EREMA Recycling News 1 2017 DE

Page 11

Kunststoffproben. Mittels Gaschromatographie-Olfaktometrie, bei der die menschliche Nase als selektiver Detektor für geruchsaktive Verbindungen eingesetzt wird, lassen sich in Proben mit einer komplexen Zusammensetzung die geruchsaktiven Anteile identifizieren. Dabei werden die flüchtigen Verbindungen gaschromatographisch getrennt und die getrennten Substanzen am sogenannten Sniffing Port von den Prüfern abgerochen und beurteilt. Zur Identifikation dient ein parallel betriebener herkömmlicher Detektor. Beide „Spuren“ werden übereinan-

Links: Post Consumer Material aus dem Haushaltsbereich weist neben starken Verunreinigungen auch intensive Gerüche auf. Rechts: Geruchsoptimiertes Premium-Granulat – das Ergebnis der Technologie-Kombination INTAREMA® TVEplus® mit anschließendem ReFresher Prozess.

dergelegt, um die geruchsaktiven Abschnitte zu markieren. Die Kombinationsversuche

die teilweise ein so hohes Geruchspotenzial

und die Indikatorsubstanz Limonen im

zeigen, dass ein starkes Geruchsempfinden

haben, dass sie unter der Nachweisbarkeit

Speziellen, gemessen.

trotz niedriger VOC-Messwerte möglich ist.

der „klassischen“ Detektoren liegen, aber

Alleine der Limonenwert des HDPE-Mahlguts

Gerüche sind also auch identifizierbar, wenn

von der menschlichen Nase problemlos

beträgt vor dem Extrusionsprozess 73 ppm

keine VOC messbar sind, also die geruchs-

wahrgenommen werden können.

(Grafik 1 (a)). Nach einer Stunde Verweilzeit

verursachenden Substanzen unterhalb der Nachweisgrenze des Detektors liegen. Ein

in der Preconditioning Unit (vor Eintritt in

GERUCHSSTOFFE DEUTLICH GESENKT

den Extruder) sind viele VOC bereits deutlich

weiteres Ergebnis ist, dass geringe detek-

In einer von EREMA in Auftrag gegebenen

reduziert (b). Nach dem Extrusionsprozess

tierte VOC-Werte mit einem geringeren

Versuchsreihe des Fraunhofer Instituts für

durch die INTAREMA® TVEplus® RegrindPro®

Geruchsempfinden der Prüfer korrelieren.

Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV)

sinkt der Limonenwert der Regranulate

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Proben

wurden flüchtige, organische Substanzen

auf 20 ppm und die Werte der messbaren,

vor dem Extrusionsprozess einen hohen

in gewaschenem HDPE-Mahlgut von Sham-

geruchsverursachenden VOC sinken eben-

VOC-Anteil aufweisen, der während der

poo-Flaschen untersucht – ein typisches

falls (c). Nach weiteren 7 h Verweilzeit im

Verarbeitung gesenkt wird. Der Geruch der

Post Consumer Material aus dem Haushalts-

ReFresher fällt der Limonenwert auf schließ-

Proben entsteht als Summe einer Vielzahl

bereich. In gaschromatographischen Analy-

lich nur mehr 0,1 ppm und auch die anderen

von geruchsaktiven Einzelverbindungen,

sen wurde der VOC-Anteil im Allgemeinen,

VOC-Werte werden weiter reduziert (d).

Wie Gerüche erfasst werden ... Laut einer Studie kann der Mensch über eine Billion unterschiedliche

Duftstoff. Die große Herausforderung bei Geruchsstoffen besteht

Gerüche unterscheiden [1]. Eine wesentliche Gruppe der Geruchs-

darin, dass VOC selbst in einer Konzentration weit unterhalb der

stoffe stellen die Volatile Organic Compounds (VOC). Gängigste

üblichen Nachweisgrenze von 1 μg/m³ eine Geruchswahrnehmung

Messmethode um sie zu erfassen, ist die Gaschromatographie, die

bei Menschen erzeugen können [2]. Aufschlussreiche Analysen

Veränderungen in den Molmassen bestimmt. Leicht flüchtige Stoffe

ergeben sich daher erst aus der Kombination von gaschromatographi-

verdampfen aufgrund ihrer niedermolekularen Masse schneller als

schen Ergebnissen mit Analysen von Sensorik-Panels. Dabei beurteilen

die schwer flüchtigen und hochmolekularen Stoffe, die ausschließlich

geruchsensible, eigens geschulte Menschen die Gerüche. Sensorik-

durch Spezialverfahren ausgetrieben werden können. Als Indikator-

Panels sind aufgrund der unterschiedlichen Geruchswahrnehmung

substanz dient oftmals Limonen, ein leicht nach Zitrus riechender

je nach Region und Kultur unterschiedlich zusammengesetzt.

Autor: Clemens Kitzberger Business Development Manager Application Post Consumer EREMA Group GmbH Ansfelden AUSTRIA c.kitzberger@erema-group.com

Literatur: [1] C. Bushdid, M. O. Magnasco, L. B. Vosshall, A. Keller: Humans Can Discriminate, More than 1 Trillion Olfactory Stimuli. Science 21. März 2014, Vol. 343, No. 6177, S. 1370–1372; http://science.sciencemag.org/content/343/6177/1370?sid=7da0ad51-d6bb-4aea bfff-850403786590 [2] Umweltbundesamt: Leitfaden für die Innenraumhygiene in Schulgebäuden, S. 47; http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3689.pdf

RECYCLING NEWS

11


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.