Kurzfassung: Wie Journalist:innen die Transformation der Medien erleben

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Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg

OBS-Arbeitspapier 55

Durch den Einsatz standardisierter und validier-

Beitrag sein, um die Gesundheit von Journalist:in-

ter psychometrischer Messinstrumente konnten

nen nachhaltig zu schützen und die Arbeitsbedin-

die Autoren deutliche Hinweise auf psychosozia-

gungen den Transformationsherausforderungen

le Belastungen am Arbeitsplatz feststellen. Dies

anzupassen.

bezieht sich zum einen auf erhöhte Werte auf der

1 Insgesamt nahmen N=161 Journalist:innen an der Online-­Umfrage teil.

Burn-out-Skala „Mentale Erschöpfung“: Jeweils zwei Drittel der Online-Befragten geben an, sich „schon vor der Arbeit müde“ zu fühlen und dass

Über die Autoren: Prof. Dr. Burkhard Schmidt lehrt Arbeits- und Organisationspsychologie an der Hochschule Fresenius Heidelberg und ist deren Präsident.

die Belastungen durch die Arbeit „nicht zu ertragen“ seien, 40 Prozent sind arbeitsbedingt immer häufiger „emotional ausgelaugt“. Zum anderen ließen sich berufliche Gratifikationskrisen erkender Journalist:innen für sich angemessene Aufstiegschancen. Daraus lässt sich ein statistisch er-

Prof. Dr. Simon Mack lehrt Klinische Psychologie und Coaching an der Hochschule Fresenius Heidelberg.

höhtes Gesundheitsrisiko für körperliche und psychische Folgeerkrankungen sowie ein erhöhtes Risiko für Krankheitstage und Frühverrentungen ableiten. Zusätzlich scheint es in vielen Medienunternehmen an einem ausreichenden betrieblichen Gesundheitsmanagement zu fehlen, um diesen Risiken entgegenzuarbeiten. Positiv ist hingegen, dass es den befragten Journalist:innen gelingt, als Ausgleichmöglichkeit auf individuelle Ressourcen wie Familie und Freunde sowie die private Freizeitgestaltung zurückzugreifen.

eigentlichen Medienmacher:innen mehr in den Fokus der Öffentlichkeit und von Arbeitgeber:innen OBS-Arbeitspapier 55

rücken. Ein zielgruppenspezifisches psychologiArbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg Wie Journalist:innen die Transformation der Medien erleben

sches Gesundheitsmanagement unter Einbezug der Interessenvertretungen könnte ein wertvoller

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Kurzfassung der Studie

Allgemeiner Kontext zur Studie

Auf einen Blick

Der aktuelle Wandel des deutschen Mediensystems birgt drei zentrale Herausforderungen für

Vertrauensverlust als Herausforderungen

Medienunternehmen und Journalist:innen. Ers-

Prof. Dr. Daniel Rölle lehrt Forschungsmethoden und Statistik an der Hochschule Fresenius Heidel­berg und ist dort auch Studiengangleiter der Wirtschaftspsychologie.

der medialen Transformation führen zu

tens bringt die Digitalisierung neue professio-

noch größerem Stress sowie zu Zukunfts-

nelle Anforderungen, etwa durch Crossmedia,

sorgen unter Journalist:innen. Insbeson-

mit sich und verstärkt die Arbeitsverdichtung

Herausgeber und Redaktion: Otto Brenner Stiftung, Jupp Legrand, Wilhelm-­ Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069-6693-2810, E-Mail: info@otto-­brennerstiftung.de, www.otto-brenner-­stiftung.de

dere Jüngere denken verstärkt daran, ihren

in den Medienhäusern weiter. Gleichzeitig hat

Job aufzugeben.

sich die Funktion von Journalist:innen als Gate-

Ein großer Teil der Interviewten hält die Pu-

keeper für Informationen und Meinungen durch

blikumskritik an einseitiger oder zu unkriti-

neue Akteure stark relativiert. Zweitens zeigen

scher Berichterstattung für bedingt richtig.

sich insbesondere bei privatwirtschaftlich struk-

Die Studie zeigt deutliche Hinweise auf

turierten Medien ökonomische Krisenfaktoren:

psychosoziale Belastungen am Arbeits-

Vertriebs- und Werbeerlöse sind in den vergange-

platz mit erhöhtem Risiko für Erkrankun-

nen Jahren kontinuierlich gesunken, worauf eini-

gen wie Burn-out. Journalist:innen bekla-

ge Medienunternehmen mit teilweise gravieren-

gen in diesem Zusammenhang mangelnde

den Personaleinsparungen in den Redaktionen

Unterstützung durch ihre Arbeitgeber.

reagiert haben. Drittens gibt es einen Vertrau-

Medienunternehmen und Interessensver-

ensverlust journalistischer Medien in Teilen der

tretungen sollten gemeinsam Maßnahmen

Bevölkerung. Die Berichterstattung wird unter

des psychologischen Gesundheitsmanage­

anderem als zu einseitig oder zu unkritisch kri-

ments entwickeln.

tisiert. Zudem verweist die Forschung auf Nega-

Schmidt et al. – Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg

OBS-Arbeitspapier 55

OBS-Arbeitspapier 55

nen muss das Thema psychische Gesundheit der

Wie Journalist:innen die Transformation der Medien erleben

Digitaler Wandel, ökonomische Krise und

Fazit tungsfaktoren im Arbeitskontext von Journalist:in-

Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg

Prof. Dr. Rainer Nübel lehrt Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Fresenius Heidelberg und ist dort Vizepräsident.

nen – beispielsweise sehen nur rund 28 Prozent

Aufgrund der ermittelten psychosozialen Belas-

Burkhard Schmidt, Rainer Nübel, Simon Mack, Daniel Rölle

Burkhard Schmidt, Rainer Nübel, Simon Mack, Daniel Rölle

Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg Wie Journalist:innen die Transformation der Medien erleben

IG METALL

EIN PROJEKT DER OTTO BRENNER STIFTUNG Gliederungsname FRANKFURT AM MAIN 2022

Mehr Infos sowie die Lang­fassung der Studie finden Sie auf unserer Website: www.ottobrenner-­stiftung.de

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tiventwicklungen im publizistischen Kontext wie

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