Technik
IT M R E L L O H TR C N T O I C O E T 7 C A S R N N A SE M RK R A O M NU PERF
Lange Zeit schien es so, als verkümmere der Numark NS7 auf Messen als Produktdemo unter Plexiglas. Wir hatten ihn schon fast vergessen, als ein Postbote in die Gegensprechanlage unseres Teststudios krächzte, er habe es unter Aufbietung seiner letzten Kräfte geschafft, einen 16-Kilo-Brocken an unsere Tür zu wuchten. Als der Mann in Gelb verschwunden war, waren wir allein mit dem derzeit wohl mächtigsten integrierten Digital-DJ-System der Welt. Te x t N U M I N O S
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Schon dieses Kampfgewicht, das sich mit dem äußerst empfehlenswerten optionalen Case noch auf weit über dreißig Kilo steigern lässt, macht klar: Der NS7 tritt nicht in einer Liga zusammen mit der mittlerweile unüberschaubaren Heerschar von 2-Jog-Wheel-Plastik-Lösungen an – er markiert eine Klasse für sich. Aber das war auch nicht anders zu erwarten, wenn zwei Schwergewichte der Branche wie Numark und Serato sich entschließen, gemeinsame Sache zu machen. Numark schöpft dabei sein HardwareKnow-how aus, das Innovationen wie den CDX oder den HDX umfasst. Softwareseitig kann Serato mit der bewährten Codebasis von Scratch Live auftrumpfen. Werfen wir also direkt zu Anfang einen (wie sich noch zeigen wird: eher seltenen) Blick auf den Monitor. ITCH Seratos Scratch Live (SSL) hat sich insbesondere bei DJs, die eher mit Steuer-Vinyl arbeiten als mit Controllern, als schnörkellose und robuste Software bewährt. Und Itch verfolgt diesen Ansatz nahtlos weiter. Die oberen zwei Drittel des Monitors belegen die Tracklisten, wovon die linke Seite den Browser-Baum zeigt. Im unteren Drittel finden sich neben den aktuellen Titelinfos zum jeweiligen Track eine abstrahierte Deckansicht nebst übersichtlicher Wellenform-Darstellung sowie die schon bei SSL unverzichtbar gewordene Beat-DriftAnzeige. Dass man Crates und Cue-Punkte aus SSL problemlos in Itch importieren kann, ist ein sicherer Hinweis darauf, dass hier das Rad
nicht neu erfunden wurde, sondern bewährte SSL-Technologie zum Einsatz kommt. Entsprechend gibt es softwareseitig nichts mehr zu sagen: Itch läuft auf Anhieb wie für den NS7 geschaffen und ist so schlank programmiert, dass dafür auch das Notebook von vor zwei Jahren reicht. Was Itch im Kern zum Idealpartner des NS7 macht, ist der Umstand, dass es speziell für diesen Controller programmiert und nicht durch irgendein Template-Gewurschtel passend gemacht wurde. Vorbildlich, wenn man das Rumeiern mancher Hardware-Hersteller und SoftwareAnbieter bedenkt, die eine Universal-DJ-Software in einer LE-Versionen beilegen und den Controller dann mit halbfunktionierenden Templates ausliefern, um sich dann am Ende gegenseitig die Schuld zu zuschieben. H A R D WA R E Sinnfällig, aber bezeichnend am NS7 ist, dass sein Aufbau genau dem entspricht, was er macht: zwei motorisierte 7-Zoll-Decks mit einem Battlemixer dazwischen – fertig. Die Oberfläche der Decks ist gebürstet, die des Mixers hingegen glatt. Das unterstützt den visuellen und haptischen Eindruck, dass man es hier nicht mit einem Controller, sondern mit einem Set-up aus zwei Playern plus Mixer zu tun hat. Allein die Tatsache, dass die Decks „gespiegelt“ sind, dass also beispielsweise der Pitchfader jeweils außen sitzt, verrät, dass der NS7 aus einem Guss ist. Wobei verschleißanfällige Sektionen wie die Fader sich jeweils als einzelne Module aus der Frontplatte heben lassen. Der Aufbau der Decks und ihrer Bedienelemente entspricht weitgehend dem,
was man von Oberklasse-Tabletop-CD-Playern kennt. Er erschließt sich (wie übrigens der komplette NS7) auch ohne ein Blick in das Handbuch. Ganz unten findet sich die bekannte Dreieinigkeit aus Sync-, Cue- und Play/PauseTastern, darüber die Hot-Cue-Sektion mit jeweils fünf Startpunkten. Daneben (und entsprechend gespiegelt jeweils links oder rechts) Pitch-Bend-Taster, ein äußerst präziser 100-Millimeter-Pitchfader mit Zero-LockTaster, darüber die Range- und Key-Lock-Taster nebst Switch für Deck-Reverse und Bleep. Direkt am oberen Gehäuserand residieren jeweils die Track-Skip-Taster und darüber ein so noch nicht gesehener Ribbon-Controller, der mit „Strip-Search“ beschriftet ist. Hiermit lassen sich Audiodateien ähnlich wie mit kurzem Aufsetzen einer Nadel auf einer Platte äußerst schnell und effizient durchsuchen. Eine geniale Funktion, für die wir an dieser Stelle den Daniel-Düsentrieb-Pokal in Gold verleihen wollen. Ribbon-Controller werden ja nun schon seit einigen Jahren bei Synthesizern verbaut, aber es bedurfte erst eines cleveren Entwicklers, damit sie derart sinnvoll eingesetzt werden. Daneben residiert die Loop-Sektion, mit der sich wahlweise manuell oder automatisch zweiermetrische Schleifen (1-, 2-, 4-, 8-Takte) bilden lassen. DECKS Bewegen wir uns nun dahin, wo der Frosch die Locken hat: zu den Decks. Es handelt sich um direktangetriebene 7-Zoll-Alu-Plattenteller, die samt Motor den größten Anteil am stattlichen Gewicht des NS7 haben. Zum mechanischen
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