Andermatt Music (D)

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Klangzauberfür dieFreiheit

Lena-LisaWüstendörferdirigiert mitihrem SwissOrchestra in Andermattein Sinfoniekonzert, dasganzimZeichen WilhelmTells steht.

Darüber,obeswilhelm tell wirklich gegebenhat,streitensich dieFachgelehrten.Unbestrittenist indes, dass derSchweizer Nationalheld bedeutendeKünstlerinnen undKünstlerzu grossartigen Werken inspiriert hat, und zwar zunächst in denNachbarländern: Goethe beschäftigte sich im Zugseiner SchweizerReisen, dieihn wiederholt aufden Gotthard undnachAndermatt führten, eingehendmit derSageum WilhelmTell, überliessden Stoffdann aber FriedrichSchiller. Dessen Drama wurdedannimJahr1804wiederum unterGoethes RegieamWeimarer Hoftheater uraufgeführt.Das Stück stiess aufinternationaleResonanzund beeindruckte auch denitalienischen KomponistenGioachino Rossinisehr, derEndeder 1820er JahreinParis mit «Guillaume Tell»seine letzte Oper schuf. DenGaloppaus Rossinis Ouvertüre kenntjedes Kind:ErwirdinTrickfilmen mitBugsBunny undDonaldDuckverwendet,inWerbespotsist er ebenso präsentwie in Computerspielen. Die vierteiligeKomposition lässtsichaber

nichtauf dasomnipräsenteTrippeltrapp undauf dasebensoberühmteHornsignal («Dü-da-do,Postauto!») reduzieren:Auf subtileWeise nimmtdie OuvertüreSzenender Oper vorweg.Sogestaltet das AndanteeineHirtenszene mitKuhreihenund einemSolodes Englischhorns, demdie Flöteals Echo antwortet. Ein Triangel evoziert dieGlocken derSchafe.

kaum bekannte tell-trouvaille Rossinis Tell-Ouvertüre erklingt zum Auftakteines Sinfoniekonzerts,das Lena-Lisa-Wüstendörfer, dieseit2022als Intendantin vonAndermatt Musicwirkt, konzipierthat undauchselbstdirigiert «Mir geht es darum»,sagtdie charismatische Musikerin, «unseren Nationalheldeninneuem Lichtzuzeigen. Der Aussenwahrnehmungdes italienischen Komponistenstelleich eine Schweizer Innenansichtgegenüber,nämlich die kaum bekannte,aberhöchstfaszinierendeTell-Sinfonie vonHansHuber.»

Deraus demSolothurnischen stammendeKomponist Hans Huber(18521921), einVertreter derRomantik, zählt

zu jenenTonkünstlern, dieWüstendörfer gern in eineminternationalen Kontext präsentiert: «Die Verbindung vonWerkendes klassischenKanonsmit einheimischenTrouvaillen zähltzumeinen Programmschwerpunkten–und zu den Alleinstellungsmerkmalen desSwiss Orchestra»,sagtsie.«Hubers Tell-Sinfoniezeichnetdas Lebendes Freiheitsheldennach. Es gibt idyllische Naturbilder, aber auch spannungsgeladenePassagen, dieGefahrund Kampfsignalisieren, bevormit demtriumphierenden Schlusssatz schliesslich eine Hymneauf die Unabhängigkeit erklingt.»

heroik,lyrik,gefühlsreigen Lena-LisaWüstendörferist überzeugt, dass Hubers Sinfonie dasPotenzial hat, Eingang insStandardrepertoirezufinden. Ein Paradestückdes Romantik-Repertoires gibt es indeszwischenden beiden Tell-Werkenmit Tschaikowskiserstem Klavierkonzertzuhören,welches wenige Jahrevor Hubers Tell-Sinfonieentstand: «Esenthält heroische, aber auch lyrische Passagen», sagt sie, «und meineWunschkandidatin dafürwar diePianistin Olga Scheps,mit derich schonWerke vonBeethoven undRachmaninow aufgeführthabe.»

DieWertschätzung beruht aufGegenseitigkeit:«Lena-LisaWüstendörfer», sagt dierussisch-deutsche Virtuosin, «ist eine unglaublichkluge undeinfühlsame Dirigentin.Sie verbindetanalytische Detailkenntnismit Liebeund Humor. Deshalbfreut es mich besonders, mitihr TschaikowskiserstesKlavierkonzert aufzuführen:Das Werk istsodramatisch wiefarbigund durchwandert alle Gefühlslagen,bevor es zu einemglücklichen Ende kommt.»Neben Andermattwird dasProgrammauchinSt.Gallen,Zürich, Bern,Zug undVaduz gespielt ■

tell, swisslegend Sinfoniekonzert Sonntag,30.11.2025, 17.00Uhr

Olga Scheps, Klavier Swiss Orchestra Lena-Lisa Wüstendörfer,Leitung

andermattmusic.com

DasKonzert mitdem SwissOrchestra vereintWilhelm Tell,OlgaScheps undLena-Lisa Wüstendörfer.

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