MZ Sonderveröffentlichung "Mein Halle – erstaunlich anders!"

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Kultur & Gesichter

Wertvolle hallesche Störung Unter dem Asphalt von Halle tut sich wahrlich Wundersames – und das schon seit vielen Millionen Jahren. Denn die Saalestadt beherbergt eine für eine deutsche Großstadt einmalige geologische Besonderheit: die „Hallesche Störung“. Eine einfallende tektonische Verschiebung trennt die Merse-

burger Scholle im Südwesten von der Halle-Wittenberger Scholle im Nordosten. Ein Teil dieser Verwerfung verläuft entlang des Rathauses, des Händel-Denkmals sowie der Marktkirche und hat sich örtlich seit dem späten Jura um bis zu 1.000 Meter aufgeschoben. Durch ein Geoskop nahe des Gold-So-

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Claudia Ehrhardt, 32 Jahre, Dozentin Chemiedidaktik „Ich mag Halle vor allem wegen der Kleinen Ulrichstraße: Die Bars und Cafés sind Orte, an denen ich den stressigen Alltag hinter mir lassen kann. Auch die Innenstadt und die Rabeninsel zählen zu meinen Favoriten. Halle ist für mich ein Dorf, in dem alle Leute lustig sind.“ Interview: Anne Röder ist wiederum der Ausgangspunkt eines bemerkenswerten Kooperationsprojektes des Fachgebietes Hydro- und Umweltgeologie der Universität sowie des Fachbereichs Kultur der Stadt Halle mit acht halleschen Künstlern, das zudem von der Kunststiftung SachsenAnhalt gefördert wird. Im Rahmen von Workshops, Exkursionen und mithilfe fachlicher Beratung haben die Kunstschaffenden neue Visualisierungsmöglichkeiten, künstlerische Interventionen und Transformationsprozesse der Verwerfung entwickelt.

| Das geologische Glas-Laser-Strukturmodell zeigt ausgewählte geologische Einheiten sowie das komplexe Störungssystem bis in eine Tiefe von circa 1.000 Metern. |

Wussten Sie schon, dass … … der Stadtsingechor zu Halle in diesem Jahr sein bereits 900-jähriges Bestehen feiert und damit Mitteldeutschlands ältester Jungenchor ist? Seine Wurzeln gehen bis ins zwölfte Jahrhundert zurück. Die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten war also schon lange Zeit seine Aufgabe. Seit 1946 wird er nun von der Saalestadt getragen. Heute kann man die Musik der Chorknaben so auch im Ausland, bei den HändelFestspielen oder in Zusammenarbeit mit der Staatskapelle Halle erleben. Text: Jana Keller

le-Brunnens am Marktplatz kann jeder Neugierige die Hallesche Störung betrachten. Diesem Naturwunder verdankt die Stadt ihr großes Sole-Vorkommen, denn nur dadurch konnte das Steinsalz aus den unteren Erdschichten an die Oberfläche gelangen. Und nicht nur das: Ohne dieses wertvolle mineralische Vorkommen wäre Halle vielleicht nie besiedelt worden. Das besondere tektonische Merkmal ist Gegenstand einiger interessanter Untersuchungen der Martin-LutherUniversität. Dabei ist unter anderem ein geologisches Glas-Laser-Modell von Halles unterschiedlichen Erdschichten entstanden. Dieses Modell

Es ist die einzigartige Besonderheit von Halle schlechthin: Der Halleschen Störung ist wahrscheinlich die Besiedelung des Stadtgebiets zu verdanken.

Während der diesjährigen „Langen Nacht der Wissenschaften“ konnte sich das Publikum im Neuwerk 11 bereits einen Überblick über den Zwischenstand der daraus entstandenen Kunstwerke verschaffen. Unterschiedliche Exponate – sowohl plastische als auch fotografische, malerische und filmische – gaben dem Betrachter einen faszinierenden und ganz neuen Einblick in die Thematik. Wer das verpasst hat, darf sich jedoch voraussichtlich noch in diesem Jahr über eine große öffentliche Präsentation der Ergebnisse unter dem Titel „Gläserner Untergrund und künstlerische Intervention“ freuen. Text: Joceline Teichmann | Foto: Peter Wycisk


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