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Mit unserem Haus & Hof Adventkalender verschönern wir Ihre Vorweihnachtszeit: Lassen Sie sich von attraktiven Ermäßigungen, musikalischen und kulinarischen Goodies, adventlichen Tipps u. v. m. überraschen.
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Wir wünschen Ihnen einen schönen Advent! Ihre Teams aus Festspielhaus & Bühne im Hof
mo 15/12
19.30 Uhr
Großer Saal
Festspielhaus St. Pölten
Dauer: ca. 1 Std. 50 Min. (inkl. Pause)
Einführung mit Martin Först
18.30 Uhr, Kleiner Saal
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Bettina Masuch



RICHARD WAGNER (1813 – 1883)
Vorspiel zur Oper «Tristan und Isolde» (1859/65)
(Konzertfassung: Richard Wagner)
13’
ALEXANDER ZEMLINSKY (1871 – 1942)
«Sechs Gesänge»
für mittlere Stimme und Orchester op. 13 (1913/21)
1. Die drei Schwestern
2. Die Mädchen mit den verbundenen Augen
3. Lied der Jungfrau
4. Als ihr Geliebter schied
5. Und kehrt er einst heim
6. Sie kam zum Schloss gegangen
16’ PAUSE
ALBAN BERG (1885 – 1935)
Sieben frühe Lieder für Gesang und Orchester (1905-08/28)
1. Nacht (Carl Hauptmann)
2. Schilflied (Nikolaus Lenau)
3. Die Nachtigall (Theodor Storm)
4. Traumgekrönt (Rainer Maria Rilke)
5. Im Zimmer (Johannes Schlaf)
6. Liebesode (Otto Erich Hartleben)
7. Sommertage (Paul Hohenberg)
18’
JOSEPH MARX (1882 – 1964)
«Symphonische Nachtmusik» für großes Orchester (1922)
24’
Bitte beachten Sie, dass die tatsächliche Spieldauer von diesen Angaben geringfügig abweichen kann.

NIKOLA HILLEBRAND © Katharina Gebauer
GABEL Dirigent
«Tristan und Isolde» und ein epochaler Akkord
Richard Wagner erhitzt die Gemüter, damals wie heute. Noch 1869, also vier Jahre nach der «Tristan»-Uraufführung in München, war die Ablehnung konservativbürgerlicher und auch musikalischer Kreise gegenüber dem Schaffen und der Person Richard Wagners weit verbreitet. Neben den künstlerischen sprengte er auch die gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit rücksichtslos und in doppeltem Sinne unerhört.
Wagner war mit Mathilde Wesendonck eine Liaison eingegangen, die auf einen handfesten Skandal zusteuerte. Angesichts von Mathildes Selbstmorddrohungen und aus Angst um seine Reputation nahm Großkaufmann Otto Wesendonck (auch Wesendonk geschrieben) die Affäre zähneknirschend hin, bis Wagner 1858 unter dem Druck sowohl der öffentlichen Meinung als auch einer neuerlichen Schuldenlast der Schweiz den Rücken kehrte: mit der fast fertigen «Tristan»Partitur im Gepäck, die er im August 1859 abschließen sollte. Die beglückendunglückliche Liebschaft hatte höchst inspirierend gewirkt – auf beide Teile: Wagner beflügelten die Parallelen zwischen Sage und Leben, denn in der Beziehungskonstellation Tristan – Marke – Isolde lässt sich unschwer sein komplexes Verhältnis zu Otto und Mathilde wiedererkennen. Letztere verfasste 1857 im Gegenzug fünf Gedichte, die als literarischpersönliches Echo das Opernlibretto reflektierten.
Über die Lyrik der Geliebten fand Wagner seinen Weg zur epochemachenden Musik des «Tristan»: Im Mai 1858 hatte er die «Fünf Gedichte für eine Frauenstimme und Klavierbegleitung» vollendet, die später so genannten «WesendonckLieder». Zwei von ihnen, nämlich «Im Treibhaus» und «Träume», sind ausdrücklich als «Studien zu ‹Tristan und Isolde›»
bezeichnet und nehmen neben der unerfülltsehnenden Grundstimmung auch konkrete Motive und harmonische Wendungen der Oper vorweg. Schon die ersten Töne des Vorspiels verdeutlichen die neuartige Klangsprache, die Wagner hier gefunden hat, und die doch mit wohlbekannten Tonsymbolen arbeitet: «Langsam und schmachtend» eine Cellokantilene mit sehnsüchtig aufsteigender Sext, ein schmerzlichseufzendes, chromatisches Abfallen in jenen Zusammenklang, der als «TristanAkkord» die Musikwelt revolutionieren sollte, ein matter, trügerische Hoffnung verbreitender chromatischer Anstieg, der im Nichts verhallt …
Dabei ist weniger der bewusste Akkord f–h–dis’–gis’ genuine Erfindung Wagners – er taucht, enharmonisch notiert, schon in Beethovens Klaviersonate op. 31/3 und in Chopins gMollBallade op. 23 auf –, sondern dessen Weiterführung, die «Auflösung» in eine neuerliche Dissonanz, und die Schaffung eines Kontinuums von Spannungsklängen unterschiedlicher harmonischer Brisanz fernab eines klaren tonalen Zentrums, die als Gesamtheit jene unstillbare, unerfüllbare Sehnsucht repräsentieren, die Tristan und Isolde im Diesseits quält.
Jedenfalls nahm mit jenem Werk die Moderne ihren Anfang: Ohne diese Musik wären weder Impressionismus noch Dodekaphonie möglich geworden. Legionen von Musikforschenden haben sich an Herleitung und Erklärung des «TristanAkkords» abgearbeitet. Der «gefährlichen Faszination» des «Tristan», wie Friedrich Nietzsche den Sachverhalt zweideutig benannte, konnte letztlich niemand entkommen: nicht Künstler, nicht Philosophen, nicht Psychoanalytiker.
Doch zunächst schien die Uraufführung von «Tristan und Isolde» in weite Ferne gerückt, da keine Bühne das in jeder Hinsicht exorbitante Werk annehmen wollte. Hatten 1859 Hans von Bülow und Franz Liszt wenigstens das Vorspiel mit
einem von Bülow verfassten Konzertschluss aufgeführt, entschloss sich Wagner schließlich zu eigenen Einrichtungen für den Konzertgebrauch: Am beliebtesten wurde die Version, die Anfang und Ende der Oper aufeinander folgen lässt und gleichsam die Quintessenz des Werkes unter Verzicht auf Singstimmen in rein symphonischem Gewand wiedergibt. Im heutigen Konzert kommt Wagners Fassung ohne Liebestod zur Aufführung.
Wagner selbst schrieb, er lasse im Vorspiel «denn nur einmal, aber im lang gegliederten Zuge, das unersättliche Verlangen anschwellen, von dem schüchternsten Bekenntniß, der zartesten Hingezogenheit an, durch banges Seufzen, Hoffen und Zagen, Klagen und Wünschen, Wonnen und Qualen, bis zum mächtigsten Andrang, zur gewaltsamsten Mühe, den Durchbruch zu finden, der dem grenzenlos begehrlichen Herzen den Weg in das Meer unendlicher Liebeswonne eröffne. Umsonst! Ohnmächtig sinkt das Herz zurück, um in Sehnsucht zu verschmachten, in Sehnsucht ohne Erreichen, da jedes Erreichen nur wieder neues Sehnen ist, bis im letzten Ermatten dem brechenden Blicke die Ahnung des Erreichens höchster Wonne aufdämmert …»
WALTER WEIDRINGER
Der Autor studierte in Wien Musikwissenschaft, Philosophie, Theaterwissenschaft und Geschichte. Er unterrichtete am Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien, ist seit 1999 Musikkritiker der Tageszeitung «Die Presse», hält Einführungsvorträge, gestaltet Radiosendungen und ist als freier Musikpublizist und Konzertdramaturg tätig.
Entstehung • 1859/65 Uraufführung • am 10. Juni 1865 im Nationaltheater München unter der Leitung von Hans von Bülow Vom Tonkünstler-Orchester zuletzt aufgeführt • im Oktober 2023 im Musikverein Wien
Jenseits der verstandesklaren Logik: Alexander Zemlinskys Orchesterlieder
Mitten im Tumult des Wiener «Skandalkonzerts» von 1913 erlebte ein zartes, feinsinniges Meisterwerk seine Uraufführung: «Sechs Gesänge» von Alexander Zemlinsky auf Texte von Maurice Maeterlinck. Betörende Klänge des Fin de Siècle, sinnlich und morbid – und schlichtweg: herrliche Musik.
«Wie gefallen mir diese Lieder», schrieb Anton Webern begeistert an seinen Kollegen Alexander Zemlinsky, als dessen «Sechs Gesänge» nach Texten von Maurice Maeterlinck 1914 im Druck erschienen, und nicht beruhigen wollte er sich über die entzückenden Details: «Herrgott ist das alles schön.»
Der Glanz blieb ihnen über die Zeiten hinweg. Für Antony Beaumont, den profundesten ZemlinskyKenner unserer Tage, «sind diese Lieder fraglos die besten, die er je geschrieben hat».
Ihre Uraufführung stand freilich unter keinem guten Stern. Am 31. März 1913 hörte man vier der orchestrierten Lieder erstmals beim berüchtigten «Skandalkonzert» im Großen Musikvereinssaal. Schönberg, gewiefter Dramaturg der Erregung, hatte sich die Sache gut überlegt: Zuerst Weberns Orchesterstücke, op. 6, als «bitterste Pille», darauf die «MaeterlinckLieder» zur Beruhigung («Zemlinsky dürfte sehr wirken») – und dann wieder starker Tobak mit seiner eigenen Kammersymphonie op. 9. Das Konzert konnte bekanntlich nicht ordnungsgemäß zu Ende geführt werden. Es kam zu Ausschreitungen und Handgreiflichkeiten, die ein gerichtliches Nachspiel hatten.
Zemlinsky war in diesem Umfeld tatsächlich die Ausnahme. Den radikal atonalen und dann dodekaphonischen Pfad seines Schülers und Schwagers Arnold Schönberg schlug er nicht ein. Groß geworden war er in der BrahmsWelt der Musikstadt. 1871 als Sohn eines «Sekretärs der türkischisraelitischen Gemeinde zu Wien» geboren, begann Zemlinsky als 13Jähriger sein Studium am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde: ein Meisterschüler mit besten Noten. «Sieht überall Talent heraus» – das war dann auch Brahms’ Urteil.
Taten folgten: Brahms empfing den jungen Mann privat zu spröder Unterweisung und empfahl ihn seinem Verleger in Berlin. Trotzdem wurde Zemlinsky nicht irre am anderen Musikgott dieser Zeit, Richard Wagner. Kreativ schöpfte er aus beiden Sphären. Sein Weg als Komponist war der einer souveränen Evolution: Um sein Eigenes zu finden, brauchte Zemlinsky nicht mit den Größen ringsum zu brechen. Auch Gustav Mahler, elf Jahre älter als Zemlinsky, gehörte in diesen Kreis. Im Jahr 1900 dirigierte er als Direktor der Wiener Hofoper die Uraufführung von Zemlinskys «Es war einmal …».
Seine Tätigkeit als Komponist verband Zemlinsky mit einer Karriere am Dirigentenpult – Wien, Prag und Berlin waren dabei seine Stationen. Von allen Dirigenten, die er je gehört habe, erklärte Igor Strawinski, würde er Zemlinsky «als den überragenden Dirigenten wählen, der die höchsten Ansprüche erfüllte; und das ist ein reifes Urteil». Auch seine Unterrichtstätigkeit wurde gerühmt. «Zemlinsky war der geborene Lehrer», erinnerte sich Alma Mahler, «und das nicht nur für mich, sondern für die ganze Musiker-Generation dieser Epoche».
Der Name der vielbegehrten Muse taucht auch im Kontext der «MaeterlinckLieder» auf. Als 1910 die ersten vier dieser Lieder – damals noch in der Klavierfassung – uraufgeführt wurden, gab es im selben Konzert auch die erste öffentliche Aufführung von vier Liedern der ZemlinskySchülerin Alma
Mahler. Wie sich die Lektionen bei Zemlinsky abspielten, hat Alma mit der ihr eigenen Indiskretion überliefert, Zärtlichkeiten bei «Tristan»Klängen inklusive.
Das alles lag längst hinter ihm, als Zemlinsky 1913 Post von Alma erhielt. Eines der «MaeterlinckLieder» habe ihr ganz besonders gefallen, teilte sie mit. Zemlinsky, hocherfreut, kündigte an, ihr gleich Abschriften aller vorliegenden Lieder zu schicken, und setzte hinzu, sie möge sich doch bitte gut ansehen: «Und kehrt er einst heim».
Warum? Was hätte sie darin erkennen können? Eine «Beziehung dieses Liedes», wie der ZemlinskyExperte Beaumont meint, «zu ihrer Affäre mit Gropius im Sommer 1910»? Zu solcher Deutung muss man sich nicht hinreißen lassen, aber ein schillerndes Beziehungsdreieck tut sich auf in diesem Lied: Der Text flutet irisierend wie irritierend zwischen drei Figuren, rätselhaft wechseln die Perspektiven: Wer ist das «Ich», wer das «Du» in diesem Wirrsal von Liebe, Wandel und Verlassenheit? Der belgische Dichter Maurice Maeterlinck, 1911 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, traf mit dieser Art von Poesie den Nerv der Zeit: sinnlich aufgeladen, erotisch und morbid, mystisch verschleiert und magisch märchenhaft. Tolstoi mokierte sich über diesen Maeterlinck, man kenne sich schlichtweg nicht aus in seinen Texten – aber genau das war beabsichtigt: das SchwebendOffene, Traumverlorene und SeelentiefAbgründige jenseits der verstandesklaren Logik.
Mit seiner symbolistischen Wortkunst zog Maeterlinck die Musik an: Zemlinsky zeigt es betörend in seinen Gesängen. Wie durch einen Wundergarten führt die Stimme, sirenenhaft lockend, umrankt von den raffiniertesten Klanggebilden, umflort von den apartesten Farbvaleurs im Orchester. Als Meisterwerk des Fin de Siècle steht diese Musik auch für
eine Blütezeit der Kunst in Wien. Die Stadt dankte es dem Komponisten nicht. Nachdem er 1933 in Deutschland aller seiner Ämter enthoben worden war, jagte man ihn 1938 auch aus Wien. Alexander Zemlinsky starb 1942 im amerikanischen Exil.
JOACHIM REIBER
Der Autor, in Stuttgart geboren, legte an der Universität Tübingen sein Staatsexamen in Deutscher Philologie und Geschichte ab und promovierte an der Universität Wien. Als Redaktionsleiter war er von 1993 bis 2023 verantwortlich für das Monatsmagazin des Musikvereins. Zu seiner vielfältigen Tätigkeit als Autor zählen auch mehrere Bücher.
Entstehung • 1913/21
Uraufführung • des gesamten Zyklus am 5. Juni 1923 mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung des Komponisten Erstmals im Abonnementprogramm des Tonkünstler-Orchesters Vokaltexte • ab Seite 22 in diesem Heft
Kate Lindsey beim Tonkünstler-Orchester
Die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Mezzosopranistin begann bereits 2018, als Ausschnitte aus Engelbert Humperdincks Oper «Hänsel und Gretel» am Programm der Weihnachtskonzerte in Grafenegg standen. Die Sängerin wirkte auch in drei Aufführungen von Gustav Mahlers dritter Symphonie mit, die 2021 unter der Leitung von Yutaka Sado auf CD aufgenommen wurde. Erst vor wenigen Tagen war sie mit den Tonkünstlern in Wiener Neustadt zu erleben.
Nikola Hillebrand beim Tonkünstler-Orchester
Die deutsche Sopranistin kehrt seit ihrer Mitwirkung an der KonzertfilmProduktion von Engelbert Humperdincks Oper «Hänsel und Gretel» –gemeinsam mit Kate Lindsey übrigens – regelmäßig zum TonkünstlerOrchester zurück. Zuletzt verzauberte sie ihr Publikum im Musikverein Wien und im Festspielhaus St. Pölten mit fünf Orchesterliedern von Richard Strauss; die drei Aufführungen im November 2023 leitete Jun Märkl.
Alban Bergs sieben frühe Lieder
Am Beginn des 20. Jahrhunderts formierte sich um
Arnold Schönberg in Wien ein Komponisten-Kreis, der als Zweite Wiener Schule in die Musikgeschichte einging. Die Trias aus Schönberg und seinen beiden
Schülern Anton Webern und Alban Berg bildete die Speerspitze einer musikästhetischen Bewegung, die neben der ausklingenden Romantik, dem Neoklassizismus, dem Impressionismus, später dem Expressionismus und dem kurzlebigen Futurismus zu den wichtigsten Strömungen in der Musik dieser Zeit zählte.
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts fanden einige wichtige Proponenten der Neuen Musik gerade erst zusammen: 1904 wurde Alban Berg gemeinsam mit Anton Webern als Privatschüler von Schönberg aufgenommen. Eingefädelt hatte das für Berg dessen älterer Bruder, der dem bereits als Vertreter der Moderne bekannten Arnold Schönberg heimlich ein paar Liedkompositionen des 19Jährigen gezeigt hatte.
Der Unterricht wurde für Berg zu einer tiefgreifenden Erfahrung. Bei Schönberg, in dem Biografen auch gern einen Ersatzvater für Alban Berg sehen, lernte der junge Komponist immens viel: Es ging um die alten Meister, in deren Tradition sich Schönberg gern sah, um die Lehren und die Konsequenzen, die aus der Geschichte zu ziehen waren – vor allem aber konnte Berg seinen eigenen Stil entwickeln. Seine Musiksprache zeichnete sich durch «eine überströmende Wärme des Fühlens» aus, wie Schönberg bei Durchsicht der ersten Arbeiten meinte. Diese Eigenschaft sollte sich Berg ein Komponistenleben lang bewahren.
Die sieben frühen Lieder stammen aus den Jahren 1905 bis 1908 und stehen noch ganz unter dem Eindruck des musikalischen Pluralismus dieser Jahre. Erst viele Jahre später, 1928, nahm Berg die Orchestrierung der ursprünglich als Klavierlieder konzipierten Stücke vor, die er seiner späteren Ehefrau Helene Nahowski gewidmet hatte. Der Einfluss von Gustav Mahler ist in diesen wie in allen übrigen Liedkompositionen der Zweiten Wiener Schule deutlich spürbar. So hören wir im ersten Lied «Nacht» den aus Mahlers dritter Symphonie vertrauten Ruf «O gib acht! Gib acht!», der wiederum einem anderen MahlerLied, «Um Mitternacht», entnommen ist.
Für die Wahl der Texte griff Berg weitgehend auf zeitgenössische Lyrik zurück. Er verwendete Texte des heute fast vergessenen Paul Hohenberg, von Johannes Schlaf, Carl Hauptmann, Rainer Maria Rilke, Nikolaus Lenau, Peter Altenberg und Theodor Storm. Die Uraufführung von dreien seiner frühen Lieder – «Traumgekrönt», «Liebesode» und «Die Nachtigall» – am 7. November 1907 im Rahmen eines Kompositionsabends von SchönbergSchülern wurde für Alban Berg schließlich auch sein erstes öffentliches Konzert. Die übrigen Lieder entstanden erst ein Jahr später.
Als Berg, inzwischen ein erfahrener und gereifter Komponist, Ende der 1920erJahre die Orchestrierung seiner Lieder vornahm, hatte er soeben seine Oper «Wozzeck» vollendet. In seiner Ausarbeitung für Orchester griff Berg die spät und postromantische Epoche Mahlers wieder auf und versah jedes seiner Lieder mit einem eigenen Instrumentalcharakter: «Die Nachtigall», das dritte Lied, ist gänzlich den Streichern vorbehalten, und das fünfte, «Im Zimmer», wird von den Bläsern begleitet. Das gesamte Orchester «umfasst» den Liedzyklus am Anfang und am Ende – in «Nacht» und «Sommertage». In reduzierter Besetzung erklingt das Orchester im zweiten und sechsten Lied, «Schilflied» und «Liebesode».
Mit großer Sicherheit macht sich Alban Berg die klangliche Vielfalt der Tonleiter zunutze. Für uns Zuhörende nur schwer greifbar vollzieht er eine allmähliche Entfernung vom Prinzip der Tonalität und bleibt dabei gleichzeitig der Musiktradition treu. So sind in den sieben Liedern neben den Einflüssen Mahlers auch Anklänge an Claude Debussy, Hugo Wolf, Richard Wagner und Richard Strauss zu spüren. In den sieben frühen Liedern verbindet sich die romantische Tonsprache des jungen Kompositionsschülers der frühen 1900erJahre mit der Kunst des erfahrenen Klangmalers zu einer faszinierenden Melange. Die ausdrucksstarken Lieder präsentieren sich in einem unschuldigkontemplativen Ton; die Musik ist frei von großen Allüren und geht Hand in Hand mit den kurzen Gedichten, die durchwegs der spätromantischen Hingabe zur Natur verpflichtet sind.
Der Zyklus der sieben frühen Lieder Alban Bergs zählt zweifelsohne zu den schönsten Beiträgen zur Gattung der Orchesterlieder und verhilft wegen der spärlichen Aufführungen leider nur selten dazu, den feinfühligen Komponisten abseits seiner häufig gespielten Werke besser kennenzulernen.
ALEXANDER MOORE
Der Autor studierte an der Musikuniversität Wien und am Institut für Kulturkonzepte. Nach Stationen als Radioredakteur, Pressesprecher der Oper Graz, Produktionsleiter am Brucknerhaus Linz, Dramaturg des Tonkünstler-Orchesters und des Grafenegg Festivals und als Generalsekretär der Jeunesse, gründete er 2014 «MusiConsulting» und arbeitet für renommierte Kulturinstitutionen in Österreich und Deutschland.
Entstehung • 1905-08/1928
Uraufführung • am 6. November 1928 in Wien mit dem Wiener Sinfonieorchester unter der Leitung von Robert Heger, Solistin: Claire Born Vom Tonkünstler-Orchester zuletzt aufgeführt • im August 2017 in Grafenegg Liedtexte • ab Seite 26 in diesem Heft
FEHLURTEIL DES TAGES
«ICH HALTE ALBAN BERG
FÜR EINEN MUSIKALISCHEN
HOCHSTAPLER UND FÜR
EINEN GEMEINGEFÄHRLICHEN
TONSETZER. [...] MAN MUSS
SICH ERNSTLICH DIE FRAGE
VORLEGEN, OB UND WIEWEIT
DIE BESCHÄFTIGUNG MIT DER MUSIK KRIMINELL SEIN KANN.
ES HANDELT SICH, IM BEREICH DER MUSIK, UM EIN KAPITALVERBRECHEN. »
Paul Zschorlich resümiert vor 100 Jahren, am 15. Dezember 1925, in der Deutschen Zeitung seinen Besuch von Alban Bergs Oper «Wozzeck» in Berlin
Eine hervorragende Orchesterstudie von Joseph Marx
Impressionistische Farben und üppiger Klangrausch sind einige der Merkmale der Musik von Joseph Marx und kennzeichnen auch seine «Symphonischen Nachtmusik» von 1922. Einer der zentralen Komponisten der konservativeren Richtung in der österreichischen Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts findet allmählich wieder zu einer breiteren Anerkennung, die als Schwerpunkt auch in den Konzerten mit dem Tonkünstler-Orchester in dieser Saison zum Ausdruck kommt.
Man könnte ihn als einen der bekanntesten Unbekannten oder als einen der unbekanntesten Bekannten unter den österreichischen Komponisten bezeichnen – und käme mit beidem der Realität ziemlich nahe. Von höchster Verehrung bis zu nahezu theatralischer Verdammung reichte der Umgang mit Joseph Marx in den vergangenen 100 Jahren, wobei es oft weniger um seine Musik selbst als um Eigenschaften seiner Persönlichkeit und die von ihm repräsentierte Weltanschauung ging. Gewiss war er mit seiner Ästhetik den Strömungen der aufkommenden Avantgarde seiner Zeit so fremd wie diese ihm. Zugleich griff er aktuelle Tendenzen wie etwa den musikalischen Impressionismus auf, womit er in der österreichischen Musik eine beinahe exklusive Stellung einnahm.
Nimmt man Marx aus der zeitlichen Distanz wahr, so gilt er völlig zu Recht als einer der bedeutenden Liedkomponisten der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Sein Schaffen auf diesem Gebiet – stilistisch eng verwandt mit seinen Zeitgenossen wie Erich Wolfgang Korngold und Egon Kornauth –
hat quantitativ eine Bedeutung für das deutschsprachige Lied, die jener von Richard Strauss nahekommt. Dennoch hat er dessen dauerhaft bleibende internationale Anerkennung nie erreicht. Ausschlaggebend dafür war sicher zum Teil, dass das StraussRepertoire über die Sängerinnen und Sänger in dessen Opern auch das LiedRepertoire im Konzertsaal prägte und prägt.
Sachlich sollte man auf die gesellschaftliche bzw. politische Position von Marx eingehen, die das einstige wie heutige Bild von ihm mitbestimmt. Er war ein in vieler Hinsicht Angeglichener, ohne zu einem der vielen Systeme, die er erlebte, ein exponiertes Nahverhältnis zu haben. So bot er zwar den jeweiligen Regimen – von der Habsburger Monarchie über die Erste Republik Österreich und den Austrofaschismus bis in die HitlerDiktatur, die nachfolgende Besatzungszeit und unsere Zweite Republik – nie eine attraktive Möglichkeit, ihn als Aushängeschild ihrer Kulturpolitik zu dienen. Zugleich aber nutzte man seine Würde, Kompetenz und «NichtGegnerschaft», ihm fachliche Aufgaben zu übertragen, die auch öffentlich wahrgenommen wurden.
Als höchstes Amt mochte zwischen 1934 und 1938 die Funktion eines Staatsrates im Ständestaat gelten, ein Rang, der vor allem beratende Funktion, aber keine politische Macht hatte. Wesentlicher als die gesellschaftlichpolitischen Verknüpfungen war damals und ist bis heute nachwirkend seine Lehrtätigkeit an der Wiener Musikakademie, in der er souverän und kompetent Studierende aus ganz Europa und darüber hinaus unterrichtete und in mancher Hinsicht prägte.
Wesentlich ist die originäre Stellung von Marx als Komponist, war er doch, unmittelbar aus der spätromantischen Tradition kommend, einer der wenigen Österreicher, die sich am französischen Impressionismus einerseits und dem Farbenreichtum
des aktuellen Opernschaffens der Vor und Zwischenkriegszeit andererseits orientierte. Beides spiegelt sich unter anderem in der «NaturTrilogie» aus den Jahren 1922 bis 1925. Sie besteht aus den drei Orchesterdichtungen «Eine Symphonische Nachtmusik», «Idylle» und «Eine Frühlingsmusik», die gemeinsam eine Spieldauer von mehr als einer Stunde aufweisen.
Eine Gesamtaufführung war jedoch von Anfang an nicht zwingend vorgesehen.
Die «Symphonische Nachtmusik» zeigt ein Bild der Nacht, einer nächtlichen Szene, einer auskomponierten Ruhe, aber auch der Atmosphäre der Nacht und unbestimmter, kaum konkret definierter lautmalerischer Geräusche, die sich aus der Stille herausheben. Man muss sich auf dieses fast halbstündige Werk ohne die Hektik unserer Zeit einlassen. Wer darin Eile, Lärm und Betriebsamkeit unseres Alltags sucht, wird sie nicht finden. Und: Man könnte vielleicht eine Spur weitergehen und darin sogar ein persönliches Bekenntnis des Komponisten Joseph Marx erkennen, der all das Treiben um sich herum stets mit einer ihm eigenen Gelassenheit zu quittieren wusste.
Das Werk hebt mit der Angabe «Ruhig» an und lässt augenblicklich die Welt des Klangrausches der 1910er und 1920erJahre erstehen. Die Nachfolge und Zeitgenossenschaft Gustav Mahlers durch Komponisten wie Richard Strauss, Claude Debussy, Hans Rott, Erich Wolfgang Korngold, Hans Pfitzner, vor allem auch Franz Schreker wird hier qualitativ ebenbürtig assoziierbar. Innerhalb des musikalischen Flusses wechseln permanent alle paar Takte die Vortragsangaben, und das nicht etwa mit konkreten Metronomzahlen, sondern durch ausschließlich dem gefühlten Ausdruck und Tempo der Ausführenden – konkret also des Dirigenten bzw. der Dirigentin –entsprechende Beschreibungen. «Breiter», «Ruhig fließend», «Weich fließend», «Etwas drängend», «Mit breitem Schwung»
heißt es da etwa, wenn man nur die ersten Seiten ansieht. Eine detaillierte Aufzählung hätte an dieser Stelle wenig Sinn, da sie ohne Mitlesen der Partitur angesichts der Fülle eher verwirrend und von der Darbietung der Musik ablenkend wäre.
Die aufrauschenden Steigerungen im Tutti, die sensitiven Soli einzelner Instrumente, dialogisierende Stellen – alles lässt der freien Fantasie Lauf, ohne dass man einzelne Passagen konkret illustrativ beschreiben müsste. Hier ist es vielleicht ein Blätterrauschen, da der Ruf aufgeschreckter Vögel, eine verzaubernde Melodien singende Nachtigall, durchs Gebüsch huschendes Getier, da oder dort gar ein füreinander schmachtendes Liebespaar – und wenn man es rein analytisch sehen mag, dann eine hervorragende Orchesterstudie, die alles über Instrumentationskunst im frühen 20. Jahrhundert lehren kann. Allmählich geht diese Nacht, gehen alle in ihr erdachten Träume dem Ende zu. Das Geschehen wird einmal mehr «ruhig und leiser», in äußerster Zartheit erstirbt die Nacht.
CHRISTIAN HEINDL
Der Autor arbeitet als freier Kulturjournalist in Wien. Er publizierte musikwissenschaftliche Beiträge, Lexikoneinträge, Programmheftbeiträge und Booklettexte; daneben geht er einer internationalen Vortrags und Jurytätigkeit nach.
Entstehung • 1922
Uraufführung • am 19. Februar 1926 in Frankfurt am Main mit dem Opernhausund Museumsorchester Frankfurt unter der Leitung von Clemens Krauss Österreichische Erstaufführung • 13. Mai 1926 in Wien mit dem Wiener Sinfonieorchester unter der Leitung von Clemens Krauss Erstmals im Abonnementprogramm des Tonkünstler-Orchesters

Ausführliches Porträt von Harald Haslmayr über Joseph Marx im Onlinemagazin OrchestERleben
ALEXANDER ZEMLINSKY
«Sechs Gesänge»
für mittlere Stimme und Orchester op. 13
1. Die drei Schwestern
Die drei Schwestern wollten sterben, Setzten auf die güldnen Kronen, Gingen sich den Tod zu holen, Wähnten ihn im Walde wohnen.
«Wald, so gib uns, dass wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben!»
Da begann der Wald zu lachen
Und mit einem Dutzend Küssen
Ließ er sie die Zukunft wissen.
Die drei Schwestern wollten sterben, Wähnten Tod im Meer zu finden, Pilgerten drei Jahre lang.
«Meer, so gib uns, dass wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben!»
Da begann das Meer zu weinen, Ließ mit dreimal hundert Küssen
Die Vergangenheit sie wissen.
Die drei Schwestern wollten sterben, Lenkten nach der Stadt die Schritte; Lag auf einer Insel Mitte.
«Stadt, so gib uns, dass wir sterben, Sollst drei güldne Kronen erben!»
Und die Stadt tat auf die Tore Und mit heißen Liebesküssen
Ließ die Gegenwart sie wissen.
2. Die Mädchen mit den verbundenen Augen
Die Mädchen mit den verbundenen Augen –(Tut ab die goldenen Binden!) –Die Mädchen mit den verbundenen Augen Wollten ihr Schicksal finden.
Haben zur Mittagsstunde –(Lasst an die goldenen Binden!) –Haben zur Mittagsstunde das Schloss Geöffnet im Wiesengrunde,
Haben das Leben gegrüßt –(Zieht fester die goldenen Binden!) –Haben das Leben gegrüßt, Ohne hinaus zu finden.
3. Lied der Jungfrau
Allen weinenden Seelen, Aller nahenden Schuld Öffn’ ich im Sternenkranze Meine Hände voll Huld.
Alle Schuld wird zunichte Vor der Liebe Gebet, Keine Seele kann sterben, Die weinend gefleht.
Verirrt sich die Liebe
Auf irdischer Flur, So weisen die Tränen Zu mir ihre Spur.
4. Als ihr Geliebter schied
Als ihr Geliebter schied –(Ich hörte die Türe gehn) –Als ihr Geliebter schied, Da hab ich sie weinen gesehn.
Doch als er wieder kam –(Ich hörte des Lichtes Schein) –
Doch als er wieder kam, War ein anderer daheim.
Und ich sah den Tod –(Mich streifte sein Hauch) –Und ich sah den Tod, Der erwartet ihn auch.
5. Und kehrt er einst heim
Und kehrt er einst heim, Was sag ich ihm dann?
Sag, ich hätte geharrt, Bis das Leben verrann.
Wenn er weiter fragt, Und erkennt mich nicht gleich?
Sprich als Schwester zu ihm, Er leidet vielleicht.
Wenn er fragt, wo du seist, Was geb ich ihm an?
Mein’ Goldring gib, Und sieh ihn stumm an.
Will er wissen,
Warum so verlassen das Haus?
Zeig die offne Tür, Sag, das Licht ging aus.
Wenn er weiter fragt,
Nach der letzten Stund’?
Sag, aus Furcht, dass er weint, Lächelte mein Mund.
6. Sie kam zum Schloss gegangen
Sie kam zum Schloss gegangen –
Die Sonne erhob sich kaum –Sie kam zum Schloss gegangen, Die Ritter blickten mit Bangen Und es schwiegen die Frauen.
Sie blieb vor der Pforte stehen –
Die Sonne erhob sich kaum –Sie blieb vor der Pforte stehen, Man hörte die Königin gehen Und der König fragte sie:
Wohin gehst du? Wohin gehst du?
Gib acht in dem Dämmerschein!
Wohin gehst du? Wohin gehst du?
Harrt drunten jemand dein?
Sie sagte nicht ja noch nein.
Sie stieg zur Fremden hernieder –
Gib acht in dem Dämmerschein –Sie stieg zu der Fremden hernieder, Sie schloss sie in ihre Arme ein.
Die beiden sagten nicht ein Wort
Und gingen eilends fort.
MAURICE MAETERLINCK (1862 – 1949)
ÜBERSETZUNG: FRIEDRICH VON OPPELN-BRONIKOWSKI (1873 – 1936)
ALBAN BERG
«Sieben frühe Lieder»
Dämmern Wolken über Nacht und Tal, Nebel schweben, Wasser rauschen sacht. Nun entschleiert sich’s mit einem Mal:
O gib acht! Gib acht!
Weites Wunderland ist aufgetan.
Silbern ragen Berge traumhaft groß,
Stille Pfade silberlicht talan
Aus verborg’nem Schoß;
Und die hehre Welt so traumhaft rein.
Stummer Buchenbaum am Wege steht
Schattenschwarz, ein Hauch vom fernen Hain Einsam leise weht.
Und aus tiefen Grundes Düsterheit
Blinken Lichter auf in stummer Nacht.
Trinke Seele! Trinke Einsamkeit!
O gib acht! Gib acht!
CARL HAUPTMANN (1858 – 1921)
Auf geheimem Waldespfade
Schleich’ ich gern im Abendschein An das öde Schilfgestade, Mädchen, und gedenke dein.
Wenn sich dann der Busch verdüstert, Rauscht das Rohr geheimnisvoll; Und es klaget, und es flüstert, Dass ich weinen, weinen soll. Und ich mein’, ich höre wehen Leise deiner Stimme Klang
Und im Weiher untergehen Deinen lieblichen Gesang.
NIKOLAUS LENAU (1802 – 1850)
3. Die Nachtigall
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen; Da sind von ihrem süßen Schall, Da sind im Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
Sie war doch sonst ein wildes Blut, Nun geht sie tief in Sinnen, Trägt in der Hand den Sommerhut Und duldet still der Sonne Glut Und weiß nicht, was beginnen.
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall, Da sind in Hall und Widerhall Die Rosen aufgesprungen.
THEODOR STORM (1817 – 1888)
4. Traumgekrönt
Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, Mir bangte fast vor seiner Pracht … Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen Tief in der Nacht.
Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, Ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis’ wie eine Märchenweise Erklang die Nacht.
RAINER MARIA RILKE (1875 – 1926)
5. Im Zimmer Herbstsonnenschein.
Der liebe Abend blickt so still herein. Ein Feuerlein rot Knistert im Ofenloch und loht. So! Mein Kopf auf deinen Knie’n, So ist mir gut. Wenn mein Auge so in deinem ruht, Wie leise die Minuten zieh’n.
JOHANNES SCHLAF (1862 – 1941)
Im Arm der Liebe schliefen wir selig ein.
Am offnen Fenster lauschte der Sommerwind, Und unsrer Atemzüge Frieden
Trug er hinaus in die helle Mondnacht.
Und aus dem Garten tastete zagend sich
Ein Rosenduft an unserer Liebe Bett
Und gab uns wundervolle Träume, Träume des Rausches, so reich an Sehnsucht!
ERICH HARTLEBEN (1864 – 1905)
7. Sommertage
Nun ziehen Tage über die Welt, Gesandt aus blauer Ewigkeit,
Im Sommerwind verweht die Zeit. Nun windet nächtens der Herr Sternenkränze mit seliger Hand
Über Wander und Wunderland.
O Herz, was kann in diesen Tagen
Dein hellstes Wanderlied denn sagen
Von deiner tiefen, tiefen Lust:
Im Wiesensang verstummt die Brust, Nun schweigt das Wort, wo Bild um Bild
Zu dir zieht und dich ganz erfüllt.
PAUL HOHENBERG
(1885 – 1956)
Sopran

Nikola Hillebrand zählt zu den begehrtesten Sopranistinnen ihrer Generation. Nach ihrem Studium in München wurde sie an das Nationaltheater Mannheim engagiert, bevor sie von 2020 bis 2024 dem Ensemble der Semperoper Dresden angehörte. 2024 debütierte sie unter anderem als Cunegonde in Leonard Bernsteins «Candide» am MusikTheater an der Wien und als Agathe in Carl Maria von Webers «Der Freischütz» bei den Bregenzer Festspielen. In der Saison 25–26 ist sie als Pamina in Wolfgang Amadeus Mozarts «Die Zauberflöte», Musetta in Giacomo Puccinis «La bohème» und Konstanze in Mozarts «Die Entführung aus dem Serail» an der Semperoper Dresden sowie als Gretel in Engelbert Humperdincks «Hänsel und Gretel» an der Bayerischen Staatsoper zu erleben. Im Mai 2026 wird sie als Sophie in Richard Strauss’ «Der Rosenkavalier» ihr Debüt an der Wiener Staatsoper feiern und unter der Leitung von Christian Thielemann erstmals an der Berliner Staatsoper Unter den Linden auftreten.
Ihre Konzertverpflichtungen führen Nikola Hillebrand in der Saison 25–26 unter anderem als Solistin in Johann Sebastian Bachs Messe in hMoll zu den Berliner Philharmonikern unter Raphaël Pichon sowie mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy zum Gewandhausorchester und Andris Nelsons nach Leipzig. Mit Christian Thielemann singt sie in Berlin und Hamburg «Ein deutsches Requiem» von Johannes Brahms. Die passionierte Liedsängerin kehrt in die Londoner Wigmore Hall sowie zur Schubertiade Schwarzenberg zurück und gibt ihr Debüt beim Oxford International Song Festival.
Mezzosopran

Die amerikanische Mezzosopranistin Kate Lindsey gilt als eine der wichtigsten Sängerinnen ihres Fachs weltweit. Regelmäßig ist sie in renommierten Opernhäusern und Konzertsälen zu Gast. Geboren in Richmond, Virginia, studierte sie an der Indiana University und ist Absolventin des Lindemann Young Artist Development Programs der Metropolitan Opera. Die Saison 25–26 eröffnete sie mit ihrem Debüt als Mélisande in Claude Debussys «Pelléas et Mélisande» an der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Alain Altinoglu. An der Hamburgischen Staatsoper tritt sie in Tobias Kratzers «Frauenliebe und sterben» auf, an der Washington Concert Opera übernimmt sie die Titelrolle in Christoph Willibald Glucks «Iphigénie en Tauride». An die Bayerische Staatsoper kehrt sie als Cherubino in Wolfgang Amadeus Mozarts «Le nozze di Figaro» zurück.
Anfang Dezember 2025 gestaltete Kate Lindsey gemeinsam mit dem TonkünstlerOrchester unter der Leitung von Andreas Ottensamer Mozarts Requiem im Stadttheater Wiener Neustadt mit. Das Konzert wurde für Stage+, ORF III und Radio Niederösterreich aufgenommen. Im Juni 2026 feiert die gefragte Konzert und Liedinterpretin ihr LiederabendDebüt im Wiener Konzerthaus mit Helmut Deutsch zu dessen 80. Geburtstag. Hinzu kommen Auftritte in den USA, darunter ihr Debüt im Stern Auditorium der New Yorker Carnegie Hall. Kate Lindsey veröffentlichte eine ganze Reihe an SoloCDs. Ihr jüngstes Album «Samsara» mit den Liedzyklen «Frauenliebe und Leben» von Robert Schumann und «La Chanson d’Ève» von Gabriel Fauré erschien 2025.
Fabien Gabel ist Chefdirigent des TonkünstlerOrchesters, eine Position, die er mit der Sommernachtsgala Grafenegg im Juni 2025 angetreten hat. Seine internationale Karriere führte ihn zu Spitzenorchestern auf der ganzen Welt, unter anderem zum London Philharmonic, Chicago Symphony, Royal Stockholm Philharmonic und Cleveland Orchestra, zum Orchestre symphonique de Montréal, Seoul Philharmonic und zum Melbourne Symphony Orchestra. Bis 2021 war er Chefdirigent des Orchestre Symphonique de Québec und des Orchestre Français des Jeunes. 2022 feierte er sein Debüt an der Opéra national de Paris. In Frankreich steht er am Pult aller führenden Orchester. So spielte er in Paris mit dem Orchestre National de France und dem Orchestre Philharmonique de Radio France die Musik zum StummfilmEpos «Napoléon» von Abel Gance ein. Im Oktober 2025 debütierte er an der Metropolitan Opera in New York, wo er acht Vorstellungen von Georges Bizets «Carmen» dirigierte.
Erste internationale Aufmerksamkeit erhielt er bereits 2004 als Gewinner des Donatella Flick Dirigierwettbewerbs in London. Daraus folgte seine Ernennung zum Assistenzdirigenten beim London Symphony Orchestra. Fabien Gabel wurde in eine Pariser Musikerfamilie geboren. Mit sechs Jahren begann er Trompete zu spielen und studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris, später an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. 2020 wurde er von der französischen Regierung zum «Chevalier des Arts et des Lettres» ernannt. Beim TonkünstlerOrchester debütierte er im Frühjahr 2019, unter anderem mit Erich Wolfgang Korngolds «Sinfonietta für großes Orchester». Seinen Vertrag als Chefdirigent über zunächst vier Jahre unterzeichnete Gabel bereits im Juni 2023 in Wien.

Als Nächstes dirigiert Fabien Gabel diese Konzertprogramme mit dem TonkünstlerOrchester:
MUSIKALISCHE PROGRAMMPRÄSENTATION
ZUR SAISON 26–27
Di 10 MÄRZ 2026 19.30
Musikverein Wien
Mi 11 MÄRZ 2026 18.30
Festspielhaus St. Pölten
BEETHOVEN: PASTORALE
Sa 1 4 MÄRZ 2026 19.30
So 1 5 MÄRZ 2026 15.30
Musikverein Wien
Mo 1 6 MÄRZ 2026 19.30
Festspielhaus St. Pölten
GULDA & MOZART
Sa 21 MÄRZ 2026 19.30
Stadttheater Wiener Neustadt
So 22 MÄRZ 2026 15.00
Stadttheater Baden
Chefdirigent Fabien Gabel
Das TonkünstlerOrchester mit seinen fünf Residenzen im Musikverein Wien und in Niederösterreich zählt zu den größten und wichtigsten musikalischen Botschaftern Österreichs. Eine mehr als 75jährige Tradition verbindet das Orchester mit den SonntagnachmittagsKonzerten im Wiener Musikverein. In Grafenegg und im Festspielhaus St. Pölten treten die Tonkünstler als Residenzorchester auf, ebenso im Stadttheater Wiener Neustadt, das sie nach mehrjährigem Umbau im November 2024 wiedereröffneten. Die Konzertsaison 25–26 bringt sie ins traditionsreiche Stadttheater Baden zurück, wo sie Anfang 1946 erstmals als Landessymphonieorchester Niederösterreich konzertierten.
Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit steht das Orchesterrepertoire von der Klassik bis zur Musik des 20. Jahrhunderts. Alternative Programmwege der Tonkünstler werden von Musizierenden und Publikum geschätzt. Musikerpersönlichkeiten wie Walter Weller, Heinz Wallberg, Miltiades Caridis, Fabio Luisi, Kristjan Järvi und Andrés OrozcoEstrada waren Chefdirigenten des Orchesters. Seit der Saison 25–26 wird es von Fabien Gabel geleitet. Sein Vorgänger Yutaka Sado wurde nach zehnjähriger Tätigkeit als Chefdirigent zum ersten Ehrendirigenten der Tonkünstler ernannt.
Tourneen führten das Orchester zuletzt nach Großbritannien, Deutschland, Japan und Tschechien. Zahlreiche CDAufnahmen spiegeln sein vielseitiges künstlerisches Profil wider: Im orchestereigenen Label erscheinen bis zu vier Einspielungen pro Jahr, zumeist als LiveMitschnitte aus dem Musikverein Wien.
Ausführliche Orchesterbiografie: tonkuenstler.at
Konzertmeister/in
Lieke te Winkel, **Kirill Maximov, Alexander Gheorghiu, Vahid Khadem-Missagh
1. Violine
Alois Wilflinger, Xuan Ni, Susanne Masetti, Gerhard Fechner, Ines Miklin, Teodora Sorokow, Maria Fomina, Sophie Gansch, Sophie Kolarz-Löschberger, Yaromyr Babskyy, Maria Winkler, Aleksandra Martinoska, Elisabeth Hois, Sandra Seržane, Marina Caputo, ASunniva Herland Monstad, AUgnė Katinskaitė
2. Violine
Julia Mann, Natalia Sagmeister, Kora Lemberg, Doğa Altınok
Zayranov, Liselotte Murawatz, Dora Huber, Gerald Hinterndorfer, Judith Steiner, Isabelle Reinisch, Yuka
Bartosch-Murakami, Noriko Takenaka, Evelina Ivanova-Peham, Stephanie Grandpierre, Veronika Wincor, Angelika Wimmer, ABianca Montobbio, AJule Williams
Viola
*Gertrude Rossbacher, **Nikita Gerkusov, Philip Nolte, Martin Fuchs, Christian Knava, Peter Ritter, Susanne Stockhammer, Stefan Sinko, Victoria Fónyad-Eitzinger, Terez Brandl, Liudmila Kharitonova, AAnton Borusan, AAgnes Oberndorfer
Violoncello
*Georgy Goryunov, Eugene Lifschitz, Laura Szabó, Martin Först, Martin Dimov, Thomas Grandpierre, Sebastian Dozler, Iris-Meongwon Cho, Ion Storojenco, AMichael Sotriffer
Kontrabass
Michael Seifried, Ernő Rácz, Bernhard Binder, Mathias KawkaRona, Simon Pennetzdorfer, Johannes Knauer, Lukas PalfyStröcker, AMartin Wagner
Flöte
Walter Schober, Ana Kaličanin Radivojević, Heidrun Lanzendörfer, Birgit Fluch-Latini
Oboe
Barbara Ritter, Andreas Gschmeidler, Johannes Strassl, Theresia Melichar, ATobias Gasché Klarinette
Helmut Wiener, Christoph Moser, Kurt Franz Schmid, Stefan Vohla Fagott
Gottfried Pokorny, Szabolcs Szőke, Andor Csonka, Barbara Loewe Horn
Christoph Peham, Jonas Rudner, Sebastian Kolarz-Löschberger, Markus Hartner, Michel Gasciarino, Klaus Höpfler Trompete
Thomas Bachmair, Patrick Hofer, Josef Bammer, Thomas Lachtner, ASimon Oberthanner Posaune
Andreas Eitzinger, Gabriel Antão, Wolfgang Gastager Tuba
Michael Pircher
Harfe
Miriam Ruf
Pauke
Gunter Benedikt, Margit
Schoberleitner
Schlagwerk
Bence Kulcsár, Joachim Murnig, AYehor Tereshchenko
A Orchesterakademie des Tonkünstler-Orchesters
Instrumente zur Verfügung gestellt von der
*Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung: Viola Giovanni Rota, 1809
Violoncello Joannes Florenus Guidantus, 1720
**Oesterreichischen Nationalbank:
Violine Antonio Stradivari, Cremona 1716, ex Baron Oppenheim
Viola Giovanni Paolo Maggini, Brescia, frühes 17. Jahrhundert




JOSEPH


T: +43 1 586 83 83 tickets@tonkuenstler.at tonkuenstler.at






Alfred Eschwé . Tonkünstler-Orchester
Klassik/Vokal Musikalische Feuerwerke! 2026 liefern die Tonkünstler unter der Leitung von Alfred Eschwé wieder ein beschwingtes Programm mit Werken der Strauss-Dynastie sowie beliebten Melodien aus Oper, Operette und Orchestermusik. Durch den Abend führt Christoph WagnerTrenkwitz in gewohnt charmanter Manier.
do 08/01
EUR 23-72
-50 % für alle unter 26
Weitere Termine auf www.festspielhaus.at

Manu Delago . Jules Buckley . Tonkünstler-Orchester
Vokal/Crossover Klangzauberer Manu Delago begibt sich mit den Tonkünstlern und dem Vokaltrio Mad About Lemon in ein Universum aus Rhythmus, Melodie und Emotion. Im atemberaubenden Crossoverkonzert entlockt der innovative Musiker seiner Handpan Klänge, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen.
fr 13/02
EUR 12-47
-50 % für alle unter 26
sa 20
COMPAGNIE XY . RACHID OURAMDANE
19.30 Uhr Großer Saal Möbius Circus
do 01
NEUJAHRSKONZERT
18.00 Uhr Großer Saal Alfred Eschwé . Tonkünstler-Orchester di 06 Moderation: Christoph Wagner-Trenkwitz
11.00 Uhr Klassik
16.00 Uhr do 08
18.00 Uhr
mo 05
ALLES WALZER!
11.00 Uhr Großer Saal Ein Neujahrskonzert des Tonkünstler-Orchesters für Familien Klassik/Familie
do 15
WINTER-WERKSCHAU
19.00 Uhr Großer Saal Festspielhaus-Communities Tanz
do 22 LINA_
19.30 Uhr Kleiner Saal Fado Camões Musik
sa 24
19.30 Uhr Großer Saal
mo 26
DAMIEN JALET . KOHEI NAWA .
BALLET DU GRAND THÉÂTRE DE GENÈVE Mirage Tanz
TONKÜNSTLER-ORCHESTER
19.30 Uhr Großer Saal Tschaikowski/Pärt/Sæverud Klassik
Das gesamte Saisonprogramm 2025/2026 finden Sie auf www.festspielhaus.at.
IMPRESSUM Herausgeber Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH, Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, T: +43(0)2742/90 80 80, www.festspielhaus.at. Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz, Andreas Gremel. Künstlerische Leiterin Bettina Masuch. Musikkuratorin Constanze Eiselt. Koordination Gülcan Simsek. Redaktion Kern Markus Hennerfeind, Ute van der Sanden. Redaktion Umschlag Laura Kisser, Stephanie Serles. Gestaltung Kern parole, München. Fotos Dieter Nagl (Alfred Eschwé), Simon Rainer (Manu Delago). Druck Walla GmbH. Produziert in Wien. Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet. Preis des Programmheftes: EUR 3,20.

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