Wege in eine
klimaneutrale Zukunft: 100 Klimaschutzsiedlungen in NRW
Die Erfolgsgeschichte der Auszeichnung für klimafreundliches Wohnen in NRW

klimaneutrale Zukunft: 100 Klimaschutzsiedlungen in NRW
Die Erfolgsgeschichte der Auszeichnung für klimafreundliches Wohnen in NRW
Als eine der wichtigsten Herausforderungen der Gegenwart ist das Thema Klimaschutz aktueller denn je. Bereits vor mehr als einem Jahrzehnt hat die nordrhein-westfälische Landesregierung ihre eigene Energie- und Klimaschutzstrategie aufgestellt und im Jahr 2009 das wegweisende Projekt 100 Klimaschutzsiedlungen in NRW ins Leben gerufen.
Innerhalb des Projekts hat das Land Nordrhein-Westfalen mehr als 100 Klimaschutzsiedlungen in 65 Gemeinden und Städten in NRW erfolgreich ausgezeichnet.
Ziel der „100 Klimaschutzsiedlungen in NRW“ war es, 100 besonders klimafreundliche Wohnsiedlungen zu initiieren. Dieses Ziel hat das Land Nordrhein-Westfalen erreicht und sich somit bundesweit und international zum Vorreiter für Klimaschutz gemacht.
Das Projekt für klimafreundliches Bauen und Sanieren setzte sich zum Ziel, die CO2-Emissionen in Wohnsiedlungen zu reduzieren. Im Fokus standen dabei insbesondere die emissionsarme Wärmeversorgung, ein hoher Gebäudestandard und die Erzeugung klimafreundlicher Energie.
ca. 25.000
101 ausgezeichnete Siedlungen
An 65 Orten in NRW sind bisher Klimaschutzsiedlungen entstanden
Klimafreundliches Bauen und Sanieren von rund 10.000 Wohneinheiten
Etwa 25.000 Menschen können in den Siedlungen wohnen
Eine Siedlung verursacht im Jahr durchschnittlich ca. 76 % weniger CO2-Emissionen als eine Siedlung im Effizienzhaus-70-Standard
Die Siedlungen sparen 85 % Endenergie im Vergleich zum Durchschnittsgebäude in Deutschland1
Auch soziale Projekte wie Generationenhäuser, Kitas, Studienappartements und Pflegeheime wurden energieeffizient gestaltet
1 Durchschnittlicher Endenergieverbrauch für Raumwärme in Deutschland im Jahr 2021: 125 kWh/m² (Umweltbundesamt/ Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, 2022)
In Zeiten des Klimawandels sind innovative und klimafreundliche Energiekonzepte essenziell. Bei der Umsetzung der Klimaschutzsiedlungen kommen daher verschiedenste klimafreundliche und energieeffiziente Technologien zur Anwendung. Dazu gehören unter anderem Wärmepumpen, Photovoltaik, Solarthermie sowie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Ferner spielen ebenso die Aspekte Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit beispielsweise durch die Nutzung von nachhaltigen Baustoffen und Dämmmaterialien eine bedeutsame Rolle.
Dabei kommen verschiedene erneuerbare Wärme- und Energiequellen in den Siedlungen zum Einsatz, beispielsweise oberflächennahe Geothermie ebenso wie Umgebungswärme und Abwärme. Auch Sonnenenergie spielt eine wichtige Rolle, sowohl bei der Erzeugung von Strom als auch bei der Erzeugung des Trinkwarmwassers. Des Weiteren wird Biomethan bzw. Biogas eingesetzt, um Blockheizkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Wärmenetze zu betreiben. Die Verwendung von Biomasse und Eisspeichern rundet das Spektrum der erneuerbaren Energiequellen ab.
Der innovative Charakter der Klimaschutzsiedlungen spiegelt sich in ihrer klimafreundlichen Wärmeversorgung wider. Mehr als 80 % der Siedlungen nutzen klimafreundliche Technologien, knapp die Hälfte der Siedlungen verfügen sogar über eine vollständig nachhaltige Wärmeversorgung. 44 % der Siedlungen sind zusätzlich mit einer fossilen Wärmeversorgung (z. B. BHKW, GasBrennwert), beispielsweise zur Spitzenlastdeckung ausgestattet. Die weiteren Siedlungen, die bisher nur auf konventionelle Energieträger setzen, erreichen die Ziele der Auszeichnung über eine besonders effiziente Gebäudedämmung und haben dadurch ebenfalls nur einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck.
Über die Hälfte aller ausgezeichneten Klimaschutzsiedlungen setzt auf Solarenergie, die unter anderem auch die Wärmepumpen mit Energie versorgt. Um den Autarkiegrad der Energieversorgung der Häuser zu erhöhen, speichern Batteriespeicher in den Siedlungen den Strom aus den Solaranlagen.
Die Anforderungen an die Klimaschutzsiedlungen zielten nicht nur auf energetische, sondern auch auf ökologische und soziale Aspekte ab. In diesem Sinne tragen die eingesetzten Technologien sowohl zur Erreichung eines hohen energetischen Standards als auch zur Förderung der langfristigen Gestaltung eines lebenswerten und bezahlbaren Lebensraums bei.
Die Auszeichnung „100 Klimaschutzsiedlung in Nordrhein-Westfalen“ stellte hohe energetische und städtebauliche Anforderungen an den Bau und die Sanierung von Siedlungen.
Um einen niedrigen Energiebedarf sicherzustellen, wurden Mindeststandards für die Dämmung der Gebäudehülle definiert, die über die gesetzlichen Anforderungen der Energieeinsparverordnung (ab 1.11.2020 Gebäudeenergiegesetz, GEG) hinausgingen.
Anforderung
Anforderung an den Wärmedämmstandard im Neubau
Passivhaus: Heizwärmebedarf max. 15 kWh/m2a
oder
3-Liter-Haus: Heizwärmebedarf max. 35 kWh/m2a
Der Grenzwert für die wärmebedingten CO2-Emissionen (Heizung, Warmwasserbereitung und Hilfsenergie, jedoch ohne Haushaltsstrom) lag im Neubau bei max. 9 kg CO2 pro Quadratmeter und Jahr. Für Bestandsbauten allerdings zwischen max. 12 und 15 kg CO2 pro Quadratmeter und Jahr (abhängig vom Verhältnis der wärmeabgebenden Oberfläche (A) zum beheizten Volumen (V), dem sogenannten A/V-Verhältnis).
Ein Planungsleitfaden diente als wegweisende Orientierungshilfe für den Bau und die Sanierung der ausgezeichneten Siedlungen. Er gab einen detaillierten Überblick zu den Anforderungen und weiteren Empfehlungen, die neben energetischen Aspekten auch auf die Architektur und den Städtebau abzielen. Somit unterstützte das Projekt auch eine klimafreundliche und moderne Freiraumgestaltung in Nordrhein-Westfalen.
Vergleich der CO2-Emissionen für eine Doppelhaushälfte (Neubau) bei unterschiedlichen Gebäudestandards. Quelle: Planungsleitfaden 100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen, Stand 07/2011.
Mit dem Projekt „100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ bekräftigte das Land NRW seine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Unterstützung der Klimaziele der Bundesregierung, denn erstmalig wurden die CO2-Emissionen als Mess- und Zielgröße im Gebäudesektor herangezogen.
Somit zeigt die Umsetzung der Siedlungen neue Perspektiven auf, die weitere Fortschritte zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors im Land NRW ermöglichen.
Das Land NRW erzielte durch das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen sowie zur Steigerung der Energieeffizienz im Bereich der Wohngebäude. Es entstanden 76 % weniger CO2-Emissionen in einer Klimaschutzsiedlung im Vergleich zu einer Siedlung im EH-70-Standard.
Die Klimaschutzsiedlungen erreichen überwiegend den Standard Passivhaus oder 3-Liter-Haus.
Die Umsetzung von besonders klimafreundlichen und energiesparenden Energieversorgungskonzepten ist mit hohen Kosten verbunden. Um die finanziellen Hemmnisse bei der Realisierung der Klimaschutzsiedlungen zu beseitigen, hatte das Land NRW über die Landesförderrichtlinie progres.nrw den Projektbeteiligten eine finanzielle Unterstützung in Form von Zuschüssen bereitgestellt.
76 %
gegenüber Siedlungen im EH-70Standard
Durch die Investitionen in klimafreundliche Technologien zeichnen sich die Klimaschutzsiedlungen in Bezug auf Energie- und Kosteneffizienz gegenüber Siedlungen im EH-70-Standard besonders aus: Im Durchschnitt sparen die Klimaschutzsiedlungen Dreiviertel der Endenergie ein. Dies wirkt sich auf ihre Energiekosten sehr positiv aus – mit einer durchschnittlichen Einsparung von 73 % der Energiekosten gegenüber Siedlungen im EH-70-Standard2
2 Basierend auf Verbrauchspreisen vom November 2022
12.000 t CO 2 werden jährlich eingespart. Dies
entspricht etwa 20.000 Passagieren auf einem Flug von Berlin nach Mallorca und zurück.
Als Vorreiter im energieeffizienten Siedlungsbau engagiert sich Nordrhein-Westfalen weiterhin für das Erreichen der nationalen Klimaschutzziele. Die über 100 Klimaschutzsiedlungen bilden dabei einen Grundstein auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045.
Der Fokus auf die Initiierung von klimafreundlichen Siedlungen und Quartieren bleibt bestehen:
Auf den ausgezeichneten Erfahrungen der 100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen baut das Nachfolgeprogramm „KlimaQuartier.NRW“ auf. Das Land verfolgt hier noch ambitioniertere Ziele und legt die Messlatte an Klima- und Umweltfreundlichkeit sowie an Energieeffizienz noch höher. Zudem liegt der Fokus verstärkt auf den innovativen Quartierslösungen und der Sektorenkopplung.
Weg zum KlimaQuartier.NRW und den aktuellen Unterlagen und Informationsmaterialien für die Auszeichnung
Abschluss
Nachfolgeprogramm „KlimaQuartier NRW“
Redaktionelle Inhalte
Die dargestellten Daten und Zahlen beruhen auf Berechnungen und Schätzungen der PricewaterhouseCoopers GmbH WPG (PwC) und des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), auf Basis von Eigenangaben der ausgezeichneten 101 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen sowie Daten der Deutschen Energie-Agentur (dena) und des Statistischen Bundesamts. Angaben sind ohne Gewähr und entsprechen dem Stand zum angegebenen Datum.
Impressum:
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© NRW.Energy4Climate / B22004
Stand: 09/2023
Bildnachweis:
Titel, Rückseite, Seiten 2 und 5: © Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE NRW)/Jochen Tack
Seiten 3, 6, 7, 8, 9 und 11: © Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE NRW)
Seite 10: © NRW.Energy4Climate GmbH
Gestaltung:
Nina Irmer