Werkschau Text Band 12

IMPRESSUM HERAUSGEBER: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 179146a, LG St. Pölten • PRODUKTION: NÖ KREATIV GmbH, FN 405570 b, Landesgericht St. Pölten • GESCHÄFTSFÜHRER: Mag. Rafael Ecker • REDAKTION: Jutta Zalud • LEKTORAT: Karin Janker, BA MA • GRAFIK: Habesohn, Doucha Werbeagentur GmbH • FOTO: privat • DRUCK: Elanders GmbH © Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, Atzenbrugg August 2018.

IMPRESSUM HERAUSGEBER: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 179146a, LG St. Pölten • PRODUKTION: NÖ KREATIV GmbH, FN 405570 b, Landesgericht St. Pölten • GESCHÄFTSFÜHRER: Mag. Rafael Ecker • REDAKTION: Jutta Zalud • LEKTORAT: Karin Janker, BA MA • GRAFIK: Habesohn, Doucha Werbeagentur GmbH • FOTO: privat • DRUCK: Elanders GmbH © Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, Atzenbrugg August 2018.

„ Nur die Kunst gibt uns die Möglichkeit, etwas zu sagen, was wir nicht wissen.“

Gabriel Laub

Berührend. Unterhaltsam. Authentisch. Diese drei Worte beschreiben die Texte der Werkschau für mich am treffendsten. Den Referentinnen und Referenten ist es erneut gelungen, bei den Jugendlichen die Lust am Umgang mit Sprache zu wecken. Von Wortspielen über das autobiografische Schreiben, von der Dramatik bis hin zu Gedichten – alles durfte ausprobiert werden. Ziel der NÖ Schreibakademie ist es, das literarische Potenzial der niederösterreichischen Jugend zu entfalten.

Ich finde, das ist ausgezeichnet gelungen!

Durch die Werkschau, aber auch durch das Vorlesen in der Gruppe sollen die Teilnehmenden ermutigt werden, sich und ihre Texte zu präsentieren. Lesen und schreiben sind nicht nur wichtige Kulturtechniken, sondern Schlüsselkompetenzen, um das Leben in der Zivilgesellschaft aktiv gestalten zu können.

Bei allen Beteiligten, den Standortgemeinden, den Autorinnen und Autoren und dem Organisationsteam bedanke ich mich in diesem Sinn herzlich für ihre Arbeit. Ich wünsche den Eltern weiterhin viel Freude mit ihrem sprachbegabten Nachwuchs und allen einen puren Lesegenuss mit der vorliegenden Werkschau Text!

Johanna Mikl-Leitner Landeshauptfrau

1

INHALTS VERZEICHNIS

2

GÄNSERNDORF

Schreibakademie Gänserndorf

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Herbert Eigner-Kobenz

7

Rukiye Nur Aslan

8

Hugo Braun

11

Marlene Bruckner

13

Luca Ewert

16

Tobias Frohner

19

Maria Hippmann

22

Alois Nikolaus Leidwein

25

Lara Marschall

26

Andreas Rickl

29

Stefan Rickl

31

Rea Winkler

33

HOLLABRUNN

Schreibakademie Hollabrunn

35

Gerhard Ruiss & Elisabeth Schöffl-Pöll

38

Georgina Frasl

40

Johanna Führer

44

David Köppl

47

Sophie Lichtenstern

50

Diana Melody Micheal

53

Leon Moder

56

Julia Pimberger

59

Julia Vollmann

60

Eva-Maria Wagner

62

David Weihs

66

Sophie Winkler

68

3 HORN

Schreibakademie Horn

71

Rudolf Aubrunner

73

Annika Mayer

74

Anna-Maria Schierhuber

75

Fabian Stummer

77

MÖDLING

Schreibakademie Mödling

81

Lena Raubaum & Markus Tobischek

85

Paula Dorten

86

Lara Drakos

88

Anna-Maria Kühn

92

MÖDLING

4

Sophia Oberlechner

96

Sophia Panek

98

Ronja Rappl

101

Raphael Reisenauer

103

Bernadette Sarman

105

Lea Schamp

108

Susanne Sophie Schmalwieser

110

Anika Suck

113

Bettina Trimmel

116

WAIDHOFEN/ YBBSTAL

Schreibakademie Waidhofen/Ybbstal

119

Markus Fürnhammer

121

Lena Guntendorfer

121

Paul Kerschbaumer

125

Adrian Pilz

128

Die Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung von NÖ KREATIV und der KULTUR.REGION.NIEDERÖSTERREICH wieder.

SCHREIB AKADEMIE

GÄNSERNDORF Klasse Herbert Eigner-Kobenz

5

TEILNEHMENDE Rukiye Nur Aslan Hugo Braun Marlene Bruckner Luca Ewert Tobias Frohner Maria Hippmann Alois Nikolaus Leidwein Lara Marschall Andreas Rickl Stefan Rickl Rea Winkler

Schreibakademie GÄNSERNDORF

SCHREIBAKADEMIE GÄNSERNDORF

6

Die Schreibakademie Gänserndorf fand heuer das vierte Jahr in Folge statt – mit einigen vertrauten und einigen neuen Gesichtern.

Die Freude am gemeinsamen Schaffen und am spontanen Experimentieren mit Sprache sowie die unbändige Lust, literarisch das zu tun, worauf man gerade Lust hatte, prägten unsere Zusammenkünfte in der Stadtbücherei Gänserndorf. Elf junge Menschen haben die Schreibakademie 2017/18 besucht – elf Menschen, das heißt: elf individuelle Herangehensweisen ans Schreiben, elf unterschiedliche Arten und elf verschiedene Stile zu schreiben. Dementsprechend groß war die Bandbreite an Texten: Gedichte, Kurzgeschichten und Langerzählungen. Im Mittelpunkt stand, wie die Jahre zuvor, in erster Linie die Möglichkeit, einfach draufloszuschreiben, am Geschriebenen zu feilen, und auch der Mut zum Fragment – denn seien wir uns mal ehrlich: Welcher Text wird jemals wirklich fertig?

HERBERT EIGNER-KOBENZ

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Geboren 1980, lebt in Enzesfeld-Lindabrunn.

7

Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Schriftsteller.

Auch schauspielerisch und als Regisseur in der freien Theaterszene Wiens tätig. Engagements unter anderem: Theater Experiment, Freie Bühne Wieden, Sommerspiele Grein und Sommerspiele MariaEnzersdorf. Neben der Schreibakademie Gänserndorf Referent bei der Schauspielakademie Groß-Enzersdorf.

Publikationen (Auswahl): „himmelstränenfeuerland“ (2006, Edition vabene) „Vergessen spielen“ (2009, Literaturedition Niederösterreich) „Die Zeit der großen Suche“ (2014, Echter Verlag) „a haxn und zwaa gsunde händ“ (2015, Stoahoat-Verlag) „Der 317er. Von Groß-Enzersdorf nach Floridsdorf“ (2016, Edition Winkler-Hermaden)

SCHREIB AKADEMIE

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Rukiye Nur Aslan

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RUKIYE NUR ASLAN humorvoll, selbstbewusst, zielsicher

Der Zweitklässler Es war einmal eine Eule. Diese Eule konnte lesen, schreiben und rechnen. Eines Tages beschloss sie, für die Tierkinder eine Schule zu gründen. Sie fragte jedes Tier, das ein Kind hatte, ob es dieses in die Schule schicken wollen würde. Alle Eltern sagten, dass ihr Kind lesen können solle. Alle halfen mit und nach ein paar Tagen konnte die Schule eröffnet werden. Die Schule hieß „Eulimus“.

Am Anfang gingen alle Tierkinder in die Schule. Nur der kleine Hase Timo dachte, dass die Schule eine Zeitverschwendung wäre.

Also ging er einfach statt in die Schule in den Wald zum Spielen.

Nach ein paar Tagen wollte Timo nicht mehr im Wald spielen, sondern mehr von der Umgebung sehen. Als er ein paar Kilometer gegangen war, taten ihm die Füße weh. Doch als er einen großen Garten mit vielen Karotten sah, lief er schnell zu dem Garten hin.

Dort angekommen, sah er ein Schild. Auf dem Schild stand: „Bissige Hunde bewachen den Garten“. Aber Timo konnte nicht lesen. Also ging er hinein und begann zu essen. Plötzlich hörte er Gebell. So schnell wie möglich begann er zu laufen.

Die Kinder aus der Schule trafen den armen, verängstigten Timo.

Sie fragten ihn, was geschehen war. Er erzählte ihnen alles.

Das Rattenkind sagte, dass sie mit der Eule auch bei dem Garten gewesen waren. Und die Eule hatte ihnen die Schrift auf dem Schild vorgelesen. Der Igelsohn sagte zu Timo: „Geh ab morgen mit uns in die Schule! Dann kannst du auch lesen lernen.“ Von da an ging Hase Timo in die Schule. Und jetzt geht er schon in die zweite Klasse.

Der Mann schaute den Jungen fragend an. Er gab Paul drei dicke Bücher.

Der Bub nahm die Bücher und ging in den Garten. Sein Vater folgte ihm.

Nach ein paar Minuten kamen die beiden im Garten an. Paul legte die Bücher ins Gras unter einen Kirschenbaum. Dann kletterte er auf die Bücherpyramide und pflückte sich Kirschen vom Baum. Sein Vater erschrak. Dann lachte er und dachte sich: „Bücher braucht man nicht immer zum Lesen.“

Was ist richtig?

Das Wort „richtig“ ist komisch.

Was für mich richtig ist, ist für einen anderen falsch.

Oder was für die Erwachsenen richtig ist, ist für die Kinder falsch und umgekehrt.

Man muss alle Meinungen respektieren. Doch es gibt etwas, das ohne Frage richtig ist.

Und das ist, dass Menschen Fehler machen…

In einer finsteren Nacht war der Zombie aufgewacht.

Den ganzen Tag war er im Keller und in der Nacht schlich er aus dem Haus. Er ging jede Woche in der Nacht einkaufen.

Das heißt: Er klaute alles, was er wollte. Die Leute konnten nichts gegen ihn tun. Er konnte durch Wände gehen und Menschen beißen. Er war unzerstörbar. Einmal versuchte eine alte Frau, ihn mit einer Pistole zu töten, doch sie hatte keine Chance. Er konnte seinen Kopf, die Arme und die Beine von seinem Körper trennen.

Eines Nachts, als er wieder „einkaufen“ ging, war die junge Prinzessin auch im Supermarkt. Sie war auch eingebrochen.

Der Zombie versuchte, sie sofort zu beißen. Er fing die Prinzessin ein und biss sie in den Rücken.

Als die Prinzessin, die noch ein Mädchen war, erwachte, merkte sie, dass sie im Krankenhaus war. Ihr Drache, Mr. Dracho, hatte sie dorthin gebracht. Ihr Vater, der König, stand am Krankenbett. Er fragte sie, was geschehen war.

Bevor sie es noch erzählen konnte, fielen ihr die Augen zu.

Während Dracho dem König alles erzählte, kamen die Ärzte.

Sie konnten nur mehr den Tod der Prinzessin feststellen. Der König befahl, dass ein tapferer Ritter in der Nacht den Zombie fangen und ins Schloss bringen sollte. Dort wollte der König den Zombie einsperren. Was er auch tat, als der Ritter seinen Auftrag erfüllt hatte.

Doch weil der Zombie durch Wände gehen konnte, spazierte er einfach durch die Wand aus der Zelle und tötete auch den König.

Und weil der Zombie schon gestorben war (sonst wäre er ja kein Zombie), lebt er noch heute…

Schreibakademie GÄNSERNDORF

An einem herrlichen Sommermorgen ging Paul zu seinem Vater Markus.

Der Knabe fragte seinen Vater, ob er ein paar Bücher haben dürfe. Markus gab seinem Buben ein dünnes Buch. „Das ist zu wenig, ich brauch viel mehr Bücher!“

Zombie, Prinzessin und Drache

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Rukiye Nur Aslan

Bücher können auch nützlich sein

Was ein Ring alles erleben kann

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SCHREIB AKADEMIE

Rukiye Nur Aslan

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Luna war ein Mädchen, das in Gänserndorf wohnte. Sie lebte mit ihren Eltern und Großeltern in einem Haus. Eines Tages kam Lunas Mama in ihr Zimmer. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Die Mutter gab ihrer Tochter eine Schachtel mit einem Ring. Sie erzählte ihr, dass er aus Gold sei. Das wertvolle Schmuckstück schenkte ihr Urgroßvater ihrer Urgroßmutter und die schenkte es wieder ihrer Tochter und so weiter. Und jetzt schenkte Lunas Mama ihn ihrer Tochter. Luna nahm den Ring und probierte ihn an. Doch leider war er zu groß und beim Herunternehmen fiel er auf den Boden. Er rollte unter Lunas Schrank. Schnell versuchte sie, ihn zu fangen, aber leider war es zu spät. Der Ring war nicht mehr zu sehen.

Neben diesem Schrank wohnten drei Mäuse. Sie hießen Lisa, Lina und Luxi. Genau an diesem Tag wollten sie verreisen, denn die Tiere wollten die große Welt sehen. Als sie den Ring entdeckten, nahmen sie ihn mit.

In der Zwischenzeit suchte Luna weinend nach dem Erbstück.

Die Tiere waren aufgeregt und gingen zum Mäuseflughafen, von wo aus sie nach London flogen.

Dort angekommen, besuchten sie alle Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auf jedem Foto war auch der verschwundene Ring zu sehen. Luxi fand es sehr schön, den Ring als Haarreifen zu tragen.

Von London reisten sie weiter nach Paris.

In Paris angekommen, wollten sie gleich zum Eiffelturm.

Natürlich war auch der Ring mit. Auf Luxis Kopf. Als Haarreifen.

Ganz oben schoss Lina viele Fotos. Luxi war besonders neugierig und schaute hinunter. Und schon fiel der Ring vom Kopf in die Tiefe. Die drei Mäuse konnten dem Ring nur noch hinterherschauen. Aber weil sie schon zu ihrem nächsten Reiseziel mussten, hatten die Mäuse keine Zeit, um nach dem Schmuckstück zu suchen. Luxi weinte zwar sehr viel, aber Lisa und Lina konnten sie überzeugen, dass es in Moskau schönere Haarreifen gäbe.

Der Ring, der vom Eiffelturm heruntergefallen war, wurde von einer Ameise im Kanal gefunden. Das Tier brachte den Ring zu ihrer Königin, doch die brauchte so ein glitzerndes Ding nicht.

Also nahmen die Ameisen den unerwünschten Ring, trugen ihn aus ihrer Höhle und warfen ihn in den Wald.

Laura, Lunas Tante, fand den Ring, auf dem der Name ihrer Großmutter stand. Laura wunderte sich, wie der Ring ihrer Großeltern in einen Wald bei Paris kam, und sie machte sich auf den langen Weg nach Gänserndorf. So kam der Ring zu Luna zurück.

Schreibakademie GÄNSERNDORF

HUGO BRAUN gesellschaftskritisch, fantasievoll, Meister des Storyboards

Adventsonntag Haus und Adventkranz brennen Familienschlägerei Einer stirbt

Verschwunden (gemeinsam Lara Marschall, Tobias Frohner, Herbert Eigner-Kobenz) die Tinte verwischt allein im Regen als wäre sie nie dagewesen wertvolle Literatur einfach verschwunden verloren für immer ich suche nach dir wo bist du nur verschwunden für immer

Hugo Braun

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Splatter

Hugo Braun

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Eines schönen Abends gingen Liam und sein Freund John zu einer Party in Wien. Sie fand irgendwo in der City in einer Wohnung statt. Als sie die Adresse fanden, klopften sie an der Tür. Ein hagerer Typ öffnete. „Sind Sie Cops?“, fragte er. Dann kippte er um.

Liam prüfte, ob der Typ noch lebte.

Dann betraten er und John die Wohnung. Drinnen waren viele Leute.

Vierzig mindestens.

Liam und John zogen sich einen Joint rein und danach begannen sie zu trinken. Ungefähr um ein Uhr morgens passierte es: Es klopfte an der Tür. Ein braun gebrannter, muskulöser Mann öffnete. Plötzlich stand mitten im Wohnzimmer ein Mann, der einen schwarzen Kapuzenpulli trug. Sein Blick war gesenkt, aber man konnte trotzdem erkennen, dass seine bleiche Haut völlig vernarbt war. Ein blondes Mädchen ging zu ihm und fragte, ob alles okay mit ihm sei. Da packte er sie

mit der linken Hand am Hals und drückte ihr langsam die Luftröhre zu, ohne auch nur aufzusehen. Dann ließ er ihren leblosen Körper wie einen Kartoffelsack fallen. Der Mann, der vorher die Tür aufgemacht hatte, ging zu ihm und schrie: „Spinnst du!? Was hast du mit meiner Freundin getan!?“ Da hob die mysteriöse Gestalt ihre rechte Hand, in der sie ein Fleischerbeil hielt und schlug zu. Panik brach aus. Alle rannten zur Tür, doch niemand schaffte es, sie zu öffnen. John versank in der Menschenmasse. Liam konnte seinem Freund nicht mehr helfen. Er lief zu einem der großen Fenster und sprang raus.

Er überlebte den Sprung – aus dem wievielten Stock, wusste er gar nicht. Mit schrecklichen Schmerzen lief er – nach der Polizei rufend – weiter.

Irgendwann wurde er von Polizei und Rettung geschnappt.

Nachdem er verarztet worden war, erzählte er alles. Die Polizei fuhr mit ihm umgehend in die Wohnung. Sie fanden nichts. Überhaupt nichts. Als die Polizei sich bei Johns Mutter nach ihrem Sohn erkundigte, sagte diese, John sei vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Liam wurde in eine Nervenheilanstalt eingeliefert.

Nach kurzer Zeit fand man Liam tot in seinem Zimmer.

Und im Garten in einem Gestrüpp einen schwarzen Kapuzenpulli.

Den Mörder aber hat man nie gefunden.

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MARLENE BRUCKNER ambitioniert, einfühlsam, aufgeweckt

Als ich mich fragte …

Als ich eines Tages aufwachte, fragte ich mich, wieso man eigentlich lebt.

Ich schaute in den Himmel zu meinem Opa und meiner Oma, die schon vor einigen Jahren gegangen waren. Da es Samstag war, musste ich nicht zur Schule. Ich beschloss, zu meiner anderen Großmutter zu spazieren, zog mich an und machte mich auf den Weg zu ihr. Als ich ankam, freute sie sich sehr, mich zu sehen. Ich setzte mich zu ihr.

Wir plauderten und plauderten, bis ich sie fragte: „Wieso lebt man eigentlich?“ „Kind, das hab ich mich auch immer gefragt. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen“, antwortete meine Großmutter und begann zu erzählen:

„Es war an einem Wintertag im Jahr 1946.

Meine Mutter, mein Vater und ich saßen in unserem Haus.

Wir waren froh, dass die Kriegszeit vorbei war.

Da beschloss mein Vater, in den Wald Holz holen zu gehen, doch meine Mutter meinte, dass es zu gefährlich sei.

Meinen Vater aber hielt nichts auf.

Er ging in den Wald und begann, einen Baum zu fällen.

Von Sorge erfüllt folgten wir ihm. Kurz bevor er fertig war, brachte er sich in Sicherheit. Doch der Baum fiel in die Richtung meines Vaters. Er hätte sich noch retten können, blieb aber wie angewurzelt stehen…

Da lag er nun zerquetscht vom Stamm im kalten Schnee…

Die Tage bis zum Begräbnis waren sehr schwer für meine Mutter und mich…

Am Tag nach seiner Beerdigung sagte ich zu meinem Vater: „Der Sinn des Lebens besteht darin, dass man in anderen Menschen weiterlebt und die Liebe und das Wissen weitergibt.“ – So, Liebes, das ist meine Geschichte zum Leben. Behalte den Satz, den ich zu meinem Vater gesagt habe, immer in deinem Herzen.“

Marlene Bruckner

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Marlene Bruckner

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Der Arme

Der magische Ort

Eines Tages gingen Bibo und sein Vater Karl fischen. Ein wunderbarer Morgen, die Sonne schien und es ging kein Wind.

Beim Fluss angekommen, fuhr Karl gleich mit dem Netz im Wasser herum.

Plötzlich schrie Bibo: „Da ist ein Fisch im Netz!“ Karl zog das Lebewesen aus dem Wasser. Es war zwar ein kleiner Fisch, aber Karl sagte zu seinem Sohn: „Das Mittagessen ist schon mal gesichert.“ Gemütlich gingen sie nach Hause und sie konnten ihr Anglerglück kaum fassen. Daheim legten sie den kleinen Fisch auf den Tisch. Sie sahen ihn an. Dann sahen sie einander an und beschlossen, den Fisch nicht zu verspeisen.

Sie machten sich gleich wieder auf den Weg zurück zum Fluss und ließen ihn ins Wasser. Wie zufrieden er herumschwamm!

Nach einer Weile kam ein großer Fisch und fraß den kleinen Fisch.

Eines Tages ging ich durch den Wald spazieren. Ich genoss die frische Luft. Viele bunte Blätter lagen schon auf dem Waldboden. Denn es war mittlerweile Herbst geworden. Ich wanderte weiter, auf einmal sah ich mitten auf dem Weg eine Trauerweide.

Neben der Weide waren links und rechts Mauern. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich durch die herunterhängenden Baumschnüre zu drängen. Mir stockte der Atem! Vor mir war ein Weg aus Traubenzucker, neben dem Weg waren Tulpen aus Zuckerstangen, Büsche aus essbaren Gummischnüren, Gras aus Marshmallows und noch vieles mehr.

Nicht ich Ich bin keine Flasche.

Ich bin kein Hund.

Ich bin kein Obst.

Ich bin kein Gemüse.

Ich bin kein Steinzeitmensch.

Ich bin kein Gegenstand.

Ich bin kein Bild.

Ich bin kein Grünzeug.

Ich bin kein Boden.

Plötzlich sagte eine Stimme: „Nimm dir so viel, wie du willst, aber pass auf, dass du nicht zu viel von dem Weg erwischst, denn unter dem Traubenzucker befindet sich Gold!“ Ich antwortete: „Danke, ja! Aber… wer sind Sie?“ „Ich bin Mahagonie, die Zuckerfee“, sagte die Stimme. „Vielen Dank, ich bin Marlene.“ Ich kostete von überall ein bisschen. Es war soooo viel da, dass mein Bauch schön langsam voll wurde. Ich sagte zu Mahagonie: „Vielen Dank nochmal, ich hoffe, ich darf dich wieder mal besuchen.“ Mahagonie antwortete: „Ja, gerne.

Du bekommst, wenn du hinausgehst, einen Pass.

Wenn irgendetwas sein sollte, blinkt deine Zutrittskarte ROT.“ „Ist in Ordnung, servus!“ Ich ging hinaus und bekam eine Zutrittskarte, auf die ich ab jetzt gut aufpasste. Ein paar Tage danach betrat ein böses Mädchen aus meiner Schule den geheimen Ort. Mahagonie sprach wieder: „Nimm dir so viel, wie du willst, aber pass auf, dass du nicht zu viel von dem Weg erwischst, denn unter dem Traubenzucker befindet sich Gold!“ Das Mädchen sprach: „Ist mir doch egal!“ Es nahm sich einfach ganz viel von dem Weg. Als sie das letzte Stück davon aß, blinkte meine Karte rot. Ich eilte, so schnell ich konnte, zu Mahagonie. Als sich die Tür in das Zauberreich öffnete, sah ich, dass alles zusammengebrochen war. Mitten in den Marshmallow- und Traubenzuckertrümmern entdeckte ich das Mädchen, packte es und warf es vor die Tür. Da baute sich auf wundersame Weise wieder alles auf. Über dem Mädchen, das draußen war, begann eine Wolke zu regnen. Mahagonie bedankte sich bei mir und ich verließ den magischen Ort. Da begann es über mir ebenfalls zu regnen, aber nicht Wasser, sondern Gold.

Plötzlich hatte ich auch noch ein wunderschönes Kleid an.

Das andere Mädchen wurde nie wieder trocken, denn die Wolke begleitete sie das ganze Leben lang. Ich hingegen ging zufrieden nach Hause und erzählte meinen Eltern, was ich erlebt hatte.

Sie waren stolz auf mich und freuten sich sehr. „Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute!“

Was für eine Aufregung

Doch plötzlich stolperte ich über einen Stein und fiel hin.

Es tat sofort höllisch weh und ich schrie laut vor Schmerzen.

Meine Eltern liefen gleich zu mir und Mama fragte: „Was tut dir weh?“ „Mein rechter Arm und mein linker Fuß dürften verletzt sein“, antwortete ich. Da meine Mutter Ärztin war, untersuchte sie mich. Nach kurzer Zeit meinte sie, dass ich mir die zwei Körperteile wahrscheinlich gebrochen hätte. „Wir sollten sofort ins Krankenhaus!“, wirbelte sie herum. Vater stimmte zu und trug mich zu der Hütte. Wir erzählten dem Besitzer des Wirtshauses, was passiert war, und er borgte uns seinen kleinen Traktor, damit wir ins Tal fahren konnten. Dort angekommen, wartete schon ein Rettungswagen auf mich.

Im Krankenhaus wurde ich nach diversen Voruntersuchungen in Narkose versetzt und wachte nach der Operation mit einem eingegipsten Bein und einem ebensolchen Arm in einem Krankenzimmer auf. Neben mir stand eine Ärztin, die sagte: „Du musst leider noch zwei Wochen im Spital bleiben.“ Am nächsten Tag kamen meine Schulfreundinnen zu Besuch und ich erzählte ihnen, was passiert war. Als ich aus dem Spital entlassen wurde, freute ich mich schon wieder auf die Schule.

SCHREIB AKADEMIE

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Marlene Bruckner

Nach drei Stunden waren wir endlich angekommen. Aus dem Auto ausgestiegen, wanderten wir gleich los. Nach einer Weile war ich schon sehr müde und im Begriff aufzugeben.

Doch meine Mutter meinte: „Komm, nur noch fünfzehn Minuten!“ Dadurch stieg die Motivation, weiterzumarschieren, wieder.

Doch da wusste ich noch nicht, was mich in den fünfzehn Minuten erwarten würde. Da ich das Ziel schon sah, rannte ich zu der Hütte.

Schreibakademie GÄNSERNDORF

An einem schönen Samstagmorgen beschlossen meine Eltern und ich, wandern zu gehen. Nach dem Frühstück machten wir uns mit dem Auto in Richtung Schafberg auf den Weg.

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Luca Ewert

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LUCA EWERT schreibt Abenteuergeschichten, ist ein hilfsbereiter und fröhlicher Schreibakademiker

Ein Mann im Dschungel Eines Tages machten mein Freund, der große Bär Gary, und ich eine größere Reise durch den Dschungel. „Hey, guten Morgen, Gary! Wann wollen wir aufbrechen?“, sagte ich. „Lass uns jetzt gleich zu dem Fluss unten am Ende der Waldlichtung wandern. Dort machen wir dann eine Rast und fischen“, meinte Gary.

Wir brachen sofort auf. Nach kurzer Zeit hörte ich ein seltsames Geräusch.

Ich schaute mich um, sah aber nichts, was dieses Geräusch ausgelöst haben könnte. Also dachte ich mir nichts weiter dabei und wir gingen weiter.

Als wir kurz vor dem Fluss waren, hörte ich dasselbe Geräusch erneut. „Hast du dieses seltsame Geräusch auch gehört, Gary?“, fragte ich meinen Freund. „Ja, aber das waren sicher wieder die Vögel.

Die streiten sich ja nur zu gerne“, antwortete der Bär. Endlich erreichten wir den Fluss, doch als ich mich umsah, kam mir irgendetwas komisch vor.

Irgendetwas war anders als sonst, aber ich wusste nicht, was.

Angespannt bereiteten wir unser Frühstück vor. Gary fischte sehr viele Fische und ich holte einige Beeren aus dem Wald. Als ich zurückkam, sah ich, dass mein Freund bereits einen kleinen Platz für uns hergerichtet hatte, an dem wir unser Essen zu uns nehmen konnten. „Mmh, das schmeckt… Aber…! Was ist denn das auf der anderen Seite des Flusses? So etwas habe ich ja noch nie gesehen!!“, rief ich. „Ja, stimmt, lass uns lieber von hier verschwinden!“, meinte der Bär.

Wir gingen weiter. Links und rechts waren nur Bäume zu sehen.

Nach kurzer Zeit trafen wir ein anderes Tier: „Passt ja auf!

Da vorne ist eine seltsame Figur!“, sagte es. Wir waren neugierig und ließen uns davon nicht abschrecken. Gary und ich setzten unsere Reise fort.

Nach einer Weile konnte ich in der Ferne einen Schatten erkennen.

Ich gab meinem Freund ein Zeichen und wir versteckten uns sofort in dem nächstgelegenen Busch. Und wirklich – da kam ein Wesen, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Jetzt bekam es selbst der Bär, der sich sonst nie fürchtete, mit der Angst zu tun. Das Unbekannte hatte einen Speer in der einen Pfote, der sehr spitz war. Als er vorbeigegangen war, schaute ich ganz vorsichtig und voller Angst aus dem Busch. „Was war das? Erst war es am Fluss so seltsam und jetzt auch noch dieses Wesen! Was ist nur mit

Erst nach einiger Zeit wagte ich einen Blick nach hinten. Das Einzige, was ich erkennen konnte, war, dass das Wesen nähergekommen war und dabei einige Tiere auf die Seite gestoßen hatte, die sich zum Glück nicht ernsthaft verletzt hatten.

Einige Minuten später sah ich vor uns einen Fluss und rief meinem Freund zu: „Schnell, dort hinein!

Die Strömung ist so stark, dass es das Wesen nicht schaffen wird, uns zu erwischen, und flussabwärts treibt!“ Doch das Wesen war schlau und kannte anscheinend den Fluss genauso gut wie wir. Es rannte flussaufwärts und wollte sich mit der Strömung zu uns treiben lassen.

Das verschaffte uns ein wenig Zeit, denn wir waren bereits am anderen Ufer. Gary hatte eine Idee: „Wir müssen alle unsere Freunde zu Hilfe holen, damit wir dieses Wesen loswerden. Alleine schaffen wir es nicht!“ Zu unserem Glück war gerade ein anderer Waldbewohner in der Nähe, hörte unseren Plan mit und alarmierte sofort die anderen Tiere.

Gerade als das Tier wieder im Wald verschwunden war, sah ich das unbekannte Wesen, wie es versuchte, mit der Strömung zu uns zu gelangen. „Los, weg hier!“, rief ich.

Wir schafften es gerade noch, in den

Ich sah einen Vogel, der auf uns zuflog. „Hey, du da! Wir brauchen deine Hilfe! Da ist ein unbekanntes Wesen, das uns und viele andere Tierbewohner bedroht und verfolgt. Kannst du unseren Plan bitte im gesamten Wald verbreiten?“, fragte ich ihn.

Im Anschluss erklärte ich dem Vogel unseren Plan. Als Treffpunkt legten wir die großen Felsen fest. Dann flog er los und verbreitete unsere Botschaft. Wir waren gespannt, ob das funktionieren würde.

Die Tiere des Waldes lebten sonst eher für sich und eine große Versammlung hatte es noch nie gegeben.

Das Wesen war noch immer damit beschäftigt, uns aufzuspüren, schaffte es allerdings nicht.

Gary und ich begaben uns zu den großen Felsen. Als wir dort eintrafen, waren bereits die ersten Tiere dort.

Nach kurzer Zeit, noch kurz vor der Dämmerung, waren alle Tiere oder besser gesagt alle Tiere, die bereit waren zu helfen, eingetroffen.

Es war ein sehr großes Durcheinander. „Ruhe!!!“, schrie Gary. „Wir haben, wie ihr bereits wisst, ein Problem.“ Gary erklärte allen Tieren noch einmal das Problem und den Plan.

Als das getan war, teilten sich die Tiere in Gruppen auf. In einer Gruppe waren die Affen, in einer anderen fast nur Vögel und in wieder einer anderen die Bären. In dieser Gruppe waren Gary und ich. Wir sollten das Wesen aufspüren und seine Aufmerksamkeit erregen. Dann sollte, sobald wir fast entkommen waren, eine andere Gruppe Tierrufe von sich geben, um das Unbekannte weiter Richtung Lichtung zu locken. Solange, bis das Unbekannte aus dem Wald flüchtete. Dann sollten alle Gruppen zusammenkommen und das Wesen ein für alle Mal verjagen.

Während der Besprechung des Planes war es schon sehr spät geworden und Gary beschloss, den Plan am nächsten Tag durchzuführen, damit die Tiere sich erst einmal ausruhen konnten – außer mein Freund, der hielt die ganze Nacht Wache.

SCHREIB AKADEMIE

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Vorsichtig verließen wir das Gebüsch.

Doch plötzlich spürte ich, wie uns etwas verfolgte. „Mist!!! Es hat uns entdeckt!“, dachte ich mir. Ich bekam immer schwerer Luft und meine Kräfte neigten sich dem Ende zu. Zum Glück bemerkte Gary das und rief voller Verzweiflung: „Spring auf meinen Rücken!“ Gesagt, getan.

Wald, von der Uferseite, auf der wir uns befanden, zu flüchten. Aus weiter Entfernung beobachteten wir, wie das Unbekannte versuchte, unsere Fährte aufzunehmen. „Ich hab eine Idee“, rief ich, „wir locken das Wesen aus dem Wald heraus, indem wir Töne machen, die es mit Sicherheit verfolgen wird! Dazu brauchen wir allerdings die Hilfe der anderen Tiere.“

17

Luca Ewert

unserem alten Wald passiert? Früher war alles viel besser!“, sagte ich.

Gary war so geschockt, dass er mir gar nicht zuhörte.

Reise ins Wüstenland

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Auszug aus einer längeren Erzählung

Luca Ewert

18

Alles verlief gut. Wir kamen eine Minute, bevor der Schalter schloss, an. Die Minute des Todes. „Sie sind aber sehr spät dran! Eigentlich wollte ich jetzt gerade schließen, aber gut!

Ihre Tickets und Ihre Ausweise bitte!“, sagte die nette Dame zu uns. „Ah, zum Glück haben wir es noch geschafft!“, dachte ich mir. Das Flugzeug war groß und voll besetzt. Ben und ich saßen nebeneinander. Die restliche Gruppe saß irgendwo weiter vorne.

Eine schlechte Entscheidung. „Boarding completed!“, hieß es seitens des Flugpersonals. Als Nächstes stellte sich der Kapitän vor und gab uns einige Infos über die Reise. Dann begann der übliche Vortrag über die Sicherheit an Bord des Flugzeuges.

Meiner Meinung nach sehr unnötig und langweilig.

Jetzt war es so weit: Die Turbinen wurden gestartet und wir wurden rückwärts geschoben. Kurz darauf waren wir am Weg zur Startbahn.

Der Start verlief ganz gut, nur etwas ruckeliger, als ich es von früher in Erinnerung hatte.

Eine Stunde später gab der Pilot bekannt, dass sich die Ankunft aufgrund eines starken Unwetters um eine halbe Stunde verzögern würde. Bemerken konnte man es auch schon. Die Reise wurde oftmals sehr unbequem wegen einiger Luftlöcher. Außerdem machten mich die dunklen Wolken um uns nervös. Ich hatte mal gehört, dass ein Flugzeug niemals durch ein Gewitter fliegen sollte. Jetzt kam das Flugpersonal mit einer Jause auch endlich zu uns. Doch plötzlich hieß es vom Piloten: „Bitte begeben Sie sich alle auf Ihre Plätze! Aufgrund eines Unwetters, das wir durchfliegen müssen, kann es zu Turbulenzen kommen.“ Selbst das Personal setzte sich hin. Zuerst war nicht viel von einem Unwetter zu bemerken, allerdings konnte man aus

dem Fenster sehend erkennen, dass dort eines tobte. Doch kurze Zeit später wurde es bereits unangenehm. Alles begann zu wackeln und die ersten Schreie ertönten.

Die Flugbegleiter an Board versuchten, die Masse zu beruhigen – ohne viel Erfolg. Ich hatte sehr viel Angst. Mein Herz pochte wie verrückt. Ben erging es nicht anders. Der Boden kam immer näher.

Plötzlich verstummten alle Geräusche im Flugzeug. „Super, die Piloten haben es geschafft!“, dachte ich mir. Alle Passagiere waren erleichtert. Ich wagte einen Blick aus dem Fenster. Ich konnte bereits sehr gut den Boden sehen. Wir waren jetzt ungefähr in einer Höhe von achthundert Metern. „So wie es scheint, sind wir jetzt durch das Unwetter gut durchgekommen! Verlassen Sie bitte trotzdem nicht Ihren Sitzplatz“, teilte uns der Co-Pilot mit.

Nochmalige Erleichterung in allen Gesichtern. Jetzt stand eine der Begleitpersonen der Fluggesellschaft auf, um nach möglichen Verletzten zu suchen. Zuerst begab sie sich in den vorderen Teil des Flugzeuges.

Eine schlechte Entscheidung. Wie aus dem Nichts fielen auf einmal das Licht und die Klimaanlage aus. Es dauerte nicht lange und schon begannen die Turbulenzen erneut. Nur dieses Mal gab es keine Durchsage. Aus den Fenstern der hinteren Reihen konnte man sehen, dass die Triebwerke ausgefallen waren. Anscheinend war ich allerdings der Einzige, dem das auffiel. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da ich wusste, dass es jetzt brenzlig werden könnte. Ich dachte an meine Familie sowie an alles, was ich sehr mochte. Auch an unser eigentliches Ziel. Außerdem hoffte ich, dass wir dieses Unglück einfach nur überleben würden. Egal wie. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, dass abermals die große Panik ausbrach. Ich schaute Ben an und merkte, dass er dieselbe Hoffnung hatte wie ich. Auf einmal fielen Masken von der Decke. „Was heißt das nochmal? Was ist jetzt zu tun? Hätte ich doch am Anfang aufgepasst!“ „Zieh dir die Maske über den Mund und die Nase!“, rief jemand hinter mir. Natürlich tat ich das auch sofort. Mir lief der Angstschweiß den Rücken herunter.

Als ich es geschafft hatte, half ich sofort Ben. Durch die Masken verschlimmerte sich die Stimmung drastisch. Wir fielen wieder.

Tiefer und tiefer.

Immer wieder versuchten die Piloten vergeblich, die Triebwerke zu starten. Ab jetzt stürzten wir mindestens doppelt so schnell und die Wände des Flugzeuges begannen noch mehr zu wackeln und zu scheppern. Ein letztes Mal schaute ich Ben an und dachte mir: „Hoffentlich sehen wir uns wieder!“ Zum Sprechen hatten wir beide nicht die Kraft, aber ich glaube, er konnte sich denken, was ich von ihm wollte. Der Boden war schon sehr gut zu sehen. Das Flugzeug schlug mit 560 km/h am Boden auf. Überall lagen Trümmer herum.

Stille. Danach war ich weg. Ab diesem Zeitpunkt fehlt mir die Erinnerung. Und das alles wäre uns nicht passiert, wären wir eine Minute zu spät gekommen. Die Minute des Todes.

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TOBIAS FROHNER immer für eine literarische Überraschung gut, witzig, geistreich

Tobias Frohner

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Thunder Ein Entwurf Er stapfte durch das Watt. Auf der Suche nach Muscheln. Mit Gummistiefeln. Ganz allein. Es war dunkel.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Jetzt stand er da und wartete auf das Erwachen der Sonne, des Lebens, des Tages und auf den Rückzug der Nacht.

Joe lag in seinem Bett, eingewickelt in die Decke, im Licht der ersten Sonnenstrahlen, und er wusste: „Ein neuer Tag beginnt!“ Müde rollte er sich aus dem Bett und stapfte die Treppe in die Küche hinunter. Seinen Vater sah er nicht. Joe betrat das Zimmer seines Erziehers, doch auch das Bett war leer. „Bin zu Mittag wieder zu Hause“, las er auf einem

kleinen Zettel, den Joe auf dem Frühstückstisch gefunden hatte.

Lustlos machte Joe sich einen Kaffee und schlenderte die Stiegen wieder hinauf. Er setzte sich auf sein Bett und beobachtete die Wintergoldhähnchen, die auf der einsamen Fichte in Joes Garten ihren Morgengesang zwitscherten. So gerne wäre er ein Vogel gewesen. Er wäre frei von allen Grenzen, könnte fliegen und könnte das Leben genießen. Als die Mittagsstunden anbrachen, klingelte es an der Haustür. Joe öffnete und sein Vater, mit einem Kübel Muscheln und Krebsen in der Hand und dreckigen Gummistiefeln an den Füßen, betrat das Haus. Sie redeten kein Wort miteinander und es wurde still im Wohnzimmer. Es war totenstill. Gespenstisch still, bis der Vater das Schweigen unterbrach: „Was willst du zum Essen?“ „Nichts“, antwortete Joe, „ich esse bei Toni!“ Toni war Joes bester Freund.

Als Joe wieder nach Hause kam, klopfte es an der Schwarzeichenholztür. Eine schrullige Gestalt betrat den Raum, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Sie sprach mit einer tiefen Männerstimme: „Herr Rondil! Wir müssen reden!“

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Zwei Improvisationen

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1.

Von der Gruppe vorgegebene Wörter: die Krallenhand, Glitzer, Einhorn, sonnengelb, Gorilla, Meer

2.

Von der Gruppe vorgegebene Wörter: Kater, Lautsprecher, Baum, Haus, Sonnenuntergang, Muschel

Wolken hingen tief, der Himmel war grau und der Geruch von Kipferln hing in der Luft. Ein düsterer Samstagmorgen, der nur darauf wartete, erhellt zu werden. Sissi verließ ihr Bett und schlug ein Buch auf. „Die Krallenhand“: So war der Name des Buches, das mit einem sonnengelben Einband geschmückt war. „Klingt interessant“, dachte die Jugendliche, „endlich kann ich frei wählen, welches Buch ich lesen will, nicht immer eines über Fische, Tiger, Gorillas und was sonst noch alles.“ Sie las: Der Regen, der vom Himmel fiel, war Glitzer, die Wolken waren Zuckerwatte und die Sonne war ein riesiges Bonbon. Ein bisschen erheitert hatte sie der Text von Friedrich van Darnol. Dann rief Sissis Vater: „Komm, Sissi! Frühstücken!“ Lustlos schlenderte sie die Treppen des Einfamilienhauses hinunter. Doch auch eine Postkarte ihrer Mutter vom Mittelmeer und das Frühstücksei in Form eines Einhorns konnten sie nicht aufmuntern. Es blieb ein düsterer, nebeliger Samstagmorgen.

Geräuschlos und behaglich schlich ein Wesen durch die Gassen Genuas. Um den Hals eine Rolle Papier gebunden. Volle Mülltonnen lagen am dreckigen Straßenrand des Armenviertels. Das Wesen, das einem Kater ähnelte, verließ dieses Viertel und eilte zu einem noblen Gasthaus am Rande der Domgasse. An einem Tisch saß ein Herr. Er trug einen dunklen Anzug und eine hellblaue Krawatte.

Gedicht

Berge

Einsam.

Ausdruckslos.

Düster.

So stand sie da.

Auf dem Berg.

Ganz allein.

Die Eiche.

Rosenquarz, Bergkristall, Amethyst Der Oxide durch den Berg sich frisst Schnee, Felsen, Tiere, Pflanzen Die Berge sind die besten Romanzen

In einer Eiche saß zwitschernd eine Nachtigall, deren Federkleid so braun und unscheinbar wirkte, dass die Gäste das Gefühl hatten, dass das Gezwitscher aus Lautsprechern käme. Der Kater schmiegte sich behaglich an den Mann und signalisierte ihm, dass er die Botschaft auf der Rolle Papier lesen sollte: „Achtung! Die goldene Miesmuschel ist gestohlen worden.“ Der Mann bekam einen Anruf: „Das Diebesgut wurde bei den Mitarbeitern des Gasthauses in Genua sichergestellt.“ Der Italiener stand auf und verhaftete das gesamte Gasthauspersonal, das die Tat gestand. Der Detektiv hatte wieder einmal gute Arbeit geleistet und nahm seinen Kater auf den Schoß. Sie gingen zum Strand und bewunderten gemeinsam den wundervollen Sonnenuntergang. Das Rot verschwand langsam und das Gelb verführte die ganze Hafenstadt dazu, an den Strand zu gehen und zu sehen, wie herrlich sich das Farbenspiel im Meer spiegelte.

Das Motto des ganzen Lebens Manche nützen ihr Leben nur, um andere anzuschreien.

Horror des Unwissens

Auf einmal fasste ihn eine kalte, knöchrige Hand an der Schulter.

Diabolo drehte sich um. Vielleicht war es ein Fehler. Es war ein Fehler, stellte er fest. Er blickte in das ausdruckslose Gesicht eines Skeletts.

Es hatte keine Gefühle. Es war starr.

Egal, wie ihr es euch vorstellt… es war schlimmer.

2. Pure Realität Sein Gesicht erstarrte vor Angst. „Alles nur Einbildung“, dachte Diabolo.

Aber es war keine Einbildung. Es war Realität. Leider… Da bekam er einen Schlag auf die Schulter. Ein Schauer

Das Gesicht drückte genauso keine Gefühle aus wie jenes des Skeletts. „Wer bist du?“, fragte ihn die Stimme höhnisch, „bist du eingeladen worden?“ „Nein“, antwortete er. „Schafft ihn weg!“, forderte die Gestalt. Irgendwer zog an seinem Arm, doch ein anderer hielt ihn fest. Es war ein Schnarchen zu hören. „Xhan!“, schrie das knöcherne Skelett. „Äh! Wa-Was ist pass-passiert?“, fragte Xhan. „Er hat schon wieder zu viel getrunken!“, meinte die riesige Gestalt abweisend. Diabolo hoffte immer noch, dass dies ein Traum war. Aber es war keiner.

Es war die pure Realität!

3. Ein Wiedersehen?

Die zwei Skelette zerrten ihn in ein Grab hinein. „Was wird jetzt passieren? Wo bringen sie mich hin?“ Jetzt traute sich Diabolo zum ersten Mal, etwas zu sagen. „Was macht ihr mit mir?“, fragte er, bekam jedoch keine Antwort. Plötzlich vibrierte sein Handy. „Hast du sie?“, fragte die Stimme neugierig. Als Diabolo antworten wollte, rissen ihm die Skelette das Handy aus der Hand.

Sie führten ihn irgendwo hinunter. Sein Grab? Er vor einer Tür.

Aus Metall. Hartem Metall. Das Skelett holte einen Schlüssel hervor und sperrte auf.

Er konnte seinen Augen nicht trauen. Sein Vater stand vor ihm. „Dad!“, schrie er, „was haben sie mit dir gemacht?“ „Ich bin freiwillig hier. Wir sind die NASA“, antwortete Jack, Diabolos Vater, „wir brauchen dich für unseren Flug ins Weltall. Du bist der beste Pilot, den wir haben. Komm mit, ich muss dir etwas zeigen.“ Dann betraten sie einen Raum, in dem… … aus datenschutzrechtlichen Gründen und Anweisung der NASA darf ich diesen Roman nicht weiterschreiben.

Ich bitte Sie um Entschuldigung!

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lief ihm über den Rücken. Es fühlte sich an, als würde ihm jemand Eiswürfel in den Pullover stecken. Die Hände waren eisig. Eisiger als die kalte Winternacht. Vor ihm baute sich plötzlich eine große Gestalt auf. Sie war riesig. Größer als jede Gestalt, die er je gesehen hatte. Und er hatte schon viele Gestalten gesehen. Sicherlich mehr als ihr.

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Tobias Frohner

1. … es war schlimmer Nun stand er da. Vor dem Friedhof.

Ganz allein. In der dunklen, verlassenen Nacht. Es fing an zu regnen. „Warum habe ich die Anweisung eigentlich befolgt?“, dachte Diabolo.

Fragen über Fragen. Und zu wenig Antworten. Er musste es tun.

Aber er konnte nicht. Sein Handy vibrierte. „Bist du drin?“, fragte eine Stimme. Eine vertraute Stimme.

Er öffnete das Tor. „Was kann mir schon passieren!“, dachte er.

Auch wenn sein Bauchgefühl dagegen sprach, öffnete er das eiserne Tor des Friedhofs. Doch er hatte keine Ahnung, was sich hinter dem Tor verbarg. Eilig und mit großen Schritten ging er zu dem vereinbarten Grab. Seine Knie schlotterten.

Sie waren weich wie Wackelpudding.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals.

Kurz gesagt: Er hatte Angst.

Schreckliche Angst.

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Maria Hippmann

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MARIA HIPPMANN Erschafferin völlig neuer literarischer Welten, auch ein großes Zeichentalent

Greif – Auszüge aus einer Langerzählung Es war Samstagnacht, als ich ein Rumpeln am Dachboden hörte. Die Kisten wackelten und als ich hinaufging, waren die Kisten zerstreut und ausgeleert. Entsetzt sprang ich zurück.

Am Dachboden zwischen zwei Kisten sah ich etwas hell glänzen. Ich ging darauf zu. Doch ehe ich feststellen konnte, was es war, verschluckte es mich und ich fand mich in einem wunderschönen Wald wieder. In der Ferne hörte ich ein lautes Flügelflattern und Adlerkreischen.

Auf einmal stand ein großes Wesen vor mir. Es hatte einen Adlerkopf mit spitzen Ohren, Flügel, vorne die Beine eines Adlers und ein Löwenhinterteil mit Löwenhinterbeinen und einem Löwenschwanz. Es war so groß wie ein Pferd und mir wurde klar: Das war ein Greif! Aber er sah freundlich aus.

Er legte sich auf den Bauch und deutete mir, auf seinen Rücken zu klettern. Als ich das getan hatte, stand er auf und flog ohne Vorwarnung in die Luft. Die Aussicht war großartig. Es gab hohe,

schneebedeckte Berge und kleine, sanfte Hügel. Dazwischen waren tief liegende Mischwälder.

Der Greif flog hinunter und landete vor einer Höhle. Nachdem ich abgestiegen war, hörte ich ein tiefes Brüllen. Der Greif schnappte mich und versteckte mich hinter einem Baum. Gleich danach trottete ein riesiger Drache – er war ungefähr doppelt so groß wie der Greif – aus der Höhle und wollte meinen neuen Freund mit einem Feuerstrahl töten. Doch der stürzte sich mutig auf das Monster.

Der Greif schlug immer wieder mit seinen langen, scharfen Klauen auf den Drachen ein, dabei wich er immer wieder dem Feuer aus, bis das zerkratzte Monster genug hatte und es davonflog. Ich war beeindruckt von dem Mut und der Geschicklichkeit meines neuen Freundes und streichelte ihn. Er führte mich in die Höhle zu seinem Nest. Es war also gar nicht die Höhle des Drachen, sondern die des Greifs. Der Drache hatte die Höhle einnehmen wollen.

Inzwischen war es stockfinster geworden und ich legte mich zum Greifen ins Nest und schlief so gut, wie ich noch nie geschlafen hatte. Als ich wieder aufwachte, bekam ich einen Schock. Der Greif war verschwunden. Da, wo der Greif gelegen war, war das Nest kalt. Daraus schloss ich, dass er schon länger weg war. Nach wenigen Minuten aber kam mein Freund mit einem Fisch zurück. Ich war sehr erleichtert und erst, als ich den Fisch sah, merkte ich, wie hungrig ich war. Der Greif gab mir ein Stück davon und ich meinte, nie etwas Besseres gegessen zu haben. Er ließ mich wieder aufsteigen und flog mit mir durch ein langes Tal.

Der erste Tag in der Schule war toll.

Mit meiner Schulkameradin Emily verstand ich mich vom ersten Kennenlernen an und wir wurden gute Freundinnen. Sie war von einem sehr klugen Wasserdrachen namens Waterfall ausgesucht worden. Wir lernten einiges über Verhaltensweisen der verschiedenen Fabelwesen und welche Fabelwesen es überhaupt gab. Nach wenigen Minuten konnte ich die Fabelwesen auswendig: Drachen: Feuerdrache, Wasserdrache, Giftdrache, Blitzdrache, Winddrache, Erddrache, Schattendrache, Drachenkönig, Eisdrache.

Außerdem: Greife, Phönixe, Pegasos, Einhörner, Feen, Chimära, Nymphen und Hippocampi.

Wir landeten auf einer großen Wiese. Mathias sagte: „Okay, ihr stellt euch jetzt in einer Reihe auf. Zuerst fliegst du“, er deutete auf Emily, die in der Reihe ganz vorne war, „und zeigst den anderen, was du schon kannst.“ Emily flog auf Waterfall in die Luft, flog ein bisschen herum, drehte sich und landete wieder. Die anderen klatschten. Als Nächstes kam Christoph mit seinem Feuerdrachen Sparky. Zum Schluss flog ich mit Splizzar durch die Luft. Ich musste mich gut festhalten, denn der Greif flog sehr schnell. Er machte ein paar Schrauben im Flug und am Ende sogar einen Looping.

Zum Glück wurde mir nicht schlecht davon. Die anderen bewunderten uns für die Schnelligkeit und die Kunststücke. „Dein Greif ist ein Flugtalent“, lobte Mathias. Es war schon dunkel geworden, als wir zurück ins Dorf kamen.

Am nächsten Morgen war Kampftraining. Die Tiere mussten ohne Reiter gegeneinander antreten, natürlich durften sie sich aber nicht töten. Splizzar trat gegen Sparky an. Feuerspeien war verboten.

Es ging darum, wie schnell und wendig das Tier war und auch wie stark. Sparky wollte Splizzar einen heftigen Schlag mit dem Arm verpassen, aber der Greif wich geschickt aus und sprang auf Sparkys Rücken. Er grub seine Krallen in die Haut des Drachen und biss ihn. Bevor der Drache sich auf den Rücken rollen und Splizzar erdrücken konnte, sprang er herab und verpasste Sparky einige Schläge. Splizzar schaffte es, dass der Drache keine Chance hatte aufzustehen, denn jenes Tier war der Sieger, welches das andere zehn Sekunden am Boden halten konnte.

Splizzar gewann auch gegen Waterfall und Flash, den Pegasus von Angelina. Am Ende jedoch verlor Splizzar gegen Ember, aber Ember und Mathias hatten die Prüfung ja schon hinter sich und waren besser als wir. „Dein Greif ist also auch ein Kampftalent“, lobte Mathias. Am Ende bekamen die Tiere verschiedene Tränke und augenblicklich verschwanden deren Wunden. […] Die „Einsamen Inseln“ waren eine Inselgruppe, wo jeder irgendwann verschwand. Ich würde Emily nie wiedersehen. Mathias kam herein und wollte mich trösten, ich stieß ihn weg und schrie: „Das ist so ungerecht! Wieso müssen die, die es nicht geschafft haben, gleich auf die ‚Einsamen Inseln‘, wo sie, was weiß ich wohin verschwinden?!“ „Das ist ein uraltes Ritual. Außerdem glauben wir, dass man zurück auf die Erde kommt“, antwortete Mathias.

Ich sagte wütend: „Ihr glaubt es?! Und was passiert mit den

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Wir landeten in einem Dorf. Ein Bub in meinem Alter kam auf uns zu. „Splizzar! Da bist du ja. Hast du deine Reiterin gefunden?“ Der Greif nickte und der Bub fuhr fort: „Ich heiße Mathias und mein Reittier ist ein Phönix.

Sie heißt Ember. Wer bist du?“ „Ich bin Maria“, antwortete ich. „Splizzar hat sich dich ausgesucht. Jedes Tier kann das im Einverständnis mit dem großen Einhorn Pearl. Es ist der Boss hier.

Splizzar hat Pearl gefallen, weil er ein großes Kampftalent hat, aber auch sehr sanft ist. Und du hast Splizzar gefallen“, erklärte Mathias, „du musst ein paar Monate in die Schule gehen und dann mit dem Greifen eine schwierige Prüfung ablegen, aber das schaffst du schon.“

Danach ging es zu den Flugübungen. Die Reittiere bekamen ihr Reitgeschirr angelegt, also einen Sattel und Zügel. In einer Reihe flogen wir über Wälder und Berge. Meine Freundin Emily flog mit ihrem Drachen vor mir. Erst als ich sah, wie schnell die anderen Tiere waren, merkte ich, dass mein Greif, Splizzar, noch schneller war. Er tat sich sichtlich schwer, nicht in den Wasserdrachen hineinzukrachen. Unsere Gruppe wurde von Mathias und seinem Phönix Ember geleitet.

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Maria Hippmann

Plötzlich schoss ein blauer Drache aus den Bäumen unter uns heraus.

Der Greif hatte eine gute Reaktionszeit. Er wich dem Drachen aus und schlug ihm fest ins Gesicht. Der Drache spritzte einen scharfen Wasserstrahl, traf meinen Freund aber nicht.

Der Kampf verlief genauso wie der mit dem Feuerdrachen. Am Ende floh der verprügelte, zerkratzte Drache und wir setzten die Reise fort.

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Reittieren?“ Er sagte bedauernd: „Die sterben.“ „Das könnt ihr nicht machen!“, protestierte ich. „Es ist die Entscheidung der Tiere, ob sie das Risiko eingehen wollen. Sie wissen, was passiert, wenn sie die Prüfung nicht schaffen“, sagte er laut und ging weg.

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Am nächsten Tag wurden die Reittiere jener, die nicht bestanden hatten, hingerichtet. Ich konnte nicht hinsehen, als sie Waterfall einfach den Kopf abschlugen. Die toten Tiere wurden vergraben. Splizzar war sehr traurig.

Er hatte sich mit Waterfall angefreundet. Ich streichelte den Greifen. Er sah mich mit leeren Augen an. Da umarmte ich ihn. Plötzlich hatte ich eine Idee.

Ich kannte das Rezept des Wiederbelebungstrankes in- und auswendig.

Er funktionierte auch, wenn Körperteile vom Körper getrennt wurden. Ich erzählte Splizzar von meinem Plan und fing an, den Trank in meiner Hütte zu brauen. Nach einer Stunde war er fertig.

Mitten in der Nacht schlich ich mich mit Splizzar und dem Trank hinaus.

Ich wusste noch genau, wo Waterfall begraben lag. Plötzlich kam Mathias. „Wo geht ihr denn jetzt noch hin?“, fragte er verwundert. „Wir machen einen Nachtspaziergang“, stotterte ich und versuchte, möglichst überzeugend zu sein. „Geht aber nicht in die Wälder, die sind gefährlich in der Nacht, denn es gibt hier Werwölfe und andere Monster“, warnte er. Ich nickte und

Mathias ging weg. „Das war knapp“, flüsterte ich. Splizzar grub Waterfall aus und machte ihren Mund auf, damit ich den Trank hineinträufeln konnte. Den Trank musste man in den Mund und auf die Wunden geben. Nach kurzer Zeit wuchs Waterfalls Hals wieder mit dem Körper zusammen und der Drache öffnete die Augen. Ich deutete ihr, leise zu sein. Sie nickte und freute sich, Splizzar zu sehen. Ich streichelte sie und sagte: „Du kannst nicht hier bleiben, du musst weg.“ Sie nickte wieder, diesmal langsam und traurig, dann verabschiedete sie sich und flog davon. Splizzar schüttete das Grab wieder zu, sodass man nicht merkte, dass Waterfall nicht mehr darin lag. „Hoffen wir nur, dass sie nicht entdeckt wird“, flüsterte ich. „Sieht so aus, als wäre der schwarze Drache wieder erwacht.

Die Tiere im Wald spüren es und wir spüren es auch“, sagte Mathias am nächsten Morgen. „Wer ist der schwarze Drache?“, fragte ich ängstlich. „Nun gut, ihr seid neu hier und solltet wissen, was vor langer Zeit passiert ist: Einst lebte hier ein Drachenkönig mit seiner Frau, der Drachenkönigin. Er hieß Albor und sie hieß Kristallschweif. Die beiden waren angesehene, verehrte und mächtige Herrscher. Eines Tages wurden die beiden von Alina, einer Schattenelfin, verflucht.

Albor wurde in einen schrecklichen Schattendrachen und Kristallschweif in einen listigen Giftdrachen verwandelt. Die mutigsten der Lichtelfen, das waren die Erzfeinde der Schattenelfen, konnten Alina töten und vergruben die Leiche, sodass sie nicht mehr gefunden werden konnte. Alina war die Meisterin von Albor und Kristallschweif gewesen und als sie starb, flohen die beiden in die Höllengrotte und fielen in einen tiefen Schlaf – denn jeder, der diese Grotte betrat, schlief nach kurzer Zeit unendlich lange.

Aber die Drachen waren stark und sind wieder aufgewacht oder sie wurden geweckt“, erzählte Mathias. „Wir könnten sie ausspionieren und nachsehen, was sie vorhaben“, schlug ich vor. „Gute Idee! Maria, Simon, Christoph und Lukas, ihr fliegt mit euren Reittieren zur großen Höhle, denn das war deren Zuhause, als Alina noch am Leben war. Die große Höhle befindet sich in Richtung Norden.“ Wir sattelten die Tiere und flogen los. […]

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Überall Auf überall reimt sich nirgendwo

Keine Chance (zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen der Schreibakademie Gänserndorf) Er stapfte durch den Schnee. Es wurde schon dunkel. Er war so allein. Es war so kalt. Warum hatte er das getan?

Warum nur ließ er seine Familie daheim, um einen alten Freund zu besuchen? Einen alten Freund, den er fast verloren hätte.

Vor gut zwanzig Jahren war er mit ihm im Krieg und der Freund wurde von einer Kugel getroffen. Einer Kugel, die seinem Freund beinahe das Leben gekostet hätte.

Endlich!

Da war die Hütte seines Freundes.

Zitternd klopfte er an die Tür. Er trat ein. Eine unangenehme Stille lag im Raum. Er klopfte noch einmal an die offene Tür, aber von seinem Freund

war nichts zu sehen. Er ging ein paar Schritte und plötzlich sah er einen blutüberströmten Körper am Boden liegen. „Was zum Teufel ist passiert!?“, rief er. „Ich wurde von einer Kugel getroffen“, sagte sein Freund. „Ich hol sofort Hilfe!“ Er rannte, so schnell er konnte, in die Stadt. Dort ging er zur Rettung, aber niemand kümmerte sich um ihn. Er schrie wie von Sinnen um Hilfe. „Kann denn niemand mit mir in den Wald kommen? Mein Freund liegt dort in seiner Hütte und verblutet!!!“ Auf einmal stand ein Polizist hinter ihm. „Lebt dieser Verbrecher noch immer!?

Wir haben ihn doch mit Blei durchlöchert.“ „Was!? Wie!? Warum ist mein Freund ein Verbrecher!?“ „Er hat eine andere Partei gewählt“, antwortete der Polizist. „Wieso bringt ihr ihn deshalb um?

Das ist gegen die Menschenrechte!“ Der Polizist erwiderte nur: „Bei uns darf es nur eine Partei geben!

Und jetzt raus hier, sonst bist du als Nächster dran!“

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Spezialist für groteske Kurzgedichte und skurrile Geschichten

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Alois Nikolaus Leidwein

ALOIS NIKOLAUS LEIDWEIN

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Lara Marschall

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LARA MARSCHALL beweist Mut zum literarischen Fragment, weiß vor allem, was sie schriftstellerisch nicht will

Dämon Lässig schlenderte er durch die dunklen Hintergassen New Yorks.

So gut wie kein Sterblicher traute sich hier her. Schon gar nicht bei Nacht.

Sie spürten nämlich, dass es in diesen Straßen nicht mit rechten Dingen zuging.

Von weit her hörte er Menschen lachen und plaudern. Sie genossen ihr Leben in vollen Zügen, war ja auch logisch.

Sie waren vergänglich, ihre Zeit könnte jede Sekunde ablaufen. Er hatte schon völlig vergessen, wie es war, ein Mensch zu sein. Sein Hals brannte, er hatte Hunger, sehr großen Hunger.

Hunger, wie ein Mensch ihn nie verspüren würde. Seine Sinne waren geschärft, er konnte das Pochen der Herzen der Sterblichen hören, er konnte sie leben fühlen, er konnte ihre Gefühle spüren und er konnte förmlich sehen, wie das Leben aus ihnen weichen wird.

Sie wussten nicht, dass hier ein Monster herumschlich. Das war vermutlich auch besser so. Sein Hunger trieb ihn

in den Wahnsinn. Nur am Rande nahm er wahr, dass er sich den Unschuldigen näherte. Er musste sich unter Kontrolle halten, sonst würde das kein schönes Ende nehmen.

Er blieb stehen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass seine Fangzähne zum Vorschein gekommen waren. Er keuchte und strich sich seine schweißnassen, schwarzen Locken aus dem Gesicht. Er verabscheute sich selbst. Das würde er natürlich niemals zugeben, doch es war die Wahrheit. Er hasste, was er war.

Seinen unbändigen Hunger konnte er kaum noch kontrollieren.

Wütend schmiss er einen Müllcontainer gegen die nächstgelegene Hausmauer. Mit einem lauten Knall fiel er zu Boden. „Dämon“, ertönte eine Stimme. Er sah sich verwirrt um, niemand war zu sehen. Jetzt bekam er auch schon Halluzinationen!

Er atmete tief durch und konnte sich etwas beruhigen.

Er sollte verschwinden.

Doch plötzlich hörte er es wieder. „Dämon“, flüsterte eine Stimme.

Er verdrängte seinen Hunger und konzentrierte sich auf seine geschärften Sinne. Nun bemerkte er etwas, das er vorher nicht bemerkt hatte. Die Anwesenheit von etwas Mächtigem. Etwas, das viel grausamer war als er selbst.

Eine Gefahr für ganz New York oder sogar ganz Amerika.

So genau konnte er das nicht definieren.

Wenn er noch ein Mensch gewesen wäre, hätte er vermutlich Angst gehabt, doch er war ein Jäger und stellte sich der Gefahr.

Haus zu. Es war nicht groß und war nur aus Holz.

Und es schien zu rufen: „Halt! Komm nicht näher!“ Er ignorierte diese Stimme in seinem Kopf und ging weiter.

Der Regen tropfte auf das baufällige Dach des Hauses.

Der Wind heulte.

Er ging gelassen einen Schritt nach dem anderen.

Alles an dem Haus und seiner Umgebung wirkte abstoßend, aber genau das zog ihn an. Mit jedem Meter, den er sich dem Gebäude näherte, wuchs seine Aufregung und Vorfreude.

Geschafft!

Er stand direkt vor der verwitterten Holztür.

Sein Herz pochte so schnell, wie es noch nie geschlagen hatte, aber nicht aus Angst.

Als er die kalte und feuchte Türschnalle berührte, lag eine große Anspannung in der Luft.

Er drückte die Schnalle nach unten, holte tief Luft und öffnete langsam die quietschende Tür. Er blieb noch stehen, sehen konnte er nichts, es war stockdunkel im Haus. Er konnte nicht mehr denken, alles was er wollte, war endlich diese Ruine zu betreten.

Den Wind hörte und den Regen spürte er nicht mehr. Er fühlte nichts als dieses eigenartige Verlangen, doch als er schließlich über die Schwelle des Hauses trat, wusste er, dass er der nächste Vermisste sein würde.

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Lara Marschall

Hier stand er nun, vor dem Haus, am Rand der Klippe.

Es war nicht irgendein Haus, es war das Haus. Das Haus, das schon von außen furchteinflößend anders wirkte.

Das Haus, das niemand wieder verließ.

Das Haus, das angeblich verflucht war.

Doch er hatte das alles nicht geglaubt, bevor er es nicht selbst erlebte.

Ein Sturm tobte und die Wolken waren so schwarz, dass man nicht sagen konnte, ob es Tag oder Nacht war und die Wellen des Meeres klatschten wütend gegen die Felswand der Klippe.

Der Wind heulte laut und das Haus sah aus, als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Aber es hielt dem Unwetter stand, so wie es das schon die letzten Jahrhunderte getan hatte.

Angst empfand er keine, hatte er noch nie empfunden.

Mit dem schweren Mantel um seine Schultern ging er langsam auf das

Der Berg Er wanderte den Berg hinauf.

Er liebte das Wandern.

Er meinte, es befreie seinen Kopf von den unangenehmen Gedanken, die er manchmal hatte.

Er sah das Gipfelkreuz.

Es war wunderschön hier oben.

Neben dem Kreuz stand ein Baum.

Er setzte sich auf die Bank, die dort stand, und genoss die Sonne.

Plötzlich tauchten schwarze Wolken auf.

Er runzelte die Stirn, es war doch gerade noch so schön gewesen.

Auf einmal kam ein kräftiger Windstoß.

Er stand auf und sah sich um, was sollte er nun tun?

Es sah so aus, als würde ein

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Das Haus

Unwetter kommen.

Der Baum bog sich gefährlich, als weitere Windstöße kamen.

Er fand keinen Halt mehr, stolperte.

Er sah sich panisch um, wo sollte er nur hin?

Was sollte er tun?

Er rappelte sich auf.

Ein lauter Donner war zu hören.

Er zuckte vor Schreck zusammen.

Der Wind wurde stärker und es begann zu regnen.

Nervös sah er sich um, er wusste noch immer nicht, was er tun sollte.

Als ein Windstoß ihn vom Berg zu schleudern drohte, beschloss er, sich an dem Baum festzuhalten.

Gegen den starken Wind ging er auf den Baum zu.

Sein Herz klopfte wie wild und er keuchte vor Anstrengung.

Endlich hatte er den Baum erreicht.

Doch gerade als er sich dran festhalten wollte, schlug ein Blitz in den Baum ein.

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Gegen die Wand

Nun sah er sie, die menschenähnlichen Roboter, die kurz davor waren, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Sie sahen sich um, konnten ihn aber nicht sehen. „Zum Glück“, dachte er. Doch sein Herz raste noch immer und seine Atmung war laut und unregelmäßig. Seit wann atmete er so laut?

Er erstarrte. Die Roboter hatten ihn zwar nicht gefunden, doch einer von ihnen zeigte mit seinem silbernen Finger auf ein Fenster, in dem Licht brannte.

Man konnte die Schatten einer menschlichen Gestalt sehen.

Die Roboter nickten und gingen auf das Haus zu. Jetzt musste er eine Entscheidung treffen – entweder er blieb unbemerkt und schlich sich davon oder er rettete den Menschen.

Er stand da, die Pistole fest in seinen vor Aufregung zitternden Händen. Immerhin hatte er sich dazu entschieden, für die ganze Menschheit und somit gegen die Roboter zu kämpfen. Er wurde dafür ausgebildet. Es war seine Aufgabe, das neue Opfer der Roboter zu retten. Er atmete tief durch und zielte mit der Pistole auf den einen Roboter. Er musste genau die Stelle treffen, an der bei den Menschen das Herz war. Denn nur so konnte er den Roboter zerstören. Seine Hände zitterten und sein Herz hämmerte gegen seine Brust. Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, drückte er ab. Er verfehlte sein eigentliches Ziel um ein paar Zentimeter und man sah nur ein Einschussloch im Bauch des Roboters. Beide drehten sich langsam um und starrten ihn mit ihren roten Augen an. Er hielt den Atem an, als sie näher kamen.

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Er drückte seinen Körper gegen die Wand, die Pistole in der rechten Hand.

Er zitterte. Das war ihm nicht vorzuwerfen. Er bemerkte, wie die zwei Roboter immer näher kamen, denn das Klappern ihrer metallenen Füße war am feuchten Asphalt zu hören.

Er spürte, wie sein Herz wild in seiner Brust klopfte. Er durfte nicht gesehen werden, denn sonst würde es nicht sehr gut enden für ihn. Es war mitten in der Nacht. Nur ein paar Laternen leuchteten.

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ANDREAS RICKL aufgeweckt, nachdenklich, sucht immer wieder neue literarische Herausforderungen

Fragen

Auf dem Gipfel

Warum ist die Erde rund?

Warum gibt es Liebe, die niemand lieb hat?

Warum gibt es überhaupt eine Erde?

Warum gibt es Stifte zum Schreiben?

Wer hat die Stifte erfunden?

Warum gibt es ein Blatt zum Schreiben?

Warum gibt es hässliche Bilder?

Warum gibt es Zahnspangen?

Auf dem Berggipfel angekommen, entdeckte ich eine große grüne Spinne. Ich blieb stehen. Sie beobachtete mich kurz, dann kam sie auf mich zu. „Was willst du von mir?“, fragte ich sie. „Ich heiße Lukas, ich bin auf einer Mission.

Ich muss einen gewissen Marvin finden.

Weißt du vielleicht, wo er wohnt?

Oder bist du Marvin?“, fragte die Spinne. „Nein, ich heiße nicht Marvin, ich heiße David.

Aber ich werde dir helfen, Lukas.“ „Danke. Und wenn wir Marvin gefunden haben, hast du einen Wunsch frei. Du wirst sehen, ich werde mein Versprechen halten.“ Dann richtete Lukas eines seiner Beine auf mich, sah mich groß an und ich spürte, wie mich etwas Spitzes traf. Ein Giftpfeil vielleicht?

Ich fiel um. Lukas lachte laut und machte sich auf den Weg zu Marvin. Wie sich später herausstellte, wusste Lukas nämlich genau, wo Marvin zu finden war. Seine Mission war, ihn auf den Berg zu seinem Gott zu bringen.

Andreas Rickl

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Die Treppe ins All Weiterführung eines Fragments von Tobias Frohner (kursiver Text)

Schreibakademie GÄNSERNDORF

Ich lief. Meine Verfolger hefteten sich immer mehr an meine Fersen. Ich blickte zurück. Ich blickte meinen Verfolgern in die Augen. Besser gesagt, ins Gesicht. Sie hatten keine Augen.

Keine Nasen. Keine Münder. Keine Ohren. Gar keine Organe.

Nur leere Köpfe. Und keine Körper. Nur Kleidung. Nur Masken.

Ich rannte weiter. Bog in eine Seitengasse ein.

Die Verfolger waren noch immer hinter mir.

Ich rannte eine Treppe hinunter.

Plötzlich landete ich im Weltall. Genauer gesagt, auf dem Mond.

Ich trug einen Raumanzug. Ich sah eine Rakete und lief zu ihr.

Auf ihr klebte ein Zettel. Darauf stand: „Nimm dir eine Waffe, Wesen werden dich angreifen!“ Ich krabbelte in die Rakete und holte mir eine Waffe. Niemand war drinnen. Ich startete das Ding und suchte den Mond nach der Mannschaft ab. Mondstaub wirbelte herum. Ich wurde durchgeschüttelt.

Als ich wieder zu stehen kam, sah ich grüne Wesen.

Die Wesen zielten mit ihren Waffen auf mich. „Ich ergebe mich“, sagte ich. Dann nahmen sie mich mit.

In ihrem Versteck sah ich viele Menschen, denen schon ein Bart wuchs. Eines der Wesen brachte mich in ein Gefängnis, wo ein anderer Mann saß. Er fragte mich: „Hast du unsere Nachricht gesehen?“ „Ja, hab ich, ich hab auch eine Waffe mit“, antwortete ich.

Der Mann sagte: „Ich habe einen guten Plan.“ „Welchen?“ „Mit der Waffe können wir fliehen und zum Raumschiff laufen.

Dort sind noch mehr Waffen.“ „Die hab ich gar nicht gesehen.“ „In einem Geheimfach. Die holen wir und bringen sie den anderen.

Dann können alle entkommen und wir können wieder zurück zur Erde fliegen.“ Gesagt, getan.

Und wir flogen auch wieder zurück.

Einige Zeit später bekam ich von dem Mann einen Brief.

Darin stand nur: „Danke“.

Andreas Rickl

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SCHREIB AKADEMIE

Schreibakademie GÄNSERNDORF

STEFAN RICKL Voll spannender Einfälle, bringt stets gute Laune mit

Baum fällt

Die sprechende Schultasche

An einem Montag ging ich mit meinen Schafen spazieren. Wir gingen zuerst zu einer Wiese. Dann in einen Wald.

Wir gingen lange durch den Wald.

Plötzlich rief ein Mensch: „Achtung, Baum fällt!“ Ich wollte eines der Schafe wegziehen, aber der Baum traf es. Ich begann zu weinen. Die anderen Schafe gingen zu mir. Es war schon dunkel und ich durfte mich zu den Schafen kuscheln.

Ein sonniger Morgen. Ich stand auf, zog mich an und ging die Treppe runter. Meine Mama wartete schon lange auf mich. „Darf ich etwas zu essen haben?“, fragte ich. „Okay, hol dir was“, antwortete Mama.

Ich holte mir etwas aus der Küche und gab es in meine Schultasche. Dann hob ich sie hoch und machte mich auf dem Weg zum Bus. In der Schule angekommen, stellte ich meine Schultasche ab.

Da schrie sie: „Aua!!! Das tat weh!!!“ Verwundert untersuchte ich meine Schultasche, aber ich konnte nichts Komisches entdecken.

Es läutete und ich ging zu meinem Platz.

Plötzlich schrie meine Schultasche wieder „Aua“.

Ich dachte nach. „Warum schreit meine Schultasche immer?“ „Wer hat da ‚Aua‘ gesagt?“, fragte die Lehrerin. „Meine Schultasche“, antwortete ich. „Und warum?“, fragte die Lehrerin. „Ich weiß nicht. Vielleicht geht es ihr nicht gut.“

Stefan Rickl

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Schreibakademie GÄNSERNDORF

Stefan Rickl

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Das bin ich nicht

Krampus

Das bin ich nicht: Kamel Elefant Tiger Wasser Feuer Baum Uhr Hand Karte Heft Federpennal Lineal Radiergummi Fußball Ronaldo Messi Auto Haus Schal Handschuh Flasche Schultasche Bleistift Sessel Tisch Tafel Taschentuch Computer Holzleim Alleskleber

Heute Morgen kam ich kaum aus dem Bett, weil ich vom Krampus geträumt hatte. Ich rief nach Mama, weil ich dachte, dass ich wirklich den Krampus gesehen hätte. Meine Mama kam zu mir. „Was ist los mit dir, warum schreist du so laut?“, fragte sie besorgt. „Ich hab den Krampus gesehen“, sagte ich. „Ach, du träumst, es gibt keinen Krampus. Und jetzt komm endlich frühstücken!“ „Okay…, ich komm gleich“, brummte ich.

Nach dem Frühstück ging ich zur Bushaltestelle.

Dort angekommen, bekam ich einen Schreck, weil ich schon wieder glaubte, den Krampus zu sehen. Aber er war es nicht.

Es war eine alte Frau im Pelzmantel.

Da kam der Bus angebraust und ich stieg ein.

In der Schule dachte ich erneut, dass der Krampus vor mir stehe.

Diesmal aber war es der dicke, alte Schulwart.

Ich ging, so schnell ich konnte, zu meiner Klasse, damit ich keinen Krampus mehr sehen konnte.

SCHREIB AKADEMIE

Schreibakademie GÄNSERNDORF

REA WINKLER Schreibt gerne Fantasy, große Motivatorin und Ideenlieferantin bei Gruppenarbeiten

Friedhofsszene (Co-Autoren: Hugo Braun und Alois Nikolaus Leidwein) Ein Totengräber spaziert durch den Friedhof und hört etwas.

Totengräber: Was war das?

Stille.

Der Totengräber schaut sich um und sieht nichts. Nach einiger Zeit sieht er ein offenes Grab.

Ein Zombie sieht den Totengräber an.

Totengräber: Was bist denn du?

Zombie: Ein Toter.

Totengräber: Wie bist du hier rausgekommen? Ich hab doch neulich das Grab zugeschaufelt?

Zombie: Geh weg!

Totengräber: Okay, aber wenn ich zurückkomme, bist du weg, denn es ist mein Friedhof!!! Außerdem will ich keine offenen Gräber sehen.

Das reparierst du!

Ein Vampir erscheint.

Vampir: Ich werd euer aller Blut trinken und euch auffressen!

Zombie: Einen Toten kannst du nicht auffressen!

Totengräber: Nicht du schon wieder! Ich hab doch extra Knoblauch aufgehängt und es ist ein christlicher Friedhof!

Vampir: Nach all den Jahren der Abhärtung kann ich Zombies und Knoblauch essen und auf christlichen Friedhöfen schlafen.

Totengräber: Dafür habe ich gelernt, Holzklötze in Vampirherzen zu stechen.

Vampir: Meine einzige Schwäche, ein Holzklotz!

Zombie: Ich hab Hunger, gib mir einen Holzklotz!

Totengräber: Nein.

Der Zombie springt auf den Totengräber, um ihn zu zerfleischen.

Vor Angst wirft der Totengräber seinen Holzklotz auf den Vampir, welcher tot umfällt. Der Zombie läuft weg und sucht das Weite.

Totengräber: Langsam hab ich den Job echt satt!

Der Totengräber geht nach Hause.

Rea Winkler

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Gegensätze

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(gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Schreibakademie)

Rea Winkler

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Dick dünn Schnell langsam Groß klein Herz steht still Hell dunkel Schwarz weiß Rot grün Herz schlägt weiter Hässlich schön Blau rosa Flut Ebbe Die Lunge brennt Gott Teufel Feuer Wasser Warm kalt Meine Brust sticht Winter Sommer Voll leer Nass trocken Schnell langsam Füße werden schwerer Süß salzig Laut leise Rund eckig Kann nicht mehr Hart weich Immer nie Herbst Frühling Liege am Boden Leben Tod

SCHREIB AKADEMIE

SCHREIB AKADEMIE

Klasse Elisabeth Schöffl-Pöll & Gerhard Ruiss

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HOLLABRUNN

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TEILNEHMENDE Georgina Frasl Johanna Führer David Köppl Sophie Lichtenstern Diana Melody Micheal Leon Moder Julia Pimberger Julia Vollmann Eva-Maria Wagner David Weihs Sophie Winkler

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Schreibakademie Hollabrunn – ein Erfolgsmodell Anlässlich des Jahrestages der Niederösterreichischen Kreativakademie im Haus der Geschichte in St. Pölten wurde mir bei der Podiumsdiskussion folgende Frage gestellt: „Du leitest ja die Schreibakademie Hollabrunn. Welcher Rolle oder welchen Rollen hast du dich denn da verschrieben? Bist du Autorin, Lehrerin, Coach oder der Duden in Person? Was ist man alles als Referentin einer kreativen Akademie?“ Ich antwortete sinngemäß folgendermaßen: „Im Grunde vereine ich all das hier Aufgezählte, wenn man unter Duden Nachschlagmöglichkeiten versteht. Fehlt noch Mentorin und Moderatorin. Ich sehe mich als jemand, der Bildung vermitteln will. Bildung im umfassenden Sinn beinhaltet Beziehung, Gemeinschaft, Urteilskraft und Haltung, Umgang mit Konflikten, Neugier, die Liebe zum Wort, lustvolles Lernen, sich auszukennen.

Das Schreiben und die Qualität stellen sich von selber ein, wenn das Setting stimmt. Poetisch könnte ich es so bezeichnen: Die Schreibakademie Hollabrunn sehe ich als Kokon, aus

dem zum geeigneten Zeitpunkt Wortschmetterlinge in die Welt hinausfliegen.“ Ich bin mit unverbrüchlicher Leidenschaft den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Schreibakademie Hollabrunn verbunden.

Jeder und jede ist eine herausragende Persönlichkeit. Literatur ist eine stabilisierende Kraft mit dem Fokus auf Veränderung. Über Erlebtes zu sprechen, fällt nicht immer leicht, dagegen scheint der Ausdruck durch Wort, Bild oder Darstellung oft einfacher möglich. Das anschließende Vorlesen bietet zudem die Gelegenheit, es dennoch zu sagen. Es gibt nichts Vergleichbares: „Lebensgeschichten“ zu schreiben mit der Unterstützung von Autorinnen und Autoren und Erwachsenenbildnerinnen und -bildnern, die Spiel sind und ernst zugleich, die Rückhalt bieten und zu Produktivität führen. Ein Großteil des Gehirns beschäftigt sich nachweislich mit Sprache, die für Kommunikation, Planung, Entwicklung und Gestaltung unerlässlich ist. Spielbasiertes Lernen ist unterhaltendes Erziehen in den von Pflichtprogrammen freien Zeiten – weit weg von Bewertungsrastern und mit jedem Spielraum für Entwicklung.

Möge es uns noch viele Jahre gegönnt sein, in den Rahmenbedingungen der Niederösterreichischen Kreativakademie und der Stadtgemeinde Hollabrunn zum Wohl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schreibakademie Hollabrunn in diesem Sinn zu wirken.

Elisabeth Schöffl-Pöll, Referentin der Schreibakademie Hollabrunn

Kein Ende abzusehen Jedes Mal, wenn sich der Eindruck einstellt, es könnte nun in der bis jetzt kontinuierlich weitergeführten Schreibakademie Hollabrunn der Punkt erreicht worden sein, an dem von den einen, die bisher da waren, alles gesagt worden scheint und man sich von den anderen wegen des Wechsels von Wohnorten und Schulen oder des Übergangs in Berufsausbildungen verabschieden muss, womit der Hollabrunner Schreibakademie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhanden kämen, bleiben die einen doch und kommen wieder neue dazu.

Gründe dafür sind sicher die zahlreichen Außenaktivitäten und die gestiegene Wahrnehmung außerhalb, die das Schreiben und Weiterschreiben an den Samstag-Vormittagen in der Stadtbücherei Hollabrunn attraktiv machen und attraktiv erhalten.

Höhepunkte dieses Jahres waren Einladungen der Hollabrunner Akademie-Mitglieder zur Jahrbuchpräsentation im Haus der Geschichte in St. Pölten und zu einer Lesung im Landesklinikum Hollabrunn bei der Weihnachtsfeier vor 300 Honoratioren und Bediensteten, die bisher größte Veranstaltung der Hollabrunner Akademie seit ihrem Bestehen. Der Bedeutung des Anlasses für die Hollabrunner Schreibakademie angemessen, entstand ein Adventheft, in dem mit einem Gedicht auf dem Cover auch an die verstorbene Hollabrunner Autorin Theresia Stella erinnert wurde.

Schon viele Jahre lang bezieht die Schreibakademie Hollabrunn zusätzliche Aktivitäten und mit dem Schreiben befasste Persönlichkeiten aus der Region in ihre Arbeit mit ein, wie im letzten Jahr mit Einladungen an den Hollabrunner Sachbuchautor Otto J. Schöffl und den Hollabrunner Literaten Gerhard Hagendorfer. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Den in der Hollabrunner Schreibakademie entstandenen und entstehenden Texten soll möglichst viel Praxisbezug gegeben werden – zum wechselseitigen Vorteil aller Beteiligten und aller mit den Arbeiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kontakt kommenden Personen und Einrichtungen.

Gerhard Ruiss, Referent der Schreibakademie Hollabrunn

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GERHARD RUISS

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Geboren 1951 in Ziersdorf/NÖ, Autor, Musiker, Lehrbeauftragter an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, Geschäftsführer und Sprecher des Berufsverbands IG Autorinnen Autoren. Verfasser von Hand- und Sachbüchern zur Literatur, u. a. „Handbuch für Autoren und Journalisten“ und „Literarisches Leben in Österreich“.

Neuere literarische Einzelveröffentlichungen: Gesamtausgabe der Lieder Oswalds von Wolkenstein in Nachdichtungen, Band 1: Und wenn ich nun noch länger schwieg’, Band 2: Herz, dein Verlangen, Band 3: So sie mir pfiff zum Katzenlohn, Folio Verlag, Bozen, 2011; „Neue Gedichte – Podium Porträt Nr. 59“, Podium, Wien, 2011; „Paradiese. Schöne Gedichte“, Neue Lyrik aus Österreich, Verlag Berger, Horn, 2013; „Das 100. Jahr“, Stück, UA Festival „Luaga & Losna“, Theater am Saumarkt, Feldkirch, 2014.

Tonträger: „GÖ“, Ö.D.A. Verlag, Wien, 1995, Zytglogge, Bern, 1996; „ÖHA“, Verlag Buchkultur Wien, 1997; Chansons von Mani Matter im Wiener Dialekt (gemeinsam mit Reinhard Prenn).

Auszeichnungen: • Berufstitel Professor 2012 • Wolfgang-Lorenz-Gedenkpreis für internetfreie Minuten 2013 • Medaille des Österreichischen Buchhandels für besondere Verdienste um das Buch 2014 • Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur 2016

• Wohnt und lebt in Hollabrunn, Wien und ihrem Schreibatelier in Krumau am Kamp als Autorin und Erwachsenenbildnerin • Lesungen im In- und Ausland • Buchveröffentlichungen, zuletzt erschienen: „Omnia vincit amor – Liebeslyrik“, • Edition DICHTERMÜHLE • Deutsches Literaturstipendium Rolfshagen anlässlich der EXPO 2000, Dramatikerstipendien 1994 und 1995 von „Luaga & Losna“ in Vorarlberg • „Schule für Dichtung“ in Wien und Frankfurt (Klassen H. C. Artmann und Gerhard Rühm) • Auftritt im Wiener Volkstheater „Worttheater“ • Referentin der Niederösterreichischen Kreativakademie • Dozentin der „Jungen Uni NÖ“ • Vorträge an germanistischen Hochschulen Polens • Dreharbeiten für ORF-Kunststücke mit Stermann und Grissemann und Franzobel; Erinnerungstheater Wien mit Elfriede Ott, Mitglied in zahlreichen Literaturvereinigungen, des Vereins ARTSchmidatal und des P.E.N.-Clubs Auszeichnungen: Education-Award des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, Silbernes Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich, Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich, Nominierung für den Liese-Prokop-Preis, Qualitätssiegel für Erwachsenenbildung des Katholischen Bildungswerkes Diplomarbeiten zum Werk wurden an der Hochschule Tschenstochau und an der Universität Innsbruck veröffentlicht.

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ELISABETH SCHÖFFL-PÖLL

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GEORGINA FRASL

Georgina Frasl

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Seine allmächtige Macht

Wo ist das Haus meines Freundes?

Seine allmächtige Macht Wurde von störrischen Eseln gegessen (oder nicht) Die tausend Erntegut-Rüben verschmähten sie Extra gezogen, gebaut hier Unter roten Rosen Über welche Elfen schweigen oder reden Weshalb Urmel manchmal darüber rennt Ewige Opfer über sich Zurzeit Und sind kaum anders in der Ewigkeit

Wo ist das Haus meines Freundes?

Das Haus meines Freundes Liegt hinter der Mauer vor der du grad stehst Die dich so weiß und dick anstarrt Mit ihren Rissen und Stillstellen der Farbe Das Haus meines Freundes Steht in Vergessenheit Vor dem Baum mit dem Amselnest Es flüstert durch die Misteln mit erstickter Stimme Und schreit dich an durch tosendes Gezwitscher Das Haus meines Freundes Lebt in deinen Gedanken weiter fort Und es geht mit dir jeden Schritt den du gehst Es verfolgt dich nicht doch trotzdem jagt es dir Angst ein Schaut dich an aus den Rissen deiner Trauer Wo ist das Haus meines Freundes?

Es fliegt durch die luftigen Ärmel deiner Sommerbluse Und lässt dich schaudern Wenn du auf dem Hügel auf der Sonne stehst Und dich fragst

Der Totengräber bin ich und niemals außer Dienst!

Niemals ohne Arbeit!

Stets die Körper und die Knochen, suchend nach einem neuen Haus.

Ich bin der Vermieter.

Nach dem Leben – da kommen sie alle zu mir.

Wollen wohnen, wollen schlafen und immer weiterfeiern!

Wollen speisen, wollen ihre Knochen nähren.

Und sie wollen einen warmen Arm um den Schultern – diesen, meinen – einen mit Blut, einen mit Puls – in jedem Fall!

Sie laden dich ein, wenn sie heulen in ihren Gräbern.

Wollen, dass du hebst ihren Deckel.

Dass die Hand, die du ihnen reichst, die ihre erwärmt – doch darfst du nicht schaudern, nicht zaudern vor den knöchernen, faulenden, toten Augen.

Du musst sie fassen wie einen Menschen, musst sie halten wie deine Schwester, deinen Bruder, deiner Mutter Blut!

Und wenn du nicht gehorchst, dann sollst du büßen.

Dann kommen sie im nächsten Jahr am 31. Tag im Oktober.

Sie kommen und wollen mit dir feiern, wollen nachholen, was ihnen zur Weihnacht nicht gebührte.

Angst vor der Dunkelheit Ich weiß, es gibt keinen Grund, Angst zu haben. Gerade hier nicht, gerade jetzt nicht.

Ich bin zu Hause, es ist Winter, es ist sechs Uhr dreißig und die Straßenlaterne vor meinem Zimmerfenster steht wiederholt dunkel. Wie ein kronenloser, kopfloser, magerer Baum steht sie draußen und schaut auf mich herein.

Ich sollte keine Angst haben, niemand ist im Haus. Was ich höre, ist nur mein eigener Atem, was ich höre, sind bloß die eigenen Füße, die über den Teppichboden tappen. Doch trotz allem das Tappen – ein Tappen, das so laut in den Mauern verhallt, als wäre da noch ein zweites.

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Georgina Frasl

Weißt du, dass die Untoten traurig sind, dass du nicht mit ihnen Weihnachten feierst?

Ich weiß es, ich hab’ es selbst gesehen!

Gar weinen sie, gar schüttelt sie’s durchs Gebein! Gar wird ihnen ganz kalt um den Brustkorb herum, wo doch einmal ein Herz darin weilte!

Eine Art Phantomschmerz!

Ja, es zittert sie, daher uns, es sehnt sie nach dem Leben!

Egal, ob sie muslimisch, jüdisch, christlich waren, Jehovas Zeuge!

Sie alle wollen deine Hand!

– Und sie nehmen es dir übel, sehr wohl, nimmst du sie nicht!

Sie wollen mit dir speisen – ein Festmahl! Und so sie nicht essen, so wollen sie doch bei dir sitzen, ja, bestehe darauf! Schwöre bei meinem Amte und meiner Frau Mutter!

Ich habe schon vieles Verwunderliches gesehen in meinem Beruf!

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Weihnachten mit den Untoten

Schon reißt es mich herum, schon ist mir, als hätt’ etwas an mir gestreift und ein Finger meine Schulter gedrückt, als Einladung, mich umzudrehen. Da blicke ich plötzlich in zwei schwarze Augen, aufgerissen, einen Schrecken ins Gesicht geschrieben und ich taumle nach hinten, möchte flüchten, möchte nicht dieses Gesicht sehen – diesen Geist in meinem Haus.

Ich stürze und halte mich an der Kommode fest, ziehe mich an ihr hoch, mein Rettungsanker in dieser Nacht. Ich drehe mich um – doch – nichts. Ich war an die andere Seite des Flurs gerannt, in meiner tiefen Verzweiflung, und blickte mir selbst ins Antlitz.

Vor mir stand der Spiegel, der Spiegel, der immer hier gestanden hatte, der die schwarzen Augen kannte. Ich sah noch etwas länger hin, bis sich der Schrecken in einen müden Taumel verwandelte.

Ich nahm meinen Mantel und schlug ihn in einem Zug über den Spiegel.

Es ist Nacht und die Welt leuchtet wieder.

Du wirst doch wiederkommen.

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Winterfeld

Georgina Frasl

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Ich stehe auf dem Feld und das Gras ist schon dunkelbraun, fast schwarz, als wäre es durch den heißen Sommer verbrannt.

Es hebt sich von der eisweißen Himmelsfront ab, wie einzelne Haarsträhnen, die von einem halbglatzigen Schädel abstehen: verlorene Kinder. Alles ist kalt und versucht, in die offenen Schlote der Häuser zu kriechen, oder so stelle ich es mir zumindest vor: dass alles irgendwann nach Hause findet oder zumindest an einem Zwischen-Ort ankommt, der jedem Wärme spendet, kurzfristig.

Leise rufe ich dem Sommer hinterher, aber gleichzeitig weiß ich: Er wird wiederkommen. Der Sommer ist so wie dieser eine Freund, der immer wiederkommt, er kann lästig werden mit seiner Hitze und seiner Klebrigkeit, aber in all seiner Nähe bringt er (ein Gefühl von) Freiheit. Nun muss ich drinnen spielen, verlassen von der Sonne, muss ich mich einer Glühlampe, einem Ofen oder einem Bildschirm widmen. Die Wiesen leuchten nicht mehr so wie vor ein paar Tagen, und die Bäume tragen weder Blüte noch Frucht. Rot sind nur noch die Wangen der Kinder, wenn sie durch die Kälte nach Hause gehen. Ganz zugig ist es und ich mache das Fenster zu, ich mache das Fenster zu, und den Mund, damit es nicht so zieht, und das Herz. Vor Gericht stehe ich, vor dem Ende der Welt, oder so kommt es mir zumindest vor, hier auf dem (Schlacht-)Feld der Vergangenheit. Das Blut des Sommers ist beinah vertrocknet, fast schon sieht es aus wie der braune Boden. Mein Herz scheint stehen geblieben, verblieben im Gefühl des Sommers. Wo schlägst du, schläfst du, schlägst du Mauern ein, wo gräbst du, stehst du, bist du zu Hause und reißt dein Haus ein? Mit deinen Händen, die im Winter zu Klauen werden, und mit deinem Maul, das im Winter mit Zähnen gekleidet ist, zu reißen das Fleisch, zu fahren auf dem Eis. Gleichzeitig pulsiert eine Ballnacht in deiner aufgerissenen, warmen Brust und lässt dich, Toten, lebendig fühlen. Und dann doch gleichzeitig wieder das Feld, Feldnacht und Feld am Tag, ohne Gefahr, nur mit dir selbst als Monster. Stehst du da und schaust dem Sommer beim Verblühen zu, der keine Blüten mehr trägt und keine Früchte. So stehst du da und schaust und schaust der Welt beim Vergehen zu. Und ich steh auch da, schau dich an, wie dein Gesicht Falten schlägt und das Gras sich in toten Wellen wiegt wie sanfte Wellen, Linien an der Oberfläche einer See. Schau dich an, wie du aussiehst! Wie der Winter, wie der Winter, passt du dich an den Winter an, wie der Wintermantel sich an dich. So lehn ich mich an dich und Weihnachten schwebt mir um den Schädel und ich wünsche mir Liebe. Eine Liebe, die nicht gestohlen wird und nicht vom Winterwind weggebracht wird. Ich lehne mich in den Gedanken, stehe da und das Gras ist schon fast schwarz.

Die Schönheit der Welt

Auch ließ er sich beleuchten, der Globus.

Er hatte eine Funktion, die glauben ließ, es sei Nacht auf der Welt.

Alles, was mein Bruder sehen konnte, waren die Lichter, LEDs, von den Straßenlaternen, aus den Häusern der Menschen.

Keine Sterne.

Mein Bruder ist ausgezogen und der Globus ist immer noch hier.

Er steht auf dem Kasten neben dem Bett.

Südafrika ist noch eingedrückt.

Aber ich habe meinen Bruder schon lange nicht mehr wütend gesehen. Ich habe ihn überhaupt lange nicht mehr gesehen.

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Georgina Frasl

Das Zimmer sieht noch genauso aus wie früher.

Die Bravo-Poster auf der Wand und der abgewetzte Schreibtisch, alles genau so.

Nur etwas fehlt mir in der Schönheit der Welt.

Als wäre Südafrika nicht das einzige Aus-der-Form-Gebrachte.

Schreibakademie HOLLABRUNN

Mein Bruder hatte einen Globus.

Er stand auf einem Kasten neben dem Bett.

Die Unterseite der Welt war eingedrückt.

Mein Bruder hatte einmal in seiner Wut Südafrika ins Gesicht geschlagen.

Seitdem glich der Globus einem Schädel.

Ich tippe auf die eingeschlagene Stelle.

Die Welt bewegt sich.

Ein Reflex, wie wenn dir einer in die Kniekehlen greift.

Du kippst nach vorne.

Kippst in den Ozean.

Und suchst nach der fehlenden Stelle, nach der spröden, leeren Stelle.

Aber nach etwas Verlorenem kann man nicht suchen, weil es unsichtbar geworden ist.

Unsichtbar wie du?

Das Schlimmste ist, wenn die Welt so still ist wie jetzt.

Wenn sie nicht mehr sagt, dass ihr etwas wehtut.

Dass sie etwas verloren hat.

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Schreibakademie HOLLABRUNN 44

Ab heute wird alles anders, oder?

Johanna Führer

JOHANNA FÜHRER

Hey, ab heute ändere ich alles.

Ich werde eine ganz andere Person.

Vergesst, wer ich war. Ich ändere meinen Namen. Meine Person.

Einfach alles. Ich habe keinen Bock mehr auf diese triste Einsamkeit.

Ich brauche Freiheit. Ich hau ab.

Laufe einfach fort. Erlebe Dinge, die ich nie gekannt habe. Ich fühle den Wind, wie er mich umgibt.

Die Sonnenstrahlen, welche mich wärmen. Das saukalte Wasser des Baches. Von feuchter Ackererde bis zu heißem Asphalt. Ich will alles spüren lernen. Die Lehrer haben doch gesagt: „Vertieft eure Wahrnehmung!“ Und nichts anderes mache ich jetzt. Jetzt und hier, sofort. Ich warte nicht lange, ich bin ein ungeduldiger Mensch.

Wo andere herumfackeln, starte ich mit Vollgas durch. Andere würden mich für einen unkontrollierbaren, temperamentvollen

Sturkopf halten, dabei will ich nur eines: Raus aus den Ziegelhäusern und rein in das Leben, in die Welt. Warum versteht das keiner? Im Wald den aufgeweichten Boden spüren, durch einen See schwimmen, der eiskalt ist, und ohne Schutz über eine Rinderweide marschieren. Sachen, die ich bis jetzt noch nicht durfte. Hier und jetzt bin ich frei, mich kann niemand tadeln.

Aber wenn die Sonne untergeht und ich mich in einer Mulde im Wald zusammenrolle, das schaurige Heulen der Wölfe höre, wird mir bang. Mein Magen knurrt, seit Anfang meiner Reise habe ich nichts mehr gegessen. Es ist kalt. Ängstlich denke ich an mein altes Leben. Verbissen stehe ich auf und fange an zu rennen.

Weiter, immer weiter. Abermals gabelt sich der Pfad und lässt mich innehalten, wo ich hinmuss. Stundenlang irre ich umher.

Endlich löst die Sonne den fahlen Mond ab. Kraftlos setze ich mich unter einen Baum. Ich ringe nach Atem. Gierig trinke ich das Wasser des Baches. Jetzt ist es viel besser. Völlig übermüdet schlafe ich im Schatten ein. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe. Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Aber das ist jetzt egal.

Ich muss weiter. An einer Landstraße tuckert ein Traktor vorbei.

Ich nehme Anlauf, springe und stemme mich auf den mit Stroh bedeckten Anhänger. Es geht dahin, eine halbe Ewigkeit. Im nächsten Dorf hüpfe ich herunter. Hier bin ich richtig. Nur mehr ein paar Straßen. Ich bin wieder da. Im Hotel Mama, zu Hause.

Da, wo ich hingehöre.

Letzte Warnung

Ich stehe am Fenster. Meine langen dunkelbraunen Haare fallen mir ins Gesicht. Meine pink lackierten Finger streifen sie wieder hinters Ohr. Das ockergelbe Haus gegenüber wird hellgrün gestrichen. Ein kleiner Terrier trägt einen quietschgelben Mantel, passend zur Jacke seiner Besitzerin. Ein komischer Typ trägt blau gefärbte Haare. Der Maler von nebenan hat anscheinend etliche Farbkübel über den Schädel bekommen, er ist kunterbunt. Das Obst und Gemüse leuchtet in verschiedensten Farbtönen. Vom Rot der Äpfel bis zum Dunkelgrün der Auberginen. Laura steht ihre neue lila Kappe. Bei Marissa beißt sich das orange Oberteil mit der neongelben Hose. Leonie zischt mit ihren hellblauen Converse vorbei.

Die Blaumeise auf der Fensterbank zeigt ihre Kopfbedeckung, welche den Schuhen Leonies gleicht. Das Werbeplakat wird trotz Tageslicht beleuchtet.

Die getigerte Katze sitzt auf dem frisch gestrichenen braunen Zaun.

Die Blätter der Bäume sind rot, orange oder sogar schon braun. Die alte Kipper steht mit der karierten Schürze in der Tür und versucht mit dem Besen, ohne Gehstock, die Treppe hinunterzugehen. Die Passanten beachten sie nicht. Sie haben nur Augen für die Farben. Geschwind eile ich hinunter und helfe der Frau zur Straße. Genauestens schaue ich mich um und entdecke ALLE FARBEN.

Aufregung in der Kleinstadt. Ein Mann hat vor der Bank zwei Pensionisten erschossen. Der Täter wurde tot im hinteren Teil der Bank aufgefunden. Er hatte sich durch einen Schuss in den Kopf umgebracht. Kommissar Erik Groß schaut sich im Hof um. Auf einem VW Passat liegt die Todeswaffe. In einer Mülltonne findet der geübte Polizist eine Tasche. Sie ist randvoll mit Schmuck.

Herr Groß ruft seine Kollegin, Polizeihauptkommissarin Laura Frei, zu Hilfe. Diese zieht einen Zettel aus dem Schmuck.

Der Zettel ist leer. „Erik!“, Laura schaut ihrem Kollegen fest in die Augen, „die Waffe lag auf dem Auto. Der tote Täter liegt sieben Komma 28 Meter davon entfernt. Er kann sich nicht selbst getötet haben.“ Die Notärzte rufen: „Reifenspuren am Bein gesichtet!“ In wenigen Sekunden sind die Polizisten bei der Leiche. Erik Groß kennt sich mit Autos und deren Reifen aus. „Das war ein Opel Corsa!“ Laura Frei zählt im Kopf eins und eins zusammen. Währenddessen entdeckt der Kommissar einen beschriebenen Zettel in der Jackentasche der Leiche. „Ich sage dir, du wirst nichts erzählen können“, steht da mit Blut geschrieben. Laura schnippt mit den Fingern: „Die Leiche wollte uns irgendetwas mitteilen. Ein anderer, momentan unsere Person X, versuchte, dies zu verhindern.

Hinter der Bank stand ein Opel Corsa. Der Mann hat die Person X gesehen und wollte auf sie schießen. X rannte weg. Als der Typ sah, dass er Pensionisten umgelegt hatte, bekam er Panik und rannte weg. Im Hinterhof wartete aber sein Feind schon und fuhr ihn um.

Um den Verdacht von ihm abzulenken, schoss X auf den schon toten Mann und flüchtete.“ Groß lobt seine Kollegin.

Da erreicht die beiden ein Funkspruch: „Überschlagener Opel Corsa im Graben gefunden, der darin befindliche Mann ist tot.“ Frei und Groß sehen einander an. Groß sagt: „Die beiden Streithähne werden ihr Geheimnis wohl nie verraten.“ Und Laura meint: „Der Zettel in der Jackentasche war wirklich die letzte Warnung.“

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Johanna Führer

Alle Farben

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Dein Leben möchte ich haben

Johanna Führer

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Dieser Zettel lag auf dem Tisch.

In einem schwarzen Kuvert fand ich ihn und las die haarsträubende Geschichte meines Feindes.

Mit Blut stand geschrieben: „Dein Leben möchte ich haben, du verwöhntes Biest! Deine Eltern möchte ich haben, deine Familie.

Deine Noten kann ich nicht haben, aber dein Gedächtnis. Dein Haus, oder besser gesagt, deine Villa möchte ich haben. Deine Freundinnen möchte ich auch. Deine edle Kleidung möchte ich haben.

Will dein Leben!

Ich möchte deinen Hund haben.

Deine Fische im Teich möchte ich haben. Deine Menschen um dich herum möchte ich haben.

Ich möchte dein Leben!

Deine Zeit möchte ich haben.

Dein Aussehen möchte ich haben.

Deinen Schmuck möchte ich haben.

DEIN LEBEN MÖCHTE ICH HABEN!“ Der Brief war kurz und bündig.

Ich stand da, als plötzlich etwas klickte. Schüsse fielen.

Leblos sank ich zu Boden.

Letztes Gespräch mit dem Teufel In einer dunklen Höhle ist nichts als Rauch. Plötzlich gibt es einen Knall – der Teufel (T) erscheint. Kurz danach erscheint Bella (B).

T: Ha! Hier bin ich! (Sieht Bella) Was machst du da, Kleine?

B: Na was wohl? Seit drei Tagen suche ich dich!

T: Warum?

B: Warum wohl? Jetzt stell dich nicht so bescheuert an!

Ich weiß nicht, wie lange du mich noch in Schach halten willst.

Es reicht! Jetzt knall ich dir mal die harten Fakten auf den Tisch.

Hör zu, es geht los!

T: Warte, warte, nicht gleich so aufdrehen! Wir können das regeln.

B: Nein, sei ruhig, jetzt rede ich! Hör auf, mir überallhin zu folgen!

Das ist Stalking! Lass mich abends gefälligst in Ruhe! Ich muss am nächsten Tag ausgeschlafen sein! Gewöhne es dir ab, dir einfach etwas zu nehmen! Frag zuerst! Lass meine Freundinnen in Frieden! Sie haben dir nichts getan!

T: Jetzt komm mal wieder runter! Sonst werde ich noch aufbrausend!

B: Und wenn schon! Ist mir auch egal! Vor dir habe ich keine Angst!

(Gibt dem Teufel einen ordentlichen Schubs) Verzieh dich und lass mich in Ruhe! Ich brauche dich nicht! Ich will dich nicht!

Du gehst mir nur auf den Geist! Verschwinde und lass dich nie wieder blicken!

T: Sicher nicht! Ich bin und bleibe dein Wegbegleiter und das auf Lebenszeit!

(Bella glüht vor Zorn, zieht eine Pistole und schießt auf den Teufel. Dieser fällt zu Boden und ist nichts als Staub.)

B: Manchmal muss man es eben brutal angehen. Ich habe es schon geahnt, dass ich von der Waffe Gebrauch machen muss.

(Bella dreht sich um und geht)

Beim Friseur Kim Jong-un (K) mit Donald Trump (T) K: Guten Tag, hier bin ich.

T: Heast, wos mocht denn der Deppate do?

K: Shit, der Angeber ist auch da.

T: Host nix Bessas zum tuan ois zum Frisea zum geh?

K: Dieselbe Frage würde ich Ihnen auch gerne stellen.

T: Nau warum woi? So a Frisua baucht a Pflege. Do brauch ma an gscheidn Frisea.

K: Aber selbstverständlich. Das gleiche Problem habe ich auch.

T: Wos? Bei deine zwa Hoa brauchst an Frisea?

K: Ja, natürlich, einen hoch qualifizierten noch dazu.

T: Und i hob mi scho auf an entspaunntn Besuch beim Frisea gfreit.

Und jetzt is dea Depp a do.

K: Also bitte, so eine Beleidigung!

T: Ka Beleidigung. Tatsache!

K: Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!

T: Schnauzn! Bin eh scho fertig.

K: Zum Glück. Ich gebe mich nicht mit Proleten ab.

T: Frechheit! Wiedaschaun!

K: Na hoffentlich nicht!

T: Oida, beim nächstn Moi kriagst ans auf de Mütze!

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DAVID KÖPPL

Lieber David der Gegenwart!

Ich bin’s, dein Ich aus der Zukunft.

Ich werde dir jetzt einiges verraten, was aus dir geworden sein wird.

Doch ganz vorweg: Ich habe dich wirklich sehr lieb. Du bist noch so jung, voller Tatendrang und Zukunftsträume. Aber eines sag ich dir gleich: Mit der Matura beim ersten Anlauf wird’s nix. Und studieren? Dass ich nicht lache! Du kommst doch sicher nicht mit dem klar, was die Professoren fachsimpeln. Das ist niemals dein Niveau. Aber weil du ja immer noch jung und verträumt bist, und unbedingt deinen Traumjob als AHS-Lehrkraft ausüben möchtest, boxt du dich durch.

Oje, oje, oje, schon wieder eine schlechte Entscheidung! Denn du bist der absolut nervigste, verhassteste und inkompetenteste Lehrer, der je unterrichtet hat. Selbst die Schüler

werden dich auslachen. Und so wirst du bald nur noch am Schulklo „unterrichten“ – und zwar mit einem Wischmopp in der Hand. Und weil du zwar nicht mehr ganz so jung, aber immer noch verträumt bist, willst du aus deinem Hobby Schreiben den Beruf Autor machen. Aber ich sag dir was: Deine Bücher werden entweder als Klopapier verwendet werden, oder um dich damit zu schlagen. Und denkst du etwa, nur weil du politisch interessiert bist, hast du Talent zum Politiker?

Ts, wach auf! Du wirst verbittert und allein sterben.

Aber warum nerve ich dich eigentlich mit Details aus der fernen Zukunft? Was ist mit den nächsten Jahren? Nun ja, du hättest es dir zweimal überlegen müssen, bevor du ein Schuljahr mit 23 Schularbeiten begonnen hast, denn du wirst ein grottenschlechter Schüler. Und wenn du denkst, dass du noch vor deiner unglücklichen Halb-Zwangsehe mit einer strohdummen Konsumsüchtigen eine Freundin haben wirst, dann schau doch mal in den Spiegel!

Ach ja, richtige Freunde hattest du auch nicht.

Doch vergiss eines nie: Ich glaube an dich!

Dein David der Zukunft

David Köppl

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David Köppl

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Der ewige Rhythmus der Regentropfen

Fünf Bedingungen, zu denen ich bereit wäre, die Direktion meiner Schule zu übernehmen

Es regnet in Strömen.

Im Hintergrund höre ich einen leisen, aber dunklen Donner in der Wolkendecke.

Ich stehe einfach nur da.

Am Straßenrand.

Es ist still.

Totenstill.

Nur ich und die Regentropfen.

Einer nach dem anderen fällt aus der Geborgenheit der Wolken hinunter und trifft auf die kalte und harte Straße.

Dort zerspringt er und rinnt im Strome mit tausend anderen weg von mir.

Der Regen wird stärker und Tropfen schlagen gegen meine Brille.

Aber das ist mir egal.

Alles ist mir egal.

Ich stehe einfach nur an der Straße und schließe die Augen.

Und versinke im ewigen Rhythmus der Regentropfen.

Für immer.

Sehr geehrter Herr Schulrat!

Selbstverständlich wäre mein unübertreffliches und allem überlegenes Selbst dazu bereit, diese hohe und herausfordernde Würde des Berufes des Schuldirektors des Bundesgymnasiums auf sich zu nehmen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist es mehr Hürde als Würde. Schließlich konnte ich bereits persönlich davon Zeuge werden, wie der momentane Direktor untergraben und hintergangen wurde. Aus diesem Anlass möchte ich nun fünf Bedingungen bekannt geben, ohne deren Erfüllung mein unübertreffliches und allem überlegenes Selbst nicht dazu bereit wäre, dieses Amt zu bekleiden.

1) Ich verlange von allen mir Untergebenen absoluten Gehorsam.

In einem Gymnasium haben Richtlinien zu herrschen, wie sie im 17. Jahrhundert noch weltweit üblich waren. Sonst ist keine Ordnung möglich. Und wenn sich Schüler nicht danach verhalten, muss ich ein Umerziehungsprojekt starten.

2) Kommen wir zum Putzpersonal. Von diesem verlange ich, dass es ohne Mahnung jeden Winkel der Schule säubert.

Jede kaugummiübersäte Tischplattenunterseite, jedes mit vergammelten Nahrungsmitteln gespickte Stiegenhaus und jedes noch so verdreckte Schulklo. Ist das Personal nicht dazu bereit, muss ich dort selbst eine Säuberung durchführen und verlange neue Schulwarte. Denn ich akzeptiere nur Unter gebene, denen ich vertrauen kann.

3) Womit wir bei den Lehrern angelangt wären. Hier fordere ich die sofortige Entlassung jener, die sich bisher gegenüber dem Direktor distanziert verhalten haben oder in deren Leben er keine besondere Bedeutung erlangte.

4) Weiters fordere ich die Entlassung jener Lehrkräfte, die sich mit dem Direktor gut verstanden haben. Sie wollen sich nämlich in Wahrheit nur einen persönlichen Vorteil verschaffen und hintergehen die Führungspersönlichkeit. Man kann ihnen daher nicht trauen.

5) Als letzten Punkt fordere ich die Schließung der Bildungs einrichtung. Denn es ist mir unmöglich, in dieser hoffnungslosen Organisation den obersten Posten zu übernehmen.

Ich hoffe, Sie setzen all meine Bedingungen in die Tat um.

Mit freundlichen Grüßen mein unübertreffliches und allem überlegenes Selbst

Der König und der Narr Vor dem Weißen Haus in Washington D. C., USA steht der Auslandskorrespondent des ORF. Journalist: Ich stehe hier vor dem Weißen Haus, neben mir der Präsident der USA, mit dem ich ein kurzes Gespräch führen darf. Grüß Gott, Mr. President!

Journalist: Wie auch immer, weiter im Thema Diplomatie.

Wie sehen denn die Beziehungen zu Russland momentan aus?

Präsident: Hello, Herr Journalist!

Ich freue mich sehr, dass mir auch die Menschen in Australia ihr Interesse zeigen.

Journalist: Aber während im Nahen Osten Putin die syrische Regierung unterstützt, lehnen Sie sie ab.

Journalist: Nun ja, China ist derzeit das einzige Land, das positiv zu Nordkorea steht.

Präsident: Ach so, äh, über diese Differenzen kann man hinwegsehen, außerdem wird sich das bald ändern.

Journalist: Apropos: In diesem Kampf unterstützen Sie auch das menschen- und frauenrechtslose Saudi-Arabien.

Präsident: Äh…also…äh…Saudi-Arabien ist zwar radikal, in diesem Kampf aber unersetzlich.

Journalist: Aber Saudi-Arabien ist auch mit Syrien gut Freund und nutzt Ihre Waffenlieferungen auch für andere Kriege.

Präsident: Äh…Fake News! Lügenpresse! Sie sind doch wohl nicht von einem seriösen Sender. Schicken Sie doch mal jemanden vom Staatsfernsehen und nicht von diesem unglaubwürdigen ORF, sonst sehe ich mich gezwungen, diesen Knopf zu drücken!

SCHREIB AKADEMIE

Schreibakademie HOLLABRUNN

Präsident: Sorry, ich verstehe die Frage nicht!?

Präsident: Ja, wir lehnen diesen autoritären Kriegstreiber Assad ab. Aber das sind nur kleine Meinungsverschiedenheiten, die unwichtig sind. Betonen Sie lieber unseren gemeinsamen Kampf gegen den IS.

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David Köppl

Journalist: Eigentlich Austria, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Mr. President, Sie haben angekündigt, die diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea zu kappen, doch gleichzeitig wollen Sie jene zu China intensivieren. Wie das?

Präsident: Was ist denn das für eine Frage! Gut natürlich.

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Sophie Lichtenstern

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SOPHIE LICHTENSTERN Alles Banane

Der König und sein Narr

Ist das Leben nicht wie eine Banane?

Zuerst hat man die Sache noch in der Hand und dann muss man schwer daran schlucken. Genauso ging es dem kleinen Maxi: Zuerst überlegte er, ob er die alte Banane, die schon ganz schwarz war, essen sollte oder doch nicht. Er hatte sie vor Wochen im Kleiderschrank versteckt, nur zum Spaß. Dann nahm er einen Bissen, noch einen und noch einen. Schließlich war die ganze Banane in Maxis Magen gewandert. Dann wurde ihm schlecht und er übergab sich direkt in den Kleiderschrank, der noch offen war.

Da lag sie, die Banane, zerkaut und voller Magensäure. Maxi schloss den Schrank. „So, jetzt ist das Monster im Kleiderschrank auch gefüttert“, sagte er zu sich selbst. Angewidert verließ er das Zimmer.

König: Man sollte bessere Klos erfinden, wo man das

Geschäft runterspülen kann.

Narr: Ja, und wenn man wen nicht mag, dann spült man

den auch runter. Und den alten Schreibtisch auch.

König: Oder wir sollten den Computer erfinden.

Narr: Aber den kann man nicht zusammenrollen und eine

Fliege damit erschlagen. Man kann auch kein Brot

darin einwickeln.

König: Dann erfinde ihn doch selber!

Narr: Den werde ich aus Gummi machen.

Wir sollten Bücher erfinden, die zum Mars fliegen können.

Wir fürchten uns so gerne Gibt es Aliens? Kann man sie essen? Sind sie nett? Leben sie unter Wasser? Manche Leute glauben, sie sind ein Schleimhaufen, andere, dass sie aussehen wie wir. Ich glaube, dass sie Zombies sind, ganz hässlich. Sie wachsen im Boden und graben sich langsam hoch, sind nur dünne Gerippe, mit einer dünnen, pergamentähnlichen Haut bedeckt und halb verwest. Sie können sich zu Schleim verflüssigen, bei den Ohren der Menschen hineinkriechen und sie langsam von innen auffressen. Dann wohnen sie in dem Menschen weiter, verwenden ihn als neuen Körper.

Ich bin ein „Mensch“, der als Monster bezeichnet wird. Ich habe nämlich eine Krankheit, die macht, dass ich nie zu wachsen aufhöre. Inzwischen bin ich sehr alt. Mittlerweile bin ich schon so groß, dass ich meine Füße nicht mehr sehen kann. Deshalb schicke ich ihnen jeden Tag einen Brief, der etwa so aussieht:

Es wurde eine neue Maschine erfunden: die Dimensionsmaschine. Mit ihr kann man in alle möglichen Dimensionen reisen.

Es sollte eine Testreise in die 6. Dimension unternommen werden. Man kam in den letzten Jahrzehnten darauf, dass wir in der 3. Dimension leben, weil wir alles dreidimensional haben.

Kurz vor dem Testflug krabbelte ein ahnungsloser Gecko in die Maschine. Er versteckte sich im Maschinenraum, um ein kleines Verdauungsschläfchen zu halten. Er hatte nämlich eine ganze Menge Moskitos gefressen! Zehn Minuten später war die Dimensionsmaschine auch schon unterwegs – unterwegs in eine neue Dimension, in ein neues Leben. Mitten im Flug wurde der immer noch ahnungslose Gecko wach. Er begab sich auf die Suche nach dem Ausgang, denn er war jetzt wieder hungrig.

Die Piloten und Passagiere fragten sich zwar, was der Gecko in ihrer Maschine wolle, im Grunde war er ihnen aber ganz egal.

Sollte er doch auch mitkommen! Rausschmeißen konnten sie ihn jetzt sowieso nicht mehr, weil sie sich schon längst außerhalb von Raum und Zeit befanden.

Liebe Füße, danke, dass ihr mich jeden Tag tragt.

Rechter Fuß: Ich mag dich so, wie du bist, auch wenn du manchmal bis zum Himmel hinauf stinkst!

Linker Fuß: Du bist etwas ganz Besonderes.

Beide Füße: Ihr wisst: Selbst wenn ich mich hinunterbeuge, kann ich euch nicht waschen.

Deshalb bitte ich euch: Steigt in keine Lacke, damit ihr sauber bleibt.

Liebe Grüße, der, den ihr tragen müsst, eure Riesenlast, der, den ihr anstinkt.

Aber leider bekomme ich nie eine Antwort, nicht einmal ein Foto.

Trotzdem schicke ich jeden Tag den gleichen Brief hinunter.

Als sie zwei Stunden später ankamen, hatte der Gecko die Suche nach dem Ausgang schon längst aufgegeben. Alles war bereits dreimal von ihm abgesucht worden.

Doch dann gingen die Türen auf. Die Leute strömten nach draußen und begannen zu schweben. Der Gecko konnte auch schweben. Er ernährte sich jetzt von Zeit. Sie schmeckte noch besser als Moskitos! Er konnte Töne schmecken und Farben hören. Es war, als würde die Zeit stillstehen! Überall schwebten farbige Pulver durch die Luft, und wo sie gerade nicht waren, war die Luft milchig weiß. Diese Dimension war auch erfüllt von hellen, leisen Tönen, von wunderbarer Musik, und nun begriff auch der Gecko, dass das sein neues Leben sein sollte. Er freute sich darauf, bis in alle Unendlichkeit mit dem Farbpulver durch die Luft schweben zu können.

Vor der Welt und nach der Welt Vor der Welt waren nur das Universum und alle anderen Welten da.

Dort, wo die Welt jetzt steht, war nur ein Nebel aus Stein und Eis, aber das Universum war gleich, weil es ja nicht von der Welt abhängt.

Während die Welt da ist, ist das Weltall auch nicht wirklich anders, jedenfalls nicht wegen der Welt.

Und wenn es einen großen Knall gibt und die Welt sich mit all ihren Lebewesen wieder in Nebel, Stein und Eis auflöst, wird sich das Universum auch nicht ändern. Die Welt schwebt einfach nur im Weltraum herum, ist nur ein kleiner, unbedeutender Teil des Universums, der dem Universum wurscht ist.

Die Welt ist wie ein Stein – sie ist einfach da.

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Die Dimensionsmaschine

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Sophie Lichtenstern

Briefe an die Füße

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Tagebuch

Sophie Lichtenstern

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23. Juli: Ich sah aus dem Fenster meines Hauses, das am Waldrand stand, hinaus. Vor der Tür stand ein junges Mädchen, etwa 20 Jahre alt.

Es wollte sich durch Klopfen bemerkbar machen. Ich machte die Tür auf und fragte: „Wer bist du und was willst du?“ Das Mädchen antwortete mit zittriger Stimme. „Hallo, ich hatte einen Autounfall, ich weiß nicht mehr, wer ich bin und habe mich verirrt. Könnten Sie mir bitte helfen?“ Ich sagte: „Ja, komm nur herein, es gibt bald Abendessen. Du hast bestimmt Hunger.“ Es kam herein, setzte sich auf einen Sessel und starrte Löcher in die Luft. „Wenn du einen Autounfall hattest, warum hast du dann gar keine Verletzungen?“, fragte ich verwundert. „Ich habe mir nur den Kopf gestoßen und ich irre schon seit Tagen umher“, sagte die Namenlose. „Aha“, meinte ich zweifelnd. Während ich das sagte, stellte ich das Abendessen auf den Tisch. Da ich vegetarisch esse, gab es Knödel mit Salat.

Das Mädchen seufzte: „Weshalb kann es nicht Fleisch geben?

Wie gern ich jetzt eines hätte.“ „Na ja, ich esse eben vegetarisch.“ Die Namenlose begann, die Knödel in sich hineinzuschlingen.

Es sah richtig blutrünstig aus. Danach sagte sie, sie sei schon müde und erkundigte sich nach dem Gästezimmer. Noch lange, nachdem sie schlafen gegangen war, saß ich in der Küche und sann über ihre komischen Essgewohnheiten nach. Dann legte ich mich auch schlafen, obwohl ich wusste, dass ich nicht gut schlafen würde, denn heute war eine Vollmondnacht. In der Nacht erwachte ich, weil ich Schritte hörte. Widerwillig stand ich auf und sah nach, was mich aufgeweckt hatte. Es war die Namenlose. Wahrscheinlich holte sie sich nur ein Glas Wasser.

24. Juli: Heute sollte es weiche Eier zum Frühstück geben, also ging ich zu den Hühnern, um welche zu holen. Nur, dass da keine Hühner waren, sondern nur ein leerer Käfig voller Blut, Knochen und Federn. Irgendjemand musste meine armen Hühner ermordet und gefressen haben. Bestimmt war es ein Fuchs oder ein Marder.

Oder war es die Namenlose? Nein, das konnte sie nicht gewesen sein, sie war doch ein Mensch. Schnell versuchte ich den Gedanken abzuschütteln. Da kam sie ganz verschlafen und fragte, ob alles in Ordnung sei. „Irgendetwas hat die Hühner gefressen, aber sonst ist alles okay. Ich habe überlegt. Möchtest du, dass ich dir einen Namen gebe?“ „Okay“, sagte das Mädchen. Ich sagte: „Ich nenne dich Julia, weil ich dich im Juli kennengelernt habe.“ Sonst passierte heute nichts Besonderes mehr ...

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DIANA MELODY MICHEAL

Meine Augen schließen sich und ich befinde mich wieder in einer anderen Welt. Vor vielen Jahren lag das Land in Schutt und Asche. Ich vermisse meine Schwester. Unsere Mutter wurde uns aus unseren kleinen Händen entrissen.

Wir weinten bitterlich in dieser einen Nacht. Meine Schwester kümmerte sich mehr um mich als um sich selbst.

Bevor ich lange in dieser Erinnerung verweile, finde ich mich an einem anderen Ort wieder. Eine Blumenwiese mit zwei tanzenden Menschen darauf.

Schnell wird mir klar, dass mein Kopf diese Erinnerung viel schöner darstellt, als sie in Wirklichkeit war.

Dieser Ort verschwindet auch nach wenigen Sekunden. Spielende Kinder sehe ich jetzt vor mir. Sie lachen und spielen mit Puppen.

Plötzlich verschwimmt alles. Die Kinder wachsen und die Puppen versinken im Boden.

Die beiden Mädchen stehen vor mir und sehen mich an: Das eine zeigt mir einen Zettel, auf dem eine 1+ aufblitzt, das zweite grinst verschmitzt und hält mir ein unbeschriebenes Blatt Papier vor die Nase, auf dem die rote 5 nicht zu übersehen ist.

Im nächsten Augenblick sehe ich zwei erwachsene Frauen, die mein Haus verlassen. Von da an geht alles schneller als zuvor.

Die Möbel verstauben und mit ihnen auch ich. Ich liege regungslos am Boden und nehme nur noch wahr, wie sich Sanitäter über mich beugen. Sie unterhalten sich, aber ich höre nichts.

Ich öffne meine Augen. Befinde mich wieder in der Wirklichkeit.

Um mich herum stehen Menschen. Zwei Frauen, meine Töchter und ein kleiner Junge, mein Enkel. Sie sehen mich mit glasigen Augen an. Sie sind bei mir. Sie werden immer bei mir sein.

Eine letzte Träne kullert über meine Wange, bis der lange, hohe Piepston alles beendet.

Diana Melody Micheal

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Rückschau

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Ein Tag in einer mittelalterlichen Stadt

Diana Melody Micheal

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Die Sonne steigt empor, über die Mauer der Stadt.

Bürger marschieren auf den Markt.

Wen sieht man hier und wen sieht man da?

Den alten Bauern, den Priester, wie wunderbar.

Die Frauen, so schön anzusehen.

Moment, wen sieht man dort stehen?

Ungebändigtes Haar, keine Kopfbedeckung auf ihrem Haupt?

Eine Hexe!

Wie jeder gleich schaut!

Verbrennt sie!

Holt den Hexenhammer herbei!

Ab mit ihr zur Prüfung!

Ist sie keine Hexe, so ist sie frei.

Bekämpft wird sie, nun ist sie tot, von keinem beklagt in ihrer Not. Es ist vorbei, nun zurück, der Alltag ruft.

Moment, da geht einer gebückt.

Wer ist’s?

Ein Bettler, hinaus mit ihm!

Wie wagt er es, durch unsere Stadt zu zieh’n?

Werft ihn hinaus, bevor uns das Pech ereilt.

Keiner ist vor dem Zorn Gottes gefeit.

Die Hex’ ist tot, der Bettler raus, und jeder zieht wieder in sein eigenes Haus.

Fürchtet euch Ich stehe am Fenster und starre hinaus auf die Straße.

Die Halloweennacht ist wieder da. Menschen verkleiden sich, um böse Geister abzuschrecken. Sie laufen vorbei, klingeln an jeder Tür und lachen. Sie sind fröhlich und blenden das Böse aus.

In dieser einen Nacht vergessen sie eine bestimmte Person.

Ein Wesen, von dem keiner spricht. Niemand ist vor ihm sicher.

Früher oder später holt er alle zu sich.

Noch immer starre ich durch das Fenster auf die kalte und nasse Straße. Eine Schar von Kindern marschiert vorbei. Kostüme wie ein Geist, ein Teufel und auch ein Monster sind nicht zu übersehen.

Doch was ist das?

Hinter den Kindern schwebt eine Gestalt. Es ist die Gestalt, vor der man sich fürchtet, wenn man sie zu Gesicht bekommt.

Ich gehe hinaus und spüre die kalte Luft, die mich umgibt.

Die Kinder sind schon weitergezogen. Nur diese Gestalt steht vor mir und streckt mir ihre bleiche Hand entgegen. Ohne zu zögern, nicke ich stumm und gehe mit ihr.

Hei-Lung Hei-Lung ist ein alter chinesischer Meister.

Er wohnt auf einem hohen Berg.

Seine Residenz ist von Nebelschleiern umgeben.

Hei-Lung ist bekannt für seine Gabe, Menschen in aller Welt zu helfen.

Vielleicht hilft er auch dir?

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Weltfriedenskonferenz Redner: Willkommen, liebe Politiker und Politikerinnen von nah und fern!

Willkommen zu der Weltfriedenskonferenz im schönen Hollabrunn!

Mit dabei sind die Höchsten der Höchsten! Putin zu meiner Linken!

(Putin steht auf und richtet seine Krawatte, während er ein seufzendes „Na sdorowje“ von sich gibt.

Er setzt sich wieder) Trump zu meiner Rechten!

(Trump steht auf und schaut in die Runde: „Hello!“ Er setzt sich wieder) Und in der goldenen Mitte sitzt Erdogan! (Erdogan steht auf, wirft jedem einen bösen Blick zu und setzt sich wieder) Die einzige Frau in unserer Runde ist die Queen höchstpersönlich!

(Die Queen steht auf und macht ihre berühmte Handbewegung) So, und der letzte Politiker, klein aber fein, Kim Jong-un! (Kim Jong-un erhebt sich aus seinem Sitz, der abgeschattet weit von den anderen liegt, verbeugt sich ganz kurz, setzt sich wieder und beobachtet alle ganz genau) Da die folgenden Gespräche leider in verschiedenen Sprachen geführt werden, übersetzen wir für Sie alles ins Deutsche.

Trump: Was?

Trump: So, meine Damen und Herren, da ich mit dem Bau meiner schönen Mauer fertig bin und DAS eigentlich mein einziges Ziel als Präsident war, kam mir eine Idee, den Frieden in meinem scheußlich... äh, ich meinte, schönen Amerika wiederherzustellen.

Wir bauen eine Rakete, stopfen alle Mexikaner hinein und schießen sie ins All. Und: Tataa! Weltfrieden wiederhergestellt. (Kurzes Schweigen)

Queen: Nein!

Putin: Vielleicht sollten wir euch Amerikaner einfach ins All schießen!

Queen: Meine Herren, ich bitte Sie doch höflichst, sich wieder zu beruhigen. Niemand wird in unser Universum geschossen.

Kim Jong-un: Aber das ist doch ...

Trump: Ich muss diesem netten Herrn Erdogan recht geben.

(Kim Jong-un fühlt sich gemobbt) Queen: Meine Herren! Bitte! Wir sind hier wegen der Weltfriedenskonferenz, nicht wegen „Wer kommt mit welchem Plan besser an die Macht“! Wir sind an diesem schönen Ort, um den besten Weg zum Frieden zu finden.

Und das schaffen wir durch ...?

Erdogan: Diktatur!

Queen: Nein.

Trump: Raketen?

Putin: Original russischen Wodka?

Queen: Nein! Falsch, falsch, falsch! Nur durch festen Zusammenhalt und gute Zusammenarbeit, meine Herren.

(Kurzes Schweigen und Blicke wandern durch den Raum.

Von einer auf die andere Sekunde beginnt eine heiße Diskussion zwischen den Politikern. So heiß, dass die Fetzen vor russischen, englischen, koreanischen und türkischen Wörtern nur so fliegen) Da die folgende Diskussion nicht für schwache Ohren geeignet ist und unsere Übersetzer auch nicht perfekt sind, beenden wir sie hier.

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Diana Melody Micheal

Erdogan: Niemand liebt einen kleinen, dicken Jungen, der auf Diktator macht. (Kim Jong-un fällt aus allen Wolken und sieht Erdogan böse an) Mein System ist viel besser. Langsam und Schritt für Schritt, und auf einmal bist du Herrscher der Türkei.

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Kim Jong-un: Genau! Weltfrieden erreicht man nur mit meinem System! Verschanzen und auf sich selber achten. Und wer sich widersetzt, der wird umge..., ich meine, ausgeschlossen!

Deshalb lieben mich meine Bürger so sehr! (Kim Jong-un schwebt im siebenten Himmel)

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LEON MODER

Leon Moder

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Mein schlimmster Traum

Der Stoffbär erzählt

Ich ging mit meiner Mama in ein Gasthaus und ein Mann OHNE Hand wollte uns bedienen.

Wir bestellten Reis, doch es war eine Hand darunter! Sie kroch auf dem Tisch herum und ich erstach sie mit der Gabel.

In diesem Moment begann der Kellner zu bluten! Meine Mutter schrie laut auf und fiel in Ohnmacht!

Hallo! Ich bin Marco, der Stoffbär. Vor circa drei Wochen gab mich ein kleiner Junge namens Jimmi bei einem Flohmarkt ab. Dann saß ich auf dem Verkaufsstand und wartete, dass mich jemand haben wollte. Doch niemand kaufte mich. Jeder ging an mir vorbei oder die Eltern sagten „Nein“, wenn ein Kind mich haben wollte.

Sie verschwand und neben mir war ein Sarg. Ich öffnete ihn und ein Geist mit Sense schlug auf die Bank.

Er wollte mich erstechen!

Ich rannte hinaus. Mir war klar, hier würde ich nie mehr hergehen!

Der Traum war vorbei und alles war wieder gut. Dann starb ich, weil mein Papa gepupst hatte. Dies war auch ein Traum, doch dann pupste er wirklich!

Am zweiten Tag kam ein 11-jähriger Junge mit seinen Freunden.

Der nette Bub hatte Interesse an mir und kaufte mich. Die anderen Jungs sagten zu ihm: „Du kleines Baby! Willst du ihn wirklich haben? Denn dann gehörst du nicht mehr zu unserer Gang!“ Der 11-jährige Junge hieß Mario. Wir zwei wurden beste Freunde.

Er nahm mich überall hin mit, nun ja, außer in die Schule. Immer wenn er beim Schlafengehen Probleme hatte, kuschelte er mit mir.

Es war ihm auch egal, dass ihn die Jungs aus seiner früheren Gang nicht mehr mochten.

Im nächsten Jahr, am 4. Oktober – dem Welttierschutztag –, nahm er mich in die Schule mit. Die anderen Buben aus der Gang erkannten mich und wollten mich nach der Schule in den Dreck schmeißen. Doch Mario rannte schnell weg! Er versteckte mich und schwor, mich nie wieder hervorzuholen. Das machte mich traurig, aber es war wohl besser so, weil ihn die anderen Jungs sonst wieder ausgelacht hätten.

Das größte Wunder aller Zeiten

Eine Fliege flog in der fliegenden Küche herum. Dann flog ein Buch von dem berühmten Zauberer Harry Kopper durch die Gegend und zermatschte die Fliege. Weil die Fliege so leicht war, pustete der Wind sie hinaus.

Eines Tages, an einem kalten Wintertag, wachte Sofie, ein kleines 6-jähriges Mädchen, auf und wollte sich Cornflakes mit warmer Milch zubereiten.

Ich kenne ein Pferd, das schön schreiben kann. Es schreibt Geschichten von hier bis da.

So gut wie noch nie.

Es erfand die Geschichte von Harry Kopper.

Kooper wegen kooperativ und des YouTubers LeKooper.

Mein neues Leben nach dem Tod

Als Sofies Mutter in die Küche kam, sah sie das Mädchen auf dem Boden zappeln. Sie holte die Schere und schnitt die enge Hose durch. Als Sofie sich eine neue Hose angezogen hatte, beschloss sie, nie wieder Cornflakes zu essen.

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In einer schönen Nacht

Was bin ich und wer bin ich nach dem Tod? Solange ich hier bin, werde ich es nicht wissen. Vielleicht bin ich eine Schildkröte, ein Mensch oder sonst etwas. Vielleicht bin ich aber auch etwas ganz Neues?

Keiner weiß es. Auf jeden Fall werde ich glücklich sein, so wie ich nachher bin. Das muss ja auch so sein!

Doch ich bin sehr, sehr froh hier auf der Erde, bei meiner Familie.

Denn ich hab sie lieb.

Und jeder weiß, dass er nicht bei der Geburt weiß, wie er heißt und was er ist.

In einer schönen Nacht, ein paar Tage vor Weihnachten, war alles still. Doch plötzlich wurde der Himmel komplett hell! Ein kleines Mädchen namens Sarah schaute aus dem Fenster. Ein Engel flog von seinem Wolkenbett herab! Die helle Gestalt sank immer weiter zu Sarah herab. Der Engel sprach: „Hallo! Ich bin Helga, dein Schutzengel!“ Sarah und Helga wurden sehr froh! Sarah, weil sie einen Engel an ihrer Seite hatte, und Helga, weil sie endlich ein Kind sehen konnte.

Wie das kleine „Ich-bin-ich“.

Das weiß am Anfang auch nicht, wie es heißt und was es ist. Doch wenn man mindestens zwei Jahre alt ist, weiß man es schon.

Als die beiden zu Sarahs Haus kamen, zeigte Sarah die Schularbeit ihrer Mutter. Diese war ganz stolz auf die Tochter. Ihr großer Bruder Gregor neckte sie: „Streberin! Streberin!“ Sarah ignorierte ihn und ging in ihr Zimmer.

An Heiligabend ging Helga zurück in ihr Wolkenbett, und Sarah wurde traurig. Doch im Herzen wusste Sarah, dass das richtig war, und alles war wieder gut!

Ich möchte noch lange leben!

Am nächsten Tag musste Sarah eine Schularbeit schreiben. Doch Helga unterstützte das Mädchen. Als Sarah die Schularbeit zurückbekam, war sie hin und weg, da sie wegen Helgas Hilfe eine Eins bekommen hatte. Sarah rief: „Ein Wunder! Ich bin doch in Deutsch immer voll schlecht!“ „Dank mir nicht“, sagte Helga, „das hast du ganz alleine geschafft!“ Sarah war erstaunt.

Leon Moder

Ein schön schreibendes Pferd

Sie wollte eine Schüssel aus dem Küchenschrank holen. Plötzlich flogen alle Schüsseln durch die Gegend. Innen drin saß ein kleines grünes Männchen. Es sagte zu Sofie: „Als du drei Jahre alt warst, hast du immer an mir herumgeknabbert!“ Sofie war erstaunt und wollte die Schüssel auf den Boden schmeißen. Doch das Männchen wich aus und holte glühend heißes Wasser aus der Wasserleitung.

Das füllte es in seine Schüssel und leerte es Sofie auf die enge Jeans. Die Hose wurde immer enger und Sofie wollte sie ausziehen. Doch es war zu spät und die Jeans wurde so eng, dass Sofie auf dem Boden herumkrabbelte. Das grüne Männchen und seine Freunde lachten laut. Die Mutter von Sofie konnte nichts hören, da nur das Mädchen diese Männchen hören konnte.

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Ein Fliegengewicht

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Leon Moder

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Das kleine Geschwisterchen

Harry-Potter-Horror

Eines Tages kam ein Junge namens Tom zur Welt. Als er fünf Jahre alt wurde, fand er am Dachboden ein Bild, auf dem er und ein anderes Baby zu sehen waren. Schnell rannte er zu seiner Mutter und rief: „Wer ist das auf dem Bild, auf dem ich noch ein Baby war?“ „Das ist dein Freund Kai“, antwortete seine Mama.

Der Kellner brachte den Tee. „Das soll ich trinken?“, fragte der Maulwurfsmann. Die Mutter des Maulwurfsmanns las 20 Horrorgeschichten. Der Kellner fragte, ob sie Korallen essen wollten.

Danach platzte der Witwenclub ins Gasthaus. Alle aßen ZwetschgenDatschi-Komplott, Sauerkraut-Koma, Dampfnudel-Blues, Weißwurst-Connection und Leberkäs-Junkie. „Wo liegt der Schatz?“, fragte der Koch. Der Racheherbst ließ das Gasthaus explodieren.

Nach vier Monaten stand ein Storch aus Holz vor dem Vorgarten. Tom rannte zu seinem Vater und fragte, warum da dieser Vogel stehe. Papa antwortete: „Du bekommst eine kleine Schwester!“ Mit Tränen der Freude sprang Tom im ganzen Haus herum.

Nach neun Monaten kam das Mädchen zur Welt. Sie bekam den Namen Lara.

Zwei Tage lang war die ganze Familie im Krankenhaus. Dann fuhren alle mit Lara nach Hause. Das Baby bekam alles, was es brauchte. Natürlich spielte Tom immer, wenn er konnte, mit seiner Schwester.

Vor der Welt

Doch eines Tages wurde Lara krank und Mama, Papa und Tom fuhren in das Spital. Tom bangte um seine Schwester. Am nächsten Tag sagte der Arzt, dass Lara sterben würde. Nach einer halben Stunde bewegte sich das Mädchen nicht mehr! Da nahm Tom Lara in den Arm und weinte wie nie zuvor. Eine Träne traf Laras Herz. Sie öffnete die Augen und streckte ihre Hand nach Toms Gesicht aus. Mutter und Vater gingen in den Raum und sahen das Wunder.

Plötzlich kam ein Engel und rief: „Gott merkte, dass Tom nie wieder sprechen würde, wenn Lara stirbt, deshalb hat er das getan. Ich bin gekommen, um Lara neue Kraft zu geben.“ Dann verschwand der Engel. Sofort fuhren Mutter, Vater, Tom und Lara nach Hause. Lara begann zu reden, herumzutollen und zu laufen. Das Mädchen wurde älter und war nie wieder traurig.

Bevor die Welt entstand, lebte eine Schlange, welche ca. 65 Meter lang war. Sie bezeichnete sich als magisch, nur weil sie sich teleportieren und megagroß machen konnte – oder winzig klein.

Als nur das All war, schlief das Tier friedlich und still.

Bumm! Der erste Planet war geboren. Es war der Planet des Tanzes. Jeder hüpfte, jeder sang und jeder freute sich. Die Schlange wurde wach! Schnell kroch sie wütend durch das All, auf den Planeten zu. Voller Hass wollte sie den Planeten zerstören. Doch der König des tanzenden Balles schickte alle Bürger in den Krieg. Die Schlange verschlang den ersten Krieger, den zweiten, den dritten und so weiter. Bald war nur mehr der König übrig. Dieser setzte eine Waffe ein, welche er während des Kriegs gebaut hatte. Sie hieß „GlübeInator“. Das Tier biss hinein und die Waffe explodierte. Der König starb und die Schlange trat den Weg zum Teufel an.

Ein WhatsApp-Fail Theo: Mach nicht immer das, was Lisa sagt!

Freund: Was meinst du?

Theo: Du machst immer das, was sie sagt.

Freund: Lisa hat gesagt, ich soll es tun.

Der Zinken Harry Kopper wollte sich Augenbrauen hexen. Doch stattdessen wurde daraus eine große, runde Nase. Alle lachten ihn aus wegen der Kugel im Gesicht. Seine ganzen Freunde ließen Harry Kopper im Stich. Das machte ihn sehr traurig.

Eines Tages wurde ihm ein Streich gespielt. Ein Freund lud Kopper zu sich ein. Bevor er hineinkam, wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dadurch wurde aus der runden Nase eine dicke Scheibe. Die Stadt nannte ihn „Zinkenmann“ und die Nase „Zinken“. Seitdem geht der Zauberer nie mehr aus dem Haus.

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JULIA PIMBERGER

Wörter aus der Kindheit

Ein Haar in der Suppe

Reiten, spielen, lesen, Conni-Bücher, Kindergarten, Volksschule, Mini-Club, Kinderwagen, Wiege, Hund, Katze, Hase, Tisch, Bank, Teddy, Kuscheltiere, Schnuller, Garten, Rutsche, Schaukel, Planschbecken, Trampolin, Bett, Blume, Tiere.

Frau Müller ging ins Gasthaus und bestellte sich eine Kürbissuppe. Eine halbe Stunde später bekam Frau Müller ihre Suppe.

Als sie die Suppe zu essen anfangen wollte, kam plötzlich eine Schlange aus der Suppe und zeigte die Zunge! Frau Müller erschrak! Sie rannte zum Wirt und beschwerte sich. Der Wirt sagte, dass er eine Schlange habe und sie nicht mehr finde. Er sagte: „Das ist zu 100% meine Schlange, die vermisse ich seit Tagen.

Sie wird halt in einem unbemerkten Moment hineingekrochen sein.

Es tut mir sehr leid! Sie bekommen selbstverständlich eine Suppe ohne Schlange.“ „Danke“, meinte Frau Müller. Nun konnte sie die Suppe endlich genießen.

Der Hund heißt Lisa, die Katze Mona und der Hase Bella.

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Julia Pimberger

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JULIA VOLLMANN

Julia Vollmann

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In der Zukunft

Mein Leben als YouTube-Star

Im Jahr 3050 wird es keine Lebensmittel mehr geben. Außer „Nice Cream“. Nice Cream ist eine scharfe Eissorte. Man sollte sie nicht in zu großen Mengen einnehmen, da einem sonst die Zunge abfällt.

Dann stellt sich noch die Frage, wo die klugen Leute sind. Das weiß ich selbst nicht. In diesem Jahr heiraten die Menschen Hydranten und kennen den Unterschied zwischen ihren Fingern und ihren Augen nicht. Aber auch die Tiere sind nicht besonders klug.

Die Hasen fressen nur mehr Vanillepudding und die Schmetterlinge benutzen ihre Flügel als Sonnenschirm.

Es wird keine Autos mehr geben.

Stattdessen fahren die Leute mit Motorbooten über den Schotterweg zur Arbeit. Außerdem werden die Bunker aus dem 2. Weltkrieg als Kinderspielplätze benutzt.

Oh Gott, nicht schon wieder! Das ist also der Preis für ein bisschen Ruhm. Meine Fans hatten gerade rausgefunden, wo ich wohnte.

Jetzt klopften sie wie verrückt an meine Haustür. Ich wollte schon aufgeben und mich der stürmischen Menge ergeben, als mir plötzlich der Hintereingang einfiel. Ich versicherte mich, dass dort die Luft rein war und lief hinaus. Rein in die anonyme Großstadt, wo man noch so schön in der Menge untergehen konnte. Oh Mist!

Einige Fans hatten es trotzdem geschafft, mir zu folgen. Zum Glück gelang es mir, sie nach einigen Metern abzuhängen.

Ich traute mich erst spät in der Nacht zurückzukehren. Als Erstes startete ich Instagram. Ich schrieb: „Ich bin nach Deutschland umgezogen.“ Dann fügte ich die Adresse von Bibbi hinzu. Bibbi, die kleine Tussi von „Bibbi Beautypalace“, war immerhin meine größte Konkurrentin. Natürlich bin ich zu Hause in Österreich geblieben.

Aber meine Fans glaubten, ich sei nach Deutschland verzogen.

Jetzt war Bibbi diejenige, die rennen musste! Ich stellte noch eine Folge des FNaF-Spiels ins Netz. Als ich wieder online ging, fragten alle: „Warum hast du uns angelogen?“ „Weil Baum“ schrieb ich zurück und brachte damit alle zum Lachen. Die Likes folgten scharenweise. Eigentlich liebte ich mein Leben als YouTube-Star, auch wenn es manchmal ziemlich nervig war.

Morgens packe ich gut gelaunt mein Pausenbrot in meine Schultasche und gehe pfeifend in die Schule. Plötzlich tauchen meine Eltern vor mir auf und schreien: „Erwischt! Wie oft haben wir dir gesagt, dass du nicht in die Schule darfst? Du gehst jetzt sofort zu deinen Freunden chillen! SOFORT! Und dann kaufst du dir ein Computerspiel und zockst die ganze Nacht durch!“ „OK“, sage ich weinerlich und gehe zu meinen Freunden. Fünf Tage später zwingen meine Eltern mich dazu, Cola zu trinken, obwohl ich viel lieber ein stinknormales Wasser getrunken hätte.

Ich: Grüß dich, Gott.

Gott: Grüß dich, Erdling.

Ich: Wie hast du mich gerade genannt?

Gott: Erdling.

Ich: Okay. Wie wird die Welt untergehen?

Gott: Weiß noch nicht. Ich muss mir noch was einfallen lassen.

Ich: Wann wird die Welt untergehen?

Gott: Wann ich will.

Ich: Wird die Welt überhaupt untergehen?

Gott: Nicht, wenn ihr alle den Kleinkindern erzählt,

dass es kein Christkind gibt.

Ein Gebot heißt ja: Du sollst nicht lügen.

Ich: Okay... nächste Frage.

Gott: Ja? Ich: Was hältst du von der Theorie, dass die Welt wegen

künstlicher Intelligenzen untergeht?

Gott: Was sind künstliche Intelligenzen?

Ich: Zum Beispiel Siri.

Gott: Meiner Meinung nach verbringt ihr viel zu viel Zeit mit

euren Handys und Laptops. Ihr braucht keine elektronischen

Geräte. Beschäftigt euch mit euren Mitmenschen und

verbrennt diese Dinger.

Ich: Nein! Ich will meine elektronischen Geräte nicht verbrennen.

Gott: Dann wird die Welt wegen künstlicher Intelligenzen

untergehen.

Ich: Dann soll die Welt untergehen!

Mein Handy gebe ich nicht her!

Aber trotzdem danke für das Interview!

Das starke Gewitter An einem sonnigen Tag gingen Boney und Scott zu einem See, um zu segeln.

Sie fuhren mit dem Boot los. Nach einer Weile konnten sie den Hafen, von dem sie losgefahren waren, nicht mehr sehen. Plötzlich hörte Boney einen seltsamen Laut. „War das ein Donner?“, fragte sie. „Nee, jedenfalls kommt es aus der Ferne“, antwortete Scott. Aber bald darauf wusste Scott, dass er sich geirrt hatte, denn neben ihrem Boot schlug ein Blitz ein. Boney kreischte. Scott kreischte auch. Auf einmal schlug ein Blitz in den Mast des Bootes ein. Das Segel fing Feuer.

Boney rief: „Wir müssen springen!“ Scott nickte panisch. Die Kinder zogen sich ihre Schwimmwesten an. Aber kaum waren sie bereit zu springen, kam Frau Flusspferd in ihrem Motorboot, um die Kinder einzusammeln und beim Hafen abzusetzen: „Steigt ein!“ Doch kaum sprach sie den Satz zu Ende, war das Gewitter wieder vorbei. Die Wolken verzogen sich, der Himmel war klar. Scott und Boney konnten ihre Segelfahrt trotzdem nicht fortsetzen, da das Segel vollkommen verbrannt war.

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Ein Interview mit Gott über das Ende der Welt

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Julia Vollmann

Parallelwelt

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Eva-Maria Wagner

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EVA-MARIA WAGNER 80 Jahre lieben wir uns

Ein Gespräch mit mir selbst

Die Rosen blühen vor dem Fenster unseres Hauses und mögen, wie unsere Liebe, nicht verblühen.

Vor 80 Jahren verliebten Andrew und ich uns in den jeweils anderen. Er war 16 Jahre alt und ich schon 17. Trotz des feinen Altersunterschieds war es aber nie so, dass er zu mir aufschaute – ich schaute zu ihm auf. Er war und ist der Mann, der meine Dämonen verjagte und mich aus dem dunkelsten Loch zog, in dem ich je verweilt habe. Andrew hat mich gerettet und rettet mich noch immer Tag für Tag. Ich habe ihm einmal erzählt, dass sich eine Geschichte in meinem Kopf herumtreibt. Daraufhin hat er mir einen roten Laptop gekauft, damit ich sie in Ruhe aufschreiben kann.

Rot ist meine Lieblingsfarbe. Somit war es eine liebe Geste, die ich ihm nie vergessen werde.

Es ist dunkel. Ich bin allein. Nein, ich bin nicht wirklich allein.

Ich sitze mit mir gemeinsam in meinem Schrank. Warum bin ich noch nicht draußen? Ich habe Angst. Meine Knie schlottern und ein kalter Schauer jagt mir meinen Rücken hinunter. Ich sehne mich nach der Welt außerhalb dieses Schrankes. Aber ich habe Angst. Sie werden mich alle verurteilen. Sie werden mich nie verstehen. Diese Gedanken, die in meinem Kopf herumspuken, sind gefährlich für mich. Harmlos für andere, aber gefährlich für mich. Niemand wird sie je hören, außer mir. Deswegen werden sie mich nie verstehen können. In ihren Augen werde ich immer ein Roboter sein, weil sie nicht wissen, dass ich krank bin.

80 Jahre lieben wir uns schon und haben sogar miterlebt, wie Trump die Weltherrschaft an sich gerissen hat.

Den Weltuntergang haben wir überlebt.

Gemeinsam leben wir im Paradies.

Gedanken in meinem Kopf beeinträchtigen meine Lebensweise.

Auch wenn sie mich nicht sonderlich stören, die anderen starren einen komisch an, wenn man nur so dasteht und in die Leere blickt.

Fragen wie „Geht es dir eh gut?“ und „Woran denkst du gerade?“ nerven tierisch, wenn man selbst nicht einmal mitbekommt, dass man sich geistig woanders befindet.

Ich will raus aus diesem Schrank, will die Tür aufbrechen, die zu fest verschlossen scheint. Was soll ich tun, wenn meine Gedanken mich zurückhalten? Besiegen kann ich sie nicht, dazu scheinen sie zu mächtig zu sein. Manchmal habe ich das Gefühl, sie drücken mich runter, um mich klein zu halten. Wie sehr sehne ich mich nach der Welt da draußen, aber meine Gedanken sind meine Herrscher geworden. Meine Wachtmeister. Ich darf erst raus, wenn sie ihr Einverständnis geben.

Christbaum standen und nur den Erwachsenen und der Tradition zuliebe sangen, wurden nämlich jedes Jahr älter. Man sagt, Babies seien die unschuldigsten Wesen. Und das stimmt – bis sie erwachsen werden, dann häufen sich die Sünden an und sie sind nicht mehr reinen Herzens. So war das auch mit uns geschehen, so geschieht es noch immer mit uns und wir können nichts dagegen tun.

Gegen die Sünde ist kein Mensch gefeit, deswegen kann er nie perfekt und rein sein.

Die Erwachsenen haben unten im Wohnbereich Karten gespielt, während meine Schwester, meine Kusine und ich oben in deren Zimmer entweder ferngesehen oder YouTube geschaut haben.

Dank unseres fortgeschrittenen Alters oder eher, weil wir schon älter waren, und der neuesten Medien waren wir nicht allzu sehr mit Ungeduld erfüllt.

Die Stunden bis Weihnachten haben sich für uns nur wie ein winzig kleiner Bruchteil einer Ewigkeit angefühlt.

Schließlich war es so weit: Das berühmt-berüchtigte Christkind sollte endlich kommen.

(Um es spannender und emotionaler wirken zu lassen, werde ich jetzt im Präteritum, auch Mitvergangenheit genannt, fortfahren) Meine Schwester, meine Kusine, meine Tante und ich standen in Reih und Glied vorm Christbaum mit seinen Plastikkerzen und sangen alte, bewährte Weihnachtslieder, während Heintje im Hintergrund lief, um vermutlich unsere Stimmen zu übertönen. Vielleicht sollte er sogar von uns ablenken, denn er klang noch unschuldig und gutgläubig.

Wir Kinder, die wir jedes Jahr vorm

Verständlich also, dass dem Onkel bald der Kragen platzte und er auszuckte wie noch nie zuvor. Die Heintje-CD schmiss er quer durch den Raum, sie sah aus, als könne sie fliegen, was natürlich nicht stimmt. Gegenstände fliegen nur, wenn sie geworfen werden, und der Auslöser ist meistens Zorn, unterdrückter Zorn. Wenn man einen Rülpser zu lange unterdrückt, kommt er irgendwann doch raus und ein Vulkan bricht auch eines Tages aus. Wutausbrüche sind Vulkanausbrüche, unberechenbar, man weiß nie, wann sie geschehen.

Ich entsinne mich nicht mehr recht an die feurigen Worte, die mein Onkel gespuckt hat. Ich weiß nur, dass es lange still war, mein Herz in meiner Brust pulsiert hat und ich nicht wusste, ob ich vor mehreren Augenpaaren weinen oder ins Zimmer meiner Kusine stürmen und dort heulen sollte. Ich blieb sitzen und mein Onkel erzählte, wie er auch mal Weihnachten mit seiner Familie feiern wollte, mit seinen Eltern.

Jedes Jahr zu Weihnachten sind wir ein Jahr älter und doch singen wir, die Tante spielt Flöte. Wir tun es wahrscheinlich alle in Wahrheit nur für die Tante, denn sie will unbedingt die Tradition am Leben erhalten. Jedes Jahr ist es dasselbe, derselbe Ablauf und dieselben Lieder, sogar dieselbe Musik im Hintergrund. Niemandem aber ist bewusst, dass sie mit all ihren Liedern versucht, ein Loch zu füllen, das der Tod ihrer Mutter in ihr hinterlassen hat. Deswegen fokussiert sie sich aufs Singen und hofft, Großmutter aus dem Tode zu wecken.

Vaters Schwester will alles perfekt machen und das lässt sie jeden spüren. Nach ihrer Nase muss es gehen.

Weihnachten ist das Fest der Familien, doch trotzdem zerbrechen ausgerechnet an diesem Tag so viele. Wahrscheinlich gehen sie kaputt, weil jeder andere Erwartungen hat und so unendlich viel Magie mit dem Fest verbindet. Ich traue mich wetten, dass jeder Erwachsene lieber wieder wie ein kleines Kind am Fenster stehen und das Christkind entdecken will. Mit Weihnachten verbinden die meisten Harmonie, Frieden, Magie und vor allem Unbeschwertheit.

War man als kleines Kind nicht viel freier? Die Antwort ist: ja. Nur, dass man damals voll Ungeduld am Fenster stand und es nicht genoss. Man wollte zwar das Christkind entdecken, sehnte sich aber danach, endlich die Geschenke aufmachen zu dürfen. Kindliche Neugier, ist sie ein Segen oder ein Fluch? Ist es nicht so, dass wir gerade durch sie so viele Weihnachten verpasst haben?

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Eva-Maria Wagner

Ich erinnere mich noch an Weihnachten letztes Jahr, das meine Eltern, meine Schwester und ich, wie gewohnt, mit unseren Verwandten väterlicherseits gefeiert haben. Was aber ein weihnachtliches Weihnachtsfest werden sollte, wurde ein schrecklicher Abend, den es besser nie gegeben hätte. Da es egal ist, dass Mutter, meine Schwester und ich wegen Vaters Flohmarktsucht schon um acht Uhr aufstehen mussten, um zu Mittag bei seiner Schwester zu sein, überspringe ich das jetzt. Wichtig ist nur, dass wir pünktlich zum Mittagessen dort waren, aus Höflichkeit gegessen haben, was uns aufgetischt wurde, und dann fröhliche Nachmittagsstunden miteinander verbracht haben. Das heißt in unserer Familie:

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Die fliegende Weihnachts-CD

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Eva-Maria Wagner

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Warum man mich nicht wählen sollte

Liebe Kindheitsfee,

Der wichtigste Grund ist wohl der, dass ich faul bin. Sofern ich es nicht selbst will, tue ich selten etwas.

So verhalte ich mich meiner Familie und meinen Freunden gegenüber, obwohl ich schon manchmal den Tisch abräume und die Küche aufräume, was ich früher selten gemacht habe. Wie auch immer, worauf ich hinauswill, ist, dass meine Faulheit kaum zu übertreffen ist. Wenn ihr mich also in euer Sportteam wählt, dann glaubt bloß nicht, dass ich diesem doofen Ball hinterherjage, nur, um dann irgendeinen armen Teufel abzuschießen. Es kann gut sein, dass ihr darauf steht, anderen wehzutun, aber ich gehöre nicht dazu. Deswegen hasse ich Ballspiele, deren Ziel es ist, so viele wie möglich abzufetzen, wie die Pest. Wann immer ich also gezwungen werde, Völkerball zu spielen, lasse ich mich erst einmal abschießen, damit ich in den Freigeistraum komme und dann versuche ich erst gar nicht, mich wieder freizuballern. Wenn ich allerdings den Ball doch einmal bekomme, befördere ich ihn so sanft wie möglich wieder aus meiner Hand. Fakt ist, ich hasse solche Spiele, bei denen man andere verletzen muss. Viel lieber spiele ich Basketball, denn da geht es nur darum, einen Ball in ein Netz zu werfen.

Wählt mich für Basketball, dann könnt ihr mit meiner Mitarbeit rechnen.

Bei Völkerball und sonstigen Abballerspielen schaut ihr bei mir nur dumm aus der Wäsche.

erinnerst du dich an die Einhörner und die saftig grünen Wiesen?

Obwohl ich es nicht will, denke ich jeden Tag an sie und somit an dich. Ich weiß, ich sollte abschließen, aber wir haben kein Ende.

Wir haben kein Ende und das schmerzt unendlich und erschwert mir das Loslassen. Wenn wir doch nur ein Ende hätten, aber du bist von deinem Einhorn gestiegen und nach Wien gezogen.

Ja, du wohnst eigentlich an manchen Wochenenden noch im Haus gegenüber von mir, auf der anderen Seite des Spielplatzes.

Ja, ich weiß, dass du manchmal noch auf den Spielplatz kommst und wie damals, wie eine Fee, an Blumen riechst oder sie pflückst und in Vasen stellst. Manchmal sehe ich dich auch und wir reden miteinander oder versuchen es zumindest, doch ich weiß, dass du nicht hier sein willst. Du lebst in Wien, nicht mehr auf dem Spielplatz. Deine Einhörner sind versteinert, verhungert, sie atmen wahrscheinlich nicht mehr. Dasselbe kann ich aber leider auch über meine sagen, weil es keinen Spaß macht, sie alleine zu füttern. Unsere Einhörner sind tot oder auch nur versteinert.

Wenn wir sie gemeinsam ein letztes Mal fütterten, würden sie ein letztes Mal erwachen und uns auf ihren Rücken reiten lassen?

Und würden sie dann wieder zu Statuen und letztendlich zu Staub zerfallen? Und hätten wir dann endlich ein Ende? Das sind die Fragen, die in meinem Kopf herumwirbeln und mir nur in der Nacht oder wenn ich abgelenkt bin, Ruhe gönnen. Mir egal, wie dramatisch das klingt, aber der Spielplatz ist tot. Alles um mich herum scheint in irgendeiner Art zu sterben, die ich nicht aufhalten kann. Ich habe wegen des Efeuhauses geweint, weil es ein Stück Vergangenheit war, das mich mit dir verbunden hat. Alles nimmt sein Ende, aber wir beide, wir haben kein Ende. Wir haben uns nicht verabschiedet, uns nie Lebewohl gesagt. Wahrscheinlich, weil wir damals nicht wussten, was es bedeutet, wenn einer den anderen verlässt. Ich weiß, du kannst nichts dafür. Es ist alles gut.

Nein, es wird alles gut. Komm einfach auf den Spielplatz, dann füttern wir gemeinsam unsere Einhörner, reiten das letzte Mal aus und werden dann zu Staub. Wir hätten endlich ein für uns würdiges Ende. Wie unsere Einhörner würden wir zuerst zu Statuen und dann zu Staub zerfallen. Gemeinsam mit ihnen und gemeinsam mit uns wären wir in der Vergangenheit oder Kindheit begraben.

Wir hätten endlich ein Ende. Komm einfach nur auf den Spielplatz, der schlussendlich ein Friedhof wird.

Ich warte auf dich, zum letzten Mal.

Die Welt ist grau. Alles liegt in Schutt und Asche. Die Herzen schlagen nicht mehr so, wie sie früher geschlagen haben, denn sie sind von Schmerzen behaftet. Gebückt und mit meinem alten, schon beschädigten Gehstock irre ich in der Wüste umher. In der Wüste, die einst meine Stadt gewesen ist. Verzweifelt suche ich nach dem Haus meines Freundes. Irgendwo muss es doch sein und wenn es ganz ist, dann will ich Gott dem Herrn danken. Auf die Knie will ich fallen, wenn das Haus noch steht. Ich krieche am Boden, weil ich nicht mehr gehen kann und mir mein Gehstock aus den zittrigen Händen geglitten ist. Die graue Luft erschwert mir das Atmen. Mit jedem Atemzug gelangt Gas in meine Lungenflügel. Staub und Asche gesellen sich auch dazu. Ich huste und ringe nach Luft, aber ich bewege mich weiter. Langsam zwar, wie eine Schnecke, aber ich gebe nicht auf. Wo ist das Haus meines Freundes? Ich muss es finden und meinen Freund sehen, der lebt. Ob mein Freund lebt?

Nein, er muss leben! Das von Menschen geschaffene Monster erwischt jeden, aber nicht meinen Freund, denn er ist stark. So viele sind im Krieg gefallen, aber mein Freund, der lebt! Hoffen will ich, obwohl ich immer weniger Luft inhaliere und sich die Dunkelheit wie eine alte Freundin auf mich wirft und mich zu lieben sucht.

Noch kann ich ihr nicht nachgeben, denn ich muss das Haus meines Freundes finden. Wenn es noch steht, ist er vielleicht am Leben und ich kann in seinen Armen sterben und nicht in denen der kalten Asche, die meine Lungenflügel füllt. Mit letzter Kraft schiebe ich mich am Boden entlang, der seine Krallen in meinen Körper gräbt und mich auf jede erdenkliche Weise foltert. Ich bin am Ende, am Ende ist mein Leben? Wo ist das Haus meines Freundes? Werde ich es finden und atmet er noch? Atmet er gesunde, süße Luft?

Vor meinen Augen erkenne ich in einer Entfernung von einigen Metern ein Haus. Hoch auf einem Hügel thront es. Oder ist das bloß eine Halluzination? Eine Sehnsucht? Der Tod schließt seine knochigen Finger um mein Herz und zermalmt es, quetscht mir die Luft aus der Kehle. Bevor ich bei dem Haus ankomme, das so hell erstrahlt im Vergleich zu den Ruinen, die einst meine Stadt waren, verwandelt sich alles um mich herum in ein unendliches Nichts.

Wunschleben Könnte ich mein Leben wählen, lebte ich in deinen Armen, würde nie die Stunden zählen, sondern jene Zeit umarmen.

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Wo ist das Haus meines Freundes?

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David Weihs

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DAVID WEIHS So bist du

Des Weihnachtsmanns Beutel

Es ist kalt. Ich friere.

Es ist dunkel. Ich fürchte.

Doch du hast keine Lasten.

Wärme umgibt dich.

Licht umgibt dich.

Neben mir stehst du.

In deinem Haus.

Und ich warte.

Bis du dein Herz öffnest.

Mich hereinlässt.

Doch dein Herz ist kalt.

Seine Öffnungen sind verfroren.

Es ist aus Eis. Eis wie Stahl.

Und mir ist kalt.

Ich bin alleine.

Wo holt er die Geschenke all her?

Was, wenn der Beutel ist ganz leer?

Was ist denn dann? Was ist passiert?

Wenn ein neu’ Geschenk aus seinem Geschlepp triumphiert.

Das Geheimnis (ich lüfte es sogleich), mag erstaunen den, der es noch nicht weiß.

Sein Beutel hat ein Innenleben, da soll es ein’ge Leute geben, die dies für verrückt, gar unlogisch werten, doch selbst halten sie nur ihr Denken vors Gesicht, schau’n nicht auf des Weihnachtsbeutels Sein.

Doch wenn du fällst in den Beutel hinein, dann wird dir klar, dass deine Einstellung falsch gewesen war.

In des Beutels Innenleben ja, einer Fabrik der größten Größe, wo die Geschenke werden verpackt, die Schokolade in ihre glänzende Folie gezogen wird und die grünen Bäume zu einer leuchtenden Augenkost Verwandlung zeigen.

All Weihnachtliches ist hier zu sehen.

Du wolltest hier nicht weg, doch zieht dich der Weihnachtsmann nach dem Fest in sein Versteck, fällst du aus dem Beutel heraus.

In die Realität.

Aus deinem Traum.

Ohne Titel Liebe Vergangenheit, sind wir mal ganz ehrlich, mit dir war’s niemals herrlich, mit dir war’s nur erbärmlich und niemals irg’ndwie schön.

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Mit dir war’s immer schaurig, und oftmals auch sehr traurig, und oftmals auch so elend, warst niemals hilfsbereit.

Und bin ich dir auch böse, komm bitte doch zurück, denn im Vergleich zu heute, bist du mein größtes Glück.

Denn heute fall’n die Teller, wenn ich daneben steh, dann krieg ich meinen Ärger, das Leben is’ so schee.

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David Weihs

Der Teufel in mir Der innere Teufel in mir.

Zerrt an mir.

Reißt an mir.

Schreit in mir!

Lässt mich nicht los.

Verunreinigt meinen Verstand.

Erniedrigt aller guter Taten Pracht.

Lauert in mir. Ganz unscheinbar, doch leider ist er immer da.

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Sophie Winkler

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SOPHIE WINKLER Weihnachten einmal anders Ein Elefant, zwei brandneue Schlitten, ein schwarzes Kätzchen, Berge an Schokolade, ein Computer, zehn Christbäume, ein Swimmingpool, eine Pferdekutsche mit zehn gesattelten weißen Rössern, ein pink gestreiftes Einhorn, ein verwirrter italienischer Koch und eine Herde fliegender Rentiere teilen sich im Moment mein Wohnzimmer. Während der Elefant meine neue Couch niedertrampelt, teilen sich die Rentiere gerade die Fransen meiner Stehlampe, und das schwarze Kätzchen beginnt, dem Koch Basilikum aus der Tasche zu stibitzen. Mein gestreiftes Einhorn beschnuppert jedem der weißen Pferde schamlos den Po, während diese empört schnauben. Langsam scheint es dem Elefanten ein wenig ungemütlich zu werden, und er erleichtert sich überschwänglich in dem nun gelb gefärbten Swimmingpool.

Jetzt wäre natürlich der Zeitpunkt gekommen, an dem man den Kopf verliert, panisch den lokalen Zoo informiert oder auf die Knie fällt und anfängt, ein herzhaftes Halleluja zu beten. In meinem Fall stolpere ich über einen der Schlitten und lande prompt in einem frischen Pferdeapfel. Man wird sich als Außenstehender nun sicher fragen, was zur heiligen Hölle all diese Dinge in meinem Wohnzimmer zu suchen haben, oder wie sie hier hingekommen sind (mich persönlich interessiert im Moment nur, ob man Pferdeapfel rauswaschen kann).

Das erkläre ich am besten so: Das Christkind lässt sich sehr viel Zeit, was Lieferzeiten anbelangt.

dir auch für das, schließlich hätte meinereins ja gestern etwas Schlimmes zustoßen können, wenn ich einen Fuß vor die Tür gesetzt hätte (nicht, dass das jetzt so oft der Fall wäre, aber wer weiß, ich definitiv nicht). Du könntest aber auch das Leben eines anderen auf irgendeine Weise gewendet haben, der gar nichts mit mir zu tun hat (wobei du mittlerweile verstehen solltest, dass das gar nicht möglich ist) und doch hast du mir auf irgendeine Weise dazu verholfen, so zu sein, wie ich jetzt bin (ob das nun etwas Gutes oder Schlechtes ist, kann man auch wieder debattieren, aber das kehren wir mal ganz dezent unter den Teppich). Blöderweise habe ich gerade mitbekommen, dass dies ein sehr egozentrischer Brief ist, ich aber an dich schreibe, und nicht an mich selbst (außer natürlich du bist derjenige, der in irgendeiner Dimension, irgendeinem Universum oder Jahrzehnt oder was auch immer eine zweite Version von mir ist, dann tut mir das natürlich leid, ich wollte dich nicht ausschließen). So, holen wir mal die Psychotante raus, es geht nämlich um dich, nicht um mich (schwer zu glauben, wenn man die erste Hälfte dieses Briefs gelesen hat). Ich hoffe, dass es dir gut geht, schließlich könnte auch dein Unwohl oder deine Abwesenheit oder was auch immer mein Leben beeinflussen (denk an all das, falls du dich selbst nicht ausstehen kannst und einfach alles hinschmeißen willst, vielleicht bin ich dir ja wichtig).

Tu das, was dir guttut, tu das, was dich glücklich macht, es muss nicht immer das Richtige sein (hin und wieder wäre zwar zu empfehlen, die verantwortungsvolleren Entscheidungen zu treffen, um zu vermeiden, sich nur von Fertiggerichten zu ernähren), aber am Ende eines mehr oder weniger schönen Tages kann man an seinen Entscheidungen eh nichts mehr ändern, hat man sie erstmal gefällt. Ein erfülltes Leben wird sowieso überbewertet.

Der Kaufrausch Man fragt sich schon, was denn bitte in der Evolutionsgeschichte falsch gelaufen ist, wenn man Leute fast blind jedes x-beliebige Lebensmittel in den Einkaufswagen werfen sieht. Andererseits ist dieses Verhalten ja direkt berechtigt, falls man davon ausgeht, dass die Welt morgen untergeht und es jeder gegen jeden heißt. Da sind die 10 Packungen Chips, die im Abverkauf waren, natürlich nicht wegzudenken. Oder die 20 Eier, der Trüffelkäse, 5 Kopfsalate, 3 Wecken

Brot und die Paradeiser aus Chile. Eine etwas andere Art des Kaufrauschs kann ich mir jedoch nicht so einfach erklären.

Ich persönlich bezeichne diese Verzweigung gerne schlicht als Dummheit, welche oft bei den weniger fortgeschrittenen Mitgliedern unserer Gesellschaft auftritt. Sie haben richtig gehört, meine Damen und Herren, ich rede von unzähligen mehr oder wenig hormongesteuerten Lebewesen der Gattung Mensch, die sich um ein paar Fetzen Stoff zerreißen, auf dem ein kleines Zeichen von Hollister, Supreme oder Levis gestickt ist. Falls Sie sich jetzt angesprochen fühlen, der Ausgang befindet sich links hinten. Ich erwarte mir weniger Tote als beim letzten Gucci-Winter-schlussverkauf.

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Sophie Winkler

Ich danke dir! Wirklich, aus vollstem Herzen. Vielleicht erscheint es dir so, als gäbe es nur eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, dass deine Existenz die meine auch nur im Geringsten beeinflusst. Wenn man jedoch einmal außerhalb der Box denkt (was sich in unserer Gesellschaft eher in Grenzen hält), muss man doch sagen, dass du mein Leben doch etwas lenkst.

Ich könnte dir für so einiges danken.

Vielleicht hast du damals für meinen Erzeuger dein Auto angehalten, anstatt denjenigen einfach über den Haufen zu fahren. Oder es war etwas viel Geringeres, du könntest auch der 3. Cousin des Nachbarn meines Hundes Mutter sein und trotzdem führt dein Sein dazu, dass ich jetzt so bin, wie ich bin.

(Wir diskriminieren hier niemanden, wer weiß, vielleicht sind Hunde ja in ein paar Jahrzehnten des Lesens mächtig).

Ich könnte jetzt noch so einige Dinge nennen, es könnte ja sein, dass du in der dritten Kleidungsfabrik in Kolumbien arbeitest und zufällig auf die 159.Faser meines Pullis geniest hast, und mein ach so empfindliches Wesen deswegen krank ist, ABER! Ich danke

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Liebe Zukunft!

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Sophie Winkler

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Liebe Vergangenheit

Frühjahrsboten 2048

Liebe Vergangenheit Mitternachts sah ich einen Kometen und wünschte um nichts wenn doch du alles warst, das mir blieb gesprungene Glassplitter unter verbrannter Asche schwache Luft fiel von trockenen Lippen als Zukunft fortschritt und dich begrub

Jahr 2048 Dimension 1 Stille.

Dort hinten zirpt, glaub ich, eine Grille.

Stille.

Vergangenheit Pt. 2 Ich sah einen Kometen nachts dort drüben an der Straße auf der du und ich uns trafen Er sah mich an und sagte nichts so wie du mir nie versprichst und sie mich nie vermisst wie das Feuer nie erlischt und die Stunde nie verwischt Und ich sah einen Kometen nachts dort drüben an der Straße

Jahr 2048 Dimension 27 Die Roboter feiern gerade den Frühlingsbeginn mit wilden Partys.

Das Motoröl fließt in Strömen.

3 Roboter erbrechen gerade.

32POs Frau betrügt ihn mit einem Staubsauger.

Jahr 2048 Dimension 12 Eine Schildkröte wird von einem Sauropoda zerstampft.

Jahr 2048 Dimension 57 Auf dem Berg kämpft sich ein Soldat durch den Schlamm.

Neben ihm geht eine Bombe hoch.

Sein Schutzanzug rettet ihn.

Jahr 2048 Dimension 58 Auf dem Berg kämpft sich ein Soldat durch den Schlamm.

Neben ihm geht eine Bombe hoch.

Er stirbt an Ort und Stelle.

Jahr 2048 Dimension 93 Mit Mühe schiebt sich ein übergewichtiger Homo sapiens die Rampe hoch.

Dort angekommen bestellt er sich synthetische Würstchen.

Die Würstchenmaschine funktioniert nicht.

Er tritt erzürnt dagegen.

Jahr 2048 Dimension 38 Der Alienprinz Myx macht einem Wesen der Vulkaner einen Heiratsantrag.

Es lehnt ab.

Jahr 2048 Dimension 54 Ein Reissack fällt um.

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HORN Klasse Rudolf Aubrunner

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TEILNEHMENDE Imre Benedikt Bella Herzog Lautaro Iriarte David Lischka Annika Mayer Anna-Maria Schierhuber Kyle St. Clair-Wright Laurin Sterkl Fabian Stummer

Schreibakademie HORN

SCHREIBAKADEMIE HORN

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Man hat ihr, der alten Dame Literatur, bereits in den turbulenten Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts den Totenschein ausstellen und das Recht auf Leben absprechen wollen.

Immer und überall wurde damals vom „Tod der Literatur“ und vom „Tod des Autors“ gesprochen, doch man hatte, voreilig, stürmisch und blind, wie man damals in einer Zeit großer Umwälzungen und Veränderungen war, die Rechnung ohne die Hauptbeteiligte, nämlich die Literatur selbst, gemacht, denn sie – die Sprache und Schrift gewordene Stimme des Menschen in der großen Stille, der Speicher und das Archiv der menschlichen Ängste, Träume, Sehnsüchte, Begierden, Bestandsaufnahmen und Fantasien vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit – lebt noch immer, wird noch sehr lange leben und gibt, dank der jungen Schreiberinnen und Schreiber hier in Horn wie auch an den anderen Standorten der Niederösterreichischen Schreibakademie, kräftige Lebenszeichen von sich und wird das auch weiterhin tun!

Über die Arbeit mit meinen Schreibschülerinnen und -schülern: „Wir sind einander, aus verschiedenen Richtungen, Zeiten und Köpfen kommend, begegnet, haben uns, vorerst einander noch fremd, langsam kennengelernt und gehen nun, in der immer flüchtigen Zeit, schreibend, ein Stück des Weges miteinander, wir reisen, gelegentlich, ausgehend von berühmten Eröffnungssätzen berühmter Werke, durch die Literaturgeschichte, durch die Werke und die Lebensgeschichten von Autoren, wir analysieren die Worte und die Struktur von Gedichten und Prosatexten, denn so wie schreiben lesen heißt, heißt lesen auch schreiben, und wir schreiben jeder, in seiner Einsamkeit, für sich, wir schreiben aber auch miteinander, Prosa oder Gedichte, erleben so das augenblickliche verblüffende Entstehen von Texten, wir lernen voneinander und beeinflussen uns gegenseitig, und ich persönlich nehme jede/jeden dort auf, wo sie/er gerade steht, wie sie/er gerade schreibt und versuche, wenn sie/er es notwendig hat, ihr/ihm weiterzuhelfen und sie/ihn zu ermutigen, um weiterzukommen, weiterzureisen, weiterzuschwimmen im unendlichen Meer der 26 Buchstaben des Alphabets, im Meer der Worte und Sätze, versuche, den Blick auf die Wirklichkeit, auf literarische Werke, auf die Sprache und auf die Form zu schärfen, jede/jeder soll, nach jeder Stunde, etwas Neues erfahren haben und mitnehmen, und sollte mir das alles, auch nur teilweise, also in winzigen Ansätzen, gelingen, so habe ich mehr erreicht, als ich mir in meinen Träumen zu erhoffen wagte ...“

Rudolf Aubrunner

Schreibakademie HORN

RUDOLF AUBRUNNER • • •

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Geboren 1958 in Altenburg/Niederösterreich Matura in Horn Arbeit in verschiedenen Berufen: Seit September 2010 Leiter der Niederösterreichischen Schreibakademie in Horn Seit Februar 2011 Leitung einer Schreibgruppe im Therapiezentrum Gars/Kamp Seit 2003 Arbeit an der mehrtausendseitigen, noch unveröffentlichten Romantetralogie „Der Ernst des Sterbens“ Texte zu Bildern des Malers Helmuth Gräff Lesungen (Wien, „Alte Schmiede“) Publikationen in Zeitschriften („Literatur und Kritik“), zuletzt „Lecram, Ich, Marcel; Hommage à Proust“ (Edition Thurnhof, Horn, 2010)

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Schreibakademie HORN

Annika Mayer

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ANNIKA MAYER Eine Weihnachtsbegegnung Wie ruhig es hier ist! Kein Vogel zwitschert, kein Ast knackt. Selbst die Natur scheint begriffen zu haben, dass heute Heiligabend ist. So still und wunderschön habe ich den Wald noch nie erlebt. Der Schnee glitzert unter meinen Füßen, und die Bäume beugen sich unter der schweren Schneelast, die sie zu tragen haben. Einzelne sich im Wald verlierende Fußspuren führen zu dem kleinen, zugefrorenen Bach.

Ich gehe weiter. Das gedämpfte Stapfen meiner Stiefel verliert sich im Wald, und so gerne ich auch noch hier bleiben würde, muss ich mich doch beeilen. Die meisten Menschen sind zu Weihnachten bei ihren Familien, ich hingegen treffe mich mit dem Menschen, der mir auf dieser Welt am wichtigsten ist. Mit dem Menschen, den ich seit Monaten nicht mehr gesehen habe, und der endlich wieder zu Hause ist. Es stimmt also doch: Weihnachten führt die Menschen zusammen!

Die Bäume werden weniger und weniger, bis ich den Wald schließlich ganz hinter mir gelassen habe und vor meinen Augen die Lichter eines kleinen Dorfes erblicke. Die Häuser stehen dicht gedrängt nebeneinander, Rauch steigt aus den Schornsteinen auf, die Dächer liegen verschneit da, die Straßen sind leer. Jeder befindet sich gerade in seinem Haus, bei seiner Familie. Alle essen, packen die Geschenke des Christkinds für die Kinder aus und singen Weihnachtslieder.

Ich beschleunige meine Schritte, gehe durch die menschenleeren Gassen und sehe die Menschen durch die Fenster bei ihren Christbäumen. Kinderaugen glänzen freudig im Schein der Kerzen, als die Kinder ihr neues Spielzeug auspacken. Aus einem der Fenster leuchtet mir eine große strahlende 24 entgegen und selbst die Straßenlaternen sind mit Kränzen aus Tannenreisig geschmückt.

Vor der Kirche, die ich nun erblicke, steht ein riesiger, hell leuchtender Christbaum, geschmückt mit zahllosen Kerzen und rot schimmernden Kugeln, leicht angezuckert mit pulvrigem Schnee. Doch das ist nicht das Schönste an ihm, denn vor ihm steht eine Frau in rotem Mantel, ihre schulterlangen braunen Haare wehen ihr durch den leichten Nordwind, der ständig durch das Dörfchen bläst, ins Gesicht, und sie blickt sich suchend um.

Evelyn, mein größtes Weihnachtsgeschenk, mein Ein und Alles!

In diesem Moment sieht sie mich, und ihr Gesicht fängt zu strahlen an. Ich renne ihr entgegen und falle ihr in die Arme.

70 Jahre vorher…

Der Mann schloss schweren Herzens die wuchtige Eisentür seines Anwesens. Er sperrte sie zu und warf die Schlüssel ins meterhohe Gras seines Vorgartens. Danach verschwand er eilig.

In den folgenden Jahrzehnten verfiel das Anwesen zusehends, und nach und nach geriet in Vergessenheit, wer das Anwesen besaß, denn der Besitzer hatte schon vorher in der Dorfgemeinschaft als Außenseiter gegolten. Daher konnte auch keiner die Kinder warnen, die sich 70 Jahre später beim Anwesen täglich zum Spielen trafen, so auch an jenem Nachmittag… „Ich hab ihn, ich hab ihn!“, jubelte Lydia, die Anführerin der dorfeigenen Indianerbande, und hielt dabei einen verrosteten Schlüsselbund in die Höhe, den sie zuvor im Gras gefunden hatte.

Die anderen Kinder, Flori, Annika, Carmen und Jakob, gratulierten anerkennend, denn auch sie wollten immer schon in das geheimnisvolle, verfallene Haus.

Auf der Stelle kämpften sie sich bis zur verwachsenen Eingangstür durch, um so die Tür zu einer geheimnisvollen, neuen Welt zu öffnen. Die Tür klemmte furchtbar, aber nachdem sich alle fünf mit ganzer Kraft dagegengestemmt hatten, sprang sie mit einem lauten Quietschen, das dem einer Frau ähnelte, ruckartig auf.

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Das Haus der verschwundenen Kinder

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Anna-Maria Schierhuber

ANNA-MARIA SCHIERHUBER

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Beinahe stolpernd, traten die Kinder ein und sie waren sofort verwundert über das hier vorherrschende Chaos, bestehend aus umgekippten Stühlen, angebrochenen Vorratspackungen, vielen kaputten Gegenständen und dem zerbrochenen Glas der Fensterscheiben.

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Angeekelt blieben Flori und Annika bei der Türe stehen, während die anderen drei unbeirrt weitergingen. „Was ist mit euch?

Wollt ihr nicht mit hineinkommen?“, fragte Jakob mit einem leicht spöttischen Unterton. „Nein, wir bleiben hier!“, erwiderte Flori ängstlich. Annika ergänzte: „Wir bleiben hier und schieben Wache, muss ja schließlich auch wer machen.“ Den anderen war das recht und so erkundeten sie zuerst die Küche und die Vorratskammer, wo Lydia und Carmen alle Mühe hatten, Jakob davon abzuhalten, die Süßigkeiten mitgehen zu lassen.

Danach durchkämmten sie die restlichen Zimmer des Erdgeschoßes, und als sie damit fertig waren, betraten sie die knarrende Treppe, die in den 1. Stock hinaufführte.

In dem Moment, als sie die Treppe betraten, sah die Menschheit die Kinder zum letzten Mal. Flori und Annika hörten noch, wie sie die ersten Stufen hinauftrampelten, und plötzlich vernahm man nur noch einen Schrei, der durch Mark und Bein ging. Dann war es still, totenstill. Angsterfüllt sahen sich Flori und Annika an und rannten wie auf Befehl gleichzeitig los. Erst als die beiden Kinder schon inmitten des Dorfes waren, verringerten sie ihr Tempo.

Als man später nach Lydia, Carmen und Jakob suchte, wurde man nicht fündig. Einzig die wuchtige Eisentür des verwahrlosten Hauses, die bei jedem Öffnen jenen markerschütternden Schrei der Kinder von sich gibt, erinnert an das mysteriöse Verschwinden der drei Kinder bis heute.

Anmerkung: Es empfiehlt sich, diese wirren und oft einem offensichtlichen Zusammenhang entbehrenden Zeilen mit musikalischer Untermalung, wie zum Beispiel Erik Saties „Gnossiennes 1-6”, zu lesen.

„His was a great sin, who first invented consciousness.“ – F. Scott Fitzgerald Ist es nicht wundersam, wie tief man sich in seinem eigenen Verstand verlieren kann? Ich schreibe diese Worte nieder, nachdem ich in den letzten drei Nächten nicht wirklich geschlafen habe, und ich nun, es ist Viertel nach 12, auch kaum Müdigkeit verspüre, zumindest nicht so eine, die mich zum Schlafen kommen ließe. Vielleicht sind diese Worte, oder der Akt des Niederschreibens selbst, ein Versuch, den dichten Nebel meiner Gedanken zu durchdringen und mir so ein wenig Ruhe, welche Form sie auch immer annehmen mag, zu verschaffen. Aber

wer weiß schließlich, aus welchem Grund man wirklich zu schreiben beginnt? Lediglich einer Sache glaube ich mir ziemlich sicher zu sein: Die Kunst ist das Gefäß für den Unmut und den Schmerz des Menschen, denen er sich im Angesicht der unüberwindbaren und unbestreitbaren Sinnlosigkeit seiner Existenz stellen muss.

Gestern Nacht habe ich versucht, meine ruhelosen Stunden in einer Bar zuzubringen, um mich, wie ich es früher so oft getan habe, unter fremden Menschen bei einigen Drinks zu zerstreuen und selbst zu vergessen. Aber auch das hat nicht funktioniert.

Ob es früher jemals funktioniert hat? Vor einer Weile fragte mich jemand, ob mir mein Trinken helfe. Darüber habe ich zuerst gelacht, dann allerdings lange nachgedacht und mich selbst gefragt, ob es mir je geholfen hat. Anfangs, vielleicht ein paar Mal. Vielleicht war es auch nur ein einziges, wirkliches Mal, und alle anderen Male sind nur Phantome dieses ersten Rausches gewesen. Seitdem belüge ich mich selbst, weil mein Körper sich an die anfängliche Leichtigkeit, die mit dem Trinken einhergeht, gewöhnt hat und dann die um so schlimmere, aber doch irgendwie erträgliche Schwere als notwendig ansieht. Womöglich sogar als erstrebenswert? Kann es sein, dass ich vielleicht an der Bitterkeit Geschmack gefunden habe?

Nachdem ich also von der Bar nach Hause gekommen war, habe ich meine Wohnung abgeschlossen und sie seitdem nicht mehr

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Fragmente aus unruhigen Nächten – Ein Abstieg

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Fabian Stummer

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verlassen. Ich dachte, ein Tag weg von der Universität, von anderen Menschen, und nur bei mir selbst, würde mir guttun. Aber offensichtlich hat sich nicht viel geändert, denn immer noch fühle ich diese Unruhe, als wolle sich etwas in mir nicht lösen. Den halben Tag über habe ich die Vorhänge zugezogen gelassen, nur um die Mittagszeit, während einer meiner dürftigen Mahlzeiten, viel möchte ich an solchen Tagen nämlich nicht zu mir nehmen, habe ich die Sonne für eine Weile hereingelassen, und mich dadurch zuerst ein wenig besser gefühlt, bis mir aber vom grellen Sonnenlicht die Augen zu schmerzen begannen und mir beinahe schwindlig wurde.

Es macht keinen Sinn mehr, sich die Frage zu stellen, warum ich nicht schlafen kann. Ich weiß es längst.

Es sind einfach zu viele Gründe.

Wie aber soll es mit mir weitergehen?

Ich bitte dich, Wort, Muse, Melpomene, verlass mich nicht, in dieser nächtlichen Stunde meiner Not! Mich, den von dir so sehr Besessenen und dadurch Verdammten, der kläglich versucht, sich aus der Leere, in die du mich gestoßen hast, einen Sinn herauszuholen, zu formen, zu reimen.

Ein Versuch, der scheitern muss!

Sprache, du bist eine wirkungslose Sache! Wenn du, wie man sagt, ein Werkzeug sein sollst, dann bist du nur ein Hammer, in den die Nägel, die du einschlagen solltest, selbst eindringen! Du bist ein Instrument, auf dem ich keinen schön klingenden Ton zustande bringen kann, und doch bist du, Unsinnige, alles, was mir bleibt, im Angesicht des Schweigens!

Also, mache dich mir dienlich, zumindest dieses eine Mal, oder sei endgültig verflucht!

Wie schmerzvoll ich doch gelernt habe, leere Worte zu verabscheuen!

Am Tage kann man lange über die Unsinnigkeiten und Banalitäten unseres öden Alltagslebens palavern,

aber nur nachts kann man sich wirklich, durch den Verlust der klaren Sicht, an die Wahrheiten herantasten, die es in einem selbst zu erkennen gibt, so bedrückend und verstörend sie auch immer sein mögen. Und deshalb auch kann ich nur jetzt, in der Nacht, schreiben, wenn mein Geist ruhelos ist, und mein Schädel mich nicht zum Ende kommen lässt, sondern Faden an Faden weiterspinnt, und das Netz meines Bewusstseins verdichtet, auf dieser Reise ans Ende der Nacht.

Ich denke, der Mensch kann sich, aufgrund seiner emotionalen Gegebenheiten, seiner Ängste, nur wirklich mit sich selbst beschäftigen und verstehen lernen, wenn er sich durch das Bild eines anderen sieht.

Aber was ist ein Bild?

Ein Bild ist etwas, das sich erst durch seine Betrachtung ergibt.

Ja, erst durch die Betrachtung ergibt sich das Bild.

Aber wir verschleiern uns selbst und den anderen die Sicht, leben in Illusionen, anstatt uns so zu verhalten, als trügen wir unsere Organe außen am Körper, als wären unsere Gedanken und Worte auf unsere Haut tätowiert. Stattdessen kaschieren wir, verstecken uns vor den anderen, und damit auch vor uns selbst. „Die Hölle, das sind die anderen“, wie wahr, wie lange diese Worte in meinem Kopf nun schon nachklingen! Wenn wir uns bloß nackt zeigen könnten, fehlerhaft, wie wir unweigerlich sind, würden wir uns gegenseitig endlich annehmen lernen, dann gäbe es keine Scham mehr! Aber stattdessen gehen wir nebeneinander her, auf nicht sichtbaren Wegen, mit gesenktem Blick und immer irgendeiner Leere entgegen. Doch wir hoffen nur darauf, dass der uns Nächste aufblickt, uns ANSIEHT, damit wir auch wagen, ihn anzusehen. Aber es geschieht nicht, und auch können wir nicht zuerst aufblicken, weil wir zu stolz sind, wie Luzifer, stolz bis zum 9. Zirkel, und weil wir zu feige sind, weil die Angst uns ständig mit ihrer doch wohligen, vertrauten Klaue fest gepackt hält. Wie kann man da anders, als sich selbst und gegenseitig zu hassen?

Somit muss ich gleich zu Beginn notieren: Diese Schrift kann ihren Zweck nur verfehlen, denn sie ist dafür gedacht, dem Leser sein Innerstes durch ein fremdes Auge aufzudecken... Wenn du, Leser, jedoch bei der Lektüre dieser Seiten eine Neugier verspürst, die, wie du vielleicht bemerkst, aus dir selbst kommt, du dich sozusagen mit ihr identifizierst, und du am Ende dieses trüben Abstiegs, eine gewisse Beruhigung in deiner Seele verspürst, um nicht gleich von einem gedanklichen Einklang zu sprechen, so bin ich meinem unerreichbaren Ziel zumindest ein wenig näher gerückt…

Bevor ich mich aber vollkommen verliere, möchte ich einige Fragen stellen und versuchen, sie mir selbst zu beantworten: Gibt es eine Konstante im Leben, außer der Angst? – Nein, ich glaube nicht, dass es sie gibt!

Was sind Baudelaires „Blumen des Bösen“? – Es sind die Menschen! Furchtbar und schön und immer vergänglich!

Nur durch Impulse, wie eine Rückkehr an einen Ort, selbst wenn er einem anderen nur ähnelt, einen Geschmack oder manchmal durch einen besonderen Duft, können wir, wenn auch nur auf wirrem, pervertiertem Pfade, zu etwas Vergangenem zurückkehren, in einer Art Déjà-vu.

Der Augenblick selbst aber ist unwiederbringlich verloren und kann unmöglich in seiner Gesamtheit nachempfunden werden...

Weh, wie vage und unsicher sie doch sind, die Strukturen der „Realität“ in unseren Hirnen, und wie leicht sie sich umstoßen lassen! Wie fragil sind die Häuser, die wir für uns selbst bauen und in denen wir zu leben meinen. Alles, was es braucht, um sie zu Fall zu bringen, ist nur ein ungeschickter, glückloser Wimpernschlag...

So krabbeln wir dahin, auf einem unsichtbaren Netz, und keine Vorsehung oder Bestimmung, keine göttliche Hand leitet uns, kein Demiurg schiebt uns langsam gen Abgrund, denn wir kennen den Weg selbst, kennen ihn nur zu gut, ganz automatisch, so wie ein Kind, das über den Bauch seiner Mutter zu ihrer Brust krabbelt...

Traum: Die Agentur Die Agentur liegt in einem angesehenen Bezirk am Rand der Stadt, im dritten Stock eines Altbaus... „Sie müssen wissen, wir haben nie unzufriedene Kunden!“, meint der ältere Herr in seinem rein-weißen Laborkittel und lacht, sodass die bleichen Hautflächen auf seinem faltigen Gesicht zu zucken beginnen. „Wir bieten Ihnen natürlich auch die Möglichkeit zu entscheiden, wie Sie austreten möchten. Aber das wussten Sie sicher bereits. Also, Spritze, Schock et cetera. Sie haben die Broschüre ja gelesen, oder? Alles vollkommen schmerzfrei, das kann ich Ihnen versichern! Und natürlich können Sie bis zum letzten Moment aus dem Programm aussteigen. Nur die Formulare müssen Sie unterschreiben, etwaige Vorkehrungen nach Ihrem Belieben treffen, wenn Sie es nicht schon getan haben, die Gebühr bezahlen, und dann steht der Abwicklung an sich nichts mehr im Wege!“ Er greift in eine Lade, legt Stift und Papier anschließend auf die saubere Oberfläche seines Schreibtisches und schiebt beide zu mir hinüber. Ich fülle mit ruhiger Hand sowohl das Formular zu meiner Person, in dem alles Notwendige festgelegt wird, als auch den Kontrakt, mit dem ich meine Einwilligung kundgebe, aus.

Der Herr nimmt die Papiere samt Stift wieder an sich, vergewissert

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Was also vielmehr den Unterschied bestimmt, ist, dass im Traum Dinge, die wir für gegeben erachten, oft außer Kraft gesetzt sind (ich denke dabei an einen „natürlichen“ und vertrauten Fluss der Zeit, eine kohärente und logische Struktur von Ereignissen, die man im alltäglichen Realitätsempfinden sicher einordnen kann), und Dinge, die uns im Wachzustand als unmöglich erschienen, die plötzlich zur Möglichkeit, ja sogar zur Selbstverständlichkeit im Traumgeschehen werden.

Der Traum ist also (unter anderem) ein Zustand, in dem die Umstände, die wir ansonsten als selbstverständlich erachten, auf den Kopf gestellt werden. Ob der Träumer diese Veränderung infrage stellt oder nicht, muss wohl von Person zu Person, aber auch von Traum zu Traum verschieden sein.

Interessant wäre aber, wie der Verstand im Wachzustand auf eine solche „Umdrehung“ der vertrauten Ordnung reagieren würde. Solcher Techniken haben sich bereits die Surrealisten, durch ihre naturalistische Darstellung von fantasieähnlichen und eben

traumartigen Motiven bedient, um in den Rezipienten ihrer Kunstwerke jenen verwirrenden, manchmal unangenehm und doch vertrauten (Freud würde vielleicht „unheimlichen“ sagen) seelischen Zustand hervorzurufen. Auch unsere Erinnerungen sind nur Rückblicke auf traumähnliche Gedankengebilde, denn durch den Verlust der Unmittelbarkeit können wir nur auf vage Stimmungen, Ideen und für uns selbst gezogene Schlüsse zurückgreifen, deren wir uns allerdings nicht mehr sicher sein können, weil sie bereits so weit im fernen Nebel des Vergangenen verschwunden sind.

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Fabian Stummer

Wohin reichen unsere Wurzeln?

Wo liegt der Keim des Übels?

Und: Wodurch unterscheidet sich ein Traum, also auch das Geschriebene, weil eine Schrift immer ein Traum ist, von der Realität? – Nicht immer dadurch, wie deutlich wir uns an ihn erinnern können oder nicht.

Schließlich kommen uns im Wachzustand manchmal Orte oder Erlebnisse bekannt vor, nur können wir nicht herausfinden, ob wir sie aus einem Traum oder der Wirklichkeit wiedererkennen. Weiters finden wir natürlich oft im Traume Aspekte unseres „eigentlichen“ Lebens wieder, die wir manchmal platzieren und in direkte Verbindungen mit Personen, Ereignissen und dergleichen setzen können, manchmal wiederum nicht, denn der Traum arbeitet bekanntlich mit Verschlüsselungen.

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Fabian Stummer

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sich, ob meine Angaben in Ordnung sind, erhebt sich dann und begleitet mich in den Raum nebenan, der beinahe leer ist, bis auf ein großes Bett inmitten des Zimmers, auf dem ein weißes Nachthemd zusammengefaltet liegt, und eine Lampe an der Decke, die Licht spendet. Fenster sind keine vorhanden. „Sind Sie so weit fertig?“, fragt er mit trockener Stimme. Ich bejahe seine Frage mit einem Kopfnicken. Nachdem ich ihn bezahlt habe, bittet er mich, das Nachthemd anzuziehen, schüttelt mir die Hand, verabschiedet sich und verlässt daraufhin den Raum. Ich ziehe meine Kleidungsstücke langsam aus, lasse sie auf dem Boden liegen, schlüpfe in das Nachthemd und lege mich im Bett hin. Wenige Minuten danach kommt eine Frau ins Zimmer, sie dämpft, an einem Schalter neben der Tür, das Deckenlicht und setzt sich an das Bett. Auf einem Tablett, welches sie nun auf ihren Schoß gestellt hat, liegen eine Spritze, ein Tuch und zwei kleine Fläschchen, eines davon mit einer klaren und eines mit einer blauen Flüssigkeit. Die Frau sagt kein Wort, greift an mein Handgelenk und streckt meinen Arm aus, schiebt den Ärmel meines Nachthemdes hoch, tropft dann ein wenig von der klaren Flüssigkeit auf das Tuch und wischt damit über meinen Oberarm. Anschließend sticht sie mit der Spritze in das zweite Fläschchen, und ich sehe zu, wie das Plastik sich langsam mit der blauen Flüssigkeit auffüllt. Die Frau setzt an, und die Nadel durchsticht meine Haut.

Ich sehe zu, wie die blaue Flüssigkeit in meinem Oberarm verschwindet.

Sie ist kalt...

Traum: Das Gesicht in der Suppe

Es ist etwas Seltsames geschehen – seit Wochen schon hat meine Frau ihr Gesicht verloren. Nun ja, verloren ist eigentlich das falsche Wort. Ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher, ob sie

jemals eines gehabt hat. Ich glaube, mich daran erinnern zu können, aber was für eine Sicherheit gibt mir das schon? Es ist seltsam, wissen Sie? Ich sitze im Esszimmer, ich rauche gemütlich eine Zigarette, ich lese die Tageszeitung. Meine Frau (meine Frau hat rote Haare, müssen Sie wissen), meine Frau kommt also aus der Küche, sie stellt einen Teller voll Suppe auf den Tisch vor mir hin. „In der Küche gibt es noch mehr davon!“, meint sie. Ich versuche, mich zu ihr umzudrehen, sehe sie nur von der Seite an, sie geht schon wieder zurück in die Küche, aber da, wo ihr Gesicht, das, was ein Gesicht ausmacht, sein sollte, ist nur etwas Verschwommenes.

Ein wenig sieht es so aus, als ob etwas mit rasender Geschwindigkeit an dir vorbeizieht, im nächsten Moment bist du dir schon nicht mehr sicher, kannst dir auch gar nicht mehr sicher sein, ob es überhaupt jemals da war. Ich esse also diese Suppe, sie schmeckt genau wie eine, die meine Großmama immer gemacht hat. Kafka hat es ganz gut getroffen, als er sagte: „Wie sich mein Leben verändert hat und wie es sich doch nicht verändert hat im Grunde!“ … ... Es war, ich glaube zumindest, mich daran erinnern zu können, der letzte Winterabend des Jahres, als ich, von jenem nur allzu vertrauten Alpdruck, aus unruhigen Träumen aufgeweckt wurde, unsicher, wie lange ich geschlafen hatte. Es mussten doch zumindest mehrere Stunden gewesen sein, denn in meinem Zimmer war es völlig dunkel, und ich erhob mich, um, unsicheren Schrittes, an mein Fenster zu gehen und den dunklen Vorhang beiseite zu schieben. Da sah ich, und ich hatte natürlich von solchen Phänomenen gehört, doch es schien mir in jenem Moment so vollkommen unwirklich, fern dem natürlichen Zyklus der Dinge, dass der Mond, er schien glatt am Horizont aufzuliegen, im schwarzen Nachthimmel, vollkommen rot erstrahlte, glühend wie eine Kohle und von einer fürchterlichen, entblößten Schönheit, wie der nackte Körper deiner Liebsten, der sich in süßen Todeswindungen räkelt.

Ich kann seit jenem Abend nicht mehr schlafen. Es ist, als ob ich die Augen nicht mehr schließen könnte, weil dieses Bild noch immer in mir weiterglüht und mir keine Ruhe mehr lässt, mich zu sehr erweckt hat... … Letztlich stellt sich mir die äußerst dringliche Frage, ob es noch etwas zu sagen gibt. Das muss ich jedoch entschieden verneinen.

Es bleibt nichts übrig, im Angesicht des ungesagt Gebliebenen, daher Unsagbaren, des Unerträglichen, das man dennoch ertragen muss. Ja, konfrontiert mit der Angst, der Idiotie, der Willkür und der Langeweile dieser undurchdringlichen Nacht bleibt also nichts als ein formloser, entsetzlicher Schmerzensschrei, den niemand mehr hören wird, der am Grund allen menschlichen Leidens liegt, und dann? Außer – dem Ewigen entgegenzuschweigen…

Ungeheuer ist viel.

Ungeheuer ist viel.

Ungeheuer ist viel. Doch nichts Ungeheurer als der Mensch.

(Sophokles, Antigone)

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MÖDLING Klasse Lena Raubaum & Markus Tobischek

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TEILNEHMENDE Elodie Arpa Benjamin Czasch Paula Dorten Lara Drakos Dominik Ernst Bianca Fellner Katharina Hapel Anna-Maria Kühn Aleksa Lazovic Hannah Mayer Sophia Oberlechner Lilian Ogrisek Sophia Panek Jonathan Rabl Ronja Rappl Raphael Reisenauer Paula Rogner Bernadette Sarman Lea Schamp Susanne Sophie Schmalwieser Anika Suck Bettina Trimmel

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Das Hauscafé in der Eisentorgasse 5 ist ein Ort für Jugendliche von 12 bis 19 Jahren. Kaum gehst du da bei der Tür herein, lädt dich der Raum zum Abhängen ein, zum Auf-die-CouchKnotzen, zum Bleiben. Eine Menge Plakate lächeln von der Wand, genauso ein paar Sprüche und Flyer.

Es gibt hier auch eine Dartscheibe, einen Wuzzler, viele Brettspiele und einen Billardtisch (der hält übrigens ab und zu unsere Mäntel und Taschen – er macht seine Sache echt gut!).

Wenn du an einem Samstagvormittag

(oder manchmal auch am Nachmittag) vorbeikommst, hörst du‘s da wahrscheinlich kritzeln oder tippen.

Denn das Hauscafé in der Eisentorgasse 5 ist der Ort, an dem wir als Schreibakademie Mödling zusammenkommen. Hier zücken wir Block, Laptop, Schreibmaschine, Tablet oder Notizbuch. Hier sind wir kreativ. Hier schreiben, denken, fühlen, reden, lachen wir.

Hier philosophieren, assoziieren, diskutieren, formulieren, motivieren, paraphrasieren wir. Und dann, wenn wir mal frische Luft brauchen, gehen wir kurz raus in den Garten. Auf dass neue Ideen kommen, die wir zu Papier, zu Bildschirm bringen können.

Das Hauscafé in der Eisentorgasse 5 – das ist die Homebase der Schreibakademie Mödling. Und vielleicht, ja vielleicht sehen wir uns mal dort an Wort und Stelle.

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MARKUS TOBISCHEK

Lena Raubaum erblickte im Mai 1984 als Lena Wiesbauer das Licht eines Kreißsaals in Wien, wo sie derzeit auch lebt und arbeitet. Also in Wien, nicht im Kreißsaal.

• Geboren 1970 in Wiener Neustadt.

• Als Schüler lernfaul, jetzt eher Musterschüler in Sachen lebenslanges Lernen.

• Seit 2005 Lehrer am BG/BRG Mödling Keimgasse.

• Unterrichtet Deutsch, Geschichte, Soziales Lernen und Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten.

• Ist SchülerInnenberater und leitet seit 2018 die SchülerInnenzeitung der Schule, die mit Susi, „Dr. Schmalwieser“ von der Schreibakademie Mödling als Chefredakteurin (mittlerweile a. D.), unter kmon.at gleich einmal online gegangen ist.

• 2018/19 Klassenvorstand der neuen Begabtenklasse und aller Voraussicht nach zusätzlich als Coach an einer anderen Schule beratend aktiv.

• Zuvor mehrere Jahre Tätigkeit in einer Werbeagentur (ghost.company) im Bereich Kontakt, Text, Konzeption, zuletzt als Creative Director.

• Erfahrungen, auch im Ausland, gesammelt als Tennislehrer, (Chef-)Animateur, Hortner, Nachtportier, Kellner, Verkäufer ...

• und schließlich Referent der Schreibakademie Mödling – nach wie vor eine der schönsten und freudvollsten Erfahrungen und Aufgaben; stolz auf seine Truppe „wunderbarer Menschen“(Copyright L. Raubaum), die so voller Wertschätzung sind.

Sie leitet in aller Wortverliebtheit, Sprachbegeisterung und Formulierfreude die Schreibakademie Mödling seit dem Schuljahr 2014/15 gemeinsam mit Markus Tobischek.

Darüber hinaus ist sie Chefredakteurin des Magazins „yoga.ZEIT“, freischaffende Autorin, Songtexterin, Sprecherin, Schauspielerin, Yogalehrerin und Nuadpraktikerin.

2016 erhielt Lena Raubaum den DIXI Kinderliteraturpreis in der Kategorie „Kinderlyrik“. 2018 erschien ihr Bilderbuch „Die Knotenlöserin“ im Tyrolia-Verlag (mit Illustrationen von Clara Frühwirth). Weiters verlieh sie dem Hörbuch „Stephansdom-Sagen“ ihre Stimme – ebenfalls erschienen im Tyrolia-Verlag 2018.

Mehr zu Lena Raubaum auf www.lenaraubaum.com

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LENA RAUBAUM

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Paula Dorten

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PAULA DORTEN ehrlich, herrlich, unentbehrlich

Unkraut vergeht nicht Gedanken- und tatenlos zugleich blicke ich auf das nicht zur Gänze weiße Blatt. Es ist kein glänzendes, schmieriges Weiß, auf dem die Abdrücke der Fingerspitzen zurückblieben, würde man mit den Fingerkuppen darauf tapsen. Es ist ein mattes Weiß und so völlig befreit von Unebenheiten, dass es reiner gar nicht wirken könnte. Es fällt mir nicht schwer, an nichts denken zu müssen, während ich unentwegt auf diese musterlose Blankheit starre.

Nur die Schriftzüge schwarzer Tinte unterbrechen die einheitliche Farbe.

Gleichmäßig bedecken die Buchstaben das Papier und dennoch habe ich noch keinen einzigen von ihnen gelesen.

Ein sanfter Windstoß weht das Papier hoch und ich streiche es mit der linken Hand glatt, sodass die Lettern, die offenbar erst kurz davor darauf gedruckt worden waren, verwischen.

Als ich auf meine Handfläche blicke, sehe ich dunkle Flecken, die sich auf meiner Haut abzeichnen und die Rillen und Strukturen darin erkennbar machen. Es sind unendliche Kreise und

Kringel, die sich durch meine Handfläche ziehen und in denen die Tinte in Form von winzigen Bächlein dahinfließt.

Ich bespucke meinen rechten Zeigefinger und versuche, die Farbe herunterzurubbeln. Doch sie bleibt haften. Und ich frage mich, ob es nicht doch Edding anstelle von Tinte ist.

Meine nun gefärbte Handfläche macht mir jedoch nichts aus, ich finde es sowieso eher faszinierend als abstoßend.

Langsam ziehen sich meine Mundwinkel nach oben und ich blicke zu dem kleinen Fleckchen Blau hinauf, von dem ich annehme, es wäre der Himmel.

Der Raum, in dem ich mich befinde, ist hoch und hell. So wie alles hier. Ganz ungewohnt für mich, die in einer bunten, aber doch grellen Welt aufgewachsen ist. Der Raum ist rund, in Form einer Kuppel, an dessen Spitze die weiße Wand von einer Glasplatte abgelöst wird. Das einzige Licht fällt durch dieses Fenster, und dennoch ist es in dem Raum so hell, dass meine Augen eine Weile brauchen, bis sie sich an das Licht gewöhnt haben.

Falls dieses Fleckchen Blau, das hinter dem Glas zu sehen ist, wirklich der Himmel ist, dann frage ich mich, ob er schon jemals von einer Wolke verdeckt worden ist. Das Blau ist so unendlich, dass es mir schwerfällt, meinen Blick nicht darin zu verlieren.

Man könnte fast meinen, es wäre ein himmelfarbenes Leinen über das runde Glas gespannt worden, so gleichmäßig kommt es mir vor. Die Kondensstreifen, die ihn durchziehen wie einfärbige Girlanden, lassen meinen Gedanken jedoch augenblicklich im Nichts verschwinden.

Spurlos.

(27.07.2018 Paula Dorten)

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Wind zum Schwingen gebracht wurde. Niemals war jemand darauf gesessen, der dies hätte erledigen können. Zumindest nicht, wenn ich auf der daneben gesessen war. Meine Unbeliebtheit hatte ich jedoch einzig und allein mir zu verdanken gehabt. Ich war geizig gewesen und grantig.

Ein paar Mal hatte ich mir versucht einzureden, ich könne meinen Geiz überwinden, doch wirklich geschafft hatte ich es nie.

Schade.

Doch viel geändert hätte es eh nicht. Später dann hatte ich in einer Kantine am Busbahnhof gearbeitet. Für die Pommes und die Würstel war ich zuständig gewesen. Nach jedem Arbeitstag hatte ich das Gefühl gehabt, ich wäre mitsamt meinen 100 Kilo Lebendgewicht durch das brutzelnde Öl gezogen worden. Der Mief hatte an meinen Klamotten gehaftet, wie es sonst nur Kletten tun. Doch es hätte eh keinen Menschen gegeben, für dessen Nase ich hätte gut riechen müssen.

Mir selber war es egal gewesen. Der Fritteuse-Gestank war nach einiger Zeit wie ein Teil von mir für mich geworden.

Er erinnerte mich an den einzigen Ort, an dem ich noch gebraucht wurde, an dem ich etwas zu einer Sache beitrug.

Weshalb ich also in diesen Abschnitt zwischen Tod und Leben, den ich selber als Nichts bezeichnete, gelangt war, war zweifellos unerklärbar.

Der einzige Grund, warum mir nun die Chance auf einen Neubeginn vergönnt war, waren die Kaugummifladen.

Die Kaugummifladen, die ich Tag für Tag in meiner Einsamkeit von den Wänden des Baumhauses am Spielplatz, zu dem man nur durch gekonntes Gekraxle an einer Kletterwand gelangen konnte, abgekletzelt hatte. Die Kaugummifladen, die andauernd von beliebten, anderen Kindern, in deren Gruppen ich nie aufgenommen worden war, an die Wände gepickt worden waren.

Klack. Klack. Klack. Unterbricht es meine Gedanken. Die Sekretärin klopft im Dreivierteltakt mit der Fingerkuppe ihres linken Zeigefingers auf die glatte Oberfläche des runden Tischchens und wirft einen angespannten Blick auf die sechseckige Uhr, die an der Wand zu meiner Rechten hängt.

Dabei sollte man doch meinen, dass Zeit im Nichts keine Rolle spielt, denke ich mir, und beobachte den Zeiger, wie er Stück für Stück nach vorne rückt.

Die Sekretärin fängt dezent an zu husten und deutet mit einem Kopfnicken in Richtung Formular.

Ich streiche mir eine fettige Strähne meiner cockerspanielbraunen Haare aus dem Gesicht und starre auf die letzte Zeile des Formulars, die noch ausgefüllt werden muss.

Die Einzige, die ausgefüllt werden muss.

Die eine Entscheidung beinhaltet, die meine Fähigkeiten für das nächste Leben ausarbeiten oder beeinträchtigen kann. Doch vielleicht ist es manchmal sogar besser, in einer Rolle zu bleiben, weil man sie einfach schon so gut spielen kann, denke ich und muss mit einem Mal grinsen, weil ich die Antwort weiß. „Unkraut” schreibe ich und mache mich unbeliebt.

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Paula Dorten

Genauso wie es mit mir nach meinem Tod geschehen ist. Spurlos in einem Abschnitt zwischen Leben und Tod, den keiner jemals definieren können wird, verschwunden.

Gemächlich lässt die weiß gekleidete Sekretärin einen Kugelschreiber zwischen ihren Fingern kreiseln. Er ist dunkelblau und glänzend und es hätte mich nicht gewundert, wäre mit einem Mal ein winziger Stern auf der schimmernden Oberfläche erschienen.

Einzig und allein goldene Feinheiten zieren den nachthimmelfarbenen Kugelschreiber, der in der Hand der Sekretärin liegt, als wäre er für sie gemacht.

Ich hatte noch nie etwas in der Hand, das so schien, als wäre es für mich gemacht.

Bitter.

Offenbar ist mir mein Neid leicht anzusehen, denn die Sekretärin hebt wissend ihre Augenbrauen.

Und ich frage mich, weshalb ich überhaupt noch etwas fühlen kann. So ganz ohne einen Hauch Leben in mir. Zu einem Zeitpunkt, zu dem ich weder lebe noch tot bin. Weder tot bin noch lebe.

Ich stehe da. Starr. Wie eine Schaufensterpuppe. Eigentlich unfähig, irgendetwas zu fühlen.

Und dennoch mache ich mir Gedanken. Gedanken, die ich mir eigentlich nicht machen sollte, wo die Antwort doch auf dem vor mir liegenden Formular steht. „Zweitgeburt, Abteilung: Pflanzen” steht in regelmäßigen Lettern darauf.

Und ich kann sie lesen, obwohl sie verwischt sind.

Niemals wäre mir zu meiner Lebenszeit eingefallen, mir auch nur annähernd Hoffnung auf ein zweites Leben zu machen.

Schon als Kind war ich alleine zum Spielplatz gehatscht, nur um schließlich einsam auf der Schaukel hin und her zu wippen. Als traurige Gestalt war ich damals oft bis zum Sonnenuntergang dagesessen und hatte der Schaukel neben mir zugeschaut, wie sie vom

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LARA DRAKOS einfach ich selbst

Lara Drakos

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Leutnant war er Leutnant war er. Leutnant und stolz darauf. Ein Kind noch, als der Krieg begann, aber bereit zu töten. Für das Land kämpfen, für seine Familie kämpfen und zu Weihnachten wäre alles vorbei. Begeisterung überall, so laut, so aufdringlich, es machte ihn euphorisch, aufgeregt, sein Herz schlug laut, im Takt der anderen, im Takt des Marsches. Er konnte nicht verstehen, warum die Mutter weinte, als er in den Zug stieg, der Vater ihm zwar die Hand drückte, aber nicht in die Augen sah, als er sich aus dem Fenster lehnte. Wozu die Aufregung?

Fürs Vaterland kämpfen, als Sieger hervorgehen, und zu Weihnachten wäre alles vorbei.

Er war gut in dem, was er tat, oh, so gut, und die Gewehrhälse rauchten und die Uniform stand vor Dreck, das

Stöhnen der Verwundeten, das Donnern der Schüsse, seine Einschlafmusik. Gut‘ Abend, gut‘ Nacht, so viele haben heute die Augen zugemacht und nie wieder auf. Wie das Fest verging, so einsam und alleine, so zitternd vor Angst, für das Land.

Der Heiland kam heruntergestiegen, nur in die Schützengräben hat er es nicht geschafft.

Leutnant war er, befördert, so jung und mächtig stolz darauf, irgendwie. Und dann war der Krieg vorbei, und plötzlich war er 21 und die Unbeschwertheit ihm gestohlen. Natürlich war das Ende absehbar gewesen, sein Ende absehbar, hatte seine Mutter vor sich gesehen, seinen Namen mit ihren Fingern auf einem Denkmal nachfahrend. Im Krieg gestorben, auf dem Schlachtfeld gestorben, wie so viele Abertausende. Kämpfend. Die Ahnungslosigkeit mit 17 hatte der Krieg überbrückt, hatte ihm Struktur gegeben.

Aber wenn er jetzt die Augen schließt, sieht er Rauch und hört das Schreien, wenn er einschläft, träumt er davon, losgeschickt worden zu sein, die Toten einzusammeln. Um sie später in Würde zu bestatten, um die zerfetzten Leiber nicht anonym liegen zu lassen, der trauernden Witwe zumindest etwas geben zu können. Gerannt war er, müde und hungrig und durstig, gemeinsam mit anderen, deren Namen er vergessen hat, weil die Schuld ihn quält. Blind und

an, weil er hinkt und weil dieser Schmerz nicht aus seinem Gesicht weicht, aber er lebt. Sie trauern um ihre Brüder und Söhne und Väter. Sie trauern um ihre Schwestern und Töchter und Mütter, die auch nicht wissen, wohin mit dieser Hilflosigkeit.

Leutnant war er.

Kriegsveteran war er. Sohn war er.

Unwissend war er.

Tot ist er.

Mamawochenende Ein Wochenende nur für sie. Sie hat es vollgepackt mit Freundinnen und Wein und Filmen und Brie, den sie jetzt wieder essen darf, nach 9 Monaten Abstinenz – und dann kam noch das Stillen. Auch wenn Max mittlerweile drei ist, nicht mehr mit Milch, sondern mit pürierten Karotten spuckt und sich auch artikulieren kann, ist das ein Vergnügen für sie geblieben. Aber ihren Plänen wurde in letzter Minute ein Strich durch die Rechnung gemacht, als Jakob anrief, etwas von München und Arbeit und keine Zeit erzählte, sich hundertmal entschuldigte und ihr zehn Minuten später ein verheultes Kind vor die Tür setzte, das nicht verstand, warum das Papawochenende gestrichen worden war und der Dinosaurierpark auch, denn sie hält manchmal ihren eigenen Sohn nicht aus und so viele Kinder schon gar nicht.

Vor Kurzem hat sie gelesen, dass es wichtig sei, optimistisch zu sein. Das Glas halb voll, auch bei Wolken scheint

irgendwann die Sonne durch. Tief durchgeatmet, Max umgezogen, das Gesicht abgewischt, so ist sie zum Café gefahren, das zwischen Buchladen und Post liegt. Sie hofft auf eine Spielecke. In der U-Bahn hat sie die Hand ihres Sohnes fest umklammert, auf dass er ihr ja nicht verloren geht. Wie immer zu spät dran, gehetzt, Kinderfüße, die nicht hinterherkommen, aber auch nicht im Kinderwagen eingesperrt sein wollen, aufgeschürfte Hände und sie die Rabenmutter. Missbilligendes Kopfschütteln, als sie ein weinendes Kind hinter sich herzieht, versucht, beruhigend zu reden, verständnisvoll zu sein. Sie ist das, was sie niemals sein wollte. Eine frustrierte Mittdreißigerin, alleine gelassen, mann-, aber nicht mehr kinderlos. Wir teilen uns das Sorgerecht, hat Jakob versichert, er wird gar keinen Unterschied zu vorher merken, aber hat irgendwie ausschließlich den Spaß-Part für sich gepachtet.

Es ist furchtbar voll, die Luft steht. Aber die Deko macht es wett und die Atmosphäre, wiederholt sie in ihrem Kopf. Lauter Literaturbegeisterte, lauter Intellektuelle, so wie in Studienzeiten, bevor Jakob kam und sie sich überreden ließ, ein Kind zu bekommen.

Eine Kellnerin kommt, sie bestellt Wasser und Schokoladenkuchen, nichts mit Creme oder Marmelade, davon haben dann alle Rundherumsitzenden auch etwas. Sie stehen ganz hinten, kein Sitzplatz mehr frei. Max stört das nicht. Er sitzt auf dem Boden, Kuchen vor sich, bohrt seine kleinen Finger hinein, die Krümel, die auf den Boden fallen, steckt er in den Mund. Es juckt sie in den Fingern, etwas zu sagen, kann die Bakterien sich winden sehen, aber die sind gut, stärken das Immunsystem. Tief durchatmen, das Glas ist

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Seine Mutter streicht heute tatsächlich über die Gravur seines Namens. Heute ist 1920. Heute ist er 23 und heute ist er tot.

Nicht verewigt auf einem Denkmal, sondern auf einem Grabstein.

Leutnant steht da. Leutnant. Alles so groß, alles so viel, alles so unaushaltbar. Die Tage so lang und grau, die Schuld so erdrückend, überlebt zu haben, die Mitsoldaten nicht gerettet zu haben, stolz und naiv gewesen zu sein. Stolz war er, auf sich, auf das Vaterland.

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krank vor Angst, dem Tod gleichermaßen furchtsam wie erlösend gegenübergestanden. Damit das Grauen ein Ende hat. Damit er nie wieder die Toten riechen muss, damit er nicht im Lazarett, wo die Ärzte fehlen, darauf wartet, dass die Stimmen verstummen. Weil er nichts tun kann, nur abwarten, auf dass sie ihren letzten Atemzug tun, denn die Beine sind weggesprengt und er ist weggegangen, als er nach seiner Hand griff.

Jetzt ist die Sonne ein Hohn, die scheint, obwohl sie weiß, was alles passiert ist. Leutnant war er, aber das will jetzt niemand mehr wissen.

Denn sie schauen ihn zwar mitleidig

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halb voll, zumindest hat die Lesung noch nicht angefangen. Trotzdem schmerzt ihr Rücken, viel stehen ist er nicht gewohnt, an das letzte Mal Sport kann sie sich nicht mal mehr erinnern. Sie setzt sich in den Kinderwagen, muss ein bisschen quetschen und drücken, mit Max kamen auch acht zusätzliche Kilos, die sehr hartnäckig bleiben.

Kurt

Langsam ebbt das Gemurmel ab, Max hat sich etwas schläfrig gegen ihre Beine gelehnt, der Tag dauert für ihn heute schon lang. Auch sie schließt die Augen, hört zu. Tatsächlich ist die Erzählung gut, muss sie manchmal sogar lachen. Nach der Lesung werden Gespräche mit der Autorin geführt und das Gefühl von Gelassenheit weicht.

Die Wortführerin stottert, spielt mit ihren Haaren herum, die vorne schon ganz strähnig sind, es geht ihr auf die Nerven. Gehen will sie nun auch nicht, sie ist nicht unhöflich. Zu ihrer Freude beginnt sich der Raum 20 Minuten später zu leeren. Max ist eingeschlafen, ohne Widerstand lässt er sich in den Kinderwagen setzen, anschnallen, sein Kopf fällt nach vorne. Sie wickelt den Schal um sich, zieht den Mantel an. Diesmal entscheidet sie sich gegen die U-Bahn, will Max nicht aufwecken.

Die Luft riecht gut, das Weinglas wird bald ganz voll sein und wenn Max schläft, mag sie ihn eigentlich auch ganz gerne.

Peter kommt schon betrunken. Leicht torkelt er, verwechselt die Klingel, erst als Kurt die ärgerliche Stimme des Nachbarn hört, reißt er die Tür auf, murmelt Worte der Entschuldigung und zieht Peter ins Vorzimmer. Dort ist es dunkel und staubig, aber Kurt schwitzt dauernd und der Staubsauger heizt die Zimmer auf.

Außerdem bemerkt Peter das sowieso nicht, auch nicht nüchtern, solche Dinge fallen ihm nicht auf. Kurt hat das Sofa so vors Fenster geschoben, dass er, wenn er die Augen schließt, sich einbildet, einen Balkon zu haben. Sommer heißt, abwarten auf Großartiges, jedes Jahr ein bisschen besser. Aber heute geht es nicht um Kurt, nein, um Peter, der ihm den Sachverhalt schon erklärt hat, heute steht er im Mittelpunkt. Nur er. Säuerlicher Unterton. Er zieht sich um und als er zurückkommt, liegen dreckige Gläser in Scherben auf dem Boden, Peter steht mit einer Bierflasche daneben, hebt entschuldigend die Schultern. Kurt seufzt.

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Kurt weiß, dass alles geht und nichts muss. Kurz vorbeischauen, kurz Hallo sagen und wieder gehen. Unverbindlich, ungezwungen, schauen wir mal. Er möchte zu Hause bleiben. Aber Peter will dort unbedingt hin. Wegen Anna, weiß er ja, haben sie aber nicht so besprochen. Eigentlich, um mal wieder rauszukommen, Musik, der Sommer dauert nicht ewig. Mittlerweile ist August. Es wird kühler, die Nächte kürzer, Kurt fühlt sich alt, seitdem er solche Dinge bemerkt, unspontan, langweilig.

Seit Anna gesagt hat, sie glaubt, es sei besser, sie machen eine Pause, ist Peter nicht mehr derselbe. Mürrisch, übellaunig, übelriechend. Freunde hat er auch keine mehr, außer Kurt. Der hat es ja kommen sehen und jetzt fühlt er sich schuldig. Aber alleine die Vorstellung von Peter und Anna war so utopisch, so witzhaft, so lächerlich, dass er es bis zu dem Moment, in dem sie beide vor ihm standen, ihr Glück bekundeten, nicht geglaubt hatte. Wenn er ehrlich ist, war auch Neid im Spiel. Schließlich sieht er besser aus als Peter und mit dieser Gewissheit war die Einsamkeit, die sich ab und an einstellte, zu ertragen. Weil sie gemeinsam im Park saßen, gemeinsam ihr Leid klagten, gemeinsam erfolglos waren. Bis Anna kam und dann der Geburtstag. Dort setzt Kurt den Beginn der Abwärtsspirale an.

Er wurde eingeladen. Gönnerhaft, Peter schlug ihm auf die Schulter, Anna bewegt sich sonst in anderen Kreisen, aber es ist okay, wenn du kommst, absolut in Ordnung, hat sie selbst gesagt. Peter schlürfte den letzten Rest seines Kaffees, entschuldigte sich, er müsse ins Theater. Überhaupt war er sehr kultiviert geworden, las Bücher, von denen Kurt nicht glaubte, dass er auch nur den Titel verstand, hatte die löchrigen T-Shirts und Jeans entfernt, dafür musste der Vermieter nun Abstriche machen, so ist das im Leben.

Aber ja, er war hingegangen, hatte sogar ein Gastgeschenk – als er sah, dass es die billigste Flasche Wein war, trank er erst die Hälfte

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Und dann war da plötzlich Anna.

Besorgte Rehaugen, im Nachhinein wohl eher mitleidige, eine mitfühlende Hand, die seine drückte, ein paar Sätze, die er nicht verstand, aber sie klangen so voller Fürsorge, dass er leichtsinnig wurde, die Grenze überschritt. Sie stieß ihn mit einer Vehemenz von sich, die sie beide erschreckte. Er strauchelte. Raus.

Sofort. Er sah nichts mehr, wollte nicht mehr hier sein. Dumme, dumme Idee.

Seitdem meldet sich Peter nicht und von Anna hat er auch nichts mehr gehört. Er weiß nicht einmal, ob sie noch zusammen sind. Gestern Nacht hat er das Sofa wieder an seinen ursprünglichen Platz gerückt und die Fenster geschlossen, weil er fror.

Es ist Ende September, binnen Tagen ist es draußen eklig und nass geworden. Fürchterlich. Die Fenster sind schmierig, im Rahmen hängt eine tote Fliege. Der Sommer ist vorbei.

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alleine, schüttete den Rest in die Rosen, auf dass sie verkümmern würden. Drinnen war es rauchig, zumindest riecht es bei reichen Leuten auch nicht besser, bemerkte er mit Wohlwollen. Peter war schon früher da gewesen („Wir müssen ja nicht gemeinsam dort auftauchen“), er konnte ihn nicht finden („Das ist eine große Party, kann sein, dass wir uns nicht sehen“) Kurt reckte den Hals, ging einmal durch den Raum, aufs Klo, aber kein Peter. Der Kopf war schwer, die Beine auch, er lehnte sich an die Wand. Kurz Augen zu, kurz ausruhen, kurz verschnaufen.

Kichererbse, kreativ, hilfsbereit

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Das Vergissmeinnichtmädchen

Anna-Maria Kühn

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ANNA-MARIA KÜHN

Ich wanderte im Garten unruhig auf und ab. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte einen noch gar nicht fertig gedacht, als sich schon der nächste in meinen Kopf drängte.

Es war, als würden sie alle gleichzeitig gedacht werden wollen. Ich versuchte, mich selbst zu beruhigen, doch es gelang mir nicht. Stattdessen setzte auch noch ein schmerzhaftes Pochen in meiner Schläfe ein und mein schon komplett überforderter Verstand war dem Versagen nahe. Doch was würde passieren, wenn er tatsächlich versagte? Ich wusste es nicht und da wurde die Frage schon von einem Bild meines schwer verletzten Bruders im Krankenhaus verdrängt. Ich wollte nicht an ihn denken. Wir hatten uns so schrecklich zerstritten und dann war auch noch der Unfall passiert und ich konnte nicht zugeben, dass es wegen Toni war und jetzt wollte mir einfach niemand mehr glauben… Verzweifelt

ließ ich mich auf die blaue Gartenbank fallen und stützte den Kopf in die Hände. Noch einmal versuchte ich, mich zu entspannen, doch ich konnte einfach nicht klar denken. Ich probierte, über einfach gar nichts nachzudenken, doch jedes Mal sah ich entweder meine weinende Mutter, meinen schreienden großen Bruder oder Jakob mit seinen schlimmen Verletzungen.

Ich raufte mir die kurzen brünetten Haare und konzentrierte mich auf die Welt um mich herum. Das Gras war an dieser Stelle noch kräftig grün, während es an Plätzen, auf die oft die Sonne schien, schon komplett vertrocknet war. Die Bank, auf der ich saß, war vergissmeinnichtblau. Jakob und ich hatten diese Blumen schon immer geliebt, deshalb hatte meine Mutter auch vor Ewigkeiten ein eigenes Vergissmeinnichtbeet am Zaun für uns angelegt. Wir hatten immer gespielt, dass ich die verschollene Prinzessin wäre und er der Geheimagent, der mich an den wunderschönen Vergissmeinnicht in meinen damals langen Haaren, die er während des Streits abgefackelt hatte, erkennt. Plötzlich wollte ich nichts mehr, als zu den Vergissmeinnicht zu gelangen. Zu meinen Vergissmeinnicht. Zu meinen und Jakobs. Ich lief zu meinen hellblauen Lieblingsblumen, doch im selben Moment fühlte ich mich wie ein dummes, kleines Kind und wusste nicht, was ich erwartet hatte, dort zu finden. Auch die allerschönsten Blumen konnten keine Probleme lösen. Ich kniete mich ans Beet und begann zu weinen.

Das Versprechen und der Schattendoppeling Hallo, ich bin Cindy. Also eigentlich heiße ich ja Mirella. Wenn ihr euch gerade fragt, wie man von Mirella auf Cindy kommt… tja, als ich im Kindergarten war und meine beste Freundin Linda kennenlernte, da hat sie immer Cinderella zu mir gesagt. Und da ich den Namen Mirella sowieso nie leiden konnte, bestand ich von da an auf Cindy.

Also das war jetzt die Anleitung dieser Geschichte. Ich weiß ja eh, dass es nicht Anleitung heißt, aber das richtige Wort fällt mir gerade auch nicht ein.

Wenn ihr jetzt denkt, ich bin total mischeggu oder wie das heißt, weiß ich, dass ihr diese Geschichte gerade zum ersten Mal lest.

Also… jetzt seid ihr sicher schon total gespannt auf die Erklärung… na ja, es liegt ja eigentlich nur an mir und an dem dummen Versprechen, das ich gegeben habe, nur weil ich meine Haarfarbe nicht leiden kann. Die ist aber auch echt bescheuert! So eine Mischung aus dunkelgrau und beige und olivschleimgrün und schlammbraun und der Farbe, die das Malwasser von meiner kleinen Schwester hat, wenn es dringend gewechselt werden muss.

Vielleicht noch mit einer Nuance von vergammelten Weintrauben, die seit Jahren im Keller herumliegen. Voll eklig. Gut, also nein, nicht gut! Auf jeden Fall wollte ich das ändern und ich hab auch schon echt überlegt, meine Haare zu färben, aber irgendwie hab ich mich dann doch nicht getraut. Obwohl so ein schimmerndes goldblond echt verlockend war und als sie mich dann gefragt hat...

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Was Simon behauptete, verletzte zwar meinen Stolz, doch hätte ich es einfach sofort zugegeben, dann müsste ich jetzt nicht weinend vor meinen Vergissmeinnicht sitzen und Angst vor dem Moment haben, in dem meine Familie vom Krankenhaus zurückkam.

Meine Mutter, Max und alle anderen

dachten, ich hätte meinen Bruder wegen des Streites absichtlich angefahren. Zuerst war ich wahnsinnig wütend gewesen, doch dann einfach nur enttäuscht, wie sie das je von mir denken konnten. Ja, unser Streit war schrecklich gewesen, aber zu erfahren, dass meine Mutter mir zutraute, meinen Bruder umbringen zu wollen, war schlimmer gewesen. „Huhu, Erde an heulende Nachbarin“, Toni schnippte vor meinem Gesicht in der Luft herum und grinste mich an. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er über den Zaun geklettert war. „Ich hab gehört, du hast wegen mir einen Autounfall gebaut und deinen kleinen Pennerbruder umgefahren!?“, sagte er mit eben diesem wunderschönen Grinsen. Ja, es war wirklich wunderschön... Auf einmal schaltete sich mein Verstand ein und ich begriff, was er da gerade gesagt hatte. Ich sprang auf. „Du bildest dir doch nicht ernsthaft ein, dass ICH WEGEN so eines Penners wie DIR meinen Lieblingsbruder anfahre!? Und du arroganter Unmensch hast nichts Besseres zu tun, als dämlich zu grinsen, wenn du erfährst, dass jemand schwer verletzt im Krankenhaus liegt!? Jakob ist hier nicht der Penner, sondern du!“ Jetzt war es raus, ich fühlte mich viel besser. „Du weißt schon, wieso er jetzt schwer verletzt im Krankenhaus liegt, oder? Aus welchem Grund, meine ich. Nämlich weil seine eigene Schwester so ein arroganter Unmensch ist und ihn während ihrer Führerscheinprüfung dämlich grinsend niederfährt und dann, anstatt sich bei ihm zu entschuldigen, den besorgten Nachbarn anschreit und das Blumenbeet vollheult!!!!“ Es war mir egal, dass er jetzt dachte, er hätte mich mit seinem Kindergartenkonter sprachlos gemacht oder mir fiele einfach nichts mehr ein. Ich wusste jetzt nämlich ganz genau, was ich die ganze Zeit schon hätte machen sollen. Ich pflückte ein paar Vergissmeinnicht, steckte sie mir in die Haare und lief los.

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Anna-Maria Kühn

Da sah ich ihn auf einmal. Toni, meinen atemberaubenden Nachbarn. Er kam langsam an den Zaun geschlendert.

Mit diesem umwerfenden Tonilächeln, das so wunderschön strahlend war. Ich fand ihn seit Jahren toll. Mein großer Bruder Simon hatte ihm die Schuld dafür gegeben, dass Jakob jetzt so schlimm verletzt war. Doch ich wollte und konnte nicht einsehen, dass ich bei meiner Fahrprüfung einen Unfall gebaut hatte, weil ich anstatt auf die Straße zu schauen, Toni angehimmelt hatte und im Moment der Unaufmerksamkeit Jakob, der, um mich wegen des Streites zu versöhnen, mit dem Fahrrad die ganze Strecke auf der Straße neben mir her gefahren war und mir ständig ganz viel Glück gewünscht hatte.

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am besten, ich fang noch mal ganz von vorne an. Ich hasse dieses Versprechen!

Es war ein verregneter Dienstagmorgen und draußen war es kalt.

Aber ich wollte trotzdem meine neue Jeansjacke anziehen. Ich hab mir eine richtig schöne Blasenentzündung geholt. Aber das wollte ich nicht zugeben. Ich mein, ist ja eigentlich auch echt klar, dass man nicht so ganz ungefroren (ich glaub, ich verwend ab jetzt nur noch Wörter, von denen ich weiß, wie man sie schreibt) davonkommt, wenn man fünfundzwanzig Minuten lang durch den allerärgsten Regen latscht, nur mit einem dünnen Jeansfetzen (was meine neue Jacke nach dem Sturm leider auch war) umgewickelt. Das haben meine Mama und Linda aber irgendwie vor mir gewusst. Aber ich wollte es nicht einsehen und hab trotzdem meine neue Jacke angezogen… tja, dumm gelaufen, Cindy…

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Als ich nach der Schule nach Hause gekommen bin, war das Erste, was meine Mama gesagt hat: „Hier sind Hustensaft, Nasenspray und Preiselbeerzuckerl (die helfen angeblich gegen Blasenentzündungen). Ich hab schon mal alles aus dem Medizinkasterl geholt – nur so für alle Fälle.“ Und dabei hat sie es irgendwie geschafft, gleichzeitig zu zwinkern, die Augen zu verdrehen und böse zu schauen. „Wie kommst du drauf, dass ich Medikamente brauche!? Ich hab mich weder verkühlt, noch hab ich eine Blasenentzündung!“, hab ich gerufen und dabei ganz empört geschaut… tja, und jetzt hab ich den Salat. Ich muss die ganze Zeit aufs Klo und hab mich schon zweimal… das ist so peinlich!

Ich bin vierzehn, fast fünfzehn Jahre alt und… ich kann das nicht aufschreiben!!! Ok, doch. Also gut, ich hab mich angepinkelt. Schon zweimal. Ich mein, ich kann ja nichts dafür – ich hab mir die Blase verkühlt, aber meine Mama

und generell alle sollen ja denken, ich wär pumperlg`sund… aber wie es so läuft bei mir, hat die Mama beide angepinkelten Hosen gefunden und als sie gesehen hat, dass ich zerknirscht danebensteh, hat sie mir nur die Preiselbeerzuckerl in die Hand gedrückt und „Die Packung ist ganz neu gekauft, sind noch alle 36 Stück drin“ gesagt. Eigentlich echt anständig von ihr, mich nicht zusammenzustauchen. Aber ich wollte immer noch nicht, dass sie und Linda und halt alle, die klüger sind als ich, recht haben. Also bin ich in mein Zimmer gegangen und hab gegoogelt, wie man so eine Blasenentzündung denn so schnell wie möglich loswird. Und nach ein paar Empfehlungen von Preiselbeerzuckerln, Preiselbeertropfen, Preiselbeerglobuli und so weiter hat mein Handy eine Adresse und Telefonnummer von so einer Art Kräuterhexe ganz in der Nähe ausgespuckt. Das hab ich gleich so richtig spannend gefunden.

Also hab ich sofort dort angerufen, hab mir meine Tasche und Winterjacke geschnappt und bin zur nächsten Bushaltestation gerannt. Als ich bei der richtigen Adresse angekommen bin, hat mir so ein circa 19-jähriger Typ die Tür aufgemacht und gesagt, seine Großtante sei im Garten. Die Kräuterhexe hat mich zuerst mal gefragt, wieso ich hier sei und was ich sonst noch so für Probleme hätte. Da hab ich sie wegen meiner Haare vollgejammert und sie hat voll so genickt, als würde sie das total verstehen. Na ja, ihre Haare waren komplett schneeweiß, aber sie war ja auch vermutlich nicht mehr die Jüngste. Gegen die Blasenentzündung hat sie mir so einen selbst angerührten Preiselbeersaft verschrieben.

(Na toll, und deswegen hab ich jetzt mein Geld für ein Busticket ausgegeben!) Und dann hat sie plötzlich so urgruselig geschaut und ein Buch unter ihrem blauen Sackkleid hervorgeholt. Das Buch war circa doppelt so dick wie das dickste Buch, das ich je davor gesehen hatte. Das hilft euch jetzt vielleicht nicht so viel weiter, weil ihr ja nicht wisst, was für fette Romane ich schon gesehen habe… also ich schätze es auf 20 bis 30 Zentimeter! „Weißt du, mein Mädchen…“, fing sie an, „es gibt eine Legende, die man sich in unseren Kreisen herumerzählt. Ich hatte sie nicht geglaubt, doch dann fand ich sie in diesem Buch, und was hier geschrieben steht, ist wahr“, sie machte eine theatralische Pause. „Die Legende besagt, dass ein kluges Mädchen mit genug Fantasie eine gewisse Veränderung an sich selbst zustande bringen kann.

Sowohl optisch als auch auf die inneren Werte bezogen.“ Plötzlich horchte ich auf. Das klang ja nun wirklich nicht ganz uninteressant. „Veränderung inwiefern?“, fragte ich. Sie erzählte mir irgendwas über Preiselbeeren und wie sehr nur die winzigste Veränderung das gesamte Leben beeinflussen kann. „Ist das dann nicht Zauberei? Magie?“ „Magie…, Zauberei…, wenn es doch nur so einfach wäre…“, sie lachte ein zahnloses Lächeln. Ich warf einen schnellen Blick auf meine Handyuhr. „Ach, mein Kindchen… ich bezweifle, dass diese Legende auf dich bezogen ist. Die Hektik und das digitale Zeitalter haben schon zu sehr auf dich abgefärbt…“ Ich überlegte kurz (damals war ich noch richtig dazu imstande) und entschied dann, dass es einen Versuch wert war. Wenn es nicht

Also langsam war das ja echt gruselig.

Aber ich glaubte nicht an solche komischen Horrorszenarien, in denen man

Der 19-jährige Typ, Sebastian, weckte mich auf. Zuerst konnte ich mich an nichts mehr erinnern, doch mit einem Mal war alles wieder da. Wo war eigentlich die Kräuterhexe? Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er, seine Großtante hatte ganz dringend wegmüssen.

Jetzt stehe ich vor dem Spiegel in meinem Zimmer und schaue mich an. Sind meine Haare nicht doch ein bisschen goldstichig geworden. Auf jeden Fall merke ich den Schattendoppeling, oder wie das heißt. Davor hab ich ganz sicher gewusst, dass es nicht Anleitung und mischeggu heißt. Oder etwa nicht?

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Dann war das auf einmal ganz komisch. Die Kräutertante hat sich auf einmal so vorgebeugt und mir mit ihrer kratzigen Stimme eine seltsame Warnung zugeflüstert: „Die Veränderung folgt einem Versprechen. Einem Versprechen, in dem du beeidest, dich freiwillig dafür entschieden zu haben, dann deinen Wunsch äußerst und sagst, worauf du am ehesten verzichten könntest. Denn jede Veränderung ins Bessere hat einen Schattenzwilling. Also überlege gut, ob dir eine neue Haarfarbe wirklich wichtig genug ist, um zu riskieren, dass du plötzlich alterst oder deine Freundinnen verlierst, weil sich deine Art so verändert.

Du könntest einsam werden, kriminell oder sogar verrückt! Ist es dir das wirklich wert?“

plötzlich selbst zu einer unmenschlichen Gefahr mutiert. Langsam glaubte ich diese ganze Geschichte nicht mehr. Doch die alte Frau war schon aufgestanden und winkte mich in eine kleine Gartenhütte hinter ihr. Drinnen war es staubig und stickig. Die Kräuterhexe zündete ein paar Kerzen und Räucherstäbchen an. Dann holte sie noch einen Mörser, ein kleines Messer und so eine komische Knetmasse. „Bedenke, dass dies nur funktionieren wird, wenn du wirklich daran glaubst und es auch wirklich willst.“ Ich nickte.

Die Räucherstäbchen vernebelten nicht nur den Raum, sondern auch mein Gehirn. Die Hexe schnitt mir eine Haarsträhne und ein Stückchen Haut ab, verknetete es mit der Knetmasse und tat es in den Mörser. Während sie rührte, hielt sie mir ihr Buch vor die Nase und gab mir zu verstehen, ich sollte die Fragen vorlesen und meine eigenen Antworten geben. Mir war schrecklich schwindelig von dem ganzen Rauch und meine Augen tränten, als ich zu lesen begann: „Ich bin mir sicher, diese Veränderung geschehen lassen zu wollen. Was möchtest du verändern? Meine Haare sollen goldblond werden. Auf welche deiner Schönheiten, innerlich oder äußerlich, könntest du am ehesten verzichten?

Ich… ich weiß es nicht…“ Und dann wurde ich ohnmächtig.

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funktionieren würde, dann hätte ich es zumindest einmal probiert, und sollte es klappen, dann hätte ich wunderschöne, goldglänzende Haare.

Also sagte ich der Hexe, dass ich es trotzdem gerne einmal versuchen würde.

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SOPHIA OBERLECHNER musikalisch, freundlich, kreativ

Sophia Oberlechner

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Er war Pianist

Ohne Titel

Er war Pianist seine Finger lang und schlank sein Genick immer verspannt

Mein Kopf ist kein sicherer Ort heute Nacht.

Die Schleier der Vergangenheit vernebeln mir die Sicht und ich stolpere über die Konsequenzen meines Tuns, während ich meinen Träumen nachjage.

Er war Pianist leidenschaftlich und glücklich leidenschaftlich und wütend leidenschaftlich und verzweifelt Er war Pianist in Konzertsälen und Spelunken in Gaststätten wie in Kneipen Er war Pianist überall zu Hause Klassik, Moderne oder Jazz Pop, Blues oder Rag

Mein Kopf ist ein vollgestopfter Zug heute Nacht. Überall sitzen Probleme, die Sitze mit Einkaufstaschen voller Vorwürfe versperren.

Meine Ideale drängen sich dazwischen.

Genauso verzweifelt auf der Suche nach einem Platz wie ich.

Mein Kopf ist eine Projektmaschine. Überall wittere ich Chancen und Möglichkeiten heute Nacht.

Ich finde längst vergessene Träume wieder und verwerfe neue Ideen.

Er war Pianist stand dazu und lebte dafür

Mein Kopf ist Dunkelheit heute Nacht.

Ich stolpere über nicht erfüllte Aufgabenstellungen und verirre mich zwischen möglichen Problemen, auf der Suche nach Schlaf.

Er war Pianist ein Künstler, wie man ihn selten traf.

Mein Kopf war Erinnerung, ist Hoffnung und will träumen heute Nacht.

Mein Kopf ist ein sicherer Ort heute Nacht.

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„Es dauert eh nur zwei Minuten“, sagte sie und fuhr sich nervös über die Unterarme. Er fragte sich, was ihr fehlte. „Okay“, erwiderte er lediglich und ließ sich an der Wand hinuntergleiten.

Die rauen Steine zerkratzten seinen Rücken. „Okay“, wiederholte sie und ließ sich gegenüber von ihm auf den nassen Steinboden plumpsen. „Ich brauche wirklich nur zwei Minuten deiner Zeit“, versprach sie und rieb ihre Handflächen an ihren Oberschenkeln. Sie sah verschreckt aus. Nichts mehr von ihrer majestätischen Haltung war übrig geblieben. Mit Schultern nach vorne gekippt und mit dem Oberkörper wankend, glich sie eher einem Betrunkenen, als ... „In zwei Minuten kannst du gehen“, beteuerte sie und er verdrehte die Augen. Bald würden es

zwei Minuten sein, in denen sie ihm versicherte, sie würde nur zwei Minuten seiner Lebenszeit beanspruchen. „Ich glaube, ich bin gefallen“, brachte sie heraus. Ihre Augen huschten hin und her. Versuchten, jemanden zu erhaschen, der längst nicht mehr hier war.

Dieses Gespräch würde eindeutig länger dauern als zwei Minuten. „Tief“, fuhr sie fort, „und ich weiß nicht, wie ich da wieder herauskomme.“ Er wartete. Auf eine Erklärung oder Begründung, warum sie gerade ihm das anvertraute. Mit ein wenig Hilfe hatte sie es bereits öfter geschafft, wieder aufzustehen, als er.

Es entspricht keinem Gesetz der Logik, dass sie ihn um Hilfe bat und nicht umgekehrt. „Wenn ich bei dir bin, fühle ich mich ganz und gar uneinzigartig.“ Das war einmal ein Kompliment, dachte er und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. „Es ist ein großartiges Gefühl.“ Sein Gesicht entspannte sich und er erhob sich vom regennassen Boden.

Er hielt ihr einladend die Hand entgegen.

Es sah ganz danach aus, als sollte dieser Sommer viel besser werden als der letzte.

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Zwei Minuten

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Sophia Panek

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SOPHIA PANEK Ich bin ich.

Ich bin ich Ich über mich?

Wie ich bin?

Eigenschaften von mir, Hobbys, die ich mag?

Diesen Fragen weiche ich mein Leben lang schon aus, denn, wie soll ich mich beschreiben?

Mich in einer Minute skizzieren und dafür die richtigen Worte finden?

Ich selbst sehe mich doch anders, als andere mich wahrnehmen.

Manch einer würde mich als hilfsbereit bezeichnen, ein anderer als intelligent, ein dritter als unsympathisch.

Ich selbst kann mich nur anhand meiner Reflexion im Spiegel sehen und das spiegelverkehrt.

Auf Fotos sehe ich, wie ich wirklich aussehe, aber Fotos fangen die Wirklichkeit nicht komplett ein, können nur einen Moment fassen, für mehr haben auch die höchstaufgelösten keinen Speicherplatz.

Und Videos?

Videos, die aus aneinandergereihten Bildern mit hinzugefügtem Ton bestehen, begleiten mich auch nur für einen Bruchteil meines Lebens.

Um mich richtig zu kennen, richtig zu verstehen, muss man Zeit mit mir teilen, Erinnerungen mit mir sammeln und mich „ich selbst“ sein lassen.

Dann, erst dann kann ich zeigen, wie ich bin, zeigen, nicht sagen, denn es geht doch darum, wie ich bin, und nicht darum, wie ich sage, dass ich bin.

Oder?

Da siehst du zurück auf deinen Weg und du fragst dich, wieso du ihn gegangen bist, warum du nicht abgebogen bist, als es noch ging.

Du denkst an all die Möglichkeiten, die es gab und die du ziehen gelassen hast, weil du weiterwolltest, immer weiter, ohne Pause.

Da gab es Momente, die ein Abzweigen ermöglichten, ja, in denen es vielleicht sogar besser gewesen wäre, anderswo entlangzugehen, aber der Augenblick war nicht richtig. Und du bist weitergegangen und jetzt stehst du hier und schaust auf das heruntergekommene Haus vor dir, das hässlich ist und kaputt, genau wie du. Aber während du länger auf die antik scheinende Tür starrst, während du die Vorhänge hinter den Fenstern bemerkst, die hell sind und glücklich wirken, während du die kleinen Teile des Wohnblocks betrachtest, bemerkst du, dass der Weg doch nicht nur falsch war, weil du jetzt hier

bist, und das ist gut so. Du siehst die verblichene Farbe an der Mauer, die Schrammen in der Tür, die Verzierungen an den Wänden und in den Fensterbrettern. Und du bist froh, dass du sie siehst, denn sie gehören genauso zum Wohnblock wie die heruntergekommenen Fensterläden, die die meisten Spaziergänger dazu bringen, das Gesicht zu verziehen, wegzuschauen und schneller zu gehen. Doch du bleibst stehen, für einen Moment, um das Gebäude zu betrachten, und als du beschließt, deinen Weg fortzusetzen, tragen dich deine Schritte hinein, durch die quietschende Tür in einen dunklen Gang mit einer langen, hohen Treppe. Und du blickst nach oben, auf den Himmel, denn das Dach fehlt und die Sonne lässt die Staubflocken tanzen wie die verliebten Pärchen nach Mitternacht auf Bällen. Du betrachtest den strahlenden Himmel, der blau erscheint vor den grauen Überresten des Hauses und der zu sehen ist, weil das Haus Platz gemacht hat dafür.

Hinter dir knirschen Kieselsteine, die zwischen einer Schuhsohle und dem Boden zerdrückt werden. Du drehst dich um, siehst ein Mädchen mit blondem Haar, das so verfilzt aussieht, als hätte deine Oma es zu Stoff verarbeiten wollen und nach kurzer Zeit aufgegeben.

Sie starrt dich einen Moment lang an, der Rock, den sie trägt, ist schmutzig und kurz, die Strumpfhose hat Löcher an den Knien und den Knöcheln, sie trägt nur einen Schuh und die Zehen ihres linken Fußes lugen in die stehende Luft des Wohnbaus.

Sie fragt nicht, was du hier tust, sie erklärt nicht, was sie hier sucht, sie schließt einfach die große, schwere, alte Tür und stapft die Stiegen nach oben, bis zum ersten Stock. Dann wirft sie etwas auf dich herunter und du schaffst es gerade noch, es aufzufangen.

Es ist weich, leicht und schmutzig, aber nicht ekelig.

Eine Decke, die du am Boden ausbreitest, genau unter dem Loch in der Decke.

Sie setzt sich neben dich, lässt dich in Ruhe, fragt nichts, sagt nichts, lässt dich das Schweigen genießen und genießt es gemeinsam mit dir.

Als die Sterne über den Himmel zu wandern beginnen und über dir schweben, denkst du an deinen Weg, den du unterbrochen hast, aber dann wird dir klar, dass es dazu gehört, still zu sein, ruhig zu bleiben und für eine Weile einfach nur am Boden zu liegen, um die Sterne anzusehen. Neben einem Mädchen, das deine Freundin werden kann, oder es bereits ist.

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Sophia Panek

Wohnblöcke, von Zäunen umgeben.

Grüne Zäune, rostig-braune Zäune, helle, hohe, dunkle, breite Zäune.

Zäune mit Spitzen, die deine Fingerkuppen zerfetzen wollen, wenn du es wagst, sie anzufassen. Zäune, die neben dir verlaufen, während du mit einem Stock in der Hand an ihnen entlanggehst. Und das Geräusch, das der Stock macht, wenn du ihn über die Stangen ziehst, hallt über die Straße und um den Wohnblock. Eine Alte sieht über ihre schiefe Nase nach unten auf den Gehweg und wirft dir ihre Blicke nach, wie ein Cowboy sein Lasso auf Kühe wirft. Doch du bleibst nicht stehen, lässt dich nicht erwischen und gehst immer weiter, bis du den nächsten Block, den nächsten, den nächsten erreichst und beim letzten, bei dem alles heruntergekommen ist, alt und hässlich, da bleibst du stehen.

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Wo der Weg dich hinführt

Vom Sinken und Wellenschlagen

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Ich werfe einen Stein ins Wasser und schaue ihm beim Sinken zu. Dann werfe ich einen zweiten und dritten.

Das Wasser schlägt Wellen, die sich irgendwann verlieren und meine Füße nicht erreichen, zumal ich auf der Brücke stehe und mich weit über dem Wasser befinde. Die Steine schreien nicht und zeigen keine Emotionen, es sind doch bloß Steine.

Sophia Panek

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lassen. Und wir, die Bevölkerung, wir lassen uns die Infos bringen, nachdem sie gefiltert, geschönt oder verschärft wurden.

Ich frage mich, ob JournalistInnen das auch so machen. Ob sie von oben, von weit weg auf das Geschehen blicken und dann ihren Artikel schreiben.

300 Flüchtlinge sind ertrunken, die Staaten reagieren nicht, das Mittelmeer ist voller Leichen und die Bevölkerung Europas schaut zu.

Ich werfe erneut einen Stein, er sinkt und ich spüre nichts, es ist doch nur ein Stein. Ich bücke mich, um einen neuen Stein hochzuheben, werfe, spüre den Schwung, mit dem mein Arm sich bewegt und schaue zu, dann ist er weg und ich nehme das nächste Geschoß.

Ein Flüchtlingsboot sinkt und die Zeitungen schreien. Sie wecken ein paar Emotionen in ein paar Köpfen der Menschen, neue Meldungen, andere Nachrichten erscheinen, das Boot mit den Kindern ist aus den Medien verschwunden. Aber neue Flüchtlingsboote kentern, andere Menschen ertrinken und die Nachrichten schreien wieder auf. Bis die Wellen sich geglättet haben und das Wasser ruhig liegt. Es ist ein Kreislauf. Stein fliegt. Stein fällt. Stein sinkt. Stein schlägt Wellen. Stein wird vergessen. Neuer Stein macht sich auf den Weg. Ein ewiger Kreislauf. Flüchtlingsboot segelt los.

Flüchtlingsboot gerät in Seenot. Flüchtlingsboot sinkt. Flüchtlingsboot schlägt Wellen in den Medien. Flüchtlingsboot wird vergessen.

Neues Flüchtlingsboot macht sich auf den Weg.

Wir, die Bevölkerung, wir stehen oben, auf der Brücke. Aber wir stehen nicht am Geländer. Die, die am Geländer stehen und das Geschehen beobachten, sind die JournalistInnen, vielleicht die PolitikerInnen, die sich informieren

Ich halte einen großen Stein in der Hand, ziele, werfe, treffe einen Brocken am Ufer, der sich löst und in den Bach gleitet.

Das Wasser wird aufgewirbelt, stärker als zuvor. Nach ein paar Minuten liegt es ruhig wie zuvor, aber irgendetwas ist jetzt anders.

Der große Stein hat den Bach verändert, die Wasserhöhe ist gestiegen.

How to: eine Katze reparieren Murr-ma. Ich glaub, die Katze ist kaputt. Murr-ma, sagt sie, und es kann alles heißen. Dass sie fressen will, dass sie müde ist, dass sie raus oder gestreichelt werden will. Murr-ma. Sie streicht mir um die Beine und ich schaue zu ihr nach unten. Ausschauen tut sie gleich wie immer. In den Kopf seh‘ ich allerdings nicht rein. Vielleicht hat sich da eine Schraube gelockert, vielleicht ist das Vögelchen aus dem Käfig ausgebrochen und sie versucht, es einzufangen.

Murr-ma. Eine Katze mit Sprachfehler.

Ich betrachte sie weiterhin skeptisch.

Normalerweise mauzt sie fordernd und so wie andere Katzen. Sie macht Miau, nicht Murr-ma. Ihr Fell ist schwarz wie immer, die bunten Sprenkel von Braun

und Weiß, die sie zu einer Glückskatze gemacht hätten, wirken anscheinend nicht. Glück hat sie mir nämlich noch keines gebracht, ich spiele regelmäßig Lotto ihretwegen.

Erneut dieses krächzende Geräusch aus ihrem weit aufgerissenen Mund. Sie will Aufmerksamkeit, aber ich will ihr keine geben.

Du hast gefressen, du hast geschlafen. Vor einer Stunde hast du auf meinem Bauch gelegen und ich habe dich gestreichelt.

Rauslassen wollte ich dich vor zehn Minuten, aber du wolltest ja nicht. Was ist also jetzt?

Murr-ma, sagt sie und schaut mich vorwurfsvoll an.

Ich beuge mich zu ihr nach unten, hebe sie hoch, aber sie strampelt sofort los. Ich setze sie ab. Bevor sie erneut ihr kränkliches Miauen ausstoßen kann, öffne ich die Küchenlade und hole die Box mit den Leckerlis hervor.

Sie hört das charakteristische Scheppern von den harten Teilen gegen die Dosenwand und schaut herauf.

Miau, macht sie, und ich nicke.

Jaja, dass du kaputt bist, spielst du mir immer wieder vor.

Aber diesmal warst du wirklich überzeugend.

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RONJA RAPPL

U-Bahn „Ich sitze in der U-Bahn, es ist – wie immer – viel zu heiß, viel zu stickig, viel zu laut, und außerdem quetschen sich viel zu viele Menschen in einen viel zu engen Waggon.

Als ich mich strecke, spüre ich, wie meine Beine durch viel zu viel Schweiß an einem viel zu roten Plastiksitz festkleben und sich jemand mit schwitzigen Fingern an dem Griff festhält, welcher an der Kopfstütze meines Sitzes angebracht ist.

Es ist mir unangenehm, doch aufstehen will ich nicht, dann müsste ich mich an einer der bazillenverseuchten, von fremden Händen vorgewärmten Stangen festhalten.

Also versuche ich, mich mit der lauten Musik, die aus meinen viel zu billigen Kopfhörern kommt, welche nicht in der Lage sind, saubere Töne in mein Ohr zu schicken, abzulenken.

Ein pfeifendes Geräusch lässt mich aus dem Zustand, alles um mich herum vergessen zu wollen, aufschrecken. Ich sehe eine junge

Frau den Waggon betreten, sie telefoniert. Sie beißt sich auf die zitternde Unterlippe. Genau in diesem Augenblick zerbricht sie innerlich, zerspringt geradezu, als wäre ihr Innerstes ein Glas, das durch eine einzige unvorsichtige Bewegung vom Tisch gefegt wurde. Ich sehe es in ihren Augen, ich war in der Vergangenheit ebenfalls vom Tisch gefegt worden.

Die Splitter fliegen in alle Richtungen. Niemandem wird es je gelingen, die Scherben wieder einzusammeln und richtig zusammenzusetzen. Ich stelle die Musik leiser.

Ihre linke Hand scheint die Stange in der Waggonmitte geradezu zu erwürgen, die rechte krallt sich an ihrem Smartphone fest.

Sie öffnet den Mund, um zu sprechen, und schließt ihn wieder.

Ich stelle die Musik leiser.

Sie sagt etwas, doch ich kann es nicht verstehen. Alles in mir verkrampft sich, ich möchte zu ihr gehen, sie festhalten und ihr zuflüstern, dass alles wieder gut wird.

Sie öffnet erneut den Mund. Ich stelle die Musik leiser. „Dann ist es also für immer“, ihre Stimme zittert, ihr ganzer Körper zittert und das Handy rutscht ihr aus der Hand, es knallt auf den dreckigen Waggonboden. Sie scheint es nicht zu bemerken.

Das pfeifende Geräusch ist wieder da, die Türen öffnen sich, sie stolpert über ihre eigenen Füße, schafft es schließlich hinaus auf den Bahnsteig. Ein Piepen ertönt und die Türen schließen sich.

Der Zug fährt langsam an. Ich sehe sie, sie ist gestürzt. Zusammengekauert liegt sie, zwischen Zigarettenstummeln, am Boden.

Ich schalte die Musik ganz aus.

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Ronja Rappl

ziemlich menschlicher Mensch

Ich in einer Minute In einer Minute fällt mir auf, dass jeder Mensch viel zu vielseitig ist, um jede Seite zu lesen, viel zu vielschichtig ist, um unter jede Schicht einen Blick erhaschen zu können, viel zu tiefgründig, um bis auf den Grund zu tauchen.

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eine Minute lang brauche ich, um zu beschließen, dass der Versuch, mich in einer Minute zu beschreiben, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

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Ich könnte ja einfach anfangen.

Ronja Rappl

In einer Minute,

Einfach anfangen, so einfach geht das aber nicht, denke ich.

In einer Minute schaffe ich es nicht einmal, den Grund dafür zu nennen.

In einer Minute frage ich mich, wieso ich mir die Sache so kompliziert mache.

Eine Minute, wenn ich in dieser einen Minute Zweifel habe, kann sich das in der nächsten Minute geändert haben, aber dann ist diese Minute schon vorbei.

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RAPHAEL REISENAUER

Monika Monika betrat das dunkle Kaffee, eine vertraute Wärme schlug ihr entgegen, doch schaffte es nicht, in sie einzudringen und sie zu durchströmen, wie es sonst immer der Fall war. Stattdessen blieb ihr Inneres kalt, leer und leblos.

Doch wenigstens war sie das Brummen der Autos und das metallene Quietschen der Züge, welche über die Gleise schlitterten, los. Sie schritt langsam durch den Raum, nickte freundlich einer Kellnerin zu, die sie begrüßte. Als sie auf ihren Stammplatz starrte, schmiegte sich die graue Hauskatze an ihre Beine und miaute heftig, das Fell des kleinen Tieres legte sich an ihre Haut und gab eine kuschelige Wärme ab. Vermutlich hatte sie Hunger, doch Monika ignorierte das kleine Biest. Sie setzte sich an den Tisch, dessen Oberfläche mit Metall überzogen war. Als Monika ihre Hand darauf legte, wurde sie von einer Gänsehaut überzogen. Rasch zog Monika ihre warmen Handschuhe an und da kam schon die Kellnerin zu ihr,

die sie vorher begrüßt hatte. Mit ihrer piepsigen Stimme und einem breiten Lächeln vermutete sie: „Das Übliche, nicht wahr?“ Monika setzte ein falsches Lächeln auf und erwiderte: „Ja, bitte, Franciska, sehr nett von Ihnen.“ Mit demselben makellosen Lächeln verließ Franciska sie und Monika ließ erleichtert ihre Mundwinkel wieder hinunterfallen. Sie lehnte sich ein Stück zurück und atmete tief ein, sog die verschiedenen Düfte des Kaffeehauses auf, bis sie die Gerüche fast schmecken konnte. Zuerst einmal war da der Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen und den verschiedenen Getränken, die aus ihnen gemacht wurden, doch auch das alte Holz hatte seine ganz eigenen Geruchsknospen und diese wiederum ihren ganz eigenen Charme.

Und da kam Franciska mit ihrem Kaffee wieder und stellte ihn sorgfältig auf den Tisch. Ohne ihren mit einem dieser giftigen Zuckerwürfel zu verderben, nahm sie einen Schluck, der Latte macchiato war passabel wie immer, nicht der beste Kaffee, doch auch nicht der schlimmste. Die bittere Note wurde leicht von der Milde der Milch verbessert und sie glaubte, einen Hauch von Haselnuss zu erkennen. Die warme Köstlichkeit füllte ihren Mund und rann ihren Hals hinunter. Das alles hätte perfekt sein können, der Kaffee, das Ambiente, alles. Doch es gab eine Sache, die sie störte. Der Stuhl gegenüber von ihr, der Stuhl, der so einsam und leer an diesem Platz festsaß, dieser Stuhl erinnerte sie an ihre eigene Einsamkeit und unterstützte dieses Gefühl der Leere.

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Raphael Reisenauer

Ich bin ich.

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Kurt, Kurz’ kurze Hose

Raphael Reisenauer

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Kurt lag ausgebreitet auf dem Bett, die konstante Langeweile hatte ihn in eine nahezu depressive Phase versetzt. Vor wenigen Monaten war noch alles anders gewesen. Er hatte regelmäßig Arbeit, kam unter die Leute und war alles in allem glücklich, weil er gebraucht wurde, doch nun war alles anders. Sebastian, oder Herr Kurz, wie er von den Reportern genannt wurde, hatte sich nur noch selten blicken lassen. Er hatte ja so wichtige Termine, zu denen er Kurt nicht mitnehmen konnte. Kurt hörte, wie die Türklinke hinuntergedrückt wurde, wie es Kurt möglich war, zu hören und überhaupt zu denken, wusste er selbst nicht so genau. Sebastian betrat den Raum. Hätte Kurt Arme gehabt, hätte er sie nun verschränkt. „Und, wie war dein Tag?“, fragte Kurt mit herausfordernder Stimme. Sebastian beachtete ihn kaum und erwiderte nur beiläufig: „Na ja, der Wahlkampf wird immer stressiger, hast du diese neuen FPÖ-Werbespots gesehen? Furchtbar, einfach nur zum Fremdschämen!“ Kurt war gekränkt über das mangelnde Maß an Beachtung und als er

bemerkte, dass Sebastian sich eine neue Anzugshose einpackte, stieg die Wut in ihm auf: „Wo gehst du denn jetzt schon wieder hin?!“ Offensichtlich überrascht von Kurts aggressivem Ton, sagte Sebastian nun beschwichtigend: „Ich muss noch zu einer ORF-Debatte, aber ich werde bald wieder zu Hause sein.“ „Immer musst du zu irgendwelchen Debatten und Wahlkämpfen und was ist mit mir? Ich sitze hier den ganzen Tag und langweile mich und wenn du nach Hause kommst, werde ich nur ignoriert!“ „Kurt, es ist kompliziert. Du weißt das und du weißt auch, dass ich nicht einfach in kurzen Hosen dort erscheinen kann.“ „Ach so, also schämst du dich schon für mich?! Ich weiß echt nicht mehr, wohin das führen soll!“ Kurt verlor nun vollkommen die Kontrolle und Sebastian schien auch nicht gerade glücklich. „Weißt du was? Du hast recht, ich schäme mich für dich, ich schäme mich, weil du eine hässliche, geblümte Short von Primark bist! Und ich erscheine viel lieber in eleganten Anzugshosen!“ Das war es, Kurt reichte es vollkommen und im Ärger sprach er sein Todesurteil: „Nun, dann solltest du vielleicht lieber deine Pillen nehmen, du weißt schon, diese Anti-SchizophrenieMedikamente!“ Sebastian schien geschockt und verärgert zugleich und erwiderte nun ganz ruhig und gelassen: „Genau das werde ich tun.“ Er holte eine rote Dose aus seiner ach so schönen Anzugshose, nahm eine der gelben Tabletten heraus und schluckte sie.

Als Sebastian wieder zu seiner kurzen Hose hinsah, kam kein Mucks mehr von ihr, Kurt war nicht mehr da. „Endlich Ruhe“, flüsterte er erleichtert. Kurt war fort, doch Sebastian erinnerte sich daran, dass die Stimmen nach kurzer Zeit wiederkommen würden.

Polaris Eyes as blue as ice Hair darker than the night So cold, yet so beautiful Like a north light Princess of the north So stunning, so pure I’d swear a thousand oaths Just to make sure That you keep that light Bright and white, in your cold blue eyes Bright because you’re near Cold because you’re still so far

But always showing me the way My beautiful north star You don’t shine like the sun in the south You don’t dazzle my sight Instead you clean my soul And purify my mind With your blaze you put other stars to shame They can shine but they can never glare the same Because you’re the beauty, you’re the north You’re my fairy, the one I was wishing for.

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BERNADETTE SARMAN

Die Pflanze Claudia wollte gewinnen. Sie hätte alles getan, nur um am Podium auf dem ersten Platz stehen zu dürfen. Für diesen Wettbewerb trainierte sie schon seit Monaten und dafür blieb sie immer am Ball. Training war für sie als Sportstudentin essenziell. Jede Woche stürzte sie sich für gut fünfunddreißig Stunden ins Schwimmbecken, sodass ihre Mitschwimmer schon behaupteten, Claudia würden noch Schwimmhäute zwischen den Fingern wachsen.

Mit einem unglaublichen Willen bewegte sie sich von Beckenrand zu Beckenrand und fühlte das Medium Wasser wie ein Vogel die Luftströmungen. Fleißig, diszipliniert sei sie, haben viele Beobachter gesagt und sie hatte sich mit einem Kopfnicken bedankt.

Natürlich, sagte sie dann, es war ein großer Traum von ihr, dort beim Landeswettbewerb zu gewinnen. Bei diesen Worten scannten die Gesprächspartner ihren Körper und Claudia spürte, wie sie unter diesen Röntgenblicken kleiner wurde.

Die meisten schnappten nach Luft, als ob sie sie das erste Mal sehen würden und suchten am Boden nach den richtigen Worten, um sich schließlich höflich, aber distanziert zu verabschieden.

Früher hatte Claudia es verletzt, dass Menschen so auf ihren Traum reagierten. Sie hatte viele Stunden nach dem Training am Beckenrand verbracht, wenn niemand mehr in der Halle war, und hatte geweint, für sich. Es endete immer damit, dass sie sich aufraffte und zu sich sagte, sie schaffe das schon. Ihre Mutter hatte, als sie noch Schwimmflügel trug, stets gesagt, dass es wichtig wäre, den Mut zu besitzen, nicht gemocht zu werden. Es war ihr Weg, nicht deren, und den würde sie gehen, komme, was wolle.

Ihre Motivation war eine kleine Pflanze, die auf ihrer abgewetzten Fensterbank stand und die sie nach dem Training tagtäglich goss.

Claudia beobachtete freudig, wie der junge Spross immer wuchs, und glaubte fest daran, dass das Pflänzchen ihren Erfolg darstellen würde. Sie konnte es kaum erwarten zuzusehen, wie es Blüten tragen würde.

Claudia hatte sich oft gefragt, warum sie nicht dünner sein konnte, stand schon etliche Stunden vor dem Spiegel, hatte ihren Hängebauch nach oben geschoben oder versucht, ihn ohne Erfolg einzuziehen, um schlussendlich ihre selbstzerfleischenden Gedanken mit dem Fazit zum Schweigen zu bringen, dass der Selbsthass auch nichts bringen würde. Klar, sie war nicht zufrieden mit sich, aber wenn sie sich ihre Kolleginnen ansah, merkte sie, wie ungesund es

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Bernadette Sarman

Kaffkind, Schreiberling, Buchmensch

sein konnte, sich selbst im Weg zu stehen. Claudia hatte vielleicht an ein paar Stellen zu viele Röllchen und nicht die perfekten Proportionen, aber wenn ihr Körper anders wäre, wäre es nicht ihrer.

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Als dann der Tag der Tage kam, war es merkwürdig ruhig in Claudia. Sie verspürte keine Aufregung, sie ging gelassen an den Beckenrand und sah die kreischende Menge nicht, die in den Reihen tobte wie eine römische Orgie. Als das Wasser beim Eintauchen über ihren Kopf zusammenschlug, bekam Claudia zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, als würde sie ertrinken.

Die Wassermoleküle waren nicht länger ihre Freunde. Sie hielten sie beim Vorankommen auf, sodass Claudia weder wusste, wo oben und unten war, noch ob sie das Wasser gerade in ihre Lungen ließ oder die Luft anhielt. Die Stille, die vorher in ihr geherrscht hatte, setzte sich jetzt auf ihre Brust mit einem bleiernen Gewicht.

Es zog sie hinunter und bevor sie den Beckenboden berührte, wurde ihre Welt schwarz.

Sie wachte nicht in einem Krankenzimmer auf, wie sie es sich gewünscht hätte oder wie sie es aus Filmen kannte. Claudia wachte auf den kalten Fliesen der Schwimmhalle auf. Um sie herum stand eine Menschentraube, Kameras blitzten unangenehm in ihren Augen. Ihre Brust schmerzte und am Rücken spürte sie blaue Flecken, sie war also unsanft aus dem Wasser gezogen worden. Man hatte achtlos ein Handtuch neben sie fallen lassen und als sie sich die Tropfen aus dem Gesicht wischte, verkündete eine schnarrende Stimme neben ihr, sie könne nicht mehr mitmachen, es ginge einfach nicht. Weiter hörte Claudia nicht zu, von der Ferne klangen die Worte Versicherung, Organisation und Fairness wie Fremdwörter in einer Sprache, die sie nicht verstand.

Sie rappelte sich auf zitternden Knien auf und drückte das Handtuch an ihre Brust, hinter sich hörte sie das aggressive Knipsen der Kameras. Langsam tapsend verließ sie die Schwimmhalle, ohne sich auch nur einmal umzudrehen.

Bernadette Sarman

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Als sie nach Hause kam, war das kleine Pflänzchen tot.

Am Morgen hatte Claudia in ihrer Eile zu viel Wasser in die Erde gegossen. Claudia betrachtete sie eine Weile, ihr Blick flog an der abgestorbenen Pflanze entlang. Dann nahm Claudia ohne einen weiteren Moment der Trauer die Pflanze von der Fensterbank und entsorgte sie.

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Herr der Ringe

Es rankten sich Legenden um den schweigenden Mann und mit jedem Jahr wucherten sie weiter um sein finsteres Dasein, wie zu einem gewaltigen Dornbusch, bis man zum Schluss nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden konnte. Abergläubische sagten, sogar Voodoo-Meister aus einem fernen Land hätten bestätigt, dass es Unglück für sein ganzes Leben bringe, wenn er einmal einen Ring nicht tragen würde. Ledige Mütter meinten, er liebkoste seine „Babys“ im Schlaf, nie dürfte ein Ring unter

Was also steckte hinter diesem Mann, an dem alles, Haar, Ohren, Augen, Anzug, alles, dunkel war bis auf seine Finger, an denen Gold und, wie manche meinten, auch sicher Blut klebte. Die Ältesten konnten sich noch an den mageren, blassen Jungen erinnern, der jeden Tag in die Fensterläden der Juweliere der Stadt gestarrt hatte und nach etwas zu suchen schien. Krimineller sei er nicht geworden, sagten sie, aber sein Gefährlichkeitsgrad habe sich dadurch erhöht. Es sei noch nicht zu Ende.

Doch das kam bald und die ganze Stadt schien zwar aufgelöst, aber nicht verwundert, als der Name des Mannes sie aus der Zeitung anstarrte. Eine Gruppe von Jugendlichen hätte einen fürchterlichen Gestank aus seiner Villa gerochen und hatte die Polizei alarmiert, die daraufhin ins Haus einbrach.

Unter den Stiefeln der Polizisten knirschte das Gold, als die Polizisten an die Badewanne traten, die über und über mit den Ringen des Mannes befüllt war. Inmitten dieser Klunker lag er, ausgestreckt, nackt, tot. Seine blauen Ohrläppchen leuchteten im starken Kontrast zu den Ringen, während die Augen des Mannes wie auch schon im Leben nichts aussagten. Es klebte nirgendwo Blut, aber, wie in einer späteren Untersuchung festgestellt wurde, war er an 27 Ringen erstickt, die er vermischt mit Goldplättchen-Sekt hinuntergestürzt hatte. Die Gier des Mannes hatte ihn überrollt.

Nach einem Monat hatte die Stadt den Vorfall zwar nicht vergessen, aber sie hüllte sich in Schweigen, was die Geschichte anging, bis sie als Legende vergessen wurde.

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Die meisten wussten nicht, warum er Menschen wie billiges Falschgold von sich stieß und keinen an sich heranließ, nur seine Familie ahnte, dass die schweren Klunker an seinen Fingern etwas mit der Kälte des Mannes zu tun hatten.

seinem samtenen Kissen fehlen. Einmal sei der Mann auf einer Geschäftsreise gewesen und er habe vergessen, seinen Ring für den 25. Mai an den Finger zu stecken. Er habe sich schwitzend und schlaflos im Hotelbett gewälzt und sich verflucht für sein momentanes unerträgliches Leben, was er angeblich als Vorhölle bezeichnete. Hotelangestellte hätten ein markzerfetzendes Brüllen gehört und hätten daraufhin in weniger als einer Stunde gekündigt.

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Bernadette Sarman

Er besaß 365 Ringe, für jeden Tag des Jahres einen. Kein Mensch durfte ihn mit demselben Ring zweimal sehen, deshalb hatte er auch keine Freunde, zumindest nie lange. Mit dem Alter verschwanden auch die ganz, doch das störte ihn in keinster Weise.

Er redete nicht, niemand kannte den Klang seiner Stimme. Der Mann machte seine Arbeit und das nicht schlecht, meinten seine Kollegen, die auch nie ein Wort mit ihm gewechselt hatten und ihn nur mit einem begrüßenden Kopfnicken sahen. Ein bisschen kühl sei er.

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LEA SCHAMP Einzigartig, einfühlsam, frohlockend

Lea Schamp

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Zu spät Sie machte einen kleinen Schritt und stand am Rand der Klippe.

Unter ihr schlugen die Wellen gegen die gezackten Steine und drohten, sie zu verschlingen. Der Wind wehte eine salzige Brise zu ihr nach oben und strich ihr über die von Regen und Tränen nasse Wange. Es ist noch nicht zu spät, hatte er gesagt. Dann war er gestorben. Er hatte wahrscheinlich gemeint, dass es noch nicht zu spät war, sich zu ändern. Oder, dass es noch nicht zu spät war, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Aber das hatte er alles nicht gesagt. Er hatte nur diese sechs verdammten Wörter gesagt. Es – ist – noch – nicht – zu – spät. Diese einfachen Wörter hatten sich in ihr Gehirn gesetzt und alle anderen Gedanken verscheucht. Seit Wochen hatte sie an nichts anderes mehr gedacht. Sie schüttelte den Kopf und ihre durchnässten Haare klebten sich an ihren Hals. „Jetzt ist es zu spät“, flüsterte sie und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Einen kleinen. Klein, aber trotzdem groß genug, um sie schweben zu lassen. Jedenfalls für einen Moment, denn dann fiel sie. Um sie herum schien die Welt stillzustehen. Sie konzentrierte sich nur auf sich selbst, auf das Kribbeln in ihrem Magen, das der freie Fall in ihr auslöste, und auf den Druck in ihrer Brust. Gleich ist es vorbei, sagte sie sich immer wieder. Und dann tauchte sie in Wasser ein und mit ihr ertranken alle Sorgen und Probleme, die sie zu dem Menschen gemacht hatten, der sie gewesen war und der sie nicht sein wollte.

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Lea Schamp

Weiß war der Schnee, den der eisige Wind gegen die Fensterscheibe wehte. Sie beobachtete die Schneeflocken, während sie auf dem breiten Fensterbrett saß und wartete. Wartete auf ihn.

Sie wusste nicht ganz, warum sie wartete. Er würde nicht mehr zurückkehren, das hatte er ihr ausdrücklich gesagt, und doch wollte ein Teil von ihr die Hoffnung nicht aufgeben. Und deshalb saß sie auf dem Fensterbrett, starrte in die Nacht hinaus und wartete. Wartete auf ihn. Die Sterne, die am Himmel standen und die Straße in ein warmes, gelbes Licht tauchten, schienen zum Greifen nah, und die Bäume, die sachte im Wind hin- und herschaukelten, warfen Schatten auf die anderen Häuser. In keinem von ihnen war es noch hell, warum auch, es war schließlich mitten in der Nacht. Sie warf einen Blick auf die Uhr, die über ihrem Bett an der Wand hing. 02.37 Uhr. Sie würde noch fünf Minuten warten, dann würde die Müdigkeit über sie siegen und sie würde auf dem Fensterbrett einschlafen. Gedankenverloren zeichnete sie mit dem Finger Sterne an die Fensterscheibe. Mit jeder Minute, die verstrich, wurden die Sterne kleiner und kleiner. Aus den fünf Minuten wurden zehn und aus den zehn Minuten eine halbe Stunde.

Als kein Platz mehr für Sterne war, verfolgte sie den Sekundenzeiger der pinken Uhr mit ihren Augen. So, wie sie es in den Mathematikstunden immer getan hatte, wenn sie mal wieder etwas über binomische Formeln oder den Satz des Pythagoras gelernt hatten. 04.03 Uhr. Der Funke Hoffnung war gerade dabei, sich in Luft aufzulösen, doch da sah sie die Lichter eines Autos die Straße entlangkommen; das erste seit mindestens fünf Stunden.

Sie starrte nach unten. Das Auto wurde langsamer und hielt schließlich direkt vor ihrem Haus. Als sich die Türe öffnete, konnte sie trotz des schwachen Lichtes und des dicken Wintermantels erkennen, wer nun vor ihrem Haus stand und sich unschlüssig umsah. Sofort war sie hellwach und eine wohlige Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, ließ ihre tauben Zehen wieder auftauen und ihr Herz schneller schlagen. Sie sprang von der Fensterbank, rannte die alte Holztreppe hinunter und öffnete die quietschende Haustüre, noch bevor er überhaupt geklingelt hatte. Glücklich warf sie ihre Arme um seinen Hals. Er strich ihr übers Haar und murmelte irgendetwas Unverständliches. Langsam löste er sich aus ihrer Umarmung, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie.

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Hoffnungsvoll

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Susanne Sophie Schmalwieser

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SUSANNE SOPHIE SCHMALWIESER Sympathisch, dramatisch, beistrichfanatisch

Fliegen Dieser Text hier lebt schon in mir fast seit Anbeginn der Zeit. Er ist nicht Rowling und nicht Schiller, weder Kant noch ist er Freud, es ist ein Text, der keine Brücken baut, nicht Hermann Hesses Botschaft klaut, nicht Julia Engelmann zitiert, sich nicht als Rede aufdrapiert, nicht die Gesellschaft delogiert aus ihrem warmen Sitz.

Hab weder Witz, noch hab ich Scherz für euch, nur eine Frage auf dem Herzen gleich zu Beginn: Wer unter euch ist Schreiber oder -in?

Einige, ich seh’s. Und ein Teil in mir denkt sich jetzt – oh weh, die sind mir alle auf der Spur und werden sehen, das, was ich heute mach, ist wahrlich kaum Literatur. Mehr ist es eine Anekdote, eine Story, weder über Ruhm noch über glory, aber hey. Wir Schreiber tragen doch auf lustgetränkten Zungen, zwischen ungepflegten Nägeln und in atemfesten Lungen irgendwo noch Neugier, Drang auf simpler Worte Wahrheitsklang.

Die Wahrheit, Freunde, hört sie, ist –

Fliegenblumen töten nicht. Sie tilgen nicht die schwarzen Brummer, meucheln keine Mittagssummer, würgen keine Abendschweber, sind nicht Insektenschnellerleger. Beim Schreiben dieses Textes sitzt mir so ein Fliegetier ganz unverschämt auf Finger vier. Ich könnt es wohl recht schnell erschlagen, doch müsst ich die Leich dann zum Mistkübel tragen, müsst die kleinen toten Beinchen und den dicken toten Körper spüren.

Das kann, wenn noch mein Herz, dann sicherlich mein Magen gar nicht tolerieren. Fliegenblumen – wir haben achtzehn von ihnen im Haus –, ein Drittel rot, ein Drittel gelb, der Rest ist blau. Mama hat sie aufgehängt. Meine Gedanken an ihre Unnützlichkeit haben früh begonnen, sind zur Gewohnheit geronnen und werden dort bleiben. Mama hat die Blumen nicht mitgenommen. Mama hat Kisten gepackt, Bilder abgehängt, und was noch von ihr bleibt, ist ein Nachgeruch, der mich beklemmt, mir Atemluft aus Lungen drängt. Mama hat den Schlüssel auf den Tisch gelegt, ein „wohne hier nicht mehr“-Schild auf den Briefschlitz geklebt, Mama ist weg.

Mama hat gesagt, sie sind hinter ihr her. Mama hat gesagt, sie wird verfolgt und muss sich verstecken, darf weder Eindruck noch Aufsehen erwecken. Mama sagt, sie schicken ihr Botschaften über Facebook. Der Arzt hat gesagt, Mama braucht Liebe und Stille und mit dem Frühstück ein Schluck Wasser mit Pille. Mama hat gesagt, die Pille ist Gift, Mama sagt, die Pille nimmt sie nicht.

Mama hat den Ohrensessel eingepackt, sonst an Möbeln nichts, aber der weiche Ohrensessel ist weg, worin kuschelt man sich

Ich weiß, sie haben gesagt, sie wollen Asylwerber konzentrieren, ich weiß, sie werden die 60-Stunden-Woche diskutieren, ich weiß, die vierzehnjährige Schauspielerin Millie Bobby Brown wurde von Twitter verdrängt – sie schreibt zu viel über Frauen und deren Rechte und die Gleichheit der Geschlechter. Ich weiß, wir leben in einer Welt, in der Matthias und Felix zwar heiraten können, aber das heißt noch lang nicht, dass das allen gefällt. Ich weiß, Hashtag me too, aber wir sprechen weit nicht über alle Themen, und die Liste der Tabus, die‘s gibt, wenn man zu vielen reden will, ist lang.

Wir reden nicht übers Elternpflegen, wir reden nicht über jenen Mann, der‘s mit seiner Version meiner Mutter nicht aushält, aber sie nicht auszahlen kann.

Wir reden nur wie Fliegenblumen, schön und bunt und mit der guten Absicht, aber wir verschonen immer noch die schwarzen Brummer, Abendschweber und Mittagssummer. Wir reden und wir schreiben und wir lesen rund und blumig, sodass jeder, der uns zuhört, gleich erkennt – Wahnsinn, sind wir eloquent. Doch die Wahrheit, Freunde, hört, sie ist, Fliegenblumen töten nicht.

Grad wir als Schreiber und Poeten, die zu Reim und Silbe beten, tragen doch auf lustgetränkten Zungen, zwischen ungepflegten Nägeln und in atemfesten Lungen irgendwo noch Neugier, Drang auf simpler Worte Wahrheitsklang. Doch egal, wohin ich geh, man redet über gleiche Themen, schimpfend, weinend, über Fliegentöne klagend. Doch selten seh ich viele von uns eine Fliegenleiche tragend auf dem Weg zum Mist. Doch die Wahrheit ist nur durch unsre Hände, unsre Münder, unsre Worte besser Werk könnten wir die so oft geforderte Veränderung mal spüren. Den jetzigen Zustand kann, wenn schon mein Magen, dann mein Herz nicht lang mehr tolerieren. Mama hat den Ohrensessel eingepackt, ich bin entsetzt, den weichen Ohrensessel, worin kuschelt man sich jetzt?

Gerne hätte Leon Brunettis Augen spiegeln sich im Wasserhahn am Klo wie zwei grüne Insekten. Mit der Spitze ihres Mittelfingers streicht sie sich weißes Puder auf die Lider, damit die nicht ganz so rot und aufgequollen über ihren Augäpfeln hervorrollen. Sie räuspert sich ein paar Mal und leert die eine Hälfte ihres Tees in die Abwasch, mit der anderen

Hälfte gießt sie das Basilikum. Leon würde ihr jetzt sagen, das soll man nicht machen. Leon würde ihr sagen, sie solle sich nicht schminken, wenn sie eh noch nicht rausgeht, und sich dafür die Zeit nehmen, dem Basilikum echtes Wasser zu geben. Brunetti trinke von allem zu viel, würde Leon sagen, nur nicht vom Wasser.

Was wird Leon heute sagen? Mit weißen Fingern nimmt Brunetti das Handy und spürt, wie rosa Wangenpuder auf dem Bildschirm schmilzt. „Hallo, Karla.“ Brunetti zuckt zusammen, so hat sie schon lange niemand mehr genannt. Auch nach all den Jahren

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nichts, was man gerne vorträgt, denn er ist nichts, was erfreut, nichts, was erheitert, doch es geht um eine Sache, die man immer gern verschweigt, um eine Story, die zu gern im Unerzählten bleibt.

Ich weiß, von dem Empörenden gibt es so viel.

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Susanne Sophie Schmalwieser

jetzt? Der Arzt hat gesagt, Mama braucht Zeit und zärtliche Berührungen. Mama aber meint, dass mein Arm sie erwürgen will. Mama hat gesagt, ich bin hinter ihr her. Mama sagt, sie findet Glück jetzt bei Depot und IKEA, Mama sagt, sie geht. Mama sagt, sie trennt sich jetzt nicht nur von Papa, nein, Mama sagt, sie wird ab heute keine Mama sein. Der Arzt sagt Geduld, Geduld sagt der Arzt, es wird dauern, bis wieder alles stimmt, bleibt nur zu hoffen, dass Frau Mutter ihre Pillen nimmt. Mama aber nennt die weißen Kugeln Gift. Mama sagt, bei Gott, die Kugeln schluckt sie nicht.

Mama hat ihre Milch aus dem Eiskasten genommen, die laktosefreie.

Eine letzte Locke ringelt sich am Teppich, ich sauge sie auf, dann ist sie weg. Nur der Geruch ist noch in der Luft, es ist Mamas Parfum, das mich nicht einatmen lässt. Fang nicht zu weinen an, sonst lass ich mich scheiden, die Drohung war Erziehungsmethode Nummer eins, „sonst geb ich dich weg“ / „sonst bring ich mich um“ war Nummer zwei. „Wo ist die Mama?“, fragt mein Bruder mit hoffnungsblauen Augen, und wenn die Mama weg ist, wirst du mir dann Kuchen zum Frühstück erlauben?

Alle Erziehungsratgeber im Haus richten sich an Mütter, aber die große Schwester ist die, die grad einen braucht. Dieser Text hier lebt schon in mir fast seit Anbeginn der Zeit. Er ist

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Susanne Sophie Schmalwieser

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schmerzt ihr Magen, wenn sie ihren Bruder hört und seine Stimme und die darin verloren gegangene Anerkennung. „Hallo, Leon, ich wollte fragen, wie es Mama geht.“ „Wieso?“, fragt Leon scharf.

Karlas Nägel kratzen über das Telefon. „Es interessiert mich.“ „Es ist sechs Uhr morgens, Gott.“ „Karla reicht.“ Das hat die Stimmung nicht aufgelockert. Karla beißt sich auf die Zunge und beginnt mit einem Knie zu wippen. „Mit ein wenig Hilfe schafft sie es schon, alleine aufzustehen.“ „Oh, das ist gut, das ist gut.“ „Ja, richtig. Gut.“ „Na dann, Karla, gibt es sonst noch was?“ „Nein, nichts mehr“, sagt Brunetti und legt den Hörer auf.

Eine Träne rollt zwischen ihre Lider, löst sich und die Wimperntusche dort auf. Salz und Farbe brennen. „Wie geht es dir, Karla?“, flüstert sie und das morgendliche Wien hört sie nicht. „Mir geht es gut, danke“, sagt Leon, und das morgendliche Salzburg hört ihn nicht. Eigentlich geht er lieber abends laufen, da müsste er jetzt gerade nicht mit Herrn Wiederer von nebenan reden, und außerdem leuchtet das Türkise an seinen Schuhen im Dunkeln. „Na dann, Wiedersehen.“ „Wiedersehen.“ Leon drückt die Haustür nach innen, atmet den vertraut feuchten Kellergeruch ein und steigt nach oben. Es ist sechs Uhr morgens, sagt Leons Armbanduhr, das ist ein bisschen zu früh – und sein Puls ist ein bisschen zu hoch, das sagt die Armbanduhr auch. Leon legt ein Ohr an die Zimmertür und ist sich sicher, dass er ruhiges Atmen hört. In etwa einer halben Stunde wird sie aufwachen und aufs Klo müssen. Dann wird sie sich gleich waschen wollen. Aber danach nochmal schlafen und dann gegen acht Uhr frühstücken. Gerne hätte Leon eine Routine, nach der er das Frühstück schon jetzt zubereiten könnte, jetzt wäre mehr Zeit. Aber er

weiß nicht, was sie essen will. Leon zuckt mit den Schultern und wundert sich über die Geste. Leute mit Selbstgesprächen residieren auf der anderen Seite der Tür, denkt er. Dann dreht Leon sich um, schaut in den Spiegel und wundert sich wie gewohnt über die dicken Lider. Beethovens Dritte. So läutet das Telefon. Leon sieht Karlas Nummer, er hat den Kontakt gelöscht, aber er kann sie auswendig. Er drückt den grünen Knopf und schweigt in den Hörer. „Hallo, Leon, ich wollte fragen, wie es Mama geht.“ Immer geht es um sie, denkt Leon. „Wieso?“, fragt Leon scharf. Anders einleiten könnte Karla auch, denkt er. Nach ihm fragen, könnte Karla auch. Von sich selbst erzählen, könnte Karla auch. Auch nach all den Jahren schmerzt sein Magen, wenn er seine Schwester hört und ihre Stimme und alles darin, was sie ihm nicht über sich erzählt. „Es interessiert mich.“ Dann komm doch mal her, denkt Leon, schau doch mal nach, denkt Leon, nimm sie doch einmal ein paar Tage, denkt Leon.

Oder nur einen, nur einen verdammten Tag. Leons Uhr piepst. Sein Puls. Aber den will er nicht sehen, er drückt zweimal auf den Bildschirm und schaut lieber auf die Zeit. „Es ist sechs Uhr morgens, Gott.“ Sechs Uhr morgens schon, eine halbe Stunde hat er noch, eine halbe Stunde alleine. Einen Eintrag könnte er noch schreiben, einen Kurztext für den Blog, der ihn seit zwei Jahren finanziert. „Karla reicht.“ Leon hat keine Ahnung, was Karla meint, also sagt er nichts. Es könnte auch sein, dass er nicht den ganzen Satz gehört hat, wer weiß das schon. Leon lächelt verlegen und schüttelt den Kopf, ein Pech, dass Karla das nicht sehen kann. Vielleicht sollte Leon doch über SIE reden, wenn man das Thema wechseln will, redet man am besten über SIE. „Mit ein wenig Hilfe schafft sie es schon, alleine aufzustehen.“ Das geht schon seit ein paar Monaten, aber Karla wird das nicht wissen. Karla denkt, sie hätte Krebs, oder so. Leon weiß nicht mehr, was er ihr erzählt hat. „Oh, das ist gut, das ist gut.“ Das zweite Gut betont Karla fragend, Leon weiß, seine Schwester will mehr wissen. Sie könnte aber fragen, könnte sie. „Ja, richtig. Gut.“ Gut, weil dann könnte sie davonlaufen und ich hätte ein bisschen Ruhe, will Leon denken, denkt er aber nicht. Er stellt sich aber vor, was er mit Ruhe alles anstellen könnte. Das stellt er sich in letzter Zeit öfter vor. Zwanzig Minuten hat er noch, ungefähr. Beeil dich, Karla, denkt Leon, erzähl mir was. Was passiert bei dir, was ist los in Wien, wie geht’s unseren Freunden, denkt ihr manchmal an mich? Kaufst du dein Fleisch noch bei dem, der früher ein Pferdefleischer war, geht ihr noch oft ins U4, wie haben Nora und Linus ihr Kind genannt? „Na dann, Karla, gibt es sonst noch was?“ Und damit meint er, beeil dich, Karla, was passiert bei dir, wie geht es dir, wie geht es den anderen, denkt ihr manchmal an mich? Was für Blumen stehen auf Papas Grab, wie läuft‘s bei dir in der Arbeit, hast du einen Freund, wohnst du noch in der Wohnung mit dem Balkon und ziehst du dort noch das Basilikum, wie lief der Japanisch-Kurs mit dem komischen Lehrer, denkst du manchmal an mich? „Nein, nichts mehr“, sagt Brunetti und legt den Hörer auf.

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ANIKA SUCK Was ist schon?

Das Brothausboot zahnigen Brotaufstrichrestelächeln. „Büddeschön!“ „Danke.“ „Das Zipf hol ich dir gleich!“ „Mhm!“ Er mampft schon. Das Brot darf bloß nicht warm werden in der Sommermittagsluft, gegen die das Brothausbootbrot nicht gewappnet ist. „Büddeschön!“ Das Zipf ist noch fast gefrierschrankkalt, er drückt es sich an den Hals, und wechselt die Seite. „Hat’s geschmeckt?“ „Wie immerdoch!“, sagt er, die Zähne voller Eibrotmiteiaufstrichbrotreste. „Sag…“ „Ja?“, fragt sie ihn mampfend, an einem Rotblaukrautbrautbrot.

Hinter ihm steht niemand an, für das Sommertagsmittagessen ist es eigentlich noch zu früh. Nur in den hinteren Ecken des hölzernen Verkaufsraums stehen drei Bauarbeiterinnen mit Zitronenzipfs und Gurkerlbroten an den Stehtischen. „Hast du heute eigentlich wieder so früh aus?“ „Sicher! Bei der Hitze traut sich niemand aufs Wasser.

Die gehen alle lieber schwimmen!“ Und sie lacht ihr Aufstrichbrotlachen.

Anika Suck

„Ein Eibrotmitei, bitte!“ „Noch was?“ „Und ein Zipf.“ „Mit Zitrone?“ „Haha.“ Den Witz macht sie jeden Tag. Denn jeden Tag kommt er für ein Eibrotmitei und ein Zipf vorbei, und sie fragt ihn jeden Tag vom Platz hinter der Theke, ob er ein Zitronenzipf möchte. Das ist das Hausspezialitätsgetränk des Brothausboots, und es schmeckt ihm überhaupt nicht. Lieber würde er Stiefelsohlenfischstäbchen essen oder Geschirrabtropfwasser süffeln.

Bitte, danke, lieber nicht.

Sie schiebt eines der Eibrotmiteibrote auf ihren Brotholspachtel und lässt es auf ein Papptellerchen rutschen. Mit ihren dicklichen Fingern mit den himbeerrosa Nägeln zupft sie ein bisschen Petersilie aus einem Schüsselchen und besprenkelt damit sein Brot. Wie jeden Tag reicht sie es ihm mit einem

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Interrail, Bitch!

Anika Suck

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„Tän minut bräik“, tönt es aus den unsichtbaren Lautsprechern und ein schrilles Fietschen kündigt das Ende der Durchsage an. Der Bus steht bereits seit fünf Minuten brummend am Parkplatz der Raststätte, doch die Türen gehen nicht auf. Deutsche Frauen mit flottem Kurzhaarschnitt und großen, braunen Plastikhandtaschen stehen seit der Autobahnabfahrt an die Türen gedrängt und verlangen lauthals, dass sie doch endlich geöffnet werden sollen. Ich glaube ja, der Busfahrer hat sie einfach aus Bosheit noch fünf Minuten geschlossen gehalten, denn er sitzt in seinem Fahrersessel und spielt Candy Crush auf seinem iPhone. Als endlich die Tür aufgeht, stürmen die Deutschen hinaus, gefolgt von mehreren kleinen Gruppen junger Männer in Adidas-Jogginghosen, die sich sofort eine Dose Red Bull aufmachen und eine Zigarette anstecken.

Ich überlege, ob ich mir eine von ihnen schnorren soll, aber Freunde machen will ich mir hier eigentlich nicht. Sollte auch gar nicht nötig sein.

Diese Raststätte ist die erste, die ich in zwei Monaten sehe. Wenn man mit dem Zug fährt, gibt es ja keine Raststätten, an denen man halten könnte, zum Tanken oder zum Rauchen.

Ich bin auf dem Weg nach Belgrad, wie die Deutschen, die versucht haben, mit ihrer selbstorganisierten Busreise die von Tourismusfirmen organisierten Kaffeefahrten zu umgehen. Ich glaube, sie bereuen es langsam. Denn auf der insgesamt zwölfstündigen Fahrt, von der wir acht hinter uns gebracht haben, gab es erst eine Pause.

Das hier ist die zweite, und die Deutschen sind angepisst.

Ich konnte auch langsam eine Pause gebrauchen, die letzte habe ich nämlich verschlafen. Meine Beine sind steif, mein Nacken zwickt und in

meinem Hals kratzt es von der Klimaanlage, die mein ungefähr 112-jähriger Sitznachbar nicht abdrehen wollte, selbst als ich demonstrativ meine Jacke über mir ausbreitete.

Die Raststätte an sich ist gar nicht so schlimm, sie sieht aus wie ein Gasthaus. Nicht nur einer, sondern sechs ausgestopfte Bären begrüßen mich, als ich aus dem kühlen Vormittagsnebel in die warme Stube trete.

An der Theke begrüßt mich eine junge Frau mit blondierten Haaren und müden Wangen mit einem Kopfnicken, das mehr wie eine Aufforderung zum Kampf aussieht als eine Frage nach meiner Bestellung. Ich kaufe etwas, das nach Blätterteig aussieht, und einen Kaffee, den ich in einem Pappbecher ohne Deckel und Milch serviert bekomme.

Seufzend setze ich mich an einen Plastiktisch und zupfe an meinem Plastikessen. Wie Plastik fühle ich mich nach den letzten Wochen, gummiartig, spröde und unbiegsam.

Als ich in Graz in den Zug stieg, waren wir noch zu dritt. Miriam, Leon und ich. Und ein aufblasbares Einhorn, das wir als unser Interrail-Maskottchen mitnehmen wollten. Wir tauften es auf unserer ersten Zugfahrt Richtung Venedig mit einer Dose Bier über dem Zugklo auf den Namen Eberhart. Unser erster Halt war die Stadt der überteuerten Pizzaschnitten und Gondelfahrten, die zu dritt wirklich keinen Spaß machen, weil man immer nur zu zweit in einer Reihe sitzen kann, wie beim Achterbahnfahren. Nach vier Tagen fuhren wir weiter, diesmal westwärts.

Spanien war toll. Vor allem der Norden. Im Süden erwischte uns dann der Nordafrikawind, und wir flohen der Hitze wegen nach Portugal. Irgendwo auf dem Weg dorthin ist es passiert. Im Nachhinein glaube ich, es war ein Fehler, uns in diesem Airbnb einzumieten.

Weil ich die Kleinste von uns dreien war, musste ich auf der Couch schlafen, Miriam und Leon teilten sich das Doppelbett im Schlafzimmer. Es war unsere letzte Nacht in Spanien, Jerez de la Frontera, nicht weit von der Grenze zu Portugal entfernt. Wir fanden uns nach dem späten Abendessen mit Weißbrot, Käse und sicher zwei Kilo Oliven in einer Bar wieder, die sich in einem kühlen Innenhof mit einem kleinen Springbrunnen befand. Die leeren Becher auf unserem Tisch wurden immer mehr, denn die Bedienung war genauso besoffen wie wir. Am nächsten Morgen klebte mein Kleid an mir und beim Frühstück hielten Miriam und Leon plötzlich Händchen. Von da an ging alles bergab. Dazu kam noch, dass mir in Lissabon das Geld ausging, was vielleicht, aber auch nur vielleicht, an den vielen mit Pudding gefüllten Törtchen lag, die ich mir in den Mund schaufelte, während die zwei nicht mehr aus dem Schlafzimmer zu kommen schienen. Nach dem zweiten Tag,

Ich weiß nicht wirklich, was ich in Belgrad will. Vielleicht bleibe ich einfach am Busbahnhof, und fahre dann weiter in den Osten, vielleicht nach Griechenland an die Küste, und suche dort jemanden, der mich küsst, haha.

Der Bus ist schon gesteckt voll, als ich mit meinen spröden Gummibeinen am Fahrer vorbeistakse. Ich habe keine Lust auf meinen alten Sitznachbarn, keine Lust auf Halsschmerzen, da macht das Rauchen noch weniger Spaß. Ich schiebe meinen spröden Gummihintern auf den Nachbarsitz einer Deutschen. Ihre Haare sind kurz wie die der anderen. Sie isst ein stinkendes Salamibrot und heißt bestimmt Elke oder Petra. Ich krame eine kleine Jägermeisterflasche aus meinem Rucksack, ein Überbleibsel aus unserer ersten Zugfahrt von Graz weg. Ich öffne das Fläschchen, werfe den Deckel auf den Teppichboden des Busses, nehme den Flaschenhals in den Mund und werfe den Kopf nach hinten. Elke oder Petra sieht mich pikiert an, den Mund voller Salamibrot. Die Flasche noch immer im Mund, werfe ich ihr meinen wildesten Blick zu. Ich lasse die Flasche in meinen Schoß fallen und greife in meinen Rucksack. Heraus hole ich Leons Polaroid-Kamera.

Die Fotos habe ich ihnen gelassen. Das ist das Tolle an Polaroids, sie sind gemacht, um sofort verschenkt, verloren oder weggeschmissen zu werden. Ich mache ein Foto von Elke oder Petra, wie sie auf mich zeigt und mit vollem Mund den Busfahrer ruft, damit er mich verscheucht. Ich schenke Elke oder Petra das Bild, nehme mein Fläschchen und den Rucksack und verziehe mich wieder zu meinem kalten Sitznachbarn. Der Busfahrer hat sich aber eh nicht gerührt. Das ist das erste Foto, das ich eigentlich echt gerne behalten hätte. Interrail, Bitch! Party und so.

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Der Kaffee ist schon kalt, dabei sitze ich erst seit fünf Minuten hier.

Ich stürze ihn hinunter wie ein Glas Rakija, von dem mir niemand erzählen kann, dass er der Bourbon des Ostens ist, und wackle zurück zum Bus. Eine Scheißidee war dieser ganze Trip. Eine Scheißidee, geboren aus meinem Bachelor, den ich in der Mindeststudienzeit durchgedrückt hatte, direkt nach dem Schulabschluss. Ich wollte ihn versaufen, dem Sommerende davonfahren, um der Unausweichlichkeit der darauffolgenden Inskription zu entgehen.

Für Miriam und Leon war das Ganze eine witzige Geschichte, aus der man Details am Rande von Konversationen einstreuen kann. Vielleicht war es ihnen auch ein Abenteuer, eine

Selbstfindungsreise. Schade, die Armen, sie haben nur den jeweils anderen gefunden.

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Anika Suck

an dem ich wieder einmal alleine ausgehen musste, packte ich mein Zeug, inklusive Eberhart, ein, dazu Miriams Kreditkarte, und stapfte in meinen Wanderschuhen zum Bahnhof.

Von dort nahm ich einen Bus nach dem anderen, machte zwischendurch kaum Pausen, um mich umzusehen. Die Welt sieht von der Autobahn aus überall braun aus. Braun und wie ein endloses Gummiband, das nie abreißt.

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BETTINA TRIMMEL oder auch nicht

Bettina Trimmel

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Es ist so.

Die Straße hat heute nach Feuchttüchern gerochen. Die Wolken sahen heute nach grauer Zuckerwatte aus.

Die Blätter der Bäume fühlten sich an wie kleine Stücke, rausgerissen aus einer Piñata. Das Gras schmeckt nach Esspapier und Chemikalien.

Die Abgase duften nach Parfüm. Den Autos entrinnen Blumen. Die Luft besteht aus schwarzer Liebe. Die Welt ist grün wie eine Ampel auf Stopp. Die Flammen umarmen Menschen. Die Schreie kommen von Glück. Die Menschen und Tiere auf Inseln wollten etwas länger tauchen. Kurzsichtige schauen gerne in die Ferne.

Die Blumen wollen nicht auffallen und verlieren deshalb Farbe und Geruch, um sich wohler zu fühlen.

Die Atome zerfallen, um Menschen an sich zu binden, weil sie Angst vorm Sterben haben. Die Fische wollen von jedem gegessen werden. Die Äpfel schmecken ungewaschen gerne bitter und giftig.

Nikotin wird akzeptiert wie noch nie.

Lügen bieten Schutz vor dem Gleichbleiben. Der Knopf auf dem Tisch des Präsidenten sieht aus wie ein Bonbon. Die Leukozyten vermehren sich aus reinem Spaß. Der Blutdruck steigt für die Gesundheit. Die schnellen Schritte werden nur gemacht, um fit zu bleiben. Das Ticken erinnert an eine Eieruhr. Bomben riechen nach gebackenen Kuchen. Viel Gerede versteckt Selbstbewusstsein.

Plus Size ist gesund. Mager zu sein auch. Die Lieblingsfarbe des Wassers ist dunkelgrün, also lasst es auch so aussehen. Blut rinnt nur für Blutspenden. Geister suchen keinen heim. Gott hält sich an seine eigenen Gebote. Krampfend am Boden zu liegen, ist das neueste Work-out. Leute schnappen nur nach Luft, weil sie damit ihre Lunge trainieren. Blausäure-Gas benebelt nur ein wenig.

Drogen sind unbedenklich. Alkohol ist keine Droge.

Feinstaub hat keine Existenzängste in unserer Lunge. Regenwälder mögen es hier nicht mehr. Zahlen machen die Waage nicht aus. Mit Kleidung fühlt man sich nackt. Das Feuer mag die Welt viel zu sehr.

Die Welt mag nichts lieber als Asche. Die Menschen auch nicht.

Die Steine auf dem Boden scheinen Marionetten zu sein, wie sie da an Seilen hängen. Manche Seile behalten die Schwärze des Drecks an sich, manche dennoch sehen noch relativ neu aus, mit ihrer glatten Oberfläche, sind weich und schmiegen sich wohltuend um die Äste.

Die Rinde zerstört von Kratzspuren.

Ob es Tiere waren, wird man wohl nie wissen. Pflanzen sah man nur wenige.

Kleine Gewächse lugten schüchtern unter den alten Tannen- und Fichtennadeln hervor.

Baumstämme lagen abgebrochen, abgestoßen auf der modrigen Erde, woran man deutlich sehen konnte, dass dieser Wald nur sich selbst gehörte und keiner in seinen Willen eingriff. Was hier geschah, blieb auch hier, das war das oberste Gebot.

Schwer lag die Luft auf dem Boden.

Verwesungsgase vermischten sich mit dieser und den Gerüchen der Natur.

Doch alles wurde von dem ewigstarken Geruch der Harze überdeckt.

Regen konnte die Nadeln durch-

brechen, doch die Sonne sah man nicht, wenn man sich in diesen Wald verlaufen hatte. Das ist jedoch sowieso nicht möglich. Sogar noch im Herzen dieses Organs roch man den Rost, der an dem Zaun, der Umrandung des Waldes, nagte. Wenn man nun etwas mehr über diesen Geruch und das Aussehen des Zauns nachdachte, kam man dann doch auf den Entschluss, dass es wohl möglich war, in dieses Gebiet zu kommen. Doch weshalb sollte es eine Person hierhin treiben? Die meisten wären angewidert von dem Anblick, der sich hier bot. Noch schlimmer wäre dies, wenn alle Sinne auf einmal dieser Umgebung eine gewisse Dimension verliehen. Alle Eindrücke auf einmal wären zu viel für Menschen, die in dem Moment alles klar wahrnehmen. Doch für diese Menschen ist der Wald auch nicht. Er ist für jene, die entweder nichts wahrnehmen oder zu viel. Die sehen hier zwar kein Paradies auf Erden, doch dennoch vielleicht die Lösung ihrer Probleme. Falsch gesagt.

Sie suchen hier nicht nach Lösungen für die Diagnostik, sondern für die Symptomatik, die sie in der Nacht heimsucht.

Auch wenn jeder weiß, dass man nicht auf einmal gesund wird, wenn man Schmerzmittel nimmt, so machen es doch die meisten, obwohl es sie unter Umständen noch kranker macht, als sie so schon sind.

Menschen sind Menschen. Und kaputte Menschen, die flirten mit dem Tod. Hier flirten sie nicht mehr mit ihm, sondern geben sich ihm voll und ganz hin. Und alle Liebhaber des Todes sind hier.

Stoßen diesen ekelhaften Geruch aus. Sie hängen an den Seilen.

Ihre Augen rinnen in Form von schwarzen Tropfen das Gesicht der Leute hinunter. Oder was noch von ihnen übrig ist.

Doch trotzdem ist es hier irgendwie friedlich. Friedlich für jemanden, der nichts mehr fühlt, die Gerüche nicht mehr stehend in der Nase hat und die Leichen übersieht. Denn hier ist es wenigstens ruhig. Hier fanden Leute endlich Erlösung und starben in Freude über die Erkenntnis, dass sie nun hier nicht weitermachen mussten. Dass sie nun hier mitten in der Geschichte aufhören konnten, aber das Ende damit setzten, das nicht offen war. Ein einfaches Aus. Und das war´s.

Zwei Minuten Es lief eigentlich wie jeden Tag. Jeden Tag, an dem sie qualvoll versuchte aufzustehen, um wieder aufzustehen, sich zu waschen.

Das Haus war verschmutzt wie noch nie. Staub sammelte sich in kleinen Staubbällen, schlich unter das Bett und auf die Kästen, glaubte, nicht erkannt zu werden, weil man die Ansammlungen nicht beseitigte, so wie man es vor Monaten getan hätte.

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Weites Grün summiert mit einem penetranten Geruch von Baumharz.

Nadeln, spitz wie die zum Nähen. Rot gefärbt vom Blut standen sie von den Ästen kerzengerade weg. Ähnelten somit eher Kapillaren, die in diesem Organ des menschlichen Wahnsinns und der Welt den Austausch von Tod und Leben wagten.

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Scríob

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Bettina Trimmel

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Die Luft war dick, das Fenster seit Tagen gekippt. Nicht mal die frische Luft fühlte sich hier wohl und blieb deswegen draußen. Der Geruch war unerträglich, genauso wie das Haus und das durchgeschwitzte Bett.

Je mehr man sich daran gewöhnte, desto ekelhafter wurde es für die anderen, doch angenehmer für sie selbst. Oftmals dachte sie sich, das alles gehöre erledigt, doch darauf folgten keine Taten, bis der nächste Tag voranging und sich das unzählige Male wiederholte. Alltägliche Sachen, wie in die Arbeit zu gehen oder einzukaufen, blieben unerledigt und angespuckt in der Ecke liegen, warteten darauf, dass man sie beachtete, doch verschwanden dann in knappem Verhungern oder in der Kündigung.

Wieder ein paar Sachen, die in ihren Magen traten, doch auch nicht so schlimm, immerhin wurde sie draußen beim Regen nicht nass und lag hier in einem eigentlich angenehm warmen Bett. Auf jeden Fall dachte sie das, obwohl die Matratze schweißgetränkt war. Der Schweiß stank widerlich nach Buttersäure und einem Schuss Ammoniak. Aber nicht vergessen, man gewöhnt sich daran und macht weiter – wie vorher eigentlich auch.

Ihr Tag bestand nur mehr aus An-dieDecke-Schauen und vielleicht InsBad-Gehen, um Wasser zu lassen.

Das passierte jedoch auch nicht mehr oft, da sie nicht nur mehr vergaß zu essen, sondern auch zu trinken. Das sah man ihr an. Spröde Lippen, ausgetrocknete Haare und Haut, die zu Staub zerfiel, wenn man nur darüber strich.

Dafür, dass sie so wenig Wasser zu sich nahm, standen zu viele Wasserflaschen auf Böden, Schränken und Kommoden. Kleine Reste standen meist noch einen Zentimeter darin.

Jedoch war bei manchen Flaschen das Wasser schon gar gebrochen und grünlich zu betrachten. Andere schienen frischer. Ein paar waren

vermutlich eine Woche herumgestanden, andere wieder ein paar Tage und mit einer Flasche, die erst vor einer Stunde geöffnet worden war, konnte man den Unterschied trotzdem nicht erkennen.

Eine Flasche mehr oder weniger würde hier auch keinen Vergleich schaffen zu dem, was davor war. Mit diesem Gedanken im Kopf und mit der Kraft, die sie eigentlich auch nicht hatte und deswegen nicht verschwenden sollte, setzte sie sich auf.

Dies dauerte mindestens zwei Minuten, doch für sie unterschieden sich diese zwei Minuten nicht von denen, die davor kamen oder erst danach kommen sollten. Entscheidend war dabei auch nicht, dass sie genau in diesen zwei Minuten eine Handlung vollzog. Man atmet immerhin im Zwei-Minuten-Takt in seinem Leben, und auch dass sie nun ihre Füße auf den Boden stellte, machte keinen Unterschied zu den zwei Minuten davor.

Die Blumen blühen überall gleich, heißt es doch, nicht wahr?

Erster Schritt nach vorne und dann auch den zweiten.

Wahrscheinlich nochmal zwei Minuten, in denen sich nichts änderte. Auch wenn sie lief, war jeder Schritt eine Minute und der zweite die zweite. Man sagt auch immer, dass die Menschen die Zeit zur Zeit machen. Ihre Uhren stimmten sich nach Minuten. Eine Minute, zweit Minuten und wieder von vorne.

Sie stellte sich nach der Zeit, die sie brauchte, um aufzustehen, um einen Schluck zu trinken, um einen Atemzug zu holen und um von der Decke über ihr auf die auf ihr zu sehen.

Und ihre Uhr tickte immer nach einer Minute. Warum nicht nach zwei, wenn doch alles immer innerhalb von zwei passierte?

Da stellt sich die Frage, warum es noch einen Sekundenzeiger gibt, wobei wir doch nur Stunden und Minuten brauchen.

Und nicht mal die Minuten ganz. Man muss nicht alles reduzieren.

Das Wasser schmeckte kalt, obwohl dies gar nicht möglich war.

Kalt und heiß gehören zum Schmerzempfinden, sagt man, nicht wahr? Jedoch brachte das Wasser eine kleine Abwechslung zu den letzten zwei Minuten davor. Das war schlecht. Ist der ekelhafte Geschmack im Mund weggespült, spürt man ihn umso mehr, wenn er wieder aus dem Magen zurückkriecht.

So ist es nun mal. Man muss seinen Pragmatismus auch akzeptieren.

Die Schlucke trafen auf ihre Magenschleimhäute.

Wenn man genau hinhörte, konnte man es sicher zischen und blubbern hören. Doch die Geräusche hielten nur zwei Minuten und das Hinhören dauerte auch zwei Minuten. Wieder die einzelnen Schritte in ihr Schlafzimmer, durch den dreckigen Gang.

Der Weg dauerte zwei Minuten, genau wie jedes Paar Schritte auch. Beide Füße ins Bett, wieder zwei Minuten, Hinlegen wieder zwei Minuten, Augenzumachen wieder zwei Minuten. Einschlafen wieder zwei Minuten. Schlafen vielleicht zweimal zwei Minuten.

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WAIDHOFEN/YBBSTAL Schreibakademie MÖDLING

Klasse Markus Fürnhammer

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TEILNEHMENDE Lena Guntendorfer Paul Kerschbaumer Adrian Pilz

Schreibakademie WAIDHOFEN/YBBSTAL

SCHREIBAKADEMIE WAIDHOFEN/YBBSTAL

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Es geht nicht nur ums Schreiben. Sich mit einem Text wirklich auseinanderzusetzen, mit der emotionalen Welt zu spielen, die Gunst, Schöpferin bzw. Schöpfer zu werden, sich zunutze zu machen oder einfach nur zu schreiben, sind zwar grundlegende Eigenschaften einer Schriftstellerin bzw. eines Schriftstellers, doch in Wirklichkeit verbirgt sich sehr viel mehr hinter der Kunst des Schreibens. Einen Text zu veröffentlichen oder öffentlich vorzutragen, erfordert Mut und Selbstvertrauen, denn jede einzelne Kritik ist ja auch eine gewisse Art von Kritik in Richtung der Gefühlswelt der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen Autors. Kritik ist wichtig für die Weiterentwicklung jedes Menschen. Emotion auf Papier zu bringen und zu lernen, mit den jeweiligen Emotionen umzugehen, sind wichtige Elemente, die die Schreibakademie mit der persönlichen Weiterentwicklung verbindet und somit auch fördert. Nicht nur Texte zu verfassen, sondern auch der Austausch und die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Künsten, die die Musik- und Kunstschule zu bieten hat, in Form von Mischprojekten mit anderen Standorten der Kreativakademie und Teilen der Musikschule, sind mittlerweile zu einem fixen Bestandteil der Schreibakademie geworden. Somit hat sich auch die Schreibakademie in den letzten Jahren zu einer sehr wichtigen Mitgestalterin der Musik- und Kunstschule entwickelt. Genau durch diese Art der Kreativitätsförderung unterscheidet sich die Schreibakademie vom Deutschunterricht in der Schule. Natürlich darf eine eigens veranstaltete Lesung zu Semesterabschluss nicht fehlen, welche heuer zum zweiten Mal im Stadtcafé Hartner durchgeführt wurde, wo sich die Schreibakademie über einen vollgefüllten Arkadenhof freuen durfte. Am 4. Mai, dem Tag der Kreativität, war die Schreibakademie mit einem Programmpunkt der Musik- und Kunstschule am oberen Stadtplatz vertreten.

Für die Marktbesucherinnen und -besucher und Schulen der Stadt Waidhofen an der Ybbs war dies eine gute Möglichkeit, die Vielseitigkeit der Musik- und Kunstschule zu bestaunen und auch aktiv am Geschehen teilzunehmen.

• geboren am 7. Oktober 1982 in Waidhofen an der Ybbs • Schriftstellerdiplom für „Literarisches Schreiben“ der Cornelia Goethe Akademie Frankfurt/Main absolviert • Lyrik-Texte im Jahrbuch der Brentano-Gesellschaft 2012–2015, Texte für das Klangkunstprojekt 2015 und 2016 • Bücher: „Licht und Schattenspiele der menschlichen Seele, oder doch nur pure Fantasie“ und „Gedanken.

Aus den hintersten Ecken meines Gehirns“, erschienen im Eigenverlag, Texte in CD-Form vertont, auch erschienen im Eigenverlag Projekte: „Gedankenspiele in Wort und Ton“ (Fluz) 2015, kunstübergreifendes Projekt zusammen mit Stefan Albert Pilotprojekt der Kunstschule Waidhofen/Ybbstal Klangkunst im Advent 2015 „Die Elfenkönigin“, eine kunstübergreifende theatralische Aufführung des Märchens „Die Elfenkönigin“ mit den Kreativakademien der Kunstschule Waidhofen/Ybbstal (April 2016) Klangkunst im Advent 2016 seit September 2016 Referent der Schreibakademie Waidhofen/Ybbstal Lesung mit der Niederösterreichischen Schreibakademie weitere Projekte in Planung

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MARKUS FÜRNHAMMER

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Schreibakademie WAIDHOFEN/YBBSTAL

LENA GUNTENDORFER Prinzessin der Stifte.

Lena Guntendorfer

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Graue Herbsttage

Blutspiegel (Improvisationstext)

Es war ein grauer Herbsttag, ich bin mir nicht sicher, ob ich das mag.

Birken und Buchen verlieren ihre Blätter, ich weiß nicht, irgendwie finde ich Nadelbäume netter.

Ein bisschen erinnern sie mich an meine Ahnen, die alle irgendwann verkamen.

Die ängstlich warteten auf den Tod, herbeigeführt durch Kugel und Schrot.

Ach, wie traurig, ach, wie schaurig, so viel Unschuld ist gestorben, und im Grabe bereits verdorren.

Halleluja, Meeresrauschen, was will man mehr, Meeresrauschen im Winter?

Aber ohne Wasser gibt es kein Meer.

Und all die Gläser sind leer!

So ist es halt in einer Wüste.

Wir füllen die Gläser mit Blut des Krieges.

Morgen geh ich nicht mehr hin.

Aber vielleicht übermorgen.

Die Gläser werden weniger.

Es geht mir einfach nicht mehr aus dem Sinn.

Und in ein paar Stunden geht es weiter.

Die Gläser werden sich füllen.

Der Meeresspiegel steigt.

Und ich denke an mein Ende.

Wochenende.

Die Gläser gehen über.

Ende.

Und sie rannte. Sie rannte immer schneller, hetzte über steinigen Waldboden, verfing sich in klebrigen Spinnennetzen und stolperte über Wurzeln, die aus dem Boden ragten.

Sie blickte hinter sich. Ihre Verfolger waren nicht zu sehen. Aber sie spürte förmlich die Welle von Wut, die Lust zu morden, einen niederzumachen hinter sich. Plötzlich sah sie nichts mehr!

Keinen Wald mehr, keine Steine, keinen Boden, nur noch den Himmel und ihre Hände, die bei jedem Laufschritt nach vorne schnellten.

Sie war gezwungen stehen zu bleiben, um nicht in den Abgrund zu stürzen.

Ihr Atem ging schnell und ihr Herz raste. In der Ferne sah sie eine Brücke, jedoch viel zu weit weg.

Sie drehte sich um und sah dunkle Gestalten auf sich zukommen, ehe sie kurz vor ihr stehen blieben. Eine von ihnen zog sich langsam die Kapuze vom Kopf. „Carlof West“, zischte sie und ihr Gesicht verzog sich zu einer abfälligen Grimasse. „Ja, ich, Carlof West, derjenige, der bald den Genuss verspüren darf, Sardin Stonewoods Kopf über dem Kamin hängen zu haben.“ Er lachte. Es war ein kaltes, grausames Lachen. Sie atmete jetzt ganz ruhig und ihre Stimme schien sanft, als sie antwortete: „Es mag sein, dass du schon viele Köpfe in deinem Haus hängen hast, doch meinen, den Kopf von Sardin Stonewood, bekommst du nicht!“, und mit diesen Worten stürzte sie sich in die Tiefe.

Wir kauften einen Weihnachtsbaum. Einen großen, schönen zum Mitnehmen. Doch, oh weh, er fiel vom Autodach! Nun lagen seine grünen Nadeln auf der Straße. 567 Stück waren‘s oder auch mehr.

Quietschend hielten wir an, um sie aufzusammeln. Dann mussten wir noch einmal zurückfahren, um einen neuen Weihnachtsbaum zu kaufen. So eine große Auswahl! Wir entschieden uns für einen besonders grünen Baum. Wir luden ihn in unser Auto ein und fuhren weg. Huch, er hatte mich gebissen! So bekam er auch noch einen Maulkorb. Wir fuhren weg, doch nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass er schon wieder hinuntergefallen war. So gingen wir schließlich zum Pferdemarkt und verstauten ihn in einer Kutsche. Doch er rutschte wieder ab. Völlig frustriert fuhren wir ohne Weihnachtsbaum nach Hause. Da kam mein Bruder auf die Idee, einfach einen neuen Weihnachtsbaum zu kaufen. Dies taten wir auch und diesmal hielt er. Doch zu Hause stellten wir fest, dass sich seine Nadeln lila verfärbt hatten. Sofort holte ich meine lila Weihnachtsmütze. Jetzt mussten wir auch den anderen Weihnachtsschmuck holen. Wir malten alle nicht lila Christbaumkugeln lila an. So ein Malheur!

Nun malten wir auch noch die Krippe lila an. Wir kauften lila Geschenkpapier. Ich kann Lila nicht ausstehen. So feierten wir die von Milka gesponserten Weihnachten.

Zeit Die Zeit ist komisch, immer da, aber auch doch nicht.

Die unerreichbare, aber uns bestimmende 4. Dimension.

Viel zu kurz.

Doch auch so lang.

So war einmal vor vielen Jahren ein Wald.

Der Wald ist lange nicht mehr da.

Wo ist er hin?

Einfach verschwunden.

Durch die Jahre, die Zeit, abgeholzt, verbrannt, vermodert.

Ein junges Hörnchen streift umher und findet seinen Baum nicht mehr.

Staub und Schatten der Zeit, Dunkelheit und Licht.

Wiederum ein Indiz der Zeit, Dunkelheit sowie Licht, beides mehrere Stunden voneinander entfernt, wiederum ein Zeichen der Zeit.

Doch wir können sie nur beobachten und nicht kontrollieren.

Jahreszeit.

But remember: Life happens now.

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Weihnachtsbaum

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Lena Guntendorfer

Sie rannte

25. April 1428

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Dunkel waren unsere Tage und so mancher weilt jetzt nicht mehr unter uns. Lange haben wir in den Tiefen der Höhlen ausgeharrt und um unser Leben gekämpft, nur um Augenblicke später wieder müde und hoffnungslos einen weiteren Weg unserer Qualen zu erfahren. Unser Hauptmann Tramor fiel vor sieben Tagen. Die seltsamen Kreaturen haben seinen zerschundenen Körper mit sich genommen und haben uns seitdem in Ruhe gelassen. Und trotz aller Gefahren, Ängste und Todesqualen gaben unsere Männer die Hoffnung niemals auf. Vielleicht ist uns gar nichts anderes übrig geblieben, als zu hoffen, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Fünf Tage, nachdem Tramor gefallen war, kam uns das Schicksal in die Quere, es war wunderschön und gleichzeitig wurde uns das Alter um uns herum bewusst, als es uns sicher den Weg zeigte. Die lichten Strahlen der Sonne bemerkten wir erst, als das Schicksal bereits begann zu verblassen. Als wir aus den Höhlen traten und die Welt begrüßten, war es verschwunden.

Memir Halpf, Schlachtenschreiber von Womer, dem Land der Drachen

Lena Guntendorfer

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Ohne Titel Frau Dr. Cornelia Sims lugte vorsichtig aus dem Fenster.

Sie vergewisserte sich erst, ob draußen jemand zu ihr hochsah (sie hatte eine Wohnung im 1. Stock), und erst dann wagte sie sich hervor. Die Frau stahl sich am Fenster vorbei in die Küche. Sie wusste nicht, warum sie das tat, aber in letzter Zeit fühlte sie sich beobachtet. Als ob ihr ein unsichtbarer Schatten folgte. Auf Schritt und Tritt. Und das machte ihr Angst! Ihr verstorbener Mann war ein Knasti gewesen und seit er gestorben war, fühlte sie sich verfolgt!

„Wie man einfach alles, was einem durch den Kopf geht, aufschreiben kann.“ SCHREIB AKADEMIE

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PAUL KERSCHBAUMER Wissensdurstig, chaotisch, poetisch

Der Wald

Samstagnachmittag

Ein Schrei erschallt im Wald.

Der Bauer zuckt zusammen.

Die Bäume knacksen.

Der Boden erzittert, als er sein Gewehr fallen lässt.

Denn gegen das Kommende kann er sich nicht wehren.

Das Schreien kommt näher!

Wutentbrannt rennt es aus dem Wald.

So ein kleines, dummes Schwein.

Der Bauer findet das nicht fein.

Denn je näher es kommt, umso weniger ähnelt es einem Schwein.

Der Bauer vertschüsst sich und lässt das Ding alleine stehen.

Ein gutes Mittagessen in einem öffentlichen Lokal genießen Das Aufheizen des Schmiedeofens Sich mental auf die Lesung vorbereiten Den Stahl zum Glühen bringen Meine verfassten Werke noch einmal durchgehen Den glühenden Stahl zurechthämmern Die ersten Gäste im Kaffeehaus begrüßen Nach heftigen Schlägen sich den verrußten Schweiß von der Stirn wischen Tief durchatmen und den ersten Satz lesen Schmieden, schmieden, schmieden, schmieden, schmieden In die gespannten Gesichter der Zuhörer blicken Die Rohfassung meines Werkstückes vollenden Der letzte Absatz Nach Vollendung sich im Glanze spiegeln Auf den letzten Satz folgt Punkt Reaktion

Paul Kerschbaumer

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Paul Kerschbaumer

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Weihnachten im Biberbau

Ohne Titel

Der Duft des Grasbratens weht durch die Burg. Bald kommt der Vater mit dem Tannenzweig nach Hause.

Dann müssen die Biberkinder aus dem Zimmer, damit der Weihnachtsbiber mit den Geschenken kommen kann. Der Kleinere wünscht sich neue Schwimmflossen, der Größere ein besonders delikates Nageholz.

Sie sind so auf den Moment gespannt, wenn der Weihnachtsbiber die Geschenke unter den Weihnachtszweig stellt. Leise versuchen sie, durch das Schlüsselloch zu spähen. Sie sehen nur einen roten Zipfel, bevor der Bibervater herauskommt und sagt, sie würden jetzt eine Runde spazieren schwimmen. Ungeduldig gehen sie aus der Burg. Schon nach wenigen Metern dreht der kleine Biber plötzlich um. Doch sein Vater hat ihn schon wieder am Schwanz. Nach Stunden, wie es den Kindern vorkommt, schwimmen sie zurück nach Hause.

Sofort stürmen sie in das Zimmer und sind überwältigt von diesem – jedes Jahr aufs Neue – wunderschönen Bild. Glücklich sitzen die Biberkinder unterm Weihnachtszweig und machen ihre Geschenke auf.

So wünscht Ihnen Familie Biber ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes neues Jahr.

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Rotkäppchen.

Rotkäppchens Großmutter lebte im Wald und das Mädchen besuchte sie gern. Eines Tages wurde die Großmutter krank, weshalb Rotkäppchens Mutter es mit einem Gugelhupf und einer Flasche Wein zu ihr schickte. Auf dem Weg dorthin traf es auf einen Wolf, der hustend und hinkend auf Rotkäppchen zukam. „Bitte, liebes Kind, könntest du mir ein Stück Brot geben?

Ich habe seit zwei Wochen nichts gegessen.“ Das Rotkäppchen rümpfte nur die Nase. „Das soll ich dir glauben? Du willst mich doch nur in eine Falle locken, damit du mich fressen kannst.

Außerdem sind der Kuchen und der Wein für Großmutter, die ist nämlich krank.“ Mit eiternden Augen starrte der Wolf das Rotkäppchen an: „Ich will einer alten Frau nicht ihr Mittagsmahl nehmen, aber ein kleines Stück kann sie doch entbehren.“ „Nichts da. Wenn man dir den kleinen Finger hinhält, willst du die ganze Hand!“, schimpfte Rotkäppchen und stolzierte davon.

Der Wolf blickte dem Mädchen lange nach, dann beschloss er, selbst zur Großmutter zu gehen und um Almosen zu bitten. Auf geheimen Wegen schlich er durch das Unterholz, um Rotkäppchen aus dem Weg zu gehen.

Nach ein paar Minuten war er schon bei der Großmutter und klopfte an ihre Tür. „Komm nur rein, die Tür ist offen.“ Langsam öffnete der Wolf Großmutters Tür. „Großmutter, könnte ich mir ein Stückchen Brot ausborgen?“, fragte der Wolf unsicher.

Großmutters Augen weiteten sich erschrocken: „Wolf, du siehst ja furchtbar aus. Komm herein, komm herein. Ich habe noch etwas Wurst und Käse im Haus. Setz dich zu mir ans Bett, dann können wir gemeinsam essen. Mein Rücken lässt mich leider nicht aufstehen.“ Der Wolf, der eigentlich wegen des Rotkäppchens nicht bleiben wollte, vergaß dies, holte Wurst, Käse und Brot aus der Vorratskammer und setzte sich zu Großmutter. Zwischen den Bissen erzählte er, wie es ihm ergangen war. Nach kurzer Zeit jedoch klopfte es. „Komm herein, die Tür steht offen“, sagte die Großmutter und das Rotkäppchen öffnete die Tür. Kurz blieb es wie festgefroren in der Tür stehen, dann rannte es schreiend in den Wald. Unglücklicherweise war gerade ein Jäger nahe der Hütte auf der Pirsch. Als er die Hilfeschreie hörte, lief er, das Gewehr im Anschlag, Richtung Großmutters Hütte. Der Wolf wollte gerade Rotkäppchen nachsetzen, um es zu beruhigen. Da tauchte der Jäger in der Tür auf. Es verging keine Sekunde, da hörte man schon den Knall, und der Wolf sank blutbesudelt zu Boden.

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Bengalischer Tiger mit Segelohren (Paul, Markus, Adrian, Lena) Ich segle mit meinem Tiger nach Amerika.

Nach einem Zwischenstopp im Hofbräuhaus.

Ich musste sehr viel Fleisch bestellen, um meinen Tiger zu füttern.

Ich darf gar nicht an die vielen mysteriösen Vermisstenanzeigen denken.

Sein Verkäufer sagte, er trinkt gerne Gänsewein, ich weiß nicht, was das ist, jetzt trinkt er nur mehr Wein.

Ein guter Jahrgang, Spätlese.

Und noch mehr Fleisch.

Dann sind wir angekommen im Dschungel der sibirischen Wölfe.

Sie bieten uns köstlichen, aus Insekten gebrannten Branntwein an.

Das mitten in Afrika.

Ich habe meinen Text vergessen.

Klostöpsel sind enorm wichtig, sie fördern das Immunsystem.

Verdammt, wir sind das doch alle durchgegangen!

Jetzt ist er Vegetarier.

Und frisst nur glutenfreies Obst.

Zwischendurch auch Mensch, aber das kann ich ihm nicht verübeln.

Seine Leibspeise ist Veganer vom Grill, heruntergespült mit gebranntem Insektenbranntwein.

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Paul Kerschbaumer

An einem Herbstmorgen schlief ich auf dem Sofa ein. Als ich wieder aufwachte, war alles um mich grün.

Und plötzlich fühlte ich eine große Pranke an meiner Schulter.

Verängstigt drehte ich mich um.

Was ich da sah, raubte mir den Atem.

Es war der Teddybär!

Er war wohl auch aus dem Winterschlaf erwacht.

Auf seiner Brust waren grüne Flecken.

Wo war mein Fleckenentferner?

Ich wollte schon losstürzen und ihn holen, doch der Bär hielt mich zurück.

Er sah mich eindringlich an.

Dann begann er fürchterlich zu husten.

Ich bekam schon Angst, denn er hörte erst nach ein paar Minuten auf.

Ich beschloss, ihn zum Arzt zu bringen.

Zum besten Arzt der Stadt, zu Dr. Geh-ma-ned-am-Oasch!

Er horchte ihn ab. „Der Bär hat zu viel Konfetti gegessen“, sagte er schließlich.

Da musste der Bär schrecklich lachen und all das Konfetti flog wieder heraus.

Und jetzt, Geh ma ned am Oasch, beendete er seine Diagnose.

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Winterschlaf

Kreativ, mutig, ein guter Leser

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Christbaumkugeln

Märchen

Adrian Pilz

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ADRIAN PILZ

Scherben bringen Glück! Obwohl ich mir dies einredete, war ich nicht glücklich über die kaputte Kugel.

Sie war meine Lieblingskugel gewesen. Sie hatte doch nur gebissen!

Dieses Schlechtreden war sinnlos, sie war wohl doch meine liebste.

Der Weihnachtsbaum würde bestimmt ganz kahl aussehen ohne sie.

Wenigstens war es ein schneller Tod, redete ich mir ein. Ich würde sie später hinterm Haus vergraben. Auf ihr Grab würde ich auch ein paar Blumen legen.

Und zu Halloween würde ich sie bewachen. Schade, dass etwas so Trauriges bei einem so schönen Fest passieren musste. Tränen stiegen mir in die Augen. Und schön langsam fing ich an zu kichern. So viel Trara nur wegen einer Christbaumkugel. Ich verstand mich selbst nicht.

Aber Halloween würde ich einhalten.

Jetzt musste aber der Baum fertig geschmückt werden.

Unsere Geschichte beginnt in der Nähe eines Waldes, in einem kleinen Dorf, durch das sich ein Fluss zieht.

In der Geschichte geht es um ein kleines Mädchen, die Tochter des Bürgermeisters. Sie liebt es, in der Natur zu sein, und sie liebt die Tiere, die Vögel, die Füchse und sogar die Bären. Ihr Vater sagte, dass sie gerne draußen spielen dürfte, aber sie dürfte nie in den Wald. Das Mädchen versprach es dem Vater.

Doch eines Tages, es war Sommer, konnte das Mädchen nicht widerstehen, in die Nähe des Waldes zu gehen.

Sie ging hinein. Es wurde dunkler und dunkler, doch das Mädchen ging weiter und weiter, angezogen vom Inneren des Waldes. Immer weiter und weiter!

Dann kam sie zu einer Höhle, die tief im Wald versteckt war.

Sie ging hinein. Auf dem Boden lagen überall Knochen, doch das Mädchen ging weiter. „Komm und spiel mit mir“, sagte eine Stimme. Das Mädchen kam näher, doch war am Ende der Höhle niemand? Da sah das Mädchen nach oben und es sah eine riesige Spinne. Gerade wollte sich die Spinne die kleine Beute schnappen, doch da fiel sie zweigeteilt tot zu Boden. Es war der Vater. Er hatte das Biest erlegt und nahm seine Tochter auf den Arm und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, aus dem Wald.

Seitdem traute sich niemand mehr in den Wald.

Es war eine dunkle, angsteinflößende Nacht. Nick und sein Bruder Larry rannten durch einen Wald. „Wir müssen uns beeilen“, sagte Larry und hielt neben einem Baum. „Sie kommen!“, schrie Nick, zog hastig ein Buch aus seiner Tasche und warf es in ein Loch.

Larry schaufelte das Loch zu, da sah er drei finstere Gestalten mit grün leuchtenden Augen. Sie kamen mit wahnsinnigem Tempo auf die Kinder zu…

13 Jahre später: Rick, Nicks Cousin, hatte seinen zwölften Geburtstag.

Heute genau vor 13 Jahren war sein Cousin in der Nacht in einem Wald gestorben. Alle hatten erzählt, dass er wegen eines Blitzeinschlags gestorben war, aber keiner wusste es genau.

Rick erwachte an diesem Tag und ging sofort in den Garten. Auf dem Grund, auf dem Rick wohnte, war vor 13 Jahren der Wald gewesen. Da sah Rick etwas aus der Erde stehen, das gestern noch nicht in seinem Garten gewesen war. Der Sturm letzte Nacht musste es freigelegt haben. Es war ein Buch mit einem gewaltigen Smaragd auf der Vorderseite. Er öffnete es und fand auf jeder Seite Zeichnungen von komischen Tieren, die er noch nie gesehen hatte. Es standen auch Namen darin. Auf jeder Seite war ein andersfarbiger Edelstein. „Der ist aber schön“, sagte Rick und drückte auf einen roten Stein. Da erschien plötzlich ein kleines blaues Tier neben ihm.

Es sah aus wie ein Würfel. Rick sah in das Buch und merkte, dass das Bild

von diesem Tier im Buch verschwunden war. „Wer bist du?“, fragte Rick. Der Würfel antwortete nicht und rannte einfach davon. Spät am Abend lag Rick in seinem Bett. An diesem Tag hatte er endlich, nach langem Wünschen, einen Kanarienvogel bekommen. Er hatte den blauen Würfel, zusammen mit dem Vogel, in den Käfig gesperrt. Er blätterte durch das Buch und bemerkte, dass auf einer Seite noch ein Bild fehlte.

Auf der Seite stand: „ZOMBIES sind rücksichtslose Wesen, die sich nur in der Nacht zeigen. Sie entstehen dann, wenn ein Mensch stirbt und ein Blitz in dessen Grab einschlägt. Sie ernähren sich von Tiergehirnen, aber fressen, wenn sie hungrig sind, auch Menschengehirne.

Sehr gefährlich!! Regel: Scheuche nie einen Zombie auf, denn wo einer ist, sind mehrere.“ Rick schauderte es und er versuchte schnell einzuschlafen, ohne an gehirnfressende Zombies zu denken. Am nächsten Morgen erwachte er und bemerkte, dass der blaue Würfel verschwunden war. Rick sprang auf, das Buch war ebenfalls verschwunden. Er sah aus dem Fenster und sah den Würfel.

Er hatte das Buch auf dem Rücken. Rick zog sich an und rannte nach draußen. Der Würfel hatte das Buch geöffnet und drückte sehr oft auf den roten Edelstein. Plötzlich war der Garten voller blauer Würfel. Rick versteckte die Würfel im Haus und nahm das Buch an sich. Plötzlich hörte er ein Rascheln aus dem nahe gelegenen Wald. Rick ging auf die Bäume zu. Dieser hatte zwar Angst, aber die Neugier war größer. Er ging tiefer und tiefer in den Wald. Nach einer Zeit wurde es dunkel. Da sah er etwas am Boden liegen. Es war ein Grabstein. Auf dem Grabstein klebte Blut. Rick trat näher an den Grabstein heran. Nicht. Da schoss auf einmal eine Hand aus dem Boden und ein Zombie kroch neben dem Grabstein aus der Erde. Mittlerweile rannte Rick. Er rannte schneller, als er je gerannt war. Der Zombie rannte hinter ihm her.

Rick kam aus dem Wald in das Licht. Der Zombie auch, aber er verbrannte in der Sonne und es blieb nur noch Staub übrig. „Oh mein Gott“, stieß Rick erleichtert aus und ging schnell zurück in sein Haus. Die Würfel waren natürlich verschwunden, aber es kümmerte ihn nicht, er las lieber noch im Buch…

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Adrian Pilz

Monsterjäger

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Adrian Pilz

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Ohne Titel

The Grizzly

Es war ein ganz normaler Tag im Wald, in dem Rumpelstilzchen, der glücklich war, da er erst gestern einer Königin all ihr Gold genommen hatte, spazieren ging. Doch plötzlich hörte er ein klagendes Weinen und dachte sich: „Oh, schon wieder jemand, den ich austricksen kann.“ Er folgte dem Weinen und fand sich in einer Kammer voll Stroh wieder, in der ein weinendes Mädchen saß. „Warum weint Ihr denn so?“, fragte er. „Ich soll Stroh zu Gold spinnen“, antwortete sie. „Was gibst du mir dafür, wenn ich dir helfe?“ „Mein Halsband.“ „Okay, ist ein Anfang“, dachte sich Rumpelstilzchen und spann das Stroh zu Gold. Das Ganze wiederholte sich dreimal, doch am dritten Tage hatte das Mädchen nichts mehr. Sie versprach Rumpelstilzchen, ihm ihren ersten Sohn oder ihre erste Tochter zu geben. Rumpelstilzchen willigte ein. Auf dem Nachhauseweg freute er sich schon auf den Festbraten, den er aus dem Kind machen würde. Denn jedes Jahr zu Weihnachten lud er seine ganze Familie zum Essen ein. Ein Jahr später ging Rumpelstilzchen wieder zu dem Mädchen, das mittlerweile Königin geworden war. Doch sie wollte ihm ihr Kind nicht geben. Da Rumpelstilzchen Rätsel liebte, gab er ihr drei Tage, um seinen Namen herauszufinden. In dieser Nacht tanzte Rumpelstilzchen ums Lagerfeuer und sang: „Heute back ich, morgen brau ich und übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.

Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß.“ Nach zwei Tagen ging Rumpelstilzchen glücklich zur Königin und fragte: „Und? Wie heiße ich?“ Zuerst sagte sie „Kunz“ und dann „Heinz“. Rumpelstilzchens Freude war riesengroß, doch dann sagte sie: „Heißt du vielleicht Rumpelstilzchen?“ „Nein!“, schrie Rumpelstilzchen und riss sich entzwei.

Nachrichten: Willkommen bei den 7-Uhr-Nachrichten.

Wir berichten live aus Kanada, wo ein Killer-Grizzly aus dem Zoo entflohen ist! Wir versuchen, ihn mit der Kamera zu erwischen! „Oh, da kommt er! Ah, ahhh!“ Grizzly: „Diese Hundlinge. So leichte Beute, mmh, lecker.

So, und weiter geht’s! Oh, nein! Da oben ein Hubschrauber!

Die suchen mich. Oh, Mann, ich hätte nie diese Pille nehmen sollen! Die macht mich tollwütig. Jetzt heißt es laufen!“ Der Grizzly versteckte sich im Wald und plötzlich spuckte er die Pille aus. „Oh, Mist! Jetzt bin ich ganz einsam, der Zoowärter wird mich töten. Ich bin ganz alleine!“ Da sah der Grizzly plötzlich eine schöne Braunbärin vorbeikommen.

Traumwelt In „Dream City“ leben alle guten Träume, sie tanzen dort, lachen dort und sind fröhlich.

Es gibt auch „Nightmare World“, dort lebt alles Böse. Monster, Bestien, der Tod.

Wüste Strahlende Hitze mitten in der Wüste.

Kein Wasser mehr!

Du denkst, du wirst verbrennen!

Du gehst gequält nieder.

Plötzlich ertönt ein Beben!

Die Sandkörner vor dir beginnen sich zu bewegen.

Und ein gigantischer Niruk schießt aus dem Boden.

Er verschlingt dich mit einem Bissen.

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