Theatermagazin April 2014

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WWW.NATIONALTHEATER-MANNHEIM.DE

TRACING ISADORA  Ballett von Dominique Dumais

APRIL 2014

THEATERMAGAZIN


EDITORIAL

Eine Beilage zur Ausgabe vom 29. März 2014

Liebes jung gebliebenes Theaterpublikum,

TITEL Julia Headley in TRACING ISADORA

immer wieder werden wir gefragt: Wo bleiben die jungen Leute im Theater? Beim genauen Hinsehen wird klar: Sie sind überall! Das junge Publikum am Nationaltheater Mannheim … … spielt bei der Klasse. 32. Mannheimer Schultheaterwoche mit über 120 Schülern auf den Bühnen des NTM und zeigt uns seinen Blick auf Themen wie Liebe, Familie und Freundschaft. Außerdem gibt es ein Fachforum für Lehrende zum Thema »Bildung durch Theater – Modelle für erfolgreiche Kooperationen von Theater und Schule«. … schreibt und bloggt über die Schultheaterwoche im neuen Schreibprojekt GUSTAV. … erforscht bei der Expedition Oper das Musiktheater mit Zwischenstationen hinter den Kulissen und dem Vorstellungsbesuch von Verdis Falstaff. … schaut Stücke wie die Schnawwl-Premiere Der Thaiboxer im Studio – schlagkräftige Argumente für zukünftige Theaterbesuche. … ist erfolgreich mit der Jungen Bürgerbühne Mannheim-Inszenierung Nichts. Was im Leben wichtig ist, die zum 1. Bürgerbühnenfestival am Staatsschauspiel Dresden im Mai eingeladen ist und für den Papageno Award 2014 nominiert wurde. … feiert im Mai das Gründungsjubiläum der NThusiasten, der jungen Freunde und Förderer des NTM. Seit fünf Spielzeiten bringt der Verein theaterbegeisterte junge Menschen bei Vorstellungsbesuchen, Künstlergesprächen, auf Theaterpartys, bei Workshops und vielem mehr zusammen. Auch das alte Publikum ist jung geblieben. Bei der nächsten Mannheimer Bürgerbühne-Premiere Winterreise(n) (UA) erzählen Bewohnerinnen des Hauses Waldhof von ihren Lebenserinnerungen, ihren Hoffnungen und Zweifeln aus einer Zeit, in der sie selbst noch jung waren. Und das ist nur eine kleine Auswahl. Darum laden wir Sie ein, die jungen Menschen in Ihrem Theater zu sehen und mitzuerleben! Ihre Maren Rottler Marketing – Theater und junge Menschen Erleben Sie »die Liebe auf den siebten Blick«! Beim SpeedDating am 6. April 2014 um 17.00 Uhr in der Lobby Werkhaus im Nationaltheater und besuchen Sie anschließend das Musical My Fair Lady von Frederick Loewe. Altersgruppe: 38 bis 52 Jahre  |  Anmeldung unter www.speeddating.de -> Veranstaltungen -> Mannheim

REDAKTION Anselm Dalferth (ad), Ingoh Brux (ib), Steffi Bub (sb), Katrin Dod (kd), Katrin Fischer (kf), Elena Garcia-Fernandez (egf), Johannes Gaudet (jg), Lea Gerschwitz (lg), Stefanie Hahnemann (V.i.S.d.P.), Maike Kasse­bom (mk, CvD), Anita Kerzmann (ak, Fundraising), Dr. Dorothea Krimm (dk), Jan-Philipp Possmann (jp), Anne Richter (ari), Maren Rottler (mr), Eva Wagner (ew), Linda von Zabienski (lvb) MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Freunde und Förderer des ­Nationaltheaters Mannheim e. V., Evangelia Tsogka, Ruven Wegner KONZEPTION Anzinger | Wüschner | Rasp GESTALTUNG Michael J. Böhm FOTOS Hans Jörg Michel, Christian Kleiner ANZEIGEN Doris Horwedel DRUCK Mannheimer Morgen ­Großdruckerei und Verlag GmbH Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. Gemeint sind alle Geschlechter. SERVICE Theaterkasse 0621 1680 150 Vorverkauf Schnawwl 0621 1680 302 Abobüro 0621 1680 160

Wir sind durch den Wind. Als Zukunftsversorger setzen wir auf die Windkraft an Land und investieren in diese erneuerbare Energie. Im letzten Jahr haben wir mit unseren Windparks 294 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das entspricht dem Energiebedarf von 81.000 Drei-Personen-Haushalten. Mehr unter www.mvv-energie.de/nachhaltigkeit Neue Energie? Aber sicher!


DIE FEIER DES UNSTERBLICHEN  SOULS Die Blues Brothers am Nationaltheater Mannheim Ein Interview mit dem musikalischen Leiter Willi Haselbek und dem Regisseur Matthias Gehrt

Markus Maria Düllmann, Oliver Jaksch und Leon van Leeuwenberg auf der Probebühne

Die Blues Brothers sind ein Mythos, ihre Musik klingt in aller Ohren. Der Kultfilm aus dem Jahr 1980 fand ein Millionenpublikum. Nun kommt die Geschichte und ihre Musik in einer Bühnenfassung von Matthias Gehrt auf die große Bühne des Mannheimer Opernhauses. Die Produktion wurde am Theater Krefeld/Mönchengladbach entwickelt, wo Mattias Gehrt Schauspieldirektor ist, und wurde vom Publikum in 40 Vorstellungen bejubelt. Werden die Mannheimer Blues Brothers sich eng an die Erfolgsproduktion aus Krefeld anlehnen? Matthias Gehrt  Natürlich ist die Grundlage dieser Aufführung die Krefeld-Mönchengladbacher Inszenierung. Gleichwohl, wenn man sowas wiederholt, geht es darum, mit den Leuten, mit denen man jetzt zusammen arbeitet, auch Neues zu finden. Letztlich wird es eine Mischung sein zwischen dem, was man hatte, und dem, was man hier neu findet. Blues oder nicht Blues? Streng genommen ist die Musik der Blues Brothers gar kein Blues – oder? Willi Haselbek Richtig, die Jungs sind eher unter R&B, also »Rhythm and Blues«, einzuordnen. Aber es finden sich auch Blues (John Lee Hooker) und ebenso Soul und Gospel (Aretha Franklin und Ray Charles) in dem Stück. Und sogar Country und Western müssen die Blues Brothers zum Besten geben. Was für Figuren sind die beiden Brüder, die hier im Mittelpunkt stehen? Matthias Gehrt  Es sind zum einen komische Figuren, ein klassisches Komikerpaar, zwei Brüder, die sich auf der einen Seite sehr ähnlich sehen, auf der anderen Seite sehr verschieden sind. Der eine ist mehr der Balancier, der andere mehr der Emotionale. Das Interessante: die zwei sind »cool«, das heißt, sie lassen sich nicht so richtig in die Karten gucken. Sie tragen nicht umsonst Sonnenbrillen und man weiß nie genau, wer sie eigentlich wirklich sind. Die Komiker sind gleichzeitig auch tragische Figuren, Kleinkriminelle, die dann ja auch im Knast enden. Sie sind aber auch Underdogs, die ihre Würde behalten. Das Stück geht eigentlich um Würde.

Hat die Story ein bestimmtes Thema? Matthias Gehrt Jenseits der Feier des unsterblichen Souls und bestimmter anderer Musikrichtungen geht es inhaltlich um kleine Leute, die sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lassen. Wie wird sich die Band zusammensetzen? Was sind die musikalischen Höhepunkte? Willi Haselbek  Die Besetzung ist das Übliche, eine Rhythmusgruppe mit Drums, Bass, Gitarre und Keyboards und zwei bis drei Bläser. Der Höhepunkt ist, denke ich, das Schlusskonzert der Blues Brothers, beginnend mit Cab Calloways »Minnie the Moocher«, dann weiter mit »Everybody Needs Somebody«, »Soulman« und »Sweet Home Chicago«. Aber starke Momente sind natürlich auch die Auftritte von Aretha Franklin und Ray Charles mit »Think« und »Shake Your Tailfeather«. Was hat Dich als Schauspielregisseur an dieser Geschichte gereizt? Matthias Gehrt Ich habe die Musik schon immer sehr gemocht. Und dann sind es Schauspielfiguren, sehr konkrete, aus dem Leben gegriffene Figuren, die man inszenatorisch gut ausbauen kann. Andererseits brechen die dann aber aus in diese Musik –

das Mischungsverhältnis zwischen purer Show und ernstem Drama, das ist das Interessante für mich. Die Blues Brothers sind unsterblich, Generationen identifizieren sich mit ihnen – warum wohl? Willi Haselbek Es ist eine witzige, anarchische Geschichte, es werden unglaublich viele Autos geschrottet, alle Klischees dieser Welt, vom Nazi bis zum Country-Idioten, sind vertreten und – es kommt ein Hit nach dem anderen. Außerdem sind die beiden, Jake und Elwood, einfach supercoole geile Typen. Matthias Gehrt  Sie sind Projektionsflächen. Manchmal denkt man, das ist so ein Männerstück, ein Männerthema – Frauen sollen sagen, was sie von den Blues Brothers halten! Männer faszinieren dicke Autos, die viel Sprit verbrauchen, die nicht zu stoppen sind, die ganze Shopping-Center durchschießen, und hinterher durch die letzte Glasscheibe durchfahren und völlig unbedarft weiterfahren können. Man sitzt bei Nacht mit Sonnenbrille im Auto, ohne Sicherheitsgurt und Kopfstütze, das ist einfach cool! Das Auto ist cool und die Typen sind cool. Und dann kommt noch die Musik dazu – was will man mehr? Das Interview führte Dorothea Krimm.

BLUES BROTHERS UNTERWEGS IM AUFTRAG DES HERRN Bühnenfassung von Matthias Gehrt Premiere am 27. April 2014 um 19.30 Uhr im Opernhaus anschließend Premierenfeier im Theatercafé Musikalische Leitung Willi Haselbek | Inszenierung Matthias Gehrt | Bühne  Gabriele Trinczek Kostüme Petra Wilke | Licht Guido Pyczak | Choreografie Ralph Frey | Dramaturgie Dorothea Krimm Mit  Stefanie Köhm, Carolin Soyka; Felix Banholzer, Markus Maria Düllmann, Oliver Jaksch, Andreas Helgi Schmid, Stephen Shivers, Willi Haselbek Blues Brothers Band und Bewegungschor des Nationaltheaters Mannheim Weitere Vorstellungen 29. April sowie 6., 23. und 29. Mai 2014


ZOULFIA CHONIIAZOWA WIRD AUSGEZEICHNET

Zoulfia Choniiazowa, Dávid Kristóf

»Sie ist eine Künstlerin, die sich immer weiter entwickelt. Ihre Neugier treibt sie an, sie sucht Herausforderungen und stellt sich ihnen auf höchstem Niveau.« Wenn Ballettintendant Kevin O’Day und seine Stellvertreterin Domi-

Vortrag im Rahmenprogramm von Tracing Isadora

WAS SOLL DAS ALLES? DAS STADTJUBILÄUM VON 1907 am 8. April 2014 um 19.00 Uhr in der Lobby Werkhaus Dr. Ulrich Nieß, Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte

nique Dumais über die Tänzerin Zoulfia Choniiazowa sprechen, wechseln Begeisterung und nachdenkliche Töne einander ab: Begeisterung, wenn sie von der unglaublichen Ausdruckskraft und Leistungsfähigkeit dieser Tänzerin schwärmen. Und dann werden die beiden Choreografen ernster, wenn sie darüber nachdenken, was es heißt, den Tänzerberuf gewählt zu haben, sich über viele Jahre lang stets neuen Herausforderungen zu stellen, das eigene Potential auszuloten, künstlerische Experimente einzugehen – und sich treu zu bleiben. Wenn man über Zoulfia Choniiazowa spricht, kommt man schnell zu allgemeinen Überlegungen über den Tanz, denn die Tänzerin aus Tadschikistan verkörpert diesen anspruchsvollen Beruf idealtypisch. »Sie hat Vertrauen in den Choreografen und in sich selbst, und kann sich daher ganz der Kunst hingeben«, schwärmt Dominique Dumais. Nach ihrer Ausbildung in Taschkent bekam Zoulfia Choniiazowa ihr erstes Engagement in Moskau, bevor sie 1999 ans Nationaltheater Mannheim zu Philippe Talard kam. Die zweifache Mutter hat seitdem das Publikum in Mannheim und auf Gastspielen im In- und Ausland gefesselt. Der dieses Jahr in der Kategorie »Zeitgenössischer Tanz« vergebene Helene-Hecht-Preis für Künstlerinnen der Metropolregion ist mit 3000 Euro dotiert und geht an die Mannheimer Tänzerin und die Heidelberger Choreografin Jai Gonzales. ew

KAMMERSPIEL (UA) Ballett von Kevin O’Day Musik John King  |  Bühne und Kostüme Thomas Mika Licht Mark Stanley Mit  Kevin O’Day und dem Ensemble

4,6 Mio Besucher zählte die Internationale Kunst- und Große Gartenbau-Ausstellung, die sich Mannheim zum 300-jährigen Jubiläum schenkte. Einer der Höhepunkte: Isadora Duncan und ihre Schülerinnen zelebrierten ein Attisches Fest am Wasserturm.

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Preview am 13. April 2014 um 11.30 im Schauspielhaus 10.30 Uhr öffentliches Training des Balletts  Premiere am 4. Mai 2014 um19.30 Uhr im Schauspielhaus

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EINE GALA IN ZWÖLF KÄMPFEN Ein Theaterblick auf die Mannheimer Thaibox-Szene Kniestöße oder der Einsatz von Ellenbogen, was beim Muay Thai alles erlaubt ist. In der Undercard-Klasse kämpfen alle 3 mal 2 Minuten, wenn das K. O. nicht früher kommt. Zwei junge Männer siegen erschreckend schnell durch K. O. Taha Ibrahim kämpft für unseren Club mit Ludger Obenauer von der Martial Arts Academy auch aus Mannheim. Wie alle Kämpfer betritt er zu einer selbstgewählten Musik den Roten Teppich, der den Backstage-Bereich mit dem Ring quer durch das Publikum verbindet. Das ist ein würdiger Gala-Auftritt! Unser Trainer Klaus massiert ihm in der Ecke noch einmal kurz den Nacken. Die rituellen Ehrungen von Ring, Herkunftsland und Lehrer läuten jeden Muay ThaiKampf ein. Diese Choreografien variieren stark in Länge, Kraft und Schönheit und bergen immer ein geheimnisvolles Versprechen für das Publikum. Während der Muay Thai-Kämpfe läuft so laute Thaimusik, dass das Klatschen der Körper und gegebenenfalls das Brechen der Knochen auch in der 1. Reihe nicht mehr zu hören ist. In den K1-Kämpfen hört man dies dann umso deutlicher. In der Pause zwischen den C- und B-Kämpfen wechsle ich den Sitzplatz zu meinen Kollegen in weiterem Abstand zum Ring. Das erweist sich als gute Entscheidung. In der Nähe zum VIP-Bereich, wo die Kämpfer und ihre Coachs erhöht sitzen (1. Rang Mitte), kann Klaus mehr Treffer, Punkte und Regeln erklären. Denn auch im Thaiboxen gilt: Kennerschaft erhöht das Vergnügen! Den ersten Kampf der B-Klasse kämpfen die einzigen Frauen des Abends. Die erfahrene Deutsche Meisterin von 2012 Luisa Schwirten von den Thaibombs Mannheim kämpft mit der 17-jährigen Roberta Höpfner aus Germersheim. Dieser Kampf ähnelt am ehesten der Konstellation im unserem Stück, so dass ich doppelt wachsam beobachte. Luisa Schwirten siegt nach Punkten, ist aber nicht so klar überlegen wie es vorher im Publikum hieß. Roberta Höpfner kämpft alle 5 Runden für ihr Leben.

IM RING: David Benito Garcia als Alt-Champion Tom und Sebastian Brummer als Aufsteiger Boris

Auf dem Parkplatz vor der Alten Seilerei in ­Neckarau scheint ein Treffen tiefergelegter Wagen und Opel-Modelle aller Generationen stattzufinden. Im Kulturzentrum Alte Seilerei beginnt gleich die Gala des Muay Thai (Thaiboxen) und der K1-Kämpfe. Auf so fremdem Terrain ist es gut, dass ich erwartet werde. Ich und mein Ticket bestehen die genaue Karten-, Gesichts- und Rucksackkontrolle. Ein Sitzplatz-Bändchen ziert mein Handgelenk. Jetzt bin ich eine der über 500 Zuschauer des »Sunday Fight Club 2014« Mannheim. Angekündigt sind Kämpferinnen und Kämpfer der Rhein-Neckar-Region, die »ihr Bestes geben, um das Publikum zu begeistern«. Ich zähle 17 männliche Brillenträger im Publikum. Ein paar mehr werden es sicher gewesen sein, aber auffallend wenig, wenn ich das mit dem Theaterpublikum vergleiche. Auch ist hier der Männeranteil deutlich höher als der der Frauen, im Publikum ist das Verhältnis aber ausgeglichener als im Ring. Von den 12 Kämpfen des Abends bestreiten nur einen Frauen. Unseren Trainer Klaus Hilger von den Thaistorms finde ich wie abgesprochen an der roten Ecke. Gleich fühle ich mich besser. In größerem Abstand zur Bühne, das heißt zum Ring, sitzen Schauspieler unserer Inszenierung Der Thaiboxer (DSE). Seit November trainieren sie zwei Mal in der Woche eine der härtesten Kampfsportarten der Welt, um ab April im Studio zu spielen und zu kämpfen. Der Abend beginnt mit den Kämpfen der C-Klassen. Die jüngsten Kämpfer sind 17 Jahre alt, die leichtesten kämpfen bis 61 kg. Wir erleben Kämpfe nach den K1-Regeln und nach Muay Thai-Regeln. K1 ist ein Kampfsportregelwerk mit dem Ziel, Kämpfer aus verschiedenen Kampfkünsten sinnvoll miteinander kämpfen zu lassen. Nicht zulässig sind zum Beispiel das Clinchen, bestimmte

In den B-Kämpfen erleben wir mehr Härte, mehr individuelles Können und technische Differenzierung. Ein Kampf endet unentschieden, zwei mit Sieg durch Abbruch. Der letzte Kampf von Andy Mühlbauer aus Karlsruhe mit Rehan Choudhry aus Heidelberg ist eine sehenswerte Performance, ein aufregendes Pas de deux von ungleichen Tänzern. In den vier Stunden dieser Gala habe ich Respekt und Hochachtung erlebt. Alle Kämpfer kämpfen mehr miteinander als gegeneinander. Das Coaching-Team ist stark einbezogen in den Ring. Mit vielen Gesten und Ritualen sind sie Teil des Kräftemessens, sind sie Nebendarsteller der Gala, ohne die es keine Protagonisten gäbe. Die deutsche Thaibox-Szene ist klein: Man kennt sich und freut sich an der Entwicklung der Kollegen. Der respektvolle Wettkampf steht im Zentrum der Gala, nur so bekommt das Publikum die gute Performance. ari

DER THAIBOXER  (DSE) von Ad de Bont aus dem Niederländischen von Barbara Buri ab ca. 16 Jahren / 10. Klasse Premiere am 25. April 2014 um 19.00 Uhr im Studio Inszenierung Andrea Gronemeyer | Bühne Christian Thurm  |  Kostüme Eva Roos | Musik Markus Reyhani | Thaiboxtraining und -choreografie Klaus Hilger | Dramaturgie Anne Richter | Theaterpädagogik Josefine Rausch Mit  Simone Oswald; David Benito Garcia, Sebastian Brummer, Werner Koller, Cédric Pintarelli, Uwe Topmann Öffentliche Hauptprobe für Pädagogen am 23. April 2014 um 19.00 Uhr im Studio Anmeldung unter Tel. 0621 1680 302 Weitere Vorstellungen am 26., 28. und 29. April 2014


KLASSE. 32. MANNHEIMER SCHULTHEATERWOCHE VOM 2. BIS 5. APRIL Vorhang auf für die großen Auftritte der jungen Darsteller! Um die Nachhaltigkeit der Theaterarbeit an Schulen zu stärken, tauschen wir uns im Rahmen des Festivals mit Lehrenden bei der Klasse.Schnittstelle am 3. April zum Thema »Bildung durch Theater – Modelle für erfolgreiche Kooperationen von Theater und Schule« aus. So werden beim Klasse.Forum nach einem Impulsreferat aktuelle Schulkooperationsprojekte mit dem NTM vorgestellt und danach gemeinsam Möglichkeiten der Kooperation von Schulen, einzelnen Unterrichtsfächern oder Schultheatergruppen gesucht. Im Vorfeld trifft sich das Regionale Bildungsbüro Mannheim mit den Kulturbeauftragten zum Austausch. Erstmals wird das Festival auch von einem Team junger Journalisten begleitet. In Zusammenarbeit mit dem Schreibprojekt GUSTAV unter Anleitung des Mannheimer Kulturjournalisten Bernd Mand wird vier Tage lang vor und hinter den Kulissen recherchiert, interviewt, beobachtet und berichtet, u.a. im Festivalblog. GUSTAV ist ein langfristig angelegtes Projekt, das junge Erwachsene zu eigenständigen Akteuren in der regionalen Kulturlandschaft macht. Mitinitiator und Kooperationspartner ist das Mannheimer Jugendkulturzentrum FORUM. Gruppenfoto der Klasse. 31. Mannheimer Schultheaterwoche

Zum 32. Mal veranstaltet das NTM die Schultheaterwoche, bei der junge Theaterschaffende unsere Bühnen bespielen. Vertreten sind die SchultheaterAGs der Diesterwegschule, Erich-Kästner-Grundschule, Eugen-Neter-Schule, Friedrich-List-Schule, Jungbuschschule und des Ludwig-Frank-Gymnasiums. Die Schüler zeigen ihre Aufführungen, schauen sich die Stücke der anderen Gruppen an, besprechen diese und erkunden bei Hausführungen den professionellen Theaterbetrieb. Am Workshoptag mischen sich die Teilnehmer und setzen sich spielerisch mit dem Motto »Erhebe deine Stimme!« auseinander. Die Ergebnisse können bei schönem Wetter auf dem Goetheplatz und bei Regen im Studio bestaunt werden.

Wir laden Sie herzlich ein, die Vorstellungen der Schülergruppen zu besuchen und den Berichten der GUSTAV-Redakteure zu folgen! Das Programm finden Sie auf unserer Website und im Schultheaterwochen-Leporello, das an allen bekannten Stellen für Sie ausliegt. mr Wir danken für die freundliche Unterstützung dem Regierungspräsidium Karlsruhe, Rotary Club Mannheim-Friedrichsburg, Peterstaler Mineralquellen GmbH, Schnittblumengroßhandel Bernd Köhler und Jugendkulturzentrum FORUM.

AUF DER SUCHE NACH DEM SCHWARZ-WEISSEN TASTENTIGER Über die Konzertreihe Instrumenten auf der Spur der Jungen Oper Die Junge Oper Mannheim bietet die Konzertreihe Instrumenten auf der Spur für Kinder ab sechs Jahren an. Bei diesen moderierten Konzerten werden ein ausgewähltes Instrument und ein Interpret aus dem Ensemble der Jungen Oper genauer unter die Lupe genommen. Musikalische Experimente weihen in die klanglichen und technischen Besonderheiten der Instrumente ein. Die Kinder lauschen der dargebotenen Musik und mit praktischen Experimenten wird dieses Erlebnis verstärkt. In einem klei-

nen Raum erleben Kinder Musiker, das Instrument und seine Klänge hautnah. Die Kinder lernen dabei Wissenswertes über die Historie der Instrumente und nähern sich Fragen der Interpretation. Um diese musikalische Erfahrung zu vertiefen, sind praktische Phasen in das Konzert eingebunden, bei denen das junge Publikum auf dem Klavier improvisieren, mit dem eigenen Körper Rhythmen erzeugen oder in Gesangsübungen nach der eigenen Stimme forschen kann. jg

OPER Bernhard Lang: »Re:igen« (UA) Nach Arthur Schnitzlers »Der Reigen« Inszenierung: Georges Delnon Mitglieder des RSO Stuttgart des SWR Musikalische Leitung: Rolf Gupta

Johann Adolph Hasse: »Leucippo« Inszenierung: Tatjana Gürbaca Concerto Köln Musikalische Leitung: Konrad Junghänel

INSTRUMENTEN AUF DER SPUR: DAS KLAVIER Musikusse mit flinkem Fingerspiel, Klavierbaumeister und Notenfresser, Komponisten und Superstars – all das wird es geben, wenn Natacha und Johannes zum Konzert Instrumenten auf der Spur: Das Klavier einladen. Bei diesem Konzert zum Lauschen, Zuhören und Mitmachen nehmen wir das Klavier, den Flügel und auch das Piano-forte genau unter die Lupe. Dabei bietet sich dem jungen Publikum die Gelegenheit, Komponisten und deren Musik aus verschiedenen Epochen sowie Bauweise und Klangeigenschaften des Klaviers näher kennenzulernen. Vorstellungen Samstag, 26. April 2014, 16.00 Uhr, Schnawwl Dienstag, 29. April 2014, 11.00 Uhr, Schnawwl

KONZERT Quatuor Ebène Alexandre Tharaud Georg Nigl Philippe Jaroussky Nuria Rial quartet-lab Anna Lucia Richter Marc-André Hamelin Arditti Quartet Ensemble La Cetra u.v.a. Ô

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Die Junge Oper wird präsentiert von

Ausführliches Programm unter schwetzinger-swr-festspiele.de Programmbroschüre anfordern unter: festspielprogramm@swr.de Die Veranstaltungen der Schwetzinger SWR Festspiele werden in SWR2 gesendet.

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ICH KANN ZU MEINER REISEN NICHT  WÄHLEN MIT DER ZEIT, MUSS  SELBST DEN WEG MIR WEISEN IN DIESER  DUNKELHEIT

ROMEO & JULIA: TILL DEATH DO US PART Szenische Lesung zu Shakespeares 450. Geburtstag am 23. April 2014

Interview mit Ulrike Günther zur Premiere WINTERREISE(N)

um 20.00 Uhr in der Lobby Werkhaus

Schubert hat in der Winterreise Gedichte vertont, die von der Wanderung eines jungen Mannes erzählen, der Abschied von seiner Geliebten nimmt. Wie kam es zur Idee, diesen Liederzyklus mit Senioren zu bearbeiten? Ich fand, dass sich die Texte der Winterreise sehr gut auf jeden Lebensweg beziehen lassen. Die Teilnehmerinnen im betreuten Wohnen waren zuerst skeptisch. Nach und nach wurden sie immer neugieriger und waren erstaunt, wieviel darin steht, was mit ihnen zu tun hat.

Hätte die romantische Verbindung von Romeo und Julia die Fehde der verfeindeten Familien Montague und Capulet für immer befrieden können? Oder musste das unglückliche Paar sterben und eine der größten Liebesgeschichten ein tragisches Ende nehmen – der Tod als Garant fürs Happy End auf lange Sicht? Und waren es Schicksal, Gottes Wille oder einfach der Zufall, die Einfluss auf die Geschehnisse nahmen? 450 Jahre nach Shakespeares Geburt und auf den Tag genau 398 Jahre nach seinem Tod kommt endlich die Wahrheit ans Licht: Warum Romeo und Julia wirklich starben, nahm Shakespeare zwar mit ins Grab, aber zwei Geheimnisträger haben die Zeit überdauert. Die Franziskanermönche Marcus und Lorenzo waren als scheinbar neutrale Unterstützer des Liebespaars bis zuletzt ganz nah dran am Geschehen. Nun folgt die Beichte in aller Öffentlichkeit. lg

Wie seid ihr beim Proben vorgegangen? Wir haben die Texte zusammen gelesen und befragt. Wer ist dieser junge Mann? Von wo nach wo geht er? Dann habe ich die Damen gebeten, das, was da steht, mit sich selbst zu verbinden. Was lesen sie bezogen auf die eigene Lebensgeschichte darin? Wo können sie sich wiederfinden? Darüber sind wir zu einzelnen Themen gekommen, die wohl in jedem Menschenleben eine Rolle spielen und über die wir viel gesprochen haben, z. B. Liebeskummer, Einsamkeit, Heimat, Reisen, Alter. Dann sollte sich jede Teilnehmerin ein Lied aussuchen und die Wahl begründen. Was hast Du dabei erfahren? Eine Teilnehmerin fühlte sich z. B. sehr von den Zeilen »Als noch die Stürme tobten, War ich so elend nicht« angesprochen. Sie sagte, auch wenn es ­während ihres Lebens stressig gewesen sei, sie viel zu tun gehabt habe, Kinder aufgezogen habe, sei es doch nie so schlimm gewesen, wie jetzt, wo sie einsam sei. Und z. B. in »Am Brunnen vor dem Tore« ist der Lindenbaum so ein ganz konkreter Heimatort, wie ihn eine Teilnehmerin in Form einer Eiche auf dem Hof ihrer Großeltern in Schlesien kannte. Von dort sind sie geflüchtet, und seitdem hatte sie in ihrem Leben Sehnsucht nach dieser Eiche. Welche Rolle spielt die Musik in dieser Produktion? Wir studieren mit den Teilnehmerinnen fünf Lieder aus der Winterreise chorisch ein. Die Melancholie der Musik wird dadurch unterstützt, dass die Stimmen brüchig sind, sie sind Spiegel der Lebenserfahrungen, und genau das ist interessant, dass sie nicht perfekt sind, sondern etwas erzählen. Welche Art von Aufführung erwartet den Zuschauer? Wir laden das Publikum zu einem Audio Walk ein, es begibt sich also buchstäblich auf einen Weg, eine Reise in Bezug auf das Älterwerden innerhalb eines Gebäudes, das nur für alte Menschen da ist.

Einrichtung  Tarik Goetzke Mit  Thorsten Danner und Sven Prietz

BB PROMOTION GMBH UND KIEZ TOURNEE GMBH UND CO. KG PRÄSENTIEREN

REGIE: GERBURG JAHNKE VON TILMANN VON BLOMBERG UND BÄRBEL ARENZ

Das Interview führte Steffi Bub.

Mannheimer Bürgerbühne in Kooperation mit dem betreuten Wohnen »Haus Waldhof« vom DRK KV Mannheim e. V.

WINTERREISE(N)  nach Franz Schubert Premiere am 11. April 2014 um 20.00 Uhr im betreuten Wohnen »Haus Waldhof« Inszenierung Ulrike Günther | Ausstattung  Marie Luise Schlegelmilch  Musik  Till Rölle Mit  Charlotte Düpow, Lilo Heiler, Jolanda Hutzler, Margot May, Ursula Vistins Spielort  Betreutes Wohnen »Haus Waldhof«  |  Alte Frankfurter Str. 35  |  68305 Mannheim Öffentliche Anfahrt mit der Straßenbahnlinie RNV 1 (bis Waldhof Bahnhof) bzw. mit den Buslinien RNV 50 (bis Karl-Feuerstein-Straße) oder RNV 55 (bis Haus Waldhof) Weitere Vorstellungen 12., 13., 25., 26. und 27. April 2014

“ „Frech und extrem lustig! Stern

01. - 10.08.14 Nationaltheater Mannheim Tickets: 0621 - 16 80 150 www.bb-promotion.com


THOMAS SIFFLING’S NIGHTMOVES Am 7. April betritt das vielseitige und extrem wandlungsfähige Peter Lehel Quartett die Bühne des Theatercafés und widmet sich dem Musizierideal der klassischen Kammermusik. Unterstützt von dem international renommierten Klarinettisten Wolfgang Meyer zeigt das Quartett Kompositionen von Bach, Bartók, Fauré, Debussy, Schubert, Smetana und vielen anderen in vollkommen neuen Arrangements von Peter Lehel aus der Sichtweise des improvisierenden Jazzmusikers.

Peter Lehel & Wolfgang Meyer

Bevor sich die Nightmoves am 12. Mai mit der bezaubernden Belgierin Caroll Vanwelden in die Sommerpause verabschieden, wandelt sich das Theatercafé auch im April noch zweimal in eine gemütliche Jazz-Lounge:

Am 28. April lädt das Musikensemble VISàVIS um den Klarinettisten Martin Albrecht und den Pianisten Robert Herrmann zu einem Dialog, in dem klassische Sätze auf Klänge des Jazz treffen, Klezmermelodien Tangoakzenten begegnen und Feinsinn auf Temperament trifft. Mit der deutschkubanischen Sängerin Jane Maturell und dem Berliner Michael Dolak am Bandoneon als besondere

VISàVIS

Gäste verspricht VISàVIS eine Reise quer durch die Klangwelten und die vielfältigen Sprachen der Musik, die in all ihrer Verschiedenheit und Komplexität doch in einer gemeinsamen und simplen Idee verwurzelt sind: Der Begegnung! kf

LIEDERABEND

Noch 1812  Stunden  bis zur

mit Estelle Kruger, Cornelia Ptassek und Nikola Diskic´

Uraufführung von »Böse Geister« …

am 10. April 2014 um 20.00 Uhr in der Montagehalle

DIE KOMPONISTIN

Die neue Liederabendreihe im ungewöhnlichen Ambiente der Montagehalle im Werkhaus setzt sich mit einem Abend fort, der Richard Strauss gewidmet ist. 2014 ist Strauss-Jubliläumsjahr, in dem der Komponist 150 Jahre alt geworden wäre. Die Oper zelebriert daher in dieser Spielzeit einen StraussSchwerpunkt mit den Wiederaufnahmen von Elektra und Der Rosenkavalier. Da Strauss aber auch ein genialer Liedkomponist war, der circa 200 Lieder schrieb, verspricht der Liederabend mit drei erfahre-

nen Liedsängern aus unserem Ensemble wunderbare Erlebnisse mit Bekanntem und Unbekanntem. Strauss schrieb die Lieder meist für seine Ehefrau Pauline, mit der er selbst unzählige Lieder-Rezitale gab. Er setzte bisweilen Lieder für Orchester und Stimme, doch seine Klavierlieder sind außerordentlich subtil und ganz unterschiedlich im Charakter. Friederike Sieber und Robin Phillips begleiten die Sänger am Flügel. Da die Platzzahl begrenzt ist, empfehlen wir frühzeitige Reservierung! dk

6. KAMMERMUSIKMATINEE am 13. April 2014 um 11.00 Uhr im Oberen Foyer Während im April mit Stiffelio, Die Liebe zu drei Orangen oder Der Idiot die Vielfalt des derzeitigen Opernprogramms und die Unterschiede der Zeit­ epochen zur Geltung kommen, ist in der 6. Kammermusikmatinee die intensive und individuelle harmonische Ausreizung der Romantik zu erleben. Auf dem Programm stehen zwei Trios in unterschiedlichen Besetzungen: Carl Reineckes Trio op. 188 stellt durch den ausgewogenen Einsatz von Oboe, Horn und Klavier und die anspruchsvollen, jedoch nie virtuos überspielt wirkenden Passagen eine logische Konsequenz der Werke Mendelssohns und Schumanns dar. Auch Johannes Brahms hatte sich schon des Öfteren mit ausgefalleneren Instrumentalbesetzungen für seine Trios bewiesen. Durch den tragischen Tod seiner Mutter wurde in ihm

die Erinnerung an das Lieblingsinstrument seiner Jugend wieder geweckt: das Waldhorn. In seinem Trio op. 40 trägt dieses Instrument in der Verbindung mit Violine und Klavier zum reizvollen naturhaften Charakter des Werkes bei. Die eigentlich häufigste Trio-Besetzung besteht aus Violine, Cello und Klavier. Jedoch zeigten Beethoven, Mozart und in diesem Fall nun Brahms und Reinecke, dass es eine Bereicherung ist, ein Trio mit anderen Instrumenten klanglich auszuweiten und zu bereichern. Wie das klingt, werden Eckart Schmidt an der Violine, Jean-Jacques Goumaz an der Oboe sowie der Hornist Stefan Berrang am 13. April zeigen. Ruven Wegner

Adriana Hölszky ist längst eine der angesehensten zeitgenössischen Künstlerinnen. Bereits 1988 feierte die in Bukarest (Rumänien) geborene und 1976 nach Deutschland übergesiedelte Komponistin mit ihrem Singwerk Bremer Freiheit ihren Durchbruch im Bereich des Musiktheaters. Zahlreiche Preise, Ehrungen und Einspielungen bezeugen den weiteren Erfolg Hölszkys. Zwischen 1997 und 2000 war Adriana Hölszky Professorin für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Rostock, seit 2000 ist sie Professorin für Komposition am Mozarteum in Salzburg und seit 2002 ist sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Die musikalische Expressivität ihrer Klangwelten beschreibt sie selbst: »Es erscheinen eigene Dramen zwischen den Räumen, Katastrophen zwischendurch, viele Ausbrüche, verschiedene innere und äußere Explosionen, wie ein Vulkan im ganzen Stück, das erst am Ende explodiert.« Bei so viel Power steht eines schonmal fest: Sich Zurücklehnen und Einschlummern kann man bei Böse Geister nicht … ad

BÖSE GEISTER

von Adriana Hölszky

Uraufführung am 31. Mai 2014 im Opernhaus im Rahmen des Festivals Theater der Welt 2014 Musikalische Leitung  Roland Kluttig Inszenierung  Joachim Schloemer Die Uraufführung wird gefördert von der Stiftung National­theater Mannheim. Die Vergabe des Kompositionsauftrags an Adriana Hölszky wurde ermöglicht durch die Ernst von Siemens Musikstiftung. Mit freundlicher Unterstützung von Deloitte


Hallo Welt: Theater der Welt vom 23. Mai bis 08. Juni 2014 in Mannheim Das internationale Festival Theater der Welt zeigt vom 23. Mai bis zum 08. Juni Tanz, Theater und Performance-Kunst aus aller Welt. Neben zahlreichen Auftragsarbeiten, die eigens für das Festival entstehen und in Mannheim uraufgeführt werden und zwei großen Stadtprojekten (HOTEL shabbyshabby von raumlaborberlin und X Firmen) sind bei dem von Matthias Lilienthal kuratierten Festival auch die Größen der internationalen Szene zu Gast: Dmitry Krymov aus Moskau zeigt mit Tararabumbia (am 23. und 24. Mai in der Alstom Halle) eine große Tschechow-Revue mit über 100 Beteiligten, die den Kosmos des russischen Dramatikers zum Leben erweckt und ins Aberwitzige vervielfacht – ohne dass dabei ein Wort Tschechows fällt. 40 Irinas, 50 Trigorins marschieren dafür über ein 30 Meter langes Förderband. Anstelle des Individuums werden die Figuren und ihre klischeehafte Emblematik vervielfacht und auf Stelzen ins Zirkushafte übersteigert. Anne Teresa De Keersmaeker ist mit zwei außerordentlich starken Arbeiten zu Gast: Für Vortex Temporum versammeln sich zwei belgische Ausnahme-Ensembles: die von De Keersmaeker gegründete Tanzkompanie Rosas und das auf Neue Musik spezialisierte Ictus Ensemble. Gemeinsam untersuchen sie, wie Zeit sich in einem choreografischen Kontrapunkt aus Klängen und räumlichen Dynamiken, aus den Gesten der Musiker und den Bewegungen der Tänzer verdichtet und ausdehnt, zusammenzieht und entfaltet (am 07. und 08. Juni im Schauspielhaus). In Partita 2 hören, befragen, tanzen Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz Johann Sebastian Bachs Partita No. 2, live gespielt von der meisterhaften Sologeigerin Amandine Beyer. In Bachs Partita tanzt alles – und so vermessen Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz Schritt für Schritt, was zwischen den Noten liegt, gleiten entlang ausgelassener Takte und schattenhafter Bässe. Es entsteht wohl eine der aufregendsten und erhabensten Tanzbegegnungen der letzten Jahre: ein Pas de deux für drei Solisten (am 08. Juni im Schauspielhaus). Eine weitere Tanzproduktion kommt aus Südamerika: Bruno Beltrão gilt als Brasiliens erfolgreichster Choreograf der vergangenen zehn Jahre. Er hat mit seiner Grupo de Rua aus Niterói wie kein anderer das Vokabular des Urbanen – die Gesten, Bewegungen und Rituale von Streetdance, Breakdance

Tararabumbia

und HipHop – mit den Techniken des zeitgenössischen Tanzes verschmolzen. CRACKz ist am 26. und 27. Mai im Schauspielhaus zu sehen. Zu einem Tennismatch der besonderen Art laden Gob Squad in den Mannheimer Tennisklub GrünWeiss: In einem Schlagabtausch ohne Ball und Schläger ringen die Spieler nach Regeln der gepflegten Konversation um ihre eigene Position (am 29. und 31. Mai im Tennisklub Grün-Weiss). kd Das und vieles mehr erwartet Sie während 17 ereignisreicher Festivaltage!

Theater der Welt 2014 ist ein Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI), ausgerichtet vom Nationaltheater Mannheim, gefördert durch die Stadt Mannheim, die Baden-Württemberg Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mit freundlicher Unterstützung der BASF SE

Generalsponsor

Das komplette Festivalprogramm finden Sie unter www.theaterderwelt.de

DIE KUNST DES ZÖGERNS Utopie-Station am 10. April 2014 um 19.30 Uhr in der Lobby Werkhaus Alles wird schneller. Aber wird auch alles besser? Das Lamento über die Beschleunigung in der Moderne gehörte von Anfang an zur Moderne selbst. Schon Goethe beschwerte sich darüber. Genauso Joseph Roth oder Kurt Tucholsky hundert Jahre später. Heute fragt der Soziologe Hartmut Rosa, ob die technische Beschleunigung aller Handlungen nicht nur unser seelisches Gleichgewicht gefährdet, sondern auch die Demokratie. Denn politische Verantwortung braucht das Zögern und Nachfragen genauso wie das Entscheiden. Es gehört gerade zum Wesen der Demokratie, dass sie bremst, nämlich dann, wenn sie, anstatt Entscheidungen autoritär durchzuziehen, erst mal in langwierigen Prozessen die Betroffenen selbst befragt. Das Zögern und Zaudern wird in Zeiten der tech-

nischen Rundumbeschleunigung zum eigentlichen politischen Moment. Unsere Demokratie ist mit den gesellschaftlichen Beschleunigungen der letzten 200 Jahre erst möglich geworden und gewachsen. Doch die sprunghafte Beschleunigung droht die demokratischen Prozesse abzuhängen. »Progressive Politik,« schreibt Rosa, »zielt heute nicht mehr auf die Beschleunigung des sozialen Wandels, sondern auf dessen Entschleunigung zur Aufrechterhaltung des politischen Steuerungsanspruches.« Vielleicht ist es also kein Zufall, dass die Demokratie so unbeliebt ist wie nie, während die Finanzwirtschaft nur noch den Takt der Millisekunden kennt. Die Utopie Station hält inne und spricht einen langen Abend lang über die hohe Kunst der Langsam-

keit. Neben Hartmut Rosa stellt die Stuttgarter Kuratorin Iris Dressler eine Ausstellung über das Zaudern und Zögern in der Kunst vor und berichtet der Dokumentarfilmer Florian Opitz über seinen Selbstversuch auf »Speed«. jp Der Film Speed von Florian Opitz ist bereits am 8. April im Ernst-Bloch-Zenturm zu sehen. Eine Veranstaltungsreihe des ­Nationaltheater Mannheim in Kooperation mit dem Ernst-BlochZentrum Ludwigshafen und der Heinrich Böll Stiftung (Bundesstiftung und Landesstiftung Baden-Württemberg) und dem Kulturbüro der MRN.


DIE FREUNDE UND FÖRDERER BERICHTEN VOR 60 JAHREN, im Frühjahr 1954, wurde der Grundstein zum Bau des Nationaltheaters am ­Goetheplatz gelegt. Drei Jahre später wurde das Haus unter größter Anteilnahme der Mannheimer Bevölkerung eröffnet. Entworfen wurde dieser Bau der Nachkriegsmoderne, der beeinflusst ist von der Bauhausbewegung der 1920er Jahre wie auch von der Internationalen Moderne der Nachkriegszeit, von dem Architekten Gerhard Weber, einem Schüler von Mies van der Rohe. In seiner einzigartigen Funktionalität besticht dieser Theaterbau auch noch 60 Jahre nach seiner Grundsteinlegung. Auf Initiative unseres Schatzmeisters Matthias Bretschneider und unter Mitarbeit von Dr. Andreas Schenk entstand der Prospekt »Unser Nationaltheater, ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung«, der Bau-Idee, Ausführung und Echo dieses Bauwerks in der Bauwelt wiedergibt. Der Prospekt liegt im ­Theater aus.

BEI UNSERER NÄCHSTEN BEGEGNUNG am 30. April im Anna-Reiss-Saal der rem stellt Moderatorin Lea Gerschwitz die beiden jungen Mitglieder des Schauspiel-Ensembles Anne-Marie Lux und David Müller vor. Anne-Marie Lux brillierte als Laura in Die Glasmenagerie und war u. a. die Julie in Dantons Tod. David Müller hatte eine große Rolle u. a. als St. Just in Dantons Tod und als Sam in In den Westen. (Eintritt für Mitglieder frei, für Nichtmitglieder 10 Euro).

NACHLESE. Matthias Lilienthal und Burkhard C. Kosminski, die beiden »Macher« von »Theater der Welt«, waren Gäste der Freunde. Matthias Lilienthal, früherer Leiter des HAU (Hebbel am Ufer) in Berlin, designierter Intendant der Kammerspiele in München, gab Ausblicke auf das Programm von »Theater der Welt«. Gruppen aus allen Erdteilen werden zu Gast sein. Konventionelle Schauspiele stehen neben experimentellen Aufführungen. Tanz und Improvisation haben ihren Platz neben Performances. Die Uraufführung von Adriana Hölszkys neuem Musiktheater Böse Geister nach Dostojewskij ist ebenfalls Teil des Festivalprogramms. Der

Schnawwl veranstaltet in Kooperation mit Theater der Welt, der Tanzszene Baden-Württemberg und dem KJTZ das Internationale Tanzfestival »stepX«. Bei HOTEL shabbyshabby können für 25 Euro an originellen Orten mitten in der Stadt Hotelzimmer gebucht werden. »Theater der Welt« wird Mannheim vom 23. Mai bis 8. Juni in Atem halten. www.theaterderwelt.de

UNSERE NÄCHSTE THEATERFÜHRUNG bietet am 26. April um 15.00 Uhr einen Blick hinter die Kulissen mit Renate Helling. Treffpunkt ist die Lobby im Werkhaus, Mozartstraße. Eintritt frei, auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Anmeldung nur an Doris Brachmann unter Tel. 0621 1680 532 doris.brachmann@mannheim.de

Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. c/o Sparkasse Rhein Neckar Nord Dezernat III Postfach, 68151 Mannheim freunde@nationaltheater.de www.freunde.nationaltheater.de Tel. 0621 734721 Geschäftsführer Richard Dietmann

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OSTERN IM NTM Gründonnerstag, 17. April 2014

Karfreitag, 18. April 2014

Ostersamstag, 19. April 2014

19.30 – Opernhaus TRACING ISADORA (UA) Ballett von Dominique Dumais Ein Tanzfonds Erbe Projekt

17.00 – Opernhaus Wiederaufnahme PARSIFAL  von Richard Wagner

15.00 – Oberes Foyer CAFÉ CONCERT

20.00 – Schauspielhaus DU (NORMEN) (UA) von Philipp Löhle

19.00 – Schauspielhaus DIE EHE DER MARIA BRAUN/ DRAUSSEN VOR DER TÜR Rainer Werner Fassbinder, Peter Märthes­ heimer, Pea Fröhlich/Wolfang Borchert

19.30 Uhr – Opernhaus LA FANCIULLA DEL WEST von Giacomo Puccini 19.30 Uhr – Schauspielhaus GOLDBERG-VARIATIONEN (UA) Ballett von Kevin O’Day 20.00 – Studio BRILLIANT ADVENTURES (DSE) von Alistair McDowall

Ostersonntag, 20. April 2014

Ostermontag, 21. April 2014

16.00 – Schnawwl SPATZ FRITZ von Rudolf Herfurtner ab 4 Jahren

19.30 – Schauspielhaus Wiederaufnahme DIE DREIGROSCHENOPER von Bertolt Brecht, Musik: Kurt Weill

18.00 – Opernhaus Zum letzten Mal in dieser Spielzeit »Uraufführung des Jahres« (Opernwelt) DER IDIOT von Mieczysław Weinberg

20.00 – Studio Zum letzten Mal Mannheimer Bürgerbühne LUST FOR LIFE (UA) von Lajos Talamonti

DAS NATIONALTHEATER WÜNSCHT IHNEN FROHE OSTERN!

15.00 – Schnawwl SPATZ FRITZ von Rudolf Herfurtner · ab 4 Jahren 16.00 – Studio Zum letzten Mal CHAPLIN 4.0 Ein Stummfilm für die Bühne 19.00 – Opernhaus MY FAIR LADY von Frederick Loewe 19.30 Uhr – Schauspielhaus DIE WILDENTE von Henrik Ibsen

LETZTE CHANCE WOYZECK von Robert Wilson nach Georg Büchner · Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan Zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 7. April um 19.30 Uhr im Schauspielhaus »Dank der kongenialen Regie Georg Schmiedleitners ist daraus eine große, mitreißende Rockoper geworden, in der alle beteiligten ihr Bestes geben. Der österreichische Regisseur war hier offensichtlich ganz in seinem Element […]. Das Gleiche gilt für die musikalische Leitung durch Joe Völker, der an den Keyboards auch Mitglied der hervorragend aufspielenden […] siebenköpfigen Band ist. […] Großer Premierenjubel im voll besetzten Haus. Besuch höchst empfehlenswert!« (Rhein-Neckar-Zeitung, 8. April 2013)

Zum letzten Mal in dieser Spielzeit am 20. April um 18.00 im Opernhaus »Für die Bandbreite der musikalischen Mittel, die Weinberg verwendet und für deren Zusammenhalt als großes Ganzes ist Thomas Sanderling genau der richtige Mann am Pult. Mit seiner Affinität zur russischen Moderne sorgt er für quasi authentisches musikalisches Idiom. Wobei auch das Orchester […] über sich hinaus wächst. […] In Mannheim ist eine musikalische Entdeckungstat auf höchstem Niveau zu bestaunen. Und zu bejubeln.« (Die Deutsche Bühne, online, 13. Mai 2013)

DER PROCESS von Franz Kafka Zum letzten Mal am 10. April um 20.00 Uhr im Schauspielhaus »Thorsten Danner gestaltet die Hauptrolle so eindrucksvoll wie beklemmend. [...] In Dominic Friedels zweistündiger Inszenierung wird auf jeden Fall Aktualität für das Hier und heute reklamiert. Sascha Tuxhorn, auch als Künstler Titorelli im Bühnengeschehen unterwegs, steuert mit der E-Gitarre fetzige Rythmen bei, und auf Maren Greinkes Gebäudefront transportieren bizarre visuelle Effekte modernes Lebensgefühl. [...] – Begeisterter Applaus.« (Rhein-Neckar-Zeitung, 21. Januar 2013)

von Lajos Talamonti Wissenschaft, Science Fiction und das wahre Leben remixed Zum letzten Mal am 20. April um 20.00 Uhr im Studio »Die Anfangsszenen aus dem wirklichen Leben haben eine Intensität, die dem Zuschauer manchmal das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die einzelnen Rollen sind sorgfältig ausgearbeitet. Allen voran glänzen vier Alte durch anrührende Charakterdarstellung, in der Pausen und Blicke oft noch mehr aussagen als bärbeißige Worte […].« (Die Rheinpfalz, 7. Oktober 2013)

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MENSCHEN IM NTM DIESMAL MIT ZOULFIA CHONIIAZOWA, TÄNZERIN IM KEVIN O’DAY BALLETT NTM

Du wurdest in Tadschikistan geboren. Wie bist du schließlich in Mannheim gelandet? Alles hat während meines dritten Lebensjahres angefangen. Meine Tante passte auf mich auf, wenn meine Eltern arbeiten mussten. Sie spielte die erste Geige in einem Orchester in Russland und nahm mich manchmal zu den Vorstellungen mit. Ich kann mich immer noch gut daran erinnern, wie ich neben ihr im Orchestergraben saß – sie haben Schwanensee gespielt – und ich konnte fast nichts sehen, außer den Füßen und den Tutus der Tänzerinnen. Aber dieser besondere Geruch von Theater, der hat mich gefangen. Mit vier habe ich dann angefangen Ballett zu tanzen und mit neun bin ich alleine nach Taschkent an die Tanzakademie gegangen und habe dort meine Ausbildung zur Tänzerin gemacht. Anschließend hatte ich mein erstes Engagement in Moskau. Allerdings wurde dort nur klassisches Ballett getanzt. Während eines Gastspiels in Mannheim hatte ich die Möglichkeit, mit dem Ballettensemble des Nationaltheaters zu trainieren. Philippe Talard, der damalige Direktor, hat mich nach dem Training gefragt, ob ich Interesse hätte in Mannheim zu arbeiten. Der zeitgenössische Tanz war etwas total Neues und Faszinierendes für mich und ich wollte das unbedingt ausprobieren. Du bist selbst Tänzerin im Kevin O’Day Ballett, übernimmst aber zum Beispiel bei den GoldbergVariationen, die jetzt im April wieder aufgenommen werden, die Einstudierung. Was genau sind dabei deine Aufgaben? Einstudierung im Ballett ist fast wie die Inszenierung von einem Theaterstück oder einer Oper mit dem Unterschied, dass man keinen Text bzw. keine Partitur hat. Bei Wiederaufnahmen arbeite ich immer mit Videos und mit meinen Notizen. Man muss jeden Schritt und jede Bewegung auswendig lernen und dann den Tänzern zeigen. Im Fall der Goldberg-Variationen ist es ein bisschen komplizierter, weil mir nur zwei Videos von Aufführungen zur Verfügung stehen. In den Videos ist es wegen der Beleuchtung schwierig, die kleinen Bewegungen zu sehen oder zu erkennen, wann genau ein Tänzer auf

stimmen und ihre besonderen Fähigkeiten und Stärken in den Mittelpunkt zu stellen. Für die Tänzer, die Kevin länger kennen, ist es natürlich auch sehr interessant zu sehen, wie seine Choreografie sich entwickelt. Man merkt schon einen Unterschied zwischen Goldberg-Variationen und seinen aktuellen Produktionen.

Zoulfia Choniiazowa

die Bühne kommt. Außerdem bestand das Ensemble bei der Premiere der Goldberg-Variationen vor 10 Jahren aus ganz anderen Tänzern und die Choreografie wurde für sie erarbeitet. Damals haben wir auch nicht gezählt. Jetzt wird jede Bewegung gezählt, sodass man sicher ist, dass man korrekt im Rhythmus tanzt. Die Einstudierung der GoldbergVariationen ist also eine ziemliche Herausforderung. Was magst du besonders bei den Goldberg-Variationen? Außer der fantastischen Musik von Bach? (lacht) Ich finde es immer sehr interessant, wenn die Musiker bei uns auf der Bühne spielen, wie in diesem Fall Nóra Emödy und Ahmed Abou-Zahra vom Horus Piano Duo. Man kann eine ganz andere Energie spüren. Außerdem gefällt mir, dass GoldbergVariationen kein Handlungsballett ist – man hat keinen Rahmen, keine festgelegte Rolle, die man ausfüllen muss. Stattdessen darf man die Musik selbst interpretieren und sich überlegen, was für eine Geschichte bei jeder Bewegung erzählt wird. Gleichzeitig hat der Choreograf die Möglichkeit, seine Choreografie auf bestimmte Personen abzu-

Die Mitglieder des Ballettensembles kommen aus mehr als 10 verschieden Ländern. Beeinflusst diese Internationalität eure Arbeit im Ensemble? Man muss sich unser Ensemble wie ein Puzzle vorstellen. Jeder von uns hat eine andere Kultur, Mentalität und vor allem an einer anderen Schule studiert – die Schritte sind dieselben, die Methode aber nicht. Und wir alle tanzen für ein deutsches Publikum. Es ist viel Zeit und Arbeit nötig, bis man für jedes Puzzleteil den richtigen Platz im Gesamtbild gefunden hat, aber eben das macht die Arbeit auch so spannend. Wir lernen voneinander und entwickeln uns weiter. Du bist eine erfolgreiche Tänzerin und gleichzeitig Mutter von zwei Kindern. Welche von den zwei Aufgaben ist deiner Meinung nach schwieriger. Eine Mutter-Tänzerin zu sein, würde ich sagen. (lacht) Die Mutterrolle ist nicht schwierig, es macht Spaß und die Kinder müssen lernen selbständig zu sein. Sie bekommen sowieso sehr früh ihr eigenes Leben. So wurde ich auch von meinen Eltern erzogen. Also die Zeit ist nicht wirklich das Problem. Man kann alles schaffen, wenn es einen Plan gibt: Arbeit, Kinder, Haushalt. Das Problem ist nur, den Plan auch einzuhalten. Das Interview führte Evangelia Tsogka.

DAS LETZTE WORT DIE KOLUMNE DER HAUSAUTORIN

Theresia Walser ist in der Spielzeit 2013/2014 Haus­ autorin am NTM. Ermöglicht wird der Aufenthalt der Hausautorin durch die freundliche Unterstützung der

Ich behaupte, dass es glückliche Figuren auf der Bühne nicht gibt. Eine glückliche Figur wäre auf Dauer zum Gähnen. Einer Bühnenfigur kann man nichts Besseres wünschen als alles erdenklich Schlechte. Wir dürsten nach Katastrophen, Unglücken, Miseren, wir wollen sie fallen und stolpern sehen. Eine Figur, wenn sie glücklich wäre, muss nicht auf die Bühne. Anders ist es, wenn sie nur auf der Bühne glücklich sein kann. Dann fehlt ihr aber bereits etwas. Oder sie muss anderen ständig von ihrem Glück erzählen. Glück für sich allein genügt nicht. Man braucht Zeugen. Die meisten Figuren

brauchen und, was unwillkürlich dazu gehört, missbrauchen einander als Zeugen ihrer Lebenserfindungen. Man kennt das ja von sich selbst, jedem erzählt man sein Leben ein wenig anders, auch wenn es das gleiche Leben ist. Ein fremder Zuhörer beglaubigt die Erzählung schon rein durch seine Anwesenheit. Wie oft begegnen wir unterwegs in Zügen diesen Monologmonstern, die einen mit ihren Lebensgeschichten beladen. Die Erzählung, sobald sie Zeugen hat, ist wahr. Mit anderen Worten: Sie ist geschehen.


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