Schaufenster.Kultur.Region Februar 2018

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Fasching / 13

Den Ideen und Vorstellungen der Faschingswägen in Lichtenwörth sind keine Grenzen gesetzt ...

Seit mittlerweile 155 Jahren gibt es den Faschingsumzug in Lichtenwörth. Lediglich im Zweiten Weltkrieg und während der Maul- und Klauenseuche 1973 gab es Unterbrechungen. In vielen Gemeinden mit überwiegend in der Landwirtschaft tätiger Bevölkerung war und ist es üblich, nach Weihnachten eine Ruhepause einzulegen. Diese wurde dazu genützt, um unter anderem auch zu feiern. „Speziell die Bräuche im Fasching sind uns sehr wichtig, deshalb sind wir auch so bekannt. Zuschauer kommen von weit her, um unseren Faschingsumzug zu sehen“, erklärt der ehemalige Burschenklubobmann Johann Pidlich. Angefangen mit dem damaligen Turnverein über die Freiwillige Feuerwehr bis aktuell zum Burschenklub Lichtenwörth hat man sich um diese Tradition bemüht. Ohne den Burschenklub wäre die jährliche Umsetzung kaum möglich. Der Faschingsumzug Lichtenwörth besticht speziell durch die Vielzahl der Papierrosen, die aus Krepppapier gedreht werden. Rund 20 Wagen sind heuer als „Roserlwagen“ angemeldet. Die Besucherinnen und Besucher beim 155. Lichtenwörther Faschingsumzug können sich auf eine bunte und aufwendige Rosenpracht freuen. In Summe werden zirka 30 Wagen, kombiniert mit Fußgruppen, teilnehmen und sich zur Schau

stellen. Aktuelle Themen genauso wie Hits und Gags, die jedes Jahr passen, werden zur Unterhaltung des Publikums präsentiert.

Roserl, Krepppapier und Vorbereitung Bei allen Feierlichkeiten findet sich die ganze Marktgemeinde zusammen und genau diese Verbundenheit macht das spezielle Flair aus. Fichtenreisig, Draht, Papier und diverse Materialien werden vom Burschenklub für die Mitwirkenden zur Verfügung gestellt. Johann Pidlich erzählt, dass in seiner Zeit die Burschen durch den Ort absammeln gingen und auch die Kostüme von den Frauen damals noch selber aufwendig genäht wurden. Die Vorbereitungen für den Umzug starten bereits im Herbst davor. Dazu treffen sich die jeweiligen Gruppen, die gemeinsam einen Wagen gestalten wollen, und beginnen, Papierrosen zu drehen. Zwischen 15.000 und 50.000 Roserl pro Wagen – ohne Übertreibung! – können es da schon sein. Der amtierende Burschenklubobmann Mathias Kogler erzählt: „Als ich damals Prinz war, haben wir rund 30.000 Roserl gedreht.“ Traditionell wird der den Zug anführende erste Faschingswagen, der sogenannte Prinz Karneval, von Pferden gezogen, dahinter

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... – grell und bunt.

folgt die Lichtenwörther Blasmusik und erst dann kommen die weiteren, reichlich geschmückten Wagen oder Fußgruppen. Jedes Jahr aufs Neue wird aus den Reihen des Burschenklubs der aktuelle Prinz Karneval gewählt. Heuer darf sich der 17-jährige Lorenz Müllner mit seinen neun Prinzessinnen darauf freuen, den Faschingsumzug zu eröffnen. Stichwort: Burschenklub. „Zweck des Vereines ist die Zusammenfassung der Lichtenwörther Jungburschen, weiters die Förderung des Brauchtums und der Heimatpflege unter besonderer Berücksichtigung der Erhaltung von Faschingsbräuchen.“ So lautet die offizielle Information auf der FacebookSeite des Burschenklubs Lichtenwörth. Aktuell zählt der Verein 48 Burschen. Als Johann Pidlich 1954 Obmann war, waren es 16 Burschen. Bereits mit 16 Jahren darf man(n) sich in den Burschenklub „einkaufen“. Dabei muss man mit jedem aktiven Burschen Wein nach dessen Wünschen trinken.

Faschingsumzug und seine Specials Eine weitere Kuriosität am Faschingssonntag in Lichtenwörth ist die Faschingszeitung, die von den Burschen verkauft wird. Darin sind die Hoppalas und Fauxpas detailreich


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