Factsheet Windkraft: Rohstoffabhängigkeiten und Herausforderungen

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Windkraft: Rohstoffabhängigkeiten und Herausforderungen Windkraft ist in Deutschland die führende Form der erneuerbaren Energie und trägt allein in Nordrhein-Westfalen mit über 45% zur regenerativen Stromerzeugung bei.1 Um den Ausbau von erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben, soll die installierte Windkraftleistung bundesweit bis 2030 verdoppelt werden. Für diesen Zubau von etwa 79 GW wird eine große Menge unterschiedlicher Rohstoffe benötigt. Einige dieser Rohstoffe sind von der EU als kritisch eingestuft worden. Diese zeichnen sich durch eine große Angebotskonzentration und erhöhte Länderrisiken im Bezug auf die Versorgung aus. Eine besonders große Marktkonzentration auf einzelne Staaten besteht in der Förderung und Verarbeitung von Seltenen Erden, Aluminium und Rohstahl (s. Tab. 1). Die weltweite Produktion und Verarbeitung von Seltenen Erden etwa findet nahe­ zu ausschließlich in China statt.2 ­

Rohstoffbedarf von Windkraftanlagen Es gibt verschiedene technische Varianten von Windkraftanlagen, die sich in Bezug auf ihre Bauweise, Größe, Standortanforderungen und auch die verwendeten Rohstoffe unterscheiden können. In der Regel wird eine Stahlstruktur für den Turm und glas- bzw. carbonfaserverstärkter Kunststoff für die Rotorblätter verwendet. In einigen Fällen werden Türme aus Beton und Stahl kombiniert, um die strukturelle Integrität und Stabilität zu erhöhen.2 Bei der Verankerung von Windkraftanlagen am Meeresboden kommen verschiedene Fundamenttypen zum Einsatz, die abhängig von Faktoren wie dem Anlagengewicht, der Wassertiefe und der Bodenbeschaffenheit sind.3 Um den harschen Umwelteinflüssen auf See zu trotzen, wird für Offshore-Windkraftanlagen ein zusätzlicher Korrosionsschutz aus Aluminium und Zink benötigt.4 Des Weiteren kann der Rohstoffbedarf für Windkraftanlagen je nach Bauart variieren. Getriebelose Windkraftanlagen sind ­mechanisch weniger komplex und ermöglichen dadurch Einsparungen im Rohstoffbedarf. Nachteilig für die Rohstoffbilanz bei dieser Bauart ist jedoch der notwendige Einsatz eines größeren und schwereren Ringgenerators.5

Welche Rohstoff­ menge wird für den Windkraftausbau in NRW ­benötigt?

Potenzieller Rohstoff­ bedarf in NRW bis 2030

Eine Potenzialstudie des Landesamtes für Natur, U ­ mwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zeigt, dass bis 2030 in NRW eine Windkraftleistung von bis zu 16,4 GW erreicht werden könnte.7 Aktuell sind bereits 6,73 GW installiert (Stand Januar 20231). Das bedeutet, es können noch zusätzliche 9,67 GW hinzugefügt werden. Um den erforderlichen Rohstoffbedarf für den Windkraftausbau in NRW abzuschätzen, wird auf die Rohstoffbedarfsberechnungen der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) für den geplanten Windkraftausbau in Deutschland bis 2030 zurückgegriffen.2 Diese berechneten Rohstoffbedarfe werden auf eine Leistung von 1 GW skaliert und anschließend auf die benötigte Leistung von 9,67 GW hochgerechnet. Hieraus lassen sich Rohstoffmengen für den Zubau von Windkraftkapazitäten in NRW bis 2030 vereinfacht ermitteln (s. Tab. 1).

Rohstoff

Menge in t1

Beton

3.230.000

Stahl

1.120.300

Gusseisen

177.000

Zink

53.000

Polymere

45.000

Kohlefaser- und Glasfaserverbundstoffe

77.000

Kupfer

19.000

Aluminium

12.000

Mangan

8.000

Chrom

5.000

Nickel

4.000

Molybdän

1.000

Seltene Erden

650

Tab. 1: Potenzieller Rohstoffbedarf für den Zubau von Windkraftkapazitäten in NRW bis 2030

Gondel Maschinenhaus für Hauptlager, Getriebe, Generator, Antriebswelle, Steuerungs- und Sicherungssysteme b Aluminium b Kupfer b Stahl| b Gusseisen b GFK b Epoxidharz b Mangan, Molybdän, Selen, Niob, Nickel Antriebsstrang, Getriebe b Stahl b Gusseisen Generator/Turbine b Stahl b Kupfer b Gusseisen b Seltene Erden (nur bei permanent-­ magnetisch erregten Generatoren) b Aluminium b Chromstahl

Rotor 3 Rotorblätter sowie Nabe b CFK, GFK oder Kombination aus beiden b Stahl b Aluminium b Polyesterharz b Gusseisen b Chromstahl Turm und Fundament: b Stahl b Beton (bei Offshore-Windkraftanlagen größtenteils keine Verwendung) b Aluminium (nur bei Offshore-Stahlfundamenten, Korrosionsschutz) b Zink, Nickel

Abb. 1: Windkraftanlagenkomponenten und die verwendeten Rohstoffe3, 6


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