Die Vielfalt des Lebens unter Wasser behüten
Die mexikanische Fotografin Cristina Mittermeier hat sich das Ziel gesetzt, die Ozeane mithilfe ihrer packenden Bilder der Unterwasserwelt zu retten. Dabei wird sie von der Rolex Perpetual Planet Initiative unterstützt. Ein Lokaltermin in Genf.

Cristina Mittermeier hat auf ihrem Weg zum diesjährigen WEF in Davos, wo sie darüber sprach, wie die Weltmeere noch zu retten sind, einen Halt in Genf am Hauptsitz von Rolex eingelegt, wo wir die mexikanische Fotografin und Umweltaktivistin treffen.
Seit 2021 wird Cristina Mittermeier von der Rolex Perpetual Planet Initiative für ihre Arbeit zum Schutz der Ozeane unterstützt. Die 2019 ins Leben gerufene Initiative führt das langjährige Engagement von Rolex für den Schutz der Umwelt und die Partnerschaften mit Menschen, die sich für unseren Planeten und das Leben darauf engagieren, fort. Für Hans Wilsdorf, den Gründer von Rolex, war die Welt ein grosses Testlabor für seine Uhren. Ab den 1930er Jahren stellte er seine Zeitmesser Abenteurern und Entdeckern zur Verfügung, um ihre
Zuverlässigkeit in den unwirtlichsten Umgebungen der Erde unter Beweis zu stellen. Die Uhren des Genfer Herstellers wurden auf den höchsten Gipfeln und in den tiefsten Abgründen der Ozeane getragen – und aufgrund dieser Erfahrungen stets verbessert. Doch die Welt hat sich verändert, und die Schwerpunkte haben sich verlagert. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich das Engagement von Rolex für die Erforschung unseres Planeten erweitert: Mit der Perpetual Planet Initiative gesellte sich zum Entdeckergeist der Wille zum Schutz unserer Umwelt.
Engagiertes Ehepaar
Cristina Mittermeier gründete 2014 gemeinsam mit ihrem Mann Paul Nicklen, ebenfalls Partner der Perpetual Planet Initiative, die Stiftung SeaLegacy. Beide sind mit Leib und Seele Unterwasserfotografen und lenken mit ihrer Arbeit die Aufmerksamkeit auf das, was es zu bewahren gilt: die Vielfalt des Lebens unter Wasser.


«Das
übergeordnete Ziel, die Rettung der Ozeane, bleibt mein Polarstern.»

Rolex unterstützt Cristina Mittermeiers Arbeit und ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse, um das Bewusstsein für Naturschutzfragen zu schärfen, denn als Meeresbiologin kann sie ihre Entdeckungen wissenschaftlich einordnen, durch ihre Öffentlichkeitsarbeit und Gespräche mit den Autoritäten der betroffenen Gebiete erörtert sie mögliche Massnahmen zu deren Schutz und durch ihre Fotoausstellungen, Bücher und Vorträge inspiriert sie eine jüngere Generation, in ihre Fussstapfen zu treten. Cristina Mittermeier ist eine mitreissende Persönlichkeit, deren Begeisterung für ihren Beruf und ihre Mission ansteckend ist. «Ich habe eine sehr klare Erinnerung an meine ersten Begegnungen mit dem Meer», sagt sie, «meine Ge -


schwister und ich fuhren gelegentlich mit unserer Mutter an einen Strand am Golf von Mexiko. Dort wird seit Jahrzehnten Erdöl gefördert, und ich erinnere mich sehr gut daran, dass unsere Mutter uns anschliessend immer die Füsse mit Petroleum reinigen musste, weil der Strand voller Teer war. Da wurde mir erstmals bewusst, dass mit dem Meer etwas nicht in Ordnung ist.» Sie beschloss als Teenagerin, Meeresbiologin zu werden, um etwas zur Erforschung und zum Schutz der Ozeane beizutragen. «Doch ich musste einsehen, dass es als Wissenschafterin schwierig ist, etwas zu bewegen. Abhandlungen werden ausschliesslich von anderen Wissenschaftern gelesen und gelangen selten an die Öffentlichkeit», stellt sie ernüchtert fest. Wie kam sie also zur Fotografie? «Ein Uni-Kollege von mir war neben seiner Tätigkeit als Professor Fotograf. Neugierig wie ich bin, spähte ich eines Tages in sein Büro, wo er gerade dabei war, unzählige Dias an einem Leuchtpult zu sortieren. Er plante eine Fotoausstellung zu einem seiner Meeresthemen. Da er kein Englisch sprach, bat er mich um Hilfe bei der Übersetzung der Bildunterschriften. Ich durfte an die Vernissage mitkommen, und das war ein Schlüsselerlebnis: Ich stellte fest, dass die Besucher kaum an den Texten interessiert waren, doch die Fotos beeindruckten sie zutiefst, und sie hörten nicht auf, dazu Fragen zu stellen. Damals wurde mir klar, dass Fotos als Medium viel mehr bewirken können als Texte. Das wollte ich auch tun.»
Unterwasserfotografie
Nachdem sie bereits Erfahrungen als Fotografin an Land gesammelt hatte, wandte sie sich der Unterwasserfotografie zu. Obwohl sie ihr Tauchbrevet schon 1987 absolviert hatte, begann sie erst um 2000, die Unterwasserwelt fotografisch zu dokumentieren. «Ich hatte mich zuvor eingehend mit indigenen Völkern beschäftigt und mit meinen Fotografien dokumentiert, wie sie im Einklang mit der Natur leben. Es liegt mir fern, das Publikum mit Fotos der Zerstörung zu schockieren. Viel lieber zeige ich ihnen die Wunder der Natur und damit, wofür ich mich einsetze.»
Wenn Cristina Mittermeier abtaucht, ist sie stets fasziniert von der Stille, die sie umgibt, in der es nur die Geräusche ihres eigenen Atems gibt. «Und dann sind da diese phantastischen Lebensformen, die aussehen wie Ausserirdische. Einmal war ich vertieft in die Nahaufnahme eines winzigen Krebses, als ich mich beobachtet fühlte. Und tatsächlich, als ich mich umdrehte, schwebte vor mir ein Kalmar, der mich wohl die längste Zeit beobachtet hatte. Er schillerte in allen Farben und hatte Muster, die von selbst leuchteten. Nicht einmal mein Blitzlicht erschreckte ihn, so neugierig war er. Ich habe sicher eine halbe Stunde mit dieser unwahrscheinlichen Begleitung zugebracht. Das Tragische ist, dass die meisten Menschen diese Tiere nur als eine Portion Meeresfrüchte auf ihrem Teller kennen. Mit meinen Bildern möchte ich die Menschen für die Wunder des Meeres sensibilisieren und dafür, dass die Ozeane geschützt werden müssen. Die Lebensformen, die ich mit meinen Fotografien zeige, sind Platzhalter für das Ganze. Denn wenn der Ozean stirbt, sterben auch wir.»
Tauchen ist nicht ungefährlich. Kennt Cristina Mittermeier keine Angst? Wenn sie mit ihrem Partner Paul Nicklen in See sticht, dann sind sie an Bord eines Katamarans, der nicht vielen Personen Platz bietet. Zwei davon sind für das Boot und die Navigation zuständig und bleiben immer an Bord. «Paul hat einen Assistenten, weil er unter Wasser filmt und deshalb jemanden braucht, der für die richtige Beleuchtung sorgt.» Cristina Mittermeier ist bei Tauchgängen auf sich selbst gestellt, da ihre Arbeit sich nicht mit den Filmaufnahmen verträgt: «Ich brauche Blitzlichter, um in der Tiefe die Farben natürlich leuchten zu lassen. Weil die Blitze die Filmaufnahmen stören, muss ich in die andere Richtung tauchen. Es macht mir nichts aus, allein da unten zu sein, obwohl es nicht ungefährlich ist. Vor allem Strömungen können heimtückisch sein, wenn man sie nicht bemerkt. Vor der Fauna hingegen fürchte ich mich nicht. Haie sind fast immer gutmütig und mit sich selbst beschäftigt.»
Gemeinsame Werte
Welche Rolle spielt ihre mechanische Taucheruhr, die immer dabei ist? «Beim Rebreather-Tauchen führe ich stets einen Tauchcomputer mit, der mir Auskunft gibt über sämtliche lebenswichtigen Parameter wie Sauerstoffreserve und Zeit bis zum Dekompressionszyklus. Was dieses Instrumentarium hingegen nicht bietet, ist die absolute Zeit. Die habe ich auf meiner Rolex.» Cristina Mittermeier lacht: «Mit einem Blick auf meine Uhr sehe ich sofort, ob es Zeit fürs Mittagessen ist!» Wie sieht sie ihre Zusammenarbeit mit Rolex? «Ein Bekannter hat mich bei der Genfer Uhrenmarke vorgestellt. Bei unserem ersten Treffen wurde klar, dass wir dieselben Ziele und Werte verfolgen: Kontinuität und die Erhaltung unseres Planeten. Heute habe ich die Gewissheit, dass es sich bei der Perpetual Planet Initiative um ein langfristiges gemeinsames Ziel handelt. Sie unterstützt uns ja nicht nur finanziell, sie sorgt auch für Austausch unter den Mitgliedern. Es war dank Rolex, dass ich mein grosses Vorbild Sylvia Earle wiedersehen durfte, eine Ikone des Schutzes der Ozeane. Nicht umsonst trägt sie den vielsagenden Spitznamen Her Deepness.» Wie stuft Cristina Mittermeier ihre Erfolge ein? «Ich bin sehr zielorientiert und mir ist bewusst, dass ich mein höchstes Ziel, die Ozeane zu retten, nicht erreichen werde. Aber jedes Jahr setze ich mir kleinere Ziele und führe Buch, ob ich diejenigen des Vorjahres erreicht habe. Und siehe da, die kleineren Ziele werden zu Erfolgen! Doch das übergeordnete Ziel, die Rettung der Ozeane, bleibt mein Polarstern, nach dem ich mich orientiere. Die Gewissheit, nicht allein zu sein und mit meiner Arbeit eine wachsende Zahl von Menschen auf das Problem und die Lösungen aufmerksam zu machen, gibt mir Hoffnung und Energie. Zufrieden bin ich erst, wenn ich eines Tages die Kamera weglegen und tauchen kann, ohne damit etwas bezwecken zu müssen.»
Gemeinsam mit Paul Nicklen hat Cristina Mittermeier über 45 Expeditionen durchgeführt, 765 Tierarten dokumentiert und über 7 Millionen Fotos ge -

Rolex Perpetual Planet Initiative
Seit beinahe hundert Jahren unterstützt Rolex Abenteurer und Entdecker, die versuchen, die Grenzen des Möglichen zu durchbrechen. Dieses Engagement wurde im Laufe der Zeit auf den Schutz des Planeten verlegt. Die Schweizer Uhrenmanufaktur hat sich langfristig verpflichtet, Persönlichkeiten und Unternehmen zu fördern, die mit wissenschaftlichen Mitteln versuchen, die aktuellen ökologischen Herausforderungen zu verstehen und entsprechende Lösungen zu entwickeln. Diese Verpflichtung wurde vor fünf Jahren durch die Einführung der Rolex Perpetual Planet Initiative verstärkt, die sich zunächst auf die «Rolex Awards» sowie auf Partnerschaften mit Mission Blue und der National Geographic Society konzentrierte. Inzwischen hat die Rolex Perpetual Planet Initiative mehr als 30 weitere Partnerschaften in einem Portfolio, das sich auf den Schutz der Ozeane, den Schutz der Wildnis und die Erhaltung der lebendigen Welt konzentriert.
schossen. Sie ist Ende fünfzig. Wer wird ihre Arbeit weiterführen? «Ich habe drei Kinder, die sich brennend für Umweltschutz und die Zukunft unseres Planeten interessieren. Auf Instagram folgen rund 9 Millionen Menschen SeaLegacy, was mich hoffen lässt, dass junge Menschen sich davon inspirieren lassen. Da mir die Zeit für die individuelle Weitergabe meines Handwerks an junge Menschen fehlt, haben wir kürzlich eine Masterclass in Unterwasserfotografie aufgenommen, einen Videokurs zur Einführung in meinen Beruf, der viel mehr Menschen zugänglich sein wird, als ich jemals allein erreichen könnte.» Und wie schöpft Cristina Mittermeier angesichts der Lage unseres Planeten Hoffnung? «Ich habe die Hoffnung in die Vernunft niemals aufgegeben, aber ich gebe zu: Auch ich habe meine dunklen Momente. Um diese nicht Überhand nehmen zu lassen, habe ich mir vor