Das Ende der Idylle?

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Gielower Straße, um 1933; Foto: Landesarchiv Berlin, II 11 052

Die Architektur der Gebäude des 6. Bauabschnitts zeichnen sich durch eine modernere Architektur als in den 1. und 2. Bauabschnitten aus.

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Behrens-Straße, damals Moses-Löwenthal-Straße, umschlossen. Auf der Nordseite begrenzt die Parchimer Allee und auf der Südseite die Talberger Straße. Die mittige Gielower Straße teilt das Grundstück in zwei etwa gleich große Hälften. Ein erster Bebauungsplan von Bruno Taut und Martin Wagner 1928 sieht eine ringförmige Weiterführung der Jochen-Nüßler-Straße, der Dörchläuch­ tingstraße und der Paster-Behrens-Straße nach Süden über die Parchimer Allee hinweg vor. Der Plan ist baupolizeilich auch schon genehmigt, wird 1929 aber dann doch noch geändert. Da das Vorhaben des preisgünstigen Bauens für Arbeiter55 in den ers55 1928 wohnen in der Hufeisensiedlung 290 Beamte, 510 Angestellte, 79 Architekten, Techniker, Ingenieure, 96 Metallarbeiter, 81 Vertreter von grafischen Berufen, 85 Arbeiter und 311 ohne Berufsangabe. Vgl. ohne Autor: Wer bewohnt die GEHAG Häuser. In: Wohnungswirtschaft, 5.1928, Nr. 8, S. 74.

ten Bauabschnitten nicht ganz gelang und man durch die Rationalisierung nicht jene Senkung der Kosten erreichte, die man sich erhofft hatte, und da die Erträge aus den Hauszinseinnahmen durch die Wirtschaftskrise abnahmen, muss die GEHAG im 6. Bauabschnitt noch weitere Kosten einsparen. Ein erstes Einsparpotenzial ist die höhere Ausnutzung des vorhandenen Grundstücks. Bruno Taut verzichtet in seinem 1929 gezeichneten zweiten Bebauungsplan mit fünf in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Häuserreihen daher auf die Anlage von Straßen. Zu den Gebäuden führen lediglich etwa 2,5 Meter breite Fußwege, die nicht von Autos befahren werden können. Zudem erhalten die Geschosswohnungsbauten an der Parchimer Allee keine Mietergärten und es gibt keine öffentlichen Grünflächen. Statt eines separaten Vorgartens und eines rückwärtigen Gartens liegen die Mietergärten im 6. Bauabschnitt nur auf der Eingangsseite der Häuser, sie sind also Vor- und Hauptgarten zugleich. Einheitliche Hauszugangswege führen durch die Gärten zu den Haustüren und den davor liegenden Terrassen. Durch diese Maßnahme spart der Bauherr bei den Reihenhäusern jeweils eine zweite Außentür ein. Die stilistische Weiterentwicklung der Planer ist im viel städtischer wirkenden 6. Bauabschnitt deutlich ablesbar; die Architektur mit Flach- oder Pultdächern und größeren Fenstern deutlich moderner als im 1. und 2. Bauabschnitt. Entlang der Paster-Behrens-Straße und der FritzReuter-Allee plant Taut dreigeschossige Wohnblöcke mit geschlossenen, durchgehenden Fronten. Entlang der Parchimer Allee werden ebenfalls Wohnblöcke geplant. Diese sind aber aus der Reihe herausgerückt und mit den jeweils dahinter liegenden Reihenhausreihen verbunden. Am südlichen Ende entlang der Talberger Straße werden keine Wohnblöcke gebaut, vermutlich plante man, die Siedlung langfristig noch zu erweitern. Die Reihenhäuser sind fünf oder sechs Meter breit und haben Erdgeschoss plus einen oder zwei Stockwerke. Eine Sonderstel-


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