1 Herz und Stress Christoph Haurand
Herz-Kreislauferkrankungen spielen bei der Betrachtung der Auswirkungen von Stress eine besondere Rolle. Der Herzmuskel als Pumpe und Antrieb unseres Herz-Kreislaufsystems ist durch vielfältige neurohumorale Mechanismen ein unmittelbares Zielorgan. Die Wirkung von äußeren Stressoren verursacht über sympathoadrenerge Reflexbögen eine Änderung der Herzfrequenz und des Blutdrucks: physiologische Parameter, die für den Betroffenen direkt spür-, erfahr- und messbar werden. Das eigene Herz im Kontext mit negativem Stress zu erleben, ist unangenehm und für die meisten Betroffenen ein einschneidendes und einprägsames Erlebnis. Herz-Kreislauferkrankungen stellen unangefochten seit Jahrzehnten die Haupttodesursache dar. Die Arteriosklerose als Ursache für den Herzinfarkt und die Notwendigkeit, bei einem Herzinfarkt schnell und standardisiert zu handeln, sind im Wissen der Bevölkerung Westeuropas tief verankert. Eine umfassende mediale Betrachtung des Themas macht aus allen Patienten potenzielle Spezialisten, sodass bei Symptomen, die auf das Herz fokussieren, sofort eine „Verdachtsdiagnose“ mit entsprechenden Gefahren und möglichen therapeutischen Notwendigkeiten präsent ist.
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Physiologische, pathophysiologische Grundlagen
Das Herz als muskuläres Hohlorgan ist in der Lage, unter Ruhebedingungen ein Herzzeitvolumen von 4–5 l/min zu fördern. Diese Ruheleistung ist um den Faktor 6 zu steigern, um sich an wechselnde Anforderungen anzupassen. Bei entsprechendem Training kann eine Steigerung um den Faktor 10 erzielt werden. Diese ausgeprägte Variabilität wird über eine Steigerung der Herzfre-
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