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Natürlich erlebt

LISA WEHMEYER

TEAM NATÜRLICH REISEN TOURDESIGN PHOTOS LISA WEHMEYER

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Das unberührte Land Zentralasiens - Kirgistan

Kirgistan, ein unterschätztes Ziel in Zentralasien. Umgeben von Kasachstan, China, Tadschikistan und Usbekistan liegt das Land eingebettet im Hochgebirge des Tianshans. Über 90% des Landes befinden sich oberhalb von 1.500 M.ü.d.M.

Von Bishkek aus kann man schon die gewaltigen Berge im Hintergrund erahnen. Und diese sind unter anderem das Ziel meiner einwöchigen Reise durch Kirgistan.

Nach einer etwa 11-stündigen Reise von Hamburg über Istanbul lande ich in der Landeshauptstadt Bishkek. Dort halten wir uns nur kurz auf, denn unser Weg führt uns Richtung YssykkulSee, wir halten kurz in Burana an und besichtigen den BuranaTurm von Balasagun. Unser Guide Ernest erzählt uns die spannende Geschichte, die hinter der einstigen Handelsstätte liegt. So wurde die Stadt an der Seidenstraße wahrscheinlich um 1217 von Dschingis Khan eingenommen, womit auch ihr Niedergang begann.

Nach einem kurzen Aufstieg durch die innenliegende Wendeltreppe kann man die Gegend um Burana gut aus 22m Höhe bewundern. Von dort sieht man noch, wo einst die Stadtmauern standen.

Nach der Besichtigung geht es für uns weiter zum Yssykkul See. Mitten in einer wunderschönen Berglandschaft eingebettet wartet der mächtige See auf uns, doch bevor wir uns diesem tatsächlich nähern, biegen wir noch einmal ab, um ein wenig weiter in die Berge hineinzufahren.

Ruslan wartet auf uns. Und mit ihm seine zwei Steinadler. Kirgistan ist eines der wenigen Länder weltweit, in dem noch aktiv mit Adlern gejagt wird.

Die Ausbildung der Adler ist ein zeitintensiver und sehr sorgfältiger Prozess. So zog Ruslan einst in die Berge, um einen jungen Adler aus einem Horst mit nach Hause zu nehmen. Den Adler gewöhnt er so weit an sich, dass er mit ihm auf die Jagd gehen kann. Zwischen 10 – 15 Jahre sind die beiden ein eingespieltes Team, dann wird der Adler in seinem natürlichen Habitat in Rente geschickt. Dort sucht er sich einen passenden Partner und pflanzt sich fort.

Ruslan zeigt uns mit seinen beiden Adlern, wie die Jagd der Greifvögel abläuft. Es ist beachtlich, wie gut er die Sprache der Tiere spricht und wie konzentriert die Tiere auf die Jagd gehen. Während der Demonstration wurde kein lebendes Tier gejagt. Nachdem ich den Adler auch einmal auf meinem Arm halten darf, geht es für uns zum ersten Jurtencamp. Wir erhalten eine Rundführung durch das gut ausgebaute Camp, dem angrenzenden kleinen Museum und anschließend noch leckeren Tee im Wohnzimmer des Gastgebers. Die Gastfreundschaft in Krigistan ist riesig. Wir nehmen an einem gut gedeckten Tisch platz, auf dem Boden sitzend und haben leckerstes Gebäck und Tee vor uns stehen. Ernest übersetzt für uns ins kirgisische, damit wir dem Gastgeber unsere Fragen stellen können. Er betreibt mit seiner Familie das Camp und begrüßt in den Sommermonaten viele Gäste.

Von dort ist es nicht mehr weit zu unserem ersten Guesthouse in dem wir schlafen, aber vorher gibt es natürlich noch ein üppiges und sehr leckeres Abendessen. Ich bin überwältigt von der Menge und dem Geschmack des Essens. Auch als Vegetarierin muss ich zu keiner Zeit hungern. Nach einer erholsamen Nacht und einem stärkenden Frühstück besuchen wir ein Jurtencamp direkt am Ufer des Yssykkul Sees. Dies ist nach dem Titicacasee in Peru der zweitgrößte Gebirgssee der Welt. Ich habe das Gefühl am Meer zu stehen und auch kleine Wellen schwappen ans Ufer. Die Lage des Jurtencamps ist unschlagbar. Bevor es für uns so richtig in die Berge geht, legen wir noch selber Hand an und bauen mit vereinten Kräften eine Jurte auf. Das Prinzip dahinter ist schnell klar und auch nicht so schwierig umzusetzen, zumindest nicht mit acht Personen, dennoch brauchen wir über eine halbe Stunde, bis unsere Jurte bezugsfertig ist.

Wir fahren weiter nach Kotschkor, wo wir bereits von den Weberinnen erwartet werden. Die Herstellung von handgefertigten Textilien hat eine lange Tradition, welche uns in einer kleinen Demonstration nähergebracht wird. Die Handwerkskunst kann man in einem Gemeindebasierten Shop kaufen und so unterstützt man die Weberinnen und ihre Familien von Kotschkor.

Auf unserem weiteren Weg sehen wir plötzlich eine Herde wilder Kamele in der Steppe, für ein kleines Fotoshooting wird natürlich sofort angehalten.

Am Abend bei unserer Gastfamilie angekommen werden wir mit einem Folkloretanz willkommen geheißen. Die Projekte des Community Based Tourism dienen nicht nur der Einkommensquelle der Dörfer, sondern auch dem Traditionserhalt vor Ort. So können die Folkloretänze weitergeführt werden, die Handwerkskunst weitergegeben werden, ohne dass alle jungen Erwachsenen in die Großstädte abwandern.

Unsere Reise führt uns weiter in den Süden nach Arslanbob. Ein Dorf, welches für seine Walnusswälder bekannt ist.

Aber Arslanbob hat noch weit mehr zu bieten, was genau, erfahren wir bei der Präsentation im ansässigen Tourismusbüro. Auch hier werden Familien mit ihren Homestays unterstützt. Hotels oder Hostels gibt es kaum, Touristen die nach Arslanbob reisen, schlafen im Regelfall bei Einheimischen Zuhause.

Rund um Arslanbob ragen die gigantischen Berge in die Höhe, ein perfekter Ort für den Wintersport. Es zieht einige Touristen hierher, um die unpräparierten Pisten hinunterzufahren. Aber auch der Aufstieg auf den Berg ist spannend, denn Skilifte sucht man hier vergebens. Entweder geht es zu Fuß den Berg hinauf, oder man wird mit einem Pferd den Hang hochgezogen.

Für den etwas gediegeneren Sport gibt es tolle Wanderwege entlang der Wallnusswälder. Wir machen uns auf den Weg zum großen Wasserfall, mit alten Autos aus der Sovjetzeit fahren wir etwas außerhalb von Arslanbob, dann geht es die letzten 30 – 45 Minuten zu Fuß bergauf. Von einer Plattform kann man den Wasserfall und die Aussicht über das Tal bestaunen.

Da wir uns gerade warm gelaufen haben, geht es für uns noch weiter zum kleinen Wasserfall, dieser liegt etwas näher an der Stadt und ist auch gut zu erreichen, wenn man nicht wandern gehen möchte.

Im Anschluss freuen wir uns über ein fantastisches Mittagessen mit Blick auf die Wallnusswälder. Wie genießen den letzten Blick in die Natur, denn es geht heute weiter nach Osh, der zweitgrößten Stadt des Landes.

In Osh besuchen wir zunächst den Markt, für mich ist es immer wieder spannend die landestypischen Märkte und deren Produkte kennenzulernen. Es gibt jedes Mal etwas Neues zu entdecken und man kann das Geschehen der Einheimischen auf sich wirken lassen.

Im Anschluss fahren wir zum Suleiman-Too, einem etwa 1.100 Meter hohen Berg, um welchen sich die Stadt erstreckt. Der Berg gilt als heiliger Berg und wurde 2009 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Von Osh nehmen wir den Flieger zurück nach Bishkek, nach rund 50 Minuten Flug landen wir in der Hauptstadt Kirgistans, um von dort wieder zurück nach Deutschland zu fliegen.

Alles in allem ist Kirgistan ein Land, das mich überwältigt hat. Die Einheimischen sind unheimlich gastfreundlich und geben sich große Mühe den Reisenden ihre Kultur näher zu bringen. Meinen Gürtel durfte ich dank der vielen Leckereien auf dem Rückflug ein Loch weiter stellen. Zu jeder Mahlzeit wird unheimlich viel aufgetischt und auch als Vegetarier hat man viele Optionen neben den Fleischgerichten, welche einen wirklich satt machen.

Die Landschaft Kirgistans ist durch die Bergwelt, die Seen und auch die vielen Pferde und Kamele, die man zwischendurch sichtet einfach atemberaubend.

Auch zu Coronazeiten ist Kirgistan gut zu bereisen. Die Einreise ist mit einem negativen PCR-Test oder einer nachweislich erfolgten Impfung gegen COVID-19 möglich. Der PCR-Test darf dabei nicht als 72 Stunden sein (stand 14.12.2021, Quelle: https://www.auswaertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/kirgisistan-node/ kirgisistansicherheit/206738)

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