Technik
Allen & Heath Xone:4D DJ-Controller / Analog Mixer Keine Sommerpause bei Allen & Heath: Nicht mal zwei Jahre nach der Vorstellung des Xone:3D schießen die Briten die 4erVersion hinterher. Aber kein Grund für jene DJs, die gerade stolzer Besitzer eines Xone:3D geworden sind, nun böse Verwünschungen Richtung Cornwall zu schicken, wo das Unternehmen sitzt: Bis auf ein neues Farbdesign, in das sich wohl Darth Vader auf Anhieb verlieben würde, und eine aufgemotzte Soundkarte hat sich nicht viel geändert. TEXT: Numinos
Wären wir faul, würden wir den Xone:4D so beschreiben: Man nehme zwei Xone:1D Controller, ein Xone:92-Mixer und ein Mehrkanal-USBAudiointerface, verbinde diese in einem Gerät – fertig ist der ultimative Hybrid-Controller/-Mixer. Und diese knappe Beschreibung ist sogar insofern richtig, als dass man im Hause Allen & Heath auf die langjährige Erfahrung aus der Entwicklung der Einzelkomponenten zurückgreifen kann. Es bietet sich aber auch tatsächlich an, das Gerät in drei Hauptsektionen zu unterteilen, um die massive Funktionsdichte des Xone4:D zu ordnen. MIXER Als Mixer profi tiert der Xone:4D von seiner Verwandtschaft zum Xone:92, das klanglich und bei der Handhabung zu den derzeit besten analogen DJ-Mischpulten zählt. Grundsätzlich handelt es sich somit bei dem Xone:4D um einen 4-Kanal-Stereo-Mischer mit 3-Band-Klangregelung pro Kanal (Kill/Total/Boost: +6dB), zwei Effektschleifen und zwei analogen Filtern, die in Resonanz (Peak-Max: +15dB) und Filtercharakteristik (Hi-/Band-/Lo-Pass) regelbar sind. Pro Eingang lässt sich zwischen Phono-, Lineund digitalem Audiostrom umschalten. Warum man allerdings statt vier Phono-Vorverstärkern (wie beim Xone:92) nur drei verbaut hat, wurde einem schon beim Xone:3D nicht ganz klar. Dass die analoge Mischpult-Sektion weiterhin vorhanden und nicht als reiner Midi-Controller ausgelegt ist, bleibt ein genialer Glücksgriff. Denn durch die exzellent klingenden Kanalzüge gewinnt das digitale Audiomaterial der Einzelkanäle in der Summe merklich an Wärme und Durchsetzungskraft (Stichwort: Summierung). Und auch den analogen EQs gibt man, da sie ja ohnehin vorhanden sind, gern den Vorzug gegenüber ihren digitalen Pendants im Rechner. Dasselbe gilt auch für die Filter, die absolut erstklassig klingen. Dem Mixer zur Seite steht ein in seiner Genauigkeit nochmals verbesserter BPM-Counter, der entweder als Midi-Clock-
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Groove
Geber dient oder das anliegende Audiosignal wahlweise in der Summe oder als Einzelkanäle analysiert. Zusätzlich kann dieser einen LFO steuern, der wiederum für die Kanäle einzeln einstellbar die Filter moduliert. Alle vier Kanalzüge lassen sich entweder direkt dem Main-Out zuordnen und über die Fader in der Lautstärke regeln oder wahlweise dem Crossfader zuweisen. Letzteres läuft über einen Switch als X/Y/Off, was einen Reverse-Switch für den Crossfader überflüssig macht. MIDI-CONTROLLER „Trau keinem Regler, den du nicht selber zugewiesen hast“, könnte man ein bekanntes Sprichwort abwandeln. Das hat man sich wohl auch bei Allen & Heath gedacht und trägt damit der Tatsache Rechnung, dass sich am Ende sowieso jeder Anwender sein eigenes Controller-Szenario zurechtzimmert. Jedenfalls liegen dem Xone:4D nicht mehr wie noch beim Xone:3D fertige Schablonen mit Controller-Layouts für Traktor und Ableton Live bei. Umso mehr hätte man sich über ein Blanko-Overlay als Beigabe gefreut. Denn ohne Beschriftung verliert man beim Zuweisen der 105 möglichen Midi-Messages, die sich über die Shift-Funktion noch mal verdoppeln lassen (jeder Controller kann auf zwei Midi-Kanälen senden), schnell den Überblick. Für unseren Test haben wir uns mit einer schmucklosen Tesafilm-Papierstreifen-Kombination beholfen und nicht weniger als einen Nachmittag damit zugebracht, die Fader, Taster und Drehregler sinnvoll mit Traktor ins Zusammenspiel zu bringen. Diese Mühe gibt einem aber, dem Eingangssatz folgend, dann ein sicheres Gefühl für das Controller-Mapping. Und nachdem man die folgende Nacht damit zugebracht hat, sich in das Controller-Szenario einzuarbeiten, kann man am Folgetag den ganzen Komfort einer derartig voll ausgestatten Midi-Werkbank genießen. Der Xone:4D lässt einen Maus und Tastatur vollständig vergessen. Dass für die
grundsätzliche Einrichtung, beispielsweise für die Auswahl der passenden Midi-Map (Traktor/ Ableton Live) oder des Midi-Kanals, doch einige Tasten doppelt belegt sind, fällt dann auch nicht weiter ins Gewicht. SOUNDKARTE Die Installation der Treiber verlief problemlos, und dank der neuen USB-2.0-Soundkarte besitzt der Xone:4D nun fünf Stereo-Ein- und Ausgänge – im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der sich mit vier begnügen musste. Dieser satte Vorrat an Schnittstellen zum Rechner gibt dem Xone:4D genug Flexibilität, um auch komplexe Audio-Setups zu realisieren. FAZIT Haben wir den Xone:4D zunächst in seine Einzelteile zerlegt, muss man ihm abschließend attestieren, dass das Ganze, wie man so schön sagt, größer ist als die Summe der einzelnen Teile. Zwei Faktoren sind dafür entscheidend: Einmal die herausragende Klangqualität der VCA-Verstärker in der Mischpultsektion, die in Verbindung mit der hochwertigen Soundkarte den Digitalsignalen besonders in der Summe noch mal mächtig Druck geben und quasi als Analog-Summierer fungieren. Zum anderen die nahtlose Integration der Controller-Sektion in das Gesamtkonzept, die keine Wünsche in Bezug auf Eingriffsmöglichkeiten offen lässt. Die optischen Verbesserungen gegenüber dem Xone:3D – beispielsweise die UV-aktive Beschriftung und die durchgängig schwarzgraue Bedienoberfl äche – sind dabei eher kosmetischer Natur. Wichtig ist vor allem, dass der Xone:4D einer der zurzeit klanglich überragenden und funktional ausgereiftesten HybridMixer ist. Das hat seinen Preis. Aber wenn es um ein perfektes Arbeitsgerät geht, wird der wohl zur Nebensache. UVP: keine Angabe, Straßenpreis: keine Angabe