GROOVE #117 - TECHNIK

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Technik

Gabriel Ananda und sein Livecontroller Mächtiges „Marke Eigenbau“ Wie immer stand der Jahresanfang ganz im Zeichen der NAMM-Show, der Messe der National Association of Music Merchants. Alle Hersteller waren dafür ins kalifornische Anaheim geflogen, ein ruhiger Monat stand darum im Groove-Teststudio bevor – bis uns Gabriel Ananda zu einer privaten Präsentation seines in Eigenregie gefertigten Controller-Unikats einlud.

TEXT & FOTOS: Numinos

Über Gabriel Ananda müssen wir an dieser Stelle wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Er zählt zu den besten Techno-Produzenten Deutschlands und ist wegweisend als Live-Act – in Bezug auf den technischen Aufwand und auf den tatsächlichen Live-Faktor, also auf das, was er auf der Bühne in Echtzeit regelt. Weil ihm umfassende Eingriffsmöglichkeiten auf die Einzelspuren seiner Tracks sehr wichtig sind, setzte Ananda anfänglich eine 24-Kanal-Konsole (vorzugsweise Soundcraft) auf seine Bühnen-Wunschliste. Das stellte sich jedoch als ziemlich unbefriedigendes Unterfangen heraus, da er sich nie sicher sein konnte, welches Pult ihm die Veranstalter dann auch wirklich hinstellten. Die Bandbreite reichte von unterdimensionierten 16-Kanal-Pulten bis zu 64-Kanal-Regiemixern, die mit eineinhalb Metern Tiefe für LiveActs völlig unbrauchbar waren. DIE IDEE Kurz nach dem Wechsel von der Akai MPC als Klangquelle für seine Live-Acts zu Ableton Live war Ananda sein Setup leid: „Ich hatte die Effekte, die EQs, ja sogar den Kanal-Gain in

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Ableton Live, warum soll ich dann noch mit einer riesigen Konsole arbeiten“, sagt er, „mal ganz zu schweigen von der Störanfälligkeit der Sachen.“ Es musste ergo eine transportable, aber auch entsprechend leistungsfähige Individuallösung her. Dabei wollte er den Komfort, den der Signalpfad einer analogen Konsole bietet, vollständig beibehalten. Es ging also darum, einen Controller zu bauen, der dem bewährten Aufbau folgt – sprich: Fader, Muteund Solo-Buttons, Gain, EQs und Aux-sends. Und auch haptisch sollte sich der Neubau wie eine echte Konsole anfühlen. „Vor allem sollten alle Regler eine Begrenzung sowie eine Mittenrasterung haben und keine Endlos-Drehregler sein, was ich live total furchtbar fi nde“, sagt Ananada. Beim Konzipieren und mit der Erkenntnis, dass letztendlich nur Midi-Daten gesteuert werden müssen und keine Audiosignale, fand Ananda dann noch eine Fülle von anderen Funktionen, die jenseits des klassischen Mischpult-Konzepts möglich sind. Dazu zählt zum einen ein dezidierter Regler für einen individuellen Kanaleffekt, der so in einer Analog-Konsole nicht machbar wäre, da man dort immer den üblichen Weg über eine Aux-send-Schleife

gehen muss. Zum anderen stieß er auf die Lösung für eins der Grundprobleme eines jeden Musikers, der einen Live-Act ohne Pausen zwischen den Stücken spielen will: Wie kann man zwischen zwei Stücken jeden einzelnen Sound nahtlos überblenden, ohne dass man sich merken muss, welche Kanäle jetzt vom aktuellen und welche vom kommenden Song belegt sind und diese dann stumm schalten oder runterziehen muss? In Verbindung mit Ableton Live fand Ananda dann eine mehr als elegante Lösung: Jeder Kanal seines Controllers besitzt ein großes Potenziometer, das als Crossfader zwischen zwei möglichen Audioclips pro Kanal arbeitet. Ananda kann damit stufenlos zwischen zwei Loops überblenden und sogar (wie er effektvoll vorführt) mit einer Handbewegung entlang der untersten Reihe von Drehknöpfen komplett vom aktuellen Song in den nächsten und zurück wechseln. DIE UMSETZUNG Zunächst durchforstete Ananda das Angebot nahezu aller auf dem Markt verfügbaren Controller – kam dabei aber zu der Überzeugung, dass kein Gerät auch nur ansatzweise den Umfang an Kontrollmöglichkeiten bietet, die er

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09.02.2009 18:39:52 Uhr


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