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nord express Lokales

15. Mai 2013

Kindern die Wildtiere näher gebracht 쮿 Kisdorf (gug) Im Frühling lebt die Natur wieder auf, das ist die Zeit, in der die Wildtiere und Vögel ihre Jungen bekommen und aufziehen. Nicht nur ihre natürlichen Feinde machen ihnen ein Überleben schwer, auch Hunde, Katzen und der Mensch, der oft aus falsch verstandener Tierliebe kleine Tiere, bei denen kein Muttertier in der Nähe zu sehen ist, mit nach Hause nimmt. Gisela Kröger, Tierärztin in Kisdorf, hat es sich zur Aufgabe gemacht, bereits Kinder in der Grundschule über Wildtiere und ihre Lebens- und Verhaltensweisen aufzuklären. Seit mehreren Jahren kommt sie jeden Frühling in die Grundschule Kisdorf und erzählt den Erstklässlern etwas über das Leben der Wildtiere. „Kinder finden dieses Thema immer wieder spannend und hören interessiert zu. Zuhause erzählen sie es dann Eltern und Geschwistern, und wenn sie ein Jungtier draußen sehen, erinnern sie sich an das Gelernte und lassen die Tiere in Ruhe“, erzählt Gisela Kröger. In zwei Unterrichtsstunden erklärte sie den Kindern, was sie in der Setz- und Brutzeit der Tiere beachten müssen und wie sie sich verhalten können, um den Tieren zu helfen. Erstaunt waren die Kinder darüber, dass der einzige Schutz der Rehkitze ihr fehlender Eigengeruch ist und sie den ganzen Tag über reglos im Gras liegen. Einem Beutegreifer fällt das kleine Tier gar nicht auf, ein Hund würde einfach daran vorbeilaufen. „Deshalb darf man ein Kitz

Tierärztin Gisela Kröger erklärte den Kindern der Klassen 1a und 1b sowie den Lehrerinnen Regina Bethlau und Maike Böker allerhand Wissenswertes über die Wildtiere. Fotos gug

auch nicht anfassen, weil es dann den Geruch des Menschen annimmt. Raubtiere können es dann wittern, und von der Rehmutter wird es gemieden, weil sie den Geruch von Menschen mit Gefahr verbindet. Damit ist das kleine Reh dem Tod geweiht“, erklärte die Tierärztin den Kindern. Besser ist es, das kleine Tier mit Grasbüscheln wegzutragen und an den Rand zu legen, will man es etwa vor einer Mähmaschine in Sicherheit bringen. Ist das Muttertier verstorben, sollte man das Kleine mitnehmen und wenn möglich zu einer Wildtieraufzucht-Station bringen. Sollte jemand mit so einem Kitz zu ihr in die Praxis kommen, hat Tierärztin Kröger Kolostralmilch (Erstmilch) von der Ziege, um es zu versorgen. Wichtig ist es, die Wildtiere wieder

auszuwildern, man kann sie nicht als Haustiere halten. Die männlichen Rehe werden oft aggressiv den Menschen gegenüber. Genauso wie die Hasen, auch sie verhalten sich dem Menschen gegenüber angriffslustig. Bei ihnen ist die Aufzucht noch schwieriger. Nur zwei Mal am Tag kommt die Häsin vorbei, um die schon völlig fertig entwickelten Jungen zu säugen, ihre Milch ist ungeheuer gehaltvoll. Oft werden im Frühling auch kleine Vögel gefunden, meist sind sie aus dem Nest gefallen, man kann sie ohne Schwierigkeiten anfassen und dorthin zurücklegen. Vögel verfügen über keinen ausgeprägten Geruchssinn und nehmen ihre Jungen ohne Probleme wieder an. „Dabei muss man aber unterscheiden zwischen Nestlingen und Ästlingen“, meinte Frau Kröger

Gisela Kröger mit Feline, einem sieben Wochen alten Eichhörnchen, das sie gerade aufzieht.

zu den Kindern. „Nestlinge gehören noch ins Nest und Ästlinge sind voll befiedert, sitzen auf den Ästen und fallen auch schon mal runter, das macht ihnen aber nicht viel aus, die Altvögel sind immer in der Nähe. Eine echte Gefahr für die kleinen Vögel sind dann freilaufende Haustiere, deshalb gehören Hunde in der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis 15. Juli an die Leine und Katzen sollten im Haus gehalten werden. „Sehr oft kommen Leute mit Igeln zu mir in die Praxis. Die kleinen Stacheltiere sind meistens voll mit Parasiten wie Flöhen, Zecken und Wür-

mern und davon krank, sie husten und niesen dann und rollen sich auch nicht mehr ein“, so die Tierärztin. Mit ein paar Arzneien und guter Pflege zu Hause kann man die stacheligen Gesellen dann nach ein paar Tagen in die Freiheit entlassen, möglichst da, wo man sie gefunden hat. Zum Schluss zeigte Gisela Kröger den Kindern noch etwas ganz Besonderes: ein junges Eichhörnchen, das sie gerade zusammen mit einem ebenso jungen männlichen Tier bei sich zu Hause aufzieht. Die beiden sind wahrscheinlich aus ihrem Kobel gefallen oder gestoßen wor-

den und die Mutter hat sie nicht wiedergefunden. „Sie sind jetzt sieben Wochen alt und wiegen um die 120 Gramm. Mit zwölf Wochen sind sie alt genug, um sie in die Freiheit zu lassen, dann bringen sie 400 Gramm auf die Waage“, so Kröger. Bis dahin müssen sie alle zwei Stunden gefüttert werden und noch viel lernen. Selbst Nüsse knacken müssen sie üben, nach nur einer Nuss sind die Kleinen schrecklich müde. „Zurzeit spielen sie gerne mit uns verstecken auf dem Sessel, das finden sie richtig witzig“, erzählte die Tierärztin den Kindern.


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