PARLAMENT POSITIONIERT SICH ZUR EU-VERPACKUNGSVERORDNUNG
IK kritisiert Anti-Plastik-Regeln Am 22. November hat das Europäische Parlament seine Verhandlungsposition zur EU-Verpackungsverordnung (PPWR) verabschiedet, nachdem am Vortrag 41 Abgeordnete zum Teil scharfe Kritik insbesondere an den vorgeschlagenen Mehrwegquoten geübt hatten. Dabei griffen viele Abgeordnete, vor allem aus Italien, das Narrativ der Papier- und Wellpappe-Lobby auf, wonach der Kommissionsvorschlag das sehr gut funktionierende Abfallsammel- und Recyclingsystem durch ideologische Verbote und Mehrwegquoten zerstören würde. Kritisiert wurde auch, dass Mehrwegquoten zu einer Flut von (wiederverwendbaren) Kunststoffverpackungen führen würden, die letztendlich im Meer landen würden. Auch die Versicherung des Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius, dass der PPWR die Menge der Einwegverpackungen aus Papier und Pappe nicht verändern würde und dass Einweg- und Mehrwegverpackungen nebeneinander bestehen würden, überzeugte diese Abgeordneten nicht. Nach der Abstimmung waren die Bewertungen sehr unterschiedlich: Während die deutsche Schattenberichterstatterin Delara Burkhardt (SPD), die es nicht vermocht hatte, ihre Fraktion hinter ihre Vorschläge zu versammeln, die Abstimmung als Erfolg der „Wegwerflobby“ bezeichnete, zeigte sich die belgische Berichterstatterin Frédérique Ries erfreut über die Chemikalienverbote. Peter Liese wiederum, zuständig für Umweltfragen in der konservativen EVP-Gruppe, begrüßte die Streichung des Tütchenzuckerverbots. Aus Sicht der IK lässt sich die Abstimmung wie folgt zusammenfassen: Immer wenn es um Verbote und Quoten für Kunststoffverpackungen ging, gab es eine
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aktuell 11–12 / 2023
große Mehrheit der Abgeordneten. Und wenn es um Ausnahmen und Befreiungen für Papier- und Kartonverpackungen ging, gab es ebenfalls eine große Mehrheit. Die Befürworter von material-neutralen Verpackungsregelung waren dagegen stets in der Minderheit. Die Mehrheit des Parlaments will anscheinend die PPWR in eine „Plastic Packaging Waste Regulation“ umwandeln. Dies wird deutlich, wenn man sich die Sondervorschriften für Kunststoffverpackungen bei den Rezyklateinsatzquoten, Mehrwegquoten und Verboten ansieht. Die IK hatte sich insbesondere gegen das vom federführenden Umweltausschuss ENVI vorgeschlagene Sonder-Reduktionsziel für Kunststoffverpackungsabfälle engagiert: Mit einer knappen Mehrheit von 323 zu
292 Stimmen wurde dieser Vorschlag angenommen: Demnach soll jeder Mitgliedstaat den Pro-Kopf-Abfall von Kunststoffverpackungen bis 2030 um 10 Prozent, bis 2035 um 15 Prozent und bis 2040 um 20 Prozent im Vergleich zu 2018 reduzieren. Es gibt keine vergleichbaren materialspezifischen Reduktionsziele, z. B. für Papier- oder Kartonverpackungen, allerdings ein allgemeines Reduktionsziel für Verpackungsabfälle von 15 Prozent bis 2040. Rezyklateinsatz-Quoten gesenkt und Berechnung angepasst Das Parlament hat auf Vorschlag des ENVI die Rezyklat einsatz-Quoten für den Kunststoffanteil sogenannter
Foulspiel! 1500 Prozent Anstieg der Plastikverpackungen durch Mehrwegquoten? Davor warnt die Papierindustrie in Flugblättern vor der Abstimmung im Europäischen Parlament.