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Viehscheid – Fröhliches Fest zum abschied vom alpsommer

Am Dienstag 13. September kehren Älpler und Vieh zurück ins Tal

Viehscheid: Im tal herrscht Volksfeststimmung. Bei den hirten oben am Berg mischt sich in die Zufriedenheit über das Ende eines arbeitsreichen und hoffentlich erfolgreichen Sommers immer auch ein wenig Wehmut über den abschied. Man muss es einmal erlebt haben, wenn sich die herden dampfend im Morgennebel auf den Weg ins tal machen. Schon lang, bevor sie zu sehen sind, kündigen sie mit lauten Schellengedröhne ihre heimkehr an. am 13. September heißt es in Oberstdorf für die alphirten, abschied zu nehmen vom Bergsommer. Das Vieh kehrt nach 100 tagen „Urlaub“ auf den saftigen Bergwiesen zurück ins tal. Der heimweg gestaltet sich dabei stets zu einer viel bestaunten Wanderung Richtung Viehscheidplatz. Stolz laufen die hirten mit ihrer herde den Weg durch tal und Ort, vorbei an faszinierten Zuschauern, die mit gezückten Kameras den alpabtrieb fotografisch festhalten. Das Gedröhn der Zugschellen kündigt die ankunft im tal schon von weitem an. an diesem tag kommen die insgesamt etwa 1.000 tiere von den alpen Bierenwang, taufersberg, haldenwang, Rappenalpe, Biberalpe und traufberg zurück zum Viehscheidplatz am Renksteg. Die erste herde wird ab circa 9 Uhr erwartet. Die alpen werden mit tieren der Bauern im tal „beschlagen“. Die „Unterländer“ geben gerne ihre Rinder für 100 tage Bergsommer auf die hoch gelegenen alpen. Das Futter auf den saftigen Bergwiesen, Wind und Wetter machen die tiere robuster und widerstandsfähiger. Unterschieden wird zwischen Sennalpen und Galtalpen. Während auf den Sennalpen Kühe gesömmert werden und die Milch an Ort und Stelle zu Butter oder leckerem Bergkäse verarbeitet werden, ist auf den Galtalpen das Jungvieh unter sich. Für alle, die den Sommer über „im Berg“ gewesen sind, ist der Viehscheid ein ganz besonderer tag. Die hirten legen lederhosen, ein weißes hemd und Edelweißhosenträger an, die „Fehla“ schmücken sich mit feschen Dirndl und geflochtenen Frisuren. Und auch die Rinder bekommen Zugschellen, die an bestickten lederriemen befestigt sind. Das Kranzrind trägt einen schönen Kopfschmuck aus Bergblumen und -kräutern, in die ein Spiegel eingebettet ist. nur diejenigen alpen, auf welchen den Sommer über kein tier durch Unfall ums leben gekommen ist, darf ein solches Kranzrind an der Spitze der herde führen. Viele Schaulustige empfangen die heimkehrer am neuen Standort des Festzelts am nordic Zentrum im Ried (hinter dem Funktionsgebäude). Von hier können Sie einen guten Blick auf den Scheidplatz werfen, wo die tiere sortiert, aufgerufen und ihren Besitzern zurückgegeben werden. Danach wird gefeiert: im Festzelt, bei Blasmusik, Bier in Maßkrügen und Scheidwurst.

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Hinweis:

Parkplätze werden an diesem tag nur begrenzt vorhanden sein. Kommen Sie zu Fuß, mit dem Rad oder nutzen Sie daher die öffentlichen Verkehrsmittel, auch innerhalb Oberstdorfs. auf Ihrer Gästekarte, der allgäu Walser Premium Card, ist das Busfahren inkludiert (siehe S.6-7). ab dem Busbahnhof fährt zusätzlich ein Pendelbus. Bitte respektieren Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der tiere, der Mitwirkenden und des ablaufs alle absperrungen und hinweise und halten Sie abstand zu den tieren.

Kleines Viehscheid-Lexikon

Alpe

Bergweiden inklusive der entsprechenden Unterkünfte für hirten und Vieh (alphütte mit Ställen). Ist nur während der Sommermonate bewirtschaftet. Im bajuwarischen Sprachtum werden die alpen übrigens auch "almen" genannt.

Galtalpe

alpe, auf der nur Galtvieh gehalten wird.

Galtvieh

Vieh, das noch keine Milch gibt.

Kalb

Rind bis zum 1. lebensjahr.

Kranzrind

Festlich geschmücktes Rind, das die herde beim alpabtrieb anführt, wenn während des Sommers keine Viehverluste zu beklagen waren.

Kuh

Weibliches Rind, das mindestens einmal gekalbt hat und somit Milch produziert.

Kuhalpe

alpe, auf der Kühe gehalten werden, deren Milch zur Verarbeitung ins tal gebracht wird.

Mischalpe

alpe, auf der neben Kühen und Jungvieh zum teil auch tiere anderer art (Ziegen, Schafe, Pferde u.Ä.) gehalten werden.

Ochse

Das kastrierte männliche Rind, wird heute hauptsächlich zur Fleischproduktion gehalten.

Rind

Eines der ältesten haustiere (seit ca. 4000 v.Chr), zunächst heiliges tier, später arbeits- und nutztier (Milch, Fleisch). Oft wird mit "Rind" im allgemeinen Sprachgebrauch auch nur das (weibliche) Jungrind gemeint.

Schumpen

Weibliches Jungvieh

Scheidplatz

Meist außerhalb des Ortes gelegener Platz, auf dem die herden nach dem alpabtrieb wieder auseinandergeschieden und an ihre Besitzer zurückgegeben werden.

Sennalpe

alpe, auf der Kühe gehalten werden, deren Milch noch vor Ort verarbeitet wird (Käse etc.)

Stier

Das männliche, nicht kastrierte Rind, auch "Bulle" genannt.

Viehscheid

Rückgabe der einzelnen tiere aus den herden, die den Sommer auf der alpe verbrachten, an ihre Besitzer. Findet auf dem so genannten Scheidplatz statt.

Weideschelle

Kleine Schelle aus Blech, die für das Weiden auf der alpe angelegt wird.

Zugschellen

Große, aus Schwarzblech gefertigte Kuhglocken, die speziell für den Viehscheid angelegt werden.