Behandlungsweise der Faszie

–– statische Kompression wird im Falle einer serösen Schwellung der Grundsubstanz angewendet (Kellgrens empfindliche Punkte, Strauss’ empfindliche Knoten); –– tiefe Reibung wird beim Auftreten von Granulationsgewebe oder der Densifikation der Faszie angewendet (Travells Triggerpunkte, Frorieps Muskelverhärtung, Goods myaligische Punkte, Maignes zellulagische Zonen). Die Mehrheit der sich an den Therapeuten wendenden Patienten beklagt sich über chronische Funktionsstörungen mit Densifikation der Grundsubstanz. In solchen Fällen wird hauptsächlich tiefe Reibung angewendet. Zur Verringerung der Kraftanstrengung benutzt der Therapeut dabei den Ellenbogen oder die Fingerknöchel. Bei großer Schmerzhaftigkeit, bevor mit der eigentlichen Manipulation begonnen wurde, werden der Ellenbogen bzw. die Fingerknöchel an dem zu behandelnden CC platziert um einen schwächeren Druck auszuüben, bis die anfänglichen Schmerzreaktionen kleiner werden13. Diese Überempfindlichkeit wird dadurch verursacht, dass freie Nervenendigungen, die sich im Bereich des verhärteten und nicht dehnbaren Gewebes befinden, in einer nicht physiologischen Art gespannt sind. 13 Die Drehbewegung einer Nadel stimuliert stark die Muskelpropriozeptoren und ruft ein Gefühl hervor, das in der TCM als Deqi bezeichnet wird. Dieses Gefühl überschreitet die normale Schmerzwahrnehmung und muss zwecks vollständigen Kennenlernens der myofaszialen Schmerzcharakteristik persönlich erfahren werden. (F. Mann 1995)

Während der Manipulation muss Reibung an der Stelle, die von der Densifikation betroffen ist, entstehen, damit die lokale Temperatur ansteigt. Die Haut des Ellenbogens oder des Fingerknöchels des Therapeuten muss mit der Haut des Patienten festen Kontakt haben, damit sie auf ihr nicht rutscht; andernfalls könnte es zur Abschürfung kommen. Während der Manipulation wird das subkutane lockere Bindegewebe rhythmisch zusammen mit dem Ellenbogen oder den Fingerknöcheln verschoben und die Reibung wird an die tiefe Faszie weitergeleitet (Abb. 7.5). Der während der Behandlung ausgeübte Druck sollte für den Patienten tolerierbar sein, weshalb ein ständiger Kontakt zwischen ihm und dem Therapeuten notwendig ist. Es wird empfohlen während der Behandlung des CC den Patienten zu fragen, ob: –– der Schmerz zum CP ausstrahlt und der Patient die ihm bekannten Symptome verspürt; –– er an der Stelle des behandelten CC einen stechenden Schmerz, wie bei einem Nadeleinstich (erwünschte Reaktion) oder lediglich einen starken Druck verspürt; –– sich der Patient eine kurze Behandlungspause wünscht; –– die Schmerzlinderung mit der vom Therapeuten verspürten zunehmenden CC-Fluidität übereinstimmt14. Bei dieser Technik sollte der Therapeut sein ganzes Körpergewicht anwenden, was die Einnahme einer korrekten Körperhaltung in Richtung des ausgeübten Drucks erforderlich macht. Anfangs wird ein leichter Druck ausgeübt, den man bei gleichzeitiger Erhöhung des Kontaktbereichs ‒ bis zur Erfassung des CC, das von der Densifikation betroffen ist – schrittweise erhöhen sollte. Eine weitere Erhöhung des ausgeübten Drucks ist nicht notwendig, die ständige Reibung sollte aber beibehalten werden, bis eine für die Modifikation der Gewebekonsistenz erforderliche Temperatur erreicht wird. Die Druckkraft unterscheidet sich je nach dem manipulierten Körperbereich; so zum Beispiel beträgt der zur Behandlung von Koordinationszentren der drei mf Einheiten des Segments Lumbi erforderliche Druck drei oder vier Kilogramm15. 14 Die sich innerhalb des CC entwickelnden Gewebeveränderungen bewirken, dass die Faszie „rau“ wird, was der Therapeut über die Palpation als eine Art körniges Gewebe spürt. Unter der Manipulationseinwirkung, die darauf beruht, dass das veränderte CC der Reibung ausgesetzt wird, wird Wärme freigesetzt, welche die Konsistenz der Densifikation modifiziert. Infolgedessen kommt es zur schnellen Linderung des lokalen und des ausstrahlenden Schmerzes sowie zur Erhöhung des passiven und aktiven Bewegungsumfangs. Über die Palpation können wir feststellen, dass der betreffende Punkt elastischer geworden ist. (L. Stecco 1990) 15 Untersuchungen haben gezeigt, dass eine unterschiedliche Druckkraft erforderlich ist, um einen stechenden Schmerz in drei Punkten, die bei der Behandlung von Lumbago zu berücksichtigen sind, aus-


Die Seiten 93-98 stehen nicht zur VerfĂźgung


8

ANATOMIE DER MYOFASZIALEN SEQUENZEN Die Analyse der myofaszialen (mf) Sequenzen berück- –– die zweite Form verbindet jene Sequenzen, die bei der sichtigt zwei verschiedene Formen der faszialen Orgasenkrechten Körperhaltung in einer der Raumebenen nisation: beteiligt sind. Um ein Gewicht bei abduziertem Arm –– die erste Form verbindet unidirektionale mf Einheiten zu halten, werden alle Sequenzen in der Frontalebene des Rumpfes oder der Extremitäten, die sich innerhalb aktiviert, d. h. die Sequenz der Laterobewegung der eines einzelnen Faszienkompartiments befinden. So oberen Extremität und die Sequenz der Laterobeweumfasst zum Beispiel das vordere Faszienkompartigung auf der gegenüberliegenden Seite des Rumpfes ment des Oberarms und des Unterarms die mf Einheiarbeiten zusammen mit der Sequenz der Laterobeweten der Antebewegung des Humerus (hu), des Cubigung und der Mediobewegung der unteren Extremitus (cu), des Carpus (ca) und der Digiti (di) (Abb. 8.1); tät (Abb. 8.2).

LA

LA

AN-HU LA

AN-CU

AN-CA AN-DI

ME LA

Frontalebene = LA, ME Sagittalebene = RE, AN Transversalebene = ER, IR Abb. 8.1 Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität

Abb. 8.2 Kontinuität zwischen den Sequenzen in derselben Ebene


MYOFASZIALE SEQUENZEN

100

Oberschenkelfaszie (Fascia lata), Fascia lata stesa sopra die sich über demquadricipite M. quadriceps il muscolo femoris erstreckt

Muscolo gracile M. gracilis, derinserito unterhalb sotto il sartorio des M. sartorius ansetzt

Muscolo M. semitendinoso semitendinosus

profonda Medialer Teil der Fascia Unterschenkelfaszie della gamba mediale (Fascia cruris)

L O es dn e ov pro a- be M ed

M.Muscolo sartorius nach demliberato Entfernen sartorio seinerguaina faszialen Scheide dalla sua fasciale

Tibia, Tibia die von der Unterschenkelfaszie ricoperta dalla fascia profonda dellabedeckt gambaist

Abb. 8.3 Muskelansätze des Pes anserinus am Knochen

Anhand der obigen Abbildung kann angenommen werden, dass der M. semitendinosus lediglich auf die Tibia einwirkt. Die nächste Abbildung (Abb. 8.4) zeigt Ansätze mehrerer tendinöser Verzweigungen dieses Muskels an dem medialen Teil der epimysialen Faszie des M. gastrocnemius. Es wird angenommen, dass diese tendinofaszialen Verbindungen der Synchronisation der Aktivität beider Muskeln bei einer Knieflexion dienen.


Die Seiten 101-105 stehen nicht zur VerfĂźgung


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MYOFASZIALE SEQUENZEN

der Korrektur kann dies jedoch in der Zukunft zu unterschiedlichen Deformationen führen. Eine Densifikation bei einer erwachsenen Person kann über eine kontralaterale Densifikation und diese wiederum über eine proximale Densifikation neutralisiert werden. Wenn jedoch die Faszie ihre weitere Fähigkeit zur Adaptation verliert oder wenn ihre Fähigkeit zur Aufrechterhaltung des posturalen Gleichgewichts gestört wird, kommt es zur ständigen Reizung der Nozizeptoren. Um den Schmerz zu lindern, kommt es in diesem Stadium zur Deformation verschiedener Gelenke. Die fasziale Manipulation kann dabei helfen, die Körperadaptation an diese anormalen Faszienspannungen zu verhindern. Manchmal manifestieren sich mehrere Densifikationen nicht gleichzeitig, sondern abwechselnd. Dies bedeutet, dass die Kontraktion einer mf Einheit für eine Zeit lang die Spannung einer anderen Einheit reduziert. In einem solchen Fall klagt der Patient zunächst über Rückenschmerzen, die später abnehmen, dabei treten jedoch Nackenschmerzen auf. Anschließend verlagert sich der Schmerz auf die Schultern oder auf die unteren Extremitäten, wonach die Rückenschmerzen wieder auftreten. Die genaue Analyse der Ebenen, in denen Kompensationen entstehen, macht das Auffinden der CC, die von der Densifikation im höchsten Grade betroffen sind, möglich. Schmerzen des Bewegungsapparats können auch mit internen Funktionsstörungen einhergehen. So kann zum Beispiel solch eine Schmerzart als Gallenkolik, hervorgerufen durch die Verlagerung von kleinen Gallensteinen, diagnostiziert werden. Die Ursache für die Beschwerden sind jedoch nicht die Gallensteine an sich, sondern die Rigidität der internen Faszie, die nicht in der Lage ist, sich an die plötzliche Ausdehnung, welche wiederum durch die Verlagerung dieser Gallensteine hervorgerufen wurde, anzupassen. Wenn die Ductusfaszien gesund und elastisch sind, kann man normal auch mit großen Gallensteinen leben, ohne irgendwelchen Schmerz zu empfinden. Der Übertragungsschmerz aus diesem Innengewebe breitet sich entsprechend der Anordnung und Kontinuität der internen und externen Faszien aus. Bei der Untersuchung der Kompensationsursache ziehen wir häufig den Schluss, dass der Schmerz mit zwei räumlichen Ebenen verbunden ist (z. B. bei der Laterobewegung und der Extrarotation). In einem solchen Fall muss man die Hauptkomponente erkennen, welche die Ursache für das Ungleichgewicht bildet. Deshalb werden während einer Behandlungssitzung nur Koordinationszentren (CC) einer Ebene behandelt, auch wenn das Problem die Laterobewegung und die Extrarotation betrifft. Wenn das Behandlungsergebnis hinreichend gut ist (z. B. ++ oder +++), ist es offensichtlich, wie das weitere Therapieverfahren aussehen wird. Wenn während ei-

la, er, re an, ir, me

3 2 1 I

V II

III

IV

Abb. 8.7 Sequenzenden an den Händen

ner Behandlungssitzung die CC zweier Ebenen behandelt werden und das Ergebnis unklar ist, ist es schwierig zu entscheiden, welche Ebene als nächste zu behandeln ist. Ziel der therapeutischen Vorgehensweise ist die Wiederherstellung der Koordinationsfunktion der Faszie durch die Beseitigung von Densifikationen, welche diese Aktivität stören. Sequenzenden an Fingern und Zehen sowie am Kopf Häufig weist die Lokalisation der Beschwerden nicht eindeutig auf eine bestimmte Ebene hin. Bei der Auswahl der Sequenz für die Behandlung kann die an den Patienten gerichtete Frage über die Anwesenheit von Parästhesien und/oder Deformationen der Finger oder Zehen, bzw. des Kopfes, helfen. Distale Parästhesien entstehen, wenn Faszienkompensationen, die entlang einer Sequenz verlaufen und infolge einer oder mehrerer Densifikationen auftreten, den Endabschnitt der Sequenz umfassen. In diesem Bereich werden die Nozizeptoren unphysiologisch gespannt. Deshalb werden ihre afferenten Impulse in Parästhesien umgewandelt. In anderen Fällen wird die Anspannung entlang der Sequenz durch eine Deformation distaler Körperteile neutralisiert (Hallux valgus, Digitus malleus, Digitus saltans etc.). Das Bestehen eines bestimmten Zusammenhangs zwischen den Sequenzen und Fingern oder Zehen ist nicht so offensichtlich, wie es auf den dargestellten Abbildungen der Fall ist. So endet zum Beispiel die Sequenz der Laterobewegung der oberen Extremität am


ANATOMIE DER MYOFASZIALEN SEQUENZEN

la, er, re an ir me

V IV III II I 1, 2, 3

Abb. 8.8 Sequenzenden an den Füßen

Abb. 8.9 Sequenzenden am Kopf

Zeigefinger, aber die Faszie, welche den ersten M. inter­ osseus bedeckt, erstreckt sich auch über die restlichen Mm. interossei, weshalb Parästhesien manchmal die ganze Hand umfassen können.

Sequenzenden an der unteren Extremität

Sequenzenden an der oberen Extremität Finger brauchen zum Greifen von Objekten und zur Wahrnehmung ihrer dreidimensionalen Form motorische Unabhängigkeit. Deshalb weist jeder Finger eine entsprechende mf Sequenz auf (Abb. 8.7): –– Sequenz der Antebewegung am Daumen, –– Sequenz der Laterobewegung am Zeigefinger, –– Sequenz der Intrarotation am Mittelfinger, –– Sequenz der Extrarotation am Ringfinger, –– Sequenz der Mediobewegung und der Retrobewegung am kleinen Finger. Zum Anzeigen eines funktionsgestörten Fingers werden römische Zahlen verwendet (I – Daumen, II – Zeigefinger etc.). Zum Anzeigen des betroffenen Interphalangealgelenks werden arabische Zahlen verwendet (1 – distales Interphalangealgelenk, 2 – proximales Interphalangealgelenk, 3 – Metacarpophalangealgelenk); im Falle des Daumens und des großen Zehs zeigt die Ziffer 3 das Karpometakarpalgelenk und das Tarsometatarsalgelenk an.

Die Zehen erinnern gewissermaßen an Fühler – sie nehmen den Untergrund unter ihnen wahr und organisieren die Anpassung der Sequenzen über ihnen (Abb. 8.8). Viele Haltungs- und Positionsreflexe werden durch diese beidseitigen Spannungen gesteuert, weil Veränderungen der Fußstellung unterschiedliche mf Sequenzen anspannen und aktivieren: –– am großen Zeh enden zwei Sequenzen: die der Antebewegung und die der Intrarotation, –– am zweiten und dritten Zeh enden zwei andere Sequenzen: die der Laterobewegung und die der Mediobewegung, –– am vierten Zeh endet die Sequenz der Extrarotation, –– am kleinen Zeh endet die Sequenz der Retrobewegung. Die motorische Organisation der Zehen unterscheidet sich von der motorischen Organisation der Finger – der große Zeh zeichnet sich durch eine gewisse Unabhängigkeit aus, die drei mittleren Zehen bewegen sich synchron und anders als der kleine Zeh.

Sequenzenden am Kopf Sequenzen der Extremitäten sind mit den Sequenzen des Rumpfes verbunden und diese wiederum enden am Kopf (Abb. 8.9). Da der Kopf Organe zur Richtungswahr-

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Die Seiten 108-128 stehen nicht zur VerfĂźgung


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MYOFASZIALE SEQUENZEN DER OBEREN EXTREMITÄT Ein besserer Weg myofasziale (mf) Sequenzen kennenzulernen ist eher die Analyse der Muskeln hinsichtlich ihrer Verbindungen mit der Faszie als hinsichtlich ihrer Ursprünge und Ansätze. Wenn wir als Beispiel die Faszie über der Sehne des M. deltoideus betrachten (Abb. 11.1), werden wir feststellen, dass die Deltoideusfaszie (Fascia deltoidea) mit den Fasern des M. deltoideus mittels zahlreicher Septen verbunden ist1. Je nachdem welcher Teil des Muskels kontrahiert wird, werden Septen und die umgebende Faszie unterschiedlich angespannt. Vor allem die longitudinale Traktion, die auf das Septum intermusculare brachii laterale über einen Teil der Sehne des M. deltoideus einwirkt, kann die Spannung des M. brachioradialis und des M. extensor carpi radialis longus beeinflussen, da diese durch das Septum verbunden sind. Diese myofaszialen Verbindungen bilden die Sequenz der Laterobewegung. Zusätzlich gibt es die transversale Traktion, die über einen Teil der Fasern der Extrarotatoren des Humerus (hu), des Cubitus (cu) und des Carpus (ca) auf das Septum intermusculare brachii laterale einwirkt. Die Extrarotationssequenz wird durch die Summe dieser posterolateralen Kräfte gebildet. Es gibt auch eine Spannkraft der Spiralen, die am meisten auf die oberflächlichen faszialen Fasern einwirken. Die vorderen Fasern des M. deltoideus, die den Oberarm nach vorne und lateral (an-la-hu) bewegen, spannen den hinteren Teil der Oberarmfaszie an. Die hinteren Fasern des M. deltoideus, die den Oberarm nach hinten und medial (re-me-hu) bewegen, spannen den vorderen Teil der Oberarmfaszie an. Diese Art der Muskelinterpretation stellt nicht nur akademisches Wissen ohne etwaige praktische Anwendung

dar, sie ermöglicht nämlich durchaus viele therapeutische Anwendungen. Wenn zum Beispiel der Patient über Schmerzen klagt, die entlang des lateralen Bereichs des Oberarms ausstrahlen, bevor die Möglichkeit der Kompression von Nervenstrukturen in Betracht gezogen wird, kann häufig über die Untersuchung der Sequenz der Laterobewegung eine CC-Densifikation der mf Einheit, die zu dieser Sequenz gehört, festgestellt werden. Durch das manuelle Vorgehen kann die Notwendigkeit vermieden werden, auf andere Behandlungsmethoden zurückgreifen zu müssen. Mit anderen Worten, wenn der Patient nach der faszialen Manipulation keine Schmerzen mehr verspürt, kann man davon ausgehen, dass das Problem eine Störung der Faszie war. Die Diagnose wird also vom Ergebnis der Therapie bestätigt, was RE-ME-HU LA-HU AN-LA-HU

ER-HU

LA-CU LA-CA ER-CU ER-CA

1 Die vorderen und hinteren Fasern des M. deltoideus kommen direkt an der Sehne zusammen, wogegen der mittlere Teil des Muskels mehrfach gefiedert ist – vier tendinöse intermuskuläre Septen verlaufen vom Acromion nach unten und verbinden sich mit drei tendinösen intermuskulären Septen, die von der Tuberositas deltoidea nach oben führen. Die kurzen Muskelfasern erstrecken sich zwischen diesen Septen und sorgen für eine beachtliche Traktion. Die Sehne bildet eine Verlängerung der Oberarmfaszie. (H. Gray 1993)

Abb. 11.1 An der Sehne des M. deltoideus kommen Kräfte und longitudinale Traktionen der Sequenz der Laterobewegung der oberen Extremität zusammen


MYOFASZIALE SEQUENZEN

Vordere Fasern des M. Fibre deltoideus, die eine anteriori delKontinuität deltoide, mit dem vorderen der Oberarmfaszie bilden che siTeil continuano con la fascia

brachiale anteriore

Fibredie deltoidee, che dalla regione Fasern des M. deltoideus, vom posterolateralen Bereich retro-medio dell’omero si portano zum anteromedialen Bereich des Oberarms führen in ante-latero

Congiunzione delladerfascia Verbindung Fasciadeltoidea deltoidea con il setto mit dem Septum intermusculare brachiilaterale laterale

Septum intermusculare brachiilaterale laterale Setto intermuscolare

L O es dn e ov pro a- be M ed

130

Ursprünge des M.brachioradiale brachioradialis Origine dei muscoli und des extensor carpi radialis ed M. estensore radiale del longus carpo vom Septum intermusculare brachiilaterale laterale dal setto

Abb. 11.2 Kontinuität des M. deltoideus mit dem lateralen Teil der Oberarmfaszie (Fascia brachii)


MYOFASZIALE SEQUENZEN DER OBEREN EXTREMITĂ„T

Faserndel desvasto Caputlaterale laterale del des tricipite M. triceps brachii, Fibre die am Septum intermusculare inserite sul settolaterale brachii laterale ansetzen

Muscolo M. bicepsbicipite brachii brachiale

L O es dn e ov pro a- be M ed

Oberarmknochen, dem Entfernen Omero messo in der lucenach dopo des M. brachialisilzum Vorschein kommt aver asportato m. brachiale

Septum intermusculare laterale brachii laterale, Setto intermuscolare das nach unten durchdalle die Fasern trazionato in basso fibre des M. brachioradialis gespannt wird muscolari del brachioradiale

Der Anatom zieht andelle den Muskelfasern, Trazione manuale fibre um die Verlagerung des Septum intermusculare muscolari per evidenziare laterale sichtbar zu machen lobrachii spostamento del setto laterale

Epicondilo Epicondyluslaterale lateralis humeri

Abb. 11.3 Muskelansätze am Septum intermusculare brachii laterale

131


MYOFASZIALE SEQUENZEN

AN AN M. -CU -H bice AN -HU M. pe U ps, ctor ANLac alis SC ertu ma s jor

AN-CL

AN M. DI AN fexo -C A r po N-CA M. fl A exo llici r ca AN-CU s lo ngu rpi rad s ialis

132

Abb. 11.4 Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität

Zeit und Geld des Patienten und der Krankenkasse spart. Wenn das Problem nicht gelöst wird, kann die Anwendung anderer klinischer Untersuchungsmethoden erwogen werden. In diesem Kapitel wurde das Augenmerk auf die faszia­ len Ansätze der biartikulären Muskeln innerhalb der jeweiligen mf Sequenz der oberen Extremität gelegt. Wenn alle diese Ansätze in der Anatomie vorkommen, müssen sie mit Sicherheit eine wichtige Funktion erfüllen.

Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität Die Antebewegung der Digiti (an-di) erfolgt über den M. flexor pollicis longus und den M. flexor pollicis brevis sowie den M. opponens pollicis und den M. abductor pollicis brevis (Abb. 11.4). Viele Fasern dieser Muskeln beginnen am Lig. carpi transversum2 und am Retinaculum flexorum, das eine Verstärkung des vorderen Teils der Unterarmfaszie bildet. Deshalb führt eine Verstärkung der Kontraktionskraft der genannten Muskeln zur höheren Anspannung dieser Faszie. Mit dem vorderen Teil der Unterarmfaszie sind viele Fasern des M. flexor carpi radialis (an-ca) sowie ein Teil der Fasern des M. biceps brachii3, der letztere über seine Aponeurose (Lacertus fibrosus), verbunden. Die passive Anspannung dieser Aponeurose aktiviert Muskelspindeln der mf Einheit der Antebewegung des Cubitus (an-cu). Der M. brachialis beginnt an den intermuskulären Septen des Oberarms, weshalb er bei einer Kontraktion den vorderen Teil der Oberarmfaszie in distaler Richtung anspannt. An diese Faszie setzen manche Fasern des M. deltoideus und des M. pectoralis major an4. Die Faszie, die die Pars clavicularis des M. pectoralis major bedeckt, bildet eine Kontinuität mit der Halsfaszie (Fascia cervicalis), die den lateralen Kopf des M. sternocleidomastoideus umgibt5. Diese beiden Strukturen bilden eine Kontinuität entweder über die Faszie oder über das Platysma, das eine „Brücke“ zwischen der Schulter, dem Hals und dem Gesicht darstellt. Auf diese Weise ist die Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität mit der Sequenz der Antebewegung des Rumpfes verbunden (an-cl). Wenn der Oberarm frei hängt (offene kinematische Kette), beteiligen sich klavikuläre Fasern des M. pecto-

2 Das Lig. carpi transversum erstreckt sich zwischen zwei Knochenvorwölbungen, welche die Grenzen des Sulcus carpi abstecken. Ein Teil der Hypothenar- und Thenarmuskulatur ist mit seiner Vorderfläche verbunden. Der proximale Teil dieses Ligaments bildet eine Kontinuität mit der Palmaraponeurose, die wiederum eine Kontinuität mit dem vorderen Teil der Unterarmfaszie bildet. (C.G. Baldoni 1993) 3 Der M. flexor carpi radialis beginnt an der Vorderfläche des Epicondylus medialis humeri und der Unterarmfaszie. Der M. biceps brachii führt an diese Faszie ein breites aponeurotisches Band, den Lacertus fibrosus, heran. (G. Chiarugi 1975) 4 Die Oberarmfaszie umgibt den gesamten Oberarm wie eine elastische Manschette. Im Bereich der Muskelbäuche besteht sie vor allem aus zirkulären Fasern, die mit starken longitudinalen Fasern im Bereich des Übergangs in Richtung des Ellenbogens und der Schulter verbunden sind. Proximal werden diese longitudinalen Fasern unter Einwirkung von Traktionen geformt, die durch starke tendinöse Muskelansätze des M. pectoralis major ausgeübt werden. (J. Lang 1991) 5 Unten ist die Fascia cervicalis superficialis mit dem vorderen Rand der Clavicula verbunden. Das Platysma ist mit der äußeren Fläche dieser Faszie verbunden. (G. Chiarugi 1975)


MYOFASZIALE SEQUENZEN DER OBEREN EXTREMITÄT

RE-CL RE -SC ius RE trapez M. -CU -HU RE s -HU eu RE deltoid M. -CA

RE -CU s RE tricep M. ln. -DI RE arpi u c -CA sor RE exten M. Abb. 11.5 Sequenz der Retrobewegung der oberen Extremität

ralis major und des M. deltoideus an der Antebewegung des Humerus (an-hu). Wenn der Arm fixiert wird (geschlossene kinematische Kette), sind diese Fasern an der Antebewegung der Scapula (an-sc) beteiligt. Sequenz der Retrobewegung der oberen Extremität Der M. abductor digiti minimi (re-di) spreizt den kleinen Finger vom restlichen Teil der Hand in ulnarer Richtung ab (Abb. 11.5). Bei einer Kontraktion dieses Muskels wird die Faszie des Hypothenars in distaler Richtung angespannt, weil ein Teil der Fasern dieses Muskels direkt

an dieser Faszie beginnt6. Bei allen Wirbeltieren befindet sich die Sequenz der Retrobewegung immer an der ulnaren Seite der oberen Extremität. Die Kontraktion der mf Einheit der Retrobewegung der Digiti (re-di) wird auf die Unterarmfaszie über longitudinale Fasern, die sich in der Faszie7 befinden, übertragen. Diese Kollagenfasern funktionieren wie Transmissionsriemen, indem sie die Extension der Finger mit der Extension des Handgelenks synchronisieren (re-ca). Der hintere Teil der Unterarmfaszie bildet den Ursprung für einen Teil der Fasern des M. extensor carpi ulnaris; der M. triceps brachii8 führt einen tendinösen Streifen zum selben Teil der Faszie und wird somit zu einem Tensor der Faszie (re-cu). Der hintere Teil der Unterarmfaszie überträgt die Spannung des M. extensor carpi ulnaris in proximaler Richtung und die Spannung des M. triceps brachii in distaler Richtung. Dies bedeutet, dass, wenn die Bewegung durch die Hand initiiert wird, die proximalen mf Einheiten daran beteiligt werden. Wenn die Spannung aus der Schulter initiiert wird, erfolgt die Aktivierung der Muskelspindeln und damit der mf Einheiten in distaler Richtung. Die Oberarmfaszie wird in kranialer Richtung durch die Pars spinalis des M. deltoideus gespannt und ist zusammen mit dem M. teres major und dem M. infraspinatus an der Retrobewegung des Humerus (re-hu) beteiligt. Der M. deltoideus spannt nicht nur die Faszie mittels zahlreicher ihn trennenden Septen an, sondern führt einen Teil der Muskelfasern an die Faszie des M. infraspinatus (Fascia infraspinata) heran9. Der M. trapezius und die Mm. rhomboidei sind an der Retrobewegung der Scapula (re-sc) beteiligt; diese Muskeln sind mit der Faszie des M. erector spinae verbunden und somit mit der Sequenz der Retrobewegung des Rumpfes. 6 Der Muskelursprung des M. abductor digiti minimi befindet sich am Retinaculum flexorum, dem Os pisiforme und dem Lig. pisohamatum. Der Muskelansatz befindet sich an der ulnaren Seite des kleinen Fingers und teilweise an der Aponeurose des M. extensor digiti minimi. (W. Platzer 1977) 7 Die Palmaraponeurose umfasst schräge und longitudinale Fasern, welche mit den proximalen tendinösen Ansätzen des Hypothenars und des Thenars verbunden sind. Die tiefen Fasern der Faszienverstärkung verlaufen transversal, und nur sie sind mit dem Unterarmknochen verbunden. (J. Lang 1991) 8 Der M. extensor carpi ulnaris beginnt am Epicondylus lateralis humeri, an der ihn bedeckenden Unterarmfaszie sowie an den Septen, die ihn vom M. anconeus trennen. (G. Chiarugi 1975). Ein Teil des M. triceps brachii führt zur Unterarmfaszie hin und kann den M. anconeus fast vollständig bedecken. (W. Platzer 1979). Die Unterarmfaszie ist vorne durch den Lacertus fibrosus und hinten durch die Aponeurose des M. triceps brachii verstärkt. (Z. Fumagalli 1974) 9 Die Muskeln der Schulterblattrückenfläche sind von ihrer eigenen Aponeurose umgeben. Teilweise erstrecken sie sich, wie etwa die Pars transversa des M. trapezius und die Pars spinalis des M. deltoideus, bis zur Aponeurose, die den M. infraspinatus bedeckt. (J. Lang 1991)

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Die Seiten 134-138 stehen nicht zur VerfĂźgung


12

MYOFASZIALE SEQUENZEN DES RUMPFES Der Rumpf besteht aus dem Brustkorb, der Lende sowie dem Becken. Bei der Faszialen Manipulation wird der Hals und der Kopf aufgrund der Kontinuität der Muskelketten, das heißt der myofaszialen (mf) Sequenzen, dem Rumpf zugeordnet. Rumpfsequenzen verbinden unidirektionale Sequenzen der oberen und unteren Extremitäten. Zum Beispiel wird beim Vorwärtsheben eines Gegenstandes mit einer Hand die Sequenz der Antebewegung der oberen Extremität aktiviert; je schwerer das Objekt oder je größer die erforderliche Kraftaufwendung, desto größer die Beteiligung auch anderer Sequenzen. Beim Speerwurf (Abb. 12.1) werden alle mf Einheiten der Antebewegung beteiligt. In der Vorbereitungspha-

AN der oberen . Extremität

AN des Rumpfes

AN der unteren Extremität Sequenzen der Antebewegung der rechten Körperseite spannen sich wie ein Bogen Abb. 12.1 Der Speerwurf ist das Ergebnis des Zusammenspiels der Sequenzen der Antebewegung

se werden Sequenzen der Antebewegung des Rumpfes, der oberen und unteren Extremität unter sich erhöhende Spannung gesetzt. Gemeinsam bilden sie einen Bogen, der maximal gespannt ist und zum Entladen der kumulierten Energie bei einem Wurf vorbereitet wird. Wenn der Sportler sich zum Speerwurf vorbereitet, synchronisiert die Faszie die einzelnen mf Einheiten – es kommt dann zu einer Reaktion1 seitens der myofaszialen Verbindungen, die im Zuge des Trainings gestärkt wurden. Das kinetische Gedächtnis der faszialen Sequenzen betrifft alle drei Ebenen. Dieses Gedächtnis, das im Evolutionsprozess herausgebildet wurde, wird von den sich wiederholenden Bewegungen verstärkt. Die Faszie, welche die drei Sequenzen der Antebewegung begleitet, bildet das gemeinsame abschließende Ausführungselement (entsprechend einem Servomotor), das alle unidirektionalen mf Einheiten2 über das Dehnen der Muskelspindeln synchronisiert. Der Speerwurf erfolgt hauptsächlich in der Sagittalebene, weshalb er die Sequenzen dieser Ebene aktiviert. Der Hochsprung (Abb. 12.2) ist dagegen mit einer maximalen Lateralflexion des Rumpfes verbunden, die durch die Sequenzen der Laterobewegung der oberen und unteren Extremitäten unterstützt wird. Eine Seite des Körpers wird verkürzt, wogegen auf der gegenüberliegenden Seite alle mf Einheiten der Laterobewegung gedehnt werden. Sequenzen, die zur Aufgabe die Synchronisierung aller unidirektionalen mf Einheiten haben, sind vor allem an dynamischen Bewegungen sowie an der Aufrechterhaltung der statischen Körperhaltung beteiligt.

1 Die Muskelspannungen sind Ausdruck der zentralen Organisation der motorischen Aktivitäten, wobei die Bedeutung eines jeden einzelnen Muskeltonus nur im gesamtdynamischen Kontext interpretiert werden kann. Die Muskelspannung kann die anfängliche Kraft der Bewegungstrajektorie repräsentieren. (L. Grimaldi 1984) 2 Die autogenen Schaltkreise bilden in Wirklichkeit Schleifen lokaler Rückinformation; ihre Aufgabe umfasst die Kontrolle der mechanischen Variablen, die durch unterschiedliche Muskelrezeptoren überwacht werden. Zu diesen Variablen zählen die Muskellänge, die durch die Muskelspindeln bestimmt wird, sowie die Muskelkraft, die durch die Golgi-Sehnenorgane bestimmt wird. Der Mechanismus des Servomotors umfasst alle motorischen Aktivitäten. (J.C. Houk 1981)


MYOFASZIALE SEQUENZEN

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LA der oberen Extremität

IR der oberen Extremität

LA des Rumpfes LA der unteren Extremität

Manche Sequenzen der Laterobewegung verkürzen sich, andere wiederum verlängern sich

Abb. 12.2 Der Hochsprung ist das Ergebnis des Zusammenspiels der Sequenzen der Laterobewegung

Sequenzen, die in der transversalen Ebene arbeiten, sind z. B. beim Diskuswurf beteiligt (Abb. 12.3). Der Sportler führt eine Körperdrehung durch, damit die Sequenz der Extrarotation auf Spannung gebracht wird, ähnlich wie eine Feder beim Aufziehen einer Uhr. Die Intrarotation der oberen Extremität, des Rumpfes und der unteren Extremität bringt antagonistische Sequenzen auf Spannung, was eine Vorbereitung zum Wurf darstellt. Myofasziale (mf) Sequenzen sind für die Bewegungsorganisation unterschiedlicher Körperteile, die an einer unidirektionalen Anstrengung dieser Art beteiligt sind, verantwortlich. Sequenzen sind an bestimmten Körperteilen so angeordnet, dass sie bei einer bestimmten Bewegung auf Spannung gebracht werden können3. Die

3 Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass nicht ein einzelner Muskel, sondern ein Muskelkollektiv (koordinierende Struktur) am besten die Einheit repräsentiert, welche die Aktivität bestimmt. Es muss die Frage beantwortet werden, ob individuelle Veränderungen des Verhältnisses zwischen der Kraft und der Muskellänge in der Lage sind, das

IR des Rumpfes

IR der unteren Extremität Sequenzen der Intrarotation werden wie eine Uhrfeder aufgezogen

Abb. 12.3 Der Diskuswurf ist das Ergebnis des Zusammenspiels mehrerer Sequenzen der Extrarotation

Faszien dieser mf Sequenzen werden in der Vorbereitungsphase z. B. zum Diskuswurf auf Spannung gebracht, wodurch die benachbarten mf Einheiten entlang der Sequenzen aktiviert werden. Die Faszien haben eine bestimmte Länge. Sie bestehen aber aus elastischen Fasern sowie aus wellenförmigen Kollagenfasern, die ihnen ihre Ausdehnung ermöglichen, wenn sie einer Traktion unterworfen werden, und sie wieder in die Ruhestellung zurückbringen, wenn die Wirkung der Kraft der Traktion aufhört. Die Faszie ist das einzige Gewebe mit solchen federnden Eigenschaften. Diese Fähigkeit der Faszien zur Speicherung und

Muskelkollektiv in ein Masse-Feder-System zu verwandeln. Das Ergebnis ist überzeugend, wenn die Kräfte in ein Drehmoment (das auch als Kraftmoment bezeichnet wird), und zwar in das Produkt aus Kraft und Hebelarm eines jeden Muskels verwandelt werden. (L. Grimaldi 1984)


MYOFASZIALE SEQUENZEN DES RUMPFES

O Les dn e ov pro a- be M ed

141

Abb. 12.4 Kontinuität der Pektoralisfaszie mit der Oberarmfaszie: A – Faszienband im vorderen Teil der Oberarmfaszie; B – Faszienband, das in Richtung des Septum intermusculare brachii mediale verläuft

L O es dn e ov pro a- be M ed

Fibre discendenti Absteigende Fasern del M. pectoralis gran pettorale des major, disinserite e und nach die durchtrennt trazionale in wurden alto oben gezogen

Abb. 12.5 Faszie/Aponeurose des unteren Rippenbereichs

Fasern des dentato M. serratus Fibre del anteriore anterior, die zwecks disinserite per mostrarne Darstellung Kontinuität la continitàder con l’obliquo mit dem M. obliquus externus abdominis durchtrennt wurden

M. obliquus externus Obliquo esterno ricoperto abdominis, der von rinforzata seiner dalla sua fascia, eigenen bedeckt wird, da fibreFaszie collagene die mit aponeurotisch-faszialen di tipo aponevrotico Fasern verstärkt ist


Die Seiten 142-144 stehen nicht zur VerfĂźgung


MYOFASZIALE SEQUENZEN DES RUMPFES

L L L LA M. A-L M. A-TH M. A-P M. -CL U V i lio ilio qu ste co ad L co L rn L sta LA A ra As oc Atal -C tus LU lis -TH lei CP L i s do t lum ho ce ma r r v. ac b. st. is

Sequenz der Laterobewegung des Rumpfes

Hauptvektoren der Laterobewegung des Collum (la-cl), des Thorax (la-th) sowie der Lumbi (la-lu). Ihre Rippenansätze (Abb. 12.9) halten diese Muskeln im direkten Kontakt mit den Faszien der Mm. intercostales (dem Überbleibsel der metamerischen Muskulatur der Seitneigung bei Fischen). Die Mm. intercostales wurden auf Lendenhöhe durch den M. obliquus internus abdominis sowie den M. transversus abdominis ersetzt. Hinten umfasst die Faszie dieser Muskeln die paravertebrale Muskulatur17. Die anterolaterale Komponente läuft daher am lateralen Rand des Kompartiments der thorakolumbalen Faszie zusammen. Die Muskelansätze auf der vorderen Seite (der Mm. intercostales und Mm. obliqui abdominis) und auf der hinteren Seite (der Mm. iliocostales und des M. quadratus lumborum18) sind entlang dieses Randes verteilt. Auf Beckenhöhe (la-pv) ist ein Teil der Fasern der Mm. glutei mit der thorakolumbalen Faszie verbunden. Die Haltekraft dieser Fasern verhindert den Fall bei einer Lateralflexion des Rumpfes. Diese fasziale Kontinuität ermöglicht die Anpassung der Kontraktion der Mm. glutei an die Erhöhung des Winkels der Lateralflexion19 des Rumpfes. Die Erhöhung des Winkels der Seitneigung ist mit einer erhöhten Dehnung der Faszie und damit mit der Aktivierung einer erhöhten Anzahl von Muskelspindeln verbunden, was zur erhöhten Aufwendung von Muskelkraft führt.

Abb. 12.9 Sequenz der Laterobewegung des Rumpfes

Die Laterobewegung des Caput (la-cp) ist mit der Kaumuskulatur, insbesondere mit der Faszie des M. masseter assoziiert. Diese Faszie ist mit dem oberflächlichen Blatt der Halsfaszie über das Lig. stylomandibulare verbunden15. Der M. sternocleidomastoideus wird durch das oberflächliche Blatt der Halsfaszie umhüllt und ist mit anderen Muskeln, die an der Laterobewegung des Collum beteiligt sind (Mm. scaleni, M. iliocostalis cervicis), durch die Verlängerung dieser Faszie in Richtung Wirbelsäule16 verbunden. Die Mm. iliocostales bilden die

15 Das oberflächliche Blatt der Halsfaszie ist mit dem Rand des Unterkiefers und mit der Fascia parotideomasseterica verbunden. (G. Chiarugi 1975) 16 Von der Innenfläche des oberflächlichen Blatts der Halsfaszie geht eine Verzweigung in Richtung der Mm. scaleni ab, wobei diese Muskeln von einer faszialen Scheide umgeben sind, die ihnen bis zu den

Ansätzen an den Tuberkeln der Querfortsätze der Halswirbel folgt. (G. Chiarugi 1975) 17 Die unteren Mm. intercostales interni befinden sich im direkten Kontakt mit dem M. obliquus internus abdominis. Dieser Muskel verläuft von der hinteren Oberfläche der verbundenen Blätter der thorakolumbalen Faszie, über welche er auch mit den letzten Lendenwirbeln und dem Beckenkamm (Crista iliaca) verbunden ist. (G. Chiarugi 1975) 18 Der M. quadratus lumborum stammt von den Myotomen, die früher die Mm. intertransversarii lumborum gebildet haben. Dieser Muskel befindet sich in einer faserigen Scheide, deren hinterer Teil durch die Aponeurose des M. transversus abdominis sowie das vordere Blatt der thorakolumbalen Faszie gebildet wird. (G. Chiarugi 1975) 19 Beckenbewegungen: Die Hüftbewegungen bei Menschen gehen fast immer mit Bewegungen der Wirbelsäule einher. Der M. gluteus maximus entspringt von der äußeren Oberfläche des Os ilium und kranial von den faszial-aponeurotischen Strukturen. Dieser Muskel ist mehrschichtig, wobei seine Fasern, die am Steißbein (Os coccygis) beginnen, eine solche Autonomie erlangen können, dass sie nahezu zu einem gesonderten Muskel werden. (J. Lang 1991)

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MYOFASZIALE SEQUENZEN

IRIRIRM. TH Mm LU I Mm CL I . ob R-T sub IR. sc R-C clav CL liqu H alen P i ius i

Sequenz der Intrarotation des Rumpfes

Intrarotation des Caput bildet (Abb. 12.10). Das Lig. pterygospinale sorgt für die Kontinuität der Faszie des M. pterygoideus mit dem tiefen Blatt der Halsfaszie, welche die Mm. scaleni umgibt21. Die Mm. scaleni sind zusammen mit einem Teil des M. sternocleidomastoideus an der Intrarotation des Collum (ir-cl) beteiligt. Das tiefe Blatt der Halsfaszie, das die Mm. scaleni begleitet, die mit der ersten Rippe verbunden sind, ist mit der Faszie der Mm. intercostales verbunden22. Da die Intrarotation des Thorax (ir-th) wegen der Steifheit des Brustbeins (Sternum) eingeschränkt ist, stabilisiert die einseitige Kontraktion der Mm. intercostales den Brustkorb (Thorax) und ermöglicht Bewegungen der Intrarotation des Collum (ir-cl) und der Lumbi (ir-lu). Der Brustbereich verbindet also unterschiedliche Körperbereiche23. Auf Bauchhöhe sorgen die Mm. obliqui abdominis für die Rotationsbewegung. Die Bauchfaszie gleitet teilweise frei und teilweise ist sie mit der Aponeurose des M. obliquus externus abdominis verbunden, durch den sie gespannt wird. Auf Beckenhöhe setzen die Mm. obliqui abdominis am Lig. inguinale an24. Dieses Band ist mit der Faszie des M. pectineus verbunden, wo die Sequenz der Intrarotation der unteren Extremität beginnt.

IRMm PV I . ob R-L liqu U i

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Abb. 12.10 Sequenz der Intrarotation des Rumpfes

Die Intrarotation des Caput (ir-cp) ist mit der Absicht verbunden, den Kopf in die Vorwärtsposition zurückzubringen. Wie bereits angeführt wurde, sind Rumpfbewegungen in der Transversalebene immer das Ergebnis eines Kräftepaars. Nun sollte die Synergie zwischen allen mf Einheiten der Intrarotation untersucht werden, wenn diese an einer unidirektionalen Anstrengung beteiligt sind. Anhand der Beteiligung an den Rotationsbewegungen des Unterkiefers wird ersichtlich, dass die Fascia interpterygoidea20 ein perzeptiv-motorisches Element der

20 Der hintere Rand der Aponeurosis interpterygoidea setzt über das Lig. sphenomandibulare an der Schädelbasis an. Weiter dorsal befinden sich Fasern, die als Lig. tympanomandibulare bezeichnet werden. Die einseitige Kontraktion des M. pterygoideus lateralis zieht den Proc. condylaris nach vorn, was zur Rotationsbewegung des Unterkiefers führt. (G. Chiarugi 1975)

21 Der M. scalenus anterior beginnt an den vorderen Tuberkeln der Querfortsätze der Wirbel C3-C6. Seine Hauptfunktion besteht in der Lateralflexion des Halses sowie in der gegensinnigen Rotation. (H.M. Clarkson 1996) 22 Das Fehlen der Mm. intercostales externi wird durch die Fascia intercostalis externa kompensiert; das Fehlen der Mm. intercostales interni wird durch die Fascia intercostalis interna kompensiert. Diese Faszien erfüllen lediglich eine Schutzfunktion. Die Mm. intercostales externi stellen inspiratorische Muskeln dar und ihre einseitige Kontraktion unterstützt geringfügig die gleichsinnige Rotation. (V. Pirola 1998) 23 Die endothorakale Faszie kann in drei Bereiche unterteilt werden: 1) die dünne Schicht des lockeren Bindegewebes; 2) die endothorakale Faszie, die aus einem elastischen Fasergewebe besteht; 3) die dünne Schicht des lockeren Bindegewebes. Sie ist mit dem Periost, der prävertebralen Faszie und dem Brustbein verbunden. (L. Testut 1987) 24 Unter der oberflächlichen Bauchfaszie erstreckt sich ein fibröses Blatt, das quer zum M. obliquus externus abdominis verläuft. Es wird als Faszie des M. obliquus externus abdominis bezeichnet, die nicht mit der Aponeurose dieses Muskels verwechselt werden darf. Die terminale Aponeurose endet an der Linea alba, dem Schambein (Os pubis) sowie dem Lig. inguinale. (L. Testut 1987)


Die Seiten 147-152 stehen nicht zur VerfĂźgung


MYOFASZIALE SEQUENZEN DER UNTEREN EXTREMITÄT

Sequenz der Retrobewegung der unteren Extremität

RE-PE RE-TA M. abductor digiti m.

RE-TA RE-GE M. triceps surae

RE-GE RE-CX Mm. ischiocrurales

RE-CX RE-PV M. gluteus maximus

RE-PV

Abb. 13.6 Sequenz der Retrobewegung der unteren Extremität

Die Retrobewegung des Pes (re-pe) ist mit dem lateralen Kompartiment des Fußes verbunden, das den M. abductor digiti minimi sowie den M. flexor digitorum brevis umfasst (Abb. 13.6). Diese Muskeln stellen distale Tensoren der Sequenz der Retrobewegung dar, weil ein Teil ihrer Fasern mit diesem Faszienkompartiment verbunden

ist6. Die Retrobewegung des Pes entspricht dem Zehenabstoß der Schwungphase beim Gehen. Der Fuß befindet sich dann in einer geringfügigen Supination, wodurch das laterale Kompartiment mit dem M. abductor digiti minimi den Kontakt mit dem Untergrund hat. Der M. abductor digiti minimi setzt an der Plantaraponeurose an, die eine Verlängerung der Sehne des M. triceps surae (re-ta) bildet. Die Kontraktion des M. triceps surae spannt die Fascia poplitea über die mit ihr verbundenen7 Fasern des M. gastrocnemius an. Die Fascia poplitea sowie die Unterschenkelfaszie werden in proximaler Richtung durch einen Teil der Fasern des M. biceps femoris sowie durch manche Fasern des M. semitendinosus und des M. semimembranosus angespannt8. Die drei oben genannten Muskeln sind sowohl an der Retrobewegung des Genu (re-ge) als auch an der Retrobewegung der Coxa (re-cx) beteiligt. Diese Muskeln spannen nicht nur die Fascia poplitea9, sondern auch das Lig. sacrotuberale an10. Diese myofasziale Kette wird beim Zehenabstoß eines jeden Schritts angespannt. Das Lig. sacrotuberale ist in proximaler Richtung mit der thorakolumbalen Faszie verbunden. Der M. erector spinae11 ist ebenfalls mit der thorakolumbalen Faszie verbunden und wird während der Retrobewegung der Lumbi (re-lu) zum Tensor der Sequenz der Retrobewegung der unteren Extremität.

6 Der M. abductor digiti minimi beginnt an der Tuberositas calcanei, der Plantaraponeurose sowie dem intermuskulären Septum, das zwischen ihm und dem M. flexor brevis verläuft. (H. Gray 1993) 7 Es ist schwierig die Fascia poplitea von den darunter befindlichen Sehnen zu trennen. Das enge Anliegen der Faszie rührt daher, dass zahlreiche Faserbündel von den Sehnen zur Faszie übergehen und diese verstärken. In manchen Fällen können diese tendinösen Bündel, die direkt an der Faszie ansetzen, kleine Muskeln bilden, die sog. Faszientensoren. (L. Testut 1987) 8 Das tiefe Blatt der Unterschenkelfaszie erstreckt sich vom medialen Rand der Tibia bis zum hinteren Rand der Fibula. Nach oben geht es in die Faszie über, welche die Kniekehle bedeckt, und verbindet sich mit der Sehne des M. semimembranosus. Nach unten verbindet es sich mit dem Retinaculum musculorum flexorum und dem Retinaculum musculorum peroneorum. (H. Gray 1993) 9 Die distale Sehne des M. semimembranosus ist in drei Teile unterteilt. Der erste Teil erstreckt sich nach vorne bis zum medialen Kondylus der Tibia, der zweite Teil geht in die Fascia poplitea über, der dritte Teil erstreckt sich zur Hinterwand der Gelenkkapsel. (W. Platzer 1979) 10 Die unteren Fasern des M. gluteus maximus beginnen an der hinteren Oberfläche des Lig. sacrotuberale. Ein Teil der Ligamentfasern geht in die Sehne des langen Kopfes des M. biceps femoris über. (H. Gray 1993) 11 Der M. longissimus thoracis und der M. iliocostalis entspringen von der hinteren Oberfläche des Os sacrum, dem hinteren Blatt der thorakolumbalen Faszie… und verlaufen weiter nach oben. (C.G. Baldoni 1993)

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MYOFASZIALE SEQUENZEN

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Sequenz der Mediobewegung der unteren Extremität

ME-PV r

ME -P M. E flex or d

ME ME M. TA M. GE gas gra cilis M troc ME nem E-GE igito -TA i us m rum ed.

ME

-CX

ME M. -CX pub oco CE-PV ccy geu s

ME-PV a

alle für die Adduktion der Fußsohle zuständig. Sie gelten als distale Tensoren der Sequenz der Mediobewegung, weil ein Teil ihrer Fasern direkt an der Plantarfaszie (Fascia plantaris profunda) oder ihren ligamentären Erweiterungen beginnt12. Die tiefe Plantarfaszie ist in Kontakt mit den Mm. interossei plantares und bildet vorne das Lig. metatarsale transversum profundum. Hinten bildet sie eine Kontinuität mit den Faszien, die an die Sehnen des M. flexor digitorum longus anliegen. Der M. flexor digitorum longus entspringt von der Tibia und der tiefen Unterschenkelfaszie13. Zu dieser Faszie führt der M. gracilis seine tendinösen Verlängerungen14 (Abb. 13.3). Dieser Muskel, zusammen mit dem M. sartorius und dem M. semitendinosus, ist an der medialen Stabilisierung des Knies beteiligt. Genauso wie im Fall des Ellenbogens erfolgt auch im Knie keine tatsächliche Mediobewegung, aber die myofasziale Kontinuität sorgt für die mediale Stabilisierung dieses Gelenks. Der M. gracilis ist mit einer faszialen Scheide umgeben, die ihn vom Os pubis bis zur Tibia begleitet. Dieser biartikuläre Muskel ist an der Mediobewegung des Genu und der Coxa beteiligt. Die fasziale Scheide der Adduktoren des Oberschenkels wird in proximaler Richtung durch die Fasern des M. rectus abdominis15 gespannt. Die Ansätze der Muskelfasern an Faszien wurden in der Vergangenheit ignoriert, weil lediglich die Ansätze an Knochen als Determinanten der Bewegungen galten. Es ist offensichtlich, dass Fasern, die die Faszie anspannen, viel schwächer entwickelt sind als die, die an den Knochen ansetzen. Die ersten spannen nur elastische Strukturen an, aber die zweiten müssen Belastungen von mehreren Kilogramm übertragen.

Abb. 13.7 Sequenz der Mediobewegung der unteren Extremität

Die Mediobewegung des Pes (me-pe) entspricht der Adduktion der Finger. Für die Adduktionsbewegung der Zehen sind die Mm. interossei plantares, der M. opponens digiti minimi sowie der M. adductor hallucis zuständig (Abb. 13.7). Diese Muskeln sind in drei verschiedenen Schichten der Fascia plantaris profunda verteilt und sind

12 Der M. opponens digiti minimi beginnt am Lig. plantare longum und endet am fünften Mittelfußknochen. Der M. adductor hallucis beginnt am Lig. plantare longum und erstreckt sich nach anterior und medial. (C.G. Baldoni 1993) 13 Der M. flexor digitorum longus läuft von der hinteren Oberfläche des Schienbeins sowie von der Faszie, die den M. tibialis posterior bedeckt. (H. Gray 1993) 14 Der M. gracilis beginnt mit einer abgeflachten Sehne am medialen und unteren Rand des Schambeins sowie am oberen Sitzbeinast; der Muskelansatz befindet sich unterhalb des medialen Kondylus der Tibia. Ein Teil der Fasern erweitert sich in distaler Richtung in die Unterschenkelfaszie. (H. Gray 1993) 15 Der M. rectus abdominis endet an der Crista pubica; die beiderseitigen medialen Bereiche der Sehne kreuzen sich vor der Symphysis pubica und verbinden sich mit der faszialen Scheide der Adduktoren. (G. Chiarugi 1975)


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MANIPULATION DER MYOFASZIALEN SEQUENZEN In diesem Kapitel wird die Prozedur zur Bestimmung und zum Ausschluss von muskuloskelettalen Funktionsstörungen, die mehr als ein Segment betreffen, beschrieben. Schmerzen, die in einem Segment dominieren und von weniger intensiven Schmerzen in anderen Segmenten begleitet werden, kommen, im Vergleich zu lediglich auf ein Segment beschränkten Schmerzen, häufiger vor. Im Falle diffuser Schmerzen muss die Behandlung nicht alle schmerzhaften Segmente umfassen; es muss jedoch eine genaue Untersuchung der Schmerzverteilung vorgenommen werden, bevor mit der Behandlung begonnen werden kann. Solch eine Untersuchung kann Folgendes ergeben: −− unterschiedliche Schmerzbereiche sind entlang einer myofaszialen (mf) Sequenz angeordnet. Wenn zum Beispiel der Schmerz auf der lateralen Seite der Schulter, des Ellenbogens und der Handwurzel lokalisiert wird, kann eine Funktionsstörung der Sequenz der Laterobewegung der oberen Extremität vermutet werden; −− unterschiedliche Schmerzbereiche sind entlang einer räumlichen Ebene angeordnet. Wenn zum Beispiel Schmerzen auf der rechten Rumpfseite, der rechten lateralen Oberschenkelseite oder der medialen Unterschenkelseite auftreten, kann man vom fehlenden Gleichgewicht in der Frontalebene ausgehen. Eine genaue Zusammenstellung der Daten in der Patientenkarte ist notwendig, um festzustellen, durch welche der obengenannten Kompensationsformen es zu Fasziendensifikationen gekommen ist.

3. Auftreten von latenten Kompensationen, die zum Hauptschmerz geführt haben – welche latente Densifikation ist an der Störung des posturalen Gleichgewichts beteiligt?

Daten Der Hauptschmerz bildet häufig das letzte Glied in der Kompensationskette (Abb. 14.1). Wenn der Patient zum Beispiel über Schmerzen infolge einer Sehnenentzündung im Ellenbogenbereich klagt, darf die Untersuchung und die Behandlung nicht nur auf dieses einzige Segment beschränkt werden, weil sich in einem solchen Fall die Therapie nur als teilweise wirksam erweisen kann. Um festzustellen, welcher Weg der Kompensation zum gegenwärtigen Schmerz geführt hat, muss die Befunderhebung ebenfalls um die Fragen nach Begleitschmerzen, früher auftretenden Schmerzen sowie distalen Parästhesien ergänzt werden. In der Patientenkarte wurden entsprechende Rubriken für diese neuen Daten in Bezug auf die globalen Funktionsstörungen des Bewegungsapparats eingerichtet (Abb. 14.4).

Kompensationen und Dekompensationen Die fasziale Kompensation zielt auf die Linderung bzw. die Eliminierung von Schmerzen ab. Eine Densifikation in einem CC führt zunächst zu Schmerzen, die der Körper dadurch zu neutralisieren versucht, dass er entlang der mf Sequenz ein neues Spannungsgleichgewicht herzustellen versucht.

Ausfüllen der Patientenkarte Das Ausfüllen der Patientenkarte erfolgt ähnlich wie im Falle der segmentalen Funktionsstörungen, wobei nun folgende drei Elemente berücksichtigt werden müssen: 1. Bestehende Zusammenhänge zwischen auftretenden Schmerzen – bestehen sie entlang einer Sequenz oder innerhalb einer Ebene? 2. Kausalzusammenhang zwischen koinzidierenden Schmerz­bereichen – welcher Schmerz ist als erster aufgetreten und hat das Ungleichgewicht herbeigeführt?

1

2

3

4

5

Abb. 14.1 Kompensationen, die von der Fasziendensifikation hervorgerufen werden. 1 – initiierendes Trauma; 4 – dekompensierendes Trauma; 5 – aktuelle Patientensymptome


160

MYOFASZIALE SEQUENZEN

Abb. 14.2 Zum Ertasten der Fasziendensifikation in kompakteren Muskeln kann der Ellenbogen bzw. ein Fingerknöchel verwendet werden. In diesem Falle erfolgt die palpatorische Untersuchung vergleichend zwischen den CC retro-lumbi, latero-lumbi sowie extra-lumbi

Abb. 14.3 Die Behandlung der CC innerhalb der großen Muskeln erfolgt mittels des Ellenbogens, damit ein entsprechender Druck und ausreichende Reibung über einen für die Modifikation der Fasziengrundsubstanz erforderlichen Zeitraum aufrechterhalten werden können


MANIPULATION DER MYOFASZIALEN SEQUENZEN

161

Fasziale Manipulation – Patientenkarte für Funktionsstörungen des Bewegungsapparats

A M F

Patientendaten Nachname und Vorname

Alter

Beruf

Adresse

Telefon

Sport

Diagnose

Datenerfassung max. Schm. Begleitschm. Begleitschm.

Segm.

Lok.

Seite

Dauer

Wiederk. VAS

ROM schmerzhafte Bewegung

früh. Schm. Frakturen Operationen Parästhesien Caput

Pes

Digiti

Hypothese oder Behandlungsplan welche Ebene ist betroffen?

Behandlungsziele

Bewegungsprüfung Frontalebene

Sagittalebene

Transversalebene

Palpatorische Untersuchung Frontalebene

Sagittalebene

Transversalebene

welche Sequenz soll überprüft werden?

Behandlung Datum

behandelte CC und CF

Abb. 14.4 Patientenkarte für globale Funktionsstörungen des Bewegungsapparats

Ergebnis nach 8 T.


Die Seiten 162-200 stehen nicht zur VerfĂźgung


18

MYOFASZIALE SPIRALEN DER OBEREN EXTREMITÄT Im Gegensatz zu der unteren Extremität kann die obere Extremität vielfältigere motorische Gesten ausführen. Das Gehen stellt in der unteren Extremität die dominierende Aktivität dar. Diese Aktivität stärkt die intrafaszialen Verbindungen der Kollagenfasern der unteren Ex­ tremitäten in solchem Maße (sog. „Achterfasern“, obere und untere Retinacula, Retinacula patellae etc.), dass sie gut sichtbar sind und häufig von Anatomen beschrieben werden. Trotz der Tatsache, dass spiralförmig angeordnete Kollagenfasern in den Faszien der oberen Extremität ebenfalls vorkommen, wurde, aufgrund der großen Bewegungsvielfalt, keine der Spiralen besonders gestärkt. Die Beschreibungen dieser faszialen Strukturen durch Anatomen beschränkt sich auf eine Komposition gekreuzter Kollagenfasern, die in unterschiedliche Richtungen verlaufen (Abb. 18.3). Werden jedoch diese gekreuzten Fasern als ein Ergebnis von Traktionen, die bei einer motorischen Geste entstehen, betrachtet, wird die Anwesenheit der Spiralen offenkundig. Wenn wir zum Beispiel einen Gegenstand greifen, beugen sich die Finger in radialer Richtung (ante-latero-digiti) und der Daumen in ulnarer Richtung (ante-medio-digiti). Ein Wiederholen dieser Geste verstärkt das Retinaculum flexorum (Abb. 18.1), das die Bewegungen des Daumens und der Finger synchronisiert. Jedes Mal wenn die Finger sich beugen, streckt sich automatisch das Handgelenk. Synchronisierte Bewegungen dieser Segmente in gegenläufigen Richtungen erfolgen unwillkürlich dank intrafaszialer Kollagenfasern, welche vom Retinaculum flexorum her kontinuierlich über den Extensorensehnen verlaufen1. Zwischen den zwei Spiralen, die auf der Palmarseite der Hand beginnen, und zwischen den zwei Spiralen, die auf der Rückseite der Hand beginnen, tritt eine dominierende Synergie auf (Abb. 18.1). Dies schließt jedoch andere Zusammenhänge nicht aus; so kann beispielsweise beim Klavierspielen ebenso eine Synergie zwischen der Spirale ante-latero-digiti und retro-latero-digiti auftreten.

1 Abgesehen davon, dass die tiefe Faszie (Fascia profunda) an allen subkutanen Knochenelementen haftet, verlaufen die proximalsten Fasern des Retinaculum extensorum um das Caput ulnae herum und weiter zusammen mit der tiefen Faszie der vorderen Oberfläche des Unterarms (Fascia anterior antebrachii profunda). (J.V. Basmajian 1984)

Spiralen an-me-di an-la-di

Spiralen re-la-di re-me-di

Abb. 18.1 Synergie zwischen den Spiralen

Obwohl jedes Fusionszentrum (CF) an Bewegungen, die von myofaszialen (mf) Diagonalen oder Spiralen geleitet werden, teilnehmen kann, haben wir uns beim Beschreiben dieser Punkte dafür entschieden, sie gemäß des Verlaufs der Spiralen darzustellen. Die Bezeichnung der Spirale entstammt der Bezeichnung des motorischen Schemas, das durch das distale Segment ausgeführt wird (Digiti, Pes, Caput), das die entsprechende motorische Geste initiiert.


MYOFASZIALE SPIRALEN

202

CC der Muskelfasern desder M.Muskelfasern deltoideus, CC die die Laterobewegung des M. deltoideus, (la-hu) ausführen die die Laterobewegung (la-hu) ausführen

CC der Muskelfasern des M. deltoideus und des M. pectoralis major, Muskelfasern die CC dieder Antebewegung des M. ausführen deltoideus (an-hu)

Muskelfasern des M.Muskelfasern Deltoideus, die des vomM.CF an-la-hu Deltoideus, bis zum CF re-me-hu verlaufen die vom CF an-la-hu bis zum CF re-me-hu verlaufen

CF an-la-hu, das von den Fasern des M. deltoideus, CF an-la-hu, die von den mf Einheiten an-hu dasla-hu von den Fasern des M. deltoideus, und abstammen, gebildet wird die von den mf Einheiten an-hu und la-hu abstammen, gebildet wird

re-me-hu

L O es dn e ov pro a- be M ed

und des M. pectoralis major, die die Antebewegung (an-hu) ausführen

la-hu an-hu

an-la-hu Abb. 18.2 Faszie des M. deltoideus (Fascia deltoidea) und Entstehung der Koordinationszentren (CC) und Fusionszentren (CF)

Die obige Abbildung stellt die Anordnung der Muskelfasern des M. deltoideus dar, die auch auf dem Foto des anatomischen Präparats zu sehen ist. Das CC la-hu befindet sich an der Konvergenzstelle der Vektoren der Muskelfasern der Pars acromialis des M. deltoideus; das CC an-hu befindet sich an der Konvergenzstelle der Kräfte der Antebewegung der Pars clavicularis des M. deltoideus und der Pars clavicularis des M. pectoralis major.


Die Seiten 203-219 stehen nicht zur VerfĂźgung


MYOFASZIALE SPIRALEN

220

Spirale ante-latero-caput

und gelangt zur Achselhöhle. Die Faszie des M. pectoralis major bildet eine Kontinuität mit der Faszie des M. latissimus dorsi. Bei der Kraftübertragung zwischen den beiden Muskeln ist häufig ein Muskelfaserband, das die beiden miteinander verbindet, beteiligt10. Die Spirale folgt dem Verlauf des M. latissimus dorsi und gelangt zum Lenden- und Beckenbereich. Der M. latissimus dorsi bildet im Lendenbereich eine Kontinuität mit der Aponeurose und der thorakolumbalen Faszie11. Unter dem Einfluss der Traktion, welche durch diesen Muskel auf die thorakolumbale Faszie ausgeübt wird, haben sich intrafasziale Kollagenfasern entwickelt, die gemäß dem Muskelverlauf angeordnet sind. Auf Höhe der Ligg. interspinalia überschreitet ein Teil der Kollagenfasern die Medianlinie und verbindet sich mit den Ansätzen des kontralateralen M. gluteus maximus12 (Abb. 19.8). Wenn wir die Ansätze der oben genannten oberflächlichen Muskeln rund um den Rumpf herum betrachten, sehen wir eine Kontinuität mit spiralförmigem Verlauf. Der Existenzgrund dieser myofaszialen Ansätze besteht in ihrer Funktion der Koordination von gegenläufigen Bewegungen.

Abb. 19.8 Kontinuität des M. latissimus dorsi mit dem kontralateralen M. gluteus maximus

Die Spirale beginnt im Bereich des Kiefergelenks, von wo sie in Richtung des anterolateralen Halsbereichs auf derselben Seite führt. Anschließend verläuft sie über die Muskelscheide des M. sternocleidomastoideus, gelangt zur Klavikula und wechselt auf die andere Körperseite über die tendinösen Fasern dieses Muskels9. An der Stelle, wo diese Fasern enden, beginnen die Pars clavicularis und die Pars sternocostalis des M. pectoralis major. Die Spirale führt über die epimysiale Faszie dieses Muskels

9 Die Fasern des Brustbeinansatzes des M. sternocleidomastoideus befinden sich tief unter der Faszie. Dieser Muskel setzt an das Manubrium sterni mittels einer kegelförmigen Sehne an, die in der Medianlinie teilweise die Fasern der gegenüberliegenden Seite durchkreuzt. (L. Testut 1987)

10 Der Muskelstreifen – Achselbogen (Arcus axillaris; 7–10 cm lang, 5–15 mm breit) trennt sich in manchen Fällen vom Rand des M. latissimus dorsi und führt anterior vor den Nerven des Achselbereichs weiter, um sich mit der Sehne des M. pectoralis major zu verbinden. (H. Gray 1993) 11 Der M. latissimus dorsi wird durch einige dicke absteigende schräge Faserbündel repräsentiert, die eine Kontinuität mit der thorakolumbalen Aponeurose bilden. An der Medianlinie kreuzt ein gewisser Teil der Aponeurosefasern, um die thorakolumbale Aponeurose auf der gegenüberliegenden Seite zu stärken. (L. Testut 1987) 12 Der M. gluteus maximus beginnt an der Linea glutea des Os ilium, der sakrospinalen Aponeurose und der Faszie, welche den M. gluteus medius bedeckt. (H. Gray 1993)


MYOFASZIALE SPIRALEN DES RUMPFES

221

Fusionszentren der Spirale an-la-cp Fusionszentrum ante-latero-caput Das CF an-la-cp besteht aus drei Punkten: der erste befindet sich am oberen Rand des Arcus zygomaticus; der zweite liegt in der Vertiefung unterhalb des unteren Randes des Arcus zygomaticus; der dritte befindet sich am vorderen Rand des M. masseter. Diese Punkte entsprechen den Akupunkturpunkten Gb 3, Ma 7, Dü 18 (Abb. 19.9).

an-la-cp r. an-la-cl r. an-la-sc r.

Fusionszentrum ante-latero-collum Das CF an-la-cl befindet sich zwischen dem Angulus mandibulae und dem M. sternocleidomastoideus. Es entspricht dem Akupunkturpunkt Dü 17. Fusionszentrum ante-latero-scapula Das CF an-la-sc befindet sich inmitten der Fossa supraclavicularis und stellt den Verbindungspunkt zwischen der Spirale der oberen Extremität und der Rumpfspirale dar. Fusionszentrum retro-latero-thorax Das CF re-la-th befindet sich am unteren Rand des M. trapezius, auf Höhe des siebten Brustwirbels. Es entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 44. Fusionszentrum retro-latero-lumbi Das CF re-la-lu befindet sich lateral des M. erector spinae über der freien zwölften Rippe. Es entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 50. Der Verlauf der Spirale entspricht dem Ort des glutealen Schmerzes, der mit der Reizung der Nervenwurzeln verbunden ist13. Fusionszentrum retro-latero-pelvis Das CF re-la-pv befindet sich lateral der Spina iliaca posterior superior. Es entspricht dem Akupunkturpunkt Bl 53. Die Manipulation dieses Punktes kann Symptome, wie etwa den Ischias beseitigen14 und auf die Faszie, welche eine Kontinuität mit dem Lig. sacroiliacum bildet, Einfluss nehmen. Fusionszentrum retro-latero-coxa Das CF re-la-cx gehört zur Spirale der unteren Extremität, die mit der Rumpfspirale anatomisch und physiologisch eine Kontinuität bildet.

13 Es gab Fälle, bei denen die Innervation der Haut im oberen Teil des Glutealbereichs die Höhe Th10 erreichte. Deshalb kann die Innervationsebene höher liegen, als sie klassischerweise beschrieben wurde. Häufig wurden Anastomosen zwischen den hinteren Ästen L1 und Th12 verzeichnet. (R. Maigne 1979) 14 Rezidive einer Ischialgie sind nach einem chirurgischen Eingriff sehr häufig. Eine Manipulation kann diese Fälle schnell und erfolgreich beseitigen. (R. Maigne 1979)

re-la-th l. re-la-lu l. re-la-pv r. re-la-cx r.

Abb. 19.9 Fusionszentren der Spirale ante-latero-caput


Die Seiten 222-236 stehen nicht zur VerfĂźgung


21

MANIPULATION DER MYOFASZIALEN SPIRALEN Die Faszie ist ein Gewebe, das im ganzen Körper kontinuierlich verläuft. Deshalb kann ein auf einen beliebigen Teil der Faszie ausgeübter Stimulus eine Reaktion an anderen Körperstellen hervorrufen. Nur ein auf den für die Funktionsstörung verantwortlichen1 Punkt gerichteter Stimulus kann das Problem definitiv lösen. Leider befindet sich dieser Punkt nie an der Schmerzstelle. Es gibt drei Wege diesen Punkt zu ermitteln: –– wenn das Problem nur ein Gelenk betrifft, kann auf Basis der Schmerzstelle (CP) das Koordinationszentrum (CC) der myofaszialen (mf) Einheit ermittelt werden; –– wenn der Schmerz mehrere Segmente umfasst und bei in einer Ebene ausgeführten Bewegungen stärker wird, werden die in dieser Ebene aktiven Sequenzen ausgewählt; –– wenn das Ungleichgewicht mehrere Stellen umfasst und der Schmerz bei in unterschiedlichen Ebenen ausgeführten Bewegungen stärker wird, kann die Beteiligung der Diagonalen oder der mf Spirale angenommen werden. Der segmentale Schmerz hat seinen Ursprung in der Nähe des schmerzhaften Bereichs; ein in einer bestimmten Ebene verteilter Schmerz hat seinen Ursprung in den mit dieser Ebene verbundenen Punkten. Ein Schmerz mit spiralförmigem Verlauf hat häufig seine Ursache in Punkten, die mit mehreren Ebenen verbunden sind. Die Behandlung verfolgt jeweils ihr Ziel: –– bei segmentaler Behandlung besteht das Ziel in der Wiederherstellung der richtigen Gelenkfunktion, indem auf die das betreffende Gelenk bewegende mf Einheit eingewirkt wird; –– die globale Behandlung zielt auf die Wiederherstellung des posturalen Gleichgewichts, indem auf Sequenzen eingewirkt wird, die Bewegungen in einer bestimmten Ebene koordinieren; 1 Es werden keinerlei Behandlungsergebnisse erzielt, wenn man das CC, das direkt am Schmerz des Halsbereichs und an der Beweglichkeitseinschränkung beteiligt ist, nicht berücksichtigt. Wenn zum Beispiel der Schmerz durch die Halsrotation hervorgerufen wird und ausschließlich die Behandlung CC der Lateralbewegung vorgenommen wird, kommt es zu keiner Symptomlinderung. Sofortige Verbesserung wird nur im Falle der Behandlung des CC er-cl erlangt. (L. Stecco 1999)

–– im Falle von Funktionsstörungen einer motorischen Geste beruht das Behandlungsziel auf der Wiederherstellung der Grundsubstanzfluidität der Faszie, damit ein freies Gleiten der Kollagenfasern, die entlang der Spirale verlaufen, gewährleistet wird. Mit dem Behandlungsziel geht ebenfalls die Berücksichtigung des folgenden Prinzips einher: „Manus sapiens potens est” (eine wissende Hand ist mächtig). Die Faszie ist ein Gewebe, das unterschiedliche Elemente des Bewegungsapparats miteinander verbindet Die Einheit des Körpers sollte im Rahmen der globalen Behandlung beim Ausfüllen der Patientenkarte immer Berücksichtigung finden. Obgleich der Körper als Ganzes betrachtet werden sollte, gibt es viele medizinische Spezialfächer, wo der Tatsache, dass jedes Segment einen Bestandteil dieser Gesamtheit darstellt, nicht entsprechend Rechnung getragen wird. Die Faszie stellt ein alle Strukturen des Bewegungsapparats verbindendes Element dar und: –– verbindet unidirektionale motorische Einheiten einer mf Einheit; –– verbindet unidirektionale mf Einheiten einer mf Sequenz; –– verbindet über die Spiralen die motorischen Schemata unterschiedlicher Segmente; –– bildet ein Gerüst für das Nervensystem (Falx cerebri, Dura mater); –– führt in der Embryonalentwicklung die Innervation und bildet Nervenscheiden; –– weist dank den mf Sequenzen den afferenten Impulsen eine direktionale Bedeutung zu; –– sorgt durch das Epimysium für die Integrität der Muskeln und stellt über die Sehnenscheide die Gleitbewegung sicher; –– stärkt Gelenkkapseln und verbindet sich mit Ligamenten; –– signalisiert, dank dem Periost, Brüche sowie andere Knochenstörungen; –– begleitet Venen und Arterien und bildet Vaskulär- sowie Nervenscheiden;


238

MYOFASZIALE SPIRALEN

Abb. 21.1 Palpation des Fusionszentrums (CF) an-me-pe 1

Abb. 21.2 Behandlung des Fusionszentrums (CF) an-me-pe 2 unter Einsatz des Zeigefingerknöchels, wodurch längeres Arbeiten möglich wird, ohne die Finger zu überlasten


Die Seiten 239-243 stehen nicht zur VerfĂźgung


244

MYOFASZIALE SPIRALEN

– „Warum ist der Schmerz zurückgegangen?“ zu fahren! Jede Person sollte sich frei bewegen und die bequemste Haltung einnehmen. Die unelastische Faszie hat einen übermäßigen Druck auf die freien Nervenendigungen ausgeübt, wohingegen – „Wie kann ich das wiedererlangte Gleichgewicht nach der Manipulation die intrafaszialen Kollagenfasern aufrechterhalten?” gegeneinander frei gleiten können, ohne die NozizeptoDurch die Entwicklung der Fähigkeit, eigene Körperren, also Schmerzrezeptoren zu reizen. Der zuvor verbedürfnisse zu erkennen – nur so kann der Lebensstil spürte Schmerz signalisierte ein Spannungs- und postuder Physiologie angepasst werden. Jeder hat andere Berales Ungleichgewicht des Körpers, wohingegen nach dürfnisse und man kann sie nicht aufzwingen. Es sollte der Behandlung der korrekte Normalzustand wiederherbeachtet werden, wann der Körper seine Adaptationsfägestellt wurde. higkeiten bei Stresssituationen überschreitet und „inne– „Sollten andere Untersuchungen, gehalten werden“, um Kräfte zu regenerieren. z. B. Röntgenaufnahmen vorgenommen werden?” Zusätzliche Untersuchungen sind nicht erforderlich, falls Klinische Fälle infolge der Manipulation der Schmerz bzw. sonstige Spiralen, so wie unidirektionale Sequenzen, bilden im Symptome zurückgegangen sind. Wenn die Manipula- gesamten Körper eine Kontinuität. Diese beiden myotion jedoch keinerlei Verbesserung herbeiführte, sollten faszialen Strukturen arbeiten häufig zusammen, weil bei weitere Untersuchungen erwogen werden. vielen komplexen Bewegungen sowohl die direktionale Komponente wie auch die Dynamikänderung zwischen – „Sollten nach der Behandlung irgendwelche den Segmenten beteiligt sind. Medikamente eingenommen oder sonstige Therapien Beim Eintreten einer Funktionsstörung des Bewevorgenommen werden?” gungsapparats ist häufig in erster Linie eine SpannungsSollte die Entzündungsreaktion nach der Behandlung zu kalibrierung der Spirale und anschließend eine Normaliintensiv sein, gibt es keine Gegenanzeigen für die Einsierung der Sequenz erforderlich. nahme von entzündungshemmenden Mitteln. Falls möglich, sollten diese jedoch nicht eingenommen werden, Erster Fall weil sie den Behandlungsprozess stören können. Eine Sportlerin (Meisterin im Querfeldein-Rennen) – „Sollte eine prophylaktische Behandlung vorgenommen werden?” Dies ist nicht erforderlich, weil es sich nicht voraussehen lässt, wann die Faszie einer erneuten Densifikation unterliegt. Bei einem Patienten kann eine Wiederkehr nach 6 Monaten, bei einem anderen nach 6 Jahren erfolgen. Ursachen und Umstände mögen gleich erscheinen, jedoch können bei manchen Patienten die begleitenden Stoffwechselstörungen den Prozess der Densifikation beschleunigen. – „Was sollte nach solch einer Behandlung zu Hause gemacht werden?” Über die ersten fünf Tage nach der Behandlung sollte intensive körperliche Aktivität vermieden werden. Die Manipulation beseitigt gewisse Störungen der Faszie, weshalb der Körper einige Zeit braucht, um das ursprüngliche Gleichgewicht wiederzuerlangen. – „Was ist mit Sport und Arbeit?“ Wenn nach Verlauf einer Woche der Körper sein Gleichgewicht wiedererlangt, gibt es keinen Grund dafür, körperliche Aktivität einzuschränken, und es müssen keine Vorsichtsmaßnahmen zur Aktivitätseinschränkung einzelner Körperteile getroffen werden. Wenn der Kfz-Mechaniker das Fahrzeug erfolgreich repariert hat, ist es nicht erforderlich, mit einem heruntergeschalteten Gang

konnte auf Grund eines seit acht Monaten bestehenden Schmerzes auf der hinteren Seite des Knies, der sich jeweils nach einigen Laufminuten einstellte, nicht trainieren. Das Problem wurde als Ischialgie diagnostiziert, jedoch konnten unterschiedliche Untersuchungen keinerlei Abnormitäten feststellen4. Die Patientin behauptete, der Schmerz stelle sich lediglich auf der Rückseite des Knies ein und sie verspüre keinerlei sonstigen Beschwerden. Keinerlei Alltagsaktivität verursachte etwaige Symptome, sie hatte keinerlei Muskelkrämpfe oder Parästhesien. In der Patientenkarte wurden keinerlei Begleitschmerzen erfasst, weil diese nicht vorhanden waren. Auch die schmerzhafte Bewegung war mit keiner bestimmten Ebene oder Richtung verbunden. Eine zu geringe Datenanzahl verhinderte die Möglichkeit der Formulierung irgendeiner Hypothese. Die vergleichende Bewegungsprüfung des rechten und linken Knies erbrachte dieselbe Beweglichkeit und Kraft; der einzige Unterschied war ein geringer Schmerz des rechten Knies bei der Retrobewegung. Es wurde auch

4 Es besteht keine Notwendigkeit, bei Patienten mit Schmerzen der Lendenwirbelsäule, bzw. Ischalgiesymptomen eine Röntgenuntersuchung vor der Manipulation (oder ohne sie) vorzunehmen. (Britannic clinical standards advisory group 1994)


MANIPULATION DER MYOFASZIALEN SPIRALEN

die Hüfte überprüft, um die Beteiligung der mf Sequenz oder das Vorhandensein eines ausstrahlenden Schmerzes zu bestätigen oder auszuschließen. Da die Hüfte keinerlei Schmerzen offenbarte, bestand kein Verdacht auf Ungleichgewicht in Zusammenhang mit mf Sequenzen. Da der Schmerz beim Laufen stärker wurde (dynamische Bewegung), wurde der Verdacht auf ein Ungleichgewicht in Bezug auf Spiralen aufgestellt.

Sie klagte lediglich über ein Zucken des linken Augenlids. Sie hatte keinerlei internistische Probleme, jedoch gab sie nach eingehender Befragung an, sie hätte manchmal einen stechenden Schmerz im rechten subkostalen Bereich verspürt. Da sie sich über den Schmerz im rechten subkostalen Bereich seit drei Jahren beklagt hatte, wurde ermittelt, dass der rechtsseitige Schmerz im Schulterblattbemax. Schm. GE RE r. 8 Mo., 5 reich, der lediglich drei Monate währte, auf eine Komschm. Bew. Laufen pensation entlang der das CF re-la-cl umfassenden Spifrüh. Schm. rale zurückging. Parästhesien Die Bewegungsprüfung des Segments Collum ergab intern. Stör. eine schmerzfreie Einschränkung der Laterobewegung Behandlung Re-me-ta, an-la-ge, ++ des Collum, geringfügigen Schmerz bei Re­tro­bewegung Es wurde die palpatorische Untersuchung der CF an- ohne Beweglichkeitseinschränkung sowie geringfügigen -la-ge und re-la-ge vorgenommen, um festzustellen, ob Schmerz bei Linksrotation. Die Palpation der CF der Segmente Collum und Scadie Koordinationsstörung die Standphase oder die pula bestätigte die Hypothese über die Beteiligung der Schwungphase betraf. Das erste CF war viel sensibler als das zweite, weshalb, nachdem die Beteiligung der seg- den Punkt re-la-cl umfassenden Spirale. mentalen CC ausgeschlossen wurde, man sich für die Nach der Behandlung der CF re-la-cl l., an-la-th r., anAufnahme der Behandlung der dieses CF umfassenden -la-lu r. ergab die Nachuntersuchung eine SchmerzlindeSpirale entschied. Das CF re-me-ta reagierte ebenfalls rung in der Schulterblattgegend sowie ein Leichtigkeitssensibel und war von der Densifikation betroffen, ähn- gefühl auf der Seite des vorderen Brustkorbs. lich wie das CF an-la-ge. Nach der Manipulation beider Punkte wurde eine erneute Bewegungsprüfung vorgemax. Schm. SC ER r. 3 Mo., 8 nommen, wonach die Patientin erklärte, sie habe das Geschm. Bew. RE, LA CL l. fühl, dass sich ihr Bein freier und leichter als in den letzfrüh. Schm. ten Monaten anfühle. Parästhesien Zucken des linken Augenlids Nach zwanzig Tagen bestätigte der Trainer, dass die intern. Stör. Reißender Schmerz an-la r. 3 J. Patientin ihr Trainingsprogramm wieder aufgenommen Behandlung Re-la-cl l., an-la-th, lu r., ++ habe und sich gut fühle.

Zweiter Fall Eine vierzigjährige Engländerin kam zur Behandlung wegen eines seit drei Monaten empfundenen beständigen Schmerzes, der sich zwischen dem rechten Schulterblatt und dem Hals einstellte. Die Beschwerden wurden zuvor als Überlastungssyndrom diagnostiziert. Die Patientin behauptete, der Schmerz verstärke sich bei Kopfneigung nach hinten sowie nach links. Die Frau verspürte zuvor keinerlei Schmerzen innerhalb des Bewegungsapparats.

Nach einer Woche blieb dieses Ergebnis unverändert (//++) und der reißende Schmerz im rechten subkostalen Bereich hat sich nicht mehr manifestiert. Es bestand keine Notwendigkeit für die Fortsetzung der Behandlung und der Patientin wurde ein weiterer Termin nur im Falle der Symptomwiederkehr angeraten. Die angeführten Beispiele sollten nicht als therapeutische Musterbeispiele für ähnliche Fälle dienen. Jeder Fall sollte individuell untersucht und behandelt werden.

245



NACHWORT

Manche Leser mögen enttäuscht sein, dass das vorliegende Buch keine detaillierten Hinweise auf die Behandlung jeder einzelnen Art der Dysfunktion bietet. Dennoch kann nach der Analyse des Inhalts dieser Publikation der Schluss gezogen werden, dass jede Dysfunktion infolge eines Spannungsungleichgewichts zwischen unterschiedlichen Punkten, die von der Densifikation betroffen sind, entsteht und dass die Kombination dieser Punkte bei jedem Patient anders ist. Die richtige Anwendung dieser Methode erfordert die Teilnahme an einem Fachlehrgang, da nur im direkten Kontakt mit dem Lehrer zu vermitteln ist, wie und an welcher Stelle eine palpatorische Untersuchung durchzuführen ist und welche Ausgangsstellung der Patient und der Therapeut während der Behandlung einnehmen sollen. Mit der täglichen Praxiserfahrung perfektioniert der Therapeut die Fähigkeit der Untersuchung und der Behandlung des Weichgewebes und entwickelt dafür, wie auch für die Bedürfnisse dieses Gewebes, ein entsprechendes Gefühl. Diese Methode erfordert ein vollständiges Engagement seitens des Therapeuten, und zwar vom Beginn bis zum Ende der Behandlungssitzung. Zunächst muss die Anamnese erhoben werden, es müssen entsprechende Problemlösungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen, Stellen, die von der Densifikation betroffen sind, gefunden, die Manipulation durchgeführt und anschließend die Behandlungsergebnisse beurteilt werden. Besonders die letzte Etappe des gesamten Prozesses ist für angehende Adepten dieser Methode mit Schwierigkeiten verbunden, weil sie den Erfolg ihrer Behandlungsmaßnahmen dokumentiert. Der Therapeut muss die vollständige Verantwortung für die Lösung der Probleme übernehmen, weil die Arbeit nur dann richtig ausgeführt wird, wenn sich entsprechend gute Ergebnisse einstellen. Die Anwendung der Faszialen Manipulation erfordert Mut angesichts der Notwendigkeit der Auseinanderset-

zung mit der unbekannten Komponente eines jeden einzelnen Behandlungsfalls, wobei dem Therapeuten keine Lehrbuchanleitung für die Lösung jedes einzelnen Problems zur Verfügung steht; sie erfordert Mut bei der Behandlung von Punkten, denen der Patient keine größere Bedeutung beimisst; sie erfordert Mut bei der Arbeit mit dem Patienten, dem die Behandlung Schmerzen verursacht, sowie eine kritische Einstellung gegenüber dem Patienten, der zunächst keine Verbesserung verspürt. Diese Methode kann sich als schwierig erweisen sowohl für den Patienten, der Schmerzen ertragen muss, als auch für den Therapeuten, der sie anwendet. Letztendlich werden sowohl der Patient als auch der Therapeut zufrieden gestellt. Der Patient ist zufrieden, weil sein Problem gelöst wird. Der Therapeut ist zufrieden, weil er dem Patienten helfen kann und weil er die Überzeugung erlangt, dass seine Hände zu einem mächtigen Instrument werden, das in den Dienst zum Wohle leidender Menschen gestellt werden kann. Das Buch wurde aus dem Beweggrund geschrieben, andere Therapeuten an der beschriebenen Behandlungsmethode teilhaben zu lassen. In der Arbeit hätten mehr histologische Abbildungen zur Darstellung der Fasziendensifikation sowie statistische Untersuchungsergebnisse, die den Erfolg der Methode bestätigen, Aufnahme finden können, jedoch wird ein Teil dieser Aspekte der Initiative der Leser überlassen. Diese Arbeit endet nicht an dieser Stelle. Es ist erst der Anfang. Mit Sicherheit werden Therapeuten, die diese Methode weiter perfektionieren wollen, eventuelle Fehler, die sich in dieser Publikation eingefunden haben, berichtigen und hoffentlich nicht als Vorwand nutzen, das gesamte Konzept zu verwerfen. Wir hoffen, dass Therapeuten, die sich von der Wirksamkeit der im vorliegenden Buch präsentierten Vorschläge überzeugen lassen, dieses Wissen nicht nur für sich behalten, sondern es an andere weitergeben.



ÜBERSICHTSTAFELN Tab. 23.1 Segmentale CC, Akupunkturpunkte und Triggerpunkte (TP) der oberen Extremität CC

Akupunkturpunkte

TP

An-sc

Lu 1

M. pectoralis minor

An-hu

Lu 2

M. deltoideus

An-cu

Lu 4

M. brachialis, M. biceps brachii

An-ca

Lu 6

M. flexor carpi radialis

An-di

Lu 10

M. flexor pollicis brevis

Re-sc

Dü 15

Mm. rhomboidei

Re-hu

Dü 9

M. teres major

Re-cu

3E 12

M. triceps brachii (Caput laterale)

Re-ca

Dü 7

M. extensor carpi ulnaris

Re-di

Dü 4

M. abductor digiti minimi

Me-sc

Mi 21

M. serratus anterior

Me-hu

He 1

M. coracobrachialis

Me-cu

He 2

M. flexor carpi ulnaris (Caput humerale)

Me-ca

He 4

M. flexor carpi ulnaris (Caput ulnare)

Me-di

He 8

M. flexor digiti minimi

La-sc

Di 17

M. omohyoideus

La-hu

Di 15

M. deltoideus

La-cu

Di 11

M. brachioradialis

La-ca

Di 9

M. extensor carpi radialis

La-di

Di 4

M. interosseus dorsalis I

Ir-sc

Ma 11

M. subclavius

Ir-hu

Pe 2

M. subscapularis

Ir-cu

Pe 3

M. pronator teres

Ir-ca

Pe 4

M. pronator quadratus

Ir-di

Pe 8

Mm. lumbricales

Er-sc

3E 15

M. serratus anterior

Er-hu

3E 14

M. infraspinatus

Er-cu

3E 10

M. supinator

Er-ca

3E 8

M. abductor pollicis longus

Er-di

3E 3

Mm. lumbricales

Rote Kreise (Abb. 23.1) umgeben myofasziale Einheiten (Muskeln, Faszien, Gelenke) der Segmente Digiti (di), Carpus (ca), Cubitus (cu), Humerus (hu) und Scapula (sc). Das Segment Scapula umfasst das Sternoklavikulargelenk vorne und das Skapulothorakalgelenk hinten.

SC

* •°

HU

* CU

• * •

CA

°

*

° •° *

• °

*

*

° * DI

•°

*

° °

*• °

Abb. 23.1 Segmentale CC der oberen Extremität

Symbole für die Punkte der Vorderseite: ° CC der Mediobewegung, * CC der Antebewegung, • CC der Intrarotation. Symbole für die Punkte der Rückseite: ° CC der Laterobewegung, * CC der Retrobewegung, • CC de Extrarotation.


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BIBLIOGRAPHIE

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GLOSSAR

Ante-latero: anterolaterale Bewegung, und zwar die Kom­ bination aus anteriorer und lateraler Bewegung, die ein motorisches Schema bilden, das durch ein Fusionszen­ trum koordiniert wird.

Digiti: Körpersegment, das die distale Reihe der Handwur­ zelknochen, Mittelhandknochen sowie Phalangen aller Finger, Faszien wie auch Muskeln, welche die Finger be­ wegen, umfasst. Abkürzung: di.

Ante-medio: anteromediale Bewegung, und zwar die Kom­ bination aus anteriorer und medialer Bewegung, die ein motorisches Schema bilden, das durch ein Fusionszent­ rum koordiniert wird.

Epimysiale Faszie: Teil der muskelumgebenden tiefen Fas­ zie. Synonym: Epimysium.

Antebewegung: anteriore Bewegung eines Extremitätenbzw. Rumpfsegments. Abkürzung: ante oder an. Begleitschmerz: Schmerz, der gleichzeitig mit dem domi­ nanten Schmerz empfunden wird; er kann auf Kompen­ sationen hinweisen, die in einer Ebene, bzw. entlang ei­ ner Spirale vorkommen. Abkürzung: Begleitschm. Bewegungsprüfung: Bewegunsgstests, die zur Bestätigung der aufgestellten Hypothese dienen. Caput: Körpersegment, das Augen, Ohren, Kiefergelenk zusammen mit den Muskeln und Faszien des Gesichts und des Schädels umfasst, die die unterschiedlichen mf Einheiten des Kopfes bilden. Abkürzung: cp. Carpus: Segment der oberen Extremität, das Gelenke, Li­ gamente, Faszien und Muskeln umfasst, die für die Be­ wegung des Handgelenks verantwortlich sind. Abkür­ zung: ca.

Extrarotation: Außenrotation eines Extremitäten- oder Rumpfsegments. Abkürzung: extra bzw. er. Fasziale Kompensation: Art und Weise, in welcher der Körper versucht, den Schmerz zu eliminieren; sie ver­ ringert die Spannung in einem Punkt der Faszie, indem sie die Elastizität entlang einer Sequenz und/oder Spira­ le verändert. Fasziale Manipulation: Die manuelle Technik, die auf Wiederherstellung der physiologischen Fluidität der fas­ zialen Grundsubstanz sowie auf Eliminierung unphysio­ logischer Verbindungen zwischen Kollagenfasern abzielt. Diese Technik nutzt die Nachgiebigkeit der Faszie. Früherer Schmerz: Schmerz, der in der Vergangenheit empfunden und durch den Körper kompensiert wurde; er hilft bei der Feststellung der Geschichte des aktuellen Ungleichgewichts. Abkürzung: früh. Schm. Fusionszentrum: Koordinationspunkt von Kräften, die ein motorisches Schema umsetzen. Abkürzung: CF.

Collum: Körpersegment, das mittels der sieben Halswirbel sowie der Muskeln und der Faszien den Kopf mit dem Rumpf verbindet. Abkürzung: cl.

Genu: Segment der unteren Extremität, welches das Knie­ gelenk sowie myofasziale Einheiten umfasst, die es be­ wegen. Abkürzung: ge.

Coxa: Körpersegment, welches das Hüftgelenk samt Faszi­ en und Muskeln umfasst, die es bewegen. Abkürzung: cx.

Grundspannung: Ruhespannung der Faszie, die von den an sie ansetzenden Muskelfasern aufrechterhalten wird.

Cubitus: Komplex aus Knochen (Ulna, Radius sowie Hu­ merus), Ligamenten, Faszien sowie Muskeln, welche die Bewegung des Ellenbogengelenks umsetzen. Abkür­ zung: cu.

Humerus: Schultergelenk, Ligamente, Faszien sowie Mus­ keln, die für Oberarmbewegungen zuständig sind. Ab­ kürzung: hu.

Densifikation: Modifikation der Konsistenz (Vergrößerung der Dichte) der Grundsubstanz der Faszie. Diagnostische Fusionszentren: Fusionszentren, die auf die Spirale hinweisen, die vom Spannungsungleichgewicht betroffen ist. Sie werden anhand der vergleichenden pal­ patorischen Untersuchung festgestellt.

Hypothese: Ergebnis der Befundanalyse, das bei der Erstel­ lung des individuellen Behandlungsplans hilft. Intermuskuläres Septum: fasziale Formation, die zwei mf Einheiten voneinander trennt und die eine Ansatzstelle für zahlreiche Muskelfasern bildet, die gegeneinander als Antagonisten wirken. Intrarotation: Innenrotation eines Extremitäten- oder Rumpfsegments. Abkürzung: intra bzw. ir.


262

GLOSSAR

Koordinationszentrum: Koordinationszentrum einer myo­ faszialen Einheit, welche die Bewegung eines Körper­ segments in einer bestimmten Richtung umsetzt. Abkür­ zung: CC.

Pelvis: Körpersegment, welches Beckenknochen, das Schambein, das Kreuzbein sowie das Steißbein umfasst, die zusammen mit Muskeln und Faszien den Beckengür­ tel bilden. Abkürzung: pv.

Latentes Koordinationszentrum: Koordinationszentrum einer myofaszialen Einheit, in der sich die Dysfunktion nicht manifestiert, das jedoch am Spannungsungleichge­ wicht der Faszie beteiligt ist.

Perzeptionszentrum: Region, an der sich Symptome in der betroffenen myofaszialen Einheit manifestieren. Abkür­ zung: CP.

Laterobewegung: Bewegung eines Extremitäten-, bzw. Rumpfsegments in der Frontalebene zur Seite hin. Syn­ onyme: Lateralflexion, Seitneigung, Abduktion. Abkür­ zung: latero bzw. la. Lumbi: Das Segment zwischen dem zwölften Brustwirbel und dem ersten Kreuzbeinwirbel, das die Rücken- und Bauchmuskeln umfasst, die dieses Segment bewegen. Abkürzung: lu. Mediobewegung: Bewegung eines Extremitäten-, bzw. Rumpfsegments in der Frontalebene zur Mittellinie des Körpers hin. Synonym: Adduktion. Abkürzung: medio bzw. me. Modifikationsschwelle: Zeitpunkt, an dem die Grundsubs­ tanz der Faszie unter der Wärmeeinwirkung, die sich aus der Reibung infolge der Manipulation ergibt, vom Gelzum Solzustand übergeht. Motorische Diagonale: Bewegung der gesamten Extremi­ tät bzw. des Rumpfes zwischen zwei Ebenen. Motorische Geste: Kombination von motorischen Schema­ ta, die von einer Spirale koordiniert werden. Gesten sind an der Umsetzung komplexer motorischer Aktivitäten (z. B. der Gang) beteiligt. Motorisches Schema: Kombinierte Bewegung eines ein­ zelnen Körpersegments zwischen zwei Ebenen. Myofasziale (mf) Diagonale: longitudinale Linie, die zwi­ schen zwei benachbarten Sequenzen verläuft und die uni­ direktionale Fusionszentren der aufeinanderfolgenden Körpersegmente verbindet. Myofasziale (mf) Einheit: Gruppe motorischer Einheiten, die ein Körpersegment in derselben Richtung bewegen. Sie wird vom Koordinationszentrum (CC) koordiniert, das sich in der Faszie befindet, die diese Einheit umgibt. Myofasziale (mf) Sequenz: Kette unidirektionaler myofas­ zialer Einheiten, die mit einer Faszie verbunden sind; sie wird durch biartikuläre Muskelfasern gespannt. Myofasziale (mf) Spirale: helikoidale Linie, die aus Mus­ kel- und Faszienfasern gebildet wird und die um die Ext­ remität oder den Rumpf herum verläuft, ohne sich selbst zu kreuzen. Sie verbindet Fusionszentren.

Pes: Segment der unteren Extremität, welches das Fersen­ bein, die Fußwurzel, die Phalangen, der Zehen, Faszien sowie Muskeln umfasst, welche die Zehen bewegen. Ab­ kürzung: pe. Postinterventionelle Beurteilung: Überprüfung der Bewe­ gung, die vor der Behandlung Schmerzen auslöste. Retinaculum: fasziale Struktur, welche aus sich in unter­ schiedlichen Winkeln kreuzenden Kollagenfasern be­ steht, die Spannungen von rechts nach links sowie von proximal nach distal und vice versa übertragen. Retro-latero: posterolaterale Bewegung, und zwar die Kombination aus posteriorer und lateraler Bewegung, die ein motorisches Schema bilden, das durch ein Fusi­ onszentrum koordiniert wird. Retro-medio: posteromediale Bewegung, und zwar die Kombination aus posteriorer und medialer Bewegung, die ein motorisches Schema bilden, das durch ein Fusi­ onszentrum koordiniert wird. Retrobewegung: posteriore Bewegung eines Extremitäten-, bzw. Rumpfsegments. Abkürzung: retro bzw. re. Scapula: Körpersegment, welches das Skapulothorakalge­ lenk und das Sternoklavikulargelenk, Faszien und Mus­ keln umfasst, die das Schulterblatt bewegen. Abkür­ zung: sc. Schmerzhafte Bewegung: vom Patienten angegebene Be­ wegung, die von ihm als am schmerzhaftesten empfun­ den wird Abkürzung; schm. Bew. Schmerzstelle: schmerzhafte Stelle, die der Patient angibt. Sie wird anhand der Abkürzung der Segmentbezeich­ nung (z. B. cx) sowie der Abkürzung der Lokalisation (z. B. la) angegeben. Talus: Körpersegment, welches das obere Sprunggelenk, das Sprungbein, Faszien und Muskeln umfasst, die das Sprunggelenk bewegen. Abkürzung: ta. Thorax: Segment, das sich zwischen dem siebten Halswir­ bel und dem ersten Lendenwirbel befindet. Es umfasst zwölf Brustwirbel sowie sechs mf Einheiten, die diese Wirbel bewegen. Abkürzung: th. Vergleichende Palpation: Palpation von sechs unidirektio­ nalen Koordinationszentren und von vier Fusionszentren eines Segments zwecks Feststellung des empfindlichsten Punktes.


ALPHABETISCHES REGISTER DER ANATOMISCHEN PRÄPARATE

Ansatz des M. abductor hallucis an das oberflächliche Blatt der tiefen Faszie  151 Aponeurotische Faszie der Bauchwand  18 Epimysiale Faszie des M. erector spinae  121 Epimysiale Faszie des M. gastrocnemius  44 Epimysiale Faszie des M. pectoralis major, des M. serratus anterior und des M. obliquus externus abdominis  215 Epimysiale Faszie des M. soleus  27 Fascia thoracolumbalis  18 Fasziale Ansätze des M. semitendinosus  101 Faszie des M. deltoideus  202 Faszie des M. pectoralis major  141 Faszie des M. splenius capitis  214 Faszie des M. trapezius  173 Faszie und Aponeurose der Bauchwand  190 Faszie und Aponeurose des Lumbosakralbereichs  191 Faszie/Aponeurose des unteren Rippenbereichs  141 Faszienkontinuität zwischen dem M. rhomboideus und dem M. latissimus dorsi  120 Hypodermis des vorderen Oberschenkelbereichs  74 M. triceps surae mit der epimysialen Faszie  45 Muskelansätze des Pes anserinus am Knochen  100 Oberarmfaszie (Fascia brachii) – Vorderteil  17 Oberarmfaszie (Fascia brachii) – lateraler Teil  130 Oberflächliche Faszie des Unterarms  54 Oberflächliche und tiefe Faszie der unteren Extremitäten  26 Oberflächliche und tiefe Faszie des Lenden- und Beckenbereichs  65 Oberflächliche und tiefe Rumpffaszie  64 Oberschenkelfaszie – medialer Teil  227 Oberschenkelfaszie (Fascia lata)  75 Septum intermusculare brachii laterale  131 Tiefe Faszie der Kniekehle  226 Tiefe Faszie der Vorderseite des Oberarms  203 Tiefe Faszie des Oberarms  55 Unterschenkelfaszie (Fascia cruris) – medialer Teil  150



REGISTER

A Agonisten 31 Aktive Untersuchung  91 Akupunkturpunkte  56, 57 Alpha-Fasern 51 Antagonisten 31 Antebewegung 29 Ausbildung des Unterkiefers  37 Ausgeglichene Körperhaltung  127 Außerordentlicher Meridian  198 B Begleitschmerzen 162 Behandlung 92 Bewegungsmuster  112, 192 Bewegungsprüfung 91 Bezeichnungen: – Fusionszentren  174 – Körpersegmente  30 Biartikuläre Muskelfasern  24 Bindegewebe  25, 86 Blasenmeridian  197, 252 Bogengänge  37, 114 Brachiation 188 Brustkyphose 127 C Caput 30 Carpus 30 Chorda dorsalis  37 Collum 30 Coxa 30 Cubitus 30 D Daten 88 Deformationen 106 Dekompensationen 159 Densifikation  20 Diagonalen 176 Dickdarmmeridian 253 Diffuse Schmerzen  159, 241 Digiti 30 Diskuswurf 140 Dreifach-Erwärmer-Meridian 254 Druck 92 Dryopithecus 187

Dünndarmmeridian 252 Dynamische Phase  197 Dysfunktion der Faszie  240 Dysfunktion der Spirale  242 E Elastin 166 Endomysium 25 Epaxiale Muskulatur  36 Epimysiale Faszie  17–19, 190 Evolution der räumlichen Wahrnehmung 113 Explosive Kraft  149 Extensorreflex  192, 193 Extrarotation 29 Extrazelluläre Matrix  86 F Fascia antebrachii  206 Fascia axillaris  204 Fascia brachii  17 Fascia cervicalis  142 Fascia clavipectoralis  61, 137 Fascia cruris  228 Fascia deltoidea  173, 202 Fascia dorsalis manus profunda  53 Fascia glutea  72 Fascia iliaca  142 Fascia infraspinata  64, 173 Fascia lata  227, 230 Fascia nuchae  143 Fascia palmaris manus profunda  53 Fascia pectoralis  142 Fascia poplitea  153, 228 Fascia sternalis  144 Fascia supraspinata  137 Fascia thoracolumbalis  18, 191 Fasziale Kompensation  159, 162 Fasziales Gerüst  125 Faszienkarte 47 Fasziengrundsubstanz  86, 117 Faszienkompartimente 119 Faszienkompartimente der oberen Extremität  119 Faszienkompartimente der unteren Extremität 123 Faszienkompartimente des Rumpfes  119 Faszienkontinuität 120 Faszienorganisation  102, 123 Fibromyalgie 49

Fibronektin 142 Flexorreflex  192 Freie Nervenendigungen  43, 48, 244 Frühere Schmerzen  162 Fusionszentrum 174 G Galea aponeurotica  143 Gallenblasenmeridian 73 Galopp 112 Gamma-Fasern 43 Gamma-Motoneuronen  46, 47 Gekreuzte Synchronisation  112 Gekreuzter Extensorreflex  193 Gelenkkapsel 47 Genu 30 Glykosaminoglykane 166 Golgi-Sehnenorgane  43, 195 H Hallux valgus  106, 128 Hauptmeridiane 197 Herzmeridian 253 Hill-Modell 104 Hohltiere 35 Hominiden 187 Humerus 30 Hyaluronsäure 166 Hypaxiale Muskulatur  36, 38 Hypothese 90 I Interkrurale Fasern  186 Intrarotation 29 Involutionsprozess 188 K Kabat 192 Kinästhetische Wahrnehmung  118 Kinästhetische Rezeptoren  117 Klinische Fälle  94, 167, 244 Kompensation entlang der Sequenz  126 Kontraindikationen 241 kontraktile Phase  46 kontralaterale Kompensation/en  102, 126 Konvergenzpunkt  44, 174


REGISTER

266

Konzentrische Kreise  118 Konzeptionsgefäß 253 Koordinationszentrum  23, 25, 48 Kreuzbewegung 185 Kreu­zungs­punkte  197

Neuromasten 113 Neuromuskuläre Organisation 73 Neuromyofasziale Einheit 23, 47 Nierenmeridian 253 Nozizeptoren 147

L

O

Latente CC  164 Latente Kompensationen  159 Latente Phase  163 Latente Triggerpunkte  49 Laterobewegung 29 Lebermeridian  73, 254 Lendenlordose 127 Lenkergefäß 253 Lig. transversum cruris  230 Lig. anulare  204 Lig. carpi transversum  132 Lig. laciniatum  151, 228, 230 Ligament 177 Linea alba  190 Linea alba cervicalis  144 Longitudinale Kollagenfasern  172, 178 Longitudinale Traktion  129 Longitudinales Septum  36 Lumbi 30 Lungenmeridian  199, 252

Oberflächliche Faszie 26 Oberflächliche Reibung 91

M M. serratus posterior superior  214 M. splenius capitis  214, 216 M. sternalis  142 Magenmeridian  73, 252 Manipulation 19 Maximaler Schmerz  90 Maximalschmerzstelle 88 Mediobewegung 29 Metabolische Faktoren  84 Metabolische Störungen  84, 240 Milzmeridian 252 Mm. interossei plantares  78, 154 Modifikation des Kollagenfasernetzes  84 Monoartikuläre Muskelfasern  24 Motoneuronen 47 Motorische Diagonale  176, 181 Motorische Einheit  23, 25 Motorische Kreuzsynchronie  185 Motorische Organisation  171, 192 Motorisches Schema  174, 176, 181 Motorische Geste  171, 181 Muskelscheide der Mm. peronei  234 Muskelspindeln 46 Myofasziale Architektur  183 Myofasziale Einheit  23 Myomere  36, 40 Myosepten  36, 37 N Naht der Oberlippe  144 Naht der Unterlippe  144

P Palpatorische Untersuchung  91 Parästhesien  106, 159 Passive Untersuchung  91 Patientenkarte  86, 87, 159 Pelvis 30 Perikardmeridian 254 Perimysium 25 Periostschmerzpunkte 56 Perzeptionszentrum  29, 46 Perzeptives Gedächtnis  115 Pferd  112, 149 Physiologie der Muskelspindeln  46 Plattwürmer 37 Platysma  39, 132 Plyometrische Kraft  149 Posturale Dekompensationen  86 Posturale Kompensation  126 Posturale Kompensationen  105 Posturologie 179 Proconsul 187 Propriozeption  113, 176 Proteoglykane 166 Prozedurales Gedächtnis  115

Schmerzintensität  242, 90 Schmerzstelle 88 Schräge Kollagenfasern  196 Schritt 112 Schwerpunkt  118, 119 Schwungphase  192, 193, 245 Sehnenscheidenzyste 240 Seitenlinienorgan 113 Septum intermusculare brachii: – laterale  130, 131, 135 – mediale  28, 134, 141 Speerwurf 139 Spiralen 177 Spiralförmig angeordnete Kollagenfasern 194 Standphase  193, 194, 228 Stoffwechselprodukte 84 Struktur der myofaszialen Einheit  23 Synergie zwischen den Spiralen  201 T Talus 30 Tendinomuskuläre Meridiane  197 Terminologie der Bewegungsbeschreibung 73 Terminologie der myofaszialen Einheit  29 The zone of polarizing activity  183 Thorax 30 Tiefe Faszie  42 Tiefe Reibung  92 Tonische Nackenreflexe  114 Trab 112 Transversale Traktion  129 Transversales Septum  36 Traumastimuli 86 Triggerpunkte  48, 56

R

U

Radialabduktion  53, 177 Ramapithecus 187 Range of motion  90 Reaktionen nach der Behandlung  93 Reflexe  192 Reptilien 112 Retinaculum 177 Retinaculum cutis profundum  64 Retinaculum cutis superficiale  65 Retinaculum extensorum  152 Retinaculum flexorum  151, 156 Retinaculum patellae  232 Retinaculum popliteum  226 Retrobewegung 29 Rundmäuler 38

Übertragungsschmerz/en  73, 78 Umweltfaktoren 84 Unausgeglichene Körperhaltung  127 Untersuchung gegen Widerstand  91

S Säugetiere 183 Schädellose 37 Schaltkreis der myofaszialen Einheit  48 Schmerzausstrahlung 91 Schmerzhafteste Bewegung  88, 174

V Vater-Pacini 117 Visuelle Analogskala  90 Vorbereitungsphase  139, 149,197 Z Zweibeinigkeit 187


NOTIZEN


Fasziale Manipulation Wenige Bücher erfüllen die Erwartungen der Autoren und der Leser. Diesem Buch ist dies gelungen, weil es einen wichtigen Beitrag zu den Wissenschaftsdisziplinen der Biomechanik, der Orthopädie und der Rehabilitation leistet. Der Autor geht mit Leichtigkeit von einem Thema zum anderen über und erschafft ein kohärentes Ganzes. Aufgrund meiner Erfahrungen sowohl mit besserer als auch mit schlechterer medizinischer Fachliteratur kann ich feststellen, dass es sich hierbei um ein Meisterwerk handelt. Das Buch verdient eine große Aufnahme durch ein breites Publikum und die Umsetzung seiner Inhalte in die Praxis. John V. Basmajian Professor Emeritus für medizinische Wissenschaften McMaster University Hamilton, Ontario, Kanada Sehr beeindruckend, ein analytisches Meisterwerk! Luigi Steccos Entdeckungen im Zusammenhang mit den Koordinationszentren werden von höchstem Interesse sein. Diese Arbeit wird den Studien über rheumatische Erkrankungen jeglicher Art einen starken Impuls geben. Prof. Dr. Hartmut Heine Leiter des Instituts für Anatomie und klinische Morphologie Universität Witten/Herdecke

Eine neue und überzeugende Interpretation der Aktivitäten der Muskelfaszien als Bestandteil der Organisation des Bewegungsapparates, die sich sowohl auf praktische als auch rationale Prämissen stützt. Einfach und verständlich geschrieben. Das Buch ist allen zu empfehlen, die sich mit der Rehabilitation beschäftigen. Prof. Ivano Colombo, Mailand Ein beeindruckendes und einen neuen Ansatz präsentierendes Buch. Prof. Karel Lewit, Central Railway Health Institute, Prag

ISBN 978-83-939274-7-0

www.fascialmanipulation.de www.faszialemanipulation.com

ISBN: 978-83-939274-7-0

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